TRADITIONEN WERDEN GEPFLEGT

Kriegerdenkmäler in Schleswig-Holstein

»Die Auseinandersetzung mit den Denkmälern gehört zu unserer Erinnerungskultur. Dabei wird sichtbar, dass wir auch als Kirche lernen, die eigenen Verstrickungen in die Geschichte von Krieg und Gewalt kritisch zu beleuchten. Die Erinnerung ist notwendig, um in der Gegenwart Versöhnung zu leben und auch in Zukunft dem Frieden zu dienen.

Unter dem Motto: ›Erinnern – Erkennen – Gestalten‹ greift die Evangelische Akademie Hamburg einen Appell der Synode der Nordkirche auf, sich kritisch mit den vielen hundert Ehrenmalen im Lande auseinanderzusetzen.

Gerade die vielen öffentlichen Ehrenmäler zum ersten Weltkrieg zeigen den damals prägenden Einfluss nationalistischer und auch nationalsozialistischer Ideologie. Ehrenmale zum Zweiten Weltkrieg stehen nicht selten noch unter dem Einfluss der Formensprache jener Zeit.«

Gothard Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein


Die in den Dörfern und Städten Schleswig-Holsteins zahlreichen Kriegerdenkmäler sind oft im Zentrum des Ortes aufgebaut oder in eigene Grünanlagen integriert. Die häufig zu findenden Namenstafeln getöteter Soldaten, die der persönlichen Erinnerung dienen sollen, sind gleichwohl mit den verbreiteten Deutungen versehen: Verehrung der Soldaten als Helden, Verklärung ihres Todes als Opfer für König und Vaterland und Legitimation des Krieges bestimmen diese Denkmäler. Aufrufe zum Frieden und gegen Krieg finden sich eher selten. Soweit bekannt, werden diese Kriegerdenkmäler fast überall am Volkstrauertag für die traditionellen Rituale des Gedenkens genutzt. Einige sind weitgehend unbeachtet, zum Beispiel der überlebensgroße »Held« in Eckernförde und selbst Einheimischen nicht immer bekannt.

Ein Klick auf das Bild öffnet die Spalte mit Texten und Fotos zum Denkmal. Haben Sie weitere interessante Informationen oder historische Bilder zu den vorgestellten Kriegerdenkmälern? Dann würden wir sie gerne auf dieser Seite veröffentlichen.

Ein Klick auf den schwarzen Balken am Anfang der Denkmaldokumentation von

Ahrensburg   Bünningstedt   Hoisbüttel

öffnet die Berichte über die temporäre Kunstaktion der Evangelischen Akademie in Zusammenarbeit mit dem KunstHaus am Schüberg im Sommer 2014: »Kriegerdenkmäler – Stumme Zeugen ins Gespräch bringen«.

Fotos: Marlise Appel, Evangelische Akademie der Nordkirche, wenn nicht anders angegeben.

 


I N H A L T

Das Denkmal
Die Geschichte
Die Urkunde
Der Vorläufer
Der Bildhauer Missfeldt
Das Denkmal zum 2. Weltkrieg
»Schlussstein gelegt«
Die zweite Urkunde
2018: Neue Stufen

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AKtuell

10. Mai 2023: Bericht in der Umschau zum Eröffnungsrundgang am 13. Mai zu dem die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bad Bramstedt alle Interessierten einläd

»Beginn ist um 17 Uhr an der Kapelle des Friedhofs in der Glückstädter Straße. Dort werden Herr Buttgereit und Herr Fentsahm auch über ihre Forschungsergebnisse berichten. [...] Der anschließende Rundgang findet seinen Abschluss an dem rekonstruierten Massengrab mit einem Gedenken an die dort Begrabenen.«

Bericht in der Umschau

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»Besucherinnen und Besuchern des südlichen Teils unseres Friedhofs ist an den stillen Feier- und Gedenktagen schon aufgefallen, dass in der Nähe der jahrzehntealten Kriegsgräberanlage eine neue Reihe mit kleinen Findlingen verlegt worden ist. Schon die identischen Geburts- und Sterbejahre auf den Steinen weisen auf schlimme Ereignisse zum Ende des Zweiten Weltkriegs hin.

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Die Namen der verstorbenen Kleinkinder und Babys sind wieder sichtbar. Im Fall eines wohl totgeborenen Mädchens gibt es keinen Vornamen. Nicht beschriftete Findlinge stehen symbolisch für die volljährigen Opfer, die in den 50er Jahren innerhalb des Friedhofs umgebettet worden und deren Grabsteine erhalten geblieben sind.

Die Öffentlichkeit hat seit 2018 das traurige Schicksal der 15 Babys und Kleinkinder polnischer, im Verlauf des Krieges nach Schleswig-Holstein verschleppter Zwangsarbeiterinnen besonders berührt. Die Kinder wurden in der Zeit von 1943-1945 in Wiemersdorf im dortigen – damals sogenannten – ›Ostarbeiter-Kinderheim‹ (im Ziegeleiweg) untergebracht und starben aufgrund ungenügender Ernährung und Pflege, neun von ihnen sind auf dem Friedhof in Bad Bramstedt beerdigt worden. Hinzu kamen aus den umliegenden Dörfern sechs weitere verstorbene Kleinkinder.

Bürokratische Vorgaben führten in den 50er Jahren dazu, dass nur die Grabsteine der volljährigen – ehemals so bezeichneten – ›feindlichen Ausländer‹ erhalten geblieben sind. Darunter befindet sich auch das Grab des beim Todesmarsch 1945 am südlichen Stadtrand von Bad Bramstedt erschossenen sowjetischen Staatsangehörigen Hamid Chamido. Nun sind die Namen der Kinder in einer rekonstruierten Grabanlage wieder sichtbar geworden. Das Projekt spiegelt das Engagement und die Recherchearbeit von Pastor em. Bernd Hofmann, des Historikers Uwe Fentsahm, des Journalisten Helge Buttkereit, von engagierten Bürger/innen aus Wiemersdorf und  von Vertreter/innen der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bad Bramstedt wider. Es wurde über die AktivRegion Holsteiner Auenland mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe ›Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes‹ des Bundes und des Landes auf Initiative des Landesministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz sowie Mitteln aus der Kirchengemeinde finanziert.

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Am Weg zur Gedächtniskapelle ist zu einem späteren Zeitpunkt ein Denkmal als Ergebnis einer Projektarbeit von Schülerinnen und Schülern der Bad Bramstedter Gemeinschaftsschule Auenland vorgesehen. Der Rundgang wird mit acht Informationstafeln begleitet, die über einen QR-Code den Zugang auf Internetseiten mit weiteren Informationen und Übersetzungen in die englische und polnische Sprache ermöglichen. Auf den Tafeln wird ferner über die Kriegsgräber und die eng mit dem heutigen Klinikum Bad Bramstedt verbundene Familie Alexander informiert werden.«

Fotos und Text: Hans-Jürgen Kütbach, ehemaliger Bürgermeister von Bad Bramstedt. Den Text hat er unter Mithilfe des Historikers Uwe Fentsahm für den Gemeindebrief der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bad Bramstedt geschrieben.


Mehr zum »Ostarbeiter-Kinderheim« in Wiemersdorf

Website von Uwe Fentsahm


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Bad Bramstedt, Kreis Segeberg

Am Wäldchen Herrenholz direkt an der B 206

Das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs hat der Berliner Bildhauer Heinrich Missfeldt geschaffen. 1924 fand die Grundsteinlegung der Anlage statt, 1926 ist sie eingeweiht worden. 

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Über fünf Stufen der zentralen Treppe erreicht man eine Backsteinmauer, die als Fundament eine Bruchsteinmauer hat. Vor dem Bogen in der Mitte der Backsteinmauer kniet in einer flachen Nische auf einem herausragenden Sockel die »Trauernde«, eine Sandsteinskulptur. Missfeldt hat sie dem Erscheinungsbild der Gottesmutter Maria nachempfunden.

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Links und rechts von der Figur sind Backsteinleisten palmblattartig vermauert worden, darunter sind Kranzhalterungen angebracht. Auf jeder Seite schließt sich eine niedrigere Backsteinmauer an mit je drei eingelassenen Granittafeln. Auf jeder Tafel stehen 15 Namen mit Geburts- und Sterbedatum, insgesamt 90 Namen von toten Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Das Denkmal schließt an den Seiten mit je einem Pfeiler ab, der mit einem Zierelement aus Sandstein bedacht wurde.

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In den Sockel der Trauernden ist die Widmungsplatte aus Sandstein eingelassen. Links und rechts ein Eisernes Kreuz mit den Jahreszahlen des 1. Weltkriegs. Unten ein geschwungener Eichenzweig, darüber die Inschrift:

Zum Gedächtnis unserer Gefallenen

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Die Trauernde blickt auf einen lorbeergeschmückten Stahlhelm, der auf einem Koppel und einem Bajonett liegt. Ein Koppel ist ein Ledergürtel, der Teil der Soldatenuniform ist. Das Symbol auf der Schließe ist in Bad Bramstedt nicht mehr zu erkennen. Die übliche Zier wäre ein Reichsadler und die Aussage »Gott mit uns«.

Missfeld hat ein ähnliches Arrangement für das Kriegerdenkmal in Kappeln verwendet:

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Das Denkmal in Kappeln

Auch hier hat Missfeldt die Darstellung einer trauernden Frau als Symbol verwendet. Uns ist kein Kriegerdenkmal zum 1. Weltkrieg bekannt, auf dem eine kämpferische Frau mit revanchistischem Gestus, analog zur männlichen »Rächerfaust«, in Szene gesetzt wurde.

Loretana de Libero schreibt dazu in ihrem Buch »Rache und Triumph« (De Gruyter 2014) auf Seite 80: »Auf deutschen Erinnerungszeichen ballt keine Frau ihre Faust. Ihr obliegt es zu trauern. Die weiblichen Figuren brechen nicht aus der ihnen von der Gesellschaft zugewiesenen passiven Rolle des stillen Leidens und Duldens aus. Eine Faust im Frauenbild war nicht vorgesehen. Selbst ein allzu expressiver Ausdruck der Klage wurde in der Ikonographie vermieden ...«.

 

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Die ursprünglich helle Figur aus Sandstein und die Tafeln haben in Bad Bramstedt durch pflanzlichen Belag eine grünliche Färbung angenommen.

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Hinter der Trauernden sieht man ein gemauertes christliches Kreuz, was die Assoziation zur Marienfigur verstärkt.
 

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An der rechten schmalen Seite der Sockelplatte ist der Name des Bildhauers H.Missfeldt eingemeißelt.

Auf dieser Website ist ebenfalls Missfeldts Kriegerdenkmal in Bad Segeberg dokumentiert:

Der Soldat in Bad Segeberg


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Die Geschichte

Im Sockel des Denkmals ist 1924 eine Urkunde eingemauert worden, siehe nächstes Kapitel. Jan-Uwe Schadendorf, der Chronist von Bad Bramstedt, schreibt dazu:

»Der Text zeigt deutlich, wie sehr der seinerzeitige Ruhrkampf die Stimmung im Lande beeinflußte und wie sehr deutsch-nationale Stimmungen auch hier am Orte festzustellen sind. Nun ist deutsch-national nicht gleich nationalsozialistisch, aber den ein oder anderen Namen finden wir Jahre später an vorderer Stelle am Orte wieder als die  Nationalsozialisten die Macht ergriffen.«

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Die URKUNDE

zum Ehrenmal für die im Weltkriege 1914 – 1918 gefallenen Söhne der Stadt Bad Bramstedt.

Auf Veranlassung des Kriegervereins für Bad Bramstedt und Umgegend wählten im Jahre 1921 die Vereine und Körperschaften Bad Bramstedts einen Ausschuß für die Errichtung eines Ehrenmals für die im Weltkriege 1914 – 1918 gefallenen Söhne der Stadt. Dieser Ausschuß bestand aus folgenden 11 Personen: Lehrer Otto Schnepel als Vorsitzendem, Buchhändler Alfred Warnemünde als Kassierer, Bürgermeister Reimer Jensen, Bürgermeister a.D. Gottlieb Freudenthal, Photograph Julius Struve, Holz- und Kohlenhändler Claus Hein, Maurermeister Johannes Wrage, Photograph Friedrich Hamann, Organist August Kühl, Viehhändler Hermann Langhinrichs und dem während der Ausführung des Denkmals verstorbenen Leutnant zur See a.D. Curt Lorenz. Der erste Entwurf zum Denkmal und die dafür gesammelten Geldmittel wurden ein Opfer der GeIdentwertung.

Erst nach Einführung der Rentenmark konnte der Ausschuß den Bau des Denkmals beginnen. Der Entwurf zum Denkmal ist vom Bildhauer Heinrich Mißfeldt, Berlin, einem geborenem Holsteiner, der auch die 6 Namenstafeln, die Sandsteinfigur, die Pfeilerbedachung und die Widmungstafel in seiner Werkstatt in Berlin anfertigte, während die Maurerarbeiten vom Steinhauer Johannes Wrage und das Bruchsteinmauerwerk vom Steinhauer Wilhelm Kreutz, beide aus Bad Bramstedt, ausgeführt wurden.

Die Grundsteinlegung zum Denkmal erfolgte am 16. September 1924 durch den Ausschuß. Im Sockel des Denkmals sind eingemauert:
1 ) diese Urkunde,
2) deutsches Papier- und Hartgeld sowie Notgeldscheine der Stadt Bad Bramstedt,
3) einige Zeitungen.

Zur Zeit der Grundsteinlegung des Ehrenmals war
Präsident des Deutschen Reiches Ebert,
preußischer Ministerpräsident Braun,
Oberpräsident in Schleswig – Holstein Kürbis,
Landrat des Kreises Segeberg Dr. Ilsemann,
Bürgermeister von Bad Bramstedt Jensen.

Zur Zeit der tiefen Erniedrigung Deutschlands, als Franzosen und Belgier an Rhein, Ruhr und Saar über das Versailler Friedensdiktat hinaus das Recht beugten und Gewalttat auf Gewalttat häuften, als viele Tausende deutscher Männer, Frauen, Greise und Kinder um ihrer Treue zum deutschen Vaterlande willen aus diesen Gebieten von Haus und Hof vertrieben wurden, als Männer wie Leo Schlageter und Willy Dreyer als Märtyrer der Deutschen Sache starben, als das deutsche Vaterland infolge der fortwährenden Bedrückungen der Feinde, vor allem der seine Kräfte übersteigenden Reparationslasten unter vielen inneren Unruhen, ja Bürgerkämpfen litt, ist die Arbeit für dieses Denkmal begonnen und ausgeführt worden, das da sein soll ein Zeichen des Dankes an die Gefallenen und eine Mahnung an das lebende Geschlecht und die Nachkommen, den herrlichen Geist unsrer Gefallenen lebendig zu erhalten und zu beherzigen, daß der Weg zu Deutschlands Freiheit nur durch Deutschlands Einigkeit geht.

»Und stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke
in deiner Vorzeit heilgem Siegerkranz,
vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!“                 
(Theodor Körner)

Bad Bramstedt , den 16. September 1924.

Der Ausschuß für die Errichtung des Ehrenmals


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Der Vorläufer

Die gleiche Skulptur hatte Heinrich Missfeldt schon für die Kirche »Zum guten Hirten« in Berlin Friedenau gefertigt.

»Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete die Gemeinde ein von Heinrich Mißfeldt geschaffenes Denkmal für ihre gefallenen Mitglieder. Wegen der großen Zahl der Gefallenen ließ man den Plan fallen, Namenstafeln an den Wänden der Kirche anzubringen. Das Denkmal besteht aus einer überlebensgroßen trauernden Frauenfigur, die – mit gefalteten Händen kniend – auf einen vor ihr liegenden, lorbeergeschmückten Stahlhelm blickt. In der Mitte des Sockels befindet sich ein Schränkchen zum Aufbewahren des Ehrenbuchs mit den Namen der Gefallenen. Das Ehrenmal sollte ursprünglich in der Eingangshalle aufgestellt werden. Wegen einer Heizungsinstallation wurde dann die der Kanzel gegenüberliegende Nische hergerichtet. Das Denkmal wurde am 16. April 1921 enthüllt. Weil bei den Umbauarbeiten zur Vergrößerung des Altarraums die Nischen später zugemauert wurden, steht das Ehrenmal jetzt im Kirchenschiff direkt beim Eingang links an der Wand.«

• Nach Wikipedia, abgerufen am 9. November 2016

 

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Foto: Bodo Kubrak / Wikimedia Commons


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Der Bildhauer Missfeldt

Heinrich Missfeldt wurde am 20. Dezember 1872 in Suchsdorf bei Kiel geboren und starb am 27. Oktober 1945 in Torgau.

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Seine Eltern waren der Ziegeleibesitzer Detlef Missfeldt und Elsabe Sinn. Nach einer Lehre als Holzbildhauer in Kiel ging er zum Studium nach Berlin. Viele Kriegerdenkmäler in Schleswig-Holstein wurden in seinem Berliner Atelier entworfen. Zum Beispiel das in Bad Segeberg, Glückstadt, Bokel (zum Teil abgetragen), Garding, Husum, Kappeln und Kiel.

1936 entwarf er Reliefbilder vom Kopf Hermann Görings und Adolf Hitlers, 1937 wurden sie in der Lehrgießerei des Lautawerks der Vereinigte Aluminium-Werke AG hergestellt – Sandguss, Aluminium, poliert.

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Das Denkmal zum 2. Weltkrieg

Links hinter dem Missfeldt-Denkmal erreicht man über eine sieben- und eine vierstufige Treppe die Denkmalsanlage für die Toten des 2. Weltkriegs, ein insgesamt etwa 40 Meter langer Plattenweg führt den Hang hinauf. Oben erheben sich auf einem Sockel aus gelben Backsteinen sieben gemauerte Stelen, die am oberen linken Rand die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs mit aufgesetzten Bronzeziffern tragen. Der Gartenbauarchitekt Gustav Lüttge (1909 - 1968) aus Hamburg hat das Denkmal entworfen, er übernahm auch die Bauleitung. Am Volkstrauertag 1957 wurde es eingeweiht.

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Die Bramstedter Nachrichten zitieren im August 1957 aus einem Artikel des Regierungs-Baurats Rose in einer Münchner Zeitschrift: die Bramstedter hätten »den Mut zu etwas ganz Unkonventionellen, zu neuer Form mit der Ausdruckskraft unserer Zeit gehabt. [...] So haben wir hier eine Arbeit vor uns, die einen neuen Weg darstellt, eine Abkehr vom gedankenlos Überlieferten. Wir begrüßen das Fehlen jeder Monumentalität ...«. Siehe den Link zum kompletten Artikel weiter unten.

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Jan-Uwe Schadendorf schreibt:

»In den Bramstedter Nachrichten vom 15. und 18.11.1957 erschienen folgende Beiträge zur Einweihung des Denkmals der im Kriege 1939-45 Gefallenen. Es fällt auf, dass von 12 Millionen Kriegstoten die Rede ist, was wohl die deutschen meint und nicht die anderer Staaten. [...]

15.11.1957:
Die Arbeiten beim neuen Ehrenmal im Herrenholz sind soweit vorgeschritten, daß das Mauerwerk – der Säulengang – fertiggestellt ist. Im Augenblick wird der Weg gepflastert. Der Gestalter des Ehrenmals, Gartenarchitekt Lüttge, Hamburg, konnte sich kürzlich von den guten Fortschritten beim Bau des Ehrenmals überzeugen. Herr Lüttge, der auch die Gesamtleitung des Baues inne hat, bedankt sich sehr herzlich bei dem Ehrenmalausschuß für die bisher geleistete Arbeit.

Am kommenden Sonntag, dem 17. November 1957 – am Volkstrauertag – wird mit dem Schlußstein eine Kassette eingemauert, die eine Urkunde, die Protokolle des Ausschusses für Errichtung eines Ehrenmals 1939/45 sowie verschiedene Schriftstücke, Bilder und Zeitungen‚ enthält. Die Einmauerung findet im Anschluß an die Feierstunde anläßlich des Volkstrauertages statt.

Im kommenden Frühjahr werden die gärtnerischen Arbeiten in Angriff genommen. Wenn dann das neue Ehrenmal endgültig seiner Bestimmung übergeben werden kann, dann wird es eine Gedenkstätte sein, die mustergültig und beispielhaft dasteht! Der Beauftragte der Landesregierung Schleswig-Holstein, Regierungsbaurat Rose, hat bereits das Bramstedter Ehrenmal als vorbildlich hingestellt! Darüber hinaus aber wird es eine würdige Gedenkstätte sein, die unserer heutigen Einstellung zum Tode entspricht.«


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»Schlußstein gelegt«

»18.11.1957:
Gestern vormittag wurde im Anschluß einer Feierstunde zum Volkstrauertag der Schlußstein in das Mauerwerk des Ehrenmals 1939—1945 gesetzt. Die Abordnungen der Bramstedter Verbände, unter ihnen Bürgermeister Gebhardt und Gartenarchitekt Gustav Lüttge, der Gestalter des neuen Ehrenmals, nahmen daran teil. Der Vorsitzende des »Ausschusses für Errichtung eines Ehrenmals 1939—1945«, Otto Kruse, wies in einer kurzen Ansprache auf die Bedeutung dieses Augenblicks hin. Zur Erinnerung an diesen Tag wurde mit dem Schlußstein eine kupferne Kassette für die Nachwelt eingemauert. Die Kassette hat dankenswerter Weise Klempnermeister Heinrich Kiel, Bad Bramstedt, dem Ausschuß zur Verfügung gestellt. In der Kassette befanden sich eine Ausgabe der »Bramstedter Nachrichten« vom 15. 11. 1957 (Nr. 267), die Protokollhefte des Ehrenmalausschusses, 5 Anteilscheine und 30 Sammlerausweise von der Sammlung für das Ehrenmal, eine Zeitschrift »Garten und Landschaft«, in der Regierungsbaurat Rose, Kiel, das Ehrenmal als mustergültig hinstellt, zwei Fotografien vom Arbeitseinsatz beim Ehrenmal sowie eine Urkunde des Ehrenmalausschusses.

Die Urkunde, die Otto Kruse verlas, hatte folgenden Wortlaut:«

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Die zweite Urkunde

»Am 13. Januar 1954 wurde in Bad Bramstedt von den Vertretern der Vereine, Verbände, Schulen und andere Körperschaften ein Ausschuß gewählt, der den Auftrag erhielt, für die Opfer des 2. Weltkrieges ein Ehrenmal vorzubereiten und zu errichten.

Dieser Ausschuß bestand aus folgenden Personen:
Vorsitzender: Otto Kruse – als Vertreter des ›Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge‹
Schriftführer: Otto Schnepel – als Vertreter der Bramstedter Gesangvereine
Kassenführer: Fritz Rettke – als Vertreter des ›Verbandes deutscher Soldaten‹
Beisitzer: Heinrich Papke – als Vertreter des ›Bundes vertriebener Deutscher‹
Herbert Brauer – als Vertreter des ›Reichsbundes der Kriegs- und Zivilbeschädigten, Sozialrentner u. Hinterbliebenen‹
Werner Sandow – als Vertreter des Heimkehrerverbandes

Der Entwurf zum Ehrenmal stammt von dem Gartenarchitekten Gustav Lüttge, Hamburg 36, Warburgstraße 33, der auch die Gesamtleitung der Bauarbeiten inne hatte. Die Mittel zur Erstellung dieses Ehrenmals wurden durch freiwillige Spenden aus allen Bevölkerungskreisen der Stadt Bad Bramstedt aufgebracht. Die Erdarbeiten und der größte Teil der notwendigen anderen Arbeiten sind im freiwilligen Arbeitseinsatz von den Bramstedter Vereinen, Verbänden, Schulen und Handwerkern unter Leitung von Otto Kruse getätigt worden.

Die Einmauerung dieser Urkunde erfolgte am Sonntag, dem 17. November 1957 – am Volkstrauertag. Mit dieser Urkunde wurden die Protokolle des Ausschusses, verschiedene Schriftstücke, Bilder u. Zeitungen eingemauert.

Zur Zeit der Erbauung dieses Ehrenmals war
Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland: Theodor Heuß,
Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland: Konrad Adenauer,
Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein: Kay Uwe von Hassel,
Landrat des Kreises Segeberg: Dr. Alnor,
Bürgervorsteher der Stadt Bad Bramstedt: Otto Kruse,
Bürgermeister der Stadt Bad Bramstedt: Heinrich Gebhardt.

Unerbittlich hat das Schicksal im zweiten Weltkrieg 1939 – 1945 zugeschlagen, ohne Ansehen der Person, ob arm oder reich, Nord- oder Süddeutscher, Bürgerlicher oder Sozialist, ob evangelisch oder katholisch – alle sind sie unter der Sense gefallen. Es traf nicht nur die wehrhafte Mannschaft, sondern auch Mütter und Mädchen, Greise und Kinder. Zwölf Millionen fielen in beiden Weltkriegen an den Fronten, im Bombenhagel der Städte, auf der Flucht oder hinter dem Stacheldraht der Gefangenenlager.

