VIELFALT IN DER STADT

Kriegerdenkmäler in Hamburg

So unterschiedlich die ästhetisch-künstlerische Gestaltung, die Texte und Inschriften der Kriegerdenkmäler in Hamburg auch erscheinen mögen, gemeinsam sind den meisten die nachträgliche Stilisierung der getöteten Soldaten zu Helden und die Legitimation des Krieges als Kampf für Volk, Kaiser und Vaterland. Eine Absage an Krieg und Militär und ein Bewusstsein von Verantwortung und Schuld findet sich nicht.

Die meisten davon sind nach dem 1.Weltkrieg errichtet worden: auf öffentlichen Plätzen, neben Kirchen, auf Friedhöfen. Alle diese Denkmäler sind über viele Jahrzehnte Orte der Kriegsverherrlichung gewesen und in der Regel bis heute gut erhalten. Nur sehr wenige sind neu oder umgestaltet worden.

Ein Klick auf das Bild öffnet die Spalte mit Texten und Fotos zum Denkmal. Haben Sie weitere interessante Informationen oder historische Bilder zu den vorgestellten Kriegerdenkmälern? Dann würden wir sie gerne auf dieser Seite veröffentlichen.

Ein Klick auf den schwarzen Balken am Anfang der Denkmaldokumentation von

Bramfeld   Dammtor    Ottensen

öffnet die Berichte über die temporäre Kunstaktion der Evangelischen Akademie in Zusammenarbeit mit dem KunstHaus am Schüberg im Sommer 2014: »Kriegerdenkmäler – Stumme Zeugen ins Gespräch bringen«.

Fotos: Marlise Appel, Evangelische Akademie der Nordkirche, wenn nicht anders angegeben.

 


I N H A L T
Das Denkmal
Das Eiserne Kreuz

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Othmarschen

Auf der Nordseite der Straße Hochrad bei Haus Nr. 78

Die leicht gebogene Natursteinmauer mit eingesetzter Tafel aus geschliffenem Granit ist ein Kriegerdenkmal für die getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs. Die Mauer ist 7,20 Meter breit und 2,50 Meter hoch. Die Mauerstärke beträgt 80 cm.

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Es ist eine kleine Anlage direkt an der Straße Hochrad, gegenüber liegt der Jenisch-Park. Verschiedene Büsche und Bäume, besonders die Stechpalmen an beiden Seiten verdecken die Mauer zum Teil.

 

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Die Mauer ist aus sehr verschieden großen, aber eher gleichfarbigen Natursteinen mit wulstigen Fugen errichtet, oben schließt sie mit einer geraden Steinkante ab. Unterhalb der Tafel sind zwei steinerne Kranzhalter eingelassen. Rechts und links von der Tafel sind Steinbänke aufgestellt worden, die die Rundung der Mauer aufnehmen.

 

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Auf der eingelassenen Tafel aus rötlichem poliertem Granit kann man folgende Inschriften in Gold lesen:

1914 (Eisernes Kreuz) 1918

Darunter 59 Namen in sechs Spalten mit abgekürzten Vornamen. Das Eiserne Kreuz ist mit schwarzer Kontur, Kaiserkrone, einem »W« für Wilhelm II und dem Jahr des Kriegsbeginns: »1914« dargestellt.

 

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Die Inschrift unter den Namen lautet:

up ewig unvergeten

»In Othmarschen formulierten Stifter die Inschrift ihres Denkmals auf Plattdeutsch: ›up ewig unvergeten‹ – für immer unvergessen. Diese ist angelehnt an das ›up ewig ungedeelt‹ – für immer ungeteilt – auf Denkmälern in Erinnerung an die Erhebung Schleswig-Holsteins. Durch das plattdeutsche soll eine Heimatverbundenheit ausgedrückt werden.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

 

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Eine der beiden Steinbänke mit rundgeschnittener Sitzfläche.

 

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Das Kriegerdenkmal ist eingerahmt von Eichenbäumen.

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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I N H A L T
Das Denkmal
Historische Fotos
Die Beschädigung
Der Wettbewerb
Der Schlageter-Stein bei der Christuskirche
Die Einweihung
Wer war Schlageter?
Der Stahlhelm
Die Deutsche Eiche

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Othmarschen

Gemauerte Pyramide im kleinen Park an der Liebermannstraße / Ecke Ansorgestraße

Zur Anlage mit dem Kriegerdenkmal geht man drei Stufen hinunter. Hinter einer riesigen Eibe in der Mitte des Parks ist die kleine Pyramide erst gar nicht zu entdecken. Sie hat einen Sockel aus behauenen Natursteinen, der Aufbau besteht aus grauem Stein – eine empfindliche Konstruktion, wie man an vielen Stellen sieht.

Am 16. Juli 1921 hatte der Maler, Grafiker und Bildhauer Willi Otto Max Lange den »Ideenwettbewerb zur Gestaltung einer Krieger-Gedenkstätte in Othmarschen« gewonnen, siehe das Kapitel »Der Wettbewerb«. Anfang 1923 wurde mit dem Bau des Othmarscher Denkmals begonnen, am 2. September 1923 wurde es mit einer großen Feier eingeweiht.

            HH Othmarschen Pyramide web

Die Inschrift auf der Frontseite, in erhabener Schrift gestaltet, lautet:

DIE EINWOHNER
OTHMARSCHENS
IHREN GEFALLENEN
ZUM GEDÄCHTNIS

1914 – 1918 
1939 – 1945 (nachträglich ergänzt)

Darunter ist ein steinerner Kranzhalter eingemauert, der inzwischen beschädigt ist, siehe weiter unten.

 

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Darüber liegt ein Stahlhelm als Relief auf einem Podest – es könnte auch ein Sarkophagdeckel sein – umgeben von einem heroisierenden Strahlenkranz.

Mehr im Kapitel »Der Stahlhelm«

 

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Für die Inschrift und die Namen wurde eine Kunstschrift gewählt, die für die Namen fein gemeisselt wurde.

 

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An den Seiten stehen 87 Namen unter der Überschrift auf der rechten Seite:

ES STARBEN
FÜR DAS VATERLAND

 

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Kaputte Stellen wurden früher wohl kunstvoll repariert, mittlerweile scheint das Denkmal weitgehend unbeachtet zu sein.

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Historische Fotos

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Aus dem Jahr 1925. Hier ist auch schon die berühmte riesige Eibe zu sehen, sie gilt als ein Wahrzeichen Othmarschens. Früher war die Fläche um das Denkmal gepflastert, sie hieß »Eibenplatz«.

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Volkstrauertag im Jahr 1960 ...

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... und im Jahr 2012

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Die Beschädigung

2012 konnte man noch erkennen, dass der Kranzhalter vorne mit dem Relief eines Eisernen Kreuzes, dem militärischen Ehrenzeichen der Deutschen von Kaiser Wilhelm II bis Hitler, verziert war. Am Mittwoch, den 14. November 2012 schreibt das Elbe-Wochenblatt über die »Nacht-und-Nebel-Aktion« eines Unbekannten.

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Elbe Wochenblatt, 2012


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Der Wettbewerb

Am 21. Mai 1921 wurde er vom Kommunalverein für Altona-Othmarschen und dem Bürgerverein in Othmarschen ausgelobt. Die in Altona geborenen oder ansässigen Künstler durften sich am Ideenwettbewerb beteiligen. Der beste Entwurf sollte mit 3000 Mark belohnt werden. in der Altonaer Bürgerzeitung wurde eine Anzeige und ein Bericht gedruckt.

 

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Das »Preisgericht« bestand aus dem Gartendirektor Linne, dem Architekten Erich Elingius, dem Bildhauer Oskar E. Ulmer, dem Maler Professor Battermann und je einem Vertreter von Kommunalverein und Bürgerverein.

 

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Am 16. Juli 1921 wurde dann in der Altonaer Bürgerzeitung der Sieger bekannt gegeben: Von 17 Einsendern erhielt der Maler, Grafiker und Bildhauer Willi Otto Max Lange (1876–1950) vor Bildhauer Waetke, Architekt Prof. Franke und Schnackenberg & Siebold den ersten Preis.

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Der Schlageter-Stein bei der Christuskirche

»Am 6. August 1933 wurde im Park neben der Othmarscher Christuskirche ein übermannshoher Schlageter-Gedenkstein eingeweiht [...] Der Othmarscher Gedenkstein ist hinsichtlich Form, Material und Zeitpunkt seiner Aufstellung ein sehr typisches Schlageter-Denkmal. Er steht in der Tradition der Findlingsdenkmäler, die im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Schleswig-Holstein errichtet wurden und die um die Jahrhundertwende in ganz Norddeutschland eine erste Hochkonjunktur erlebten. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbol nationaler Identität, als ›urdeutsch‹ [...]

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Vor diesem politischen Hintergrund ist die von der Kriegskameradschaft Othmarschen anläßlich ihres 10jährigen Bestehens gestiftete Schlageter-Gedenkstätte zu betrachten. Auf dem von der Kirchengemeinde zur Verfügung gestellten Grundstück wurde ein großer Granitfindling aufgestellt, daneben von Gartenbaubesitzer Carl Ansorge eine ›deutsche Eiche‹ gepflanzt. Im festlich geschmückten Othmarschen nahmen zahlreiche Organisationen an der Einweihung – einer ›Kundgebung von selten erlebtem Ausmaß‹ (Altonaer Nachrichten) – teil: Stahlhelm, Schutzpolizei, Kreiskriegerverband Altona, Kriegervereine des Kreises Pinneberg, Bahnschutzformationen, Scharnhorst- und Hitlerjugend, SA und SS – insgesamt sollen es 8-10.000 Menschen gewesen sein, eine wohl durch nationale Begeisterung überhöhte Zahl, denn die Kriegerkameradschaft selbst hatte nur 250 Mitglieder. Die Feier begann mit einem Feldgottesdienst, den Pastor Schröder abhielt. [...] Anschließend übernahm der Bürgermeister der Stadt Altona, Dr. Dehning, das Denkmal in die Obhut der Stadt und erläuterte dessen Funktion: ›Der Denkstein soll an das Opfer Schlageters und der vielen SA- und SS-Männer mahnen, er trage die Jahreszahl 1933 und soll erinnern an das Jahr der Wiedervereinigung des deutschen Volkes zu einer Schicksalsgemeinschaft‹. Er fügte hinzu: ›Der Stein, der vielleicht schon Jahrtausende überdauert hat, soll bis in die fernste Zukunft Zeugnis ablegen von dem deutschen Helden Albert Leo Schlageter. [...] Es ist anzunehmen, daß im Nationalsozialismus alljährlich am 26. Mai, Schlageters Todestag, Gedenkfeiern am Othmarscher Denkmal abgehalten wurden. Zu einem unbekannten Zeitpunkt (1945 oder in den Folgejahren) wurden Stein und Eiche entfernt.«

Christian Fuhrmeister, Kunstgeschichtliches Seminar der Universität Hamburg, Graduiertenkolleg »Politische Ikonographie«


Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag von Christian Fuhrmeister:

Fuhrmeister: Schlageter-Stein

Mehr im Kapitel »Die Deutsche Eiche«


Vielen Dank an Johann Eitmann vom Archiv Flottbek-Othmarschen des Bürgervereins e.V. für die Recherche und die Erlaubnis, die Archivalien hier zeigen zu können.

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Die Einweihung

Um 13 Uhr am 6. August 1933 wurde bei einer Kundgebung an der Christuskirche der Schlageter-Gedenkstein, der von der Kreiskriegerkameradschaft Othmarschen gestiftet worden war – enthüllt. Die Weihefeier beginnt mit einem Feldgottesdienst, den Pastor Schröder abhält.

»Er sieht in dieser Stätte einen Ausdruck deutschen Freiheitswillens und eine stetige Mahnung, sich stets für die Freiheit des Volkes einzusetzen. Die Freiheit habe ihre Wurzeln in der Gebundenheit an den lebendigen Gott. Wahrheit und Freiheit! Die Macht der Lüge haben wir reichlich erfahren in den letzten anderthalb Jahrzehnten. Wir haben schwer zu tragen gehabt an der Unfreiheit. Im Aufbruch einer neuen Zeit wollen wir uns an dem Helden Schlageter aufrichten.«

Aus dem Bericht der Schlesw.-Holst.-Tageszeitung vom 7.8.1933


Die nachfolgende Rede vom Altonaer Bürgermeister Dr. Dehning schließt mit einem Sieg-Heil auf Volk und Führer. Den anschließenden Vorbeimarsch an der Gedenkstätte beginnen die Hitler-Jugend und die SA und SS, die auch mit Reiterabordnungen vertreten war.

Hier können Sie den vollständigen Bericht aus der Schlesw.-Holst.-Tageszeitung vom 7. August 1933 lesen. Wir bedanken uns dafür bei der Geschichtswerkstatt Ottensen.

Schlesw.-Holst.-Tageszeitung, 1933


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Wer war Schlageter?

Albert Leo Schlageter, 1894-1923, war Soldat im 1. Weltkrieg und Angehöriger verschiedener Freikorps. Schlageter war Mitglied der NSDAP-Tarnorganisation Großdeutsche Arbeiterpartei. Während der französisch-belgischen Ruhrbesetzung war er militanter Aktivist und wurde wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschläge von einem französischen Militärgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet.

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     Foto: Bundesarchiv_Bild_183-J27290/Wikimedia Commons

Schlageter wurde in der Weimarer Republik nach seiner Hinrichtung nicht nur von rechten Kreisen zur Märtyrerfigur erhoben, sondern erfuhr »über Parteigrenzen hinweg« erhebliche Sympathien. Die NS-Propaganda begründete einen »Schlageter-Kult«.

Schlageter als Jesus Erich Klahn web
Foto: Herbert Pötter/Landeskirche

• der NS-nahe Künstler Erich Klahn stellte Schlageter am Amelungsborner Altar als Jesus dar.

Die politische Rechte glorifizierte seither Schlageter als nationalen Märtyrer, der einem Verrat seiner politischen Gegner zum Opfer gefallen sei. Dabei spielten die Nationalsozialisten und deren unmittelbare Vorläufer eine besonders aktive Rolle. Die »vermeintlichen Heldentaten Schlageters und seiner Gesinnungsgenossen (schufen) den Grundstock einer Propaganda, mit der über ein Jahrzehnt später das Dritte Reich seine Jugend in ähnlichem Sinne zu erziehen hoffte.« So machte der NS-Dichter Hanns Johst in seinem zwischen 1929 und 1932 entstandenen »Schlageter« seinen Titelhelden zum »ersten Soldaten des Dritten Reiches«: Er mythologisierte Schlageters Ende mit dem pathetischen Aufruf »Deutschland!!! Erwache! Erflamme!!!« zum »Blutopfer« für das deutsche Volk. Johsts »Prototyp des nationalsozialistischen Dramas« wurde von den Nationalsozialisten als stärkste »dichterische Gestaltung der Gesinnung und Haltung unseres neuen Deutschland gefeiert« und 1933 in mehr als 1000 deutschen Städten aufgeführt.

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Für die Zeitgeschichtsforschung ist Schlageter ein nachrangiges Thema. Er sei, so ein regionalgeschichtliches Urteil, »persönlich recht unbedeutend«. Soweit Zeithistoriker ihn überhaupt wahrnehmen, rechnen sie ihn ganz überwiegend der frühen NS-Bewegung zu und heben seine Heroisierung als »Märtyrer« der »politischen Rechten« im »Schlageter-Kult« hervor.

Ehrungen Schlageters beschränken sich nach 1945 auf den rechten Rand des politischen Spektrums. Exemplarisch steht dafür der in den 1970er Jahren bestehende neonazistische Bund »Albert Leo Schlageter«. 1977 versuchte er an eine Ehrung von 1933 anzuknüpfen, indem er bei Passau am Ort eines Schlageter-Kreuzes eine Tafel in einer Art Runenschrift anbrachte. Ende der 1970er Jahre existierte in Südwestdeutschland eine »Wehrsportgruppe Schlageter«, die in Kontakt mit der »Wehrsportgruppe Hoffmann« stand und deren Führer »persönliche Beziehungen zum mutmaßlichen Oktoberfest-Attentäter Gundolf Köhler« hatte.

Nach Wikipedia, abgerufen am 27.2.2018

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Der Stahlhelm

Neben dem militärischen Ehrenzeichen Eisernes Kreuz ist die Darstellung eines Stahlhelms das meist gezeigte Symbol auf Kriegerdenkmälern.

Die neuen Methoden der Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der Lazarettarzt Professor August Bier (nach ihm ist z.B. eine Klinik in Malente benannt) beobachtete höchst gefährliche Granatsplitterverletzungen des Gehirns in erschreckender Häufigkeit und entwickelte darum zusammen mit dem Ingenieur Dr. Friedrich Schwerd den neuen Helm aus Stahl, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

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Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.

Auf dem Verwundetenabzeichen, das 1939 eingeführt wurde, war ein Stahlhelm zu sehen, obwohl offensichtlich seine Schutzwirkung nicht ausgereicht hatte:

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Adolf Hitler hatte die Verordnung über die Stiftung des Verwundetenabzeichen am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls der Deutschen Wehrmacht auf Polen, erlassen.

Hitlers Verwundetenabzeichen auf Wikipedia


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten dann diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms der Wehrmacht in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin auch im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


Aus Bertolt Brechts Kriegsfibel

»Seht diese Hüte von Besiegten! Und
Nicht als man sie vom Kopf uns schlug zuletzt
War unserer bitteren Niederlage Stund.
Sie war, als wir sie gehorsam aufgesetzt.«

Die Kriegsfibel – die eigentlich Anti-Kriegsfibel heißen müsste – ist Bertolt Brechts letztes lyrisches Werk und Kultbuch der frühen Friedensbewegung. Die Fibel mit den ästhetisch gekonnten Text-Bild-Kompositionen ist eine kompromisslose Studie gegen den Krieg.

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Die Deutsche Eiche

»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

Diese Geschichte steht in der »Chronik der Landgemeinde Rethwisch« von Doris Moßner und Inga Rogga aus dem Jahr 2001:

»1933 wurde mit einer offiziellen Zeremonie eine Adolf-Hitler-Eiche auf dem Dorfplatz gepflanzt (s. Foto). Auf dem Foto sieht man Heinrich Behnke, [...] sowie Hartwig Gäde. Herbert Hansen, mit weißen Kniestrümpfen, musste damals ein Gedicht aufsagen. Lehrer Kühl hielt eine Rede.

SH Rethwisch Hitlereiche web

Am 8. Mai 1945, am Tag der deutschen Kapitulation, wurde die Eiche von Ernst Meier mit den Worten umgehauen: ›Du Aas kümmst af!« Hartwig Gäde erzählt dazu: ›As ik ut de Gefangenschaft, ut den Krieg kam, da käm de ole Meier to mi hin un seggt: ›Soll ik di mal wiesen, wo diene Adolf Hitler Eiche is? Denn komm mal mit!‹. Da ist er dann mit mir in seinen Garten gegangen und zeigte auf einen Zaunpfahl. Die Eiche hatte er abgesägt und einen Zaunpfahl daraus zurechtgeschnitten. Der alte Meier war der SPD treu geblieben.«

NDR-Zeitreise: Die Geschichte der »Hitlereichen«

Schleswig-Holstein Magazin vom 14. April 2023



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Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes

 

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> Weiße Wäsche – Kunstaktion 2014


I N H A L T
Das Denkmal
»Ihren gefallenen Helden«
»Treue um Treue«
Deutsch sein heisst treu sein
Der Treueeid der Soldaten
Der Wahlspruch der Waffen-SS
»Treue um Treue«: in der Bundeswehr verboten
Das Eiserne Kreuz
Findlinge
Das Kirchenregiment
Psalm 101

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Ottensen

Auf dem historischen Friedhof bei der Christianskirche

2015 war er fast zugewachsen von Rhododendronbüschen: Ein hoher Findling mit einem großen »Eisernen Kreuz« in der Variante der Kaiserzeit.
 

HH Ottensen Stein webFoto: Kerstin Klingel

Es ist der Gedenkstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs der Christians-Gemeinde.

Mehr zu diesem Denkmalstyp im Kapitel »Findlinge«


HH Ottensen 2020 vorne web


2020 ist der schon leicht verwitterte Stein freigelegt worden, man kann ihn nun umrunden und alle Inschriften lesen.


HH Ottensen 2020 Inschrift web


Sie lauten auf der Frontseite des Findlings:

1914 – 1918
Treue
um
Treue

Gemeint sein dürfte eine Verkürzung der Aufforderung, die wir auf einigen »Ehrenmälern« zum 1. Weltkrieg lesen können, z.B. auf dem Kieler Nordfriedhof: »Wir Toten fordern als unser Recht die alte Treue vom neuen Geschlecht«. Andernorts wurde offen die Revanche gefordert: »Möge aus ihren Gebeinen der Rächer erstehen« in Altenkirchen/Rügen oder in Hörnerkirchen: »Wir sind die Saat, von Deutschland ausgesät / mit bebender Hand. / Wollt ernten ihr, so gebt euch hin wie wir / dem Vaterland« und in Rümpel: »Der heranwachsenden Jugend zur Nacheiferung«.

Auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung werden die Parlamentsdebatten zum Versailler Vertrag beschrieben:

»In den folgenden Jahren nutzten fast ausschließlich NSDAP-Abgeordnete, wie Franz Stöhr, Wilhelm Kube und Gregor Strasser, den Begriff ›Schmachfrieden‹ und instrumentalisierten den Versailler Vertrag, um gegen die Republik und die Demokraten zu agitieren. Der Sozialdemokrat Kurt Löwenstein brachte es im Juni 1925 auf den Punkt: ›Die Herren von rechts (…) wollen (…) auf den Krücken des ›Schmachfriedens von Versailles‹ die schwärmerische Jugend im Geiste der Revanche erziehen und durchbilden.‹«

Link zum Beitrag


Es geht also auch hier auf dem historischen Friedhof der Christianskirche um die Treue zum Vaterland, die die Soldaten durch ihren Kriegstod bewiesen haben und die Aufforderung, diese Treue mit einem neuen Krieg für das Vaterland zu erwidern.

Das »Ehrenmal« lässt sich so schwerlich auf die Funktion des Trauerns und Erinnerns an tote Soldaten reduzieren.

Mehr dazu im Kapitel »Treue um Treue«


HH Ottensen 2020 Widmung web

Am Fuß des Steins:

Ihren gefallenen Helden
die Christians-Gemeinde

HH Ottensen 2020 Psalm web

Auf der Rückseite des Findlings ist der Psalm 101:6 eingemeißelt:

Meine Augen sehen nach
den Treuen im Lande

Mehr dazu im Kapitel »Psalm 101«

HH Ottensen 2020 hinten web


Der Stein steht prominent am Weg zum Kircheneingang, er ist ein Teil des historischen Friedhofs der Christianskirche.

Ein Flyer der Kirchengemeinde zeigt einen Rundgang über den historischen Friedhof. Das Kriegerdenkmal wird unter Punkt 3 beschrieben: »... findet sich das Motto »Treue um Treue«. Da die Losung später auch von der Wehrmacht benutzt (und missbraucht) wurde, ist ihre Verwendung im Bereich der Bundeswehr seit 2014 verboten. Die Kirchengemeinde plant eine Umgestaltung des Ensembles mit einer klaren Botschaft gegen Hass und Gewalt.«

Flyer: Rundgang über den historischen Friedhof

6 Seiten aus »Kirchspiel« 11/2014, eine Publikation der Kirchengemeinde

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»Ihren gefallenen Helden«

Der Historiker Klaus Latzel schreibt in ZEITGeschichte 4/2018: »Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken. Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Auch Hartmut Häger beschreibt in seinem Buch »Kriegstotengedenken in Hildesheim« den euphemistischen Ausdruck »Gefallener«: »Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden« stellt Kerstin Klingel in »Eichenkranz und Dornenkrone« fest. »Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.« (Kurt Tucholsky)


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»Treue um Treue«

Auf dem Friedhof der Dankeskirche in Kiel-Holtenau steht ebenfalls ein Kriegerdenkmal mit dieser Inschift. In seiner Kolumne »Gott und die Welt« in den Kieler Nachrichten zum Volkstrauertag am 13. November 2021 machte Pastor Jens Voß u.a. diese Inschrift zum Thema:

»Die Stele auf dem Holtenauer Friedhof, auf der unter dem eisernen Kreuz der Spruch ›Treue um Treue‹ von nachfolgenden Generationen Genugtuung fordert, ...«

Er ergänzte später: »Die Stele auf dem Holtenauer Friedhof wurde 1923 errichtet, also zehn Jahre vor der ›Machtergreifung‹ der Nazis. In der Zeit war Nikolaus Christiansen Pastor in Holtenau. Wie viele junge Deutsche war er als Freiwilliger in den Ersten Weltkrieg gezogen und in Russland verwundet worden. Christiansen wurde 1926 Konsistorialrat im Landeskirchenamt in Kiel, trat der NSDAP bei und war von 1933-1935 als geistlicher Vizepräsident der Deutschen Evangelischen Kirche in Berlin unmittelbar an der Gleichschaltung der Deutschen Christen mit dem Regime beteiligt.

