I N H A L T
• Das Denkmal
• Die Geschichte
• Der Bildhauer Wilhelm Rex
• Der Architekt Fernando Lorenzen
• Historisches Foto von 1927
• Die Christlichen Symbole
• Die Salbung Jesu
• Das Ruckteschell-Heim
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Eilbek
An der Fassade der Versöhnungskirche
Drei Sandsteinreliefs über dem Eingang sind den getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet. Der Bildhauer Wilhelm Rex hat sie gefertigt. Sie sind 1921 zusammen mit dem Kirchenbau eingeweiht worden.

Der Bildhauer Wilhelm Rex hat sie gefertigt. Sie sind 1921 zusammen mit dem Kirchenbau eingeweiht worden.

Die dargestellten Szenen sind sind begrenzt von antiken Säulen, der segnende Christus von breiten, die an den Seiten von zierlichen unterteilten Säulen. Dazwischen je zwei kleinere Reliefs, auf denen die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die als Autoren der vier biblischen Evangelien gelten, dargestellt werden. In der christlichen Ikonografie seit dem 4. Jahrhundert werden ihnen vier Symbole zugeordnet: ein Mensch (hier in Eilbek ein Engel) versinnbildlicht Matthäus, der Löwe Markus, der Stier Lukas und der Adler Johannes.

In der Mitte: Christus mit segnend erhobener rechten Hand. Die Majestas Domini (lateinisch für »Herrlichkeit des Herrn«) ist ein besonders im Mittelalter beliebtes Bildschema, bei dem Jesus Christus auf seinem Thron, umgeben von den vier Symbolen der Evangelisten dargestellt wird.

Links: eine Mutter im langen Gewand mit ihrer kleinen Tochter mit gefalteten Händen, beide tragen eine Zopffrisur und sind der Christusfigur zugewandt. Im Hintergrund ein Laubbaum. Was will die Mutter mit dem erhobenen Zeigefinger sagen?
Unter der Szene als Band die erste Hälfte der Inschrift:
2. Kor. 5. So lasset euch
(versöhnen mit Gott.)

Rechts: Auch die zwei Krieger sind Christus zugewandt. Der Ältere mit Schnauzbart kniet mit gesenktem Kopf, in den gefalteten Händen einen altertümlichen Degen, an den Stiefeln Sporen. Der jüngere Krieger steht aufrecht, seine Hände sind nicht gefaltet, er scheint den Älteren zu stützen. Er ist bewaffnet, am Koppel kann man Patronentaschen erkennen. Die neue Generation steht bereit! Im Hintergrund ein Kreuz im Strahlenkranz.
Unter der Szene als Band die zweite Hälfte der Inschrift – wieder ohne Wortzwischenräume:
(2. Kor. 5. So lasset euch)
versöhnen mit Gott.