Trotz Kriegs- und bitterster Nachkriegsjahre hat das deutsche Volk nicht verlernt, seine Gefallenen zu achten und zu ehren. Ein Volk, das seine Toten nicht mehr ehrt, hat seine Kraft und damit seine Daseinsberechtigung verloren!

Das hier erbaute Ehrenmal soll sein eine Mahnung an das lebende Geschlecht und deren Nachkommen, die Opfer des Krieges nicht zu vergessen! Die Toten mahnen! Sie mahnen zum Frieden! So soll das Ehrenmal auch sein ein Mahnmal für den Frieden!

›Sorgt ihr, die ihr noch im Leben steht,
daß Frieden bleibe,
Frieden zwischen den Menschen,
Frieden zwischen den Völkern!‹
(Bundespräsident Prof. Theodor Heuß)

Bad Bramstedt, den 17. November 1957

Der Ausschuß für Errichtung des Ehrenmals 1939—1945« [...]

Nach Verlesung dieser Urkunde wurde die Kassette von Herrn Heinrich Kiel zugelötet und dann mit dem Schlußstein eingemauert. Abschließend rief Otto Kruse die Versammelten auf, auch weiterhin dem Ehrenmalausschuß in seiner Arbeit zu unterstützen.

Urkunde als PDF

 

SH Bramstedt 39 45 Anteilschein web


Einer der Anteilsscheine, über die Spenden für das Denkmal eingeworben wurden.


SH BadBramstedt 50erJahre web

Ein Foto aus den ersten Jahren der Denkmalsanlage


Die Bramstedter Nachrichten berichten vom »erregten Hin und Her« in den Ausschüssen und im Stadtparlament, als die ersten Skizzen vorlagen, vom Lob des Regierungs-Baurats Rose für die »neuen Wegen bei der Gestaltung von Gedächtnisstätten« und fordern die Bramstedter zum Stolz auf ihr neues »Ehrenmal« auf.

Artikel BN vom 19. August 1957 als PDF

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Wir danken sehr herzlich Jan-Uwe Schadendorf, der uns erlaubte, Zeitungsartikel, Texte der Urkunden und zwei der historischen Fotos zu zeigen, die auf seiner Website verwendet werden. Lesen Sie mehr auf:

www.alt-bramstedt.de

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2018: Neue Stufen

100 Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs wurden die Stufen des »Ehrenmals« von Heinrich Missfeldt erneuert.

SH Bramstedt 2018 Renovierung webFoto: Einar Behn


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I N H A L T
Das Denkmal
Volkstrauertag 2020
Ein Foto aus dem Jahr 1963
Der 6. Stormarner Friedensstein
Der 4. Stormarner Friedensstein in Heidekamp
»Sie gaben ihr Leben für uns«
Das Eiserne Kreuz
Der Findlingsmythos

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Badendorf, Kreis Stormarn

Im Seitenstreifen der Dorfstraße

Ein hoher Findling steht am Ende eines Sandweges inmitten von Rhododendren und anderen immergrünen Sträuchern.

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Er ist der Gedenkstein für die toten Soldaten beider Weltkriege in Badendorf.

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Wir vermuten, dass der Stein nach dem 2. Weltkrieg gesetzt wurde: Inschrift und die Namenslisten zu beiden Kriegen sind aus einem Guss. Die Namenslisten sind sogar nur kaum merkbar aufgeteilt.

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Die Inschrift lautet:

SIE GABEN IHR LEBEN FÜR UNS
1914                              1939
1918   (Eisernes Kreuz)   1945

Das militärische Ehrenzeichen ›Eisernes Kreuz‹ verweist eindeutig darauf, dass hier Soldaten gemeint sind.

Es folgen ihre Namen in zwei Spalten, dabei werden die Vornamen als Initial und die Familiennamen genannt. Die oberen beiden Namensreihen und der mittig gesetzte Name betreffen die 21 Soldaten, die im 1. Weltkrieg gestorben sind, die beiden unteren Namensreihen die 18 Soldaten des 2. Weltkriegs. Die beiden Listen sind – mit kleinen Ungenauigkeiten – alphabetisch nach den Familiennamen geordnet. Es ist ungewöhnlich, dass aus Badendorf mehr Soldaten im 1. Weltkrieg ihr Leben verloren haben als im 2. Weltkrieg.

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Volkstrauertag 2020

Drei ungewöhnlich bunte Kränze wurden in diesem Jahr am Kriegerdenkmal und am Friedensstein (siehe unten) niedergelegt.

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Der Sozialverband Deutschland e.V. (SoVD) Badendorf schreibt auf der Kranzschleife: »Den Toten zum Gedenken«, die Freiwillige Feuerwehr Badendorf: »Unseren gefallenen vermißten und verstorbenen Kameraden« und die Gemeinde Badendorf schreibt: »Unseren Gefallenen und Vermißten«.

»An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 60/61


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«

• Häger, S. 29

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Ein Foto aus dem Jahr 1963

Noch ein bisschen mehr zugewachsen war der Stein in dieser Zeit und der Sandweg war mit Steinen begrenzt.

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Im Sommer 1963 waren Blumenvasen am Stein aufgestellt worden.

Foto: Kreisarchiv Stormarn, 4.0 >internationale Lizenz


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Der 6. Stormarner Friedensstein

Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen am 1. September 2019 in Bad Oldeslohe. 

Am Ehrenmal wurde am 17. November 2019 der 6. Friedensstein im Kreis Stormarn vom Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine hergestellt.

»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.

Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.

Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.

Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.

Website Gruppe 9. November – Friedenssteine


Nach dem Gottesdienst zum Volkstrauertag mit Pastor Nils Wolffsohn aus Zarpen wurde mit Kranzniederlegungen durch die örtliche Feuerwehr und Bürgermeister Volker Brockmann der Toten der Weltkriege gedacht.

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Der Ansprache von Bürgermeister Volker Brockmann folgte ...

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... die Andacht von Pastor Wolffsohn:

»Herzlich willkommen zur Andacht heute am Volkstrauertag. Vor 80 Jahren überfiel die deutsche Wehrmacht Polen. Ein Krieg ohne Kriegserklärung, der 60 Millionen Menschen das Leben kostete. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde der Volkstrauertag wieder eingeführt – als Gedenktag für die Opfer der beiden Weltkriege und des Nationalsozialismus.

Heute denken wir an das Leid, das unsere Vorfahren über unser Nachbarland Polen gebracht haben. Wir denken an den Mut derer, die sich für den Frieden eingesetzt haben und sich immer noch engagieren.

Wir sind da. Gott ist da. Mehr braucht es nicht. Friede sei mit Euch!
Amen.«

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Weiter sagte er: »Als Zeichen des Friedens wird heute ein Stein gesetzt. Dieser Stein wird an einem Ort des Friedens aufgestellt. Denn genau dort, wo der Stein stehen wird, hat auch der Frieden in Badendorf begonnen.

Frau Parakenings hat mir erzählt, dass sie als junges Mädchen am Ende des Krieges mit dem Fahrrad durch Badendorf gefahren ist. Sie war auf dem Weg nach Hause, als sie hier vorbeifuhr und den Frieden sehen konnte. Denn an diesem Tag kamen die Englischen Soldaten mit Panzern und Gewehren. Doch es fiel kein Schuss.
Die Deutschen Soldaten standen genau hier. Sie hoben die Hände über den Kopf und ergaben sich.

So konnte auch in Badendorf das Blutvergießen beendet werden und die Zeit des Friedens konnte beginnen.«

Andacht Pastor Wolffsohn mit Totengedenken (3 Seiten)

 

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Daran anschließend wurden Ansprachen gehalten von Dr. Stephan Linck, Evangelische Akademie der Nordkirche ...

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... und Ilse M. Siebel von der Gruppe 9. November. Neben ihr lehnt am Baum die große Friedenstaube, die von Ort zu Ort der Friedenssteinsetzungen mitwandert.

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Bürgermeister Brockmann fügte die Friedensbotschaft in den goldenen Hohlraum des Friedenssteins ein ...

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... anschließend wurde er von Axel Richter, seitlich vom Ehrenmal der Gemeinde Badendorf, in sein Betonbett gesetzt.

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Die Botschaft im Badendorfer Friedensstein lautet:

»Der Friede ist das Meisterwerk der Vernunft.«
Zitat von Immanuel Kant

... und weil die Friedensbotschaften nun verborgen sind, hat die Gruppe 9. November am 9. November 2022 an allen bisherigen Standorten neben den Steinen eine Informationstafel mit QR-Code installiert, entsprechend der Tafel auf dem Bild unten für Bargfeld-Stegen. So können alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die Friedensbotschaften in »ihrem« Stein kennenlernen.

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Der 4. Stormarner Friedensstein in Heidekamp

In Heidekamp gibt es kein Kriegerdenkmal, aber seit dem 16. November 2019, 11 Uhr einen Friedensstein. Wir dokumentieren die Steinsetzung an der Reinfelder Straße hier:

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Am 16. November regnet es, Reden und Andacht finden im Feuerwehrhaus statt.

Pastor Götz Scheel aus Reinfeld hält eine Friedensandacht im Beisein von Bürgern aus Heidekamp, Feuerwehrangehörigen, Gemeindevertretern, Bürgermeister Dr. Horst Mosler sowie Mitgliedern der Gruppe 9. November. Bürgermeister Dr. Mosler spricht danach:

Liebe Heidekamper Bürgerinnen und Bürger, verehrter Herr Pastor Scheel, sehr geehrte Frau Siebel von der Gruppe 9. November,

wir sind hier versammelt um einen Friedensstein zu setzen, als Zeichen für mehr als 70 Jahre Frieden, jetzt und in der Zukunft. Im Wesentlichen hat das Gleichgewicht der Kräfte dazu beigetragen. Frieden, Freiheit und Sicherheit sind nicht selbstverständlich, das haben selbst Albert Einstein und Robert Oppenheimer gewusst, als sie die Grundlagen für den Bau einer Atombombe geschaffen haben. Es gibt ein altes finnisches Sprichwort, ich zitiere, »Jedes Land hat eine Armee, entweder eine eigene oder eine fremde«. Und so sollten meiner Meinung nach unsere Streitkräfte zum Selbstschutz mit den modernsten Waffen ausgerüstet werden. Auch der innere Frieden jedes Einzelnen führt in der Gemeinschaft zum guten Miteinander in der Nachbarschaft und im Dorf. Schließen möchte ich mit einem Satz von Albert Einstein den wir in den Friedensstein einlegen, »Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will«

Ansprache von Bürgermeister Dr. Mosler

Eine weitere Rede hält Ilse M. Siebel von der Gruppe 9. November.

SH Heidekamp Gang web

Danach wird in Begleitung aller der Friedensstein herausgetragen und zu seinem Bestimmungsort gebracht.

 

SH Heidekamp Loch web


Das ist ein Platz unter der großen Blutbuche, eine Sehenswürdigkeit in Heidekamp.

 

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Die Friedensbotschaft der Heidekamper wird in das goldene Innere des Friedensteins geschoben. Sie lautet:

»Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.«
Zitat von Albert Einstein

 

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Das Betonbett wird gefüllt ...

 

SH Heidekamp Steinsetzen web


... und der Friedensstein wird darauf stabilisiert.

 

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Pastor Götz Scheel beguckt andächtig das Werk.

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Feuerwehrleute und Friedensaktivist in den gleichen Farben!

Bericht zu den drei Steinsetzungen Badendorf, Tangstedt und Heidekamp in den Lübecker Nachrichten vom 14. November 2019

 

... und weil die Friedensbotschaften nun verborgen sind, hat die Gruppe 9. November am 9. November 2022 an allen bisherigen Standorten neben den Steinen eine Informationstafel mit QR-Code installiert, entsprechend der Tafel auf dem Bild unten für Bargfeld-Stegen. So können alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die Friedensbotschaften in »ihrem« Stein kennenlernen.

SH Bargfeld Stegen QR Code web


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»Sie Gaben ihr leben für uns«

Bei einer Schulfeier für den im Osten gefallenen Lehrer eines Charlottenburger Gymnasiums wurde dieses Gedicht 1915 erstmals vorgetragen. Der Obertertianer Reinhold Samuelsohn hat es verfasst. Ab 1916 wurde es im Buch »Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch« im Unterricht durchgenommen und erlernt.

»Fern im Osten gähnt ein Grab

Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab
da senkt man zu tausend die Toten hinab
für uns!

Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein
da liegen sie stumm in langen Reih’n
für uns

Und wo im Winde rauschet das Meer
da gaben sie freudig ihr Leben her
für uns

Sie opferten Zukunft und Jugendglück
sie kehren nie wieder zur Heimat zurück
für uns

Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut
sie gaben es hin mit heiligem Mut
für uns

Und wir? wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns«

Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch, Breslau 1916, herausgegeben von Kreisschulinspektor Dr. J. Radtke

Wirklich für uns?

»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«

• Ralph Giordano, Die zweite Schuld

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird von den Denkmalsstiftern als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht ohne »Leistungsnachweis«.

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. 

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

HH Uhlenhorst EK auf Auto web2

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der FindlingsMythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.


»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

SH Elmenhorst Findling Marienwarder web

Das Findlingsdenkmal in Marienwarder, Kreis Plön, zum 1. Weltkrieg

Unsere Dokumentation

 

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203


»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28

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I N H A L T

Das Denkmal
Aus der Geschichte
Unseren Helden
Das Vertriebenendenkmal
Der Findlingsmythos
Hünengräber
Das Eiserne Kreuz

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Bad Malente, Kreis Ostholstein

Am Wildgehege hoch über dem Dieksee

Die Anlage im Gehölz ist heute den toten Soldaten beider Weltkriege gewidmet. Als sie 1939 für die Soldaten des 1. Weltkriegs errichtet und eingeweiht wurde, erlebten die Menschen schon das erste Jahr des nächsten Weltkriegs.

SH Malente weit web


Ohne Treppensteigen geht’s nicht: Von der Sebastian-Kneipp-Straße im Ort aus einige Treppen und ein langer Weg, vom Seeufer aus zwei steile Treppen und Wege führen bis zur Anlage.

 

SH Malente nah web


Das grosse Rund auf dem hochgelegenen Plateau ist von einer niedigen Quadersteinmauer eingefasst. Abgedeckt ist die Mauer mit flachen Ziegelstenen. Im Vordergrund des Fotos sehen wir den geschwungenen Eingang von der Sebastian-Kneipp-Straße aus, im Hintergrund die schmalen Durchlässe zu den Treppen zum Dieksee.

SH Malente hinten web


In der Mitte erhebt sich auf einem Erdhügel das wuchtige Denkmal: ein riesiger Findling mit Inschrift, umgeben von sechs kleineren Steinen mit den Namen von sechs Dorfschaften der Gemeinde.

 

SH Malente vorne Inschrift web


Die Inschrift lautet:

Unseren
gefallenen
Helden

1914 (Eisernes Kreuz in Kontur) 1918
1939 – 1945 (später hinzugefügt)

 

SH Malente Malente web


Um den großen Findling herum liegen die Steine der Ortschaften: Malente, mit einem Gesteck zum Volkstrauertag 2020.

 

SH Malente Kreuzfeld web


Kreuzfeld

SH Malente Sielbeck web

Sielbek

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Krummsee

SH Malente Rodensande web


Rodensande

SH Malente Timmdorf web


Timmdorf

 

SH Malente Seitentafel web


Innen ist die Bruchsteinmauer mit groben Kieselsteinen ausgekleidet. Zwischendurch sind oben rund behauene Granitsteine eingelassen. Eventuell eingemeißelte Buchstaben, Zahlen oder Symbole auf der tiefergelegten Fläche sind nicht zu erkennen.

SH Malente Stein aussen 1939 web2


Aussen an der Mauer ist ein Stein mit dem Jahr der Denkmalserrichtung eingelassen:

1939

SH Malente Treppe1 web


Auf den Treppenstufen sehen wir den gleichen Mix aus Bruch- und Kieselsteinen.

 

SH Malente Treppe2 web


Auch hier beginnt der Abstieg zum Dieksee.

 

SH Malente Schild web


Vom Ort aus wird das Denkmal angezeigt: Wildgehege und Ehrenmal sind eine Symbiose eingegangen.

 

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Aus der Geschichte

Der große Findling wurde 1921 von Nüchel ins Diekseegehölz transportiert.

 

SH Malente 1921 webFoto: Archiv Heimat- und Verschönerungsverein Malente-Gremsmühlen e.V.

Zwei Kränze und eine frische Bepflanzung –  ist es ein Foto von der Einweihung im Jahr 1939?

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Unseren Helden

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

• Kurt Tucholsky

»Prinzipiell existieren keine Helden, sondern sie werden per Zuschreibung von außen dazu gemacht. Dies erkennt man bereits daran, dass heute andere Menschen als Helden gelten, als zur Zeit des 1. und  2. WK. Es handelt sich um eine Konstruktion, die einen bestimmten Zweck erfüllen soll, denn nicht jeder Soldat ist ein Held. Auch werden andere am Krieg direkt oder indirekt Beteiligte (Dichter, Ärzte, Hausfrauen, Invaliden usw.) deutlich seltener als Helden verehrt – von Kriegsgegnern ganz zu schweigen.«

www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/frieden/Gedenkorte-fuer-Verstorbene-der-Weltkriege


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 89


»Jedes Gedenken der Gefallenen, also Ermordeten, ohne die klare Ableugnung der Kriegsidee ist eine sittliche Schande und ein Verbrechen an der nächsten Generation.«

Kurt Tucholsky


»Das sind natürlich Erinnerungen an Menschen, die man lieb hat. [...] Da fällt es schwer zuzugestehen, dass jemand, um den man trauert, einerseits Opfer war – auf jeden Fall Opfer – und auf der anderen Seite auch Teil eines verbrecherischen Regimes war, ob er nun wollte oder nicht. Aber es ist eine Frage der historischen Ehrlichkeit, dass wir uns solchen Fragen stellen.«

Wolfgang Froese, Stadtarchivar von Gernsbach, Badische Neueste Nachrichten 4.10.2019

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Das Vetriebenendenkmal

An der Verlängerung der Sebastian-Kneipp-Straße, am Grebiner Weg, liegt die Denkmalsanlage, die auf Google Maps als »Ehrenmal Malente II« bezeichnet wird.

SH Malente Vertriebene weit web


An der vielbefahrenen Kreuzung geht’s zu touristischen Highlights von Ostholstein. Im Gegensatz zum »Ehrenmal Malente I« ist dieser Ort mitten im Geschehen.

SH Malente Vertriebene Anlage web


Von einer Buchenhecke umstanden bietet die Rasenfläche des dreieckigen Platzes Raum für einen Findlingsdenkmal und ein dreidimensionales Eisernes Kreuz zum 1. Weltkrieg. Das zentrale Denkmal besteht aus einem hohen gespaltenen Findling, der von vielen Feldsteinen ringsherum abgestützt wird. Ein Betonsockel bildet die Basis. Der Vorplatz besteht aus zwei Beeten, die von Quadersteinstufen begrenzt werden.

SH Malente Vertriebene Inschrift web


Die Inschrift lautet in großen Lettern mittig über die ganze Fläche gesetzt:

UNSERN TOTEN
ZUM GEDENKEN.
DEN LEBENDEN
ZUR MAHNUNG.

DIE
HEIMATVERTRIEBENEN
DES DEUTSCHEN OSTENS
DER GEMEINDE
MALENTE
1953

Wir wissen nicht genau, wie die Widmung zu verstehen ist. Es könnte sein, dass 1953 die Mahnung nicht dem Streben nach Frieden galt, sondern eher dem Streben nach Wiedererlangung der deutschen Heimat. Im Nachbarort Eutin steht z.B. seit 1965 (!) auf dem Stein der Vertriebenen:

Wo unsere Toten ruhen
liegt unsere Heimat!
Wo unsere Heimat liegt
lebt unser Recht!


»Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden; im Innern und nach außen«, sagte Willy Brandt in seiner Regierungserklärung vom Oktober 1969. Ein gutes Jahr später, im Dezember 1970, besuchte der Kanzler Polen, um den Warschauer Vertrag zu unterzeichnen, mit dem die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens anerkannte.

Interessant in diesem Zusammenhang ist der Sprachgebrauch in der DDR, hier wurde von »Umsiedlern« geredet. Friedemann Schreiter schreibt in seinem Buch »Musterdorf Mestlin« (Christoph Links Verlag Berlin, 2017, S.39): »... denn das Wort ›Vertriebene‹ hätte die von Deutschen heimgesuchten Völker, hätte Tschechen, Polen, Russen zu mutwilligen ›Vertreibern‹ erklärt und damit die Erstschuld des deutschen Überfalls- und Vernichtungskrieges kaschiert.«

Karen Meyer-Rebentisch entgegnet: »Auch wenn Deutschland beim 2. Weltkrieg der Agressor war, rechtfertigt das nicht die gewaltsame erzwungene Auswanderung (das wäre m.E. so, als würde man die Vergewaltigung von deutschen Frauen mit dem Angriffskrieg rechtfertigen) – Vertreibung ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und deshalb völkerrechtswidrig. ›Umsiedler‹  verharmlost das, weil man nicht mit dem ›Großen  Bruder‹ in Konflikt kommen wollte. Ich finde auch nicht, dass man mit der Benennung der Vertreibung als Unrecht die Rolle Deutschlands im 2. Weltkrieg oder den Holocaust o.ä. relativiert. Es ist nun mal so, dass wir es gerne hätten, dass alles eindeutig schwarz oder weiß ist (das war ja auch im Kalten Krieg ein  mächtiger Motor), aber so ist es eben nicht.«

Dr. Karen Meyer-Rebentisch ist Leiterin der Gedenkstätte Lutherkirche Lübeck und Mitinitiatorin des Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche

 

SH Malente Vertriebene hinten web


Der mächtige Findling von hinten. Zur Straße hin sehen wir den Stamm der Eiche, die den Platz vermutlich seit 1953 schmückt.

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 

SH Malente Vertriebene EK web


Das Eiserne Kreuz, das militärische Ehrenzeichen, mit den Jahreszahlen des 1. Weltkriegs war vermutlich einmal der krönende Stein eines Kriegerdenkmals.

 

SH Malente Vertriebene EK Schild web


Das Messingschild informiert über die Herkunft:

Mit diesem Stein vom Friedhof in
Altvalm, Kreis Neustettin
Pommern
gedenken wir unserer Toten

Ob das Eiserne Kreuz auf der Flucht mitgenommen wurde oder wie es nach Bad Malente gekommen ist, erfahren wir nicht.

 

SH Malente Vertriebene VTT2020 web


Der Kranz zum Volkstrauertag 2021 mit schwarz-rot-goldener Schleife ist von den Bürgern der Gemeinde Malente gestiftet worden.

 

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der FindlingsMythos

Die Findlingsdenkmäler erlebten um die Jahrhundertwende eine erste Hochkonjunktur. In Schleswig-Holstein wurden sie seit Mitte des 19. Jahrhunderts im Gedenken an den Deutsch-Dänischen Krieg errichtet. In dieser Tradition gab es nach dem 1. Weltkrieg eine erneute massenhafte Aufstellung von Findlingsdenkmälern. Wie die vermeintlich germanischen Hünengräber erschienen die eiszeitlichen Findlinge als Symbole nationaler Identität, als »urdeutsch«. Nach dem 1. Weltkrieg sollten sie auch eine Verachtung gegenüber der von vielen als künstlich und widernatürlich empfundenen Weimarer Republik ausdrücken. Sie zeugen von einer nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist auch nach der Niederlage im 1. Weltkrieg unzerstörbar war.


»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66


SH Meddewarde alle StA web2Foto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

Der Findling für das Kriegerdenkmal in Meddewarde war nach langem Suchen in der Franzdorfer »Steinburg« gefunden worden. Schon an seinem endgültigen Aufstellungsort bei der Eiche angekommen, liegt der Findling an diesem 25. September im Jahr 1954 noch platt auf der Seite. Die Arbeiter und unterschiedlichste Helfer planen die Arbeit, die vor ihnen liegt – dieser Findling ist 200 Zentner schwer, das sind 10 Tonnen! 


»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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Hünengräber

Manchmal kreisrund, manchmal in länglicher Form, manchmal mit einem Deckstein – Hünengräber haben Jahrtausende überdauert. Wie hier das Megalithgrab in Damerow, es wirkt wie der ältere Bruder des Denkmals in Malente. Obwohl die Riesensteine in der Eiszeit von weit her transportiert worden sind, wurden sie im Kaiserreich und besonders im Nationalsozialismus mit »Heimat und Reich« identifiziert.