Der geistige Kontext des Spruches ›Treue um Treue‹ kann auf dem Nordfriedhof genauer nachgelesen werden. Die dort 1933 eingeweihte Gedenkstätte formuliert ausführlicher: ›Wir Toten fordern als unser Recht die alte Treue vom neuen Geschlecht.‹ Noch deutlicher wurde Marineoberpfarrer Friedrich August Ronneberger 1927 in seiner Predigt anlässlich der Einweihung des ›Marine-Ehrenmals‹ in Laboe: ›Sie rufen uns zu: ›Heraus, sofern ihr unserer noch gedenkt, die Schmach getilgt und die Ketten gesprengt! Wir Toten fordern als unser Recht, die alte Treue vom neuen Geschlecht.‹ Mancher Stein liegt freilich noch im Wege, aber wie einst Hermann der Cherusker bewusst die deutschen Stämme zum Kampf gegen römische Fremdherrschaft aufrief, so wird auch uns wieder ein Führer entstehen, der uns aus Nacht zum Licht führt, und der uns den Platz an der Sonne wiedergibt.‹

Anders als manche vermuten, ist der Spruch ›Treue um Treue‹ keineswegs ein harmloser Ausdruck der notwendigen gegenseitigen Verlässlichkeit unter Soldaten, in dem Pastor Christiansen auch einen Bezug auf die Treue Gottes zu den Menschen herausgelesen haben könnte. Es drückt sich darin ein völlig ungebrochenes Verhältnis zum Krieg aus, das bedauerlicherweise später auch in bestimmten Kreisen der Bundeswehr weiter tradiert wurde. Dort ist der Spruch seit 2014 im dienstlichen Kontext verboten, weil die Bundeswehr als ›Parlamentsarmee‹ in keiner Weise ideologisch an die Deutsche Wehrmacht anknüpft.«

Unsere Dokumentation des Kriegerdenkmals in Kiel-Holtenau


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Deutsch sein heisst treu sein

Das ist ein Motto aus der rigiden Untertanenerziehung der wilhelminischen Kaiserzeit. In Kriegszeiten verstärkte sich seine Bedeutung. Hartmut Häger beschreibt den Treuebegriff: »Das ›Vaterland‹ forderte bedingungslose Treue und ließ keine Frage nach der Rechtmäßigkeit des Krieges, der Befehlshaber und der Befehle zu. Die absolute Treue wiegt die Schmach der Niederlage auf – man ist wenigstens treu geblieben, dem Eid, dem Vaterland, einer Idee, sich selbst – wem oder was auch immer.«

Die Nationalsozialisten haben die Treue dann zu einem feststehenden Merkmal deutscher Identität erkoren. Mit der Indoktrination der Jugend fing es an:

 

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Für die weibliche Jugend beim Bund Deutscher Mädels genauso wie ...

 

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... für die Jungs der Hitlerjugend. Die sollten allerdings auch stark sein!

 

»Treue« war dann innerhalb der Nazi-Ideologie ein widerspruchsloser Gehorsam. Durch die Gleichsetzung der Begriffe »Treue« und »Ehre« wurde ein Treuebruch zu einem Ehrverlust. Der Begriff »Ehre« verlor dadurch seinen traditionellen moralischen Inhalt. Denn die Ehre eines Soldaten etwa, der sich aus Ehrgefühl weigern könnte, an einem Kriegsverbrechen teilzunehmen, spielte im Ehrbegriff keine Rolle mehr. Es zählte allein der blinde Gehorsam.

Die Projektion auf den Führer hin war notwendig, um den bedingungslosen Gehorsam auch bei verbrecherischen Befehlen zu erreichen. Dies konnte man nicht durch ein Gesetz erzwingen. Es bedurfte der Freiwilligkeit des Soldaten, die durch Umdeutung traditioneller Ideale erreicht wurde.

nach Wikipedia, abgerufen am 16.2.2014


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Auf Websites mit Nazi-Devotionalien von und für Rechtsextremisten findet man ein reichhaltiges Angebot mit dem Treue-um-Treue-Spruch: T-Shirts, Poster etc.

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Der Treueeid der Soldaten

Das Wort »Treue« auf dem Gedenkstein an der Christianskirche:

HH Ottensen 2020 Treue web


Hartmut Häger hat die Formeln des Fahneneids von 1914 bis heute zusammengestellt:

»Preußische Armee
›Ich (Vor- und Zuname) schwöre zu Gott dem Allwissenden und Allmächtigen einen leiblichen Eid, daß ich seiner Majestät dem König der Preußen Wilhelm II., meinem allergnädigsten Landesherren, in allen und jeden Vorfällen, zu Land und zu Wasser, in Kriegs- und Friedenszeiten und an welchen Orten es immer sei, getreu und redlich dienen, Allerhöchstdero Nutzen und Bestes befördern, Schaden und Nachteil aber abwenden, die mir vorgelesenen Kriegsartikel und die mir erteilten Vorschriften und Befehle genau befolgen und mich so betragen will, wie es einem rechtschaffenen, unverzagten, pflicht- und ehrliebenden Soldaten eignet und gebühret. So wahr mir Gott helfe durch Jesum Christum und sein heiliges Evangelium!‹
(Jüdische Soldaten: ›So wahr mir Gott helfe!‹)

Reichswehr
›Ich schwöre Treue der Reichsverfassung und gelobe, dass ich als tapferer Soldat das Deutsche Reich und seine gesetzmäßigen Einrichtungen jederzeit schützen, dem Reichspräsidenten und meinen Vorgesetzten Gehorsam leisten will‹ (bis 2. August 1934)

Wehrmacht
›Ich schwöre bei Gott diesen heiligen Eid, dass ich dem Führer des deutschen heiligen Reiches, Adolf Hitler, dem Obersten Befehlshaber der Wehrmacht, unbedingt Gehorsam leisten und als tapferer Soldat bereit sein will, jederzeit für diesen Eid mein Leben einzusetzen.‹ (ab 2. August 1934)

Bundeswehr
›Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.‹

Nationale Volksarmee
›Ich schwöre: Der Deutschen Demokratischen Republik, meinem Vaterland, allzeit treu zu dienen und sie auf Befehl der Arbeiter-und-Bauern-Regierung gegen jeden Feind zu schützen.
Ich schwöre: An der Seite der Sowjetarmee und der Armeen der mit uns verbündeten sozialistischen Länder als Soldat der Nationalen Volksarmee jederzeit bereit zu sein, den Sozialismus gegen alle Feinde zu verteidigen und mein Leben zur Erringung des Sieges einzusetzen.
Ich schwöre: Ein ehrlicher, tapferer, disziplinierter und wachsamer Soldat zu sein, den militärischen Vorgesetzten unbedingten Gehorsam zu leisten, die Befehle mit aller Entschlossenheit zu erfüllen und die militärischen und staatlichen Geheimnisse immer streng zu wahren.
Ich schwöre: Die militärischen Kenntnisse gewissenhaft zu erwerben, die militärischen Vorschriften zu erfüllen und immer und überall die Ehre unserer Republik und ihrer Nationalen Volksarmee zu wahren.
Sollte ich jemals diesen meinen feierlichen Fahneneid verletzen, so möge mich die harte Strafe der Gesetze unserer Republik und die Verachtung des werktätigen Volkes treffen.‹«

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Der Wahlspruch der Waffen-SS

Traditionelle Tugendbegriffe wie »Ehre« und »Treue« oder auch »Kameradschaft«, »Gehorsam« usw. waren in der Sprache der SS-Ideologie reichlich enthalten. Jedoch hat die SS durch einen spezifisch nationalsozialistischen Gebrauch diesen Wörtern ihren eigenen Sinn verliehen. So war der Begriff »Treue« allein auf die Person Adolf Hitlers ausgerichtet. Dies drückte sich unter anderem im Eid der SS-Männer aus:

»Wir schwören Dir, Adolf Hitler (…) Treue und Tapferkeit. Wir geloben Dir und den von Dir bestimmten Vorgesetzten Gehorsam bis in den Tod« […]

Der Wahlspruch der Waffen-SS lautete »Unsere Ehre heißt Treue«. Dieser Spruch oder Abwandlungen davon sind in einigen Ländern strafbar, in Deutschland durch das Strafgesetzbuch, § 86a StGB, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

nach Wikipedia, abgerufen am 16.2.2014

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»Treue um Treue«: in der bundeswehr verboten

Erlass von Heeresinspekteur Bruno Kasdorf vom 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai: »Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte] wird der Wahlspruch ›Treue um Treue‹ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom ›Karfreitagsgefecht‹ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.

In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.

In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.

Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.

Mit Entscheidung des InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches ›Treue um Treue‹ für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.«

Die im Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
»Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift ›Treue um Treue‹. (…) Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind.

Der Wahlspruch ›Treue um Treue‹ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.«

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hat Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

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Das Eiserne Kreuz auf dem Gedenkstein neben der Christianskirche zeigt oben die Krone des Preußisch-Deutschen Kaisers, in der Mitte das »W« für Wilhelm II. und unten die Zahl 1914 für das Jahr seiner Ordensstiftung.

Heute sehen wir auf fast jedem Kriegerdenkmal ein Eisernes Kreuz. Es wird den toten Soldaten posthum und kollektiv verliehen. Nach Meinung der Denkmalsinitiatoren hat der Kriegstod die Treue und Tapferkeit der toten Soldaten bewiesen, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält das Eiserne Kreuz nicht ohne »Leistungsnachweis«.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg – nachdem sie noch Massaker an der Zivilbevölkerung Belgiens begangen hatten – zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203


»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28


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Das Kirchenregiment

Die Krone des Preußisch-Deutschen Kaisers im Eisernen Kreuz auf dem Denkmalsstein an der Christianskirche trägt oben ein Kreuz.


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Es ist ein Zeichen für das »landesherrliche Kirchenregiment«. Dieser Ausdruck beschreibt die Leitungsgewalt (das Regiment) des Landesherrn (des Kaisers) über das evangelische Kirchenwesen in seinem Territorium.

 

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Foto: David Liuzzo / Wikimedia Commons

Krone des Preußisch-Deutschen Kaisers. Photographie des Holzmodells von 1872, bis 1940 ausgestellt in Schloss Monbijou, Berlin.

 

Mit dem Ende des 1. Weltkriegs dankte Kaiser Wilhelm II. ab. Damit verlor die Evangelische Kirche ihr staatliches Oberhaupt. Die Trennung von Staat und Kirche war eingeleitet.

Das »landesherrliche Kirchenregiment« fand endgültig sein Ende mit den Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung in Artikel 137 zum Selbstbestimmungsrecht der Kirche. Die Kirchenleitung ging auf die Synoden über; die Konsistorien waren keine staatlichen Behörden mehr, sondern rein kirchliche.


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Psalm 101

Psalmen sind die im Alten Testament gesammelten Lieder des Jüdischen Volkes. Der Psalm 101 gehört vermutlich zum Gelöbnis des Königs Davids bei seiner Krönung. Der König verpflichtet sich für das Recht einzutreten und Menschen in seine Umgebung zu holen, die Gott gegenüber treu sind und sich auf dem rechten Weg halten. Er verpflichtet sich, Übeltäter zum Schweigen zu bringen und Böse zur Verantwortung zu ziehen. David hält Ausschau auf das Friedensreich, das kommen wird.

Auf einem Stein, der tote deutsche Krieger als Helden glorifiziert, hat dieser Psalm nichts zu suchen.

1 Ein Psalm Davids. Von Huld und Recht will ich singen, dir, HERR, will ich spielen. 2 Auf den rechten Weg will ich achten. Wann kommst du zu mir? Ich lebe mit lauterem Herzen inmitten meines Hauses. 3 Ich setze mir nicht vor Augen, was Verderben bringt. Ich hasse es, Unrecht zu tun, es soll nicht an mir haften. 4 Falschheit sei meinem Herzen fern, ich will Böses nicht kennen. 5 Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, den bring ich zum Schweigen. Wer stolze Augen hat und ein hochmütiges Herz, den kann ich nicht ertragen. 6 Meine Augen suchen die Treuen im Land, sie sollen bei mir wohnen. Wer auf dem rechten Wege geht, der darf mir dienen. 7 In meinem Haus wohne kein Betrüger, kein Lügner kann bestehn vor meinen Augen. 8 Morgen für Morgen bring ich zum Schweigen alle Frevler des Landes, um auszurotten aus der Stadt des HERRN alle, die Unrecht tun.

Einheitsübersetzung 2016

Psalm 101 auf Bibelkommentare.de


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Kunstaktion zum Jubiläum »350 Jahre Altona«

An der Wiese zwischen Altonaer Rathaus und Park, mit Aktionen rund um die Christianskirche

Am Freitagmorgen, den 22. August beginnt der Aufbau der Kunstaktion als Kontrast und Ergänzung zur Jubiläumsfeier. Sie ist eine Einladung zum Blickwechsel: Manumentale Gestaltungen des Krieges werden mit Bildern des Alltags und Wider-Sprüchen kontrastiert. Heldenverehrung oder Totengedenken. Kriegsverklärung oder Protest gegen Krieg. Stolz oder Trauer. Die temporäre Kunstaktion erinnert an diesem Standort auch an eine dunkle, oft verdrängte Phase der Altonaer Geschichte. Hier vor dem Rathaus war der Aufmarschplatz für die Soldaten, die von Altona aus in den Krieg zogen. Die Wäschleineninstallation wird 14 Tage zu sehen sein.

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Der Bremer Künstler Uwe Schloen drapiert die weiße Wäsche auf der Leine parallel zur Rathausmauer.

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Auch der Findlingsstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs bekommt eine kleine künstlerische Kommentierung.

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Axel Richter vom KunstHaus am Schüberg in Ammersbek kämpft mit dem Wind um die Aktion am Grab des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock vorzubereiten.

 

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Hans Bunge, bildender Künstler und Alltagsforscher, Mitglied der Gemeinde der Christianskirche und Uwe Schloen hängen die vergrößerten Postkarten mit dem Text für den Liedervortrag auf.

 

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Um die Grabstätte von F.G. Klopstock ist alles für die Kundgebung vorbereitet.

 

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Um 15 Uhr beginnt ein Rundgang mit Pastor Ulrich Hentschel, Studienleiter der Evangelischen Akademie der Nordkirche für Erinnerungskultur.

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Nach der Vorstellung der »Kunstaktion mit der Wäscheleine« werden auch die privaten Grabsteine für getötete Soldaten betrachtet.

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Besonders berührt die Inschrift für den Kriegsfreiwilligen Enrique Nollau, der 18-jährig in Polen verwundet wurde und seinen Eltern schrieb, wohl bevor er gut fünf Wochen später starb: »Es war doch schön, daß ich mitgegangen bin«. Die Eltern trauern nun um »Unser einzig Kind«.

 

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Auch von diesem Grabstein haben Gemeindemitglieder eine sogenannte Frottage angefertigt, um ihn zu dokumentieren.

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Am Klopstockgrab liest Ulrich Hentschel den »Schlachtgesang« vor, mit dem der Dichter 1767 begeistert zum Krieg aufgerufen hatte: »Auf! In den Flammentod hinein.« Diese Ode begleitete viele deutsche Soldaten auch in den 1. Weltkrieg.

Schlachtgesang

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Danach tragen Hans Bunge und Dorothea Kyrieleis das traurige Lied vom Abschied eines Soldaten vor: »Stolzenfels am Rhein«.

Ein Grenadier auf dem Dorfplatz stand
ein Mädchen ihm zur Seit’
er legt die Waffen aus der Hand
spricht Trost ihr zu im Leid
Sie sinkt ihm weinend an die Brust
beugt traurig das Gesicht
der Trennungsschmerz wird ihm bewußt
als er jetzt zu ihr spricht
O Mädchen bleibe mein
dies Herz, es ist nur dein
Ist der Friede da
dann bleib ich ja
in Stolzenfels am Rhein

Zum Dorf hinaus zieht die Kompanie
die Fahne lustig weht
Die Kinderschar, die begleitet sie und jauchzt
daß es zum Kriege geht
Noch einmal schaut der Grenadier
nach seinem Lieb zurück
und tausend Grüße schickt er ihr
Was sagt sein letzter Blick
O Mädchen bleibe mein
dies Herz, es ist nur dein
Ist der Friede da
dann bleib ich ja
in Stolzenfels am Rhein

Auf dem Feld der Schlacht, in stiller Nacht
liegt sterbend ein deutscher Held
Für des Königs Ehr
und des Landes Wehr
verläßt er ja gern die Welt
Zum Kameraden, der bei ihm kniet
erhebt er den brechenden Blick
und sagt: Wenn ihr wieder heimwärts zieht
dann suche du auf mein Lieb
Gib ihr diesen Ring zurück
und sag ihr, daß ich treu,
ihr treu gestorben sei
Es sollt’ nicht sein
ich kehr nicht heim
nach Stolzenfels am Rhein

 

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Der Text dieses Liedes wurde mit jeweils vier Zeilen auf eine Postkartenserie mit entsprechend inszenierten Fotos gedruckt. Diese Karten wurden im und nach dem 1. Weltkrieg massenhaft gekauft und verschickt. Zum 1. Weltkrieg waren unter anderem die Postkarten als Mittel der Kriegspropaganda entdeckt und genutzt worden.

 

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Dann zog die Schar weiter zum Kriegerdenkmal in der Nähe des Kirchen-Hauptportals. Die Inschrift fällt kaum auf, so verschmutzt und vermoost ist sie. »Die hat es aber in sich«, sagt Ulrich Hentschel »Für die Heldenverehrung wird ein biblisches Zitat bemüht. Und die dominante Parole ›Treue um Treue‹ ist seit kurzem wegen ihrer besonderen Bedeutung in Hitlers Wehrmacht sogar von der Bundeswehr indiziert.« Diese Denkmäler haben zur ideologischen Vorbereitung des 2. Weltkriegs beigetragen.

 

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Pastorin Katharina Fenner erklärt, dass die Botschaft dieses Steins in keiner Weise mit dem zu vereinbaren sei, was in der Kirche gepredigt werde.

Axel Richter vom KunstHaus am Schüberg sagt: »Es ging uns nicht darum, den Stein zu verhüllen, sondern darum, eine Irritation auszulösen. Das ›flattrige Zeug‹ kontrastiert Bronze, Eisen und Stein des Kriegerdenkmals, das Temporäre der Aktion die Dauerhaftigkeit des Denkmals.«

 

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Sodann gehen Pastor und Pastorin daran, die Inschrift für eine kurze Zeit wieder sichtbar zu machen: »Treue um Treue«.


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Für Pastor Frank Howaldt von der Christianskirche und eine Gruppe von Gemeindemitgliedern ist das Gedenkjahr 2014 ein Anlass, nachzuforschen und zu fragen: Um welche Treue geht es hier? Waren die getöteten Soldaten Helden? Wie kann heute ein Gedenken an die Millionen Toten beider Weltkriege gestaltet werden?

Am Mittwoch, 3. September findet um 19 Uhr ein Abendgottesdienst zum Gedenken an den Beginn des 1. Weltkriegs statt. Mit anschließendem Gespräch, u.a. über die Kunstaktion.

 

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Die nächsten Tage war dann einiges los um die Wäscheleinen, es wurde kräftig der 350. Geburtstag Altonas gefeiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, an denen die Kunstaktion aufgebaut war, wurde sie hier nicht zerstört.

 

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Hier zwei Berichte:

»Vergebens fließet unser Blut fürs Vaterland«, K. Stemmler (KNA)

»Kunstaktion als Kontrastprogramm«, Wochenblatt, Ch. Handke


Mehr über die Kunstaktion bei »Initiativen«

 

 

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Einweihung am 26.9.1926
Historische Fotos
Postkarten aus dem Jahr 1935

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Alt-Rahlstedt

Am Anny-Tollens-Weg

Das Kriegerdenkmal für die getöteten Soldaten des 1.Weltkriegs aus Alt-Rahlstedt ist hat Maurermeister August Dabelstein (10. Mai 1882 Braak - 29. April 1949 Hamburg) entworfen und 1926 gebaut, gestiftet hat es die Gemeinde Alt-Rahlstedt.

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Es ist eine aus Natursteinen gemauerte Pyramide mit stumpfer dreistufiger Spitze. An jeder Seite sind Marmortafeln angebracht: auf der Frontseite die Tafel mit der Widmung:
Den im Weltkriege 1914 - 1918 gefallenen Helden in Dankbarkeit errichtet. Die Gemeinde Altrahlstedt

Diese Tafel ist nicht mehr die ursprüngliche (siehe alte Fotos weiter unten). Wir wissen nicht was auf den alten Tafeln stand und warum sie zweimal erneuert worden sind.

Darüber das aufgesetzte Relief eines Eisernen Kreuzes aus hellem Stein. Auf den Marmortafeln der drei anderen Seiten stehen insgesamt 93 Namen mit Todesdaten. Das Denkmal steht auf einem vierstufigen Sockel. Wie man auf der Postkarte von 1935 erkennen kann, ist eine 5. Stufe später entfernt worden.

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© Matzematik/Wikimedia Commons

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Die Einweihung am 26.9.1926

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• Neben vielen Herren mit Zylinder sind auch Veteranen mit Pickelhaube zur Einweihungsfeier gekommen

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Historische Fotos

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• 1929

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• 1930

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Postkarten aus dem Jahr 1935

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Die gleiche Persepektive, aber die Tafel wurde ausgetauscht.

Alle nicht gekennzeichneten (also alle bis auf eins!) Fotos und Postkarten haben wir vom Bürgerverein Rahlstedt erhalten. Ganz herzlichen Dank an Horst Schwarz.

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Einweihung 1926
Alte Postkarten
Historisches Foto 1937
Großes Aufräumen 2004
Der Maurermeister August Dabelstein

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Neu-Rahlstedt

An der Remstedtstraße, Ecke Wehlbrook

Auch dieses Rahlstedter Kriegerdenkmal hat der Maurermeister August Dabelstein (10. Mai 1882 Braak - 29. April 1949 Hamburg) im Jahr 1926 fertiggestellt. Der Entwurf stammte von Dr. ing. Dietrich Dieckmann (1878-1936), ebenfalls aus Rahlstedt. Das Denkmal ist den getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet. Die Einweihung war im September 1926.

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In einer Anlage mit Bänken steht auf einem zweistufigen Sockel eine aus Natursteinen gemauerte Pyramide mit einer Steintafel in Wappenform; aufgesetzt ist eine achteckige Steinschale. Der Sandplatz wird von einer Buchenhecke begrenzt.

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Die Sandsteintafel schmückt oben ein Stahlhelm auf einem asymetrisch überhängendem Lorbeerkranz im Relief; unten ein vorstehendes Eisernes Kreuz. Das Denkmal wurde von der Gemeinde Neu-Rahlstedt gestiftet.

 

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Die Inschrift lautet:

Unseren Helden 1914–1918

Das Wort »Helden« hat wohl schon einmal Widerspruch erzeugt, es wirkt angegriffen.

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Auf der Rückseite ist eine Bronzetafel mit 20 Namen von getöteten Soldaten angebracht. Die Buchstaben sind erhaben.

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Die Namen sind nach Todesjahr geordnet, jedem Namen ist eine Zeile zugeordnet. Vorangestellt ist der Dienstgrad, dann folgen wohl je nach Wissensstand und Platz in der Zeile Truppenzugehörigkeit, Todesdatum, Todesort und Todesart, z.B.: in russ. Gefangenschaft, infolge Verwundung vor Verdun, durch Unglücksfall oder infolge Krankheit.

• Alle Fotos stammen von Ajepbah/Wikimedia Commons. Wir möchten uns hier einmal bei all den Fotografen bedanken, die die Denkmäler ihrer Region dokumentieren und bei Wikipedia der Allgemeinheit zur Verfügung stellen.

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Die Einweihung 1926

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• Noch ohne Hecken und Beete: ein großer Denkmalsplatz für die vielen Fahnen, Soldaten und Zuschauer bei der Einweihung 1926

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Alte Postkarten

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             HH Neurahlstadt Kartehoch web

Alle Fotos und Postkarten haben wir vom Bürgerverein Rahlstedt erhalten. Ganz herzlichen Dank an Horst Schwarz.

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Historisches Foto 1937

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Sehr gepflegt im Jahr 1937

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frühjahrsputz 2004

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August Dabelstein

Auch das Denkmal für den wohl bekanntesten Bürger Rahlstedts Delev von Liliencron erbaute August Dabelstein nach einem Entwurf von Arthur Wiechert (9. Oktober 1871 - 17. April 1951) aus Hamburg. Am 3. Juni 1934 wurde es zusammen mit dem Liliencronpark, in dem es steht, eingeweiht. An diesem Tag wäre Detlev von Liliencron 90 Jahre alt geworden.

