NEUE SICHT AUF ALTE HELDEN?

Kriegerdenkmäler in Mecklenburg-Vorpommern

In Mecklenburg-Vorpommern sind nach dem 2. Weltkrieg viele Denkmäler, mit zum Teil kriegsverherrlichenden Symbolen und Inschriften, zerstört worden. Aber immer noch sind heute viele hundert Kriegerdenkmäler dokumentiert. Etliche von diesen sind durch die Entfernung besonders militaristischer Darstellungen verändert worden. Gleichzeitig wurden vielerorts Tafeln zur Erinnerung an den 2.Weltkrieg mit deutlichen Friedensaufrufen angebracht. Vereinzelt, mit zunehmender Tendenz, wurden nach dem Ende der DDR alte Kriegerdenkmäler wieder aufgestellt, siehe zum Beispiel den »Soldaten« in Stolpe auf Usedom oder sogar Denkmäler für tote Wehrmachtssoldaten des 2.Weltkriegs neu aufgestellt, siehe Mueß.

Noch bestehende Denkmäler zum 1.Weltkrieg sind oft mit den bekannten Widmungen versehen: Unseren gefallenen Helden… Heldentod… Vaterland… auf dem Feld der Ehre... habt Dank ihr Krieger.

Wenn nicht anders angegeben stammen die Fotos von Matthias Hübner (www.dorfkirchen-in-mv.de) oder Marlise Appel, Evangelische Akademie der Nordkirche.

Ein Klick auf das Bild öffnet die Spalte mit Texten und Fotos zum Denkmal. Haben Sie weitere interessante Informationen oder historische Bilder zu den vorgestellten Kriegerdenkmälern? Dann würden wir sie gerne auf dieser Seite veröffentlichen.

 

 


I N H A L T
Das Denkmal
»Bildhafte Darstellungen über den Charakter des Totenmals hinaus«

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Glasow

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Der Obelisk steht auf einem dreistufigen Sockel, er trägt im oberen Bereich einen Lorbeerkranz aus Metall, darunter die Inschrift:

In Dankbarkeit den gefallenen Helden

Auf der Spitze sieht man noch die Halterung auf der wahrscheinlich früher ein Adler befestigt war.

MP Glasow


Das Kriegerdenkmal steht auf der Südseite des Kirchhofs.

MP Glasow Kirche web

© Matthias Hübner/www.dorfkirchen-in-mv.de

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»Bildhafte Darstellungen über den Charakter des Totenmals hinaus«

... Die Deutsche Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone gibt am 5. 5. 1946 die Richtlinien für die Beseitigung faschistischer und militärischer Denkmäler heraus. Danach müssen alle Denkmäler militärischen Charakters beseitigt werden, sofern sie nicht besonderen künstlerischen Wert besitzen.

Ein gesondertes Kapitel befasst sich mit den Kriegerdenkmälern, darin heißt es:

»Da sie als Erinnerung für die Gesamtheit der in den Kriegen Gefallenen gelten, muss jeder Eingriff mit starken Rückwirkungen auf die Bevölkerung rechnen. Zu beseitigen sind auch hier all jene Denkmäler usw. die Aufforderungen zur Rache, zum erneuten Kriegseinsatz, Verherrlichungen des Krieges usw. enthalten. Dies trifft nicht zu für Kriegerdenkmäler, die vor 1860 entstanden sind, da sie fast immer bescheiden in der Haltung sind und fast ausnahmslos einigen künstlerischen Wert besitzen. Kriegerdenkmäler nach 1918 sind fast ausnahmslos wertlos. Ihre Beseitigung ist anzuregen, falls nicht in Sonderfällen künstlerischer Rang vorliegt. Denkmäler mit künstlerischem Wert sind einem Museum zu übergeben. Die Säuberungsaktion soll als Willensausdruck breiter Schichten des Volkes vorgenommen werden.« Infolge der Richtlinien sind zunächst Listen zu erstellen gewesen. ...

Am 13. Mai 1946 wird der Befehl Nr. 30 der Alliierten Kontrollbehörde herausgegeben. Das ist eine Woche nach dem Rundschreiben der Deutschen Zentralverwaltung. Hier heißt es im Abschnitt Kriegerdenkmäler:
»Bei ihnen ist eine verbotene Absicht im Sinne des Befehls dort gegeben, wo durch angebrachte Inschriften, Embleme oder bildhafte Darstellungen über den Charakter des Totenmals hinaus dem Denkmal usw. ein militärischer Sinn gegeben wird. Als solche Inschriften gelten z.B. ›Vorwärts für Kaiser und Reich‹, ›Im Felde unbesiegt‹, ›Unseren siegreichen Helden‹, ›Ihr habt doch gesiegt‹ u.ä.m., als Darstellungen gleichen Inhalts sind anzusehen z.B. Darstellungen von Soldaten, die stürmen, marschieren, Handgranaten werfen, eine Fahne hochhalten, mit einem Ungeheuer ringen, Darstellungen, in denen ein Soldat an einen anderen eine Waffe weitergibt, u.ä.m. Auch einfache Wiedergabe von Waffen und Ausrüstungsgegenständen kann hierzu gezählt werden.« Ebenfalls wird eine Erstellung von Listen zur Erfassung aller Kriegerdenkmäler, bevor an deren Beseitigung herangegangen wird, gefordert.

Auf Grundlage des Befehls Nr. 30 der Alliierten und der Richtlinien der Deutschen Zentralverwaltung sind die schon erwähnten Listen der Jahre 1946/47 entstanden.

Deren Auswertung ist bis zum heutigen Tage noch nicht vollständig abgeschlossen. Es lässt sich aber feststellen, dass ca. 900 - 1000 Ehrenmale erfasst sind. Dazu kommen dann die bereits vor dem II. Weltkrieg vernichteten Kriegerdenkmäler und sicher auch noch ein Teil kleinerer Denkmäler die aus den verschiedensten Gründen nicht erfasst wurden.

Ende der 40er Jahre sind also fast alle Adler, Stahlhelme, Schwerter etc. von den Denkmälern verschwunden. Einzelne, vor allem figürliche Denkmäler sind vernichtet oder magazinisiert worden. Im nächsten Jahrzehnt erfolgte eine Welle der Umwidmungen. Ehemalige Weltkriegsdenkmäler oder auch nur ihre stehengebliebenen Sockel werden zu VVN-, OdF- oder personellen Denkmälern.

Hier sei nur kurz auf den Nexö-Stein ›unter einem alten deutschen Baum‹ in Greifswald verwiesen. Ursprünglich der Gedenkstein des Greifswalder Infanterie Regiments (Findling) erinnert er heute an den Dichter A. Nexö. Bei günstigem Lichteinfall lassen sich aber unter der Bronzeplatte mit dem Porträt Nexös die Jahreszahlen 1914, 1918 erkennen.

Ein weiteres Beispiel für die Umwidmung eines Gefallenensteines sei hier noch eingefügt. Es gab in Kühlungsborn zwei Denkmäler für die Gefallenen des I. Weltkrieges. Bei dem in Kühlungsborn-West gelegenen dreieckigen Steinblock beseitigte man nach 1945 die Namenstafel und brachte stattdessen ein Dreieck dort an. Dieses fortan den »Opfern des Faschismus« gewidmete Denkmal wurde etwa 1972 entfernt, als in der Strandstraße in Kühlungsborn-Ost ein neues den Opfern des Nationalsozialismus gewidmetes Denkmal eingeweiht wurde. Auch dieses befindet sich an derselben Stelle wie zuvor das Denkmal für die Gefallenen des I. Weltkrieges, teilweise wurde das alte Material verwendet. Es handelt sich um eine etwa 8 m lange Mauer, an der eine Metallskulptur der Künstlerin Renata Ahrens angebracht wurde – ein stilisierter Vogel.

Zitiert aus dem Vortrag von Margrit Schimanke gehalten auf einer Konferenz der Geschichtswerkstatt Rostock e.V. in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung, April 1996, Seite 4-5

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I N H A L T
Das Denkmal
»Im Felde unbesiegt«
Botschaften aus den Fremdenbüchern
Das Eiserne Kreuz
Das Hoheitszeichen der Bundeswehr

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Glowe

Auf Rügen, Landkreis Vorpommern-Rügen

An der Hauptstraße von Glowe, in der Nähe des »Gasthauses zur Schaabe« befindet sich auf einem zurückliegenden Platz unter einer Eiche das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

MP Glowe Platz web


Rechts und links vom Hauptstein sind kleinere graue Granitfelsstücke aufgestellt, in die die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs eingemeißelt und mit weißer Farbe ausgemalt worden sind.

Links: 1914
Rechts: 1918

Sitzbänke laden zum Verweilen ein.

 

MP Glowe gesamt web


Im Zentrum steht ein großer Granitfelsen, der von allen Seiten durch kleinere Findlingssteine gestützt wird. Der Findlingshaufen ist mit Efeu bewachsen.

 

MP Glowe Inschrift web


Unter einem Eisernen Kreuz in Doppelkontur ist auf einem geglätteten rechteckigen Feld die Inschrift eingemeißelt. In großen Lettern steht dort:

Ehre den Unbesiegten

Die weiße Farbe der ausgemalten Buchstaben ist sicher in letzter Zeit erneuert worden.