SH Marienwarder Wikipedia Commons Stefan Klatt Megalithgrab Damerow webFoto: Wikimedia Commons, Stefan Klatt

»Ansonsten hat das Hünengrab nirgends eine solche Bedeutung für die nationale Symbolik erlangt wie in Deutschland.« lesen wir auf der Website www.feuerstahl.org. Dazu stehen zwei Bilder:

SH Marienwarder Huenengrabmedaille www feuerstahl org web2
Medaille zum Gedenken an die Gefallenen, Beginn der 1920er Jahre


SH Marienwarder Huenengrabdenkmal www feuerstahl org web

Ehemaliges Gefallenendenkmal im Harz

Link zu www.feuerstahl.org


In den Jahren danach steigert sich der Kult um die »germanischen Steine« noch beträchtlich.

»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28


Die Nationalsozialisten vereinnahmten den Germanenmythos dann vollends von rechts.

In »Das Schwarze Korps«, einer Wochenzeitschrift der SS, wird das Ulanendenkmal in Demmin 1935 bejubelt, für das eines der Großsteingräber bei Quitzerow 1924 vollständig abgetragen wurde.

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»Wie aus dem sagenhaften Dämmerdunkel deutscher Vorzeittiefen führen enge Felsstufen hinauf zu den Hünengräbern der Ahnen. Und stehen wir an diesen Hünenbetten gleichwohl im Banne des Todes, dessen Allmacht schon den Vätern heilig war, ihr Blut und ihre Lebenskraft tragen wir vorwärts bis an das Ende der Erde. [...] Die Schau eines so im nordischen Geiste geformten Denkmals hat dem Besucher nicht nur eine Stimmung vermitteln helfen – sie hat ihn gläubig gemacht, daß er wieder stolz und vertrauend wird zu seiner blutseigenen und rassischen Art.«

Unsere Dokumentation des Ulanendenkmals in Demmin


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu  d e m  deutschen Orden.

Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web4
    

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

HH Uhlenhorst EK auf Auto web2


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I N H A L T

Der »Ehrenhain«
Gefallene Helden
Volkstrauertag 2019
Gräber für die Opfer der Bombenangriffe
Die Massengräber
Aus der Geschichte
Der 1. Stormarner Friedensstein
Der Obelisk 70/71
Der Deutsch-Französische Krieg
Bildhauer Richard Kuöhl
Gartenarchitekt Harry Maasz
Deutsche Eichen

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Bad Oldesloe, Kreis Stormarn

Auf dem Alten Friedhof zwischen der Bahnhofsstraße und der Trave

Der Alte Friedhof wurde 1823 am Travehang angelegt und am 29. September 1824 eingeweiht, weil der ursprüngliche Begräbnisplatz auf dem Kirchhof der Peter-Paul-Kirche in Oldesloe nicht mehr ausreichte. Rund 60 Jahre lang wurde das 2,1 Hektar große Gelände als Friedhof genutzt. 1975 verkaufte die Ev.-Luth. Kirchengemeinde Oldesloe den Alten Friedhof an die Stadt.

SH Oldesloe Eingangsschild web


Heute ist er ein Park mit Gedenk- und Kriegsgräberstätten. Die Denkmäler erinnern an die toten Soldaten aus drei Kriegen: ein Obelisk zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71, eine Rotunde (Mitte rechts hinter den Bäumen) zum 1. Weltkrieg und die Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« in der Mitte der Rotunde zum 2. Weltkrieg.

Ausserdem befinden sich dort Massengräber (auf dem Foto links von der Rotunde) der Opfer eines Bombenangriffs am 24. April 1945. Das braune Schild an der Straße zeigt uns, dass dies eine anerkannte Kriegsgräberstätte ist.

SH Oldesloe mit Grabplatten web


Schon seit 1915, mitten im 1. Weltkrieg, war eine Anlage für die toten Soldaten geplant worden. Die Rotunde und der »Heldenhain« mit 50 Eichen wurden dann 1920/21 erbaut und gepflanzt. Der Entwurf stammt vom bekannten und vielbeschäftigten Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz (siehe das Kapitel zu Maasz weiter unten). Am Sonntag, 21. August 1921 wurde die Anlage eingeweiht.

Die Gräber mit den Holzkreuzen bzw. später mit den Kissensteine zwischen den Eichen sind nach dem 2. Weltkrieg dazu gekommen, siehe Kapitel »Gräber für die Opfer der Bombenangriffe«.

SH Oldesloe Rund web


Die Mauer der Rotunde ist ca. 2 Meter hoch, sie wurde mit Bruchgranitsteinen aufgemauert. Die sechs minimal höheren Pfeiler und die oberste innere Steinreihe bestehen aus Quadersteinen. Flache Granitsteine decken die Mauer ab.

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Man betritt den Denkmalsplatz durch eine zweiflügelige, geschwungene Eisenpforte. Wegen immer wieder auftretenden Problemen mit Vandalismus ist die Pforte nachts abgesperrt.

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Im Vordergrund sehen wir die Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« auf einem Kieskreis. Die Betende trauert um die Soldaten der Deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg und bildet ein Ensemble mit der Rotunde zum 1. Weltkrieg. Am 14. November 1954 wurde das Denkmal der Trauernden aus hellem Sandstein eingeweiht. Der damals prominente Bildhauer Richard Kuöhl war als Sieger aus einem Künstlerwettbewerb hervorgegangen, er schuf die fast lebensgroße Figur (siehe das Kapitel zu Kuöhl weiter unten). Ihr bodenlanges Kleid ist nur ein Hauch auf ihrem Körper. Eine wohl erwünschte erotische Austrahlung wird ihr keiner absprechen, trotz demütiger Haltung und der typischen Frisur einer braven deutschen Frau in dieser Zeit.

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Auf einem Sandsteinwürfel liegt der mehrstufige Sockel der Figur. Auf der breiten Stufe sind die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs herausgearbeitet worden:

1939 — 1945

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Hier sehen wir das schlichte Kreuz, das Bildhauer Kuöhl in seiner Namensgebung »Feldkreuz« genannt hat. Feldkreuze sind Zeichen des Glaubens, der Dankbarkeit und der Erinnerung. Sie stehen in vielen Gegenden am Wegesrand. Früher war es üblich, an einem Feldkreuz kurz stehenzubleiben und ein Kreuz zu schlagen oder ein Gebet zu sprechen. Sie sind Zeugnisse unserer Vorfahren, deren Leben von religiösen Handlungen geprägt war.

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Die Knieende zeigt uns ihre nackten Füße. Was will uns der Bildhauer mit dieser realitätsfernen Symbolik sagen? Verletzlichkeit? Ehrerbietung? 

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Loretana de Libero schreibt über Frauenfiguren auf Denkmälern in ihrem Buch »Rache und Triumph« (De Gruyter 2014) auf Seite 80: »Ihr obliegt es zu trauern. Die weiblichen Figuren brechen nicht aus der ihnen von der Gesellschaft zugewiesenen passiven Rolle des stillen Leidens und Duldens aus. Eine Faust im Frauenbild war nicht vorgesehen. Selbst ein allzu expressiver Ausdruck der Klage wurde in der Ikonographie vermieden ...«.

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Das Signet des Bildhauers Richard Kuöhl.

 

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Wir betrachten die Innenseite der Rotunde, die ganz den toten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet ist. Der Pforte gegenüber, hinter Kuöhls Frauenfigur, läuft unter einer Quadersteinreihe ein Schriftband aus sechs Sandsteinplatten. Die obere Zeile lautet:

IHREN IM WELTKRIEGE 1914-18 GEFALLENEN HELDEN

 

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Die zweite Zeile nennt den zugeschriebenen Urheber dieser Widmung:

DIE DANKBARE GEMEINDE OLDESLOE.

 

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Die beiden äußeren Platten tragen je ein Eisernes Kreuz. Das militärische Ehrenzeichen wird jedem toten Soldaten, für den dieses Kriegerdenkmal gebaut wurde, nachträglich verliehen. Sein Kriegstod gilt als Beweis für Tapferkeit, Treue und erfolgreichen Kampf gegen den Feind.

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An den Seitenflächen sind in gleicher Höhe in vier Segmenten je 8 gusseiserne, rostrot eingefärbte Namensplatten eingelassen. Auf jeder Seite 2x 8 Platten im Zementbett zwischen den Pfeilern und je eine Platte aufgesetzt am Pfortenpfeiler, insgesamt 34 Platten.

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Auf der linken Seite beginnt die Liste mit den Vor- und Familiennamen der Soldaten aus Oldesloe. Die Namen sind alphabetisch nach dem Familiennamen geordnet. Weitere Angaben werden nicht gemacht. Nach den toten und vermissten Soldaten aus Oldesloe folgen diejenigen aus den 18 Dörfern und Gütern, die zur Kirchengemeinde Oldesloe gehören.

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Das vierte Segment endet auf der anderen Seite der Pforte ebenfalls mit einer Platte auf dem Pfeiler. Auf beiden Pfeilerplatten werden nur je vier, eventuell nachbenannte Namen aus Oldesloe aufgezählt. Auch die Namen auf den beiden Platten davor sind wohl nachbenannt. Eine nennt in neuer alphabetischer Reihenfolge noch 11 Namen aus Oldesloe, eine zweite noch 12 Namen in kleinerer Schrift aus 7 Dörfern.

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Zwei der 18 Dörfer: Rümpel hier mit 6 Toten + noch einem Toter auf der Platte der Nachbenannten und Wolkenwehe mit 5 Toten.

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Gefallene Helden

»Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Krieg getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.«

• Kurt Tucholsky

»Prinzipiell existieren keine Helden, sondern sie werden per Zuschreibung von außen dazu gemacht. Dies erkennt man bereits daran, dass heute andere Menschen als Helden gelten, als zur Zeit des 1. und  2. WK. Es handelt sich um eine Konstruktion, die einen bestimmten Zweck erfüllen soll, denn nicht jeder Soldat ist ein Held. Auch werden andere am Krieg direkt oder indirekt Beteiligte (Dichter, Ärzte, Hausfrauen, Invaliden usw.) deutlich seltener als Helden verehrt – von Kriegsgegnern ganz zu schweigen.«

www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/frieden/Gedenkorte-fuer-Verstorbene-der-Weltkriege


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 89

»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.

Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100


»An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 60/61

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Volkstrauertag 2019

Bürgermeister Jörg Lembke, Kreispräsident Hans-Werner Harmuth und Pastor Martin Pemmering hatten zur Gedenkfeier am »Ehrenhain« eingeladen. Der Männerchor Bad Segeberg von 1840 begleitete musikalisch. Drei Kränze wurden der »Trauernden im Gebet am Feldkreuz« zu Füßen gelegt.

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Da haben wir den Kranz des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, die ihre Schwarz-Rot-Goldene Schleifenhälfte »Allen Opfern von Krieg und Gewalt zum Gedenken 2019« widmet. Daneben ganz in den Farben der Nation, verzichtet der »Verband der Reservisten / der Deutschen Bundeswehr« auf jede weitere Sinnstiftung.

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Um die Ecke liegt der Kranz der Polizeidirektion Ratzeburg mit Schleife in den Farben Schleswig-Holsteins: »Zum Gedenken«.

Hartmut Häger schreibt in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf S. 29: »Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter.«

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Gräber für die Opfer der Bombenangriffe

Zwischen die Reihen der 50 Eichen wurden nach 1945 die Menschen begraben, die in den letzten beiden Kriegsjahren bei Bombenangriffen in Bad Oldesloe ums Leben kamen.

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1960 wurden die bis dahin aufgestellten einfachen Holzkreuze durch Pultkissensteine ersetzt.

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Ringsum die Rotunde zwischen den Eichen des »Heldenhains« sind in langen Reihen die Steine verlegt worden.

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Der Ausschnitt eines Plans, der an die Oldesloer:innen im Zuge eines Bürgerbeteiligungsverfahrens zur Umgestaltung des Alten Friedhofs 2018 verteilt wurde, zeigt die große Zahl der Gräber mit Gedenksteinen ringsum die Rotunde.

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Die Pultkissensteine sind alle gleich groß und gleich gestaltet. Vor- und Familienname, Geburtstag und Todestag werden genannt ...

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... bei verheirateten Frauen kam der Mädchenname dazu.

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Bei nicht zu identifizierenden Menschen steht oben »Unbekannt« und darunter natürlich nur der Todestag.

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Nur sehr wenige Gräber sind geschmückt.

Nach der Kriegsgräberliste der Stadt Bad Oldesloe aus dem Jahr 2006 haben u.a. ein Einzelgrab mit Gedenkstein im »Ehrenhain«:

8 Männer der SS, 12 Kinder im Alter zwischen 5 Monaten und 10 Jahren, Zwangsarbeiter genannt »Ostarbeiter« und Kriegsgefangene neben weiteren militärischen und zivilen Opfern der letzten Kriegsjahre und der frühen Nachkriegszeit.

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Die Massengräber

Gegen Ende des 2. Weltkriegs wurden für die vielen Opfer des Bombenangriffs auf Bad Oldesloe am 24. April 1945 zwei Massengräber an der Ostseite des »Ehrenhains« angelegt. Die Bomben galten einem im Bahnhof stehenden Lazarettzug, mehre Tote konnten nicht mehr identifiziert werden. Auch Zwangsarbeiter wurden hier beerdigt, erfahren wir aus dem Stormarn-Lexikon.

Link zum Artikel »Alter Friedhof« im Stormarn-Lexikon


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Der Weg durch den »Heldenhain« an der Nordseite der Rotunde führt zu den beiden Massengräber. Wir sehen schon von Weitem zwei erhöhte Flächen mit je zwei großen schräg abgelegten Tafeln.

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Die Massengräber sind von einer niedrigen, vier Stein hohe Mauer umgeben. Die Flächen sind mit immergrünen Bodendeckern bepflanzt.

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Die 8 Namensplatten sind paarweise verlegt worden.

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Auf jeder einzelnen Platte steht oben die Zeile:

Hier ruhen

Unten steht das Todesjahr. Dazwischen in jeweils 12 Zeilen die Namen der Toten.

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Aus der Geschichte

Am Sonntag, 21. August 1921, wurde das Denkmal in Form einer Rotunde nach dem Entwurf des Lübecker Gartenarchitekten Harry Maasz für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingeweiht. Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der Peter-Paul-Kirche. Vertreter der Kirchen- und der Stadt führten danach den Zug zum Denkmal auf dem Friedhof an.

Das Denkmal war durch eine Spendensammlung finanziert worden. Die Geldgeber bekamen als Erinnerung Karten über einen »Baustein zur Errichtung eines Heldenhains für die gefallenen Söhne der Kirchengemeinde Bad Oldesloe – Kriegsjahr 1916«.

Bevor 1954 die Frauenfigur von Richard Kuöhl für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs in die Mitte der Rotunde gesetzt wurde, war dort ein Beet in Form eines Eisernen Kreuzes angepflanzt worden.

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Volkstrauertag 14. November 1954: Einweihung der Skulptur »Trauernde im Gebet am Feldkreuz« für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs mit großen Fahnen am Eingang. Es sind vermutlich die Fahnen von Deutschland- und Schleswig-Holstein. Pastor Gustav Stoltenberg steht am Eingang und wird bald die neue Anlage zur Besichtigung freigeben.

Der Rohlfshagener Bildhauer Richard Kuöhl (1880 bis 1961) war 1954 als Sieger eines Wettbewerbs hervorgegangen und hatte die fast lebensgroße trauernde Frau aus hellem Sandstein geschaffen.

SH Oldesloe Ehrenfriedhof ca 1957 webQuelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe

Ca. 1957: Auf den frühen Fotos sieht man noch die einzelnen Gräber, heute könnte man meinen, dass auf der Rasenfläche nur Gedenksteine liegen.


SH Oldesloe Ehrenfriedhof ca1957 webQuelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe

Ca. 1957: Rechts von der Rotunde zählen wir sechs Gräberreihen. Schon damals plante man die Holzkreuze zu ersetzen: Beim genauen Hinsehen entdeckt man auf dem Foto in der Mitte unten einen skizzierten Kissenstein. 1960 wurden dann die Steine verlegt und die Grabflächen verschwanden.

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Volkstrauertag 1959: Vertreter der Freiwilligen Feuerwehr, von Vereinen und Institutionen und Besucher warten mit ihren Kränzen am Weg zur Rotunde auf die Redner.

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Volkstrauertag 1959: Der Pastor bei seiner Ansprache, Polizisten halten Wache.

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Volkstrauertag 1959: Der Vertreter des Amtes Oldesloe-Land mit Kranz für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs bei seiner Ansprache, links Bürgermeister Heinrich Barth. Auf diesem Foto sieht man am besten das kleine Eiserne Kreuz am Stahlband, das der Rotunde umlaufend in etwa 1,90 m Höhe zur Stabilisierung des Mauerwerks angepasst werden mußte. Als die Stadt den Friedhof 1975 übernahm, war das Kreuz verschwunden.

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Volkstrauertag 1959: Viele Menschen umrunden nach den Reden die »Trauernde im Gebet am Feldkreuz«. Der Kreis um die Figur war eine Rasenfläche.

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1960: Einweihung des neu gestalteten »Ehrenfriedhofes«. Gegen Ende des 2. Weltkriegs waren zwischen den 50 Eichen des sogenannten »Ehrenhains« und in fünf Massengräbern Kriegstote beerdigt worden.


SH Oldesloe Ehrenfriedhof ca 1960 1 webQuelle: Archiv Tiefbauamt Bad Oldesloe

Die maroden Holzkreuze, die bei den Einzelgräbern aufgestellt worden waren, wurden durch Kissensteine ersetzt, die Massengräber wurden neu gestaltet, Wegeplatten wurden verlegt.

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1960: Mitglieder der Deutschen Jugend legen Sträuße an den Einzelgräbern ...

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... und an den Massengräbern nieder.

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Volkstrauertag 1962: Vertreter des Kreises, der Stadt, der Polizei, Vereine, Verbände und viele Zuschauer am Weg zum »Ehrenmal«. Zwei Polizisten halten Wache am Eingang.

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Volkstrauertag 1963: Kränze um die »Trauernde im Gebet am Feldkreuz«.

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Volkstrauertag 1966: am Eingang Schulrat Heinrich Lüth, Ortsvorsitzender des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei seiner Rede. Funktionsträger von Vereinen und Verbänden stehen mit ihren Fahnen und Kränzen Spalier am Wegesrand.

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Volkstrauertag 1975: Kranzniederlegung der Deutschen Kriegsgräberfürsorge e.V.

Aus dem Stormarnlexikon: »Am 22.01.1975 verkaufte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Oldesloe den Alten Friedhof an die Stadt, die ihn unter Erhalt einiger Grabmäler in eine Grünanlage umwandelte. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss am 25.09.2017 eine gartenarchitektonische Umgestaltung des Alten Friedhofs.«

Link zum Stormarnlexikon

 

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Volkstrauertag 1981: Bürgerworthalter Dieter Achterberg und Schulrat Heinrich Lüth, Ortsvorsitzender des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit Soldaten der Bundeswehr.

Fotos, wenn nicht anders angegeben: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0


Wir danken herzlich Ulrike Külper für ihre freundliche Beratung und die Fotos aus dem Archiv des Tiefbauamtes.


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Der 1. Stormarner Friedensstein

Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen dann am 1. September 2019 in Bad Oldesloe. 

Auf dem Bahnhofsplatz, am großen Findling zwischen Mommsenstraße und Bahnhof, wurde am 1. September 2019 der 1. Friedensstein im Kreis Stormarn von Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine für die Städte und Gemeinden hergestellt.

»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.

Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.

Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.

Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.

Website Gruppe 9. November – Friedenssteine


Im Anschluss an den Gottesdienst zum Weltfriedenstag trafen sich Oldesloer Bürger, Bürgerworthalterin Hildegard Pontow sowie Bürgermeister Jörg Lembke und die Gruppe 9. November auf dem Vorplatz des Oldesloer Bahnhofs, dem Platz der Oldesloer Städtepartnerschaften, um den 1.Friedensstein zu setzen.

Oldesloe 1 Friedensstein Siebel web


Auf dem Foto spricht gerade Ilse Magdalene Siebel von der Gruppe 9. November. Einige Zitate:

»... Wir treffen uns hier an einem sehr denkwürdigen Tag. Heute vor 80 Jahren hat Deutschland den 2. Weltkrieg in Polen begonnen. Ein Krieg der ca. 55 Millionen Menschen in Europa und Fernost getötet hat. Millionen Menschen, die verletzt wurden an ihrem Körper, an ihrer Seele. Narben, die bei vielen bis heute nachwirken und nicht ausheilen wollen. [...]

Ich gehöre zu der Generation, die die Auswirkungen von Krieg noch immer mit sich tragen. Umso dankbarer bin ich, dass wir nunmehr 74 Jahre in diesem Land ohne Krieg leben dürfen. Doch dies ist ein kostbares, zerbrechliches Gut. Rund um uns herum erleben wir wie viele Populisten mit dem Säbel rasseln.

Die Väter und Mütter unseres Grundgesetztes, geprägt durch ihre Erlebnisse im Krieg, formulierten u.a. im Artikel 26: ›Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.‹ [...]

Schließen möchte ich meinen Beitrag, bevor ich das Wort an Frau Pontow übergebe, mit einem Zitat von Pastorin Vagt aus ihrer Predigt am vorletzten Sonntag: ›Manchmal träume ich tatsächlich, naiv wie ich bin, von einer friedlichen Welt. Eine Welt ohne Diskriminierung, ohne Krieg, ohne Gewalt. In dieser Welt dürfen alle Menschen so sein, wie sie sind. Auch die Menschen, die anders sind als ich. Denn alle Menschen gehören zu Gott.‹«

Beitrag Ilse M. Siebel


Die Ansprache von Bürgerworthalterin Hildegard Pontow folgte:

»Liebe Bad Oldesloer, auch im Namen des Bürgermeisters, Herrn Jörg Lembke, begrüße ich Sie hier am Platz der Städtepartnerschaften ganz herzlich zur Friedenssteinsetzung. [...] 4 Bäume stehen schon hier von den Partnerstädten Bad Oldesloe, Olivet (Frankreich), Kolberg (Polen), und BeerYaakov (Israel), ein fünfter wird noch in diesem Monat gepflanzt werden von der Partnerstadt Jifna in Palestina.

Der Künstler Axel Richter hat den Stein schon bereitgelegt, in den ich die Friedensbotschaft einlegen darf. [...]

Der erste Satz stammt aus dem Musical ›Frieden auf dieser Welt‹, das ich mit meinen Schülern 1990 anlässlich des Golfkrieges einstudiert habe. In der Kirche lief mir ein Schauer über den Rücken, als der Organist Markus Rau beim Hinausgehen Variationen zum Refrain des Abschlussliedes spielte, denn Markus hatte damals in dem Friedensmusical als Schüler mitgewirkt.

Damals wie heute liegt mir sehr viel daran, dass auch die jüngere Generation sich mit dem Thema Frieden auseinandersetzt. In diesem Jahr haben wir gerade unter Mitwirkung von Schülern der Ida-Ehre-Schule in der Friedhofskapelle des Bombenangriffs am 24. April auf die Stadt Bad Oldesloe gedacht.

Ich lade Sie heute schon ein zum 24. April des nächsten Jahres, an dem wir unter Mitwirkung von Schülern der TMS wieder eine Gedenkveranstaltung ausrichten werden. [...]

Möge der Friedensstein alle Menschen an den Frieden erinnern, denn wie heißt es im Abschluss des Friedensmusicals: ›Darum müssen allen Menschen dieser Welt auf den Frieden sich besinnen, nur Verzicht auf Macht kann eine Lösung sein, die die Welt und uns erhält.‹«

Beitrag Hildegard Pontow

Danach legte Hildegard Pontow die Botschaften in den Stein.

Die Friedensbotschaften in Bad Oldesloe lauten:

»Der Frieden der Welt beruht auf dem Frieden der Dörfer.«
Zitat aus dem Musical »Frieden auf dieser Welt« von Hans Georg Wolos

»Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.«
Afrikanisches Sprichwort

SH Oldesloe Friedensstein gesetzt web


Fertig! Hinter der Gruppe steht die große, weiße Friedenstaube, die bei jeder Steinsetzung dabei ist.

... und weil die Friedensbotschaften nun verborgen sind, hat die Gruppe 9. November am 9. November 2022 an allen bisherigen Standorten neben den Steinen eine Informationstafel mit QR-Code installiert, entsprechend der Tafel auf dem Bild unten für Bargfeld-Stegen. So können alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die Friedensbotschaften in »ihrem« Stein kennenlernen.

SH Bargfeld Stegen QR Code web


1918, 1938, 1989: Der 9. November gilt als »Schicksalstag« in der deutschen Geschichte. Er markiert den Beginn der ersten deutschen Republik, die Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und den Fall der Berliner Mauer. Jedes Jahr fallen an diesem Tag Feier- und Gedenkstunde zusammen.

Der 9. November auf bpb.de


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Der Obelisk 70/71

Im Zentrum des Alten Friedhofs steht ein Obelisk mit vier Marmortafeln zur Erinnerung an die toten Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 aus Oldesloe und den umliegenden Landgemeinden.

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Rechts im Foto sehen wir die Rotunde zu den beiden Weltkriegen, links davon den Obelisk, die weißen Marmorplatten leuchten uns entgegen.