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Geschichte
Volkstrauertag 2020
Volkstrauertag 2017
»Unseren Helden«
»Unsere Helden und deren Opfer«
Der Findlingsmythos

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Rissen

Bei der Gudrunstraße 1

Die kleine Anlage besteht aus einem leicht erhöhten gepflasterten Platz und einem um den Findlingsblock mit Eiben und Rhododendren bepflanzten Areal. Der Stein wurde am Totensonntag 1953 eingeweiht, er ist den toten Soldaten beider Weltkriege gewidmet. Bei der Einweihung sprach u.a. Oberstleutnant a.D. von Mejer, der 30 Jahre vorher den Gedenkstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs an gleicher Stelle eingeweiht hatte. Musste die frühere Inschrift des Steins nach der Direktive Nr. 30 des Kontrollrats der Allierten entfernt werden?

Siehe Denkmal in Osdorf

HH Rissen weit web


Rechts und links neben dem Platz ist die Anlage mit einer niedrigen Natursteinmauer vom Fußweg abgegrenzt.

HH Rissen ganz web

Der Granit-Findling wirkt fast eingezwängt zwischen den dunklen beschnittenen Eiben.

 

HH Rissen Aufschrift web


Die Widmung ist mit Lettern und Buchstaben aus Bronze auf dem Stein befestigt. Durch den groben Stein wirkt das ein bisschen huckelig. Die Widmung lautet:

Unseren Helden
1914 - 1918
1939 - 1945

 

HH Rissen zusammen web


Links vom Findling sind zwei leicht unterschiedliche Namenssteine aus Granit aufgestellt worden.

 

HH Rissen Namen web


Darauf sind jeweils unter einem Eisernen Kreuz im Relief die 47 Vor- und Nachnamen der getöteten Soldaten in roter Farbe graviert.

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Die Geschichte

• Am 19. November 1953 kündigen die Norddeutschen Nachrichten
die Gedenkstein-Weihe an:

»In würdiger Form wird der Reichsbund der Kriegs- und Zivilbe- schädigten, Sozialrentner und Hinterbliebene am Totensonntag die Gefallenen der beiden Weltkriege ehren. In einer schlichten Feier soll um 11.30 Uhr an der Gedenkstätte vor der Ortsamtnebenstelle, Gudrunstraße, ein Stein geweiht werden. Der große Stein aus dem ersten Weltkriege ist überarbeitet worden. Er erhält in Bronzebuchstaben die Inschrift: ›Unseren Helden 1914/18 – 1939/45‹. Die gärtnerische Umrahmung wird umgestaltet, der freie Platz mit Platten belegt.
Die Übergabe an die Stadtverwaltung nimmt der 1. Vorsitzende des Reichsbundes, Lamack, vor. Ferner spricht Oberstleutnant a.D. v. Mejer, der vor 30 Jahren den alten Stein einweihte. Als Vetreter der Geistlichkeit ergreift Pastor Jagla das Wort.«


• Am 23. November 1953 beschrieben die Norddeutschen Nachrichten die Gedenksteinweihe unter der Überschrift:

»Wir vergessen euch nie

Zu Beginn der Feierstunde brachte der Männergesangverein Rissen ein Lied zu Gehör, das in den Herzen der Anwesenden eine starke Resonanz fand. Der Vorsitzende des Reichsbundes Lamack dankte allen freiwilligen Helfern und Spendern, die die Gestaltung des Werkes durchführten. In seiner Weiherede erklärte Oberstleutnant a.D. von Mejer, daß er vor 30 Jahren schon einmal an dieser Stelle einen Stein geweiht habe. Der heutige Totensonntag sei ein Tag des Gedenkens und der Besinnung für die Helden der beiden Kriege, die den bitteren Weg des Todes gegangen seien, gleichviel, ob sie auf blutgetränkter Wallstatt oder in der Heimat durch den Bomben- und Feuerregen dem Tod zum Opfer fielen. Er lobte die soldatische Pflichterfüllung, die Heimatliebe und das stille Heldentum der Gebliebenen. Wir aber, die dem Tode entronnen sind, wollen den Herrn um seinen Segen bitten, um ein wiedervereinigtes Deutschland, ein Deutschland in Ehren und auch darum, daß sich die Völker der Welt zu friedlicher Arbeit zusammenfinden mögen. Nie mehr dürfe das, was wir erarbeitet haben, wieder in Schutt und Asche zerfallen. Mit dem Gelöbnis: ›Sie starben für uns, wir leben für sie, vergessen wird Euch die Heimat nie!‹ weihte er den Gedenkstein und legte für den Verband Deutscher Soldaten einen Kranz nieder.

Unter den Klängen des Liedes vom ›Guten Kameraden‹ folgten weitere Kranzniederlegungen durch Vertreter der evangelischen und katholischen Geistlichkeit, des Schlesierkreises, der Freiwilligen Feuerwehr und Polizei, der DJO des Rissener Sportvereins und des Männergesangvereins sowie Blumenspenden vieler Ungenannter.

HH Rissen GW Ottensen Einweihung web

• Der 1. Vorsitzende des Reichsbundes, Pölz


Anschließend sprach dann der Vorsitzende Pölz vom Reichsbund noch über die Pflichten, die für uns übrig blieben, um den in fünf Erdteilen und 53 Ländern ruhenden Gefallenen gerecht zu werden. Wir wollen dafür sorgen, daß solche Mahnmale nie mehr errichtet werden müssen. Baurat Hülsemann vom Ortsamt Blankenese nahm dann die Gedenkstätte in die Obhut der Hansestadt.«

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Volkstrauertag 2020

Am 15. November 2020 hat Steffen Kühnelt, Pastor der Johanneskirche in Rissen, eine bemerkenswerte Ansprache gehalten. Wir zitieren daraus:

»Wenn ein Heldengedenken – nüchtern gesagt – unangemessen ist, weil es die Menschen und die Taten nicht trifft, sondern verschleiert, verdreht, vielmehr eine Zeit verklärt, dann frage ich mich und Euch: Wenn wir den Stein verändern, neue Worte finden könnten; was, liebe Brüder und Schwestern, könnte dort stehen? – Einfach: unseren Toten? Oder besser: allen Toten? Oder eher: allen Opfern? Den Tätern, die auch Opfer waren. Allen Opfern in diesem Land, in anderen Ländern, Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft.

Vielleicht sollte dort aber auch oder eher eine Mahnung stehen, ein Aufruf, der in die Zukunft weist; wie: ›Nie wieder Krieg und Rassismus?‹ Vielleicht etwas, was uns Heutige mit einschließt in unserer Verantwortung. Vielleicht könnte dort ein Bekenntnis, ein Bekenntnis zu Trauer, Mitgefühl, ein Bekenntnis zur Verantwortung, die aus den Verbrechen von damals erwächst: Damit wir aufmerksam bleiben, damit wir uns warnen und mahnen lassen, damit der Ungeist damals, der auf diesem Stein immer noch schlummert, keinen neuen Raum bekommt. Wie wäre es denn, wenn wir mit einem Gedenkstein in Rissen diesem Ungeist widersprächen?!

Dieser Ungeist ist latent vorhandenen in unserem Land; er wacht immer wieder auf und zeigt sich in unserer Zeit ganz offen, wenn in diesen Tagen – in München, Leipzig, Frankfurt und anderswo auch – antidemokratische Symbole auf Demonstrationen durch die Städte getragen und Hassparolen skandiert werden. Die alten Nazis sind ausgestorben, aber neue sind gerade im Aufwind. Und es darf um Gottes Willen nicht sein, dass im Zuge von demokratischen Protesten neue Allianzen entstehen. Und sei es aus Naivität. [...]

Wie wäre es, wenn wir bekennen würden, dass das Unrecht heute in der Welt auch etwas mit uns, unserem Leben, unserer Geschichte zu tun hat. Ein demütiges Wort könnte es sein. Ein Wort mit dem wir uns mit unserer Geschichte verbinden und gleichzeitig Verantwortung für den Frieden heute, für die Zukunft übernehmen. Mit dem wir bekennen, dass wir etwas tun können. Dass wir Gutes tun und für Mitmenschlichkeit, ja Nächstenliebe eintreten können. Das wäre ein anderes Wir als das völkisch-verbrämte Wir, das in ›unseren Helden‹ steckt.«

Die Ansprache zum Downloaden


Pastor Kühnelt schrieb uns: »Es gab positive Resonanzen aus ›Politik und Gesellschaft‹. Nun besteht die Aufgabe für mich (und andere) darin, den Impuls zu einem Prozess zu machen und die Rissener Öffentlichkeit mitzunehmen ...«

Kontakt: Pastor Steffen Kühnelt, Ev.-Luth. Johannes-Kirchengemeinde Hamburg-Rissen, Raalandsweg 5, 22559 Hamburg.


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Volkstrauertag 2017

 

     HH Rissen VTT 2017 web2


Viele Kränze und Blumengebinde für die »Helden« von Rissen.

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»Unseren Helden«

Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.

Kriegsdenkmäler mit Zuschreibungen wie »Unseren Helden« verhöhnen die Opfer des deutschen Militarismus. Sie feiern die mörderischen Tugenden Pflichterfüllung, Ehre und Treue, die seit Jahrhunderten dabei helfen, nationale Interessen gewaltsam durchzusetzen.

Am Denkmal in Rissen steht nicht die Trauer um die Toten im Vordergrund, vielmehr wird ihr »Heldentod« im Krieg zu einem nicht zu hinterfragenden Opfer gemacht.


Kerstin Klingel schreibt in ihrem Buch »Eichenkranz und Dornenkrone«: »Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

»Der Krieger mutiert zum Held, das Kriegerdenkmal zum Heldenehrenmal – und ist damit jeder kritischen Betrachtung entzogen«, schreibt Hartmut Häger in ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹. »Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die ›Wehrmachtsausstellung‹ über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«


»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg«, Kurt Tucholsky.

 

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»Unseren Helden und deren Opfer«

Der Rissener Bürger Gerd Steinbrinker engagiert sich seit Jahren dafür, der Heldenverehrung am Rissener Gedenkstein eine zeitgemäße Kommentierung zur Seite zu stellen. Gerd Steinbrinker, Jahrgang 1935, hat den 2. Weltkrieg als Junge bewußt erlebt und hat dann im Berufsleben als Gymnasiallehrer Friedenserziehung und Erziehung zur Gewaltlosigkeit zum Schwerpunkt seiner politischen Arbeit gemacht.

Was hat er gegen die Inschrift einzuwenden?

»Wir wissen inzwischen, dass beide Weltkriege Verbrechen waren, aber vor allem der zweite hat uns Deutsche zu Komplitzen von Verbrechen ungeheuren Ausmaßes gemacht. Der Stein suggeriert, dass die ›gefallenen‹ Soldaten als ›Helden‹ ihr Leben freiwillig ›für ihr Vaterland‹ (und für den Führer Adolf Hitler: ›Führer befiel, wir folgen dir!‹) gaben, denn sonst wären sie ja keine Helden, sondern Opfer der Wehrpflicht.

Wir wissen von den millionenfachen Verbrechen unserer Wehrmacht in Polen und Russland (Beispiel: Versuch der Vernichtung der Bevölkerung Leningrads durch Aushungerung), aber auch in Westeuropa, und von ihrer Beihilfe zum Völkermord an Juden, Roma und Slaven. Der Gedenkstein nennt nicht die Opfer dieser ›Heldentaten‹, es gibt auch keinen Gedenkstein in Rissen für die deutschen zivilen Opfer des Krieges und für die Vernichtung der Juden, Sinti und Roma und russischen versklavten Gefangenen durch die SS und die Wehrmacht des Großdeutschen Reiches.«

Gerd Steinbrinker schlug vor, das Wort »Helden« durch »Toten« zu ersetzen:

»Der Pastor, der mich deshalb damals besuchte, meinte, man dürfe den Invaliden dieses Krieges nicht wehtun und ihnen vor Augen führen, dass sie ihre Kriegstraumata bei der Teilnahme an einem Verbrechen erhalten hätten. Er schlug einen Kompromiss vor: ›Unseren Helden und Opfern«. Ich entgegnete, ich sei einverstanden, wenn man noch ein Wort vor ›Opfern‹ einfüge: ›deren‹.

Bis heute hat sich nicht verändert am Denkmal an der Gudrunstraße. Im Gegenteil, wir haben oben das Foto gesehen mit den zahlreichen Kränzen für die »Kriegshelden«. Gerd Steinbrinker sagt dazu:

»Es ist doch grotesk, den Volkstrauertag wieder zum Heldengedenktag zu machen, indem man ausgerechnet vor diesem Denkmal früherer Gesinnung Kränze niederlegt und Reden hält.«

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Das Denkmal
»Der Heldentod fürs Vaterland«
Das Denkmal vom Bauverein
Das Denkmal der Feuerwehr

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Rönneburg

An einer Kurve der Vogteistraße

Eine kleine Anlage mit einem aus bunten Feldsteinen gemauerten Monument mit quadratischem Grundriss. Oben sind Zierreihen eingesetzt. Es ist das Kriegerdenkmal für die 33 getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs aus der Gemeinde Rönneburg.

HH Roenneburg von vorne web


Der kleine Platz ist mit Granitwürfeln gepflastert. Vom Fußweg aus geht man über drei breite Stufen hinauf. Seitlich davon begrenzt eine niedrige Feldsteinmauer die Anlage zur Straße hin.

 

     HH Roenneburg ganz web


Eine hohe schmale Bronzetafel ist auf der Frontseite in die Felssteine eingelassen.

 

HH Roenneburg Text web


Oben in Anführungszeichen gesetzt die Aufforderung:

»Gedenket ihrer in Liebe und Treue«

Die Quelle dieses Zitats ist nicht angegeben und sie ist auch weder in Zitatsammlungen oder in der Bibel noch im Internet zu finden. Darunter ein Relief aus Lorbeerkranz, Palmblatt und Kreuz.

Aus unserer Gemeinde
Rönneburg
starben den Heldentod
fürs Vaterland im
Weltkriege 1914 – 1918

Darunter das Relief eines kleinen sechszackigen Sterns.

 

HH Roenneburg Namen web


Es folgen die Namen von 33 Soldaten mit Todesdatum, drei davon sind mit dem Hinweis »vermisst« aufgeführt. Die Tafel ist nach unten zweimal ergänzt worden: Einmal um fünf Namen, dann noch um zwei Namen, ohne weitere Bemerkung nebeneinander. Drei aufgeführte Soldaten, die alle Hermann Meyer heißen, werden durch die nachgestellten Ziffern 6, 40 und 80 unterschieden.

 

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Links vom Monument liegt ein kleiner Findling mit der Inschrift:

Den Opfern
1939 – 1945

Welche Opfer sind damit gemeint: die deutschen und nichtdeutschen Soldaten, zivile Opfer in Deutschland und in anderen Ländern, die in den Konzentrationslagern Ermordeten, die Zwangsarbeiter, die Opfer der Euthanasiemorde? Das erfährt man nicht.

HH Roenneburg Seite web

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Der Heldentod fürs Vaterland

Obwohl der Erste Weltkrieg so ungleich viel mehr Menschenleben forderte [als die Kriege vorher] und der Krieg verloren wurde, interpretierten die Stifter in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler den Kriegstod als sinnvoll. Das anonyme Massensterben wurde ignoriert, stattdessen heroisierte man die Soldaten und stilisierte ihr Schicksal. Die häufigste Bezeichnung für die Gefallenen ist das Wort »Helden«. Dieser Begriff macht die toten Soldaten zu Vorbildern.

Wenn in den Inschriften explizit erwähnt wird, für was die Soldaten gestorben sind, ist es in den häufigsten Fällen das »Vaterland«. Die Verwendung dieses Begriffes war nach dem Ersten Weltkrieg meist mit einer nationalistischen Haltung verbunden: das deutsche Vaterland, mit dem die eigene Identität untrennbar verknüpft ist, und nur das deutsche Vaterland stellt den höchsten Wert dar. Dass dieses »Vaterland« aus dem Streben nach europäischer Vormachtstellung mit im wahrsten Sinne Feuereifer in den Ersten Weltkrieg eingetreten ist, die Soldaten also in Wahrheit für einen Staat starben, der mittels ihrer Hilfe und ohne Rücksicht die eigenen Machtinteressen verfolgte, wird ausgeblendet.

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

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Das Denkmal vom Bauverein

In einem Teil der Besselstraße, im Stadtteil Wilstorf, gibt es einen breiten Mittelstreifen, eine Rasenfläche mit einer kleinen Anlage für das Kriegerdenkmal des Harburger gem. Bauvereins zum 1. Weltkrieg.

HH Roenneburg Bessel fern web


Auf einer kleinen Anhöhe steht das Denkmal. Zwei große Birken, kleinere Bäume und Gebüsch rahmen es ein, es ist mit Efeu überwachsen.

 

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Eine überragende gußeiserne schwarze Platte ist an dem Findling befestigt, auch um das Denkmal herum liegen einige kleinere Findlinge.

     HH Roenneburg Bessel Tafel web


In dem abgesetzten Kopfteil wird im Halbrund der Stifter genannt:
Harburger gem. Bauverein

 

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Darunter ein detailreiches Relief aus Stahlhelm, Degen, Fahne und Eichenlaubgirlande, an den Seiten die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs:
1914      1918

Über den Namen der toten Soldaten – wohl Mitglieder oder Mitarbeiter des Harburger gem. Bauvereins – steht die Zeile:
Für das Vaterland starben

Es folgen 52 Namen in zwei Spalten. In der ersten Zeile ist zwischen den Namen ein Eisernes Kreuz in der Version von Kaiser Wilhelm II. eingefügt. Die Befestigungsschrauben sind mit dem Relief eines sechszackigen Sterns verziert.

Die Denkmalsanlage wird heute vom Bezirksamt Harburg, Fachamt Management des öffentlichen Raumes, unterhalten.

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Das Denkmal der Feuerwehr

Vor der Feuerwache im Küsterstieg 1 haben die Leute der Freiwilligen Feuerwehr Rönneburg mit der Widmungstafel des alten baufälligen Denkmals von der Straße Kanzlershof eine neue kleine Gedenkanlage gestaltet.

 

HH Roenneburg Feuerw haus web


Hier zu sehen am rechten Bildrand unter der Straßenlaterne.

 

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Im Kiesbett, von quadratischen Granitsteinen begrenzt, liegt die Widmungstafel.

 

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Die Inschrift unter einem großen Eisernen Kreuz lautet:

Für unsere im Weltkriege 1914 – 1918
gefallenen Brüder und Kameraden
Freiw. Feuerwehr von Gutmoor und Kanzlershof

Der letztgenannte Ortsteil der Feuerwehr gibt einen Hinweis auf den früheren Aufstellungsort des Denkmals.

 

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Zwischen den beiden Bäumen, gegenüber vom Haus Kanzlershof 52, direkt am Seevekanal, ist das Denkmal errichtet worden. Bis etwa in die 1990er Jahren wurden hier zum Volkstrauertag Kränze niedergelegt. Dann wurde das Denkmal baufällig, der Ort zu gefährlich und es sollte entfernt werden. Als die Freiwillige Feuerwehr Rönneburg im Vorwege davon erfuhr, bat sie um die Genehmigung die Widmungsplatte bei der Feuerwache aufstellen zu dürfen. Die Platte wurde von den Feuer- wehrleuten in Eigenarbeit aus dem Denkmal herausgenommen und sie gestalteten die neue kleine Gedenkstätte vor der Feuerwache.

Die einseitige Wohnbebauung in der Straße Kanzlershof – auf der anderen Straßenseite fließt der Seevekanal – ist ein bunter Mix von Einfamilien- und kleinen Mehrfamilienhäusern ganz unterschiedlichen Baudatums. Hinter dem Seevekanal verläuft eine Hauptstrecke der Deutschen Bahn. Das Haus Nr. 52 war früher ein Bauernhof, später eine beliebte Gaststätte und auch das Vereinsheim des Schützenvereins Kanzlershof. Helmut Plottkov, dem wir für die Hinweise zu den zwei Denkmäler danken, wohnte bis 1963 in der Straße. Er hält es für möglich, dass der Wirt der Gaststätte das Denkmal initiiert oder sogar gestiftet hat.

Der Seevekanal stellt eine künstliche Verbindung zwischen der Seeve und der Süderelbe dar. Er zweigt im Südosten des Ortes Maschen von der Seeve ab und mündet im Harburger Binnenhafen in die Süderelbe ein. Der Kanal ist bereits in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegraben worden, um sowohl die Schloßmühle zu betreiben, als auch die Gräben der Harburger Befestigungsanlage permanent mit Wasser zu versorgen. Mit dem Kanal wurde ausserdem ein Transportweg zwischen der Seeve und der Süderelbe geschaffen. Er wird beim Hörstener Wehr über die Seeve mit Wasser versorgt. 1856 wurde die Phoenix AG, damalige Firmenbezeichnung »Albert und Louis Cohen«, direkt am Kanal errichtet. Sie entnahm dem Kanal Kühlwasser, 2004 waren das täglich ca. 20 000 m³. Beim Bau des Phoenix-Centers wurde 2004 eine Uferbegradigung vorgenommen, die gegen die Wasserentnahme- richtlinien der EU und das Hamburgische Wassergesetz verstößt. Als Ausgleichsmaßnahme wurde hierfür 2010 am Karnappwehr eine Fischtreppe errichtet, die Fischen und Kleinlebewesen die Aufwanderung ermöglicht.

Seit 2013 wird im Rahmen des Projekts Seevekanal 2021 an der ökologischen Verbesserung des Seevekanals gearbeitet, primär mit Laien und in kleinen Schritten.

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Foto: wasserland.net

Ziel ist neben der Entwicklung des Gewässers auch die Entwicklung des Bewusstseins für das Gewässer.

nach Wikipedia, abgerufen am 24. März 2018 und nach Auskunft der damaligen Stadthistorikerin Sibylle Küttner auf eine Anfrage von Helmut Plattkov, 2004.

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I N H A L T
Das Denkmal
Historische Fotos
Antikisierte Kämpfer
»Gefallen«
Der Bildhauer Karl Spethmann
»Lerne vom Militär!«
Das Eiserne Kreuz

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Sinstorf

Neben dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr

Das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege ist aus unterschiedlich geformten Feldsteinen mit wulstigen Fugen, sogenannten Krampfaderfugen, gemauert worden. Der Altonaer Bildhauer Karl Spethmann (1888-1944) hat es nach dem 1. Weltkrieg geschaffen. Das Denkmal besteht aus einem großzügigen Sockel zu dem drei Stufen hinaufführen. Die Form der Denkmalsmauer folgt den drei Bronzegusstafeln: im Zentrum steht eine trapezförmige Tafel mit dem Relief eines rückwärts sinkenden, nackten Fahnenträgers, darunter die Kranzhalterung. Unten sind sind auf beiden Seiten Mauern angesetzt, an die die Namenstafeln der toten Soldaten des 1. Weltkriegs angebracht worden sind. Oben aufgesetzt ist ein Eisernes Kreuz aus Bronze mit hervorgehobener Kontur. Dieses militärische Ehrenzeichen wird auf Kriegerdenkmälern toten Soldaten posthum und kollektiv verliehen. Der Tod im Krieg wird von den Denkmalsstiftern als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet. Siehe auch weiter unten das Kapitel »Das Eiserne Kreuz«.

HH Sinstorf ganz Ralf Broehan web
Foto: Ralf Bröhan

Die Ziffern und Buchstaben der Inschriften sind auffallend klein. Über dem muskulösen nackten Soldaten, an der schmalsten Stelle der trapezförmigen Tafel, stehen die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs:

1914 – 1918


HH Sinstorf ganz Gerhard Kemme Wikimedia Commons webFoto: Gerhard Kemme / Wikimedia Commons

Unter der Figur, sozusagen als Boden auf dem der Fallende balanciert:

DEN GEFALLENEN ZUR EHRE
DIE GEMEINDE SINSTORF


HH Sinstorf Detail web


Nachträglich aufgesetzt sind die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs unten links und rechts neben der Inschrift auf der Tafel – ähnlich zurückhaltend in der Größe:

1939    1945

HH Sinstorf ganz Ralf Broehan Tafel Links webFoto: Ralf Bröhan

Auf den seitlichen Mauern sind Namenstafeln aus Bronze angebracht. Je vier Namen mit Dienstgrad, Todesdatum und Sterbeort sind mittig gesetzt. Kanonier Joh. Bade, der letzte auf der Liste, ist knapp 5 Monate vor Kriegsende in Breslau, vermutlich im Lazarett, gestorben (»GEST.«). Im Gegensatz zu den 7 anderen, die als Kombattanten im Kriegsgeschehen »gefallen« (GEF.) sind. Siehe auch weiter unten das Kapitel »Gefallen«.

 

HH Sinstorf ganz Ralf Broehan Tafel Rechts webFoto: Ralf Bröhan

Die modern wirkenden Großbuchstaben stehen erhaben über der Bronzegussplatte.

Bronzeguss erklärt auf Wikipedia

 

HH Sinstorf ganz Ralf Broehan FF webFoto: Ralf Bröhan

Das Denkmal steht neben dem Haus der Freiwilligen Feuerwehr von Sinstorf, das im Jahr 1901 erbaut wurde und das fast wie ein Kirchlein aussieht. Es ist das älteste Spritzenhaus in Hamburg, das noch genutzt wird.

Wir danken Ralf Bröhan, dass wir seine Fotos vom Sinstorfer Denkmal hier zeigen dürfen.