Darüber in der strukturierten Fassade weitere Sandsteinreliefs, die christliche Motive zeigen. Von links nach rechts: Fische, Pelikan mit Jungen, Lamm, Taube und Arche Noah. Lesen Sie über die Bedeutung weiter unten.
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Die Geschichte
Es gab 1912 eine Ausschreibung, die der Architekt Fernando Lorenzen mit seinem Projekt »Eckturm« gewann. Das Modell zu dieser Ausschreibung steht heute noch im kleinen Gemeindesaal.
Die auf den Architekturplänen resultierenden Kostenvoranschläge überstiegen deutlich die ursprünglich geschätzten Summen. Es gab zwar bereits aus Spenden gesammeltes Kapital in der Gemeinde, das leider nicht ausreichte und daher durch Mittel aus dem Kirchenrat aufgestockt werden sollte. Durch die unklare Finanzierung wurde die Entscheidung weiter vertagt und zwar mit Hinblick auf das neue Kirchensteuergesetz auf das Jahr 1915.
Durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden alle projektierten Kirchenbauten vom Kirchenrat ausgesetzt. Der Eilbeker Kirchenvorstand blieb hartnäckig und beantragte in bewährter Regelmäßigkeit beim Kirchenrat die Mittel zum Bau der neuen Kirche. Dies zahlte sich aus, und es wurden Mittel bewilligt, so dass am 18. Juni 1916 der Grundstein gelegt werden konnte. Die Kirche hatte bereits ein Dach und Notverglasung, als auf Befehl des Generalkommandos der Bau im Juli 1917 still gelegt werden musste.
Ab 1919 konnten die Bauaktivitäten wieder aufgenommen werden. Die Finanzierung war noch unsicher, aber die Verantwortlichen in der Eilbeker Gemeinde hofften auf Spenden und diese Hoffnung wurde mehr als erfüllt. 1920 gab es einen Entwurf für die Innenausstattung der Kirche vom Architekten Theodor Speckbötel, der sogar auf sein Honorar verzichtete. Aus der Gemeinde und von weiteren Einzelpersonen erhielt die Kirche ebenfalls Spenden, die den Kirchbau zusammen mit den vom Kirchenrat genehmigten Mitteln ermöglichten.
Am 06. November 1921 konnte die Versöhnungskirche endlich eingeweiht werden. Die Freude über das besondere Ereignis in diesen schlechten Zeiten wurde laut deutlich gemacht, indem alle Kirchen in Hamburg von 15:00 bis 15:30 Uhr ihre Glocken läuteten.
Die Versöhnungskirche wurde am 01. Januar 1925 selbständig und erhielt einen eigenen Kirchenvorstand. In diesem Jahr wurde auch der Turm vervollständigt, wieder mit Unterstützung von Architekt Speckbötel.
In den Bombennächten von 1943 sind die meisten Gebäude im Eilbektal zerstört worden. Die Versöhnungskirche Eilbek blieb stehen und war ein Symbol für Hoffnung, ein Zeichen für die Zukunft und außerdem ein Zufluchtsort für viele Ausgebombte.
• Auf der Website der Kirchengemeinde Eilbek
Über dem Portal der Kirche schuf der Bildhauer W. Rex drei schöne Steinreliefs: in der Mitte den einladenden Christus, links und rechts ihm anbetend zugewandt eine Mutter mit ihrem Kind und zwei Krieger. Die Vorübergehenden werden durch dies Bildwerk daran erinnert, dass die Kirche im Kriege erbaut worden ist. Die Kosten für diese Skulptur trug Fräulein A. Hagemann. Am Tage der Einweihung zerriss sie den Schuldschein, den ich ihr für die geliehenen Summen ausgestellt hatte.
Am 6. Nov. 1921 wurde die Versöhnungskirche am Reformationsfest feierlich eingeweiht. Es war ein trüber Regentag, als die Glocken aus Bochumer Gußstahl nachmittags um 3 Uhr zum Festgottesdienst einluden.
Das Wort auf der Grundsteintafel wird sich als Wahrheit auch künftig erweisen: »Im Aufblick zu Gott begannen wir mitten in den Schrecken des Weltkrieges voll Hoffnung auf den Sieg mit dem Bau dieses Gotteshauses und legten am 18. Juni 1916 den Grundstein. Trotz aller Hemmnisse, trotz Niederlage und Zusammenbruch des Vaterlandes wurde das Werk trotz zweimaliger langer Unterbrechung durch die Opferwilligkeit der Eilbeker Gemeinde, durch die Unterstützung frommer Gönner und durch die Beihülfe der Hamburgischen Landeskirche dennoch vollendet und am 6. Nov. 1921 eingeweiht, ein Denkmal der wunderbaren Glaubenshilfe des gnädigen und allmächtigen Gottes, der Gebete erhört und die Seinen nicht zu Schanden werden lässt. Er wird auch unserm Volk, dass von äußeren Feinden geknechtet und durch innere Kämpfe zerrissen ist, eine neue Morgenröte schenken, wenn es den Weg zu ihm zurückfindet. Darum erhielt dies Gotteshaus, in welchem allezeit das Wort vom Kreuz lauter und rein gepredigt werden soll, von seinen Gründern den Namen »Versöhnungskirche«.
• Zitiert aus den Erinnerungen von Pastor Julius Hahn vom 22.10.1945.
Pastor Julius Hahn, 1945
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Der Bildhauer Wilhelm Rex
Wilhelm Rex wurde am 10. Juli 1870 in Braunsberg bei Königsberg geboren und ist am 21. Juli 1944 in Passau gestorben.
Wilhelm Rex, als Friedrich Wilhelm Rex getauft, entstammte einer ostpreußischen Familie von Lehrern, Organisten und Malern. Er erlernte in Berlin vier Jahre die Holzbildhauerei. Danach besuchte er die Lehranstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, studierte sechs Semester Anatomie unter Maximilian Schäfer und Architektur und Kunstgewerbe bei Albin Müller von der Darmstädter Künstlerkolonie. Er war an verschiedenen Orten in Deutschland als Modelleur und Steinbildhauer für Bauplastik tätig: Dresden, Köln, Aachen, Düsseldorf, Magdeburg, Wittenberg sowie länger in Berlin und 1911–1924, unterbrochen durch Kriegsdienst 1914–1918 in Hamburg; 1925–1936 in Hamburg; 1936–1943 in Altona.
Er erhielt mehrere Auszeichnungen und zahlreiche Aufträge von öffentlichen Institutionen. Er machte sich insbesondere einen Namen durch seine Porträtbüsten in Stein und Bronze und fertigte Plaketten und Medaillen. Seine Ateliers in Berlin und Hamburg wurden im Krieg zerstört, desgleichen sind viele seiner öffentlichen Werke zerstört oder verschollen.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 8. 12. 2017
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Der Architekt Fernando Lorenzen
Der deutsche Architekt Fernando Lorenzen ist geboren am 8. August 1859 in Hamburg und gestorben am 10. Mai 1917 in Altona.
Lorenzen studierte Architektur bei zwei der wichtigsten Kirchbaumeister des 19. Jahrhunderts, zunächst bei Conrad Wilhelm Hase am Polytechnikum Hannover und anschließend beim Hase-Schüler Johannes Otzen in Berlin. Durch Hase und Otzen wurde Lorenzen im Sinne der von diesen vertretenen neogotischen Architektur geprägt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Stilform des Historismus vor allem im norddeutschen Kirchenbau Anwendung fand. Als Bauführer beim Bau der von Otzen entworfenen Altonaer Friedenskirche kehrte Lorenzen 1893 nach Hamburg zurück, wo er sich im Anschluss selbständig machte.
Nach Wettbewerbserfolgen konnte Fernando Lorenzen eine Vielzahl von Kirchen in Hamburg realisieren. Zunächst noch von der neogotischen Schule seiner Lehrmeister geprägt, löste er sich allmählich von historistischen Bauformen und wandte sich schließlich neuen Tendenzen der Reformbewegung zu, die kurz vor dem 1. Weltkrieg auch in Hamburg zum Durchbruch gelangte. Sein letzter, erst nach seinem Tod fertiggestellter Kirchenbau, die Eilbeker Versöhnungskirche, zeichnet sich bereits durch schlichte Formen und eine nun im Kontext der Heimatschutzbewegung zu verstehende Backsteinverkleidung aus. Nach 1945 verringerte sich die Bedeutung des Baustiles der Heimatschutzbewegung, weil er manchen Stadtplanern nicht klar von Bauweisen abgrenzbar erschien, die von Nationalsozialisten favorisiert worden waren.
Während des Ersten Weltkriegs starb Lorenzen 1917 in Altona im Alter von erst 57 Jahren.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 8. 12. 2017
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Historisches Foto von 1927