MP Glowe Tafel web


Darunter ist eine graue Steintafel eingepasst, ein Rand, die Buchstaben und Zahlen stehen auf einer tiefergelegten, schwarz polierten Fläche. Auf der Tafel werden die Vor- und Nachnamen von 13 toten Soldaten genannt. 12 von ihnen sind als »gef.« für gefallen markiert, einer wird vermisst. Dahinter steht bei den 12 Soldaten jeweils ihr Todestag und der Todesort. Über den Namen:

Im Weltkriege 1914 - 1918
starben für ihr Vaterland

Die Tafel ist an der linken oberen Ecke gebrochen.

 

     MP Glowe Rueckseite web

Die Rückseite des Denkmals mit Blick auf die niedrige Hecke, die den Platz umgibt und dahinter auf die Hauptstraße von Glowe.

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»Im Felde unbesiegt«

Die Dolchstoßlegende war eine von der deutschen Obersten Heeresleitung in die Welt gesetzte Verschwörungstheorie, die die Schuld an der von ihr verantworteten militärischen Niederlage des Deutschen Reiches im 1. Weltkrieg vor allem auf die Sozialdemokratie und andere demokratische Politiker abwälzen sollte. Sie besagte, das deutsche Heer sei im Weltkrieg »im Felde unbesiegt« geblieben und habe erst durch oppositionelle »vaterlandslose« Zivilisten aus der Heimat einen »Dolchstoß von hinten« erhalten. Antisemiten verknüpften »innere« und »äußere Reichsfeinde« dabei zusätzlich mit dem Trugbild vom »internationalen Judentum«.

Diese Legende diente deutschnationalen, völkischen und anderen rechtsextremen Gruppen und Parteien zur Propaganda gegen die Ziele der Novemberrevolution, die Auflagen des Versailler Vertrags, die Linksparteien, die ersten Regierungskoalitionen der Weimarer Republik und die Weimarer Verfassung. Sie gilt in der Zeitgeschichte als bewusst konstruierte Geschichtsfälschung und Rechtfertigungsideologie der militärischen und nationalkonservativen Eliten des Kaiserreichs. Sie lieferte dem Nationalsozialismus wesentliche Argumente und begünstigte seinen Aufstieg entscheidend.

nach Wikipedia, abgerufen am 28. Juni 2018

 

Vor 85 Jahren formulierte Hindenburg die Dolchstoßlegende

»Deutschland steht im vierten Kriegsjahre militärisch und wirtschaftlich unerschüttert. Eine Welt von Feinden hat nicht vermocht, es nieder zu ringen. Da Waffen und Hunger Deutschlands Siegeswillen nicht nieder zwangen, griff der Feind zur Niedertracht. Er suchte Zwietracht zu säen, das Volk von seinem Kaiser zu trennen.«

In einer Rede während des Ersten Weltkriegs deutete Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg an, was bald nach der deutschen Niederlage im November 1918 in reaktionären Zeitungen zu lesen war: Das deutsche Heer sei im Felde unbesiegt geblieben, aber von Feinden aus der Heimat erledigt worden – von streikenden Arbeitern, pazifistischen Sozialdemokraten und linksradikalen Spartakisten.

Am 18. November 1919 nutzte Hindenburg den parlamentarischen Untersuchungsausschuss für die Schuldfragen des Weltkriegs, um die später als Dolchstoßlegende bekannt gewordene Propagandalüge zu formulieren:

»Ein englischer General sagte mit Recht: Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden. Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen.«

Der Feldmarschall täuschte mit seiner Aussage bewusst die Öffentlichkeit. Denn die Oberste Heeresleitung unter Hindenburg und dem Generalquartiermeister Erich Ludendorff hatte nach der gescheiterten Sommeroffensive 1918 die Reichsregierung ultimativ aufgefordert, Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen. Am 29. September überzeugten Hindenburg und Ludendorff Kaiser Wilhelm II., dass angesichts der militärischen Überlegenheit des Gegners Deutschland den Krieg definitiv verloren habe. Die Verantwortung wollte die Oberste Heeresleitung jedoch nicht übernehmen, sondern die »Suppe sollen die essen«, wie Ludendorff sich ausdrückte, »die sie uns eingebrockt haben«. Gemeint waren damit die später als »Novemberverbrecher« diffamierten linksliberalen, sozial- und christdemokratischen Politiker.

Zu ihnen gehörte der sozialdemokratische Parteivorsitzende Philipp Scheidemann. Als er am 9. November 1918 von einem Fenster des Reichstags die deutsche Republik ausrief, sah er die reaktionären Kräfte auf dem Rückzug.

»Die wirklichen inneren Feinde, die Deutschlands Zusammenbruch verschuldet haben, sind still und unsichtbar geworden. Diese Volksfeinde sind hoffentlich für immer erledigt.«

Doch die antidemokratisch gesinnten Militärs und Politiker wollten sich mit der deutschen Niederlage in einem Krieg nicht abfinden, den sie als Verteidigungskrieg deklariert, tatsächlich aber als Eroberungsfeldzug angelegt hatten. Vor allem die Parteien der extremen Rechten, die Deutschnationale Volkspartei und die NSDAP, betrieben mit der Dolchstosslegende eine hasserfüllte Agitation gegen die Anhänger der Weimarer Republik. Dabei nutzten sie das Ansehen Hindenburgs propagandistisch für ihre Zwecke aus.

Gegenüber der Autorität des späteren Reichspräsidenten verblassten beispielsweise die mahnenden Worte eines hochrangigen Militärs wie Wilhelm Groener, dem Nachfolger Ludendorffs als Generalquartiermeister.

»Das größte Unrecht wäre es, das deutsche Volk zu schmähen, weil es am Schlusse des verlorenen Weltkrieges zusammen gebrochen ist. Man hatte es auf Bergeshöhen geführt, in eine Illusionswelt, in der es von Hoffnung zu Hoffnung auf den sicheren Sieg erhalten wurde. Vier Jahre lebte es in diesen Sphären. Letzten Endes sind wir der fortgesetzten Selbsttäuschung und einer irrigen Anwendung des Vernichtungsgedankens militärisch erlegen.«

Kaum eine andere Parole hat so viel zur Zerstörung der Weimarer Republik beigetragen wie die Dolchstoßlegende. Die Verratsvorwürfe, denen sich demokratische Politiker ausgesetzt sahen, erwiesen sich als schwere Hypothek für die junge Demokratie. Die Gewinner waren die Nationalsozialisten. Sie konnten die Geschichtslüge erfolgreich für ihren Kampf um die Macht einsetzen.

Schützenhilfe leistete ihnen dabei der Propagandist der Dolchstoßlegende, Paul von Hindenburg. Statt für Frieden und Demokratie einzutreten, beschwor er 1932 als Reichspräsident den »Geist von 1914« und die »Frontgesinnung«:

»Wie einst im Kriege die Not des Vaterlandes alles Trennende aufhob und die Massen des Volkes in gleicher Weise hingebungsvoll ihre Pflicht getan haben, so gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass Deutschland sich zu einer neuen Einigkeit im Gedanken an das Vaterland zusammenfindet.«

Aus einem Betrag von Otto Langels im Deutschlandfunk, 18. November 2004

 

»Unweit des ›Gasthauses zur Schaabe‹ befindet sich ein Kriegerdenkmal. Auf einem großen Granitfelsen ist eine Tafel angebracht mit den Namen jener Glower, die in diesem Krieg ihr Leben ließen. Eingemeißelt ist in großen Lettern unterhalb des sogenannten Balkenkreuzes eine Jahrhundertlüge: ›Ehre den Unbesiegten‹, denn Deutschland hat ja diesen Krieg verloren. Diese Aussage muss somit dem politischen Diskurs der Nachkriegszeit zugeordnet werden. Konservative und restaurative Kräfte haben immer wieder behauptet, dass der Krieg deshalb nicht gewonnen werden konnte, weil ›innere Kräfte‹ der kaiserlichen Armee in den Rücken gefallen waren. In deutschen Geschichtsbüchern fand diese Deutung als ›Dolchstoßlegende‹ ihren Eingang. Ein prominenter Vertreter dieser These war der spätere Reichspräsident Hindenburg. Er selbst war im 1. Weltkrieg einer der maßgeblichen Heerführer gewesen. Auch das Kriegerdenkmal von Glowe dokumentiert diese Geschichtslüge nun schon fast 100 Jahre.«

• Zitiert aus Werner Westphal, »Wem Gott will rechte Gunst erweisen ...«, siehe unten

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Botschaften aus den Fremdenbüchern

Werner Westphal hat ein interessantes Taschenbuch herausgebracht: »Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den läßt er mal nach Glowe reisen: Botschaften der Fremdenbücher vom Kap Arkona und dem Gasthof zur Schaabe in Glowe auf Rügen«. Die (verdeckten) Botschaften vermitteln dem Leser von heute einen Eindruck von der Vorstellungswelt vorangegangener Generationen.