SH Oldesloe 70 71 Denkmal web


Diese klassische Denkmalsform hat sich bis in die Zeit des Nationalsozialismus als Kriegerdenkmal erhalten. Sie ist eine sich nach oben verjüngende, vierkantige Säule mit einer Pyramide als Spitze. Als meistgewählte Form wurde sie jedoch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, besonders in Norddeutschland, vom Findling abgelöst.

SH Oldesloe 70 71 Widmung web


Die Widmung auf der Frontplatte lautet mittig gesetzt:

Zum Gedächtniß
der in den Jahren
1870/71 [70/71 als Bruch geschrieben] im Kampfe
gegen Frankreich
Gebliebenen

»Gebliebenen« ist ebenso ein Euphemismus wie »Gefallene«, die grausame Kriegswirklichkeit wird ignoriert.

 

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Die erste von zwei Namenstafeln: Es werden 12 Namen genannt. Die Vornamen werden mit den Initialen abgekürzt. Die Liste ist nach den Familiennamen alphabetisch geordnet, auf dieser Tafel von Drews bis Möller. Angegeben ist auch der Heimatort der Soldaten, nur drei stammen auf dieser Tafel aus Oldesloe. Die anderen neun aus den umliegenden Dörfer der Kirchengemeinde Oldesloe.

 

SH Oldesloe 70 71 Sinnspruch web


Auf der dritten Seite folgt der Sinnspruch:

Gerechtigkeit erhöht ein
Volk, aber das Verderben
der Nationen ist
die Sünde

Dies ist aus dem Bibeltext »Sprüche« der Vers 14:34. Er lautet in der Textbibel von 1899: »Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber der Nationen Schmach ist die Sünde«.

Ab der Lutherbibel von 1912 bis heute wird der Begriff »Nationen« durch »Leute« ersetzt: »Gerechtigkeit erhöhet ein Volk; aber die Sünde ist der Leute Verderben«. Die Wahl dieses Bibelspruchs drückt die Überzeugung aus, dass der Sieg der deutschen Soldaten 1870/71 vor Gott gerecht war. Wie auch im 1. Weltkrieg der Spruch »Gott mit uns« propagiert wurde, als ob nicht Franzosen, Engländer, Amerikaner etc. nicht zum gleichen Gott für den Sieg gebetet hätten.


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Die zweite Namenstafel nennt 11 tote Soldaten aus Oldesloe und den umliegenden Dörfern. Insgesamt starben also 23, im 1. Weltkrieg waren es dann fast 400.

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Auf allen vier Seiten sind unterschiedliche Symbole im Relief angebracht. An der Frontseite über der Widmung prangt ein Eisernes Kreuz in der Version der 2. Stiftung: Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt. Die Stiftung des Eisernen Kreuzes wiederholte König Wilhelm I. von Preußen dann mit Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges am 19. Juli 1870. Das Eiserne Kreuz auf dem Obelisk zeigt also die preußische Königskrone, das ›W‹ für Wilhelm I, und das Stiftungsjahr 1870.

Die Denkmalsstifter haben es hier den Soldaten posthum und kollektiv verleihen. Der Kriegstod beweist per se ihre Tapferkeit und Treue.

 

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Auf den zwei Namensseiten des Obelisken werden oben im Relief die beiden Seiten der Kriegsdenkmünze für die Feldzüge 1870/71 abgebildet. Hier sehen wir die Rückseite. Die Münze wurde am 20. Mai 1871 von Kaiser Wilhelm I. für Kombattanten und Nichtkombattanten gestiftet und an alle Angehörigen der deutschen Armeen verliehen, die im Krieg 1870/71 an einem Gefecht oder einer Belagerung teilgenommen oder zu kriegerischen Zwecken die Grenze zu Frankreich überschritten hatten, ebenso an alle Angehörigen der Marine, die in diesem Krieg an einem Gefecht teilgenommen hatten.

Was ist ein Kombattant?


Beide Seiten der Münze im Original:

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Die Vorderseite (Relief auf dem Obelisken siehe weiter unten) zeigt wieder die preußische Königskrone und das ›W‹ für Wilhelm I., darunter die Widmung:

Dem siegreichen
Heere

Rundherum läuft der Sinnspruch:

Gott war mit uns  Ihm sei die Ehre


Auf der Rückseite (rechts) das Eiserne Kreuz mit Strahlenkranz. Die Jahreszahlen des Kriegs

1870
1871

stehen in einem ehrenden Lorbeerkranz.

 

SH Oldesloe 70 71 Pickelhaube web


Zum Bibelspruch ist oben ordentlich Kriegsgerät dargestellt worden: Unter der »Pickelhaube« liegen Kanonenkugeln, Gewehre, Bajonette und Handgranaten. 

 

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Die Vorderseite der Gedenkmünze, siehe oben.

 

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Der Deutsch-Französische Krieg

... war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Im Februar 1871 fand sich die französische Regierung, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit.

Noch während Paris von deutschen Truppen belagert wurde, proklamierten die deutschen Fürsten und Vertreter der Freien Städte am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal des Versailler Schlosses den preußischen König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser, eine Demütigung für die Franzosen. Hohe Reparationszahlungen und vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich.


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Die Kaiserproklamation in Versailles, Wandgemälde von Anton von Werner für die Ruhmeshalle Berlin. 1944 wurde es nach einem Bombentreffer zerstört.


»Die Deutung der Kaiserproklamation vom 18. Januar 1871 im Versailler Spiegelsaal als Demütigung Frankreichs gehörte ebenso zum erinnerungspolitischen Konzept des im Kaiserreich vereinten Deutschland wie die alljährliche Zeremonie des Sedantages, an dem der entscheidende Sieg vom 2. September 1870 gefeiert wurde. Doch jede Demütigung zieht die nächste nach sich, und so muss es kaum verwundern, dass Frankreich im Sommer 1919 nach Beendigung des Ersten Weltkrieges seinen Sieg über Deutschland ausgerechnet im Spiegelsaal von Versailles auskostete. Es gehört sicherlich zu den grössten Verdiensten Charles de Gaulles, dass er nach 1945 kein «drittes Versailles» folgen liess, sondern mit dem Elysée-Vertrag vom 22. Januar 1963 die Kette gegenseitiger Demütigungen durchbrach.«

Der Historiker Clemens Klünemann in Neue Zürcher Zeitung, 9.1.21

Mehr auf www.bpb.de, Bundeszentrale für politische Bildung


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Bildhauer Richard Kuöhl

Im Stormarn Lexikon lesen wir: »1931 erwarb der Bildhauer als Sommersitz die sogenannte Schäferkate im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle bei Bad Oldesloe. Am 03.08.1937 beantragte Kuöhl die Aufnahme in die NSDAP. Nach der Zerstörung seines Hamburger Ateliers durch die Bombenangriffe im Juli/August 1943 verlegte Kuöhl Wohn- und Arbeitssitz nach Kupfermühle. Zudem betrieb er eine Werkstatt im ehemaligen Gerichtsgefängnis von Bad Oldesloe. Nach dem Ende der NS-Diktatur wurde ihm wegen seiner Arbeiten für nationalsozialistische Auftraggeber die Aufnahme in den wiedergegründeten Berufsverband der Hamburgischen Künstlerschaft verweigert. [...]

Richard Kuöhl zeigte in seinen zahlreichen, fast seriell produzierten Arbeiten vielseitiges handwerkliches Können. Er passte sich dem jeweils herrschenden Kunstgeschmack und seinen Auftraggebern an. Zu seinem stilistischen Repertoire zählen naturalistische und expressionistische Figuren, Arbeiten im Bereich der Neuen Sachlichkeit und Werke im Sinn der nationalsozialistischen Kunstideologie. Sein Oeuvre reicht von Kleinkeramiken und -plastiken sowie Terrakottareliefs über figürliche Darstellungen und Brunnen bis hin zu zahlreichen, zunächst monumental-heroisierenden, nach dem Zweiten Weltkrieg christlich geprägten Kriegs- und Ehrenmälern. [...]


SH Bad Oldesloe Kuoehl Atelier webFoto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

Ca. 1954: Kuöhl arbeitet am Tonmodell der »Trauernden« in seinem Atelier »Schäferkate« im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle.


In der öffentlichen Diskussion bekannt und umstritten ist Kuöhl durch sein 1936 in Hamburg eingeweihtes 76er-Denkmal, dessen Aufstellung vom Hamburger Senat am 19.09.1934 genehmigt worden war. Mit seinen marschierenden Soldaten und der Inschrift ›Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen‹ gilt es als kriegsverherrlichend im Sinn der nationalsozialistischen Auftraggeber.«

Link zum Stormarn Lexikon

 

SH Rohlfshagen Kuoehl webFoto: Kreisarchiv Stormarn >internationale Lizenz 4.0

1960: Bildhauer Richard Kuöhl in seinem Garten im Rohlfshagener Ortsteil Kupfermühle

Wir haben einige von Kuöhls Werken, die er im Sinn der nationalsozialistischen Kunstideologie geschaffen hat, auf dieser Website dokumentiert. Unter anderem:

Hamburg Dammtor
Hamburg Langenhorn
Schleswig-Holstein Lübeck
Schleswig-Holstein Rendsburg
Schleswig-Holstein Wilster


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Gartenarchitekt Harry Maasz

1920/21 legte er die Grundlage für die Anlage mit der Feldsteinrotunde und dem »Heldenhain« aus 50 Eichen für die Gefallenen des 1. Weltkrieges.

Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

SH Harry Maasz web
Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo
                  

»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen.«

Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

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Deutsche Eichen

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


SH Oldesloe Bundesarchiv Bild 146 1974 160 13A Theodor Eicke web
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes.


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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Bad Schwartau können Sie hier sehen: YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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AKTUELL

»Wir erinnern uns nicht aus der Sicht derer, die die Geschichte bestimmt haben, sondern für die Menschen, die stumm bleiben mussten!« So lautete das Fazit der Rede, die Joachim Nolte für die Initiative »Ge(h)denken Bad Schwartau« zum diesjährigen Volkstrauertag 2023 in Bad Schwartau im Gymnasium am Mühlenberg hielt. Und er verband es mit einem Appell: »Machen wir es zusammen!«. Joachim Nolte ist seit 2008 ehrenamtlich der Beauftragte Kirche gegen Rechtsextremismus des Ev.- Luth. Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg.

Joachim Noltes Rede zum Volkstrauertag 2023

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I N H A L T
Die Anlage zum 1. Weltkrieg
Die Anlage zum 2. Weltkrieg
Die EU investiert in die Zukunft
Volkstrauertag 2019
Harry Maasz und Jürgen Maass
Historische Bilder
Schwertgeschichten

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Bad Schwartau, Kreis Ostholstein

Ehrenhain im Wald Riesebusch am Ortsrand von Bad Schwartau

Er besteht aus zwei Teilen. Zuerst betritt man die Anlage für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs, die vom Gartenarchitekten Harry Maasz 1918 geschaffen wurde. Sie ist streng symmetrisch konzipiert, entlang einer in ost-westlicher Richtung verlaufenden Achse. 

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Bevor man die Anlage betritt, kann man die wichtigsten Informationen einer Tafel des Bad Schwartauer Bürgervereins von 1950 e.V. »Der Gemeinnützige« aus dem Jahr 2006 entnehmen.

 

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Wir betreten die Anlage von Osten. Im Frühjahr 2013 ist sie grundlegend saniert worden, sodass sie sich jetzt dem Ursprungskonzept von Harry Maasz wieder annähert. Zwischenzeitlich war sie zunehmend verwahrlost, das zentrale Wasserbecken war verschlammt und verkrautet, die pflegeintensiven Buchenhecken waren verwildert. Bei unserem Besuch im Frühjahr 2020 sind die streng geometrisch angeordneten Hecken, gerade oder gerundet, als Begrenzung oder als Durchgang konzipiert, noch ohne Laub. Aber auch mit den kahlen Hecken sieht man die Schönheit und die künstlerische Qualität der Anlage. Insgesamt ist sie ca. 120 Meter lang und 50 Meter breit.

 

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Ringsum von den hohen Bäumen des Waldes Riesebusch umstanden, öffnet sich zum Westen hin der sogenannte Gedächtnishof mit den seitlich hufeisenförmig angeordneten Namenssteinen.

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An beiden Seiten sind aussen jeweils 91 hohe und innen 52 niedrigere Gedenksteine aufgestellt worden. Uns erinnert die Anlage an eine Kathedrale, hier kann zweifellos ein Ort für Trauer sein.

 

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Im wahrsten Sinne des Wortes der Höhepunkt der Anlage ist ein ca. sieben Meter hohes Monument, zusammengesetzt aus vielen Einzelteilen. Der Not der Nachkriegszeit gehorchend sind es, genau wie die Namenssteine, einfache Betonkörper. Wir sehen in dem schmalen Bauwerk ein Schwert, das in den Boden gerammt ist. In der Sprache des Militärs ist es das Zeichen der Aufgabe, der Kampf wird beendet. Allerdings wurde nach dem verlorenen Krieg auf der Suche nach einer Symbolik für die zu errichtenden Kriegerdenkmäler auch auf die Siegfriedsage, die germanische Variante eines schwertkämpfenden Helden, zurückgegriffen. So »sollte nach dem Willen von Künstlern und Stiftern ein in den Boden versenktes Schwert die Erwartung versinnbildlichen, es möge alsbald ein neuer Siegfried kommen, der den blanken Stahl zum erneuten Kampf herauszöge.«

Loretana de Libero, Rache und Triumph, De Gruyter 2014, S.109


Oben ist das Schwert wie ein Eisernes Kreuz geformt. In dessen Mitte stehen die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs, 1914-1918, in anmutigen, golden ausgelegten Ziffern. Es gibt keine weitere Inschrift, keinen Sinnspruch, keine Widmung, keinen Hinweis auf die Stifter. Kugeln auf einem seitlich abgerundeten Sockel und ein vierstufiges Fundament komplettieren das Bauwerk.

 

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Die äußeren, hohen Namenssteine sind alle oben in gleicher Weise ausgeformt. Sie stehen einer neben dem anderen in langer Reihe, man schreitet sozusagen die Ehrenkompanie ab. Die rechteckigen, niedrigeren Steine davor machen einen klotzigen, weniger eleganten Eindruck. Ob die Unterscheidung eine Bedeutung hat, wissen wir nicht.

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Auf allen Steinen werden die Vor- und Nachnamen und die Lebensdaten der toten Soldaten genannt – in gleicher zarter Serifenschrift in großen Buchstaben gesetzt.

 

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Jedem Soldaten wird auf einem Stein gedacht. Familienangehörige, wohl meistens Brüder, stehen zusammen auf einem Stein.

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Der Blick zurück nach Osten, zum hinteren Teil der Anlage, der aus dem Wasserbecken, Sandwegen, Buchenhecken und Ruhebänken besteht – alles streng symmetrisch angeordnet. Hier bleibt der Soldat auch nach dem Tod Soldat, begraben in Reih und Glied. Für individuelle Schicksale ist kein Platz.

 

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Den Beginn dieses Teils, der eher der Kontemplation gewidmet ist, markieren passend dazu zwei Zedern mit asiatischer Anmutung. Zwischen ihnen fällt unser Blick auf das Wasserbecken, von Harry Maasz als »Spiegel des Himmels« geplant.

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Niedrige Gehölze umstehen an der äußeren Seite das nierenförmige Wasserbecken mit seiner wulstiger Umrandung.

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Durch ein weiteres Buchentor verlässt man den »Ehrenhain« für den 1. Weltkrieg wieder.

 

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Die Anlage zum 2. Weltkrieg

Im Jahr 1957 folgte eine Erweiterung für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs. Diese Anlage ersteckt sich über einen Hang zum höher gelegenen Waldgebiet des Riesebusch.

 

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Durch die Baumstämme sehen wir schon die liegende Figur »Der sterbende Soldat«, der in seinem steinernen Sarg eher mausetot aussieht.

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Wieder informiert uns eine Tafel des Bad Schwartauer Bürgervereins von 1950 e.V. »Der Gemeinnützige«. Wie die erste Tafel wurde auch diese 2006 aufgestellt, also vor der Sanierung 2013.

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»Der sterbende Soldat«, eine arg stilisierte Figur im Halbrelief. 

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An der Seite des Steinblocks entdecken wir das Signet des Künstlers.

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JÜRGEN 19
MAASS  57

Jürgen Maass war der Sohn vom Gartenarchitekten Harry Maasz, der die Anlage zum 1. Weltkrieg gestaltet hat. Jürgen Maass feierte seine größten Erfolge in der NS-Zeit. Im Unterschied zu seinem Vater, der seinen Namen mit »SZ« schrieb, hat sich Jürgen Maass für ein doppeltes »S« entschieden. Das gab ihm die Gelegenheit die SS-Runen in seinem Signet zu verwenden, sie heben sich auffällig ab von den anderen Buchstaben.

Der Aufstieg zum Soldaten beginnt an der linken Seite der Anlage:

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Der Sandweg zum höher gelegenen Denkmal ist zur halbrunden Rasenfläche durch eine beschnittene Buchsbaumhecke abgegrenzt. Zum Wald hin sind, wie auch auf der rechten Seite, vor vereinzelten Rododendren Steinkreuze aufgestellt, die jeweils eine Zahl der Kriegsjahre bzw. den Ort einer Schlacht im 2. Weltkrieg benennen. Was sind das für Schlachten? Es sind Schlachten, die von der nationalsozialistischen Propaganda als Beispiele für das heldenhafte deutsche Soldatentum benutzt wurden. Diese Namen standen in Deutschland für tapfere Kämpfe, die entweder siegreich waren oder dem Feind größte Verluste zufügten.

 

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Der Weg beginnt mit dem ersten Kriegsjahr: 1939. Es folgt der erste Name einer Schlacht:

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Narvik: Narvik ist eine norwegische Stadt nördlich des Polarkreises. Im Zuge der nationalsozialistischen Unternehmung »Weserübung« Anfang April 1940 besetzte Wehrmachtskommandeur Eduard Dietl, beauftragt durch persönliche Intervention von Hitler, mit seinen Gebirgsjägern die Stadt. Für die deutsche Kriegsindustrie war das Eisenerz der schwedischen Grube Kiruna von strategischer Bedeutung. Von Narvik aus wurde es ins Deutsche Reich verschifft – meistens in den Emder Hafen, der fast während des gesamten 20. Jahrhunderts (!) der Hauptumschlagplatz von Erz für die Eisenhütten u.a. der Waffenindustrie im Ruhrgebiet war.

Im Juni 1940 standen nach erbitterten Kämpfen in der »Schlacht um Narvik« 2.000 Gebirgsjäger und 2.500 Marinesoldaten rund 25.000 alliierten Soldaten gegenüber, bis der Westfeldzug die Alliierten veranlasste, ihre Truppen abzuziehen. Die bevorstehende Niederlage der Deutschen war abgewendet und sie besetzten Narvik erneut. Diesen vermeintlichen Sieg feierte die NS-Propaganda als Beweis des deutschen Kampfeswillens.

Im Juli 1940 beförderte Hitler Dietl, den »Helden von Narvik«, zum General der Gebirgstruppen und verlieh ihm als erstem Offizier der Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz. In der deutschen Öffentlichkeit erwarb sich Dietl einen nahezu legendären Ruf.

Dietl 1942 nach der Beförderung zum Generaloberst: »Wir müssen aus innerster Überzeugung an unseren obersten Befehlshaber glauben und mit heiliger Begeisterung die Aufgabe, die der Führer der Wehrmacht gestellt hat – die Erringung des Endsieges – erfüllen.«

Anlässlich des 20. Jahrestages des Hitler-Putsches ließ Dietl am 9. November 1943 verlautbaren: »Der Frontsoldat weiß, daß es sich um den Schicksalskampf des deutschen Volkes handelt, daß sich die Juden der ganzen Welt zusammengeschlossen haben zur Vernichtung Deutschlands und Europas. […] Der Krieg ist der unerbittliche Läuterer der Vorsehung. Ich erkläre feierlich: Ich glaube an den Führer!«

Auf dem Weg zu einer Besprechung mit Hitler auf dem Berghof im Juni 1944 zerschellte sein Flugzeug. Die Trauerfeier mit Hitlers Rede zum »Typ des nationalsozialistischen Offiziers« am Beispiel Dietls wurde im Radio übertragen.

Im Mai 1964 wurde eine Kaserne der Bundeswehr in Füssen nach Dietl benannt. Ein Jahr später wurde sein militärischer Rang »Generaloberst« der Namensgebung hinzugefügt. Pax Christi forderte im Februar 1988 die Umbenennung. Wütende Reaktionen folgten. Der Petitionsausschuss des Bundestages hingegen empfahl, durch Aufklärung der Truppe Verständnis für die Umbenennung der Kaserne zu wecken. Eine Umbenennung wäre zugleich ein Beitrag zur »Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit«. Der örtliche CSU-Abgeordnete Kurt Rossmanith hielt dagegen: »Generaloberst Dietl war und ist für mich auch heute noch Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln.« Erst im November 1995 erhielt die Kaserne den Namen »Allgäu-Kaserne«.

nach Wikipedia, abgerufen am 29. März 2018

»Hitler persönlich redigierte die Erfolgsmeldung, die das Oberkommando der Wehrmacht am 10. Juni veröffentlichte: ›Der heldenhafte Widerstand, den die Kampfgruppe des Generalleutnants Dietl seit vielen Wochen vereinsamt unter den schwersten Bedingungen in Narvik gegen eine überwältigende feindliche Übermacht geleistet hat, erhielt heute seine Krönung durch den vollen Sieg!‹«

Lesen Sie weiter bei Welt / Geschichte, Johannes Althaus, 31. Mai 2020

 

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Auf der Rasenfläche hinter der Buchsbaumhecke stehen zwei weitere Steinkreuze mit Namen von Orten mit für die Wehrmacht erfolgreich beendeten Schlachten:

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Dünkirchen: Am 10. Mai 1940 befahl Adolf Hitler den Überfall auf die Niederlande, Belgien und Luxemburg. Die deutsche Invasion endete am 28. Mai 1940 mit der Kapitulation der belgischen Streitkräfte und der Besetzung der drei Länder durch die Deutsche Wehrmacht.

Die Schlacht von Dünkirchen fand im Mai und Juni 1940 statt. Während des deutschen Westfeldzugs war die nordfranzösische Stadt Dünkirchen der letzte Evakuierungshafen der British Expeditionary Force, die 1939/1940 in Frankreich als Teil der zunächst defensiven Strategie der Westalliierten eingesetzt war. Es gelang den Briten und Franzosen, den Brückenkopf so lange zu verteidigen, bis sie insgesamt 338.226 von etwa 370.000 alliierte Soldaten bei Dünkirchen nach England übergesetzt hatten, allerdings unter Zurücklassung fast des gesamten Materials.

Auf dem Festland hinterließ die Evakuierung ein Gefühl des »Im-Stich-gelassen-Seins«. Kriegsmüdigkeit, der Wunsch nach baldiger Waffenniederlegung unter der Zivilbevölkerung und bei Militärs waren die Folge. Die Einnahme der Stadt durch die deutsche Wehrmacht erfolgte am 4. Juni.

In England wurde der unerwartet erfolgreiche Rückzug der Truppen wie ein Sieg gefeiert, man sprach vom »Wunder von Dünkirchen«. Winston Churchill betonte allerdings in seiner berühmten Rede vor dem Unterhaus, dass man mit einer Evakuierung keinen Krieg gewinnen könne.

Während der Schlacht um Dünkirchen kam es im umliegenden Gebiet am 27. und 28. Mai 1940 zu drei Massakern, die deutsche Truppen an Kriegsgefangenen und Zivilisten verübten: das Massaker von Le Paradis durch ein Bataillon des 2. SS Totenkopf Regiments unter Fritz Knöchlein, das Massaker von Vinkt der 225. Infanterie-Division an Bewohnern von Teilgemeinden von Deinze, und das Massaker von Wormhout durch ein Bataillon der Leibstandarte SS Adolf Hitler unter Wilhelm Mohnke.

Nach Wikipedia, abgerufen am 26.5.2020


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Tobruk: Im Jahre 1911 gelangte der Ort an der libyschen Mittelmeerküste im Rahmen des Italienisch-Türkischen Krieges an Italien. Die italienischen Truppen bauten die Umgebung der Stadt bis 1940 zu einer starken Festung aus. Tobruk war im 2. Weltkrieg ein kleiner Ort mit nicht einmal 2.000 Einwohnern, verfügte aber über einen Tiefseehafen und die oben erwähnte Festung. Am 10. Juni 1940 trat Italien auf Seiten Deutschlands in den Krieg ein.

Am 22. Januar 1941 wurde die Stadt durch britische Einheiten erobert und rund 25.000 Italiener gingen in Gefangenschaft. Der deutsche Vormarsch in Nordafrika unter dem Kommando von Erwin Rommel war von Geschwindigkeit geprägt, daher wurde der schwer befestigte Ort zunächst nur eingeschlossen und nicht erobert, um schnell weiter vorstoßen zu können.