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Historische Fotos

HH Sinstorf Postkarte web

• Sinstorfer Postkarte ohne Datum: abgebildet ist das freistehende »Ehrenmal«, die »Krampfader«-Fugen leuchten weiß.

HH Sinstorf alt web

• Ein Foto aus dem Archiv des Denkmalschutzamtes Hamburg, Denkmalliste Nr. 1402

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Antikisierte Kämpfer

»Wenn Bildhauer sich für figürliche Motive entschieden, waren das meist Krieger bzw. Kämpfer. Das heißt, es wurde entweder der zeitgenössische Soldat in Uniform oder ein nackter antikisierter Kämpfer dargestellt.

Mit dem Motiv des nackten Kämpfers demonstrierten die Denkmalsstifter ihre revanchistischen und kriegsverherrlichenden Ansichten. Völlig ungeachtet, nachgerade in bewusster Ignoranz der Realität der Schlachten des 1. Weltkriegs mit Panzern, Maschinengewehren und Giftgas wurde mit dem antiken Kämpfer eine zeitlose Form von Heldentum propagiert, bei der der Einzelne im Kampf Mann gegen Mann höchste Mannestugend verwirklichen kann. Dieses Bild des starken jungen Mannes sollte zum neuen Kampf anspornen und war, gerade wenn die nackten Krieger mit Waffen dargestellt wurden, ebenso gegen den Versailler Vertrag gerichtet. Auf einem Denkmal in Harburg-Sinstorf hält ein nackter junger, muskulöser Mann beim zu Boden sinken noch die Fahne in die Höhe: der vorbildliche Held bis zum Letzten im Einsatz.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 2006, S.64

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»Gefallen«

»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.

Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100

»›Gefallenendenkmal‹ verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...] Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: ›im Felde gefallen‹ oder ›auf dem Felde der Ehre gefallen‹. Nicht auf ein ›Gefallenendenkmal‹ gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.22


»Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Ebd. S. 60/61

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Der Bildhauer Karl Spethmann

»Karl (auch Carl) Spethmann wurde am 17. April 1888 in Altona geboren. Nach einer praktischen Lehre, u.a. auch bei seinem Vater Heinrich Spethmann, besuchte er die Kunstgewerbeschule Hamburg und schloss ein Studium der Bildhauerei an der Berliner Akademie an. Als selbständiger Bildhauer stellte er Holzskulpturen und Zeichnungen in der Hamburger Kunsthalle als auch im Museum in Altona aus.«

Mehr auf sh-kunst.de
 

So erzählt es die Website »Das virtuelle Klassenzimmer«:

»Dieser Künstler wurde in Heft 23 der ›Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte‹ von Ernst Schlee gewürdigt. Zitat bei Schlee: ›Ich wurde zum 84. Infanterie Regiment in Schleswig einberufen. … Ich erhielt jedoch von der Militärbehörde und von der Stadtverwaltung den Auftrag, für jeden im Schleswiger Lazarett gestorbenen ein Holzgrabmal zu gestalten …‹. Es dauerte diese Arbeit bis über das Ende des Krieges hinaus …

HH Sinstorf Karl Spethmann Website Virtuelles Klassenzimmer web


Mehr auf »Das virtuelle Klassenzimmer« zu Karl Spethmann

 

HH Sinstorf Grab Blohm Never Wikimedia Commons webFoto: Uwe Barghaan / Wikimedia Commons

Skulptur eines nackten Jünglings auf dem Grab der Familie Blohm-Never auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg von Karl Spethmann aus dem Jahr 1935.


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»Lerne vom Militär!«

Acht Männer aus Sinstorf sind im 1. Weltkrieg zu Tode gekommen, alle werden mit ihrem militärischen Rang genannt, sie bleiben auch im Tod Soldaten.

Wehrm., Grenad., Landstm., Musk., und Kanonier – die Dienstgradbezeichnungen der Soldaten und ihre Abkürzungen sind uns heute fremd, damals kannte sie jedes Kind. Im Kaiserreich blühte der Militarismus: so schneidig wie die preußischen Soldaten sollte die gesamte Gesellschaft sein: vom Greis bis zum Knirps. Unbedingter Gehorsam war das Ziel.


»Bereits die Kinder wuchsen in einer militarisierten Umgebung auf. Kriegsspiele waren äußerst beliebt. In kaum einem Kinderzimmer fehlte ein Satz Bleisoldaten, ebenso gehörte der Matrosenanzug zur Grundausstattung. Zu Weihnachten sangen die Kleinen: ›Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn’ und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegerheer möcht ich gerne haben.‹ In der Schule setzte sich die Einübung militärischer Denk- und Verhaltensmuster fort. Vielerorts glich das Schulleben einem zackigen Paukbetrieb, der wenig Raum ließ für Spontanität und Kreativität. [...]

MP Zehlendorf Kinderkarte web

›Lerne vom Militär!‹ – so lautete das Mantra der pädagogischen Fachliteratur. Das Aufstehen der Schüler beim Eintreten des Lehrers ins Klassenzimmer habe ›mit einem einzigen Ruck zu geschehen‹ und müsse ›klappen wie ein Bataillonstritt bei der Parade‹, hieß es in einem Lexikon der Pädagogik. Im ›Gänsemarsch mit regelrechtem Soldatenschritt‹ müssten die Schüler in den Pausen das Klassenzimmer verlassen und ›zwei und zwei im Schulhof ordnungsgemäß auf und ab marschieren‹.«

Volker Ullrich, ZEITGeschichte 4/2018, S. 45

... und noch eine revanchistische Postkarte »Deutsche Jugend« nach dem 1. Weltkrieg:

SH Marienwarder Deutsche Jugend 1WK web


Heil Dir Deutschland, deine Zukunft
             Schimmert vor dir hell und klar
Denn der Heldensinn der Väter
             Schlummert in der Jugend Schaar.

Aber auch 1956 billigt ein Leser der Frankfurter Illustrierten dem Militär, damals der gerade neu gegründeten Bundeswehr, in einem Leserbrief erzieherische Expertise zu:

Frankfurter Illustrierte 1956 leserbrief web


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird von den Denkmalsstiftern als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht ohne »Leistungsnachweis«.

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. 

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

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I N H A L T
Das Denkmal
Volkstrauertag 2017
»Der ideale Soldat«
Bezeichnungen für die Toten
Der Bildhauer Oskar Wilhelm Witt
Das Eiserne Kreuz (EK)
Das Ehrenkreuz (EK) der Bundeswehr
Der Findlingsmythos
Der Gedenkstein zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71

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Sülldorf

Vor der St. Michael Kirche an der Sülldorfer Landstraße

Auf dem Platz vor der Kirche, umgeben von Straßen, neben der Bushaltestelle befindet sich das Kriegerdenkmal für die getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs unter Eichen, mitten in großen Rhododendronbüschen.

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Der ca. drei Meter hohe Granitfindling wurde gestaltet nach einem Entwurf von Bildhauer Oskar Wilhelm Witt (1892 - 1957). Das Kriegerdenkmal wurde 1925 eingeweiht. Davor liegt seit dem 13. März 1960 eine Steinplatte mit eingelassener Inschrift für die Toten des 2. Weltkriegs.


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Der große Findling wird von kleineren gestützt und umringt. Direkt davor führt ein Fußweg zur Bushaltestelle, die Bänke beim Denkmal werden gerne von den Wartenden benutzt.

 

HH Suelldorf Inschrift web

Die Widmung auf dem Findling, in eingelassene Schriftbänder graviert, lautet:

Ihren gefallenen Söhnen
1914  1918
Die Gemeinde Sülldorf.

Darunter ein Eisernes Kreuz in Doppelkontur. Dazwischen in drei Feldern die 43 Namen mit Todesdatum der Soldaten.

 

HH Suelldorf Kopf web


Darüber ein kantiger Soldatenkopf im Profil mit Stahlhelm als Relief im Medaillon.

 

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Foto: flamenc/Wikimedia Commons

Vor dem Findling liegt eine Bodenplatte mit der Inschrift:

Den Toten des Krieges 1939 - 1945
Wir denken an euch

Wer mit den »Toten« gemeint ist, erfährt man nicht. Die Soldaten, wie auf dem großen Findling dahinter? Oder die Toten, die im Angriffskrieg der Deutschen Wehrmacht ums Leben gekommen sind?

In den Monaten nach dem Volkstrauertag sieht man die Platte gar nicht, siehe das Foto weiter unten, das Mitte Januar 2018 aufgenommen wurde.

 

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Volkstrauertag 2017

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»Der ideale Soldat«

1930 beschreibt der NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg im »Mythus des 20. Jahrhunderts – Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit« das typische Gesicht des idealen Soldaten so:

»In allen Städten und in allen Dörfern Deutschlands sehen wir hier bereits die Ansätze dazu. Die Gesichter, die unterm Stahlhelm auf den Kriegerdenkmälern hervorschauen, sie haben fast überall eine mystisch zu nennende Ähnlichkeit. Eine steile durchfurchte Stirn, eine starke gerade Nase mit kantigem Gerüst, ein festgeschlossener schmaler Mund mit der tiefen Spalte eines angespannten Willens. Die weitgeöffneten Augen blicken geradeaus vor sich hin. Bewußt in die Ferne, in die Ewigkeit. Diese willenhafte Männlichkeit des Frontsoldaten unterscheidet sich merklich vom Schönheitsideal früherer Zeiten: die innere Kraft ist noch deutlicher geworden als zur Zeit der Renaissance und des Barock. Diese neue Schönheit ist aber auch ein arteigenes Schönheitsbild des deutschen Arbeiters, des heutigen ringenden Deutschen schlechtweg.«

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• Das ist das Relief eines Soldaten am Kriegerdenkmal auf dem Friedhof in Uetersen, es könnte der Bruder des Sülldorfer Soldaten gewesen sein.

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Bezeichnungen für die Toten

»Bei der Bezeichnung ›Söhne‹ – außerdem kommen selten auch ›Väter‹ bzw. ›Brüder‹ vor – kommt eine andere Komponente ins Spiel. Zwischen den Stiftern und den Gefallenen wird durch die Verwendung dieser Verwandschaftsbegriffe eine familiäre Beziehung konstruiert, die Vertrautheit suggerieren soll. Auch durch dieses sprachliche Mittel soll der Kriegstod seinen Schrecken verlieren.« (Seite 89)

»Der Begriff ›Gefallener‹ für die getöteten Soldaten, der auch häufig verwendet wird, scheint an sich, aus heutiger Sicht neutral. In ihm liegt jedoch ein Euphemismus. Er suggeriert, dass der Soldat im Kampf stehend, oder besser vorwärts stürmend von einer Kugel getroffen wurde und dann tot zu Boden fiel. Dass der reale Kriegstod zumeist weitaus brutaler ist, wird in diesem Begriff verschleiert. Im Laufe des letzten Jahrhunderts wurde das Wort ›Gefallener‹ als Bezeichnung für Soldaten, die im Krieg gestorben sind, so weit neutralisiert, dass die ursprüngliche Besetzung des Begriffs einer realistischeren Vorstellung vom Kriegstod gewichen und das Wort mittlerweile allgemein gebräuchlich ist. Bei der Verwendung auf Denkmälern nach dem Ersten Weltkrieg ist allerdings noch anzunehmen, dass das Wort ›Gefallener‹ dazu dienen sollte, über die Realität des Sterbens in den Materialschlachten hinwegzutäuschen. (Seite 92)

• Zitiert nach Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone

Anmerkung: In unseren eigenen Texten auf dieser Website benutzen wir das Wort »Gefallene« ganz bewußt nicht. Wir glauben, dass dieses Wort auch heute noch eine sprachliche Verharmlosung ist.

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Der Bildhauer Oskar Wilhelm Witt

Oskar Wilhelm Witt, geboren am 9. April 1892 in Hamburg, gestorben 20. April 1957 in Hamburg, war ein deutscher Bildhauer, Keramiker und Maler.

Oskar Witt besuchte die »Vorgängerschule« der Hamburger Kunstgewerbeschule. Von 1907 bis 1911 machte er eine Bildhauer- und Steinmetzlehre, anschließend eine Holzbildhauerlehre. Danach studierte er von 1920 bis 1925 an der Landeskunstschule Hamburg bei Johann Michael Bossard, F. Wehland und Julius Wohlers. 1933 trat Witt der 1920 gegründeten Hamburgischen Künstlerschaft bei. 1944 war er Lehrer für den Bereich Plastik an der Hansischen Hochschule für bildende Künste Hamburg.

Zusammen mit dem Architekten Rudolf Matzen reichte Witt 1934 einen Wettbewerbsentwurf für das geplante »76er Denkmal am Dammtordamm« ein, der mit dem vierten Preis honoriert wurde.

Witt nahm an Gemeinschaftsausstellungen in der Hamburger Kunsthalle teil, beispielsweise 1937 zum Thema »Angewandte Kunst seit 1933«.

Im Rahmen eines Projektes von Kunst im öffentlichen Raum fertigte er 1939 in Hamburg-Heimfeld im Straßenbereich Konsul–Francke-Straße/Hangstraße z. B. Keramik–Reliefs, Ehrentafeln und Brunnen an.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 29.12.2017

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Foto: Vitavia/Wikimedia Commons

Den stilisierten Steinsarkophag mit der Skulptur einer sitzenden Trauernden schuf Oskar Witt 1933 für das Familiengrab Gustav Wolkau auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Schon 1918 hatte er die rechteckige Bodenplatte gestaltet, auch die schon mit dem Porträtrelief mit Stahlhelm. Sie ist mit der umlaufenden Schrift dem 1918 getöteten Stabsarzt Dr. Alfred Teubert gewidmet.

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Das Eiserne Kreuz (EK)

Das Eiserne Kreuz (EK) war eine ursprünglich preußische, später deutsche Kriegsauszeichnung, die vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. am 10. März 1813 in Breslau für den Verlauf der Befreiungskriege in drei Klassen gestiftet wurde. Das erste Eiserne Kreuz verlieh Friedrich Wilhelm III. persönlich seiner verstorbenen Gemahlin Luise posthum....

Auf Grundlage einer Zeichnung des Königs wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung beauftragt. Wörtlich heißt es dazu:

»Sr. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz aus Gußeisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.« ...

Im Zweiten Weltkrieg führte Hitler das Eiserne Kreuz als Kriegsauszeichnung wieder ein. Etwas dicker gefertigt, erhielt es die Jahreszahl 1939 auf die Vorderseite (1813 kam auf die Rückseite) und in die Mitte das Hakenkreuz. Es wurde nun nicht mehr wie nach preußischer Tradition am schwarz-weißen Band, sondern an einem (von außen nach innen gesehen) schwarz-weiß-roten Band getragen. Die Stiftungen von 1813, 1870 und 1914 schlossen sowohl »Tapferkeit vor dem Feind« als auch Verdienste ohne Kampfeinsatz in die Verleihungsbestimmungen ein.

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Foto: MoserB/Wikimedia Commons

Die Stiftung von 1939 schloss Nicht-Kombattanten erstmals von der Verleihung aus; für sie und für Kombattanten im rückwärtigen Frontgebiet bzw. an der »Heimatfront« wurde das Kriegsverdienstkreuz (1939) gestiftet.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 22.5.2014

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Das EhrenKreuz (EK) der Bundeswehr

Im Frühjahr 2007 wurde im Deutschen Bundestag eine Petition zur Wiedereinführung des Eisernen Kreuzes als Tapferkeitsauszeichnung der Bundeswehr für die Auslandseinsätze initiiert. Diese Petition wurde innerhalb der vorgeschriebenen Zweimonatsfrist von mehr als 5 000 Personen unterzeichnet. Der Deutsche Bundestag hat die Petition beraten und am 13. Dezember 2007 beschlossen, die Petition an die Bundesregierung – hier: dem Bundesministerium der Verteidigung – zu überweisen.

Der Präsident des Reservistenverbandes, Ernst-Reinhard Beck (CDU), schlug vor, für den Orden die Form des Eisernen Kreuzes zu verwenden. Er begründete dies mit der Aussage, dass das Symbol von allen Fahr- und Flugzeugen sowie Schiffen der Bundeswehr getragen werde und in Krisenregionen mittlerweile zu einem Zeichen der Hoffnung, der Hilfe und der Solidarität avanciert sei, für das man sich nicht schämen müsse. Dies stieß aufgrund seiner Wiedereinführung durch das nationalsozialistische Regime weitgehend auf Ablehnung. Am 6. März 2008 billigte der damalige Bundespräsident Horst Köhler den Vorschlag des Verteidigungsministers Franz Josef Jung (CDU) zu einem Orden für »außergewöhnlich tapfere Taten«.

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Foto: Flophila88_Wikimedia/Commons

An eine Wiederbelebung des Eisernen Kreuzes sei aber nicht gedacht, vielmehr an eine Erweiterung des vorhandenen Ehrenzeichens der Bundeswehr. Als Resultat wurde am 10. Oktober 2008 das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit gestiftet.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 28.12.2017

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Der Gedenkstein zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71

Auf der Rasenfläche vor dem Findling steht auf einem zweireihigen Feldsteinsockel eine schwarze polierte Mamorplatte. Ursprünglich stand der Gedenkstein am Sülldorfer Kirchenweg Ecke Op’n Hainholt.

HH Suelldorf beide web


Kunstvoll gearbeitet steht darauf die Widmung:

Für König und Vaterland fiel in der Schlacht vor Gravelotte am 18. August 1870,
Franz Petersen
vom Inftr. Reg. No. 85.
Gewidmet von seinen Kameraden.

 

HH Suelldorf 1870 web

Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

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• Am 18. August 1870 kämpften in der Schlacht von Gravelotte die französischen Truppen, erkennbar an ihren roten Hosen, gegen die preußische Armee. Das Gemälde von Alphonse Neuville, das 1881 erstmals in Paris ausgestellt wurde, brachte dem Künstler den Offizierstitel der Ehrenlegion ein.

Von den großen Schlachten alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Die Schlacht von Gravelotte war eine davon, beide Armeen verloren ein Achtel ihrer Waffen. Insgesamt starben 42 000 Soldaten. Trotz dieses Kriegsverlaufs fand sich die französische Regierung erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt, der hohe Reparationen sowie die Abtretung Elsaß-Lothringens durch Frankreich vorsah.

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs traten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei, der sich mit Wirkung vom 1. Januar 1871 Deutsches Reich nannte. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel „Deutscher Kaiser“ an, Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Geschichte
LWH Schopper
Schüler an die Flakgeschütze
Ausstellung »Rund um die Alster«
Operation Gomorrha
Das Eiserne Kreuz
»Einsicht an einem Sommertag«
Lesung am Gedenkstein für einen Kindersoldaten

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Uhlenhorst

An der Aussenalster Schwanenwik/Hartwicusstraße

Auf einer Tafel an der Alsterpromenade wird an drei Tote im 2. Weltkrieg erinnert.

HH Schwanenwik Alster web

Hans-Dietrich Nicolaisen berichtet in »Die Fahne hoch« (siehe weiter unten), dass Unteroffizier Waldmann, im Privatberuf Bildhauer, das Relief angefertigt habe.

HH Schwanenwik frontal web

Mit der Inschrift auf einer Sandsteinplatte im Ecksockel einer Stützmauer soll der Tod zweier Männer und eines 16-jährigen Schülers nicht in Vergessenheit geraten, die mit einem Flakgeschütz auf einer künstlichen Insel mitten auf der Alster die Stadt Hamburg verteidigen sollten.

HH Schwanenwik Stein web

 

Inschrift in erhabenen Lettern:

Für Deutschland fielen [Eisernes Kreuz als Relief) auf der Alster
Ogefr. Böhmer 
λ 25.7.43
Uffz. Poggel Fr.
Lwh. Schopper
λ 30.7.43

Hier steht nicht die Trauer im Vordergrund vielmehr wird der Tod im Krieg zu einem nicht zu hinterfragenden Opfer gemacht. Sie »fielen« für Deutschland steht auf der Tafel, als ob der Tod die Bestimmung des Soldatenlebens, die Erfüllung ihres Auftrags ist.

Für Deutschland gestorben? Ralph Giordano schreibt in seinem Buch »Die zweite Schuld« über diese Aussage auf Kriegerdenkmälern: »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«


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Die Geschichte

Im Juli 2007 erschien in der Hamburger Morgenpost folgender Bericht:

»Für Deutschland fielen auf der Alster ...«

Das Geheimnis hinter der Gedenktafel

Die Gedenktafel ist an der Liegewiese am Schwanenwik (Hohenfelde) angebracht. Der Text »Für Deutschland fielen auf der Alster ...« macht Spaziergänger ratlos. Die Gedenkplatte erinnert an den Tod dreier Soldaten im »Feuersturm von Hamburg« vor 64 Jahren. Sie waren die Besatzung eines Flak-Geschützes, das mitten auf der Alster auf einer künstlichen Insel stand.

»Feuerstellung Alsterbatterie«, so hieß die ungewöhnliche Stellung. Die Alster spielte im Luftkrieg eine wichtige Rolle. So wurde auf dem Höhepunkt der Angriffe 1942/43 die Binnenalster mit Holzbauten abgedeckt, um den angreifenden Bombern die Orientierung zu erschweren. Gleichzeitig errichtete die Luftwaffe die künstliche Insel auf der Außenalster. Am Freibad Schwanenwik entstanden Baracken für die Besatzung, ein 750 Meter langer Steg wurde angelegt, über den die Soldaten bei Alarm zu ihren Geschützen rennen mussten. Das waren vier schwere 10,5-Zentimeter-Flaks.

Die Besatzung bestand aus Soldaten – und 54 kaum 16-jährigen Schülern vor allem der Schulen Armgartstraße und der Oberschule St. Georg. Einer von ihnen war Wolfgang Schopper. Als Ende Juli eine Luftmine nahe der »Alster-Batterie« einschlug, hatte der 15-Jährige Dienst. Er wurde von Splittern getroffen, starb am 30. Juli 1943 zusammen mit Unteroffizier Poggel. Der Obergefreite Böhmer war an der Stellung bereits am 25. Juli gefallen. Ihnen gilt die Gedenktafel.

Wer sie angebracht hat, ist unbekannt. Überlebende Flakhelfer der Alster-Batterie haben sich vor zehn Jahren getroffen. Wolfgang Lange: »Ich bekam nach den Angriffen von Reichsmarschall Göring das Kriegsverdienstkreuz. Damals habe ich mich gefreut.« Doch die Nazis haben ihm seine Jugend gestohlen, resümierte er traurig. Theologe Jürgen Moltmann (Jahrgang 1927) erinnert sich: »Die Bombe, die den Freund neben mir zerriss, hat mich verschont. Und in der Nacht habe ich mich gefragt: ›Wo ist Gott?‹«

Zitiert aus der Hamburger Morgenpost, Juli 2007

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Lwh Schopper, 16 Jahre

Bei den Juli-Angriffe der »Operation Gomorrha« auf Hamburg 1943 starb in der Flak-Stellung auf der Außenalster der 16-jährige Hans-Wolfgang Schopper. Am 30. Juni 1943 verlor er als erster Luftwaffenhelfer sein Leben. Er war Schüler der Oberrealschule für Jungen in der Armgartstraße, früher Realgymnasium des Johanneums.

Luftwaffenhelfer Hans Laß erlebte das »Unternehmen Gomorrha« ebenfalls in der Alster-Batterie. Er erinnert sich:

»Die Angriffe selbst zu beschreiben, ist sehr schwierig. Es begann alles, wenn ich mich recht entsinne, kurz nach Mitternacht. Wann der Alarm begann, weiß ich nicht mehr. Vor den Bombenabwürfen wurden zunächst die ›Tannenbäume‹ abgeworfen, die die ganze Szenerie in ein infernalisch helles Licht rückten, was einen psychologischen Effekt hatte: Man spürte einschnürende Angst, lähmende Wehrlosigkeit, Hilflosigkeit, die nur durch Tätigkeit überwunden werden konnte. Da der Kontakt zur B1 [Befehlsstelle] unterbrochen war, gaben wir uns eigenmächtig ›Feuer frei!‹, und das wirkte wie eine Erlösung auf uns. Offenbar galt ein Teil des britischen Angriffes auch unserer Batterie, die zwar durch Tarnung nicht klar sichtbar war, aber doch in derart exponierter Stellung den Briten bekannt war. Nach den Angriffen ist die Alster rund um die Stellung ausgelotet worden, und man sagte damals, es seien ungefähr 500 Bombenanschläge ausgemacht worden. [...]