Wir zitieren daraus von den Seiten 50 - 53:

Ȁhnlich wie bei den entsprechenden Eintragungen des Fremdenbuches am Kap Arkona wird auch in dem folgenden Text offen Partei ergriffen:

Paul Larché mit Frau Lotte
Nebst Kindern Lieselotte und Gretchen
vom 4. Juli bis 2. August 1914.
Unsere Sommerreise wurde leider durch die
Mobilisierung unterbrochen.
In ganz lieber Weise wurden wir durch
Frau Wessel verpflegt. Innigsten, herzlichsten
Dank hierfür.
Den lieben Glowern rufen wir ein »in Treue fest« zu.
Unseren Schirmherren, den lieben Gott,
wollen wir alle bitten, daß alles zum
Heil des Vaterlandes wird und wir uns
im Sommer ›1915‹ wiedersehen!
Friede im Lande
Freundschaft unter uns.
Glowe d. 2. August 1914, P. Larché

Für den heutigen Leser faszinierend ist die Authenzität dieser Eintragung. Sie wirkt schon in besonderer Weise dadurch, dass sie handschriftlich vorliegt. Der sachliche Inhalt und die Art und Weise der Darstellung vermittelt zahlreiche interessante Einblicke in die Gedankenwelt des Schreibers. Viele Deutsche, auch Intellektuelle, glaubten 1914, der Krieg werde von kurzer Dauer sein und er werde siegreich für Deutschland enden. Zeitzeugen haben immer wieder von der Kriegsbegeisterung großer Teile der deutschen Bevölkerung berichtet. Das zeigt auch dieser Eintrag. Der Gast der Schaabe hofft, ›dass alles zum Guten des Vaterlandes wird und wir uns im Sommer 1915 wiedersehen‹. Wir wissen nicht, ob der Schreiber im Sommer 1915 tatsächlich wieder in das Gasthaus zur Schaabe eingekehrt ist, denn eine entsprechende Eintragung ist nicht vorhanden. Aber wir wissen, dass der Krieg nicht ›zum Guten Deutschlands‹ endete, und er 1915 noch lange nicht beendet war. Der Gast sieht sich veranlasst, ›den lieben Glowern‹ auch ein politisches Diktum der damaligen Zeit zuzurufen: ›In Treue fest!‹ Die Parole, die auch 25 Jahre später von den Nazis verwendet wurde, suggerierte unbedingten Gehorsam und Pflichtgefühl als ewige Tugenden. Die Anrufung des lieben Gottes ›als unseren Schirmherren‹ gehörte zum täglichen Ritual der Gottesdienste an den Fronten des Krieges. ›Heil‹ wird in diesen Jahren vor allem in den süddeutschen Regionen als Grußformel im Sinne von ›etwas Gutes wünschen‹ verwendet. ›Zum Guten‹ wendete sich das von Anfang an abenteuerliche und unsinnige Kriegsunternehmen des deutschen Reiches nicht. [...] Mit den enormen Verlusten an Menschen und Material an allen Fronten des Krieges wuchs das Konfliktpotenzial in Deutschland selbst.«

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Das Hoheitszeichen der Bundeswehr

Das Eiserne Kreuz ist bis heute das nationale Erkennungszeichen der Bundeswehr.

     MP Glowe Hoheitszeichen der Bundeswehr web


In dieser modernisierten Form hat es Ähnlichkeit mit dem Kreuz auf dem Glower Denkmal »Ehre den Unbesiegten«.

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I N H A L T
Das Denkmal
Das Kalendermotiv
Postkarte aus den 50er-Jahren
Die Geschichte
Mehrfach zu gebrauchen

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Gnoien

Landkreis Rostock

Vor dem Bahnhof an der Teterower Straße steht das Kriegerdenkmal für den 1.Weltkrieg. An der Spitze der Steinsäule ist an jeder Seite ein Eisernes Kreuz zu sehen, im unteren Bereich ist das Relief eines trauernden Soldaten mit Patronengürtel eingefügt. Dem Soldaten mit Stahlhelm auf dem geneigten Kopf und der rechten Hand am Herzen rutscht der lange Mantel von der Schulter. Das Denkmal ist insgesamt 450 cm hoch. Die Pflege des Denkmals übernimmt der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Ortsgruppe Gnoien.

MP Gnoien ganz

Inschriften:

Unseren im Weltkriege 1914 - 1918 gefallenen Helden.

Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Mahnung.

Wanderer, neige dein Haupt in Ehrfurcht vor Tod und Tapferkeit.

 

MP Gnoien vorne    MP Gnoien Seite2

MP Gnoien Seite4    MP Gnoien Soldat

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Das Kalendermotiv

MP Gnoien Kalender web

November-Foto des Jubiläumskalenders,
herausgegeben zur »750 Jahre«-Feier von Gnoien im Jahr 2007.

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Postkarte aus den 50er-Jahren

MP Gnoien Postkarte web

Postkarte aus den 50er Jahren.
Druck: Paul Siems, Buch- und Kunsthandlung Gnoien.

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Die Geschichte

MP Gnoien Zeitung web


Dienstag, den 17. Januar 1922

Der Ausschuß zur Errichtung des Denkmals für unsere Gefallenen tagte am Freitag. Auf der Tagesordnung stand zunächst die Frage: Wie bringen und fördern wir die weiter erforderlichen Mittel, damit das Denkmal errichtet werden kann. Nach Berichterstattung des Kassiers stehen mit den noch in letzter Zeit eingegangenen Beträgen rund 17 000 Mk. zur Verfügung. Diese Summe reicht aber nicht, um ein Denkmal auszuführen, es wurde der Beschluß gefaßt, an die Körperschaften der Stadt ein Bittgesuch zu richten, zur Förderung des Denkmals eine Summe zu bewilligen. Möge solche nicht zu klein ausfallen. Sodann wurde beschlossen, am 11. Februar einen Basar größeren Stils zu veranstalten, man setzt hierauf nochmals die Hoffnung durch Unterstützung aller Bürger der Stadt, sowie der Umgegend das Werk zu vollenden. Eine Bittaktion soll ins Werk gesetzt werden, die Sachen, die zum Glücksrad, Verlosung usw. erforderlich sind, zu erbitten. Die Landbevölkerung soll gebeten werden, Lebensmittel etc. die zum Verkauf kommen sollen, zu stiften. Zur Hilfeleistung des Basars haben sich ca. 30 Damen aus der Stadt in den Dienst der Sache gestellt, denn es gilt viele Arbeit zu schaffen. Zum Schlusse sei noch erwähnt, daß geplant wird, das Stück »Anner Lüd Kinner« auch hier für diesen Zweck zur Aufführung gelangen zu lassen.

 

Donnerstag, den 20. April 1922

(Eingesandt. Die Schriftleitung lehnt die Verantwortung für den Inhalt dieser Rubrik ab)

Der Ausschuß des Krieger-Denkmals sieht sich, durch die Ausführungen mit Unterschrift »Mehrere Kriegsteilnehmer«, veranlaßt, zu der Sache Stellung zu nehmen.

Wir können wohl annehmen, daß wir unter »kleines Grüppchen« verstanden sind. Darauf sei hingewiesen, daß dieses »kleine Grüppchen« nicht nur aus Denkmalsinteressenten sondern aus Delegierten des Krieger-, Jäger-, Kriegsbeschädigten- und Männer-Turn- und Sport-Vereins besteht. Die lächerliche Auffassung von Ihnen, daß wir den Patriotismus in Erbpacht haben, erwidern wir damit, daß wir den Patriotismus nicht in Erbpacht haben, sondern im Herzen tragen.

Als Kriegsteilnehmer und alte Soldaten hätte man erwarten sollen, daß Sie Ihr Schreiben mit Ihren Namen gedeckt hätten, anstatt feige damit hinterm Berg zu halten.

Für den Denkmalsausschuß ist der Platz vor dem neuen Schulhause, der Rechte der Stadtverordneten-Versammlung gehorchend, längst vergessen und erledigt. Wir glauben behaupten zu können, daß Sie sich ganz gewaltig irren, wenn Sie meinen, die Mehrzahl der hiesigen Einwohner sei für den alten Friedhof. Wir wissen ganz genau, daß, wenn es zur Abstimmung gekommen wäre, die Mehrzahl für den Platz vor dem neuen Schulhause gestimmt hätte. Es ist auch dieses ein Zeichen, daß Sie vom Volkswillen keinen blassen Schimmer haben.

Der Denkmalsausschuß hat sich einstimmig für den Platz in den Bahnhofsanlagen entschieden mit der Begründung, daß wir unser Denkmal der Welt gegenüber nicht verstecken wollen, dieses wäre unseres Erachtens der Fall, wenn es nach dem alten Friedhof käme. Der alte Friedhof ist ein ruhiger und wir möchten sagen, wohl einer der besten Plätze mit hier in unserem Orte, aber er liegt an einem Ende der Stadt von dem sich der Verkehr mehr und mehr wegzieht. Der Hauptspaziergang der Gnoiener ist um die Koppel, nach dem Friedhof, Bahnhof und wieder zurück. Auf diesem Spazierweg ist dann manchem Gelegenheit gegeben, beim Denkmal einen Augenblick zu verweilen. Er wird es noch viel lieber tun, wenn die Stadt unsere Bitte erfüllt und den Platz durch gut angelegte gärtnerische Anlagen verschönert und durch Aufstellen von Bänken jedem ein Ausruhen ermöglicht.