Tobruk wurde zu diesem Zeitpunkt von einer australischen Einheit verteidigt, die im April zwei Eroberungsversuche des deutschen Afrikakorps abwehrte. Verteidigungsstellungen aus Panzergräben, Bunkern, MG- und PAK-Nestern machten ein Vordringen nahezu unmöglich. Bis Ende 1941 wurde der Ort belagert und von der deutschen Luftwaffe massiv bombardiert. Durch Verlegung deutscher Luft- und Seestreitkräfte von Südeuropa nach Nordafrika gelang es Erwin Rommel im Januar 1942, die zwei Monate zuvor begonnene britische Offensive Crusader mit einem überraschenden Gegenangriff zu stoppen. Massive Luftangriffe deutscher Sturzkampfbomber (Stukas) begünstigten den deutsch-italienischen Vormarsch nach Tobruk.

Nach zwei Wochen heftiger Kämpfe wurde die Abwehr schließlich durchbrochen. Die Alliierten kapitulierten am 21. Juni 1942. 32.000 alliierte Soldaten gerieten in Gefangenschaft und den Eroberern fielen rund 5.000 Tonnen Versorgungsgüter und 10.000 Tonnen Treibstoff zu. In der Folge wurde Rommel zum Generalfeldmarschall ernannt.

Nach wikiwand.com, abgerufen am 26.5.2020


»Eroberung der Festung Tobruk: Im Verlauf wechselvoller Kämpfe konnten die britischen Streitkräfte das Deutsche Afrikakorps zwar wieder zurückdrängen, doch dank massiver Luftunterstützung gingen die deutsch-italienischen Verbände erneut in die Offensive und eroberten im Juni 1942 die britische Festung Tobruk. Hitler beförderte daraufhin den als ›Wüstenfuchs‹ verehrten Erwin Rommel zum Generalfeldmarschall. In seinem Tagebuch notierte Reichspropagandaminister Joseph Goebbels: ›Rommel strahlt vor Glückseligkeit. Er ist ein nationalsozialistischer Heerführer, so wie wir ihn uns nur wünschen können. Mit Rommel kann man propagandistisch alles machen. Rommel ist der kommende Oberbefehlshaber des Heeres.‹«

Lesen Sie weiter im Beitrag des Deutschlandfunks von Otto Langels

 

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Wir gehen jetzt am »sterbenden Soldaten« in seinem Sarkopharg vorbei und beginnen den Abstieg, man könnte auch sagen: den Niedergang der Deutschen Wehrmacht.

 

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Es geht erstmal weiter mit der Aufzählung der Kriegsjahre.

 

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Kurland: Kurland war und ist ein Teil von Lettland. Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941 war das lettische Territorium bis zur schrittweisen Rückeroberung durch die Rote Armee ab Sommer 1944 von deutschen Truppen besetzt. In der Kesselschlacht von Kurland wurden die deutsche Heeresgruppe sowie Luftwaffen- und Marineeinheiten ab Oktober 1944 eingeschlossen.

In den sechs verlustreichen »Kurlandschlachten« von Oktober 1944 bis März 1945 wehrten die eingeschlossenen Wehrmachtverbände, unterstützt von lettischen SS-Einheiten, alle sowjetischen Offensiven ab.

Als am 8. Mai 1945 die Heeresgruppe Kurland im Rahmen der Gesamtkapitulation der deutschen Streitkräfte die Waffen niederlegte, wurden über die Häfen Windau und Libau bis zum 9. Mai 1945 Flüchtlinge, Verwundete und Heereseinheiten evakuiert.

42 Generäle, 8.038 Offiziere, 181.032 Unteroffiziere und Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft, die etwa 14.000 lettischen SS-Angehörigen, die zu der Zeit schon zwangsrekrutiert worden waren, wurden als »Verräter« bestraft. Einige von ihnen setzten als »Waldbrüder« den bewaffneten Kampf bis 1953 fort.

nach Wikipedia, abgerufen am 28.3.2018

Am 9. Mai 1945 war auch für die deutsche Heeresgruppe Kurland der Krieg endlich zu Ende. Hitler hatte vorher ihren Rückzug verboten. Für einen irrsinnigen Plan, sagt der Historiker und Oberst a.D. Karl-Heinz Frieser in einem Interview mit Welt.de vom 9.5.2015

In Kurland verschliss Hitler seine beste Truppe


Am 5.2.1945 teilte Kommandeur Janischkeit der Ehefrau von Leutnant Christophe seinen Tod bei den Abwehrkämpfen in Kurland mit: »Von dem großen Idealismus der Zeit erfüllt, fand er in treuer Pflichterfüllung für Führer und Volk den Heldentod, damit Deutschland lebe.«

Dieser Brief ist dokumentiert auf www.kurland-kessel.de

 

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Auf der Rasenfläche stehen Steinkreuze mit weiteren Namen von Schlachtorten:

 

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Wolchow: Während der Blockade Leningrads war der weitere Vormarsch der deutschen Heeresgruppe Nord nach Leningrad durch die Schlacht um Tichwin im Winter 1941 zum Stehen gekommen.

Die Truppen der Roten Armee hatten zum Jahreswechsel 1941/42 den Fluss Wolchow erreicht. Sie kesselten die deutschen Truppen, die Stellungen u.a. am linken Ufer des Wolchow bezogen hatten, ein und versuchten so die Leningrader Blockade zu beenden.

Anfang Januar 1942 begann die sowjetische Offensive in einem schwierigen – weil teils bewaldeten – tief verschneiten Gelände. Nach erbitterten Kämpfen konnte die Wehrmacht Truppen sammeln und ging Mitte März zur Gegenoffensive über, in der es ihr unter hohen Verlusten gelang, die Einkesselung aufzubrechen. Erst Ende April 1942 gingen die sowjetischen Truppen auf den erreichten Positionen zur Verteidigung über, Ende Mai erhielten sie die Genehmigung zum Rückzug.

Zwischen dem 22. und 27. Juni 1942 kesselte die Wehrmacht die sowjetischen Truppen ein und begann ihre Zerschlagung. Bei den letzten sowjetischen Versuchen, aus dem Kessel auszubrechen, wurde die Armee fast vollständig aufgerieben. Nur zwischen 6.000 und 16.000 Rotarmisten konnten sich retten, 14.000 bis 20.000 kamen allein bei diesem letzten Ausbruchsversuch ums Leben.

Die Rote Armee hatte zwar Geländegewinne erzielt, jedoch unter unverhältnismäßig hohen Verlusten (95.000 Tote und Gefangene, 213.000 Verwundete). Die Ziele der Operation wurden nicht erreicht. Der sowjetische General Wlassow verbarg sich zunächst hinter den deutschen Linien, geriet aber am 12. Juli in Gefangenschaft, wechselte die Seiten und wurde in Folge Kommandeur der mit Deutschland verbündeten Russischen Befreiungsarmee.

Die Leningrader Blockade dauerte an. Sie gehört zu den größten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht im 2. Weltkrieg. In den fast zweieinhalb Jahre verhungerte über eine Million Leningrader Bürger.

Lesen Sie mehr in der Zeitreise des mdr

 

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Stalingrad: Die Vernichtung der deutschen 6. Armee und verbündeter Truppen 1942/1943 in der Schlacht von Stalingrad gilt als psychologischer Wendepunkt des im Juni 1941 von Nazi-Deutschland begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges.

Der Industriestandort Stalingrad war ein operatives Ziel der deutschen Kriegführung und sollte als Ausgangspunkt für den eigentlichen Vorstoß in den Kaukasus dienen. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt im Spätsommer 1942 wurden in Folge einer sowjetischen Gegenoffensive im November 1942 über 230.000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten von der Roten Armee eingekesselt. Obwohl die Lage der nur unzureichend versorgten Soldaten aussichtslos war, bestanden Hitler und die militärische Führung auf einer Fortführung der Kämpfe. Die meisten Soldaten stellten Anfang 1943, zum Teil auf Befehl, zum Teil aus Material- und Nahrungsmangel die Kampfhandlungen ein und gingen in Kriegsgefangenschaft, ohne dass es zu einer offiziellen Kapitulation kam. Rund 10.000 versprengte Soldaten, die sich in Kellern und der Kanalisation versteckt hielten, setzten ihren Widerstand noch bis Anfang März 1943 fort. In den Kämpfen von Stalingrad kamen über 700.000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee.

Die Schlacht wurde sowohl von der NS- als auch von der Sowjetpropaganda noch während des Krieges instrumentalisiert und ist mehr als jede andere Schlacht des 2. Weltkriegs noch heute im kollektiven Gedächtnis verankert.

 

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Monte Cassino: Die Schlacht um Monte Cassino vom 17. Januar bis zum 18. Mai 1944 war eine der längsten und blutigsten Schlachten des 2. Weltkriegs. Der verlustreiche Kampf hielt den Vormarsch der Alliierten für eine Weile auf. Erst am 25. Mai konnten die alliierten Truppen den Weg nach Nazi-Deutschland über Rom fortsetzen.

In der Schlacht um die Stadt und den Berg von Cassino, bei der 105.000 alliierte und 80.000 deutsche Soldaten kämpften, starben rund 20 000 deutsche und bis zu 55.000 alliierte Soldaten. Das 1300 Jahre alte Benediktinerkloster in 516 Meter Höhe wurde zerstört.

Nach der Schlacht wurde die Kampfmoral der beteiligten deutschen Fallschirmjäger in der NS-Propaganda glorifiziert; der deutsche Abzug wurde nicht erwähnt.

 

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Die EU investiert in die Zukunft

Wir sind befremdet von der Auswahl der Stichworte auf den Steinkreuzen. Es ging hier, zwölf Jahre nach Ende des Krieges, nicht um Trauer für tote Soldaten, geschweige denn um ein Zurückblicken auf die Gräueltaten des »3. Reichs«. Wir wissen, dass die meisten Menschen in Deutschland lange gebraucht haben, um den Tatsachen ins Auge zu sehen. Das zeigen die Reaktionen auf die Ausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944«, die ab 1995 durch Deutschland wanderte. Empörte Menschen begleiteten die Ausstellung mit zahlreichen öffentlichen Protesten, Gegenpropaganda, Anschlägen und Anschlagsversuchen. Eine Parole: »Der deutsche Soldat: Ehrlich, anständig, treu! – Schluss mit der antideutschen Hetze!«.

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Aber dass im Jahr 2013 die EU insgesamt 41.596,64 Euro auch in eine Anlage investiert, in der Schlachten aufgezählt werden, die von der nationalsozialistischen Propaganda als Beispiele für das heldenhafte deutsche Soldatentum benutzt wurden, ohne das zu kommentieren, ist unglaublich. Die Überfälle der Wehrmacht auf die europäischen Nachbarländer, die Massaker an der Zivilbevölkerung im Zusammenhang mit diesen Schlachten werden nicht erwähnt, von aufklärenden Tafeln ist nichts zu sehen. Ergänzend soll gesagt werden, dass die Anlagen zum 1. und zum 2. Weltkrieg als Einheit unter Denkmalsschutz gestellt worden sind.

»Gemäß dem Motto ›Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft‹ soll am konkreten Ort ein Geschichtswissen zum 1. und 2. Weltkrieg, aber auch zu den Reformjahren in der Architektur und Gartenkunst der Weimarer Republik vermittelt werden. Die beiden Ehrenhaine gehören zu den qualitätvollsten Anlagen im Lande – die Restaurierung und Intensivierung der Pflege macht dies für alle interessierten Bürger deutlicher. Informationstafeln weisen Besucher auf die Besonderheit des Ortes hin.«

Aus dem Gartendenkmalpflegerischen Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, Planung 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

Gartendenkmalpflegerischen Gutachten

Wir danken Frau Lang, dass wir das Gutachten hier verlinken dürfen. Leider ist die dort avisierte Vermittlung von Geschichtswissen zum 1. und 2. Weltkrieg ein Totalausfall. Nach unserer Einschätzung werden nur wenige Menschen die perfide Auswahl der Schlachtorte im 2. Weltkrieg einordnen können.

 

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Der Beschluss: »Restaurierung des Ehrenhains in Bad Schwartau

... Ziel der geplanten Maßnahme ist es, den ursprünglich geplanten Charakter der Anlage wieder herzustellen und die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Hierfür muss das Wasserbecken entschlammt und saniert werden. Außerdem ist die Restaurierung der Gedenksteine vorgesehen.
Ein Informationssystem (Schautafeln, Flyer) mit Erläuterungen zum 1. Weltkrieg sowie zu den Reformjahren in der Architektur und Gartenbaukunst der Weimarer Republik soll die kulturhistorische Bedeutung der Anlage herausstellen. [...]


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Projektträger: Stadt Bad Schwartau
Gesamtkosten: 90.000,- Euro (Bruttokosten)
Förderfähige Kosten: 75.630,25 Euro (Nettokosten)
Förderquote: 55%
Fördersumme: 41.596,64 Euro

Beschluss des Vorstandes der AktivRegion: 25.09.2012
Bewilligung des LLUR: 08.02.2013
Durchführung der Maßnahme: Frühjahr 2013«

Lesen Sie mehr auf aktivregion-ilb.de

 

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Volkstrauertag 2019

Die Bundeswehr im »Ehrenhain«: zwei Soldaten der Kameradschaft Aufklärungsbataillon 6 Holstein aus Eutin halten Ehrenwache, bewaffnet mit Sturmgewehren.

 

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Fotos: https://kameradschaft-aufklaerer-eutin.de


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Harry Maasz und Jürgen Maass

Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

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Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo


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Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, AAI-618-Pl-06

Die Skizze von Harry Maasz: wir sehen, dass er sich das zentrale Denkmal als Kreuz vorgestellt hat. Zum Schwert ist es erst später geworden.


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Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, AAI-618-Pl-01

Der Plan von Harry Maasz zur Krieger-Gedächtnisstätte
                  

»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen. Die Anlage Ehrenhain der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, Riesebusch in Bad Schwartau, Kreis Ostholstein, ist eine der frühesten dieser Art und bis heute eine der am Besten erhaltenen im Land Schleswig-Holstein.«

Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

 

»Jürgen Maass wurde als Sohn des Gartenarchitekten und Gartenbauschriftstellers Harry Maasz 1908 in Stuttgart geboren und wuchs in Lübeck auf. Er absolvierte ein Studium an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin, wo er Meisterschüler von Ludwig Gies wurde. Schon frühzeitig wurde Maass in den 1930er Jahren durch seine Bildnisbüsten von Gustav Gründgens und Heinrich George sowie die für das Berliner Olympiagelände geschaffenen Sportreliefs als Künstler in Berlin bekannt. Der Zweite Weltkrieg und die Zeit nach Kriegsende sorgten jedoch für eine tiefgreifende Zäsur in seiner Karriere. Erst ab 1950 konnte Maass in Lübeck und Bad Schwartau durch kleinere Aufträge wieder Fuß fassen. In seinem Schwartauer Atelier entstanden plastische Arbeiten in Gips, Kupfer und Bronze sowie Mosaike. Zudem widmete sich der Künstler wie sein Vater dem Entwerfen von Gartenanlagen, u.a. schuf er 1957 die Gedenkstätte Ehrenhain II in Bad Schwartau für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges.«

www.kunst-im-oeffentlichen-raum-lübeck.de

 

»Zum 100. Geburtstag von Jürgen Maass (1908 – 1981)

Bei der Suche nach bedeutenden Künstlern unserer Region nannte uns unser Mitglied Wolfgang Fricke schon vor ein paar Jahren den Bad Schwartauer Bildhauer Jürgen Maass. Dieser vielseitige Künstler lebte und wirkte in seiner zweiten Lebenshälfte in Bad Schwartau. Bekannt ist er uns Schwartauer Bürgern durch die von ihm im Riesebusch 1957 gestaltete Gedenkstätte Ehrenhain II für die im 2.Weltkrieg gefallenen Bad Schwartauer. Sein Vater Harry Maasz hatte 1918 (also 39 Jahre zuvor) im Riesebusch den Ehrenhain I (Gedenkstätte für die Gefallenen im 1. Weltkrieg) errichtet.

Jürgen Maass wurde am 7. Juni 1908 geboren – vierundvierzig Jahre nach Prof. Paul Peterich, erlebte seine Kindheit und Jugend in Lübeck, sein Studium wie Prof. Paul Peterich an der Akademie der Künste in Berlin. Jürgen Maass war Meisterschüler bei Berlins bekanntem Kunstprofessor Gies und wurde durch Künstlerbüsten z.B. von Gustav Gründgens und Heinrich George schlagartig bekannt. Auch bei der Gestaltung des Olympiageländes (Reichssportfeld) machte er 1935 mit wunderbaren Sportreliefs auf sich aufmerksam. Im Gegensatz zu Paul Peterich konnte er sein positives Schaffen nicht fortsetzen. Der 2. Weltkrieg unterbrach seine Karriere und zerstörte alles, was er sich als fähiger junger Künstler in der Berliner Kunstszene aufgebaut hatte. Die ersten Jahre nach Kriegsende galten besonders in den Städten dem Wiederaufbau von Gebäuden, der Verwaltung sowie der Wiederaufnahme des Arbeitslebens. Jürgen Maass litt als Künstler unter der fehlenden Auftragslage. In dieser schweren Zeit lernte er 1948 seine Lebensgefährtin Frau Dr. Ingeborg Schultze-Prodoehl kennen, die ihn unermüdlich unterstützte.

     SH Bad Schwartau Maass neu web


Nach der Währungsreform (1948) keimten Hoffnungen für zukünftige Arbeiten auf. Ab 1950 ergaben sich spärliche Aufträge aus seinem Lübecker und Schwartauer Freundes- bzw. Bekanntenkreis. [...]

Trotz aller Fähigkeiten erhielt Jürgen Maass leider nicht die Aufträge in Anzahl, Qualität und Volumen, die ihn zufrieden gestimmt hätten und die er wirklich verdient hätte. Jürgen Maas starb im 74. Lebensjahr in Lübeck.«

U.K. (Ulrich Kleinstoll) im Bürgerbrief Nr.63, 2008, S.5; »Der Gemeinnützige« Bürgerverein Bad Schwartau von 1950 e.V.

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Historische Bilder

Undatiert, sie zeigen die Anlage im frühen gepflegten Zustand.

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SH Bad Schwartau von Gudrun Lang web

Dieses Foto hat uns freundlicherweise Gudrun Lang zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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Schwertgeschichten

Die Legende vom Schwert Excalibur hat alles, was man nach dem 1. Weltkrieg für einen »Ehrenhain« brauchte: einen schwertschwingenden, kraftvollen Helden, der für die gerechte Sache kämpfte, einen edlen Ritter, »gefallen« durch eine böse List nach blutigem Gefecht – doch sein Schwert wartet darauf, wieder zum Einsatz zu kommen.

Vom mythischen Zauberer Merlin war das Schwert Caliburn durch einen Stein bzw. Amboss getrieben worden, wird in der Legende erzählt. Es hieß, nur der wahre künftige Herrscher könne es wieder herausziehen. Nachdem zahlreiche Ritter und Adelige an dieser Aufgabe gescheitert waren, gelang es Artus (Arthur), dem Sohn des englischen Königs, das Schwert mühelos zu befreien, was ihn zum rechtmäßigen König machte.

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Foto: Eduardo Otubo/Wikimedia Commons

Als Artus das Schwert Caliburn in einer Schlacht zerschlagen hatte, schenkte die »Herrin vom See« dem jungen König als Ersatz Excalibur, damit er sein Königreich schützen könne.

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Der Legende nach gab Excalibur seinem Besitzer übermenschliche Kräfte, und seine Scheide machte jeden, der sie bei sich trug, unverwundbar. Artus’ Halbschwester Morgan LeFay raubte durch eine List die Scheide, sodass Artus bei Verletzungen wieder gefährdet war. Excalibur blieb ihm erhalten.

Nachdem Artus in einer Schlacht schwer verletzt wurde, brachte man ihn nach Avalon. Ein bis heute sagenumwobener Ort des Interesses, siehe beispielsweise den Fantasy-Roman »Die Nebel von Avalon«. Stirbt er dort oder ruht er nur? In Anspielung auf den christlichen Glauben an Auferstehung wird seine Rückkehr in Aussicht gestellt. Sir Bedivere, einer der zwölf Ritter der Tafelrunde von König Artus, warf Excalibur zurück in den See, wo es die »Herrin vom See« wieder annahm. Dort soll es der Sage nach noch immer ruhen.

Im 12. Jahrhundert machte Richard Löwenherz die Artus-Sage zum Werkzeug seiner Propaganda und behauptete, sein Schwert sei Excalibur.

Nach Wikipedia, abgerufen am 24.5.2020

»Die fantasievolle Erzählung indes macht den Helden zur Projektionsfläche des jeweiligen Zeitgeistes späterer Jahrhunderte. Die vermeintliche Aktualität schuf eine Glaubwürdigkeit, die historische Wahrheit ersetzte.«

Lesen Sie weiter auf www.spiegel.de

 

Ab 1914 wurden in Deutschland zunehmend national gestimmte Gedichte verfasst. Einzelne Verse wurden von der Kriegspropaganda aufgegriffen und erreichten eine enorme Popularität. Eine Zeile aus dem »Haßgesang gegen England« wurde während des Krieges ein Schlachtruf des deutschen Heeres – »Gott strafe England«. Eine eigene Grußformel entstand: »Gott strafe England«, Erwiderung des Grußes: »Er strafe es«.

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Hier eine Postkarte aus dem Jahr 1915 mit der bekannten Zeile aus dem »Haßgesang«. In dem Bild ist das Schwert in eine Ansicht von England gerammt, während ein christliches Kreuz es von hinten überstrahlt – ein Kreuz, das in diesem Fall natürlich die Unterstützung einzig des Deutschen Reichs durch Gott symbolisiert, entsprechend der Behauptung des deutschen Kaisers und seiner Soldaten: »Gott mit uns«.

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Wir sehen ein Schwert, das im Boden steckt. Es soll der Eindruck erweckt werden, als sei der Hügel Golgatha gemeint, auf dem den neutestamentlichen Evangelien zufolge Jesus von Nazaret gekreuzigt wurde. Das Kreuz steht für den christlichen Glauben, dass im Opfertod Jesu Gott den Menschen heilend nahegekommen ist. Hier wird nun ein Soldat an einem Schwert hängend abgebildet, umgeben von einem göttlichen Strahlenkranz. »Ihr habt für uns euch hingegeben / Ihr seid gestorben, damit wir leben«: Der Opfertod Jesu wird dem Kriegstod der Soldaten gleichgestellt. Diese Analogie findet sich öfters auf Kriegerdenkmälern. Die kleinen Bilder mit verschiedenen Motiven wurden vom Verlag der Wochenzeitung »Hamburger Warte« verkauft. Am 14. Dezember 1918 erschien die erste Ausgabe der »Hamburger Warte«, eine »politische Kampfschrift« gegen Marxismus und Judentum.

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Das Logo des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. am »Kriegstempel« auf dem Ohlsdorfer Friedhof.

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I N H A L T
Das Denkmal
Der frühere Standort
Eine historische Postkarte
Die Geschichte
Die Einweihung
Der Bildhauer Missfeldt

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Bad Segeberg

Neben dem Turmeingang zur Marienkirche und dem Friedhof

Das Kriegerdenkmal aus Muschelkalk steht heute zwischen der Treppe für Fußgänger und Auf- und Abfahrt für Fahrräder und Rollstühle. Der Berliner Bildhauer Heinrich Missfeldt (1872 - 1945) hat es entworfen. Am 26. November 1922 wurde es eingeweiht.


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Auf dem vielstufigen Sockel in der Form eines Sarkophags liegt hingesunken ein nackter Soldat mit einem Stahlhelm auf dem Kopf und einem abgebrochenen Schwert in der rechten Hand, den muskulösen Körper notdürftig mit einem Umhang bedeckt. Die ehemals weiße Skulptur ist jetzt grün bemoost. Man sieht keine Verletzung, trotzdem hat die Statue den Namen »Sterbender Krieger« erhalten.

In der Zeit nach dem 1.Weltkrieg bevorzugten Stifter und Bildhauer von Kriegerdenkmälern oft das Bild vom nackten Helden der Antike – in Bad Segeberg hat er absurderweise einen modernen Stahlhelm auf dem Kopf – mit den altertümlichen, weniger bedrohlichen Waffen. Der Eindruck eines heldenhaften Zweikampfs und eines mutigen Einsatzes der Kombattanten manifestiert sich, der Blick auf die grausame Wirklichkeit eines Kriegs mit modernen Waffen wird verstellt. Das Erinnern an die Schwerter der edlen Ritter in zahlreichen Legenden suggeriert einen per se gerechten Kampf. Nach dem »Schmachfrieden« von Versailles galt es den Kampf wieder aufzunehmen – gegen die inneren und äußeren Feinde.