Allerdings ist schräg unter die B1 eine Bombe gefallen, die zwei Tote forderte, abgesehen von einigen Verletzten. Eine weitere Bombe traf den Verbindungssteg zwischen Unterkünften und Stellung, was mir deswegen in Erinnerung geblieben ist, weil wir den toten LwH S[chopper] an Land transportieren und uns hier ein Boot suchen mußten. Es war eine makabre nächtliche Szene. Wir haben den toten Jungen dann in einem Nebenzimmer aufgebahrt. Am nächten Morgen kam seine Mutter, um ihn zu besuchen ...«

in Hans-Dietrich Nicolaisen: Hamburger Schüler als Luftwaffenhelfer in Reiner Lehberger und Hans-Peter de Lorent (Hg.) »Die Fahne hoch«. ergebnisseVERLAG 1986

Mehr im PDF der Seiten 386 bis 388


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Schüler an die Flakgeschütze

Als die früheren Erfolge Nazi-Deutschlands zunehmend durch Misserfolge abgelöst wurden, hatten Hitler und Göring am 20. September 1942 die Aufstellung einer Flakmiliz aus Jugendlichen vereinbart, die am 15. Februar 1943 einberufen wurden. Es waren die Jahrgänge 1926 und 1927, die Schüler der Jahrgänge 1924 und 1925 waren schon beim Militär. In Hamburg wurden 2051 Jungen zum Flakdienst rekrutiert.

HH Uhlenhorst LWH web

• Befehlsempfang für die Flakhelfer auf dem Dach des Bunkers am Heiligengeistfeld, ca. 1944

Lesen Sie mehr in »Schule und Krieg« aus Hamburger Schulen im »Dritten Reich«, Band 1, von Uwe Schmidt, herausgegeben von Rainer Hering. Erschienen in den Beiträgen zur Hamburger Geschichte, Band 64. Herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte.

Schule und Krieg


Der Berliner Kulturjournalist Rainer Höynck berichtet in Trümmer Träume Truman, ElefantenPress, Berlin 1985 von seiner Zeit als Luftwaffenhelfer, der er mit 15 Jahren werden musste. Als er 2018 mit 91 Jahren in Berlin starb, hatte er immer noch den Steckschuß im Rücken, durch den er noch am Tag der Kapitulation Berlins als mittlerweile 17-jähriger Soldat verwundet wurde. Wir danken seiner Witwe Prof. Dr. Stefanie Endlich für den Hinweis.

Rainer Höyncks Bericht


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Ausstellung »Rund um die Alster«

Eine von vielen Wanderausstellungen der KZ-Gedenkstätte Neuengamme widmet sich dem Leben um die Alster zur Zeit des Nationalsozialismus. Vom 18.1. bis 11.2. 2018 wurde sie im Hamburger Rathaus gezeigt. Auf der Website der Gedenkstätte steht dazu:

»Es geht um Machtausübung, Opportunismus und Protest, um resistentes Verhalten und Widerstand, um Architektur- und Industriegeschichte, Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit.

An exemplarischen Orten an Binnen- und Außenalster, Osterbekkanal, Goldbekkanal und Stadtparksee wird die Geschichte der Stadt im Nationalsozialismus deutlich: Bereits 1926 hielt Adolf Hitler im Hotel ›Atlantic‹ eine programmatische Rede vor dem Nationalklub von 1919. Im Frühjahr 1933 boykottierte die SA das heutige Alsterhaus, das wie andere jüdische Unternehmen und Geschäfte in den folgenden Jahren ›arisiert‹ wurde. Im Gebäude des heutigen US-Generalkonsulats residierte die Gauleitung der NSDAP. Am Goldbekkanal bestand ein großes Zwangsarbeiterlager. Im ›Alsterpavillon‹ wurde nach verbotener Swingmusik getanzt. In Barmbeker Industriebetrieben organisierten Arbeiter Widerstand gegen das NS-Regime.«

Mehr dazu auf der Website der Gedenkstätte

Flyer zur Ausstellung »Rund um die Alster«


»Rund um die Alster« war der Titel einer Revue der »Gebrüder Wolf«. Die bekannten Hamburger Volkssänger erhielten 1933 Berufsverbot. Sie wurden als »Juden« ausgegrenzt, verfolgt und vergessen – bis weit über das Kriegsende hinaus.


Zwei Fotos aus der Ausstellung, die für die Gedenktafel am Schwanenwik interessant sind:


Luftaufnahme der Flak-Stellung auf der künstlichen Insel auf der Außenalster.

 



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Operation Gomorrha

Die Bibel berichtet im 1. Buch Mose, 19, 24:
»Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra«. Genesis 9,24

»Operation Gomorrha« war der militärische Codename für eine Serie von Luftangriffen, die die Westalliierten im Luftkrieg vom 24. Juli bis 3. August 1943 auf Hamburg ausführten.

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• Eilbeker Weg nach den Bombenangriffen der Operation Gomorrha

Die Anzahl der Opfer der Operation Gomorrha ist nicht genau festzustellen. Bis zum 30. November 1943 wurden 31 647 Tote geborgen, von denen 15 802 identifiziert werden konnten. Heutige Beiträge der Geschichtswissenschaft nehmen eine Zahl von etwa 34 000 Toten und 125 000 Verletzten infolge der Operation Gomorrha an.

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• Denkmal von Gerhard Marcks

Auf dem Friedhof Ohlsdorf befindet sich die Kriegsgräberstätte Bombenopfer Hamburg-Ohlsdorf. Sie umfasst die Bombenopfer-Einzelgrabanlage und ein großes kreuzförmig angelegtes Massengrab mit breiten Armen von über hundert Meter Länge zwischen Eichen- und Kirschenallee. Im Mittelpunkt dieser kreuzförmigen Fläche wird der hier beigesetzten 36 918 Bombenopfer mit dem Denkmal von Gerhard Marcks gedacht. Dargestellt ist der Totenfährmann Charon, der ein Brautpaar, einen Mann, eine Mutter mit Kind und einen Greis über den Acheron setzt. Das Denkmal wurde am 16. August 1952 unter starker Beteiligung der Bevölkerung eingeweiht und ist bis heute der Ort für die offiziellen Kranzniederlegungen des Hamburger Senats.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 30. Juli 2017

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

     EK 1940 Die Woche 360px web

Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle. Sogar als Dekoration für Autos wird es verwendet.


HH Uhlenhorst EK auf Auto web

 

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»Einsicht an einem Sommertag«

Hier noch einige Zeilen aus einem Gedicht von Georg Schwikart, die man lesen kann, wenn man an einem Sommertag auf der Steinmauer am Schwanenwik neben der Gedenktafel sitzt und auf die Außenalster guckt: 


... Ein Mahnmal mahnt so wenig wie

ein Denkmal denkt und ein Grabmal gräbt

man wollte sie nicht vergessen, die Burschen

man wollte allerdings vergessen die Tränen

der Frauen, Geliebten, der Eltern, Geschwister
verdrängen das Ende: zerschossen, zerfetzt
verhungert, erfroren, von Krankheiten dahin-
gerafft. Neue Kriege, neue Tote, neue

Ehrenmale. Bis heute geht es weiter. Bis heute
erinnert man sich an Johann, Harm und Cornelius,
ihre Namen bleiben, in Stein konserviert.

Sie sollen bleiben. Nicht aber der Satz,

der niemals stimmte: Nicht vor hundert oder
tausend Jahren, nicht in Reich und Republik.

Erklär mir diese Ehre mal!

Der Satz, er prangt am Ehrenmal

wo der Soldaten Tod verbrämt wird

zur Großtat. Gefallen, heißt es verhüllend,
doch wer fällt, kann wieder aufstehn.

Sie bleiben liegen. Es ist noch nicht vorbei.
Opfer für Mars, Indra und den Gott Kapital.
Meißelt ihn weg, er verdummt das Volk,

er bedroht unsere Jugend, der Satz:

Sie starben fürs Vaterland.

Vaterland stirbt, Muttersprache verstummt.
Sie starben ohne Sinn. ....

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Lesung am Gedenkstein für einen Kindersoldaten

Am 1. September 2021, am Antikriegstag, findet am Gedenkstein »Für Deutschland fielen ...« an der großen Alsterwiese eine Lesung mit musikalischer Begleitung und viel aufklärenden Informationen statt.


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Die Historikerin Andrea Gottschalk hat die Initiative gestartet. In Kooperation mit der Geschichtswerkstatt St. Georg ist sie für Text und Textauswahl verantwortlich.


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Etwa 40 Menschen hören Jutta Gritti, Andrea Gottschalk und Michael Schulzebeer zu ...

Die Texte der Lesung

 
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... musikalisch unterstützt von Egon Hild. 

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Sechs Tafeln informieren über das Schicksal des Schülers Hans-Wolfgang Schopper, der mit 16 Jahren als Flakhelfer in einem Geschützstand auf der Alster sein Leben verlor.

Die Tafeln


Wir danken herzlich Andrea Gottschalk für ihre Initiative, die perfekte Organisation und die gute Zusammenarbeit. 

Geschichtswerkstatt St. Georg


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I N H A L T
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Das Denkmal
 Der Bildhauer Egon Lissow
Die Ohlsdorfer Dornenkrone
Eine Geschichte aus Wedel
Das VdH-Denkmal
Der Verband der Heimkehrer ...
... Und dann noch Wilhelm I.

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Volksdorf

Auf dem Waldfriedhof vor der Kapelle

Auf dem weitläufigen Gelände des Friedhofs liegt das Denkmal zum 1. und 2. Weltkrieg an dem Weg neben der Kapelle auf einem kleinen rund gepflasterten Platz in einer großen Rasenfläche. Es ist im Mai 1960 nach einem Entwurf von Egon Lissow (1926 - 1990) errichtet worden.

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Foto: Vitavia/Wikimedia Commons

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Auf einen nach allen Seiten gebogenem Steinsockel ist eine große Dornenkrone aus Bronze aufgesetzt. Die grob gearbeiteten Zweige sind kunstvoll ineinander verschlungen.

Soll mit der Dornenkrone eine Analogie zwischen dem Kriegstod und dem Märtyrertod Christi hergestellt werden? Der Betrachter erfährt nicht wem hier gedacht werden soll: der toten deutschen Soldaten; aller deutschen Opfer, auch der zivilen; womöglich sogar der Toten aller Länder, die durch deutsche Soldaten ihr Leben verloren haben?

In der Liste der Kulturdenkmäler in Hamburg-Volksdorf wird das Denkmal allerdings unter der Nummer 27376 als »Kriegerdenkmal« geführt. Auch im Katalog: »Egon Lissow, 1926-1990: Bilder, Skulpturen, Öffentliche Arbeiten, Verlag Hamburg, Druckwelten, 2004« wird vom »Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkriegs auf dem Waldfriedhof in Hamburg-Volksdorf« geschrieben.

Wir können also davon ausgehen, dass die Darstellung der Dornenkrone dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären soll.

»Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« (Kaiser 2010, Seite 12)

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Ringsherum sind die Jahreszahlen der Weltkriege eingraviert. Die einzelnen Ziffern sind so weit gesperrt gesetzt, dass sie fast ein Rund ergeben.
1914 liegt gegenüber von 1918, 1939 von 1945.

 

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Das Denkmal ist insgesamt nur circa einen Meter im Quadrat groß.

 

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HH Volksdorf Innenhof web

Ursprünglich stand das Denkmal mit der Dornenkrone im Innenhof der Kapelle. Es wurde dann nach draussen versetzt. Im Innenhof steht jetzt eine Jesusfigur aus Bronze auf einem hohen schmalen Sockel.

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Der Bildhauer Egon Lissow

Egon Lissow wurde am 4. Juli 1926 in Nortorf geboren und wuchs in Wedel auf. 1941–1944 machte er eine Steinmetzausbildung in Hamburg. 1945 –1948 folgte ein Studium an der Landeskunstschule Hamburg. 1949 –1951 führte er in Wedel einen Steinmetzbetrieb. Ab 1954 war er Leiter des Friedhofskulturdienstes Hamburg. Er schuf verschiedene Skulpturen und Reliefs in Wedel und Hamburg. Egon Lissow starb am 2. Mai 1990 in Hamburg.

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Die Ohlsdorfer Dornenkrone

Eine Anlage auf dem Ohlsdorfer Friedhof faßt etwa tausend Einzelgräber von Toten der »kleineren« Bombenangriffe von 1940 - 45 zusammen. 1952 wurde ein kleines zentrales Monument, entworfen von Egon Lissow, hinzugefügt. Auf einer Sandsteinplatte mit den Jahresangaben:

1940    1945

liegt eine eiserne Dornenkrone. Sie ist das Vorläufermodell der Volksdorfer Krone.

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Fotos: Vitavia/Wikimedia Commons

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Eine Geschichte aus Wedel

Vor der Arbeitersporthalle in Wedel hatte der Bildhauer Hans Lissow 1932 einen Findling bearbeitet und das Bildnis von Friedrich Ebert, dem Sozialdemokraten und ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, in den Stein gehauen.

Der Ebertstein, ein Dorn in den Augen der Wedeler NSDAP Mitglieder, musste nachts von Wedeler Genossen vor den Übergriffen der SA (»Sturmabteilung« paramilitärische Kampforganisation der Nationalsozialisten) bewacht werden.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden die »Arbeitersporthalle« und der »Ebertstein« beschlagnahmt und im Rahmen des Objektschutzes von der SA bewacht. Als am 9. Juni 1933 die SA-Wache offiziell abgezogen wurde, beschädigten einige SA Leute das Ebertbildnis stark und zerstörten darüber hinaus die in der Sporthalle befindlichen Gipsabdrücke des Ebertkopfes.

Der Stein wurde mit einer Plane umhüllt; die Idee einer Sprengung des Steines wurde verworfen, da der Stein zu dicht an der beschlagnahmten Turnhalle stand. Es wurde weiter vorgeschlagen, den Findling zertrümmern zu lassen – gut ein Jahr später stand der Stein immer noch vor der Turnhalle und beschäftigt die Wedeler »NS-Führung«. Dort hatte man nämlich festgestellt, dass Findlinge unter Naturschutz stehen, was eine Zerstörung des Steines ausschloss.

Der Vorschlag, den Ebertstein in einen Ehrenhain am heutigen Parnass einzufügen, wurde verworfen, da der Stein durch den Ebertkopf »entehrt« sei. Ebenso kam die Idee der Umarbeitung des Ebertkopfes in einen Soldatenkopf nicht in Frage. Auch eine Versenkung des Ebertsteines in der Elbe wurde vorgeschlagen und wieder verworfen.

Zu guter Letzt wurde im Herbst 1935 vor dem Ebertstein ein großes Loch ausgehoben und der Ebertstein hineingestürzt. Ende 1945 musste er von einigen ehemaligen SA-Mitgliedern, die ihn beschädigt und/oder vergraben hatten, wieder ausgegraben werden.

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• Der Ebertstein 1988 auf www.wedel.de im Beitrag von Dr. Thies Bitterling »Eine Spurensuche«

Der Bildhauer und Sohn von Hans Lissow, Egon Lissow, bearbeitete den Stein neu und am 14.Dezember 1947 fand der Friedrich-Ebert-Stein einen neuen standesgemäßen Platz auf dem Wedeler Rathausvorplatz.

Auf einer Tafel vor dem Stein ist folgendes zu lesen:

Dieser Gedenkstein wurde im Jahre 1932 im Auftrage der Wedeler Arbeiterschaft von Hans Lissow geschaffen

Im Jahre 1933 von SA Leuten beschädigt und versenkt wurde er im Jahr 1947 wiedererrichtet und von Egon Lissow neugestaltet

Der Stein mahnt Völkerverständigung soziale Gerechtigkeit und Freiheit sind die Ziele der Demokratie für die Abertausende in der Unterdrückung faschistischer Willkür starben

nach der Website des SPD Ortsvereins Wedel, abgerufen am 28. November 2017

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Das VdH-Denkmal

Auf einer Verkehrsinsel zwischen der Straße »Im alten Dorfe« und »Wiesenhöfen« steht ein weißer Gedenkstein, gestiftet vom Verband der Heimkehrer, Kriegsgefangenen und Vermisstenangehörigen Deutschlands e.V. (VdH).

HH Volksdorf VDH Platz web

HH Volksdorf VdH web


Auf drei dunkel gefärbten verschieden langen Holzbrettern steht die Inschrift:

Wir
vergesseneuchnicht (ohne Wortzwischenräume)
Verb. d. Heimkehrer

Damit sind die Kriegsgefangenen bzw. die im Ausland verurteilten Kriegsverbrecher des 2. Weltkriegs gemeint. Lesen Sie dazu einen von vielen, im Wesentlichen gleichlautenden, Beiträgen aus dem Jahrbuch des VdH von 1952 »Wir mahnen die Welt«:

Jahrbuch 1952


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Darüber auf einem Holzdreick das Logo des Verbands: die Buchstaben VdH umgeben von Stacheldraht.

 

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Oben aufgesetzt auf einer Lage flacher Ziegelsteine eine weiße Feuerschale.

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Foto: Ajepbah/WikimediaCommons

Im Jahr 2012 ist das Denkmal picobello renoviert worden.

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Der Verband der Heimkehrer ...

... Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e. V. (VDH) besteht seit 1950. Über die auch revanchistischen Intentionen dieses Verbandes erfahren Sie mehr in einer Rezension von Elke Kimmel für den Deutschlandfunk. Birgit Schwelling: Heimkehr – Erinnerung – Integration. Der Verband der Heimkehrer, die ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft, erschienen im Ferdinand Schöningh Verlag.

Zitat: »Dem VdH indes ging es stets um mehr als einen herzlichen Empfang für die Heimkehrer. Besonders in den ersten Jahren seines Bestehens setzte er sich massiv für die finanzielle Entschädigung der Veteranen ein. Dabei nutzte er nicht nur die emotionale Anteilnahme, die die Bevölkerung den Heimkehrern entgegen brachte, sondern er drohte auch implizit damit, dass im Falle einer ausbleibenden Wiedergutmachung eine dauerhafte Entfremdung der Kriegsgefangenen von der Gesellschaft eintreten könne, mit ähnlichen Folgen wie in der Weimarer Republik. Schwelling charakterisiert diese Mitglieder:

›Es waren ehemalige Soldaten der Wehrmacht – also einer Armee, die an einem verbrecherischen Krieg beteiligt waren – und es waren ehemalige Kriegsgefangene. Das heißt, der Krieg hat sich für diesen Personenkreis zum Teil noch bis in die Jahre 1955/56 hingezogen. Jemand, der 1940 zur Wehrmacht einzog und 1955 aus einem sowjetischen Lager zurückkehrte, hatte 15 Jahre in diesem Ausnahmezustand verbracht.‹

Die Verbandsführung wurde nie müde zu betonen, dass sie die angeblich staatsgefährdenden Veteranen im demokratischen Sinne bändige. Ein Erfolg der VdH-Politik war, dass am 30. Januar 1954 ein Entschädigungsgesetz für Kriegsgefangene in Kraft trat.«

Dlf: VdH (Rezension)

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... und dann noch Wilhelm I.

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Auf der anderen Seite der Verkehrsinsel romantisch umwachsen von Bäumen, Rhododendren und Efeu ein Erinnerungsstein für Kaiser Wilhelm I.

Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. 1814 Hauptmann geworden, begleitete er seinen Vater auf dem Feldzug nach Frankreich gegen Napoleon I., erwarb sich das Eiserne Kreuz und zog am 31. März mit in Paris ein.

Seit 1. Januar 1816 führte er das Stettiner Gardelandwehrbataillon, erhielt 1818 als Generalmajor eine Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 die 1. Gardedivision und 1825 als Generalleutnant das Gardekorps. In der langen Friedenszeit, half er den militärischen Geist in der Truppe zu erhalten. Nach dem Tod seines Bruders bestieg Wilhelm den preußischen Thron. 1862 berief Wilhelm Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen und ließ sich im Wesentlichen von ihm lenken. Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg wurde König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen.

• nach www.deutsche-Schutzgebiete.de, aufgerufen 28. November 2017
 

     HH Volksdorf Wilhelm Tafel web

Am 22. März 1897 feiert man überall im Deutschen Reich den 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., der wegen seiner Verdienste zur Reichseinigung von Kaiser Wilhelm II. nun zum »Kaiser Wilhelm der Große« erklärt wurde. Überall im Land wurden ihm zu Ehren Denkmäler enthüllt.

Inschrift der eingelassenen weißen Tafel in Volksdorf:

Wilhelm I
1797 – 1897
Militärische Kameradschaft Volksdorf
22. März 1897

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I N H A L T
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Das Denkmal
»Unseren Helden zur Ehre«
2022: Die Tafel zur Geschichte
Netzwerk Erinnerungsarbeit beim HSV
Das Grabfeld des HSV
Das Eiserne Kreuz
Der Stahlhelm
Die deutsche Eiche

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Volkspark

Auf dem Altonaer Friedhof beim Grabfeld des HSV

Text folgt

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HH Volkspark ganz mit Stadion web

 

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HH Volkspark Front oben web

 

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HH Volkspark FC Falke oben web

 

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»Unseren Helden zur Ehre«

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2022: Die Tafel zur Geschichte

Im November 2022 erhielt das beim Grabfeld des HSV wieder aufgestellte Denkmal eine Informationstafel mit folgendem Text:

»Dieses Kriegerdenkmal wurde im Jahr 1921 durch Spenden von HSV-Mitgliedern ermöglicht, um die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten zu ehren, die ebenfalls HSV-Mitglieder waren. Über den Namen dieser 121 Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg sind die Wappen der drei Gründervereine des HSV zu sehen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Denkmal in den 1950er- bis 60er-Jahren um 169 weitere gefallene Soldaten aus dem HSV ergänzt. Ein Großteil davon war in der Wehrmacht. Zwei genannte Personen waren außerdem Mitglieder der Waffen-SS. Sowohl die Wehrmacht als auch die Waffen-SS waren mitverantwortlich für den nationalsozialistischen Angriffs- und Vernichtungskrieg und in diesem an zahlreichen antsemitischen und antiziganistischen Morden sowie etlichen weiteren Verbrechen beteiligt.

HH Volkspark Schild weit web


Das Denkmal stand nach seiner Einweihung zunächst am Rothenbaum und ist 1994 auf die Paul Hauenschild Sportanlage in Norderstedt verlegt worden. Im Jahr 2020 wurde das Denkmal dort ab- und auf dem Altonaer Friedhof wieder aufgebaut. In diesem Zuge nahm sich der HSV gemeinsam mit dem Netztwerk Erinnerungsarbeit der Aufarbeitung der Biografien der auf der Tafel gewürdigten Soldaten an. Dieser Vorgang dauert noch an, weshalb die Tafeln mit den Namen der gefallenen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg vorerst nicht wieder aufgehängt wurden. Zudem steht der HSV der damals umgesetzten Erinnerungskultur heute kritisch gegenüber. Eine Umgestaltung und weitere Aufarbeitung des Denkmals befindet sich derzeit im Prozess.

HH Volkspark Schild nah web


Zahlreiche HSV-Mitglieder wurden im Nazionalsozialismus (NS) verfolgt, deportiert und ermordet. Ihnen sollten und werden wir gedenken. Als ersten Schritt Richtung einer angemessenen Erinnerung errichtete der HSV am 27.01.2020 auf Initiative des Netzwerks Erinnerungsarbeit eine Gedenktafel für NS-Verfolgte aus der HSV-Familie am Eingang Nord-Ost zum Volksparkstadion.«

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Netzwerk Erinnerungsarbeit beim HSV

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Das Grabfeld des HSV

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HH Volkspark HSV Friedhof Tor web

 

 

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Das Eiserne Kreuz

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten. Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet.

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Die von Adolf Hitler am 8. November 1939 anlässlich des Überfalls auf Polen ausgesprochene Losung

Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

 

Spiegeltitel 50 2022 EK Reichsbuerger web

... und: Die Redaktion des Spiegel illustrierte den Titel Nr.50 / 10.12.2022 zur Razzia bei »Reichsbürgern« und »Querdenkern«, denen vorgeworfen wird, einen Staatsstreich geplant zu haben, mit einem Eisernen Kreuz.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen.

»Andreas Gabalier besang in Mein Bergkamerad ›eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt, wie ein eisernes Kreuz, das am höchsten Gipfel steht.‹ Michael Fischer vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik bezeichnete das als ›gewollte Provokation‹, die kaum ein naiver Zufall sein könne.

Die Agentur für soziale Perspektiven konstatiert: Das Eiserne Kreuz sei neben dem Thorshammer ›das am häufigsten gezeigte Symbol der extremen Rechten‹. Zwar sei es je nach Kontext ›kein explizit rechtes Bekenntnis, doch stets ein Symbol für Militarismus und martialische Männlichkeit.‹

Wikipedia, abgerufen am 16.3.2023

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Der Stahlhelm

Neben dem militärischen Ehrenzeichen Eisernes Kreuz ist die Darstellung des Stahlhelms das meist gezeigte Symbol auf Kriegerdenkmälern. Die neuen Methoden der Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der Lazarettarzt Professor August Bier (nach ihm ist z.B. eine Klinik in Malente benannt) beobachtete höchst gefährliche Granatsplitterverletzungen des Gehirns in erschreckender Häufigkeit und entwickelte darum zusammen mit dem Ingenieur Dr. Friedrich Schwerd den neuen Helm aus Stahl, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

SH Sprenge Karte web


Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.

Auf dem Verwundetenabzeichen, das 1939 eingeführt wurde, war ein Stahlhelm zu sehen, obwohl offensichtlich seine Schutzwirkung nicht ausgereicht hatte:

SH Haffkrug Verwundetenabzeichen in Silber web


Adolf Hitler hatte die Verordnung über die Stiftung des Verwundetenabzeichen am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls der Deutschen Wehrmacht auf Polen, erlassen.