Es ist recht schade, daß Sie sich nicht schon früher mit Ihren Ratschlägen gemeldet haben. Sie sind vielleicht eine stattliche Zahl und hätten auch wohl die Zeit dazu gehabt um für uns, – da wir alle, ohne Ausnahme, im täglichen Leben voll beschäftigt sind, – die schönen Findlinge zu sammeln und zusammenzutragen. Eine traurige Auffassung ist es, wenn Sie glauben, daß wir die Gefallenen durch Vergnügungen und Basare ehren wollen. Unser Dank soll bestehen in der Errichtung eines Denkmals für alle Zeiten. Alle Einwohner, Sie natürlich ausgenommen, werden wohl den Zweck unserer Veranstaltungen richtig erkannt haben.

Sie sprechen weiter von einem teuren und protzenhaften Denkmal. Hierüber scheinen Sie ganz und garnicht orientiert zu sein. Kommen Sie zu uns, wir werden Ihnen den Entwurf gerne zeigen, dann können Sie selbst urteilen, ob Sie berechtigt waren, das Wort protzenhaft zu gebrauchen. Im übrigen können wir Ihnen empfehlen, andere Städte aufzusuchen, damit Sie sehen, was diese für ihre Gefallenen getan haben. Die 15 000 Mk. hätten wir der Stadt gerne erspart, es war uns aber nicht möglich, bis zu diesem Zeitpunkt das Geld zusammenzubringen. Je länger wir mit dem Bau warten, je teurer wird er, wegen der Geldentwertung. Deswegen haben wir es mit Freuden begrüßt, daß der Bürgerausschuß uns die Summe bewilligte. Mit Ihrer »stillen Aufopferung« ist uns nicht gedient, wir müssen Taten sehen.
                                                                 Der Denkmalsausschuß


Anmerk. d. Red.: Nachdem nun genug Worte über die Denkmalsfrage gesagt worden sind und auch der Denkmals-Ausschuß zu Wort gekommen ist, so schließen wir hiermit endgültig die Debatte. Vor allen Dingen haben wir jetzt Klarheit, wo das Denkmal aufgestellt wird. Unseres Erachtens ist der Platz in den Bahnhofsanlagen nunmehr der geeignetste für das Kriegerdenkmal. Der Platz vor dem neuen Schulhause hätte sich für das Denkmal, was man zu errichten gedenkt, doch nicht so geeignet, wie derjenige in den Bahnhofsanlagen.

 

MP Gnoien Einweihung web

 

Die Ausschnitte und Zitate stammen aus der Zeitung »Bürger und Hausfreund«, Jahrgang 1922. Wir danken sehr herzlich Frau Marianne Teske von der Stadtinformation Gnoien für ihre sorgfältige und aufwendige Recherche.

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mehrfach zu gebrauchen

MP Dargun Vorderseite web

• Kriegerdenkmal in Dargun: der gleiche Soldat im anderen Umfeld

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I N H A L T
Das Denkmal
Unser Besuch 2021
»Ihren gefallenen Helden«
Nicht für Unwürdge geblutet?
Carl Theodor Körner
Der Stahlhelm
Das Eiserne Kreuz
Der Findlingsmythos
Historisches Lernen

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Gostorf

Landkreis Nordwestmecklenburg

Am 1. Mai 1922 wurde das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs in der Ortsmitte von Gostorf eingeweiht. Die folgenden Fotos zeigen das Denkmal im Jahr 2014:

MP Gostorf NWM 2014 gesamt web


Die Anlage ist sehr gepflegt, sie scheint im großen Garten eines Privathauses zu stehen, die schwarzen Inschriften sind frisch nachgemalt. Das zentrale Denkmal besteht aus einem großen Findling auf einem gemauerten Feldsteinsockel, umgeben von abgestuften Kies- und Sandbetten.

MP Gostorf NWM ohne EK web

Oben aufgesetzt ist eine etwas lädierte Stahlhelmskulptur aus Stein. Ein früher darunter angebrachtes Eisernes Kreuz ist entfernt worden. Die Widmung lautet:

Ihren gefallenen Helden
von 1914-1918        gewidmet.
Gemeinde Gostorf


MP Gostorf NWM Namen web3

Darunter folgen in zwei Spalten die 16 Namen der toten Soldaten des 1. Weltkriegs der Gemeinde Gostorf. Es werden Familiennamen und mit dem Initial abgekürzte Vornamen genannt. Die Liste ist chronologisch nach den hinter den Namen genannten Sterbetagen geordnet.

MP Gostorf 2021 Spruch web2


Unter den Namen steht der Sinnspruch:

Daß ihr Tod uns Lebende ermutet.
Daß sie für Unwürdge nicht geblutet.
Das beweise deutsches Vaterland.

Dieser überhöht nationalistische Wunsch läßt keinen Spielraum für Interpretationen.

 
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Unser Besuch 2021

Die Gedenkanlage ist weiterhin gepflegt und sogar ergänzt worden. Ein Teil der Rasenfläche und Bepflanzung ist verschwunden.

MP Gostorf 2021 ganz web


Das Denkmal hat in der Zwischenzeit ein neues Eisernes Kreuz erhalten:

MP Gostorf 2021 Widmung web


Ganz modisch in 2 mm Stahlblech mit Edelrost-Oberfläche, die »gefallenen Helden« würden sich wahrscheinlich im Grabe umdrehen – auch Ehrenzeichen sind eben dem Zeitgeist unterworfen.

MP Gostorf NWM 2014 Zaun web


Das Grundstück ist jetzt zum Gehweg der Dorfstraße mit einem aufwendig gestalteten Zaun abgegrenzt.

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Nicht für Unwürdge geblutet?

Der Sinnspruch für die toten Soldaten ist ein Zitat aus Theodor Körners Gedicht »Auf den Schlachtfeldern von Aspern« aus dem Jahr 1812. Im Kontext der »Befreiungskriege« gegen Frankreich 1813/15 hat er dieses pathetisch-patriotische Gedicht geschrieben:

»In dem blut’gen Tal der Thermopylen, wo der Griechen freie Scharen fielen, grub’s in Marmor ihrer Brüder Dank, dass fürs Vaterland auf diesen Feldern Spartas kühne Heldenjugend sank. […] Drum soll es die Nachwelt laut erfahren, wie auch deutsche Bürger dankbar waren, wie wir der Gefallenen Tat erkannt. Dass ihr Tod uns Lebende ermutet, dass sie für Unwürd‘ge nicht geblutet, das beweise deutsches Vaterland. Deine Sänger lass in Liedern stürmen, und zum Steine füge kühn der Stein. Und die Pyramide lass sich türmen, der gefall’nen Brüder wert zu sein.«

Auf dem Findling in Gostorf wird so die »kühne Heldenjugend Spartas« und die »Schlachtfelder von Aspern«, auf denen Napoleon seine erste militärische Niederlage hinnehmen musste, verknüpft mit den 16 toten Soldaten der Gemeinde im 1. Weltkrieg.

Ziemlich direkt wird mit diesem Zitat die »Dolchstoßlegende« aufgegriffen, die nach dem 1. Weltkrieg wesentlich zur Destabilisierung der Weimarer Demokratie und dem daraus folgenden Aufstieg des Nationalsozialismus beigetragen hat.

Der Historiker Gerhard Schneider schreibt in seinem Buch »erinnern, vergessen, verdrängen« auf Seite 339f:

»Der siegreiche Verlauf des Krieges von 1870/71, die Verwirklichung der langersehnten Reichseinigung und die Aufrichtung des Kaisertums ließen den Gefallenentod in diesem Krieg als sinnvoll erscheinen. Das mit jenem Krieg neugewonnene und durch entsprechende Gesinnungsakte immer wieder erneuerte nationale Prestige und das Gefühl, einer aufstrebenden Großmacht anzugehören, waren hinreichender Trost für die Hinterbliebenen.

Nach dem ersten Weltkrieg konnten sich dergleichen hohe und tröstliche Gefühle nicht einstellen. Die Erfahrung des Massensterbens an der Front, die noch lange nachwirkenden Eindrücke des Stellungskrieges im Westen und der neuen Kampfmittel, dann der für die meisten Menschen überraschende und niederschmetternde Kriegsausgang, die unbegreifliche Niederlage, das Bekanntwerden der immensen Zahl an Kriegsopfern und schließlich die trostlose Perspektive, die das ›Versailler Diktat‹ dem Deutschen Reich eröffnete, verlangten geradezu nach einer Sinngebung des Gefallenentodes. das ›Ihr-seid-nicht-umsonst-gefallen‹, das jede Denkmalseinweihung und jede Kriegergedächtnisfeier begleitete, war als Trotzreaktion der Überlebenden immer auch eine Drohung, daß mit diesem Kriegsausgang das letzte Wort noch nicht gesprochen sei. [...]

Man gedachte des ›Opfers‹ der Gefallenen in der Absicht, die ›zukünftigen Geschlechter‹ auf bestimmte Werthaltungen und kämpferische Charaktereigenschaften, die den Gefallenen angeblich zu eigen gewesen seien, einzuschwören. In Kreisen des Militärs, der Veteranenorganisationen und der vaterländischen Verbände verband man damit die Absicht, dadurch die unerwünschte pazifizierende Kraft der Trauer neutralisieren zu können. Der Opfertod der Gefallenen behalte nur dann seinen Sinn, wenn das deutsche Volk den Gefallenen im Geiste der Opferbereitschaft und im Geiste der Frontkameradschaft nachzufolgen bereit sei.«

Der Versailler Vertrag auf LeMO

Die »Dolchstoßlegende« auf LeMO


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»Ihren gefallenen Helden«

Die Trauer ist zurückgenommen, beherrscht durch die Annahme eines Trostes, die den Tod des Soldaten aus einer höheren Bestimmung heraus erklären will. »Ihren gefallenen Helden« steht auf dem Findling in Gostorf für die toten Soldaten des 1.Weltkriegs – als ob das Sterben die Bestimmung eines Soldatenlebens, die Erfüllung des militärischen Auftrags ist.