»Völlig ungeachtet, nachgerade als Flucht vor der Realität der Schlachten des ersten Weltkriegs mit Panzern, Maschinengewehren und Giftgas wurde mit dem antiken Kämpfer eine zeitlose Form von Heldentum propagiert, bei der der Einzelne im Kampf Mann gegen Mann höchste Mannestugend verwirklichen kann. Dieses Bild des starken jungen Mannes sollte zum neuen Kampf anspornen, das Leid überlagern, Einigkeit symbolisieren und war [...] gegen den Versailler Vertrag gerichtet.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Hamburg 2006, S.64

 

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An der Seite des Sarkophags ist heute über einem großen christlichen Kreuz eingraviert:
Den Toten der Kriege

Darunter:
Die Kirchengemeinde Segeberg

Auf einer Stufe unter dem nackten »Helden« läuft als Spruchband rundherum der Bibelvers Johannes 15.13 in der Fassung der Lutherbibel von 1912:
Niemand hat grössere Liebe
denn die
dass er sein Leben lässt
für seine Freunde

Zwischen die Wörter ist jeweils ein achtstrahliger Stern gesetzt, um die kurze Seite mit »denn die« aufzufüllen, sind rechts und links waagerechte Ankersymbole angefügt.

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An der gegenüber liegenden kurzen Seite ist über dem Wort »Freunde« die Signatur des Bildhauers Missfeldt eingraviert.

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Vor einigen Jahren war der »Sterbende Krieger« noch nicht von Verkehrswegen umschlossen ...

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Foto: Sönke Rahn / Wikimedia Commons

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Der frühere Standort

... und errichtet wurde das Denkmal 1922 an der Längsseite der Kirche in einer kleinen Parkanlage, die den 1909 geschlossenen Friedhof vor der Kirche ersetzt hatte und die heute nur Rasenfläche ist. Am 4. Oktober 1916 war dort die Parkanlage als »Ehrenfriedhof« eingeweiht worden: »Geplant ist hier an dieser Stätte für all die Gefallenen unserer Gemeinde ein größeres Denkmal nach Beendigung des Krieges (aus dem Segeberger Kreis- und Tageblatt, 6. Oktober 1916). Die Parkanlage wurde von Carl Ernst Friedrich Stämmler (1839 - 1926), Kunst- und Handelsgärtner und Stadtrat angelegt. Von 1906 bis 1920 gehörte er der Kirchengemeinde Segeberg an.

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Auf diesem Luftbild von 1935 ist das Denkmal rechts unten zu sehen.


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Dieses Bild hat der Segeberger Fotograf Antonius Dellgrün (1888 - 1973) im Jahr 1932 gemacht. Dellgrün wurde am 12. März 1933 bei den Wahlen zum Segeberger Stadtparlament als NSDAP-Mitglied zum Stadtvertreter gewählt und blieb es bis Kriegsende

 

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Foto: Jörgen Sontag

Ein Foto aus den 50er-Jahren. Das Kriegerdenkmal steht noch auf der großen Rasenfläche vor der Kirche. Im Hintergrund sieht man das damalige Pastorat am Kirchplatz 7.

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Eine historische Postkarte

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Auf diesem Foto von 1927 kann man erkennen, dass die Frontseite des Denkmals ursprünglich anders gestaltet war. In der Schrifttype Leipzig Fraktur stand dort:

Unseren teuren Gefallenen
die Kirchengemeinde Segeberg

Darunter als Schmuckelement zwei gekreuzte Eichenzweige. Auch der Bibelvers Johannes 15.13 auf dem umlaufenden Spruchband war früher in der alten Schrift graviert und hatte vermutlich zwischen den Wörtern ein anderes Schmuckelement.

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Die Geschichte

Nach dem Ende des 1. Weltkriegs wollten die Segeberger den toten Soldaten ein Denkmal setzen. Von den 14 eingegangenen Entwürfen waren alleine drei von Heinrich Missfeldt: »Sterbender Krieger«, eine trauernde Frauengestalt (siehe Kriegerdenkmal in Bad Bramstedt) und eine Säule gekrönt wahlweise von einem Adler oder einem Eisernen Kreuz (siehe das ehemalige Kriegerdenkmal in Bokel, Kreis Pinneberg). Vom 2. bis 4. Mai 1922 waren die Entwürfe im Gewerbevereinshaus ausgestellt. Ende April 1922 traf sich der Denkmalsausschuss: »Zunächst war die Frage zu prüfen, ob die schlanke Säule, Obelisk oder Pyramide oder ob ein breites wuchtiges Denkmal vorzuziehen sei« (Segeberger Kreis- und Tageblatt). Wichtig war den Ausschussmitgliedern die Wirkung des zukünftigen Denkmals, die es nach allen Seiten entfalten sollte. Das Denkmal des schließlich an Hand eines Tonmodells des Bildhauers Heinrich Missfeldt erwählten »Sterbender Krieger« kostete 80 000 Mark. Um diese Summe aufbringen zu können wurde eifrig die Spendentrommel gerührt. Größere Summen kamen von ehemaligen Segebergern, die mittlerweile in den USA oder Dänemark lebten. Eugen Bornhöft aus Chicago zum Beispiel spendete 15 000 Mark. Auch der Segeberger Bankdirektor Heinrich Harck, Mitglied im Denkmalsausschuss, gab eine größere Summe. Am 14. November 1923 löste sich der Denkmalsausschuss auf.

Am 25. Oktober 1964 wurde das Denkmal dann an einen Platz nahe dem Turmeingang der Marienkirche umgesetzt, wo es auch heute noch steht. Die erste Gedenkfeier am neuen Platz fand anlässlich eines Treffens des Traditionsverbandes der ehemaligen 110 I.D. statt. Der Kommandeur des Panzergrenadierbatallions 182 Oberstleutnant Fahrenkamp übernahm durch Tagesbefehl die Patenschaft für das »Ehrenmal«.

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Die Einweihung

Am frühen Nachmittag des 26. November 1922, am Totensonntag, wurde das Denkmal eingeweiht. Zahlreiche Militärvereine, der Segeberger Kampfgenossenverein von 1870/71, Abordnungen von Sportvereinen und Schulen und die Mitglieder der Segeberger Liedertafel waren auf dem Marktplatz angetreten und marschierten in Reih und Glied unter Trommelwirbel und Glockengeläut von der Marienkirche zum geschmückten Denkmal.

»Nachdem der Sängerclub 1870/71 und die Liedertafel Segeberg das Lied ›Dem Andenken der Gefallenen‹ gesungen hatten, übergab der Vorsitzende des Segeberger Militärvereins und Schriftleiter Rudolph Jacoby das Denkmal der Stadt Segeberg, im Namen des Denkmalsausschußes, allen die zum Bau des Denkmals beigetragen, dem Künstler, Bildhauer Mißfeldt, Berlin, der zur Feier erschienen war, für das Werk den Dank des Ausschußes aussprach und die Jugend ermahnte sich die Gefallenen zum Vorbild zu nehmen, in ihrer Treue und Pflichterfüllung dem Vaterland gegenüber« (Segeberger Kreis- und Tageblatt vom 28. November 1922).

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Wir danken sehr herzlich Peter Sauer aus Bad Segeberg für die historischen Fotos und seine Recherchearbeit, aus der wir zitieren durften.

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Der Bildhauer Missfeldt

Heinrich Missfeldt wurde am 20. Dezember 1872 in Suchsdorf bei Kiel geboren und starb am 27. Oktober 1945 in Torgau.

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Seine Eltern waren der Ziegeleibesitzer Detlef Missfeldt und Elsabe Sinn. Nach einer Lehre als Holzbildhauer in Kiel ging er zum Studium nach Berlin. Viele Kriegerdenkmäler in Schleswig-Holstein wurden in seinem Berliner Atelier entworfen. Zum Beispiel das in Hörnerkirchen, Glückstadt, Bad Bramstedt, Bokel (zum Teil abgetragen), Garding, Husum, Kappeln und Kiel.

1936 entwarf er Reliefbilder vom Kopf Hermann Görings und Adolf Hitlers, 1937 wurden sie in der Lehrgießerei des Lautawerks der Vereinigte Aluminium-Werke AG hergestellt – Sandguss, Aluminium, poliert.


Ebenfalls dokumentiert sind auf dieser Website Missfeldts Kriegerdenkmäler in:

Schleswig-Holstein Kappeln
Schleswig-Holstein Bad Bramstedt

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I N H A L T

Das »Ehrenmal«
Der Sinnspruch
Volkstrauertag 2019
Aus der Geschichte
Der Dorfanger ...
Der 9. Stormarner Friedensstein
Theodor Körner
Das Eiserne Kreuz
Die Deutsche Eiche

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Bargfeld-Stegen, Kreis Stormarn

In der Mitte des Dorfangers

1922 wurde der hohe, schlanke Obelisk errichtet. Heute erinnert er an die toten Soldaten beider Weltkriege.

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Der Denkmalsplatz wird seit nunmehr hundert Jahren von Eichen umstanden, einige mussten in der Zwischenzeit ersetzt werden – wir sehen es am Umfang der Stämme. Je eine Eiche steht innerhalb des Platzes an beiden Seiten des Obelisken.

 

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Der sehr gepflegte ovale Sandplatz wird durch mit kleinen Granitsteinen gepflasterte Flächen und Linien aus »Katzenkopfsteinen« strukturiert.

 

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Der Eingang wird markiert durch Pfeiler und einen Trittstein am Boden.

 

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Der hohe Obelisk wurde mit Bruchsteinen aufgemauert, er hat helle Fugen. Oben aufgesetzt ist ein großes christliches Stahlkreuz. Unter der Widmungsplatte sind zwei Kranzhalter angebracht.

 

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Die großflächige Steinplatte verkündet unter einem konturierten Eisernen Kreuz die Botschaft der Denkmalsstifter:

1914 – 18

VERGISS, MEIN VOLK, DIE
TREUEN TOTEN NICHT

1939 – 45

Die dafür ausgewählte falunrote (ochsenblut) Farbe passt gut zu der in rot-grau changierenden Steinplatte. Mehr zu Theodor Körner und seinem hier zitierten Aufruf steht in den Kapiteln »Der Sinnspruch« und »Theodor Körner«.

Das Eiserne Kreuz, das militärische Ehrenzeichen, wurde den Soldaten posthum und kollektiv von den Denkmalsstiftern verliehen. Ihr Mut, ihre Vaterlandstreue und Tapferkeit hat sich durch ihren Soldatentod erwiesen. Eisernes Kreuz und Körnerspruch zeigen: Bei den »treuen Toten« geht es ausschließlich um Soldaten.

Im Kapitel »Aus der Geschichte« werden wir erfahren, dass der Körnerspruch in den 50er-Jahren zur Erweiterung der Denkmalsanlage nach dem 2. Weltkrieg ausgewählt wurde.

 

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Wir sehen hier die Anordnung der Namenssteine der toten Soldaten, sie nimmt die ovale Form des Platzes auf. Innen liegen, eingelassen in die Erde, die Steine der Soldaten des 1. Weltkriegs, aussen stehen die Steinplatten der Soldaten des 2. Weltkriegs.

 


Seitenwechsel: wir blicken auf den Eingang. Dort beginnt die Reihe der liegenden Namenssteine – für jeden toten 1.-Weltkriegssoldaten einer.


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Auf den stehenden Steinplatten zum 2. Weltkrieg werden Namen zusammengefasst.

 

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Die erste kurze Platte aus rötlichem Granit fällt aus dem Rahmen, hier sind nur zwei Namen verzeichnet, die sich auch nicht der sonst angewendeten alphabetischen Sortierung anschließen.

 

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Die verbleibenden 91 Namen sind mit Geburts- und Sterbetag versehen auf sieben gleich hohen Stelen mittig aufgelistet. Sie sind nach den ersten Buchstaben des Nachnamens alphabetisch geordnet. Die Platten sind im Bereich hinter dem Obelisken konzentriert. Vor jeder Stele liegt eine Platte als Spritzschutz.

 

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Auf zwei Stelen sind die 24 als vermisst gemeldeten Soldaten aufgeführt, in sich wieder alphabetisch geordnet.

 

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Noch ein Blick auf die Anordnung der Steine – die ganze Anlage ist saubergewaschen vom gerade niedergegangenen Regen.


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Die ohne erkennbare Ordnung verlegten 28 Namenssteine zum 1. Weltkrieg sind gespaltene Feldsteine, die je nach ihrer natürlichen Form beschriftet worden sind. Alle tragen oben ein Eisernes Kreuz als militärisches Symbol. Es folgen Vor- und Familiennamen, Geburts- und Sterbetag und Sterbeort. Rudolf Dabelstein ist am 24.8.1916 in Frankreich gef. (»gefallen«). Wäre der Stein breiter gewesen, hätte die »1916« noch in die zweite Zeile gepasst, hier musste jedoch kreativ gearbeitet werden.

 

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Nun zeigen sich die Unterschiede: Paul Gabriel ist am 28.1.1918 mit Totenkreuz gekennzeichnet in Breslau »gestorben« – wahrscheinlich im Lazarett, er ist nicht im Kampf »gefallen«.

Hartmut Häger schreibt in seinem Buch »Kriegstotengedenken in Hildesheim« (Gerstenberg 2006) zum Begriff »gefallen« auf Seite 60/61: »Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.« Auf Seite 22 ergänzt er: »Nicht auf ein ›Gefallenendenkmal‹ gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.«

In Bargfeld-Stegen bekommen auch »gestorbene« Soldaten einen Namensstein, aber »gefallen« sind sie nicht.

 

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Auch der Soldat Karl Regen ist nach Kriegsende am 9.9.1919 in Bargfeld »gestorben«.

Von den 28 toten Soldaten sind 19 in Frankreich »gefallen«.

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Der Sinnspruch

VERGISS, MEIN VOLK, DIE
TREUEN TOTEN NICHT

Die Inschrift erinnert an die Zeile eines Gedichts von Theodor Körner, die auf Kriegerdenkmälern – auch in der Variation »die teuren Toten« – zitiert wird. Körner war ein Dichter zur Zeit der Freiheitskriege. Nach seinem Kriegstod wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur für alle nachfolgenden Generationen. Das Gedicht beginnt mit: »Frisch auf, mein Volk!« und hier folgt die letzte Strophe:  

Der Himmel hilft, die Hölle muß uns weichen!
Drauf, wack'res Volk! Drauf! ruft die Freiheit, drauf!
Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen.
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen?
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf!
Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
In deiner Vorzeit heil'gem Siegerglanz:
Vergiß die treuen Toten nicht und schmücke
Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!

Theodor Körner: Leyer und Schwerdt. Berlin, 1814.



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Im »Das Deutsche Hausbuch« von Hermann Liese aus dem Jahr 1943 wird Körners Gedicht mit »Aufruf« betitelt. Die Doppelseite zum Monat September wird ergänzt mit einer martialischen Illustration und einem Zitat von Adolf Hitler:

»FÜR WAS WIR ZU KÄMPFEN HABEN
IST DIE SICHERUNG DES BESTEHENS
UND DER VERMEHRUNG UNSERER
RASSE UND UNSERES VOLKES.«


Siehe auch das Kapitel »Theodor Körner«

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Volkstrauertag 2019

Da ist der Kranz noch frisch. »Unsere Toten in stillem Gedenken« hat die Gemeinde Bargfeld-Stegen auf die Schleife in den Farben Schleswig-Holsteins schreiben lassen.

SH Bargfeld Stegen Kranz VTT2019 web


Ein Jahr später bekam das Denkmal noch eine andere Rolle zugewiesen: es war am 3. Advent der Startpunkt zum »Advents-Pilgerweg«. Die Gemeinde Bargfeld-Stegen beschreibt den Weg auf ihrer Website: »An 9 Stationen machen wir uns innerlich auf den Weg nach Bethlehem, von der ersten Vorahnung und Sehnsucht, über die Nachricht an Maria, bis zur Anbetung durch die Weisen aus dem Morgenland. Machen Sie sich allein oder als Haushalt auf diesen Weg und lassen Sie sich neu in die Geschichte mitnehmen.«

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Aus der Geschichte

Im Juli 1922 ist die Gedenkanlage für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs erbaut worden. Wir sehen auf der Postkarte aus dem Jahr 1926, wie sie damals aussah.

 

SH Bargfeld Stegen Postkarte webFoto: für die Dorfchronik von Bargfeld-Stegen z. Vfg. gestellt von Berta Gerckens

Eine quadratische, doppelwandige Bruchsteinmauer umschloss die Anlage. Man betrat den Platz durch eine zweiflügelige Pforte und stand dann vor einer bepflanzten Fläche, die von einem Sandweg umgeben war. Auf diesem Weg konnte man nun die »Front« der damals aufrechtstehenden Namenssteine abschreiten. Die Beete vor den Steinen könnten als »Scheingräber« angelegt worden sein, wir können es auf dem Foto nicht genau erkennen. Im 1. Weltkrieg starben mehr als 9 Millionen Soldaten. »Es war einer der ersten industrialisierten Kriege der Menschheit. Mit allen Mitteln versuchten die Beteiligten des Ersten Weltkriegs, sich gegenseitig zu töten. In kaum einem Krieg wurden so viele neue Waffen eingesetzt ...« schreibt die Faz am 31. Juli 2014 in ihrem Artikel »Die Industrie des Tötens«. Das hatte zur Folge, dass die allerwenigsten Soldaten ein Grab in Ihrer Heimatregion erhielten. Die Hinterbliebenen fanden dann Trost in einem grabähnlichen Aufbau »ihrer« Gedenkanlage. Wir kennen Beispiele aus den ersten Jahren nach Kriegsende, in späterer Zeit wurden die »Scheingräber« dann meist aufgehoben.

Wir sehen auf der Postkarte auch den Obelisken, der bis heute an der selben Stelle auf dem Dorfanger steht, gegenüber der Pforte in der Mitte der Rückwand. Wir erkennen die Form, das aufgesetzte Kreuz, den großen Stein mit der Botschaft der Denkmalsstifter, sogar das Eiserne Kreuz erkennen wir wieder ... nur die Inschrift unter den Jahreszahlen des 1. Weltkriegs ist eine andere, sie ist kürzer – aber leider ist sie für uns nicht zu entziffern. 

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Auf dieser späteren Postkarte ohne Datum sind die Eichen schon ordentlich gewachsen, ansonsten scheint sich nichts verändert zu haben.

Aus der Dorfchronik von Bargfeld-Stegen erfahren wir, dass die Denkmalsanlage in den 50er-Jahren umgestaltet wurde. Der Anlass wird der Wunsch gewesen sein, die Inschrift um die Jahreszahlen und die Anlage um die Namenssteine der toten Soldaten des 2. Weltkriegs zu erweitern.

Die umfangreiche Neugestaltung wurde nach einem Plan des Büros Bendfeld und Partner vorgenommen. Sie soll »den umlaufenden Bestand an alten Eichen wieder deutlicher hervortreten lassen«. Der Obelisk von 1922 wurde saniert, er ist nach dem Umbau von einem ovalen Platz umgeben, an dessen Innenkante die Namenssteine beider Kriege untergebracht werden: die Sammelnamenssteine des 2. Weltkriegs aussen stehend, die einzelnen kleinen Namenssteine des 1. Weltkriegs innenliegend eingelassen. Im Planentwurf steht: »Die Gedenkplatten sollen in die offene Bepflanzung untergebracht werden.« Darum ist der ganze Platz nun etwas tiefergelegt und von einer niedrigen Trockenmauer umgeben. Die halbkreisförmige Granitsteinpflasterfläche um den Obelisken und die »Zeilen von Granitgrosspflastersteinen« sind im damaligen Plan schon angegeben.

Wir müssen annehmen, dass der Sinnspruch des heutigen Denkmals von Theodor Körner in den 50er-Jahren ausgesucht wurde.

 

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Der Dorfanger ...

... ist ein Kulturdenkmal: so einen historisch gewachsenen Anger als Dorfmittelpunkt findet man nur noch selten.

In der Förderperiode 2009 bis 2014 hat sich darum die Aktivregion Alstertal mit 55.000 Euro an seiner Restaurierung beteiligt. Aus der Beschreibung des Projekts: »Bargfeld-Stegen hat sich um seinen Dorfanger herum entwickelt. Der historische Anger ist als weiträumige Grünfläche erhalten und steht unter Denkmalschutz. Prägend sind alter Baumbestand, Ehrenmal und Dorfteich. [...]

Maßnahmen Ehrenmal [u.a.]: Richten und reinigen der Namenssteine; Neugestaltung Wall und Bepflanzung; Ersatzbepflanzung für eine Eiche.«

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Eine weitere Besonderheit in Bargfeld-Stegen ist die diagonal über den Anger verlaufende Allee, die am Ende des 19. Jahrhunderts durch eine Konfirmandenspende angelegt werden konnte.

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Der 9. Stormarner Friedensstein

Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen am 1. September 2019 in Bad Oldesloe.

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In Bargfeld-Stegen wurde am 13. November 2022 am Boule-Feld am Rand des Dorfangers im Beisein von Bürgermeister Andreas Gerckens (im Foto links) der 9. Friedensstein im Kreis Stormarn vom Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine hergestellt.

Der Volkstrauertag beginnt mit dem Aufmarsch der Feuerwehr und der Ansprache von Pastor Andreas Wendt vor dem Ehrenmal.

Ansprache Pastor Wendt

 

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Dann ziehen Bürgermeister, Pastor, Feuerwehr mit der Künstlergruppe 9. November und weiteren Zuschauer:innen zum Bouleplatz, wo schon der rote Teppich zum Einsetzplatz ausgerollt ist.

Die Friedensbotschaften, die in der Gemeinde Bargfeld-Stegen gesammelt worden sind, werden verlesen und in den vergoldeten Hohlraum des Friedenssteins eingefügt.

Die Friedensbotschaften

 

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Nach der Ansprache von Ilse Siebel für die Gruppe 9. November ...

Ansprache Ilse Siebel

... wird der Friedensstein an seinem ausgewählten Platz eingesetzt.

 

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Weil die Friedensbotschaften nun im Friedenstein verborgen sind, wurde neben dem Stein eine Informationstafel mit QR-Code installiert, damit alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die in Bargfeld-Stegen inneliegenden Botschaften kennenlernen können.

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»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.

Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.

Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.

Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.

Website Gruppe 9. November – Friedenssteine


1918, 1938, 1989: Der 9. November gilt als »Schicksalstag« in der deutschen Geschichte. Er markiert den Beginn der ersten deutschen Republik, die Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und den Fall der Berliner Mauer. Jedes Jahr fallen an diesem Tag Feier- und Gedenkstunde zusammen.

Der 9. November auf bpb.de


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Theodor Körner

Carl Theodor Körner, geboren am 23. September 1791 in Dresden; im Gefecht gestorben am 26. August 1813 im Forst von Rosenow bei Gadebusch war ein deutscher Dichter und Dramatiker. Berühmt wurde er vor allem durch seine Lieder in den antinapoleonischen Befreiungskriegen. Nachdem er als »Sänger und Held« im Lützowschen Freikorps gefallen war, wurde er zur patriotischen Identifikationsfigur.

Körners teils stürmische, teils gefühlvolle Lyrik entsprach der ebenso romantischen wie vaterländisch kampfbereiten Gesinnung der Generationen in einem Deutschland, das auch nach den Befreiungskriegen noch lange Zeit in viele Einzelstaaten zersplittert war. Körners Sterben als Lützower Jäger erhob ihn zur vorbildhaften Gestalt. Die glaubwürdige Übereinstimmung von Dichtung und Leben empfahl seine Werke für die Lehrpläne erst des Deutschen Bundes, später des Deutschen Reichs. Körners Gedichte aus seinem Buch »Leyer und Schwert« wurden zum Vorbild für Kriegslyrik späterer Zeit.


Postkarte 1WK Theodor Koerner web


Dies ist eine von vielen Propagandapostkarten, die im 1. Weltkrieg gedruckt und verschickt wurden. Ein Soldat verliest vor dramatischer Kulisse das Gebet »Vater ich rufe Dich!« von Theodor Körner:

»Brüllend umwölkt mich der Kampf der Geschütze,
Sprühend umzucken mich rasselnde Blitze,
Lenker der Schlachten ich rufe Dich,
Vater, Du führe mich!

Vater, Du führe mich!
Führ mich zum Siege, führ mich zum Tode!
Herr, ich erkenne Deine Gebote;
Gott, ich erkenne Dich!

Gott, ich erkenne Dich!
So im herbstlichen Rauschen der Blätter, –
Als im Schlachtendonnerwetter, –
Urquell der Gnade erkenn’ ich Dich!
Vater, Du segne mich!

Vater, Du segne mich!
In Deine Hände befehl’ ich mein Leben!
Du kannst es nehmen, Du hast es gegeben!
Zum Leben, zum Sterben segne mich!
Vater, ich preise Dich!

Vater, ich preise Dich!
’s ist ja kein Kampf für die Güter der Erde. –
Das heiligste schützen wir mit dem Schwerte!
Drum fallend und singend preis’ ich Dich!
Gott, Dir ergeb’ ich mich!