Hitlers Verwundetenabzeichen auf Wikipedia


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten dann diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms der Wehrmacht in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin auch im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die ehemalige Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Die deutsche Eiche

Eichenlaub ist in der militärischen Symbolsprache ein Zeichen hoher Ehre. Darum findet man es oft auf Orden, z.B. auf dem Ritterkreuz in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie kam es zu dieser Symbolkraft?


Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


SH Oldesloe Bundesarchiv Bild 146 1974 160 13A Theodor Eicke web
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes


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Das Denkmal
Die Inschrift
Der Findlingsmythos

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Wandsbek

An der Wandsbeker Bahnhofstraße im Gehölz

Ein mannsgroßer Granitfindling steht am Rand des 1. Wandsbeker Gehölzes, gerade ein bißchen verloren zwischen den Baumfällarbeiten im Dezember 2017.

HH Wandsbek 06 web

Direkt umgeben von Eibengebüsch, wächst die Inschrift in Frakturbuchstaben geschrieben langsam zu.

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Unter einem gleichschenkeligen Kreuz ist die Inschrift in kleinen Buchstaben graviert. Statt Wortabständen sind Punkte auf Mitte gesetzt, der erste wohl versehentlich.

wander(•)erneigein
ehrfurchtdeinhaupt
vordemtodundder
tapferkeit   1914
                   1918

HH Wandsbek 05 web

Der Findling ist flach, Kreuz und Inschrift sind in die unregelmäßige Form eingepasst.

HH Wandsbek 03 web

Die Rückseite hat eine grobere Oberfläche, aber wir sehen den Stein vor lauter Bäumen nicht ganz.

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Der Findling steht auf einem für ihn gegossenen Betonsockel.

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Da ist er im Hintergrund zu sehen, an der sehr befahrenen Straße, die zum Wandsbeker Bahnhof führt.

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Die Inschrift

Dort, wo klassische Zitate verwendet werden, wird versucht, dem Kriegstod eine Überzeitlichkeit zu verleihen, ihn also zu einem Geschehen zu machen, das naturgemäß immer wiederkehren muss. Auf einem Findlingsdenkmal in Wandsbek findet sich die Inschrift »Wanderer neige in Ehrfurcht dein Haupt vor dem Tod und der Tapferkeit.« Dieses Zitat ist angelehnt an eine Inschrift von Simonides von Keos auf einem Gedenkstein im antiken Sparta, die von Friedrich Schiller folgendermaßen aus dem Griechischen übersetzt wurde: »Wanderer, kommst du nach Sparta, so verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.« Der Gedenkstein wurde nach der Ersten Schlacht bei den Thermopylen 480 v. Chr. während der Perserkriege errichtet. Die Schlacht ging aus Sicht der Griechen verloren, viele Spartaner starben, aber die Kämpfer sollen sich bis zum Letzten gewehrt haben und damit rücksichtslos ihrem Befehl gefolgt sein. Diese militärische Leistung wurde als Beispiel für den heldenhaften Opfertod im Laufe der Geschichte immer wieder herangezogen. Die Wandsbeker Paraphrase des Zitats benennt den Kriegstod und die Tapferkeit als vorbildhafte Tugenden.

aus Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Das Denkmal
Der zweite Husar
Geschichte und Bedeutung
Historische Postkarten
Die Husaren in Wandsbek
Aus dem Erinnerungsbuch des Regiments
Wandsbek als Garnisonsstadt
Traditionen
Der Bildhauer Oscar E. Ulmer
Auch in Lüneburg: Trauer unerwünscht

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Zwei Husaren in Wandsbek

Am Husarendenkmal

Das bronzene Standbild »Der Meldereiter« wurde 1938 nach einem Entwurf des Berliner Bildhauers Professor Johann Jaenichen, 8. Oktober 1873 (Großenhain) – 7. Juli 1945 (Wustrow), von H. Noack errichtet. Der Husar in Uniform und mit Speer in der Hand scheint sein Pferd zum Angriff zu treiben.

Am 22. Mai wurde es eingeweiht, am 135. Traditionstages des Regiments, der vom Husarenbund mit einem großen Appell begangen wurde. Auf dem Veranstaltungsabzeichen war als Motiv eine Husarenmütze zwischen Eichenblättern zu sehen. Der Husarenbund hat das Denkmal auch gestiftet. Die Inschrift ist nicht den Gefallenen gewidmet, sondern dem Regiment. Sie lautet:

Dem Husaren-Regiment Königin Wilhelmina der Niederlande Hannoversches Nr.15 und seinem Reserve-Husaren-Regiment Nr.6

HH Wandsbek2 Matzematik Wikimedia web

© Matzematik/Wikimedia Commons

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© Pincerno@de.wikipedia

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Der zweite Husar

Der abschiednehmende Husar nach einem Entwurf des Bildhauers Oscar Erwin Ulmer, 19.6.1888–9.12.1963 (Hamburg), ist am 8./9. Juni 1923 während eines Regimentstreffens eingeweiht worden. Die verhalten formulierte Inschrift lautet:

Den Gefallenen des Husaren-Regiments No 15 zum Gedächtnis 1914-1918

Das an ein Grabmal erinnernde Monument zeigt das quadratische Relief eines vor seinem gezügelten Pferd stehenden Husaren. An den Seiten jeweils ein nach unten zeigendes Schwert mit Lorbeerkranz als Relief. Auf der Rückseite kann man 95 Namen von im 1.Weltkrieg getöteten Husaren lesen, geordnet nach Eskadronen (Schwadronen) und unter »Ausserdem« die Namen von 37 Husaren, die in der Kriegszeit an Krankheiten gestorben sind. Das Denkmal ist von einem Metallzaun umgeben.

HH Wandsbek1 Matzematik Wikimedia web

© Matzematik/Wikimedia Commons

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Geschichte und Bedeutung

Das Monument ist wirklich dem Gedächtnis der Gefallenen gewidmet. Die Darstellung des Reliefs unterstreicht diese Tendenz; es kann sowohl der Abschied des in den Krieg Ziehenden, wie der Abschied des in den Tod Gehenden gemeint sein. Der Darstellung ist die heroisierende Wirkung von Denkmälern, die nur wenig später entstanden sind, noch fern.
Dies muß auf späteren Regimentstreffen immer deutlicher geworden sein. Nur so ist es zu erklären, daß an derselben Straße und für und von demselben Regiment ein zweites Denkmal gestiftet wurde. Ein Jahr vor Kriegsbeginn, 1938, war es fertig.

Volker Plagemann, Denkmäler in Hamburg, Hans Christians Verlag, Hamburg, S.136

Lesen Sie hier weiter zur Entstehung der beiden Denkmäler aus Volker Plagemanns Buch:

Volker Plagemann

 

Die Entstehungsgeschichte dieser zwei ungleichen Monumente, die doch so deutlich Zeugnis ablegen von der Zeit ihrer Aufstellung. Eine gute Beschreibung der Zeit zwischen den Weltkriegen gibt Hans Werner Faerber:

Werner Faerber

 

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Historische Postkarten

HH Wandsbek1 Karte

HH Wandsbek Karte1961 web

• Die untere ist aus dem Jahr 1961, die obere ist älter

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Die Husaren in Wandsbek

Das Regiment wurde ursprünglich am 19. Dezember 1803 als Kavallerie-Verband der Streitkräfte des Königreichs Hannover gebildet. Nach dem verlorenen Krieg von 1866 und der Annexion des Landes durch das Königreich Preußen wurde das Regiment als Husaren-Regiment (Hannoversches) Nr. 15 in die Preußische Armee übernommen. Im Zusammenhang mit der Gründung des Deutschen Reichs am 18. Januar 1871 in Versailles und dem Inkrafttreten der Verfassung vom 16. April 1871 wurde die Abteilung im Juni 1871 in die damalige Stadt Wandsbek verlegt (der erste Wandsbeker Bürgermeister Wilhelm Lesser  machte es möglich). Dieser Standort sorgte für die volkstümliche Bezeichnung Wandsbeker Husaren. Zu Ehren der niederländischen Königin Wilhelmina benannte Wilhelm II. das Regiment am 31. August 1898 in Husaren-Regiment »Königin Wilhelmina der Niederlande« (Hannoversches) Nr. 15 um.
Nach dem Waffenstillstand und dem Rückmarsch in die Heimat nach dem 1. Weltkrieg wurde das Regiment demobilisiert und schließlich 1919 aufgelöst. Teile schlossen sich der als Freikorps tätigen Brigade Grodno an und wurden später als Reichswehr-Kavallerie-Regiment 9 in die Vorläufige Reichswehr übernommen.

nach Wikipedia, abgerufen am 28. April 2014


Seit 2008 enthält das Wappen der Feuerwache 21 in Tonndorf das Bild eines Husaren, seit 2011 gibt es für das Polizeikommisariat 37 in Wandsbek ein Verbandsabzeichen, auf dem ein Husar zu Pferd zu sehen ist. Ist man wieder stolz auf militärische Traditionen?

          HH Wandsbek Husar Wb web

          • Der Husar Gerhard Wiechmann im September 1914 
          vor der Wandsbeker Kaserne. Er trägt die Friedensuniform:
          kaliblauer Rock und schwarzblaue Hose.

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Aus dem Erinnerungsbuch des Regiments

Nach 43 Jahren Friedensdienst schlug die Stunde der Entscheidung. Jetzt sollte es sich zeigen, ob die Friedensarbeit sich auf rechter Bahn bewegt hatte und ob die Friedensschulung hart genug gewesen war. Durch die Sachkenntnis und Tatkraft seiner Kommandeure, durch Fleiß und Hingabe aller seiner Angehörigen wohlvorbereitet, zu strengster Pflichterfüllung erzogen, in begeisterter Liebe zu Kaiser, König und Vaterland zog das Regiment hinaus ins Feld, dem Feinde entgegen.

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• Die Wandsbeker Husaren 1914 vor Metz

HH Wandsbek Lied web

Nach den Bestimmungen des Deutschland aufgezwungenen Waffenstillstandes und des Friedens von Versailles mußte das auf dem bewährten Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht aufgebaute alte Heer in ein Heer in der höchst zulässigen Stärke von nur 100 000 Berufssoldaten überführt werden.

          HH Wandsbek1 Zeichnung web

Das Denkmal besteht aus einem auf zweistufigem Untersatz ruhenden, fast vier Meter hohem Blocke aus dem feinsten und härtesten Granit, dessen Grundform ein Rechteck bildet. Der Block verjüngt sich nach oben und hat zum Schutze gegen Witterungseinflüsse eine schräge Verdachung erhalten. Die nach der Lindenstrasse gerichtete Vorderseite des Denkmals ist mit dem Relief eines abschiednehmenden Husaren geschmückt, der in seiner Rechten die Zügel seines vorwärtsstrebenden Pferdes hält, während er mit der erhobenen Linken den Zurückbleibenden Abschiedsgrüsse zuwinkt. Die beiden Schmalseiten des Denkmals zeigen je ein mit Lorbeer geschmücktes zerbrochenes Schwert, das den unglücklichen Ausgang des Krieges versinnbildlichen soll. Auf der der Schilleranlage zugekehrten Breitseite des Granitblockes sind die Namen der in den Kämpfen des Weltkrieges gefallenen oder während seiner Zeit von Krankheiten hinweggerafften Angehörigen des Regiments eingemeißelt.

Lied, Texte und Zeichnung aus dem Erinnerungsbuch des Regiments aus dem Jahr 1931

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Wandsbek als Garnisonsstadt

Privater Bericht von Walter Frahm über die Geschichte der Wandsbeker Husaren, über Stolz auf kriegerische Erfolge und deutsche Tugenden und über die damalige Allgegenwart des Militärs. Geschrieben in der Zeit als vor dem 2. Weltkrieg die Vergrößerung des Deutschen Heeres organisiert wurde.

Walter Frahm


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Traditionen

HH Wandsbek Husaren1943 web

• Obwohl das Husarenregiment längst aufgelöst war, trafen sich die Reservisten weiter – so vor 1943 zu einer Parade auf dem Wandsbeker Markt. Foto: Archiv Fricke.

Zum Volkstrauertag 2004 legten die Reservistenkameradschaft Wandsbek und der Bürgerverein am »Meldereiter« Kränze nieder und Oberstleutnant d.R. Joachim Brilka hielt eine Ansprache.


Herzlichen Dank den Damen und Herren des Bürgervereins Wandsbek, alle nicht gekennzeichneten Bilder und die historischen Texte sind aus ihrem Archiv.

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Der Bildhauer Oscar E. Ulmer

Oscar Erwin Ulmer (geboren 19.6.1888, gestorben 9.12.1963 in Hamburg) hat Bildhauerei an der Kunstakademie in München bei Ferdinand von Hildebrandt studiert. Oft war er für Friedrich Wilhelm (genannt Fritz) Schumacher, den Architekten und Hamburger Baudirektor, an dessen Gebäuden für Ornamentschmuck tätig. Er fertigte auch, mit Fritz Schumacher als Entwurfsarchitekten, zusammen mit Friedrich Schünemann die Büste von Wilhelm Cordes. Er hat viele Grabdenkmäler erstellt, nach Angaben des Förderkreises Ohlsdorfer Friedhöfe e.V. war er auch an dem KZ-Opfermahnmal beteiligt.

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Auch in Lüneburg:
Trauer unerwünscht

In Lüneburg wurde der trauernde Dragoner 1941 gesprengt. Die Darstellung entsprach auch hier nicht der Ideologie des NS-Staates.

               HH Luneburg Trauernder web

1939 war im Park an der Roten Straße das Denkmal eines antrabenden Meldereiters aufgestellt worden. Die Denkmäler haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit den beiden Husaren in Wandsbek.

HH Luneburg Meldereiter web

Foto: Sammlung Bold

Vortrag von Siegfried Berneis in Lüneburg am 23. Januar 2014

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Das Denkmal
Der Findlingsmythos
Die KZ-Gedenkstätte
Die Dreiecke
Die Gedenktafel für Pastor Bothmann an der Kreuzkirche
Das Projekt

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Wandsbek

Am Wandse-Wanderweg / Marner Straße

Unmittelbar am Ufer des Flüßchens Wandse wurde dieser rundliche Findling aufgestellt.


Die Inschrift lautet:

Unseren im
Weltkriege gefalle-
nen Kameraden

W.S.V.

Es werden keine Namen und keine Jahreszahlen genannt, wir können nur vermuten, dass hier der Soldaten eines Wandsbeker Sportvereins gedacht werden soll, die im 1. Weltkrieg getötet wurden.

HH Wandsbek WSV Inschrift web


Über der Inschrift ist ein »W« in eine konturierte, liegende Raute graviert.

HH Wandsbek WSV Stein seitlich web

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Die Gedenkstätte für das KZ der Drägerwerke

Text aus: Detlef Garbe, Kerstin Klingel, Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945, Hamburg 2008, S.73

»Im Juni 1944 entstand in Wandsbek das erste Frauenaußenlager des KZ Neuengamme in Hamburg. Über 500 Frauen unterschiedlicher Nationalität, fast alle politische Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück, mussten hier für die Hamburger Niederlassung der Lübecker Drägerwerk AG in der Gasmaskenproduktion arbeiten. Für die Unterbringung der Häftlinge waren im Frühjahr 1944 auf dem Werksgelände in der Ahrensburger Straße 162 drei Baracken errichtet worden. Mehrere Frauen starben an den Folgen von Misshandlungen durch die SS, zwei Frauen wurden ›auf der Flucht erschossen‹, und am 29. August 1944 wurde die junge Russin Raja Ilinauk wegen angeblicher Sabotage im Lager erhängt.

2019 08 24 Exkursion Zwangsarbeit Draeger Werke Wandsbek 02 web


Im März 1945 unternahm das Drägerwerk Versuche, wie lange Menschen in einem gasdichten Luftschutzraum ohne Belüftungsanlage überleben können. Für diese Versuche wurden Häftlinge des Außenlagers Wandsbek in Luftschutzbunker in verschiedenen Hamburger Stadtteilen verbracht. Die meisten Frauen aus dem Lager in Wandsbek wurden durch das schwedische Rote Kreuz gerettet, das sie am 1. Mai 1945 mit einem Zug von Hamburg nach Padborg in Dänemark und von dort weiter nach Schweden brachte.

Nach dem Krieg wurden die Baracken abgerissen und Produktionshallen, unter anderem für die Firma Agfa-Gevaert, errichtet. Am Eingang zum Firmengelände ließ die Kulturbehörde im Mai 1988 eine Tafel aus dem Programm ›Stätten der Verfolgung und des Widerstandes 1933–1945‹ anbringen.

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Nach Aufgabe der gewerblichen Nutzung entstand 2004/05 auf dem Gelände die Wohnsiedlung ›An der Rahlau‹. Gemäß einer entsprechenden Auflage des Bezirksamts Wandsbek schuf der Bauträger unter Einbeziehung von Zaunpfählen und eines erhaltenen Waschtrogs eine kleine Gedenkanlage.«

HH Wandsbek KZ Gedenkstaette Waschtrog web


2019 08 24 Exkursion Zwangsarbeit Draeger Werke Wandsbek Waschtrog1 web

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Der Standort auf privatem, nicht öffentlich zugänglichem Gelände und fehlende Hinweisschilder riefen öffentliche Kritik hervor, die zu einer Überarbeitung führte. Hinter dem Zaun (Foto oben) entstand auf öffentlichem Grund eine zweite Gedenkstätte, die vom Wandse-Wanderweg aus zu erreichen ist. Sie wurde am 8. Mai 2010 im Beisein dreier ehemaliger weiblicher Häftlinge eingeweiht. Schon kurz vor der Einweihung war die Gedenkstätte mit Hakenkreuzschmierereien geschändet und später auch beschädigt worden.

 

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Die Grundform der Anlage ist das Dreieck, angelehnt an die Dreiecke, die die Nazis zur Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern 1936 eingeführt hatten. Zwei übereinandergelegte Dreiecke ergaben den »Judenstern«.

 

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Der dreieckige Sandplatz ist von einer Buchenhecke umgeben. An der Seite zur Wandse stehen die Informationstafeln.

 

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Dreieckig gesetzte Namenslisten der Zwangsarbeiterinnen sind unter Glas auf Granitpodesten angebracht. Auf ihnen sind 483 Frauen sowie 24 Geburtsdaten namentlich nicht zu ermittelnder Arbeiterinnen verzeichnet. Sechs Dreiecke sind über die Gedenkstätte verteilt in den Boden eingelassen. Bei den meisten Frauen konnte auch das Geburtsdatum angegeben werden.

 

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Es gelang in Zusammenarbeit mit dem Wandsbeker Charlotte-Paulsen-Gymnasium ein eindrückliches Werk für die Mitte des Platzes zu schaffen. Die Schülerinnen Kim Monique du Mont und Chiedza Busse haben es im Rahmen ihres Kunstkurses entworfen, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Landesverband Hamburg und das Betonwerk Franz Feddern und Sohn GmbH haben es gestiftet. Das Mahnmal wurde am 30. Oktober 2010 eingeweiht, die Schülerinnen wurden am 27. Januar 2011 mit dem Bertini-Preis ausgezeichnet.

 

HH Wandsbek KZ Gedenkstaette Skulptur Tafel web


Weitere Informationen:

Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945


Buchtipp: Stefan Romey: Ein KZ in Wandsbek. Zwangsarbeit im Hamburger Drägerwerk, Hamburg, VSA-Verlag 1994, 151 Seiten

... und die sehr lesenswerte Rezension dazu

Der Gedenkstreit in Wandsbek in der TAZ

Das KZ-Außenlager bei Wikipedia

 

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Die Dreiecke

Die Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern wurde 1936 eingeführt und diente zur Gruppierung und Kenntlichmachung der Gefangenen in den Konzentrationslagern im Machtbereich des nationalsozialistischen Deutschland. Sie diente dem Wachpersonal zur Erkennung der von der SS verwendeten Gruppierung der KZ-Häftlinge nach Ländern, »Rasse«, Vorverurteilungen etc. (vgl. nationalsozialistische Rassenhygiene). Die Häftlingsnummer ersetzte im Lager den Namen der gefangenen Personen.

Die Kennzeichnung geschah mit Hilfe von farbigen Stoff-Dreiecken, deren Spitzen nach unten, oder unterlegt, nach oben zeigten. Die Abzeichen, auch »Winkel« genannt, wurden auf die gestreifte KZ-Häftlingskleidung genäht (Jacken und Hemd).

Weitere Differenzierungen wurden nach Nationalitäten und den Aufgaben als Funktionshäftling (beispielsweise Kapos, Stubenältester bzw. Block- oder Barackenältester) vorgenommen.

Zusätzlich zur Farbkodierung wurden Häftlingsgruppen Buchstaben in dem Dreieck eingefügt, um ihr Herkunftsland anzuzeigen. Ein rotes Dreieck mit einem »F« zum Beispiel wies auf einen politischen Gefangenen aus Frankreich hin.

 • Nach Wikipedia, abgerufen am 30. Juli 2019


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Schautafel: »Kennzeichen für Schutzhäftlinge in den Konzentrationslagern«; Lehrmaterial für SS-Wachmannschaften

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Die Tafel zu Pastor Bothmann an der Kreuzkirche

Am Rand des Eichtalparks, der ein Teil des Wandse-Wanderwegs ist, steht die Kreuzkirche Wandsbek. Bernhard Bothmann war dort Pastor von 1925 bis 1939 und von 1945 bis 1952.

                   HH Wandsbek Bothmann web

Pastor Bernhard Bothmann heiratete 1913 nach bestandener Prüfung seine Jugendliebe Emmy. Damals spielte es keine Rolle, dass sie eine getaufte Jüdin war. Zwanzig Jahre später bestimmte es das Leben der Familie. 1935 wurde das Ehepaar durch die Nürnberger Gesetze als »Mischehe« und die Kinder als »Halbjuden« entrechtet und diskriminiert, obwohl die Familie Unterstützung aus ihrer Wandsbeker Kirchengemeinde bekam. Bothmanns Vorgesetzter, der Stormarner Propst Gustav Dührkop, forderte ihn schließlich auf, sich von seiner Ehefrau scheiden zu lassen. Als Bothmann sich weigerte, sorgte Dührkop für dessen Entlassung.

Propst Dührkop an das schleswig-holsteinische Landeskirchenamt 1939: »Es sei für die Kirche nicht mehr tragbar, daß ein evangelischer Pastor wie Pastor Bothmann, der mit einer Vollblutjüdin verheiratet sei, noch immer amtiere und auf einer öffentlichen Kanzel zu deutschen Volksgenossen spräche. P. Bothmann muß das selbstverständliche Opfer der Aufgabe seines Amtes bringen.« Dank der Unterstützung seines alten Schulfreundes, des Hamburger Landesbischofs Franz Tügel, bekam Bothmann Anstellungen in der Hamburger Landeskirche. Denunziationen Propst Dührkops verhinderten aber eine feste Anstellung und führten schließlich auch hier zum Berufsverbot für Bothmann.

Aufgrund der Nürnberger Gesetze durften die Kinder nicht die von ihnen gewünschten Ausbildungen wählen. Der ältesten Tochter wurde die Heirat mit ihrem »arischen« Verlobten verboten. Als sie dennoch mit ihm zusammen Kinder bekam, verbot ihm die Gestapo den Umgang mit ihr und seinen Kindern. Die Verwandten Emmy Bothmanns, ihre Schwester Grete und die Familie Rosenbaum, wurden 1941 und 1942 deportiert. Einzig Emmy Bothmanns Mutter Ida Cohn starb 1942 eines natürlichen Todes in Hamburg. Bei ihrer Beerdigung wurde der Familie die Benutzung der Friedhofskapelle verboten.

1945 wird Pastor Bothmann in der Wandsbeker Gemeinde wiedereingestellt. 1952 stirbt er nach langer Krankheit

Texte der Ausstellung »Kirche, Christen, Juden in Nordelbien 1933 – 1945, die von 2001 bis 2005 durch Hamburg und Schleswig-Holstein wanderte.

 

     HH Wandsbek Kreuzkirche Bothmann web


Am 30. Juni 2002 wurde aussen neben der Kirchentür der Kreuzkirche Wandsbek eine Tafel mit folgendem Text angebracht:

....... Vergib uns unsere Schuld .... (Matthäus 6, Vers 12)

Pastor Bernhard Bothmann (1884 – 1952) wirkte von 1925 bis 1939 und von 1945 bis 1952 an der Kreuzkirche in Wandsbek.

Nach 1933 hatten sich große Teile der Ev. Kirche dem Nationalsozialismus angeschlossen. Die Kirche forderte von Pastor Bothmann – im Sinne der »Nürnberger Gesetze« – die Trennung von seiner Ehefrau Emmy, geb. Cohn. Sie war Christin jüdischer Herkunft.

Pastor Bothmann widersetzte sich und wurde daraufhin 1939 aus dem Dienst an der Kreuzkirche entlassen.