»Der Gefallenenkult wurde zu einem zentralen Bestandteil nationaler Selbstdarstellung und entwickelte besonders in Deutschland eine gewaltige politische Wirkung.

Das Ideal der Kameradschaft wurde auf die ganze Nation ausgedehnt. Die Gedächtnisfeiern an den Ehrenmälern auf öffentlichen Plätzen betonten den Vorbildcharakter der Gemeinschaft der Frontsoldaten. Im besiegten Deutschland wurde die ›Volksgemeinschaft‹, aus der heraus die Nation zu neuer Stärke erwachen sollte, zum Vermächtnis, das die Gefallenen den Überlebenden hinterlassen hatten.

Die allerorts errichteten Denkmäler trugen dazu bei, diesen Sinn, der dem Soldatentod beigelegt wurde, in die Öffentlichkeit zu tragen und im Bewusstsein zu erhalten.

Die von den Nationalsozialisten angestrebte Volksgemeinschaft ist ohne das idealisierte Vorbild der Frontkameradschaft des Ersten Weltkriegs nicht vorstellbar. Der Gefallenenkult erlebte im nationalsozialistischen Deutschland dann auch seine äußerste Steigerung.«

Christian Lopau, 2017, Vortrag im Ratzeburger Dom im Begleitprogramm der Wanderausstellung der Nordkirche »Neue Anfänge nach 1945?«

www.nordkirche-nach45.de

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Carl Theodor Körner

Carl Theodor Körner, 1791–1813, wurde durch seine patriotischen Gedichte und seinen frühen Tod als Angehöriger des Lützowschen Freikorps in den »Befreiungskriegen« zu einer patriotischen Heldenfigur, die zum Vorbild kriegerischer Prozesse wurde.

Von den Nationalsozialisten wurde Theodor Körner zu Propagandazwecken vereinnahmt. Das Gelände um die Grabstätte der Familie Körner in Wöbbelin wurde 1938 zum »Ehrenhain« für Kundgebungen und Aufmärsche umgebaut. Die Zeile »Das Volk steht auf, der Sturm bricht los« aus Körners Gedicht »Männer und Buben« (1813) wurde von Propagandaminister Joseph Goebbels zur Phrase »Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!« für die Sportpalastrede 1943 abgewandelt.

 

Mehr zu Körner bei Wikipedia

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Der Stahlhelm

Die neuen Methoden der Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der neue Helm aus Stahl wurde entwickelt, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


SH Sprenge Karte web


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms M35 in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Vorstandsmitglied Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht.

Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web4
    

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

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Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll. Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die uns alle verbinden: Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft ...«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Historisches Lernen

Auf der Website der Universität Bamberg werden im Profil »Geschichte und Tradition« zwei Gedenktafeln Bambergs bewertet, von denen eine ebenfalls den Gostorfer Sinnspruch enthält. »Verstehen der damals relevanten Zeitumstände« und die »Entwicklung einer Orientierung schaffenden Urteilskompetenz« werden für das historische Lernen als notwendig erachtet.

»In beiden Fällen [gemeint sind die Gedenktafeln] geht es um Legitimation und Sinnstiftung eines Krieges, der als ›Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts‹ Millionen von Menschen das Leben kostete. Mag insbesondere die Gedenktafel im ehemaligen Alten Gymnasium mit Körners Zitat durchaus auf zarte Anfänge einer entstehenden deutschen Demokratiebewegung anspielen, so propagiert sie eben auch den militärischen Einsatz gegen Napoleon, dessen Expansion Europa (und vor allem die deutschen Staaten) massiv bedrohte, als leuchtendes Vorbild, das notfalls auch den ›Heldentod‹ einkalkuliert. Just in solchem historischen Kontext liegen bekanntlich auch die Wurzeln dessen, was in propagandistischer Verzerrung als deutsch-französische ›Erbfeindschaft‹ seinen langen, dunklen Schatten auf Europa vorauswerfen sollte.

Folgt man Astrid Erll als einer der besten Kennerinnen des Diskurses, so sind ›Erinnerungskulturen‹, als deren Ausdruck auch die beiden untersuchten Gedenktafeln gelten müssen, ›historisch und kulturell variable Ausprägungen von kollektivem Gedächtnis‹ (Erll, 2008, S. 176). Sind jene ursprünglich als ehrendes, identifikations- und sinnstiftendes Element konzipiert und entsprechend realisiert worden, so irritieren sie den heutigen Betrachter gerade dadurch in Duktus, Stil und Botschaft.

Da eben das ›kollektive Gedächtnis‹ unserer Gesellschaft in weiten Teilen nicht mehr damaligem Zeitgeist entspricht, sollte es nachgerade Aufgabe heutiger politischer Bildung sein, solche Produkte ihrer Zeit entsprechend kritisch zu hinterfragen und deren Logik(en) in größere historische Zusammenhänge zu setzen. Dementsprechend zeigt sich historisches Lernen etwa zu Gedenktafeln des Ersten Weltkriegs nicht nur im Verstehen der damals relevanten Zeitumstände (gemäß Rankes Diktum ›Wie es eigentlich gewesen ist‹), sondern auch in der bedachten Entwicklung einer Orientierung schaffenden Urteilskompetenz.«

Mehr auf www.uni-bamberg.de

 
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I N H A L T
Das Denkmal
»Unseren Helden ...«
»... zum Gedächtnis«
Das Eiserne Kreuz
Der Findlingsmythos
Blutbuchen
Die Dorfkirche

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Grebbin

Landkreis Ludwigslust-Parchim

Die frühgotische Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert steht auf einem großen Kirchhof, der zu einem eher kleinen Teil auch der Friedhof von Grebbin ist. Das zur Straße leicht erhöhte Gelände ist von einer lockeren Feldsteinmauer umgeben.

MP Grebbin mit Kirche web


Am rechten Rand des Fotos kann man schon das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs sehen.

 

MP Grebbin weit web


Für das Denkmal und die Friedhofseinfahrt ist die Feldsteinmauer durch ein kunstvoll geschwungenes Gitter mit Eingangspforte unterbrochen.

 

MP Grebbin Treppe web


Eine sechsstufige freie Betontreppe führt zum Denkmal hinauf. Dicht dahinter steht eine Blutbuche, wie wir auf einem Sommerfoto des Kirchhofs gesehen haben.

MP Grebbin Denkmal Friedhof web


Der Denkmalstein ist ein hoher Granitfindling, in dessen abgeplattete Frontseite die Widmungstafel eingelassen wurde.

 

MP Grebbin Tafel web


Die dünne, rechteckige Platte war ursprünglich grau – wir vermuten, dass sie aus Gusseisen ist, denn die Buchstaben und Ziffern sind erhaben. Die Platte wurde in der Fläche schwarz eingefärbt, heute blättert die Schicht an vielen Stellen ab. Die geschwungene und gezackte Kontur ist weiß aufgemalt worden, Buchstaben, Ziffern, Eisernes Kreuz und Zierelemente sind ebenfalls weiß eingefärbt.

Die Namensliste der toten Soldaten ist dreigeteilt. Für alle Teile gilt: die Namen sind chronologisch nach Todestag geordnet, zu jedem Soldaten ist der Heimatort angegeben, Woeten, Wozinkel oder Grebbin. Die Liste beginnt mit 20 Soldatennamen, es folgen die Namen von sechs vermissten Soldaten, denen aber auch ein Todestag zugeordnet wurde. Zuletzt werden vier Soldaten genannt, die »AN DEN FOLGEN DES KRIEGES GESTORBEN« sind, drei davon nach Ende des Krieges.

 

MP Grebbin Tafel oben web


Über der Namensliste steht die Widmung:

1914–1918
UNSEREN HELDEN
ZUM GEDÄCHTNIS

 

MP Grebbin Tafel unten web


Unter der Liste, aufgehoben in einem weißen Zierelement aus Linien und kleinen Quadraten, sehen wir ein zierliches Eisernes Kreuz. Das militärische Ehrenzeichen wurde allen Soldaten auf der Namensliste posthum und kollektiv für die von den Denkmalsstiftern angenommene Treue und Tapferkeit verliehen, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.


MP Grebbin seitlich web


Von der Seite sieht man den gewaltigen Sockel, der den Findling erhöht und stützt.

 

MP Grebbin hinten web


Er ist aus vielen sehr unterschiedlichen Feld- und Bruchsteinen aufgemauert worden.

 

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»Unseren Helden ...«

Vier Jahre waren die Soldaten bei zunehmender Technisierung des Krieges vor allem für das maschinelle Töten zuständig. Soldaten beider Seiten harrten im Schlamm in den Schützengräben aus und mussten den Tod als etwas jederzeit Mögliches, Alltägliches hinnehmen. Diese Abstumpfung des Einzelnen thematisiert die Inschrift nicht – im Gegenteil: sie glorifiziert den heldenhaften Kampf.