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Die Christlichen Symbole
Der Fisch ist eines der ältesten Zeichen für Christen und auch heute noch ein verbreitetes christliches Bildmotiv. Bevor das Kreuz zum Symbol der Christenheit wurde, war der Fisch das zentrale Zeichen der Christen. Der Fisch war zur Zeit der Christenverfolgung das geheime Erkennungszeichen der Christen. Heute geben sich Christen mit dem Fischsymbol als gläubige, oft auch evangelikale Christen zu erkennen.
Der Pelikan ist in der christlichen Kunst ein Symbol für Christus. Dieses geht auf den alten Glauben zurück, dass der Pelikan seine Jungen mit dem eigenen Blut füttert. Dieses Verhalten wurde mit Christus verglichen, der sein Blut und damit sein Leben für die Menschen hingibt.
Ursprung dieser Deutung ist eine Naturbeobachtung aus der Antike. Pelikane schlingen ihre Nahrung herunter und würgen sie zur Fütterung der Jungen wieder hervor. Dabei kann man auch sehen, dass die Brust des Pelikans mit Fischblut verschmutzt wird. Dieses wurde von Beobachtern in der Antike so gedeutet, dass der Pelikan seine Jungen mit eigenem Blut füttert.
Diese Legende ist schließlich von christlichen Schriftstellern aufgegriffen und auf Christus bezogen worden. Seit dem Mittelalter ist darum der Pelikan häufig auf christlichen Darstellungen zu finden, zum Beispiel auf Kirchenfenstern, im Schnitzwerk an Altären oder auf Grabsteinen als Zeichen für Hoffnung und Trost. www.relilex.de
Das Lamm: Seit der frühen Christenheit, als die menschliche Darstellung Jesu noch verboten war, wird Jesus als Lamm dargestellt.
»Jesus ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt« (Johannesevangelium, Kapitel 1, Vers 29). Paulus: »Auch wir haben ein Opferlamm, das ist Christus, der geopfert ist.« (1. Korintherbrief, Kapitel 5, Vers 7).
Die Taube: Nach christlichem Glauben, kommt bei der Taufe der Geist Gottes auf den Menschen. Das wird durch eine herabschwebende Taube, hier an der Versöhnungskirche mit Heiligenschein, dargestellt. Denn als Jesus im Jordan getauft wurde »tat sich der Himmel auf und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabschweben« (Matthäusevangelium, Kapitel 3, Vers 16). Die herabstürzende Taube als Zeichen für den heiligen Geist ist das älteste Tauf-Bildmotiv.
Die Arche Noah: Schon in der ältesten Christenheit ist das Schiff ein Symbol für die Kirche. Nach dem Vorbild der Arche Noahs galt es als Raum der Rettung und des Heils für die Gläubigen (Gen 8,1-9,1ff). www.relilex.de
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Die Salbung Jesu
»Dir sind deine Sünden vergeben«, spricht Jesus der Frau zu, die ihm die Füße gesalbt hat (Lukasevangelium 7, 48). Sie ist eine Sünderin, so steht es in der Bibel. Ein Fenster in der Versöhnungskirche erinnert seit 94 Jahren daran. Es zeigt die Salbung Jesu. Das Gesicht der biblischen Frau trägt die Züge einer Eilbekerin: Amalie Hagemann.