Die Familie wurde verfolgt. Aber sie überlebte Nationalsozialismus und Krieg. 1945 rief die Kirchenleitung Pastor Bothmann wieder in den Dienst an der Kreuzkirche zurück. Sie ging aber in keiner Weise auf das ihm und seiner Familie zugefügte Unrecht ein. Erst im Jahr 2001 bekannte sich die Ev. Kirche zu ihrer Schuld an der Familie Bothmann.

Wir, der heutige Kirchenvorstand, die Kirchenkreissynode Stormarn und die Synode der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche, bedauern zutiefst das Leid, das der Familie Bothmann durch unsere Kirche zugefügt wurde.

Wir setzen uns dafür ein, dass in unserer Gesellschaft Menschen nicht verfogt werden – weder wegen ihrer Herkunft, noch ihrer Religion oder Kultur.

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Das Projekt

Für 2019 lobt die Stadt Hamburg den Otto Linné Preis aus. Für den Wandsegrünzug findet ein internationaler Ideenwettbewerb für Studierende und junge Absolventen der Fachgebiete Landschaftsarchitektur / Landschaftsplanung in Zusammenarbeit mit weiteren Disziplinen statt. Durch die ausführliche Beschreibung in der Auslobung kann man das Flüßchen Wandse sehr gut kennenlernen.

Wandse wo bist Du?


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Geschichte
Historische Postkarte
Der Hindenburgstein
Die Dolchstoßlegende
Die Lutherkirche
Landesbischof Gerhard Ulrich

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Wellingsbüttel

Am Kuhteich an der Friedrich-Kirsten-Straße

Das Monument aus Granitquadersteinen ist für die 29 getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs errichtet worden. Am Totensonntag 1931 wurde es eingeweiht.

HH Wellingsbuettel weiter weg web


Das Denkmal ist an einem erhöhten Platz am Hang gebaut worden. Viele breite Treppenstufen führen auf dem letzten Stück der Schräge bis zum Denkmal hin. An den Seiten liegen kleinere Findlinge. Auf der rechten Seite beginnt mit den Stufen eine mehrmals versetzte Mauer, ebenso aus verschieden großen, grob behauenen Granitblöcken gemauert, wie das Denkmal selber.

HH Wellingsbuettel Denkmal web


Links daneben führt eine schmalere Steintreppe weiter nach oben bis zur Rückseite des Denkmals. Es ähnelt in seiner Machart und Wirkung dem Denkmal in Groß Flottbek.

 

HH Wellingsbuettel Ziffern web


Der mittlere Teil des etwa drei Meter hohen monumentalen Steinklotzes besteht aus einer glatt geschliffenen Granitplatte mit den großen herausgearbeiteten Jahreszahlen des 1. Weltkriegs:

1914
1918

mit kräftiger Linie unter den Zehnerzahlen.

HH Wellingsbuettel hinten web

Auf drei eingelassenen Tafeln sind die 29 Namen der getöteten Wellingsbüttler Soldaten graviert.

 

HH Wellingsbuettel Namen web

Je eine Platte an den Seiten und eine doppelt so große auf der Rückseite. Aus der Kirchenchronik: »Bei Kriegsende hatte die Gemeinde 200 Gefallene zu beklagen, davon 29 Wellingsbüttler.«

 

HH Wellingsbuettel Teich web

Am Kuhteich veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Wellingsbüttel alljährlich den Abschluß ihres Laternenumzugs mit der »deutschlandweit einzigartigen Wasserlichtorgel« und einem Feuerwerk. Auch zukünftig soll die Feier dort am Samstag vor der Winterzeitumstellung stattfinden.

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Die Geschichte

HH Wellingsbuettel Einweihung web

1931 wurde das Denkmal – wie hier zu sehen ist – vom damaligen Gemeindevorsteher Dwenger eingeweiht. Allerdings weiß man auch von Pastor der nahegelegenen Lutherkirche Boeck, dass er sich sehr für das Denkmal eingesetzt hat. Er schreibt: »Wellingsbüttel schuf sich 1931 ein sehr schönes Gefallenendenkmal am dortigen Kuhteich, das am Totensonntag vom Pastor eingeweiht wurde.«

Im handschriftlichen Heimatbuch von Gustav Matthiessen wird die Feier 1935 so beschrieben: »Am Totensonntag 1931 versammelte sich die ganze Gemeinde zu einer ersten Weihestunde, zu der als Trägerin der neuen Gesinnung die Sturmabteilung, S.A., der hiesigen nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei zum ersten Male öffentlich in geschlossener Gruppe antrat.«

Auf dem Foto oben sind wohl eher Uniformierte der Feuerwehr zu sehen. Möglicherweise gab es personelle Übereinstimmungen.

1934 wurde der Denkmalsplatz in »Hindenburg-Hain« umbenannt.

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Historische Postkarte

HH Wellingsbuettel Karte web

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Der Hindenburgstein

Am Weg zum Kriegerdenkmal ist ein großer Findling auf viele kleine gelegt worden. Das Ensemble wirkt wie ein Grab.

HH Wellingsbuettel Hindenburg web

Die Inschrift verstärkt den Eindruck:

Paul v. Hindenburg
1847 – 1934

Sein Geburts- und Sterbedatum. Nach Hindenburgs Tod wurden einige Monumente gesetzt, letzte Ausläufer der alten Obrigkeitsdenkmäler, von denen in Hamburg die in Neuenfelde und Wellingsbüttel erhalten geblieben sind.

SH Breitenfelde Paul von Hindenburg 1914 web

• Foto aus dem Jahr 1914

Paul von Hindenburg (2.10.1847 - 2.8.1934) war ein deutscher Generalfeldmarschall und Politiker. Im 1. Weltkrieg übte die von ihm geführte Oberste Heeresleitung von 1916 bis 1918 quasi diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Hindenburg wurde 1925 zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Hindenburg bekam zunächst im Zusammenhang mit seinen Verdiensten im 1. Weltkrieg Ehrenbürgerschaften verliehen. Insbesondere anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahr 1917 sprachen mehrere Städte diese Ehrung aus, an vielen Orten wurden »Hindenburgsteine« aufgestellt.

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 (»Machtergreifung«) gingen erneut zahlreiche Städte des Deutschen Reichs dazu über, ihn, neben führenden Politikern der NSDAP, trotz fehlenden Ortsbezugs zu ihrem Ehrenbürger zu ernennen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese Ehrungen von einzelnen Städten wieder aberkannt.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 28. Februar 2017

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Die Dolchstoßlegende

Nach der Niederlage [im 1. Weltkrieg], die im Nachhinein durch die so genannte »Dolchstoßlegende« von vielen Deutschen bereitwillig uminterpretiert wurde, und dem Versailler Vertrag entwickelte sich zu Beginn der 1920er Jahre in vielen Köpfen eine Trotz-Haltung, ein »Jetzt erst recht«-Gedanke, der Kritik an der deutschen Kriegspolitik nicht zuließ.

Die »Dolchstoßlegende« ist eine Verschwörungstheorie der damaligen politisch Rechten, die 1919 von Feldmarschall Paul von Hindenburg, der unfähig war, sich das eigene Versagen bei der Kriegsführung im Ersten Weltkrieg einzugestehen, zusätzlich genährt wurde. Sie besagt, dass das deutsche Heer »im Felde unbesiegt« war, aber die Heimat ihm durch die Agitationen der politischen Linken und die Revolution 1918 in den Rücken gefallen sei. Diese Theorie entbehrt jeder berechtigten historischen Grundlage, sie stieß jedoch bei vielen Deutschen auf offene Ohren und trug, von den Nationalsozialisten bereitwillig aufgegriffen, schließlich auch zum Scheitern der Weimarer Republik bei. (Vgl. Helmut M. Müller, Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn 2002.)

Aus Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

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Die LutherKirche

Den im »Heimatschutzstil« errichteten Fachwerkbau in Wellingsbüttel aus dem Jahr 1937 zieren eine Reihe von Runen-Zeichen sowie ein Hakenkreuz. Bauform und Ornamentik bedienen die NS-Ideologie, in der das Bauerntum als Inbegriff germanisch-nordischer Rasse galt. Unmittelbar hinter der Kirche liegt der Knasterberg mit einem Hügelgrab aus der Bronzezeit – ein vorgeschichtliches Denkmal und damit ein weiterer Bezugspunkt zu Heimatgefühl und Ahnenstolz. Zur Einweihung wehte die Hakenkreuzfahne vom Turm.

HH Wellingsbuettel Kirche web

Nachdem 1935 das Grundstück gekauft worden war, begann man bald mit der Ausschreibung des Baus. Dabei hatten sich die Entwürfe an den Vorstellungen der Gemeinde zu orientieren, die feststellte, dass »die Zeit des Experimentierens, die vor 1933 Blüten trieb, […] vorbei« sei und die eine Kirche wünschte, die »Ausdruck unseres Zeitempfindens ist, aus dem wir fühlen, daß Gott unserem Volke neue Aufgaben gestellt hat.«

Pastor Boeck schrieb zur Namensgebung im »Gemeinde=Blatt für Wellingsbüttel« vom Juni 1937: »Das Evangelium von Christus in deutscher, volksnaher Form aufgefasst und gelebt, das ist das Zeichen, unter dem unsere Kirche stehen soll.«

• zitiert aus der Gemeindechronik von Ernst König, 1989

HH Wellingsbuettel Kirche 1937 web


In der Lutherkirche in Hamburg-Wellingsbüttel befindet sich ein Wandbild Luthers im Innenraum, neben dem Chor. Es war mit der Inschrift versehen: »Für meine Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen!«. Dieses viel zitierte Luther-Wort interpretierte man damals gern im völkischen Sinn. Das Bildnis wurde von dem Architekten Bernhard Hopp  (1893 - 1962) auf das Mauerwerk aufgetragen. Er hatte zusammen mit Rudolf Jäger (1903 – 1978) die 1937 eingeweihte Lutherkirche im »Heimatschutzstil« entworfen, als agrarromantisierendes Gegenbild zu urbanen Lebensformen und sozialen Veränderungen. Geschmückt war die Kirche mit Runenzeichen, jenen altgermanischen Symbolträgern, die als angeblich »verschütteter und vergessener« Teil der »arischen Kultur« von den Nationalsozialisten wiederbelebt wurden. […] 1972 entfernte man die Inschrift und versteckte das Wandbild für längere Zeit hinter einer hölzernen Abdeckung und einem Kreuz.«

Zitiert aus dem Essay »Lutherbilder im Nationalsozialismus« von Beate Rossié, Stefanie Endlich , Monica Geyler-von Bernus in »Überall Luthers Worte ...« der Stiftung Topographie des Terrors, 2017

 

HH Wellingsbuettel Kirche Hakenkreuz Dirtsc Wikimedia Commons web


Das Hakenkreuz hatte man zwar 1945 zu entfernen versucht, doch es ist auch heute noch gut zu erkennen.

 

HH Wellingsbuettel Kirche symbol Dirtsc Wikimedia Commons web

• Die Fruchtbarkeitsrune, das »Sinnbild für Geburt« heißt Elhaz oder Algiz. Sie findet sich z.B. auch im Emblem der NS-Frauenschaft.


HH Wellingsbuettel Rune webWikimedia Commons /Formax /Hauptamt für Volksgesundheit /Neitram. CC BY-SA 3.0

• Von links nach rechts: KFZ-Standarte der Reichsfrauenführerin, Anzeige des Hauptamts für Volksgesundheit der NSDAP von 1942 und das Deutsche Apothekenlogo im Dritten Reich

 

»Unter dem NS-Regime wurde die Lebensrune als Lebensborn-Zeichen sowie in Abgrenzung zur christlichen Symbolik anstatt der üblichen genealogischen Zeichen für das Geburtsdatum (*) und in gestürzter Form für das Sterbedatum (†) verwendet. Das Symbol wurde unter anderem auf Gräbern von SS-Angehörigen angebracht und fand durchgehend bis zum Schluss Verwendung; nicht selten auch noch nach 1945. Als im Mai 1945 im Sonderbereich Mürwik, dem Aufenthaltsort der letzten Reichsregierung, die Offiziere Wolfgang Lüth und Hans-Georg von Friedeburg verstarben, wurden sie auf dem Friedhof Adelby nebeneinander beigesetzt. Sie erhielten einen identischen Grabstein, in der Gestalt des Tatzenkreuzes, wie es die Wehrmacht führte, sowie eine Inschrift mit der besagten Rune.


HH Wellingsbuettel Neuer niendorfer friedhof grab 1940er wikimedia Commons Dirtsc webWikimedia Commons /Dirtsc. CC BY-SA 3.0

• Grab aus den 1940er Jahren auf dem Niendorfer Friedhof in Hamburg


Die Lebensrune wird von einigen neonazistischen und rechtsextremen Organisationen verwendet. Sie war Symbol der von 1967 bis 1988 in Österreich bestehenden Nationaldemokratischen Partei (NDP). Diese wurde vom österreichischen Rechtsextremisten Norbert Burger gegründet und ist auch auf dessen ehemaligem Wohnhaus in Kirchberg am Wechsel (Niederösterreich) abgebildet.

Die Rune gehörte zu den Symbolen der Allgermanischen Heidnischen Front und der Deutschen Heidnischen Front. Das im Verfassungsschutzbericht Brandenburg 2016 genannte Bürgerbündnis Havelland führt zwei Elhaz-Runen in seinem Organisationssymbol.«

Wikipedia, abgerufen am 3.1.2023

Insgesamt gibt es an Nord- und Südseite der Kirche zwölf auffällige Ziersetzungen im Mauerwerk, die eine Mischung aus traditionellen, christlichen und nationalsozialistischen Symbolen zeigen. Auf der Südseite sind dies (beginnend im Osten) ein Donner- oder Hexenbesen, ein gleichschenkliges Kreuz, eine Algiz-Rune, ein Auge der Vorsehung, ein Dreizack und an der vom Vorplatz aus am besten sichtbaren Stelle das Hakenkreuz. Auf der Nordseite sind die Symbole komplexer und häufig weniger gut zu identifizieren. Eindeutig sind eine doppelte Wellenlinie, eine Ähre, ein Rad (möglicherweise ein Sonnenrad) und eine umgedrehte Algiz-Rune.

Die Symbolik an der Kirche sorgt bis heute immer wieder für Diskussionen. Das Gebäude ist als Kulturdenkmal in Hamburg anerkannt, so dass alle Änderungen nur in Absprache mit dem Denkmalschutzamt erfolgen dürfen. Seit 2012 gibt es auf dem Boden direkt unter dem Hakenkreuz eine Gedenktafel. Text:

Zur Erinnerung und zur Mahnung
1933 - 1939 - 1945

Nach Wikipedia, abgerufen am 3.12.2017

 

HH Wellingsbuettel Kirche Kreuz web

Das Denkmal für die getöteten Soldaten des 2. Weltkriegs befindet sich an der Rückseite der Kirche: ein schlichtes Holzkreuz, Kranzhalter und ein halbrundes gepflastertes Muster am Boden.

Pastor Martin Hoberg: »Am Totensonntag, den 25. November 1951, wird die Gefallenen-Gedenkstätte am Giebel der Luther-Kirche, gegenüber dem Knasterberg eingeweiht werden.«

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Landesbischof Gerhard Ulrich

Hier zitiert aus seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung »Neue Anfänge nach 1945?« am 29. Januar 2016

Anfang der 1980er-Jahre war ich Pastor in der Kirchengemeinde Hamburg-Wellingsbüttel. Dort steht die Lutherkirche. Eine Baugenehmigung für diese Kirche hatte es im Jahr 1935 nur gegeben, weil schon an dem Bau die Verbindung mit der Nazi-Ideologie offenkundig war. Unter anderem befanden – und befinden sich bis heute – in den Fachwerken dieser kleinen Kirche germanische Symbole und auch das Hakenkreuz!

An einer Stirnwand seitlich des Altarraums ist ein Lutherbildnis angebracht oder als Wandmalerei sogar mit dem Baukörper verbunden, das als Inschrift ein Lutherzitat trägt: »Für meine Deutschen bin ich geboren, ihnen will ich dienen!« Solche Zitate gehören zu den Grundlagen, aus denen sich das speist, was die Historiker den »Nationalprotestantismus« nennen.

Man hat dieses Lutherbildnis nach 1945 schamvoll »versteckt«: man hat es zugenagelt mit einer Holzplatte. Dergestalt »vernagelt« war auch die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit noch weit über die Zeit meines Dienstes in der Gemeinde hinaus. Und das ist ein Zeugnis dafür, dass alles Vernageln, alles Verdecken nichts nützt: denn immer war und blieb und ist und bleibt Geschichte gegenwärtig, sie prägt, ob wir hinsehen oder nicht, ob wir hören wollen oder uns lieber taub stellen! Als ich 1984 zum 50. Jahrestag der »Barmer Theologischen Erklärung« eine Ausstellung in die Kirche holte mit dem Titel »Martin Niemöller: Vom U-Boot auf die Kanzel«, ergänzte ich diese Ausstellung, die das Leben und Wirken Martin Niemöllers abbildete, um eine Tafel mit einem Foto, das bei der Grundsteinlegung unserer Lutherkirche gemacht worden war: es zeigt den Pastor im Talar, und es zeigt Männer in Braunhemden, eine SS-Standarte, Hakenkreuzfahne, BDM-Frauen um den Grundstein herum! Ein Gemeindeglied hatte mir das Foto zur Verfügung gestellt. Wir wollten zeigen, wie Geschichte zwar immer persönlich- biografisch sich darstellt, wie sie aber nur zu verstehen ist, wenn wir den weiten Horizont nicht verbergen.

Wie sehr wir richtig lagen, zeigt die Tatsache, dass es keine 12 Stunden dauerte, bis diese Tafel beseitigt worden war – bis heute weiß ich nicht, wer sie genommen und entfernt hat. Gott sei Dank ist es so, dass wir der Geschichte nicht entgehen und entfliehen können, indem wir Bilder entfernen oder Zeugnisse beiseiteschaffen. Geschichte ist im Raum und sie nimmt sich den Raum, den sie braucht.

Gott sei Dank ist inzwischen in der Gemeinde das Engagement zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte und ihrer Einbettung in den Kontext der damaligen Zeit, als die Lutherkirche gebaut worden war, erheblich gewachsen. Das ist gut so und spricht für den wachen Geist, den unsere Kirche, unsere ganze Gesellschaft braucht – gerade in diesen Zeiten, da eine Geschichtsvergessenheit sich breitmacht, die denen eine Gasse bildet, die darauf warten, Unsicherheit und Ängste für eine Gegenbewegung gegen die demokratischen Institutionen zu bilden. »Pegidisten« in Dresden, »Legidisten« in Leipzig, Fremdenhass schürende Gruppierungen auch an anderen Orten unseres Landes sind ein Ausweis und ein Warnzeichen, dem nicht zuletzt die Christenmenschen entgegentreten müssen. Denn der christliche Glaube ist in seinem Kern Erinnerung. Gott selbst ist ein Gott der Erinnerung. Wer Erinnerung ablehnt, wendet sich gegen Gott und sein Wort in Verheißung und Gebot.

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I N H A L T
• 
Das Denkmal
Die Einweihung
Die Geschichte
Volkstrauertage nach 1945
Pastor Hildebrand Henatsch
• AKTUELL: Der DENKmal-Prozess in Wilhelmsburg
Der Bildhauer H. Hosaeus
Die Reichskriegsflagge

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Wilhelmsburg

Hinter der Emmauskirche an der Mannesallee

Das Sandsteinmonument mit aufgesetztem Eisernen Kreuz ist ein Entwurf des Bildhauers Hermann Hosaeus, errichtet wurde es 1932. Es ist den getöteten Soldaten beider Weltkriege gewidmet.

HH Wilhelmsburg Kirche


Auf der Vorderseite trägt es drei aufgestellte Gewehre, sie dominieren den Stein. Darüber sehen wir ein Spruchband als Relief, darunter eine abgebrochene Eiche mit übergroßen kräftigen Blättern ebenfalls als Relief. Sie treibt neue Blätter aus als revanchistisches Symbol für ein »wiedererstarkendes deutsches Volk«. 16 Grabkreuze, drei davon mit aufgesetztem Stahlhelm sind um die Gewehre herum als Hintergrund eingraviert. Die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs 1914 1918 wurden nachträglich durch die des 2. Weltkriegs 1939 1945 ergänzt.


HH Wilhelmsburg


Inschriften im Spruchband:
Unvergessen

Unter der Eiche:
Den für Volk und Vaterland Gefallenen zur Ehre und im Glauben an die deutsche Zukunft errichtet 1932



                 HH Wilhelmsburg Inschrift

                          Fotos: Kerstin Klingel (3)

»Kurz vor dem Ende der Weimarer Republik und der so genannten ›Machtergreifung‹ durch die Nationalsozialisten aufgestellt, dokumentiert diese Inschrift den Geist, der nationalsozialistischer Ideologie den Boden bereitete. Die Verwendung des Begriffes ›Volk‹ legt den Gedanken an die deutsche ›Volksgemeinschaft‹ nahe, dem nach NS-Ideologie Idealbild einer ›arischen‹, nationalsozialistischen Gesellschaft.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Seite 95

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Die Einweihung

Schon 1920 gab es Pläne für ein Denkmal, das die Gefallenen des 1. Weltkriegs ehrt. Jedoch erst mit dem Erstarken der deutsch-nationalen Bewegung innerhalb der Gesellschaft, wurde der Plan dieses »Ehrenmals« wieder aufgenommen. Das »Wiedererwachen« Deutschlands wurde betont.

Die Kriegervereine fanden 1931 Gehör beim Kirchenvorstand. Er maß dem Anliegen »großen Wert« bei und stellte für das »Ehrenmal« kostenlos einen Platz hinter der Kirche zur Verfügung.

HH Wilhelmsburg Einweihung

● Einweihung 1932: zum Aufmarsch von Vertretern der Kriegervereine weht schon die Reichskriegsflagge in Schwarz-Weiß-Rot

 

Am 11. September 1932 wurde das Denkmal feierlich eingeweiht. Auf einer Sonderseite berichtete die Wilhelmsburger Zeitung von der Einweihungszeremonie. Der damalige Pastor Reinhardts sprach euphorisch. Die Rede ist ausführlich dokumentiert, u.a.: »wir können die gefallenen Brüder nicht besser ehren, als daß wir ihre Liebe zu Volk und Vaterland als heiliges Erbe übernehmen [...] Halt fest an deiner Väter Glauben, du deutsches Volk [...] ohne Gottesglauben geht alles in Trümmer, mit Gottesglauben geht es zur Kraft, zum Sieg, zum Segen.«

Das deutsch-nationale Gedankengut spiegelte sich in der Folgezeit zunehmend wider in Predigten und Ansprachen. Das »Ehrenmal« wurde immer wieder ein Ort des Bekenntnisses zu Volk und Vaterland. So auch anlässlich der »Heldengedenkfeier«, am 17. März 1935, bei der Pastor Reinecke predigte: »... uns hinzugeben zum Dienst und Opfer für unser Volk [...] Dieser uns verordnete Kampf wird zum Siege führen, wenn wir dabei aufsehen auf Jesus den Anfänger und Vollender des Glaubens.«

Hildebrand Henatsch, »Zwischen Industrie und grünen Wiesen«, Hamburg 1996

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Die Geschichte

Auch auf diesem historischen Foto steht das Kriegerdenkmal noch nicht auf dem späteren Platz auf der Rückseite der Kirche.

     HH Wilhelmsburg historisch web

Die Schrift ist schwarz hervorgehoben und die Jahreszahlen des
2.Weltkriegs fehlen noch.


Lesen Sie hier die »Geschichtliche Entwicklung des Ehrenmals der ehemaligen Stadt Wilhelmsburg« verfaßt von W. Ölkers, Vereinigte Kriegervereine Wilhelmsburg und Vorsitzender des Denkmal- ausschusses.

W. Ölkers


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Volkstrauertage nach 1945

Das Denkmal mit den ergänzten Jahreszahlen des 2. Weltkriegs:


HH Wilhelmsburg nach45 02 web

Und dann versetzt vor die Rückwand der Emmauskirche:

HH Wilhelmsburg nach45 01 web


HH Wilhelmsburg 60erJahre
Foto: Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen

● In den 60er Jahren, jetzt auf der Rückseite der Kirche: Ortsamtsleiter Westphal spricht am Volkstrauertag

Herzlichen Dank an Frau Markert von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen für die Unterstützung.