»Unseren Helden zum Gedächtnis« steht dann auf den Denkmälern. So, als ob das Sterben die Erfüllung ihres Lebens, die Bestimmung des soldatischen Auftrags ist. Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten des 1. Weltkriegs für die Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S.89

»Der Krieger mutiert zum Held, das Kriegerdenkmal zum Heldenehrenmal – und ist damit jeder kritischen Betrachtung entzogen. Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die ›Wehrmachtsausstellung‹ über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.33

»Keine neue Gedenktafel relativiert den sträflichen Unfug von ›Ehre‹, ›Heldentod‹ und ›Vaterland‹, kein Schaukasten erläutert, dass ein ›heiliger Kampf‹ niemals der für Kolonien, Absatzmärkte, Macht, Einflusssphären oder Rohstoffe sein kann, sondern [...] nur der für Gott und seine Liebesbotschaft, für die Zuneigung zum Nächsten und den Frieden in der Welt; dass also ein christlicher Kampf genau das Gegenteil von dem ist, was damals über Europa gebracht wurde.«

kommunal.blogspot.de / Region Aschaffenburg-Miltenberg

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

Kurt Tucholsky

 

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»... zum Gedächtnis«

»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«

 • Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«

Ralph Giordano, Die zweite Schuld


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II. dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.


Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web2

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Am 1. September 1939, dem Tag des Überfalls auf Polen, erneuerte Adolf Hitler das Eiserne Kreuz in 4. Stiftung und machte das ehemals preußische Ehrenzeichen zu einem nationalsozialistischen Kriegsorden. Dabei profitierte er vom hohen moralischen und symbolischen Wert der traditionsreichen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt. Heute ist das Eiserne Kreuz mit Hakenkreuz in der Mitte ein verfassungsfeindliches Propagandamittel.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Blutbuchen

Nach Eichen sind es oft die Bäume mit »Blut« im Namen, die zu den Kriegerdenkmälern gepflanzt werden. Hier in Grebbin ist es eine Blutbuche. Meinhold Lurz, Autor des 6-bändigen Standardwerks zu den Kriegerdenkmälern in Deutschland, schreibt zu einer Anlage in Hamburg-Lokstedt:

»Besonders bemerkenswert sind hier zudem die Bäume: die Anlage wurde mit Blutahornbäumen bepflanzt, als Zeichen für das für das ›Vaterland‹ vergossene Blut.«

Meinhold Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Bd 4, Heidelberg 1985, S.143

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Die Dorfkirche

Die frühgotische Feldsteinkirche wurde im 13. Jahrhundert errichtet, leider ist sie in einem schlechten Bauzustand. Der Baubeauftragte der Kirchenkreisverwaltung Rüdiger Liedtke schätzt die Sanierungskosten für den Turm aktuell auf 300 000, die der Kirche auf 100 000 Euro. »Um das zu stemmen, ist ein langer Atem vonnöten«, sagt Liedtke. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalschutz sollen jetzt Zielvorgaben für ein Sanierungskonzept erarbeitet werden.

MP Grebbin Kirche alleine web


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
Die Symbole
Der Findlingsmythos
»Zum Himmel«

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Gross Ernsthof

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Groß Ernsthof gehört seit 2005 zur Gemeinde Rubenow. An der Zusammenführung der Straßen von Kröslin und Rubenow nach Wolgast befindet sich das Denkmal, das an die toten Soldaten des 1. Weltkriegs erinnert. 

MP Ernsthof fern web


Auf einer Böschung an der Straße steht es, umgeben von Eichenbäumen.

 

MP Ernsthof Treppe web


Eine Treppe mit neun flachen Steinstufen führt hinauf.

 

     MP Ernsthof ganz web


Das Denkmal ist leicht erhöht auf einem Erdhügel aufgestellt worden, rundherum mit Feldsteinen abgestützt. Der untere Teil ist ein gemauerter Sockel auf einer flachen Steinplatte als Basis. Der ein Meter hohe viereckige Sockel wurde aus bunten behauenen Feldsteinen gemauert. Auf der Frontseite sind auf einem großen abgerundeten Feldstein die sieben Namen der toten Soldaten aus Groß Ernstdorf zu lesen.

 

MP Ernsthof Stein web


Auf dem Sockel, seitlich abgestützt durch passendes Mauerwerk, liegt ein dunkler Granitfindling, 140 cm hoch und 120 cm breit, mit der Widmungsinschrift in Großbuchstaben:

Die Heimat
Ihren Gefallenen.
1914 – 1918
Sie starben für uns
Gedenke!

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Darüber ein Relief aus Stahlhelm und Dolch. Der Dolch ist aufgerichtet, das bedeutet Wehrhaftigkeit. Das Symbol für einen verlorenen Krieg, was der 1. Weltkrieg ja ist, wäre ein gesenkter Dolch gewesen.

 

MP Ernsthof hinten web


Das Denkmal von hinten mit Blick auf die Straßengabelung.

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Die Inschrift

Die Heimat bzw das Vaterland: Kriegerdenkmäler für den »gemeinen Mann« stehen in einer eigenen Tradition, die begann, als im 18. Jahrhundert das stehende Heer das Söldnerheer verdrängte und das stehende Heer sich durch die allgemeine Wehrpflicht – in Preußen 1814 eingeführt – zum Volksheer wandelte. Das Söldnerheer verrichtete ein riskantes aber Profit versprechendes Handwerk. Das Freiwilligen- oder Volksheer griff nicht des Geldes wegen zu den Waffen. Die Vorstellung, das Vaterland von feindlicher Besetzung zu befreien oder vor feindlichem Zugriff zu schützen, wurde auch in den Kriegen aufrechterhalten und propagiert, wo die Führung den Angriff befahl. Denkmäler tradieren seit ihrem ersten Auftreten die Überzeugung, im Krieg für drei traditionsreiche Werte gekämpft zu haben: »für das Vaterland als höchstem Gut, dem der Einzelne unter Aufbietung aller Kräfte diente, zweitens der Monarchie, der er sich bereitwillig unterordnete und drittens seinem überzeugtem Christentum.« (zitiert nach Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Band 1, S. 260) Ein solches Bewusstsein lässt nicht daran zweifeln, auf der richtigen Seite und für die gute Sache gekämpft zu haben.

zitiert aus Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 78. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006


Ihren Gefallenen: »Gefallenendenkmal« verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. Ralph Giordano rät deshalb, »gefallen« durch »umgebracht« zu ersetzen.
Neben diesem offenkundigen Euphemismus schränkt der Begriff »Gefallener« den Inhalt auf den Bedeutungsbereich ein, der im Englischen mit »killed in action« bezeichnet wird. Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: »im Felde gefallen« oder »auf dem Felde der Ehre gefallen«. Nicht auf ein »Gefallenendenkmal« gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.

Ebd. S. 22

Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort »Gefallener« (oder »gefallen«) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.

Ebd. S. 60/61

Sie starben für uns: Hier wird der Betrachter direkt angesprochen, er wird als Nutznießer des »Opfertodes« der Soldaten zu Betroffenheit und Wahrung eines würdigen Andenkens verpflichtet.

Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.

Ebd. S. 33


Gedenke!: Hier wird der Betrachter aufgefordert, den Tod, den die Soldaten »für uns« erlitten haben, nicht zu vergessen.

Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]

Ebd. S. 29

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Die Symbole

Der Stahlhelm, der erst 1916 auf den Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges auftauchte, entfaltete sofort eine über die bloße Schutzfunktion des Gegenstands weit hinausreichende Wirkung. Er repräsentierte das technische Erscheinungsbild des modernen Krieges, erinnerte an die Materialschlachten, die Ernst Jünger mit der Metapher »Stahlgewitter« evozierte.

Ebd. S. 142

»Das Ehrenmal wird an der Vorderseite ein aufrechtes Schwert tragen. Hiermit soll die Mannhaftigkeit und der Wehrwille des deutschen Mannes vor aller Welt bekundet werden.«

Zitat aus der Urkunde, die im Grundstein des Kriegerdenkmals am Pinneberger Bahnhof eingelassen worden ist

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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»zum Himmel«

Schräg gegenüber lädt Gasthof und Pension »Zum Himmel« zum Besuch ein. Man kann dort »teuflisch gut essen«, wie uns die Werbetafel verrät. Ob die Namensgebung mit dem Kriegerdenkmal zu tun hat, haben wir nicht erfahren können.