Gott, Dir ergeb’ ich mich!
Wenn mich die Donner des Todes begrüßen,
Wenn meine Adern geöffnet fließen: –
Dir, mein Gott, Dir ergeb ich mich!
Vater ich rufe Dich!

 

Auch die Nationalsozialisten haben Theodor Körner für sich reklamiert. Das Gelände um die Grabstätte Körners und seiner Familie in Wöbbelin wurde 1938 aufwendig zur »nationalen Weihestätte« umgebaut und diente als Kulisse für Aufmärsche und Vereidigungszeremonien. Die Zeile »Das Volk steht auf, der Sturm bricht los« aus dem Gedicht »Männer und Buben« lieferte Joseph Goebbels die Textvorlage für die Phrase »Nun Volk, steh’ auf, und Sturm, brich los!«, das Finale der Sportpalastrede.

Nach 1945 wurde Theodor Körner in der BRD kritisch beleuchtet, in der DDR wurde er hingegen als patriotischer »Heldendichter« verehrt. Im 21. Jahrhundert werden ihm von Rechtsradikalen Verse unterschoben, die er nie geschrieben hat: »Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten, / vom Feinde bezahlt und dem Volke zum Spott. / Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, / dann richtet das Volk und es gnade euch Gott.« Dieser Spruch wird über das Internet verbreitet und u. a. bei Kundgebungen und Demonstrationen der Pegida eingesetzt. Am 23. September 2016 publizierte »Der Flügel«, eine von Björn Höcke geführte AfD-nahe Gruppierung, Körners Satz »Das Volk steht auf, der Sturm bricht los« fälschlicherweise mit dem obigen Spruch.

• Text nach Wikipedia, abgerufen am 28. November 2018

SH Hassendorf Koerner Fenster webFoto: Ulrich Witt, Friedland; 2005 / Wikimedia Commons

Glasfenster nach einem Gemälde von Rudolf Eichstaedt im Haus einer Göttinger Studentenverbindung: Theodor Körner, am 26. August 1813, eine Stunde vor dem Angriff auf einen französischen Tross, trägt seinen Kameraden das von ihm gedichtete »Schwertlied« vor. Bei dem folgenden Gefecht im Forst von Rosenow bei Gadebusch wurde Theodor Körner getötet.

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Das Eiserne Kreuz

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten.

Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet. Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.

Heute ist das Eiserne Kreuz das »nationale Erkennungszeichen der Bundeswehr‹.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

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... und ganz aktuell: Die Redaktion des Spiegel illustriert den Titel Nr.50 / 10.12.2022 zur Razzia bei »Reichsbürgern« und »Querdenkern«, denen vorgeworfen wird, einen Staatsstreich geplant zu haben, mit einem Eisernen Kreuz.

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

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Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll.«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia


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Die deutsche Eiche

Eichenlaub ist in der militärischen Symbolsprache ein Zeichen hoher Ehre. Darum findet man es oft auf Orden, z.B. auf dem Ritterkreuz in der Zeit des Nationalsozialismus. Wie kam es zu dieser Symbolkraft?


Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


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Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes.

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I N H A L T
Das Denkmal
Volkstrauertag
»Zur Ehre«
Die Geschichte
Pastor Peter Schütt
Der 8. Stormarner Friedensstein
Das Eiserne Kreuz
Findlinge
Die Deutsche Eiche

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Bargteheide, Kreis Stormarn

In einem kleinen Park am Marktplatz

Am 16. Oktober 1921 ist das Denkmal für die 104 toten Soldaten des 1. Weltkriegs eingeweiht worden. Am Volkstrauertag, den 13. November 1955, wurde das durch Bildhauer Harry Egler aus Bad Oldesloe nach dem 2. Weltkrieg neugestaltete Denkmal der Öffentlichkeit übergeben.


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Die kleine runde Denkmalsanlage blieb an ihrem früheren Standort. In den Lübecker Nachrichten steht am 16. Juli 1955 über die gewünschten Veränderungen: »Kernpunkt der Gesamtplanung – sowohl der Herrichtung des vorhandenen Steines auf dem Marktplatz als auch der gärtnerischen Gestaltung – war, daß sich das neue Ehrenmal in das Bild des Marktplatzes mit dem Neubau der Schule im Hintergrund anpassen soll.«

 

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Der spitze Findlingsstein vor der großen Eiche in dem mit Feldsteinen gemauerten Rund ist ein Kriegerdenkmal für toten Soldaten, das zeigt das Eiserne Kreuz, das militärische Ehrenzeichen, oben auf dem Stein.

 

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Die runde Ummauerung ist mit Erde für die Bepflanzung aufgefüllt, sie ist umgeben mit zwei Reihen »Katzenköpfe«, bearbeitete Granitsteine.

 

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Auf der geraden Frontseite des Findlings steht unter einem Eisernen Kreuz in Kontur die Widmung:

UNSEREN
TOTEN
ZUR EHRE

Eisernes Kreuz und Buchstaben sind aus Bronze. Mit diesem militärischen Ehrenzeichen ist klar, dass es sich bei den Toten um Soldaten handelt.

Das Denkmal sollte 1955 nach dem Willen des Umgestaltungsausschusses zeitlos gestaltet werden und daher keine Jahreszahlen der beiden Weltkriege tragen.

Drei Buchstaben sind in letzter Zeit erneuert worden.

 

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Das Eiserne Kreuz, das auf den Denkmälern toten Soldaten posthum für die durch den Kriegstod bewiesene Tapferkeit und Treue verliehen wird.

 

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Der gewaltige Stein und der Stamm der »Deutschen Eiche« von der Seite.

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Volkstrauertag

1959
»Um 10.55 Uhr werden Abordnungen des Reichsbundes, der Militärischen Kameradschaft, der Freiwilligen Feuerwehr, des Schützenvereins, des TSV, des DRK, des Gemischten Chores des LvD, des Doppelquartetts und des Heimkehrerverbandes vom Schützenhof im Schweigemarsch zum Ehrenmal ziehen« (Lübecker Nachrichten, 13.11.1959).

1963
»Seit Jahren wird am Ehrenmal nur ein Kranz niedergelegt und zwar von der Gemeinde im Namen aller Bürger« stellte Bürgermeister Carl Eduard Claußen fest »Auch in Zukunft werde ich es nicht dulden, daß unser Ehrenmal zu parteipolitischer Propaganda mißbraucht wird« (Lübecker Nachrichten, 2.2.1964).

Was war geschehen? Zum Volkstrauertag hatte auch die DFU (Deutsche Friedens-Union) einen Kranz am Denkmal niedergelegt, wahrscheinlich mit entsprechendem Text auf der Schleife. Nachdem er entfernt worden war, verteilte DFU-Vorstandsmitglied Carl Backhaus Protestflugblätter an die Haushalte von Bargteheide. Das nützte nichts, bis heute wird in Bargteheide ein Kranz niedergelegt.

Mehr zur DFU auf Wikipedia


»In stillem Gedenken« steht 2019 auf der Kranzschleife der Stadt Bargteheide.

 

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»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

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»Zur Ehre«

Keiner Ärztin im Krisengebiet, keinem Kriegsreporter, keinem zivilen Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft würde nach ihrem Tod ehrend gedacht. Die »Ehre« scheint dem Soldatentod vorbehalten zu sein. Auf Denkmälern wie diesem wird sie kollektiv erteilt, obwohl wir wissen, dass Soldaten auch Täter gewesen sein können. Hartmut Häger schreibt dazu in seinem Buch »Kriegstotengedenken in Hildesheim« auf Seite 33:

»Das verehrungswürdige Sujet verträgt keine Beschädigung, keine Beschmutzung [...] und ist damit jeder kritischen Betrachtung entzogen. Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die ›Wehrmachtsausstellung‹ über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«


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Die Geschichte

Am 16. Oktober 1921 ist das Denkmal für die 104 toten Soldaten im 1. Weltkrieg auf dem Marktplatz eingeweiht worden. Im ganzen Kirchspiel waren es 186. An der Feier beteiligten sich alle Kinder der Volksschule und laut Schulchronik auch etwa 2000 Bürger aus Bargteheide und Umgebung.

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Ein Bauernhaus, ein Sandweg als Straße – kaum zu glauben!
 

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Das Eiserne Kreuz war damals größer und aufälliger, es war weiß umrandet im runden Medaillon aus dem Stein herausgearbeitet worden. Darunter die Inschrift:

Unseren Gefallenen zur Ehre 1914 - 1918

 

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Am 13. November 1955: die Einweihung der Neugestaltung durch Bildhauer Harry Egler, so wie wir sie heute kennen. Bürgermeister Julius Gerken hält die Gedenkrede, Fahnenabordnungen der örtlichen Verbände und Vereine stehen neben ihm.


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Auf der noch unbepflanzten Erde im Rund werden Kränze niedergelegt. Rechts die Fahne eines Militärvereins mit der Aufschrift: »Gehorsam, Treue, Tapferkeit – des deutschen Kriegers Ehrenkleid«. Im Oval an der Fahnenstange steht noch ein weiteres »Ehrenkleid«: die »Vaterlandsliebe«.

Hinter den Hecken, in einiger Entfernung, beobachtet die Bevölkerung die Einweihung.

 

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Alle historischen Fotos (bearbeitet): Kreisarchiv Stormarn, lizenziert unter 4.0 >internationale Lizenz


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Pastor Peter Schütt

Am 8. Juni 1947 wird der ehemalige Propst von Altona, Peter Schütt, zum Nachfolger von Pastor Suck in Bargteheide bestimmt.

Peter Friedrich Wilhelm Schütt, geboren 1894 auf Fehmarn, war von 1931 bis 33 Pastor in Kiel und als solcher Mitglied bei den Deutschen Christen. Die Deutschen Christen (DC) waren eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, deren Mitglieder sich an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollten. Schütt war ausserdem Mitglied der SA und Gaureferent für die Deutschen Christen für Schule und Erziehung.

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Von 1933 bis 1946 war Peter Schütt Propst in Altona. 1946 beantragte er seine Entlassung, bevor sein Entnazifizierungsverfahren begann. Vermutlich mit Unterstützung seines Schwagers und Freundes Bischof Wilhelm Halfmann erhielt er eine Pfarrstelle in Bargteheide, wo die Entnazifizierungsverfahren schon abgeschlossen waren. So arbeitete er ab 1947 bis 1960 als Pastor in Bargteheide und war zugleich Landeskirchlicher Beauftragter für den Kindergottesdienst. Mit dieser Beauftragung war es möglich, ihm weiter sein Propstengehalt auszuzahlen. Öffentlich ließ er sich weiterhin als Propst ansprechen. Er hielt volkstümliche Predigten in Plattdeutsch und verfasste plattdeutsche Texte für Kirchenlieder, einige sind bis heute im »Plattdeutschen Gesangbuch« der Nordkirche enthalten.

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Die Todesanzeige Schütts im Kirchlichen Gesetz- und Verordnungsblatt von 1969.


Kapitel über Propst Schütt in »Fehlanzeige« von Stephan Linck

Propst Schütts Rücktrittsschreiben an Bischof Halfmann


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Der 8. Stormarner Friedensstein

Der »Stein des Anstoßes« war am 13. April 2019 die Aktion zum 130. Firmenjubiläum des Waffen- und Munitionherstellers Rheinmetall in Trittau. Die Friedenssteinsetzungen begannen am 1. September 2019 in Bad Oldeslohe. 

Auf den Stufen zum Alten Rathaus wurde am 8. Mai 2020 der 8. Friedensstein im Kreis Stormarn vom Bildhauer Axel Richter einbetoniert. Er hat die 55 Friedensteine hergestellt.

»Grenzsteine dienten ursprünglich dazu, geheiligte Friedensbereiche zu markieren. Unter der Standfläche der Stormarner Friedenssteine mit dem Schwanenmotiv ist jeweils ein goldener Hohlraum eingearbeitet, in dem Friedensbotschaften und Bezeugungen hinterlassen werden.

Die Steine sind als Vernetzungsprojekt gedacht. Mit dem Setzen der 55 Friedenssteine sollen die Stormarner Städte und Gemeinden zu einem friedensbezogenen Netzwerk zusammenwachsen.

Stormarner Bürger haben bereits zahlreiche Botschaften aufgeschrieben, die in den Gemeinden, welche bereits ihren Friedensstein gesetzt haben, einbetoniert sind.« So steht es auf der Website der Gruppe 9. November.

Die jeweiligen Botschaften, interessante Redebeiträge und Fotos über jede Friedenssteinsetzung können Sie auf der Website lesen.

Website Gruppe 9. November – Friedenssteine

 

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Die Friedensbotschaften werden in den goldenen Hohlraum des Steins eingelegt.

SH Bargteheide Friedensstein1 web

Ein Foto nach getaner Arbeit mit der großen Friedenstaube, die von Ort zu Ort mitwandert.


Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht hatte die anwesenden Teilnehmer vor dem Eingang zum Alten Rathaus begrüßt, anschließend wurden mehrere Ansprachen gehalten. Landrat Dr. Henning Görtz verlas seine Friedensbotschaften und fügte seine Gedanken zu den Ereignissen des 8. Mai 1945 bis heute an. Ilse M. Siebel sprach für die Gruppe 9. November und Pastor Tim Ströver hielt eine Ansprache für die Kirchengemeinde Bargteheide.

Ilse M. Siebel von der Gruppe 9. November

Pastor Tim Ströver


Bürgervorsteherin Cornelia Harmuth verlas einige der 75 Friedensbotschaften, die Bargteheider BürgerInnen aufgeschrieben hatten, auch Landrat Dr. Henning Görtz, der Kinderrat des Kinderschutzbundes, der TSV Bargteheide und die Partnerstädte Déville-lès-Rouen in Frankreich und Żmigród in Polen haben Friedensbotschaften verfasst:

Friedensbotschaften der Bargteheider BürgerInnen

Friedensbotschaften von Landrat Dr. Henning Görtz, dem Kinderrat des Kinderschutzbundes und des TSV Bargteheide

Friedensbotschaft der Partnerstadt aus Frankreich

Friedensbotschaft der Partnerstadt aus Polen


Die Botschaften im Bargteheider Friedensstein lauten zum Beispiel:

Aus dem Vergangenen lernen und so den Frieden bewahren. Keine Ausgrenzung – kein Krieg!

Ich wünsche der Stadt, dass sie weiterhin offen sich zeigt im Umgang mit Geflüchteten, dass sie tatkräftig entgegenwirkt dem rechtsgerichteten Gedankengut.

Keine Rüstungsproduktion, keine Drohnen, politische Friedensarbeit statt Waffen und Krieg.

Wer sich auf seine Werte besinnt, sich kennt, einander wertschätzt und voreinander Respekt hat, führt keine Kriege gegeneinander, sondern trägt zu einem friedlichen Miteinander bei.

... und weil die Friedensbotschaften nun verborgen sind, hat die Gruppe 9. November am 9. November 2022 an allen bisherigen Standorten neben den Steinen eine Informationstafel mit QR-Code installiert, entsprechend der Tafel auf dem Bild unten für Bargfeld-Stegen. So können alle zukünftigen Besucher:innen die Geschichte der Stormarner Friedenssteine und die Friedensbotschaften in »ihrem« Stein kennenlernen.

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Gleich ihren Vorbildern und Ahnen, den Hünengräbern aus der Kultur der germanischen Steinzeit, sind diese gewaltigen Gebilde ein Sinnbild der Urkraft und der feierlich weltentrückten stillen Ehrung. Mehr vielleicht als Worte es tun können, reden diese massigen Urformen zu uns von Ruhe, Erhabenheit, Selbstbewußtsein und stahlharter Kraft. Ihre Unbehauenheit ist wie der Frontsoldat selbst, hart und grobknochig und doch riesengroß, urhaft. Jeder für sich und in sich ruhend, hart und grobknochig, drohend und machtvoll, ein einziger Trotz und Wille.«

Karl von Seeger, Das Denkmal des Weltkriegs, Stuttgart 1930, S.28


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Die deutsche Eiche

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


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I N H A L T
Das Denkmal
Aus der Geschichte

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Bebensee, Kreis Segeberg

Eine gepflegte Anlage in der Dorfmitte

Das Kriegerdenkmal wurde kunstvoll aus Natursteinen gemauert und mit einer Metalltafel versehen. Es liegt an der Hauptstraße in der Nähe des Feuerwehr- und Gemeindehauses.


SH Bebensee gesamt


Inschrift:
Eisernes Kreuz mit Eichenlaub und Lorbeerzweig
1914-18 . 1939-45
Uns rief das Va / terland in seiner / Not. Wir zogen / aus zum frühen / Tod. Wir taten / unsere Pflicht. / Vergesst uns nicht!

SH Bebensee Stein

1955 wurde das Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege von Propst Jäger aus Bad Segeberg geweiht. Es werden keine Namen genannt.

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Aus der Geschichte


SH Bebensee 1959 web

• Foto aus dem Jahr 1959: Bäume und Büsche sind gewachsen, aber sonst hat sich nichts verändert.

 

... Traurig war die Rückkehr der Armee aus dem Feld. Um den am Weltkrieg teilgenommenen Soldaten den Dank des Dorfes darzubringen, veranstaltete der Lehrer am 11. Oktober 1919 ein »Kriegerfest«. Das ganze Dorf beteiligte sich an dem Fest, an dem Ansprachen gehalten, Lieder gesungen und Gedichte vorgetragen wurden. ... (Seite 116)

... 1933. Es wurde ein Antrag gestellt, zu Ehren der gefallenen Soldaten des ersten Weltkrieges ein Ehrenmal zu errichten, dazu einen Platz herzurichten, auf dem eine Eiche gesetzt werden konnte. Beiden Anträgen wurde entsprochen. Das Ehrenmal und die Eiche wurden auf dem Dreieck vor dem Hause Hugo Möller sen. gesetzt. Doch nach dem 2. Weltkrieg wurde die Gedenkstätte aufgehoben. ... (Seite 124)

... 1955 wurde im Rahmen einer besonderen Feierstunde das Ehrenmal der Gemeinde für die Toten beider Weltkriege von Propst Jäger, Bad Segeberg geweiht. ... (Seite 159)

• Zitiert aus: »Bebensee vor und während der Jahrtausendwende«. Eine Chronik von Horst Schumacher, 2005

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Das Denkmal
Die Inschriften
Findlinge

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Böklund,
Kreis Schleswig-Flensburg

Auf dem Friedhof der Böklunder Kirche

Vier Steinstufen führen vom Friedhof hinter der Kirche hinunter zum heutigen Denkmalsplatz. Der Findlingsstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs stand ursprünglich am Friedhofseingang. Nach 1945 wurde der Stein in den hinteren Friedhofsbereich verlegt und Anfang der 50er Jahre erweiterten die Gemeinden Böklund, Stolk und Süderfahrenstedt den neuen Platz um zwei Denkmäler für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs.

SH Boklund Treppe web

Auf dem vorne und hinten durch ein Steinmäuerchen bzw. eine Steinreihe abgerundeten Platz steht in der Mitte ein hohes Holzkreuz auf einem Natursteinfundament. Rechts davon wurde ein Findling für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs ebenfalls auf ein gemauertes Natursteinfundament gesetzt. Er erhielt unter einem eingravierten Eisernen Kreuz die Inschrift:
Ihren im Weltkriege 1939-1945 gebliebenen Söhnen
Die dankbare Heimat

Alle, die gefallen in Meer und Land, sind, Herr, gefallen in deine Hand.

SH Boklund Detlef Tauscher web

Der umgesetzte Findling trägt, ebenfalls unter einem Eisernen Kreuz, die Inschrift:
Ihren im Weltkriege 1914-1918 gebliebenen Söhnen
die dankbare Heimat

Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.

SH Boklund 1WK web

Auch in diesen gemauerten Sockel sind, wie in die beiden anderen, Metallplatten mit den Namen der toten Soldaten eingelassen, geordnet nach den Gemeindeteilen, in denen sie gewohnt hatten. 46 Namen für die Toten des 1., 154 Namen für die Toten des 2. Weltkriegs.

SH Boklund Kreuz web

SH Boklund Fuss web

Wir danken herzlich Herrn Pastor Detlef Tauscher, der diese Fotos nach dem Volkstrauertag 2014 aufgenommen hat.

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Die Inschriften

Die ersten beiden Zeilen dieses Gedichtes von Siegfried Goes sind in Böklund leicht variiert übernommen worden.

All, die gefallen in Meer und Land
sind gefallen in Deine Hand 

alle die kämpften auf weitem Feld
sind auf Deine Gnade gestellt

alle die weinen in dunkler Nacht
sind von Deiner Güte bewacht.

Gib uns Augen dass wir es sehn
wie Deine Hände mit uns gehn

Gib uns Herzen die Deine Gnad
gläubig ergreifen früh und spat

Gib uns das Leben durch Deinen Sohn
uns und den Toten vor Deinem Thron.

Siegfried Goes, der diese Anrufung Gottes erdacht hat, war ebenfalls Soldat im 2. Weltkrieg und ist getötet worden. Das Original ist auf dem Kriegerdenkmal in Grundhof zu lesen.

Denkmal Grundhof

 
Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde.

So spricht Jesus am Ende des Johannes-Evangeliums (15,13). Es ist ein Beispiel für die pseudo-biblische Legitimation des Soldatentods. Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären. 


Ihren im Weltkriege 1914-1918 (1939-1945) gebliebenen Söhnen die dankbare Heimat

Obwohl der Erste Weltkrieg so ungleich viel mehr Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, interpretierten die Stifter in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler den Kriegstod als verdienstvoll. Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, forderten die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus. Das anonyme Massensterben wurde ignoriert, stattdessen heroisierte man die Soldaten und stilisierte ihr Schicksal.

Mehrheitlich ehren die Denkmäler die getöteten deutschen Soldaten des 1. Weltkriegs als Helden, als Brüder, als Söhne und in der Steigerung als Heldensöhne, die ihr Leben gaben für einen höheren Zweck: Kaiser und Reich, Volk und Vaterland oder für die dankbare Heimat. Dadurch soll das Töten und das Getötetwerden auf den Schlachtfeldern in den vom Deutschen Reich angegriffenen Ländern gerechtfertigt werden.

Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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I N H A L T
• 
Das Denkmal kommentiert von Ulf Evers
Die Namenssteine
Die Geschichte
»Die Saat auf Hoffnung!«
Matthäus Evangelium 13, 3-8
»Für uns«
Gefallene
Harry Maasz
Ausstellung »Ort des Gedenkens«

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Bordesholm, Kreis Rendsburg-Eckernförde

Der Ehrenhain im Amtsmannpark an der Klosterkirche

Das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs wird beschrieben von unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter Ulf Evers:

 

Der Sämann

Nur wenige Schritte entfernt von dem Wanderweg rund um den Bordesholmer See steht  auf dem alten Kirchhof nahe bei der Klosterkirche ein Denkmal, mit dem das Kirchspiel Bordesholm »seine Gefallenen« des 1. Weltkrieges ehrt.

Den sich vom See aus nähernden Besucher_innen wird ...


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Saat auf Hoffnung!  ... zugerufen.

Die Nähe zur Kirche und dieser Zuruf lassen an das Gleichnis vom Sämann aus dem Matthäus-Evangelium [1] denken. Wer jetzt die Augen ein wenig zukneift und sich auf die im Hintergrund zu sehenden Feldsteine konzentriert, erkennt, dass diese beschriftet sind:


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Geordnet nach den zum ehemaligen Kirchspiel Bordesholm gehörenden Orten (Bordesholm, Hoffeld, Sören, Mühbrook, Grevenkrug, Schönbek, Negenharrie, Fiefharrie, Wattenbek und Schmalstede) sind auf den Feldsteinen die Namen der im 1. Weltkrieg ums Leben Gekommenen verzeichnet.

Sind die im Krieg elendig zugrunde gegangenen, von Bomben in Stücke gerissenen, an Giftgas erstickten Soldaten die Saat?

(Bei diesem Gedanken angekommen verwandeln sich die Feldsteine in die am Anfang schnurgerader Saatreihen aufgespießten Saattüten im Schrebergarten meiner Großeltern. Dicke Bohnen, Erbsen, Kopfsalat, Porree, Zwiebeln ...)

 
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Und da dies alles »Für uns!« geschehen ist, haben wir dann der gute, hundertfache Frucht bringende Boden zu sein?

Wer dieses Denkmal so liest kommt zwangsläufig zu der Frage, wer der Sämann war. Die Antwort gibt der Obelisk selbst, denn das in den Himmel ragende Eiserne Kreuz macht gleichzeitig die toten Soldaten zu Helden [2] und verweist auf den Stifter des Kreuzes: Kaiser Wilhelm II., der großzügig in den Samensack griff und mit weit schwingendem Arm die Saat verteilte.


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So verstanden handelt es sich um ein zutiefst antidemokratisches, gegen die Weimarer Republik gerichtetes Denkmal, denn ein demokratischer Staat kann kein hundertfache Frucht bringender Boden für den Sämann Wilhelm II. gewesen sein.