Foto: Dirk Rußmann / von der Website der Versöhnungskirche
Ausgewandert in die USA in den 1920er-Jahren, heiratete die Hamburgerin einen wohlhabenden Mann – aus Fräulein Hagemann wurde Mrs. Floris. »Sie war als Prokuristin im Bankhaus Heckscher tätig«, schrieb 1945 Pastor Julius Hahn in Eilbek. Hagemann hatte ein Gelöbnis abgelegt, so überlieferte er seiner Kirchengemeinde, ihre Gewinne aus ausländischen Aktien der Hamburger Kirche zu stiften. Sie verlangte, die Fußsalbung auf dem Fenster darzustellen – und wünschte sich, dass das Gesicht der Sünderin ihrem gleichen sollte. [...] Warum ließ sich Amalie Hagemann dort abbilden? »Dazu hat sie sich damals bewusst entschieden«, sagt [die Pastorin] Friedburg Gerlach. »Sie hätte sich jede biblische Geschichte aussuchen können, irgendeinen Grund muss sie gehabt haben.«
• Zitiert aus »Eine Gemeinde verbrennt Beichtbriefe« von Catharina Volkert / Evangelische Zeitung vom 20. März 2017
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Das Ruckteschell-Heim
Die Stiftung Eilbeker Gemeindehaus besteht aufgrund der Arbeit engagierter und frommer Vorfahren. Sie muss sich nach dem Willen der Stifter Menschen aller Alterstufen annehmen, besonders aber jener, die wegen ihrer Jugend oder ihres Alters besondere Liebe und Zuwendung brauchen.
Auf Initiative von Pastor Nikolai von Ruckteschell wurde ein großes Gemeindehaus gebaut. Als Leitung gewann er Elisabeth Sieveking, Oberin der Alsterdorfer Anstalten, die dem Haus von 1909 bis 1934 vorstand.
Dieses Haus wurde zum Mittelpunkt des sozialen Lebens in Eilbek. Nach dem Krieg bemühte sich der Vorstand jahrelang vergeblich, an Stelle des Gemeindehauses ein Seniorenheim zu bauen. Nach Überwindung vieler Hindernisse gelang es, die Einrichtung wurde 1974 eingeweiht. 1992 erfolgte eine umfangreiche Modernisierung und Erweiterung. Mit dem Namen »Ruckteschell-Heim« hält es die Erinnerung an einen prägenden Eilbeker Pastor wach.
• Nach der Website des Ruckteschell-Heimes
Pastor Nikolai von Ruckteschell ist der Vater des Marine-Offiziers Hellmuth von Ruckteschell und des Malers (ein Gemälde von ihm hing oder hängt auch in der Versöhnungskirche*), Zeichners und Bildhauers Walter von Ruckteschell. Wir dokumentieren auf dieser Website zwei seiner Kolonialdenkmäler: in >HH-Jenfeld und in >Aumühle. Sie stehen in der Tradition einer direkt nach dem 1. Weltkrieg einsetzenden Verehrung der deutschen Kolonial-Truppen, die zur Zeit der Nationalsozialisten kultartige Züge erlangte.
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* »Die Deckenbeleuchtung in der Sakristei schenkten die beiden Amtsbrüder der Friedenskirche. Die dortige Gemeinde stiftete auch das große Chistopherusbild, von Walter v. Ruckteschell auf Holz gemalt. Sein Vater hatte uns im Konfirmandenunterricht die bekannte Legende so gern erzählt als Sinnbild des deutschen Volkes, das nur dem stärksten Herrn dienen will und so in der Reformationszeit zum Christusträger wurde.«
• Aus den Erinnerungen von Pastor Julius Hahn vom 22.10.1945.
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