 

MP Gross Ernsthof Zum Himmel Wikimedia Commons Chron Paul web

Foto: Wikimedia Commons / Chron-Paul

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I N H A L T
Das Denkmal
»Für Deutschland gestorben«
Der Bibelspruch
Das Eiserne Kreuz
Das Schwert

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Groß Kiesow

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Eine seltene, farblich intensive Form für ein Kriegerdenkmal ist dieses Buntglasfenster in der Kirche von Groß Kiesow. Das Fenster wurde 1920 gestiftet. Die typischen Symbole eines Kriegerdenkmals sind vorhanden: Eisernes Kreuz und Schwert mit Palmwedeln. Dazu kommt die Darstellung des gekreuzigten Christus mit der Kommentierung:

Sei getreu bis an den Tod,
so will ich dir die Krone des Lebens geben

Im abschließenden Band unten steht:
Den gefallenen Kriegern zum Gedächtnis 1920

Beschreibung nach Matthias Hübner, www.dorfkirchen-in-mv.de

MP Gr Kiesow

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Zitate aus der Beitrag des Deutschlandfunks vom 18.11.2012

Für Deutschland gestorben

Von Clemens Tangerding

... Die Gedenkstätten sind ausnahmslos Ausdruck des Bedürfnisses, das Gedenken an den Tod der Soldaten zu sakralisieren, also zu etwas Heiligem zu stilisieren. In Form von Kreuzen, Säulen, Räumen der Stille oder Plastiken wird nicht der Tod, sondern der vorgebliche Sinn dieses Todes dargestellt ...
Die Sakralisierung schirmt die Gedenkorte auch gegen Widerspruch ab, denn wer würde in einem Raum der Stille oder vor einem Kreuz laut protestieren? Die Ent-Profanisierung beschützt den Tod der Soldaten besonders vor Ansprüchen der Überlebenden. Obwohl diese im Einsatz eine Gruppe bildeten, grenzen die Denkmäler die Toten von den Versehrten ab.

Nur wer starb, wird in Inschriften und auf Tafeln geehrt, wer überlebte nicht. ... Psychische Krankheiten, lebenslange körperliche Schäden, Schwierigkeiten bei der beruflichen Widereingliederung ließen sich mit der Sakralisierung des Gedenkens nicht in Einklang bringen.

Auffällig ist auch, dass die Soldaten zwar als Söhne oder als Opfer, manchmal auch als Krieger benannt und dargestellt werden, nie aber als Tötende. Der Gefallene existiert als Begriff, es gibt aber keine Bezeichnung für den, der ihn zu Fall gebracht hat. Reinhart Koselleck meint dazu:
»Gestorben wird alleine, zum Töten des Anderen gehören zwei. Die Fähigkeit des Menschen, seinesgleichen umzubringen, konstituiert vielleicht mehr noch menschliche Geschichte als seine Grundbestimmung, sterben zu müssen.«

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Der Bibelspruch

Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Offenbarung 2, 10b

Dieser Vers steht im letzten Buch der Bibel, der so genannten Offenbarung des Johannes. Der Seher Johannes bekommt von Gott den Auftrag, diesen Satz in einem Brief an eine christliche Gemeinde zu schreiben. Die Offenbarung wurde in der Zeit der ersten Christenverfolgungen geschrieben.


Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären. »Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« (Kaiser 2010, Seite 12)

In Deutschland war die Trauer um die getöteten Soldaten gleichzeitig verbunden mit der Erinnerung an eine Niederlage. Das Kriegserlebnis wurde zu einem Mythos geformt, der das Sinnhafte des Kampfes und der Opfer hervorheben sollte:

»Die Erinnerung an den Krieg wurde zu einem heiligen Erlebnis umgedeutet, das der Nation eine neue Tiefe der religiösen Empfindung gab und überall präsente Heilige und Märtyrer, Stätten nationaler Andacht und ein zum Nacheifern aufforderndes Erbe lieferte.« (Mosse, 13) Der Gefallenenkult wurde zu einem zentralen Bestandteil nationaler Selbstdarstellung und entwickelte besonders in Deutschland eine gewaltige politische Wirkung.

Christian Lopau, 2017, Vortrag im Ratzeburger Dom im Begleitprogramm der Wanderausstellung der Nordkirche »Neue Anfänge nach 1945?«

www.nordkirche-nach45.de

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Das Eiserne Kreuz

In der Darstellung in Groß Kiesow ist es mit Krone, großem »W« für Kaiser Wilhelm II und der Jahreszahl 1914 gearbeitet worden. Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5. Juni 2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Das Schwert

Schwerter, selbst wenn sie als Zeichen der Niederlage gesenkt oder abgebrochen dargestellt werden, fordern die nachfolgenden Generationen zu »Mannhaftigkeit und Wehrwillen« auf.

Zitat aus der Urkunde, die im Grundstein des Kriegerdenkmals am Pinneberger Bahnhof eingelassen worden ist:

»Das Ehrenmal wird an der Vorderseite ein aufrechtes Schwert tragen. Hiermit soll die Mannhaftigkeit und der Wehrwille des deutschen Mannes vor aller Welt bekundet werden.«

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I N H A L T
Das Denkmal
Dem Gedächtnis ...
»Herr mach uns frei!«
Das Eiserne Kreuz
Der Findlingsmythos
Die Baustelle 2018

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Groß Kiesow

Landkreis Vorpommern-Greifswald

Vor einer großen Eiche, umgeben von einem Dreiviertelkreis aus immergrünen Eiben, steht das kleine Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

 

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Der Sockel in der Form eines Pyramidenstumpfes ist aus rundlichen Feldsteinen gemauert.

 

Gross Kiesow Denkmal web


Auf dem Sockel steht ein flacher, eher rundlicher Findling mit der Widmung.

 

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In dem oben gravierten Eisernen Kreuz in einfacher Kontur kann man gerade noch die Reste des »W« erkennen. W für den preußischen König Wilhelm II., der 1914 in dritter Stiftung das Eiserne Kreuz als militärisches Ehrenzeichen erneuert hatte. Es folgt die Widmung in einfacher Schrift:

Dem Gedächnis
unserer Gefallenen

Herr mach uns frei!

 

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Das Denkmal ist ausserhalb der Bäume umgeben von einem Dreiviertelkreis mittelgroßer rundlicher Feldsteine.

 

Gross Kiesow seitlich web


Zwischen Denkmal und Bäumen sind kantige Bruchsteine als Umgrenzung ausgelegt. Auf der geraden Seite vorne werden flachere Steine als Eingang angeboten.

 

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Dem Gedächtnis ...

Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. »Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324].

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 29. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006

Gefallene:
Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: »der Gefallenen«. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung »Gefallene« eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort »fallen« verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der »fiel«, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort »fallen«, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100

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»Herr mach uns frei!«

Das ist eine Strophe des Altniederländischen Dankgebetes »Wir treten zum Beten«. In der Neufassung von Josef Weyl wurde es nach 1877 schnell sehr beliebt, vor allem durch den persönlichen Einsatz Kaiser Wilhelms II. Das Lied wurde Bestandteil des Großen Zapfenstreichs und häufig bei Anlässen besonderer Bedeutung gespielt. Es entwickelte sich geradezu zum Inbegriff der Thron-und-Altar-Zivilreligion des Kaiserreiches.

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In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Lied bewusst bei Massenveranstaltungen eingesetzt, um ihnen eine würdevolle Weihe zu geben und um die angeblich gottgewollte Kontinuität des Dritten Reiches mit dem Deutschen Reich zu betonen. So zum Beispiel am 9. April 1938 im Anschluss an die Rede Hitlers in Wien: »Danach Niederländisches Dankgebet, gesungen vom Wiener Männergesangsverein. Die Nation singt mit. Bei der dritten Strophe läuten alle Glocken der Kirchen im Reichsgebiet.«

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019


Altniederländisches Dankgebet
Freie Nachdichtung von Josef Weyl, 1877

Wir treten zum Beten
vor Gott den Gerechten.
Er waltet und haltet
ein strenges Gericht.
Er läßt von den Schlechten
die Guten nicht knechten;
Sein Name sei gelobt,
er vergißt unser nicht.

Im Streite zur Seite
ist Gott uns gestanden,
Er wollte, es sollte
das Recht siegreich sein:
Da ward, kaum begonnen,
die Schlacht schon gewonnen.
Du, Gott, warst ja mit uns:
Der Sieg, er war dein!

Wir loben Dich oben,
Du Lenker der Schlachten,
und flehen, mög’st stehen
uns fernerhin bei,
dass Deine Gemeinde
nicht Opfer der Feinde!
Dein Name sei gelobt,
o Herr, mach’ uns frei!


Dr. Paul Conrad, Pfarrer an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche hat die Zeile 1915 zu einem Buchtitel »Für unsere verwundeten Krieger« gemacht.

     MP Gross Kiesow Herr mach uns frei


     MP Gross Kiesow Buchseite web

Mit Hinweis auf Psalm 37,5 »Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn; Er wird’s wohl machen« schwadroniert er:

Draußen stürmen die Kameraden rastlos vorwärts von Sieg zu Sieg und winden immer neuen Lorbeer um ihre Fahnen und gewinnen unvergänglichen Ruhm. Und wir müssen untätig hier liegen. Wie furchtbar schwer ist das! ...

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Die Baustelle 2018

Die ab dem 13. Jahrhundert errichtete Dorfkirche wird derzeit für insgesamt rund 432.000 Euro saniert.

nordkirche.de

 

Gross Kiesow Baustelle web


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Namenstafeln
Aus der Geschichte
Das Eiserne Kreuz
»Lerne vom Militär!«
Der Findlingsmythos

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Groß Zicker

Auf Rügen, Landkreis Vorpommern-Rügen

Wenn man durch die wunderschöne Landschaft bei Groß Zicker, einem Ortsteil der Gemeinde Mönchgut, wandert ...

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... kann man an einem mit Kiefern und verwildertem Flieder überwachsenen Hügel – dem sogenannten Ziegenberg – eine Treppe entdecken.

 

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Man steigt die erstaunlich lange und breite Steintreppe hinauf und ...