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Pastor Hildebrand Henatsch

Pastor Hildebrand Henatsch, geboren 1935 in Danzig, hatte von 1964-1970 seine erste Pfarrstelle in Bodenteich/Kreis Uelzen; von 1972-1976 war er Industriepastor; seit 1976 Pastor auf der Elbinsel Wilhelmsburg, zunächst Paul-Gerhardt-Gemeinde; 1981-2000 Pastor in der Emmausgemeinde, jetzt Reiherstieg-Gemeinde, Hamburg-Wilhelmsburg. Staatsrat Dr. Krupp bezeichnete ihn 2015 in seiner Laudatio aus Anlass der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes als Pionier der Armutsbekämpfung und des Einsatzes gegen Perspektivlosigkeit und Selbstwertverlust. Aufhorchen ließ er in den 90er-Jahren, als er sich für den Bau einer Moschee in Wilhelmsburg einsetzte und damit selbst Teile seines Kirchenvorstandes entsetzte. Schon Jahrzehnte zuvor hatte er in Harburg – sensibilisiert durch seine Tätigkeit als Industriepastor und seine Erfahrungen mit ausländischen Mitarbeitern in der schweren Schichtarbeit der Phoenix – die Deutsch-Ausländische Arbeitsgemeinschaft gegründet, ein Forum für Diskussionen zum Abbau gegenseitiger Vorurteile, aber auch eine Stätte für interkulturelle Feste. Von interreligiösem Dialog wollte damals noch kaum jemand etwas wissen. Er wurde zeitweilig zur Reizfigur, auch der kommunalpolitischen Auseinandersetzung. Als Vorsitzender des Stadtteilbeirats wurde er nach eigener Einschätzung auch wegen seines interreligiösen Engagements abgewählt. Seine Antwort war die Gründung des deutsch-ausländischen Gesprächskreises, der als »Dialogkreis« noch heute besteht. Mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter, der, selbst wenig geachtet, den Verletzten am Wegesrand, an dem sogar ein Geistlicher achtlos vorbeigegangen war, mitnahm und zu Hause gesund pflegte, hat uns Jesus aus Sicht von Hildebrand Henatsch den klaren Weg zum Umgang mit Migranten gewiesen.

In einem seiner Bücher »Zwischen Industrie und grünen Wiesen« zum 100-jährigen Kirchweihjubiläum der Emmausgemeinde am 25. Oktober 1996 hat er die Geschichte des Kriegerdenkmals beschrieben.

Zwischen Industrie ... S. 85-89


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Der DenkMal-Prozess in Wilhelmsburg

Das Kriegerdenkmal stand bisher ein wenig verdeckt hinter Hecken direkt an der Emmauskirche. Im Rahmen des Neubaus ist es 2017 an die Mannesallee versetzt worden. Das Denkmal steht nun sehr exponiert, es gehen viele Menschen vorbei. Direkt nach der Umsetzung ist es über Nacht mit Graffiti beschmiert worden: »Kein Gedenken den Faschisten«.


     HH Wilhelmsburg Graffiti neu web

Wenn man das Jahr der Einweihung des Kriegerdenkmals an der Emmauskirche und die Botschaft der Inschrift: »Den für Volk und Vaterland Gefallenen zur Ehre und im Glauben an die deutsche Zukunft errichtet« bedenkt, trifft diese Aussage einen historischen Kern.

Am 26. Januar 2018 startete ein DENKmal-Prozess rund um das Kriegerdenkmal. Die ev.-luth. Reiherstiegkirchengemeinde und die Geschichtswerkstatt luden ein, um eine Position/Haltung hinsichtlich des Emmaus-Kriegerdenkmals zu erarbeiten und eine Empfehlung auszusprechen, wie mit dem Kriegerdenkmal an der jetzigen Stelle umzugehen sei.

Am 21. Februar 2019 fasste der Kirchengemeinderat Reiherstieg und die DENKmal-Gruppe folgenden einstimmigen Beschluss: »Im Zuge der Umbauarbeiten des Gemeinde-und Kirchenensembles Emmauskirche wurde das Kriegerdenkmal verrückt und hat kontroverse Diskussionen hervorgerufen. Die DENKmal-AG hat den historischen Hintergrund des Kriegerdenkmals aufgearbeitet. Der KGR stellt sich seiner Verantwortung für Kirche und Gesellschaft. Eine künstlerische Intervention soll das Kriegerdenkmal in seinen lokalen und historischen Bezügen kommentieren und insbesondere seine militaristische Botschaft brechen. Die DENKmal-AG wird beauftragt, diesen Prozess inhaltlich und organisatorisch voranzubringen. Gewünscht wird, dass mindestens ein*e Vertreter*in des KGR den Prozess aktiv begleitet.«

Broschüre der DENKmal-Gruppe, 2019


Am 30. März 2021
schreibt Margret Markert von der DENKmal-Gruppe: »Die Finanzierung einer künstlerischen Kommentierung des umstrittenen Kriegerdenkmals auf dem Gelände der evangelischen Reiherstieg-Kirche in Wilhelmsburg ist gesichert. Wir haben Zusagen aus dem Bezirksamt Hamburg-Mitte, von der Liebelt-Stiftung und von der Kulturbehörde Hamburg. Wir hoffen, dass wir im Sommer 2021 mit der Ausschreibung eines künstlerischen Wettbewerbs beginnen können und die ersten Realisierungsschritte noch in diesem Jahr gegangen werden können.«

Unser Dank gilt Pastorin Anja Blös, Regionalpfarrstelle Wilhelmsburg und Margret Markert von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg & Hafen HONIGFABRIK


Dezember 2022: Der von der Geschichtswerkstatt Wilhelmsburg und der DENKmal-Gruppe ausgeschriebene Wettbewerb ist entschieden:

Vera Drebusch und Reto Buser haben ihn gewonnen. »Wir wollen nichts Monumentales errichten, nichts aufrichten, das einzelne Menschen klein macht – uns nicht der Rhetorik und Formensprache der Vergangenheit bedienen. [...]

Was setzt man einem Monument entgegen, das in seiner ganzen Erscheinung mit einer Sprache aus der Vergangenheit spricht, die wir schon einmal für entlarvt hielten? Rechtspopulismus, Polarisierung und Krieg – wieviel können wir aus der Geschichte wirklich lernen?
Ein erster Impuls, das Überwachsen lassen, das Abbauen, das Zubauen oder auch das Angreifen des Kriegerdenkmals, erwiesen sich schnell als zu ähnlich in der Geste des Kriegerdenkmals selbst.

Wir möchten nicht etwas errichten, das auf die Menschen herabschaut und Ewigkeit suggeriert und dabei diktiert was wir zu tun oder zu denken haben. Wir möchten zum selber denken anregen – eine wichtige Fähigkeit der politischen Bildung und Grundlage für demokratische Grundwerte. Unsere Interventionen sind subtil und schaffen die Voraussetzungen dafür: Entschleunigung, Irritation, Denkanstösse. Durch eine Interaktion von unterschiedlichen Interventionen wird die Umgebung um das Kriegerdenkmal zu einem Platz aktiviert. Die so von uns vorgeschlagene Struktur beinhaltet auch partizipative Elemente, die wir gemeinsam mit Interessent:innen aus Wilhelmsburg und lokalen Gruppierungen ausarbeiten möchten. Über den Ort hinaus gehört auch ein Social Media Channel zu dieser Plattform, der über Ereignisse rund um Denken (Arbeitstitel) berichtet.«

HH Wilhelmsburg Intervention2022 Titel web

Am 16. März 2023 ist der erste Schritt ihrer dreiteiligen Intervention umgesetzt worden.

 

HH Wilhelmsburg Intervention2022 Drehung web

1. Schritt: Grasnarbe und Achsendrehung. »Von 1936 bis 1938 schaute Hans Leipelt von seinem Wohnhaus auf das Kriegerdenkmal. Was hat das wohl für einen Eindruck hinterlassen? Diese räumliche Beziehung möchten wir mit einer Grasnarbe verdeutlichen, die das Kriegerdenkmal mit den Stolpersteinen von Hans Leipelt, Mitglied der Widerstandsgruppe ›Weisse Rose‹, und zwei weiteren Familienangehörigen verbindet. Ein immergrüner Kunstrasen-Streifen verbindet die beiden Gedenkorte und erinnert die Verkehrsteilnehmer:innen bei der Überquerung sinnlich an den Zusammenhang. Mit der Zeit wird Gras drüber wachsen, diese Narbe wird dabei aber nicht verschwinden.

Als weitere Maßnahme soll das Kriegerdenkmal um ca. 90 Grad gedreht werden, so dass es – als Stellvertreter:in des Nationalsozialismus – drei seiner Opfer direkt anschaut. Dabei entschärft sich auch die Achse Mannesallee – Kriegerdenkmal – Kirche ein wenig, und eine neue Beziehung wird hervorgehoben: der Macht wird Widerstand entgegengesetzt.«


Die Drehung des Denkmals auf NDR 90,3

 

HH Wilhelmsburg Intervention2022 Sichtachse web


2. Schritt: Schriftzug des Verbs »denken« und seiner Präfixe. »Das Verb ›denken‹ und seine Präfixe soll hier Hilfestellung leisten um einen persönlichen Zugang zum komplexen Themenkreis der Erinnerungskultur zu erleichtern und um sich schließlich eine eigene Meinung zu bilden. Gleichzeitig verweisen die Präfixe auf Struktur und Baukastensystem der (deutschen) Sprache, und wie selbstverständlich wir mit zusammengesetzten Wörtern täglich umgehen wird uns erst beim Trennen wieder bewusst. So merken wir auch nicht wie sich Sprache und Wörter stets verändern, bis ganz plötzlich ›querdenken‹ nicht mehr erstrebenswert ist. Die Sprache selbst ist ebenfalls fragil und selber Kräften von Konservierung und Erneuerung ausgesetzt.«

 

HH Wilhelmsburg Intervention2022 Garten webAlle Illustrationen: Vera Drebusch und Reto Buser

3. Schritt: Lehrgarten: Mischkultur und Fruchtfolge. »Die Bepflanzen rund um das Kriegerdenkmal soll nichts Beschönigendes haben. Es sollen keine Blumen oder Kränze nur für Soldaten niedergelegt werden. Die Fläche soll der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden für eine gemeinschaftliche Bewirtschaftung im Sinne von community gardening.« Alle Zitate sind dem Konzept von Vera Drebusch und Reto Buser entnommen.

Zum gesamten Konzept


Wir berichten ausführlich auf dieser Website unter »Initiativen«:HH-Wilhelmsburg: der DENKmal-Prozess an der Emmauskirche


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Der Bildhauer H. Hosaeus

»Hermann Hosaeus wurde 1875 in Eisenach geboren. Aufgewachsen ist er in Buxtehude, und von hier aus lernte er Hamburg kennen. Er besuchte die Kunstgewerbeschulen in Dresden, Nürnberg, München und zuletzt die Berliner Akademie, wo er von 1898 bis 1900 Meisterschüler bei Reinhold Begas war. Sein Lebensmittelpunkt wurde Berlin, wo er 1922 Professor an der Technischen Universität Berlin-Charlottenburg wurde. Dass Hosaeus ein anerkannter Künstler war, unterstreicht auch seine Berufung an die Preußische Akademie der Künste. (...)

Sein eigentliches Betätigungsfeld wurde die Gestaltung von Kriegerdenkmälern. Im Kyffhäuserbund übernahm er den Vorstand und die Aufgabe des künstlerischen Beauftragten. Dieser Bund existierte seit 1900, er war der Dachverband der Deutschen Landeskriegerverbände. Ursprünglich oblag ihm die Pflege des Kyffhäuserdenkmals, das von 1891 bis 1897 zu Ehren des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I. errichtet wurde. Es gehört noch heute zu den imposantesten monumentalen Gedenkbauwerken Deutschlands. In diesem Bauwerk kam vor allem zum Ausdruck, sich vor inneren (gemeint ist die Sozialdemokratie) und äußeren Feinden zu schützen. Das war ganz im Sinne der Kriegervereine, die die Reichseinheit propagierten. 1922 wurde aus dem Kyffhäuserbund der Dachverband des Reichskriegerverbandes, der bald Wegbereiter der nationalsozialistischen Ideologie wurde. 1934 wurde er ›gleichgeschaltet‹ und 1943 auf Reichsebene aufgelöst.

Es verwundert nicht, dass Hosaeus sich in diesem Verein gut aufgehoben verstand, wo er während des Aufstiegs der Nationalsozialisten zahlreiche Aufträge erhielt, häufig wohl ohne Ausschreibung.«

• Der »Harburger Soldat« und sein Erbauer Hermann Hosaeus, Ralf Busch im Harburger Jahrbuch 23, 2012

HH Harburg Hosaeus

Foto: Helmsmuseum

Hermann Hosaeus in seiner Werkstatt mit dem Kopf des »Soldaten«, der bis heute vor der Johanniskirche in Hamburg-Harburg steht.

Hamburg-Harburg


Auf dieser Website dokumentieren wir Denkmäler von Hosaeus in:

Schleswig-Holstein Eutin

Schleswig-Holstein Thürk


Hermann Hosaeus war während des 1.Weltkriegs an leitender Stelle in der Staatlichen Beratungsstelle für Kriegerehrungen tätig und verfasste 1922 Leitsätze für die »Vaterländische Bauhütte« zur Ausführung und Aufstellung von Kriegerdenkmälern.

Leitsätze 1922, Verlag Deutscher Bund Heimatschutz

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Die Reichskriegsflagge

Die Flagge der Streitkräfte des Deutschen Reiches hieß bis 1921 »Reichskriegsflagge«. Die zum Teil davon abgeleiteten Versionen in der Weimarer Republik sowie die Flaggen in der Zeit des Nationalsozialismus wurden ebenfalls als Reichskriegsflaggen bezeichnet.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 wurden die Symbole des Norddeutschen Bundes übernommen. Da Preußen weiterhin die führende politische Kraft im neu geschaffenen Staate blieb, wurde auch die Kriegsflagge weitergeführt.

Während des 1. Weltkriegs war die Reichskriegsflagge Bestandteil zahlreicher Propagandabilder. Die wohl bekannteste Darstellung dieser Art ist das Gemälde »Der letzte Mann« des Berliner Marinemalers Hans Bohrdt, das eine Szene aus dem Seegefecht bei den Falklandinseln vom 8. Dezember 1914 zeigt.

Nach dem Fall der Monarchie 1918 wurde die alte Kriegsflagge bis zum 31. Dezember 1921 weiterhin als Kriegsflagge zur See benutzt. Außerdem wurde sie in der Weimarer Republik zur Demonstration antirepublikanischer politischer Ziele verwendet und war zusammen mit der alten Reichsflagge Kennzeichen politisch »rechts« stehender Parteien und Organisationen, besonders der Kriegervereine und Veteranenbünde.

In den 1920er Jahren wurde die »Flaggenfrage« heftig diskutiert. Während die sozialdemokratischen Kräfte Schwarz-Rot-Gold favorisierten, waren die rechtskonservativen Parteien und insbesondere auch die Nationalsozialisten strikt gegen diese Farben und bevorzugten die alten kaiserlichen Farben Schwarz-Weiß-Rot.

Durch die Kombination der »republikanischen« und der »kaiserlichen« Farben in einer gemeinsamen Flagge versuchte man einen Ausgleich zwischen den politischen Lagern zu finden, der für alle Seiten akzeptabel war. Die Flagge wurde bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 verwendet. Die Nationalsozialisten entfernten das Schwarz-Rot-Gold der Republik und verwendeten wieder ausschließlich die Farben des Kaiserreichs.

In Deutschland ist die Verbreitung und Darstellung der Kriegsflagge des Dritten Reiches mit Hakenkreuz verboten. Die Flagge des Kaiserreichs ist grundsätzlich erlaubt. Allerdings wurde sie bereits in der Weimarer Republik von rechtsextremen Parteien und Organisationen als Identifikationssymbol benutzt.

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Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-0122-027 / Gahlbeck, Friedrich / CC-BY-SA 3.0

• Leipzig, 22. Januar 1990: »Nieder mit der SED« und »Deutschland einig Vaterland« waren die vorherrschenden Losungen und Transparente der über 100 000 Demonstranten, die dem Aufruf des Neuen Forums zu einer Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz und einem anschließenden Marsch auf dem Leipziger Ring gefolgt waren. Die Demonstranten führten auch eine Kriegsflagge (bis 1918) des ehemaligen Deutschen Reiches mit sich.

nach Wikipedie, aufgerufen am 20. 12. 2017

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift

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Wohldorf

Am Mühlenredder im Wohldorfer Wald

Das Kriegerdenkmal für die getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs steht auf einem Hügel, zu dem Stufen, gesäumt von Findlingen, führen. Daneben sind rustikale Sitzbänke aufgestellt.

HH Wohldorf weit Ajepbah Wikimedia Commons web


Auf einem monumentalen kreisförmigen Sockel aus buntem Feldsteinmauerwerk steht ein rundlicher Granitfindling.

HH Wohldorf 1 Ajepbah Wikimedia Commons web


In den Findling sind die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs graviert, diagonal zwischen den Zahlen die Konturen eines Schwertes. Die Symbolik ist eindeutig: Schwerter, auch wenn sie gesenkt dargestellt werden, fordern die nachfolgenden Generationen zur Wehrhaftigkeit auf.

Rings um den Sockel stehen auf einem kleinen Absatz vier Granitplatten. Auf der Frontplatte steht die Widmung:

Ihren gefallenen Söhnen
die Gemeinde Wohldorf Ohlstedt

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Alle Fotos: Ajepbah / Wikimedia Commons / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 DE

Auf drei Platten stehen insgesamt 26 Namen.

Das Denkmal wurde am 17. Juni 1923 eingeweiht. Es ist Teil der Denkmalliste von Hamburg, Nr. 29704.

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Die Inschrift

Wenn getötete Soldaten als »gefallen« bezeichnet werden, wird suggeriert, dass der Soldat im Kampf stehend oder vorwärts stürmend von einer Kugel getroffen wurde und dann tot zu Boden fiel. Dass der Kriegstod tatsächlich meistens brutaler ist, wird verschleiert, über die Realität des Sterbens in den Materialschlachten wird so hinweg getäuscht.

Die häufig verwendete Bezeichnung »Söhne« stellt eine Vertrautheit her, die getöteten Soldaten werden familiär vereinnahmt, denn familiäre Verbindung verpflichtet.

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I N H A L T
Das Denkmal
Stolperstein: Im alten Dorfe 61

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Wohldorf-Ohlstedt

Auf dem Waldfriedhof an der Straße Ole Boomgaarden

Dort befindet sich eine Denkmalsanlage für die getöteten Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs. Sie wurde am 10. Oktober 1965 eingeweiht.

HH Wohldorf Waldfriedhof01 ajb web

Sie besteht aus drei grob behauenen Sandsteinkreuzen mit Sockeln, rechts und links daneben stehend Sandsteinplatten mit polierter Front, außen je eine Stele. Auf den Platten in vier Spalten und auf den Stelen werden insgesamt 123 Namen von getöteten Soldaten genannt.

HH Wohldorf Waldfriedhof 02 ajb web

Das mittlere große Kreuz trägt die Widmung im Sockel:

Unseren Toten

Die äußeren kleineren Kreuze tragen die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs. Vor den Kreuzen liegen drei Platten im Boden. Die mittlere Sandsteinplatte mit Eisernem Kreuz als Relief und darüber die Inschrift:

1914 – 1918
Den 26 Gefallenen aus Wohldorf-Ohlstedt
zum Gedenken

Die äußeren Keramiktafeln mit 7 bzw. 6 Namen von getöteten Soldaten des 2. Weltkriegs.

 

     HH Wohldorf Waldfriedhof links ajb web

Zum fünften Namen auf der Stele, Rolf Liebermann, lesen Sie bitte weiter unten: Stolperstein: Im alten Dorfe 61

     HH Wohldorf Waldfriedhof rechts ajb web

Je acht Namen sind in die Stelen graviert. Alle Fotos in dieser Spalte: Ajepbah / Wikimedia Commons / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 DE

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Stolperstein: Im alten Dorfe 61

In Wohldorf erinnern, wie in vielen anderen Orten Deutschlands, kleine Gedenksteine an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Das Projekt der Stolpersteine hat der Kölner Künstler Gunter Demnig 1995 ins Leben gerufen. Seit dem Jahre 2002 liegen diese Steine in ständig wachsender Zahl auch in Hamburg.

Robert Salomon Liebermann
geb. 22.5.1883 in Hamburg
1941 hier vertrieben
1966 gestorben.

Eigentlich erinnern Stolpersteine an Menschen, die während der NS-Zeit ermordet wurden oder in den »Freitod« gingen. In Ausnahmefällen allerdings verlegt der Künstler Gunter Demnig auch Steine für Personen, die einen besonderen Leidensweg gehen mussten, wie hier für Robert Liebermann. 1917 erwirbt der Hamburger Bankier Friedrich Salomon Liebermann das Grundstück »Im alten Dorfe« 61 mit dem heutigen um 1912 erbauten Jugendstilhaus.

Sein Sohn Robert studiert Maschinenbau in München und nimmt als Artillerieoffizier am Ersten Weltkrieg teil. Für besondere Verdienste bekam er mehrfach Auszeichnungen, die ihm viel bedeuteten. Während eines Lazarettaufenthaltes lernt er die nichtjüdische Krankenschwester Annemarie Stampe (* 1893) kennen. Das Paar heiratete und zieht mit dem 1919 geborenen Sohn Rolf in die elterliche Villa nach Volksdorf.

Robert und Annemarie Liebermann fühlen sich in ihrem Vaterland fest verwurzelt. Dazu mag beigetragen haben, dass die weit verzweigte Familie so illustre Namen aufweist wie den Maler Max Liebermann (1847-1935) und den später berühmten Komponisten und Intendanten der Hamburger Staatsoper Rolf Liebermann (1910-1999).

In der Weltwirtschaftskrise verliert Robert Liebermann seine berufliche Existenzgrundlage, weil seine Firma Konkurs macht. So vermieten Liebermanns die Parterre-Wohnung der Villa. Vor dem Haus gibt es ab Mitte der Dreißiger Jahre wiederholt Randale und Geschrei. Der Mob in brauner Uniform kommt herein und verwüstet die Bibliothek. Ein Lichtblick: Dr. Thilo, der neue Mieter, lässt Liebermanns nicht allein. Wenn die Gestapo nachts zur Hausdurchsuchung erscheint, steht er mit auf und machte den Eindringlingen klar, dass er ihr Tun missbilligte.

Im November 1938 findet sich Robert Liebermann als »Schutzhaftgefangener« im KZ Sachsenhausen wieder. Häftlinge über 50 Jahren werden nach einigen Wochen wieder entlassen. Die Hausgemeinschaft in der Villa verändert sich: Robert Liebermann richtet eine Art Pension ein, in der jüdische Familien die Zeit vor ihrer Emigration nach England überbrücken.

Der eigene Sohn Rolf, in der Terminologie der Nationalsozialisten Mischling ersten Grades, macht am Johanneum in der Innenstadt Abitur. Um sich schützend vor seinen jüdischen Vater zu stellen, meldet er sich sofort zum Militärdienst. Doch dem NS-Denken entsprechend ist er als Halbjude »wehrunwürdig«. Nach erfolgreich abgeschlossener Lehre als Flugzeugbauer bei Blohm & Voss, darf er doch in den Krieg ziehen. Rolf L. fällt am 25.4.1942.

Seit dem 1. Januar 1939 müssen alle männlichen Juden zusätzlich den Vornamen Israel tragen. Robert Liebermann weigert sich. Dies bringt ihm Anfang 1941 erneut mehrere Wochen »Schutzhaft« im Polizeigefängnis und KZ-Fuhlsbüttel ein.

Im selben Jahr beginnt die Stadt Hamburg, Druck auf die jüdischen Hausbesitzer auszuüben, um sie dazu zu bringen, ihr Eigentum unter Preis der Stadt zu übereignen. Robert Liebermann versucht Villa und Grundstück auf Rolf zu übertragen. Da die Gemeinde Volksdorf jedoch bereits selbst auf die Immobilie »Im alten Dorfe« reflektiert, scheitert dies. Im selben Jahr ziehen Liebermanns aus; sie hatten einen Bruchteil des Preises bekommen, den der Vater 1917 gezahlt hatte. 7500 RM davon gingen als »Reichfluchtsteuer« auf das Sperrkonto »Robert Israel Liebermann«.

Von Mai 1943 bis Mai 1945 zeigt sein »Arbeitsbuch«, mit einer Unterbrechung im Herbst 1943, dass Liebermann Zwangsarbeit leisten muss. Nach dem Kriege bietet man Liebermanns das Haus »Im alten Dorfe« 61 wieder an. Doch nach all dem, was geschehen war, wollen sie nicht zurückkehren. Sie werden mit einem Haus am Volksdorfer Damm »entschädigt«, ziehen aber selbst in den Sarenweg in Ohlstedt. Robert Liebermann stirbt am 16. März 1966 in Hamburg.

Das Grab des Ehepaars Liebermann befindet sich auf dem Friedhof Wohldorf.

Obwohl das Haus » Im Alten Dorfe« 61 seit 1941 der Stadt Hamburg gehörte, die es an die Polizei weitervermietet hatte, spricht man in Volksdorf immer noch von der »Liebermann-Villa«. Anfang 2008 ist die Polizeidienststelle ausgezogen. Die Hansestadt Hamburg hat den Großteil der Immobilie danach profitabel veräußert. Das Schicksal der inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Jugendstilvilla auf dem winzigen verbliebenen Restgrundstück ist dadurch, sechzig Jahre nach der Zwangsenteignung, erneut fragwürdig.

Text: Dr. Eva Lindemann


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