 

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... oben angekommen steht man vor einer beeindruckenden Gedenkstätte für tote Soldaten des 1. Weltkriegs. In der Denkmalliste der Insel Rügen ist sie nicht verzeichnet. Sie ist, versteckt im bewachsenen Hügel, nicht leicht zu finden und ist wohl in Vergessenheit geraten, obwohl er in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Friedhof liegt.

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Die Treppenanlage, etwa 2 Meter breit, führt mit fünf Treppen mit jeweils vier Stufen und dazwischenliegenden Podesten auf ein rundes Plateau. Direkt gegenüber dem Treppenaufgang erhebt sich ein auf einem Feldsteinsockel errichteter, etwa 2 Meter hoher spitzzulaufender Monolith aus Granit. Die bronzenen Metalleinlassungen, ein Eisernes Kreuz und der Schriftzug »Unsern Gefallenen zu Ehr« sind nicht mehr vorhanden. Neben dem Monolith stehen rechts und links je ein etwas höherer Gedenkstein und jeweils eine steinerne Sitzbank.

 

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Auf jeder Seite reihen sich dann 11 Gedenksteine, nur zum Teil noch mit den Namenstafeln der toten Soldaten.

 

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Die etwa ein Meter hohen Stelen trugen bzw. tragen ovale Tafeln mit Namen, Dienstgrad und Lebensdaten.

 

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Von diesen Tafeln sind noch 12 vorhanden.

 

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Oben am Monolith ist noch die Aussparung für das verschwundene Eiserne Kreuz zu sehen.

In der Torgauer Zeitung vom 26. November 2018 berichtet Volker Theilemann über Kriegsdenkmäler nach dem 1. Weltkrieg und von seinem Besuch in Groß Zicker: »Die eindrucksvollste Gestaltung einer Erinnerungsstätte sah ich im Dorf Großzicker auf der Insel Rügen (Mönchgut). Man hatte dort, etwas entfernt vom Ort, von einem kleinen Hügel die Kuppe abgetragen und so eine kreisrunde, ebene Fläche von etwa 10 Meter Durchmesser geschaffen. Am Rande dieses Plateaus stellte man für jeden Gefallenen des 1. Weltkrieges in der damals üblichen Art, einen Grabstein auf. Dieser hatte die Höhe von etwa einem Meter, war etwa 50 Zentimeter breit und mit einer Dicke von 10 Zentimeter auch stabil. Das Material war bearbeiteter Naturstein auf dem sich eine metallene Tafel befand.

Damit war es möglich, neben dem Namen und dem Todestag auch das Geburtsdatum des Gefallenen und seinen militärischen Dienstgrad zu erwähnen. So zum Beispiel Matrose, Maat, Infanterist, Gefreiter usw.«

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Die Namenstafeln

Wir zeigen 10 von den 12 erhaltenen Namenstafeln aus Bronze. Sie sind ca. 30 cm breit, die ovale Aussenkante ist mit einem Perlenschnurdekor verziert. Volker Theilemann beschreibt sie in seinem oben zitierten Artikel mit »metallene Tafel«. Mittlerweile ist die Oberfläche der Tafeln stark verkrustet und vergraut.

Der abgekürzte Dienstgrad ist dem Vor- und Nachnamen der toten Soldaten auf den Tafeln vorangestellt. Die Lebensspanne in Jahren beschließt die Informationen.

Für die beiden Brüderpaare der Familien Looks und Brandt (die Söhne des Chronisten, Lehrers und Kantors Brandt) wurde je ein etwas höherer Gedenkstein mit einer größeren, gemeinsamen Namenstafel an beiden Seiten des Monolith aufgestellt. Die beiden Kliesows, auf den beiden ersten zwei gezeigten Tafeln, waren Cousins.

 

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MP Gross Zicker Schild Kliesow web

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MP Gross Zicker Schild Holz web

MP Gross Zicker Schild Albrecht web

MP Gross Zicker Schild Peters web

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MP Gross Zicker Schild Westphal web

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MP Gross Zicker Schild Looks web

 

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Zwei Beispiele für fehlende Namenstafeln: Es sind die Steine mit den größeren Tafeln für die Brüderpaare.

In der Orts-Chronik von Groß Zicker werden die toten Soldaten und ihre Heimatorte aufgezählt:

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Aus der Geschichte

Im Zentrum der Anlage stand ehemals in einem efeubewachsenen und rosenbepflanzten Rondell ein Baum (eine Eiche?). Treppe und das runde Plateau sind mit Flieder umpflanzt.

In der sehr beachtlichen zweibändigen Orts-Chronik von Groß Zicker, die der Lehrer Hubert Walther (1899 – 1983) mit äußerster Akribie und Sachkenntnis über 40 Jahre zusammengetragen hat, befinden sich erfreulicherweise auch zeitgenössische Beiträge zur Geschichte der Helden-Gedenkstätte. Sowohl der Sohn des Pastors Scheurig als auch der Lehrer und Kantor Brandt aus Sellin berichten ausführlich über Entstehung und Gestaltung der Anlage.

Nach dem Weltkrieg wollten auch die Bewohner von Groß Zicker, Klein Zicker, Thiessow und Gager zum Gedenken an ihre Gefallenen ein Denkmal errichten. Der Provinzialkonservator beauftragte den Geh. Regierungs- und Baurat von Behr mit der Beratung zur Standortwahl und zur Anfertigung der Zeichnungen. Auf dieser Grundlage wurde in einer Versammlung am 17. Oktober 1920 in Thiessow der Bau beschlossen und die Ausführung dem Steinmetzmeister Oswald Seifert aus Bergen übertragen.

Die Kosten beliefen sich auf rund 11.500 Mark und wurden durch eine Sammlung aufgebracht.

Aus der Orts-Chronik: »Am Totenfest 1921 fand die feierliche Einweihung unter Beteiligung aller Vereine und der ganzen Kirchengemeinde statt. Die Feier wurde eingeleitet durch einen Trauergottesdienst in unserm Kirchlein. Dann ordnete sich vor der Kirche der Festzug. Voran ging der Kriegerverein Mönchgut. Dann folgten andere Vereine und die Gemeinde. Am Denkmal hielt Vikar Tausch, der selbst als Kompagnieführer im Felde war, die Weiherede. Seine Worte kamen aus dem Herzen und gingen auch zu Herzen. Kein Auge blieb tränenleer.«

 

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›Insel Rügen – Helden-Friedhof Gr. Zicker‹ steht auf der Postkarte ohne Datum. Schätzungsweise ist das Foto aus den 20er- bis 30er-Jahren.

 

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Dies Foto aus der Ortschronik ist auch undatiert. Wir vermuten, dass es nach 1945 aufgenommen wurde.

Die Dokumentation der Denkmalsanlage basiert auf dem Manuskript von Dr. Jürgen Seifert aus Weimar, vor seinem Ruhestand Denkmalspfleger in Thüringen. Mit Hilfe seiner Recherche und seinen Fotos konnten wir die Anlage und ihre Geschichte beschreiben. Wir danken ihm sehr herzlich dafür!

 

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Heute sehen wir auf fast jedem Kriegerdenkmal ein Eisernes Kreuz. Es wird hier den toten Soldaten posthum und kollektiv verliehen. Nach Meinung der Denkmalsstifter hat der Kriegstod die Treue und Tapferkeit der Toten bewiesen, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg – nachdem sie noch Massaker an der Zivilbevölkerung Belgiens begangen hatten – zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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»Lerne vom Militär!«

Auf den Namenstafeln werden die Dienstgrade der toten Soldaten genannt:

Reinhold Kliesow    O.STM.MAAT
Max Peters            OB.MATR.
Albert Kliesow        GREN.
Ludwig Albrecht     UNTFFZ.
Ernst Looks           MUSK.

Die Dienstgrade, die uns heute wie böhmische Dörfer vorkommen, kannte damals jedes Kind. Im Kaiserreich blühte der Militarismus: so schneidig wie die preußischen Soldaten sollte die gesamte Gesellschaft sein, vom Knirps bis zum Greis: Unbedingter Gehorsam war das Ziel.

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Volker Ulrich schreibt in ZEITGeschichte 4/2018: »Bereits die Kinder wuchsen in einer militarisierten Umgebung auf. Kriegsspiele waren äußerst beliebt. In kaum einem Kinderzimmer fehlte ein Satz Bleisoldaten, ebenso gehörte der Matrosenanzug zur Grundausstattung. Zu Weihnachten sangen die Kleinen: ›Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn’ und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegerheer möcht ich gerne haben.‹ In der Schule setzte sich die Einübung militärischer Denk- und Verhaltensmuster fort. Vielerorts glich das Schulleben einem zackigen Paukbetrieb, der wenig Raum ließ für Spontanität und Kreativität. [...]

›Lerne vom Militär!‹ – so lautete das Mantra der pädagogischen Fachliteratur. Das Aufstehen der Schüler beim Eintreten des Lehrers ins Klassenzimmer habe ›mit einem einzigen Ruck zu geschehen‹ und müsse ›klappen wie ein Bataillonstritt bei der Parade‹, hieß es in einem Lexikon der Pädagogik. Im ›Gänsemarsch mit regelrechtem Soldatenschritt‹ müssten die Schüler in den Pausen das Klassenzimmer verlassen und ›zwei und zwei im Schulhof ordnungsgemäß auf und ab marschieren‹.


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Der Findlingsmythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.

 

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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