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So wie heute sieht die Anlage erst seit den 1950-er Jahren aus.


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Das Denkmal wurde kurz nach dem 1. Weltkrieg von der Kirchengemeinde in Auftrag gegeben. 1920 gestaltete der Lübecker Gartenarchitekt Harry Maasz den Klosterkirchhof neu [3]. Wie auf dem Foto [4] zu erkennen ist, wurde ursprünglich der Obelisk mit dem Eisernen Kreuz großräumig von einer niedrigen Feldsteinmauer umrandet.

Die Feldsteine mit den Namen der getöteten Soldaten bildeten Zinnen. So gestaltet nimmt die Anlage die Sicht des Deutschen Kaiserreichs auf die Ausgangslage des 1. Weltkriegs auf: Deutschland umgeben von Feinden, das gezwungen ist, sich durch einen Angriffskrieg zu verteidigen. [5] Gleichzeitig wird dieses Narrativ auf die Gegenwart [6] übertragen: der Obelisk mit dem Eisernen Kreuz symbolisiert die »Werte« des Kaiserreichs, die Mauer mit den Zinnen bildet den Schutzwall gegen die Weimarer Republik. Der ursprünglichen Konzeption nach waren die »Gefallenen« also gleichzeitig Schutz vor dem andrängenden Feind und Saat für eine bessere Zukunft. Eine sich gegenseitig verstärkende Aufforderung [7] an die Überlebenden, dem Opfer der »Kameraden« gerecht zu werden.

Durch den Abbruch der Feldsteinmauer in den 1950-er Jahren wurde die Gesamtkonzeption des »Ehrenmals« zwar entschärft, die Kernaussage jedoch beibehalten. Auch Mahnungen zum Frieden an Volkstrauertagen [8] verändern den die Konzeption der Anlage bestimmenden Gedanken nicht. Zumal das Kriegerdenkmal die restliche Zeit des Jahres unkommentiert bleibt.


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Nach dem 2. Weltkrieg bestand die Überlegung, die Anlage um eine Gedächtnishalle zu erweitern. Dieser Plan wurde aus Kostengründen aufgegeben [9]. Statt dessen befindet sich in unmittelbarer Nähe des Obelisken ein mit einem stilisierten Eisernen Kreuz versehener, »Unseren Toten« gewidmeter Quader.

Anmerkungen:
[1] Matthäus Evangelium 13, 3-8, 18-23, https://www.uibk.ac.at/theol/leseraum/bibel/mt13.html
[2] J.D.F. Rumpf, Der preußische Sekretär – Ein Handbuch zur Kenntnis der Preußischen Staatsverfassung und Staatsverwaltung, Berlin 1823, S. 50
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Maasz
[4] das Foto verdanke ich Nils Claussen, dem Kulturbeauftragten Bordesholms
[5] vgl. die Rede des Reichskanzlers von Bethmann Hollweg vom 4.8.1914 vor dem Reichstag; https://www.geschichtslehrerforum.de/html/kriegsbeginn1914.html
[6] Der Bordesholmer Landrat Adolf von Heintze-Weißenrode gehörte zu den Unterstützern des Kapp-Lüttwitz- Putsches, seinen sozialdemokratischen Nachfolger Zabel drängen örtliche rechtskonservative Kräfte aus dem Amt.
[7] die durch die verwendeten Ausrufungszeichen bei »Saat auf Hoffnung!« und »Für uns!« noch dringlicher gemacht wird
[8] https://www.kn-online.de/Lokales/Rendsburg/50-Gaeste-bei-Gedenkfeier-am-Volkstrauertag-in-Bordesholm
[9] Auskunft Nils Claussen

 

• Wir danken Ulf Evers sehr herzlich für seine ganz persönliche Kommentierung. Er hat die Denkmalsanlage auch fotografiert und uns alle Bilder zur Verfügung gestellt.

Auch das Denkmal in Langwedel hat Ulf Evers kommentiert

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Die Namenssteine

Alle natürlich geformten Steine tragen Vor- und Nachnamen der toten Soldaten des 1. Weltkriegs, mal einen, mal zwei Namen. Dienstgrade oder Lebensdaten werden nicht genannt.

SH Bordesholm 4Steine web


Die rechteckigen Steine heben sich ab in den Reihen. Sie nennen die Orte im damaligen Kirchspiel Bordesholm jeweils in einer Zeile. Hier ist es, ganz links, Schmalstede.

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In dieser Reihe lehnt der Ortsstein rechts vom dreieckigen Stein, Hoffeld steht darauf. Insgesamt werden in der Anlage 160 Namen von toten Soldaten aufgeführt.

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Die Geschichte

1920 stellte der Kirchenvorstand des Kirchspiels Bordesholm die Pläne für die »Ehrengedächtnisstätte« vor und bat – mit einigem moralischen Druck – um Mitarbeit und Spenden.

 

SH Bordesholm Schrift web


»... eines haben sie alle gemeinsam, die lieben Jungen und die tapferen Alten, die ferne von den Ihren im letzten langen Schlafe ausruhen von aller Not des Lebens: das große, stille Händefalten der Hinterbliebenen, das treue Gedenken über Grab und Raum hinaus! Und darum können sie ruhig draußen in der Fremde schlafen – die Heimat vergißt die teuren Toten nicht, mag auch zurzeit noch so viel Sturm und Wirrnis im deutschen Vaterlande sein ... Ein ungeheurer Strom lebendiger Liebe fließt immer noch hinaus in die unbekannte Ferne zu den toten Helden. Und die Not, in der unser armes, zertretenes Deutschland heute sitzt, hat uns erst ganz erkennen lassen, was die feldgrauen Männer für uns in unerhörten Flammenjahren leisteten. Für die fernen Toten aber neigen wir uns tief zur Erde, weil wir keine Worte wissen, mit denen wir uns ihnen nahen könnten ...«

Es wird nun beschrieben, wie die Männer des Kirchspiels Bordesholm, »die sich für die Schaffung einer würdigen Gedächtnisstätte zusammenfanden«, sich über die Möglichkeiten informieren, den Platz beraten und die Spendensammlung beginnen. Der Entwurf eines Kieler Architekten fand keine Zustimmung und so wurde der bekannte Lübecker Gartenarchitekt Harry Maasz um einen Entwurf gebeten.

 

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Harry Maasz kommentierte seinen Entwurf: »... In der Art, wie die Mauer bezüglich ihrer Höhe und ihrer räumlichen Ausdehnung zum Platz angeordnet ist, liegt die ganze Wirkung. Eine Treppe führt mit wenigen Stufen zum tiefer gelegenen Platz, welcher von der Mauer umfasst wird, und die davorliegende sanfte Rasenböschung wird für die Niederlegung von Kränzen und Blumen benutzt. Der Mittelpunkt des Platzes wird zur Aufstellung des Hochkreuzes benutzt. Ein schlichtes, aber wuchtiges Kreuz aus Sandstein oder Granit ...«.

Auf Einladung von Pastor Giese trat der Ausschuss zusammen und nahm den Entwurf einstimmig an. »Das ganze Kirchspiel muß nun nach Kräften helfen, daß die einzig=schöne Gedächtnisstätte für die Gefallenen zustande kommt. In anderen Gemeinden haben sie mit herrlicher Selbstlosigkeit die Fuhren und Steinbeschaffung usw. als Ehrensache unentgeltlich gemacht. Das werden wir in unserem Kirchspiel auch können. Es darf ferner erwartet werden, daß nunmehr auch die Gemeindeglieder, welche sich bisher noch nicht beteiligt haben, willig ihre Ehrengabe geben, und daß einige ihre schon geleisteten Gaben dem jetzigen Geldwerte entsprechend noch erhöhen. Der Ausschuß ruft dazu auf, daß alle Landleute u. Fuhrwerksbesitzer unentgeltlich die Fuhren leisten und die für die niedrige Steinmauer und die Gedenksteine erforderlichen Feldsteine liefern. Es war ein herzerquickendes Wort eines Landmannes, als Maaß diese Forderungen vorbrachte: ›Wenn sick een dorvun torsichtrecken wull, – ick wuß nich, was ick vun so een denken schull!‹.«


Zum Schluß noch eine undatierte Ansichtskarte von der nun fertig erbauten Denkmalsanlage:

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»Die saat auf Hoffnung!«

Deutschland 1918: Der Krieg war verloren, die Niederlage traf die Menschen unvorbereitet. Die Berichterstattung von der Front hatte einen bevorstehenden deutschen Sieg oder doch zumindest einen ehrenvollen Frieden suggeriert. Umso entsetzter waren die Reaktionen auf die als demütigend empfundenen Bestimmungen des Waffenstillstands und des Versailler Friedensvertrags.

Kaum verhohlene Aufforderungen wurden daraufhin auf die Kriegerdenkmäler geschrieben, die »im Felde unbesiegten« deutschen Soldaten zu rächen, sich für die Schmach des »Versailler Schandvertrags« zu revanchieren und erneut in einen neuen, dann siegreichen Krieg zu ziehen. Die Inschrift »Die Saat auf Hoffnung!« will nicht Trauer und Erschütterung unterstützen, sie nimmt die nächsten Generationen in die Pflicht, auch ihr Leben einzusetzen. Die Haltung, die hier weitergegeben wird, ist unangefochten von Zweifeln an Recht und Notwendigkeit von Krieg.


SH Bordesholm Saat web

So werden die Inschrift in Bordesholm und ähnliche Inschriften an anderen Kriegerdenkmälern 1921 auf einem Gutschein interpretiert, der den »Kriegerwitwen und Kriegerwaisen« Spendengeld einbringen sollte:

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Rückseite:

Hambuger Warte 1b web

Diese Gutscheine wurden vom Verlag der Wochenzeitung »Hamburger Warte« verkauft. Am 14. Dezember 1918 erschien die erste Ausgabe der »Hamburger Warte«, eine »politische Kampfschrift« gegen Marxismus und Judentum. Herausgeber war Friedrich Carl Holtz (1882 - 1939), ein deutscher, nationalistischer und antisemitischer politischer Schriftsteller und Verleger.

Holtz war zunächst als Beamter im hamburgischen Staatsdienst tätig, schied aber per 31. Dezember 1913 wegen des Vorwurfs der Unterschlagung aus. Nachdem er als Freiwilliger bereits 1900/1901 in Tientsin am Chinafeldzug teilgenommen hatte und kriegsuntauglich zurückgekehrt war, meldete er sich zu Beginn des 1. Weltkrieges erneut freiwillig an die Front. Ende 1918 kehrte er in seine Heimatstadt Hamburg zurück. In seiner Zeitung »Hamburger Warte« wandte er sich u.a. im März 1919 in einer Sonderausgabe mit einer Anklageschrift gegen den »Diktator Heinrich Laufenberg« als Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates. 1922 erfolgte auf der Grundlage des Republikschutzgesetzes wegen eines Hetzartikels zum Rathenau-Mord das Verbot der Hamburger Warte. Holtz wich daraufhin nach München aus und gab dort den »Fridericus« als neue zentrumsfeindliche, antipazifistische und antisemitische Wochenzeitung heraus. Daneben gründete er in Berlin »Die Fackel« als zweite »vaterländische Wochenschrift«. 1929 war er in Hamburg beteiligt an der Gründung der Gewerkschaft Deutsche Hilfe, »damit den Gewerkschaften der Roten die Spitze geboten werde«. Holtz blieb seiner deutschvölkischen und antisemitischen Tradition verbunden und begrüßte mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten das »neue Deutschland«.

nach Wikipedia, abgerufen am 15. 12. 2017

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Matthäus Evangelium 13, 3-8

Und er [Jesus] sprach lange zu ihnen in Form von Gleichnissen. Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.


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»Für uns«

»Fern im Osten gähnt ein Grab

Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab
da senkt man zu tausend die Toten hinab
für uns!

Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein
da liegen sie stumm in langen Reih’n
für uns

Und wo im Winde rauschet das Meer
da gaben sie freudig ihr Leben her
für uns

Sie opferten Zukunft und Jugendglück
sie kehren nie wieder zur Heimat zurück
für uns

Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut
sie gaben es hin mit heiligem Mut
für uns

Und wir? wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns«

Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch, Breslau 1916 , herausgegeben von Kreisschulinspektor Dr. J. Radtke. Bei einer Schulfeier für den im Osten gefallenen Lehrer eines Charlottenburger Gymnasiums wurde dieses Gedicht 1915 erstmals vorgetragen. Der Obertertianer Reinhold Samuelsohn hat es verfasst.


www.volksliederarchiv.de

 

SH Bordesholm Fuer uns web

• Die Inschrift mit Ausrufungszeichen auf dem Bordesholmer Denkmal. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.

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GefallenE

»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S.100

SH Bordesholm Gefallene web

 

»›Gefallenendenkmal‹ verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...] Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: ›im Felde gefallen‹ oder ›auf dem Felde der Ehre gefallen‹. Nicht auf ein ›Gefallenendenkmal‹ gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.22


»Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Ebd. S. 60/61

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Harry Maasz

Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck, war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler.

      

SH Harry Maasz web
Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo
                  

»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen.«

Aus dem Gartendenkmalpflegerischen Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, Planung 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

 

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Ausstellung:»Ort des Gedenkens«

»– der Friedhof im Norden der Klosterkirche im Wandel der Zeiten«, so heißt die Unterzeile auf dem Ausstellungsplakat. Anlässlich der Instandsetzung des »Alten Friedhofs« zeigt das Museum in der Heimatsammlung die Ausstellung vom 26. September bis 6. Dezember 2020, jeweils Sonnabend und Sonntag von 14-17 Uhr.

Das Plakat der Ausstellung wirbt mit einem leicht verfremdeten, frühen Foto des Kriegerdenkmals zum 1. Weltkrieg.

SH Bordesholm Plakat Ausstellung Ort des Gedenkens web


Für die Ausstellung ist ein Modell erstellt worden, um einen nicht verwirklichten Plan zu zeigen, mit dem die Anlage erweitert werden sollte:

SH Bordesholm Modell Ausstellung web


Rechts die dunkel eingefärbte Anlage zum 1. Weltkrieg, links dahinter eine angedachte »Ehrenhalle« für die toten Soldaten. In welcher Zeit die »Ehrenhalle« geplant worden ist, wissen wir nicht. Da ein solches Gebäude im Entwurf von Harry Maasz nicht vorgesehen war, könnte man vermuten, dass die »Ehrenhalle« in der Zeit des Nationalsozialismus errichtet werden sollte, als die Menschen auf den nächsten Krieg mit »zu ehrenden toten Helden« vorbereitet wurden.


Unser Kollege Ulf Evers hat die Ausstellung besucht und die Bilder fotografiert. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Botschaften der Kriegerdenkmäler auf dem kirchlichen Friedhof konnte er nicht erkennen. Vielleicht wird das nachgeholt, wenn 2021 die Restaurierung des 1. Weltkriegsdenkmal geplant und durchgeführt wird?


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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Bornhöved können Sie hier sehen: YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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I N H A L T
Das Denkmal
Konfirmanden-Projekt
Die Geschichte
Historische Postkarten
Das »Schwedendenkmal«
E. M. Arndt: »Der Gott der Eisen wachsen ließ...«
Das Eiserne Kreuz
Adler
Schlachten & Gefechte
Der Adolfplatz

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Bornhöved, Kreis Segeberg

Vor der Vicelinkirche St. Jacobi

Das trutzige Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege des Kirchspiels ist in der Form eines Pylonen, einem turmartigen Bau mit rechteckigem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden, errichtet worden.

SH Bornhoeved mit Kirche web


Am 27. November 1922 ist es eingeweiht worden. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Widmungsplatte auf der Frontseite ausgewechselt.

 

     SH Bornhoeved von unten web


Das imposante Denkmal steht am Ende des Hügels, auf gleicher Höhe mit der Kirche, auf dem alten Friedhof.

SH Bornhoeved Denkmal web


Massive, grob behauene Steine sind das Baumaterial. Eine Zwei-Stein-hohe, sechseckige Umrandung läßt Platz für Bepflanzung.

 

SH Bornhoeved hoch web


Gekrönt wird das Denkmal von einem dreidimensionalen Eisernen Kreuz aus Granit. Darunter wurde eine große Bronzeplatte im erhabenem Rahmen, an der oberen Kante als Dach gestaltet, mit dem Relief eines Soldatenprofils im Lorbeerkranz und der Widmung angebracht. Flankiert wird die Platte von zwei stilisierten Adlern im Profil.

SH Bornhoeved EK web


Graviert sind von oben nach unten: die preußische Königskrone, das »W« für Wilhelm II., der das militärische Ehrenzeichen 1914 in 3. Stiftung erneuerte und es durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu dem deutschen Orden machte. Das Eiserne Kreuz auf Kriegerdenkmälern wird den Soldaten posthum und kollektiv verliehen für die, nach Meinung der Denkmalsstifter, durch ihren Kriegstod erwiesene Treue und Tapferkeit, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.

SH Bornhoeved Kopf web


Der Soldat mit Stahlhelm und Kinnriemen ist mit entschlossenem Blick dargestellt, eher tatbereit und nicht als Kriegsverlierer. Das passt zu der damaligen Auffassung, die Soldaten seien »im Felde unbesiegt«, Feinde an der »Heimatfront« seien dem an sich siegreichen Heer in den Rücken gefallen und hätten die Niederlage herbeigeführt (»Dolchstoßlegende«). Dazu passt der runde Rahmen des Profilreliefs: ein Lorbeerkranz mit Assessoires. Oben Lorbeerfrüchte und unten ein Eisernes Kreuz.

»Der Lorbeerkranz und das Lorbeerlaub [...] war in Rom als kaiserliches Vorrecht zur Ehrung für siegreiche Feldzüge bekannt. Seit der Antike ist das Immergrün Sinnbild des Sieges und Ruhmes und der Unsterblichkeit ...«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 526

 

SH Bornhoeved Platte web


Darunter ist mittig in Frakturschrift die Widmung gesetzt:

Den Opfern
beider
Weltkriege

Bevor die Platte nach dem 2. Weltkrieg ausgewechselt wurde, hieß die Widmung:

160
tapfere Männer
der Kirchengemeinde
Bornhöved
erlitten im Weltkriege
den Heldentod

Ihnen sei Ehre
und inniger Dank

Zum entschlossenen Blick des Soldaten passt der grimmige Wächterblick der Adler.

SH Bornhoeved unten web


Die sechseckige Umrandung an der Rückseite des Denkmals.

SH Bornhoeved hinten web


Auf der Rückseite des Denkmals ist eine helle Steinplatte eingelassen. Für die Botschaft wurden in der tiefergelegten Innenfläche die Buchstaben herausgearbeitet und mit schwarzer Farbe hervorgehoben:

Der Gott der Eisen
wachsen ließ, der
wollte keine Knechte

 

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Das ist die erste Zeile eines Liedes von Ernst Moritz Arndt aus dem Jahr 1812 mit dem Titel »Freiheit«. Die Bornhöveder haben die von ihnen empfundene Wichtigkeit der Zeile noch mit einem Ausrufezeichen versehen.


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Das Konfirmanden-Projekt

Heft 63/2018 von »KU Praxis« für die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden behandelt das Thema »Hass ud Nächstenliebe«. Ein Projekttag fand in Bornhöved statt, als Schlussaktion wurde das »Kriegerehrenmal« temporär in ein »Denk-mal!« verwandelt.

»In letzter Konsequenz ist Hass ein Motor für Kriege und produziert Opfer. In Bornhöved sind wir in der Vorbereitung auf ein Kriegerehrenmal vor der Kirche gestoßen. Darauf steht vorn ›Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte‹ und in logischer Konsequenz auf der Rückseite ›den Opfern beider Weltkriege‹. Wir haben dagegengesetzt ›Der Gott, der Leben schuf, der wollte keine Opfer‹ und die Konfis angeregt, ›Friedensfahnen‹ zu gestalten, auf denen es um die Verwandlung von Hass geht. Mit diesen Fahnen wurde das Kriegerehrenmal (vorübergehend) in ein ›Denk-Mal!‹ verwandelt. Bei mehr Zeit kann an dieser Stelle – z.B. für den Volkstrauertag – vertiefend der historische Hintergrund des Liedes von Ernst Moritz Arndt und seine Wirkungsgeschichte aufgearbeitet werden. [...]

»Auch wenn dieses Ehrenmal nach dem Ersten Weltkrieg errichtet wurde und mit dem Zitat aus dem Vaterlandslied von Ernst Moritz Arndt (1812/13) an die Befreiung von Napoleon anknüpft, muss man heute die Theo-Logik dieses Spruches hinterfragen.«

Rainer Franke, Julika Koch, Projekt: Hassen und den Nächsten lieben

SH Bornhoeved Konfirmanden web
Foto: Rainer Franke


Darstellung des Projekts


Schon 1978 hatte es eine Aktion am Kriegerdenkmal gegeben: Der Direktor der Schule in Bornhöved, Charly Timmermann, war damals auch Leiter der Foto-AG. Er hatte seine Schüler ausgeschickt, ein markantes Motiv im Dorf zu fotografieren. Carsten Hahne hatte sich das Kriegerdenkmal vor der Kirche ausgesucht und um dem Motiv etwas Leben einzuhauchen, kletterte er per »Räuberleiter« seiner Schulkumpels hoch und nahm auf dem »Eisernen Kreuz« Platz. Ergebnis: eine Verwarnung wegen »Entehrung des Ehrenmals«.

        SH Bornhoeved 1978 Carsten Hahne web


Wir danken Carsten Hahne, MB-Trac-Schmiede Kiekbusch, für die Geschichte und das Foto.

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Die Geschichte

Im September 1919 beschlossen die Mitglieder der Kirchengemeinde bei der Kirche ein großes Denkmal für die 160 toten Soldaten des Weltkriegs im Kirchspiel Bornhöved zu errichten. Am 2. Januar 1921 beschloss der Krieger- und Militärverein »nunmehr mit Energie an die Errichtung des längst geplanten Ehrenmals für die gefallenen Krieger heranzugehen.« Auf der öffentlichen Volksversammlung, zwei Wochen später, wurde der Denkmalsausschuss gewählt: Pastor Schlüter als Vorsitzender und Frau Pastor Schlüter als Vorsitzende des Vaterländischen Frauenvereins, des Weiteren u.a.: der Amtsvorsteher, der Vorsitzende des Krieger- und Militärvereins, der Vorsitzende der Vaterlandspartei und der Vorsitzende des Flottenvereins.

Im Mai 1922 wurde das Angebot von Steinhauermeister Johannes Suhr für 56.000 Mark angenommen. In der Zwischenzeit waren schon 44.000 Mark an Spenden (1.000 Mark vom Zigarrenfabrikanten Blunk und eine größere Summe über Oberst von Cederström von den »Schwedischen Deutsch-Freunden«) eingesammelt worden. 1913 hatten die schwedischen Husaren an der Feier zur 100. Wiederkehr des Gefechts bei Bornhöved teilgenommen, im November 2014 schrieben sie nach Bornhöved: »Andere schwere Zeiten sind gekommen. Was wir in Schweden für das zielbewusste Deutschland fühlen, kann und darf jetzt nicht geschrieben werden; dass unsere Gedanken aber mit Teilnahme oft über das Baltische Meer zu Ihnen gehen, davon können Sie [...] überzeugt sein.«

Das Segeberger Kreis- und Tageblatt druckte am 28. einen Bericht über die Einweihung am 27. November 1922:

»Als sich nun alle Teilnehmer beim Denkmal aufgestellt hatten – die Fahnen der Kriegervereine unmittelbar am Denkmal – wurde gemeinsam das Lied gesungen: Wir treten zum Beten. Darauf hielt Amtsvorsteher Saggau die Begrüßungsrede, die Gemeinde sang dann: Ich hatt’ einen Kameraden und der gemischte Chor: Es zogen drei Krieger aus blutgem Gefecht. Nun hielt Pastor Schlüter die Weiherede, worauf der Chor sang: Wie sie so sanft ruh’n. [...] Drei Gewehrsalven ertönten [...] und mit dem gemeinsam gesungenen Liede: ›Deutschland, Deutschland über alles‹, endete die eindrucksvolle Feier.«

 

Die 700 Jahrfeier der Schlacht von Bornhöved wurde am 23. und 24. Juli 1927 gefeiert:

SH Bornhoeved 1927 Menschen Fahnen

 

Die Schlacht bei Bornhöved am 22. Juli 1227 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen dem Königreich Dänemark unter Waldemar II. und dem Grafen Adolf IV. (Schauenburg und Holstein) mit einer Koalition aus norddeutschen Landesherren und Städten.Die schwere Niederlage Waldemars II. bedeutete das Ende der dänischen Vormachtsstellung im Norden und ein Scheitern der großdänischen Kolonialpläne.

 

SH Bornhoeved Pastor Fahnen web


Der Bischof von Holstein D. Mordhorst und Pastor Schlüter von Bornhöved predigten beim Festgottesdienst.

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Historische Postkarten

Die Fotos aus den verschiedenen Zeiten zeigen: Nie war der Blick auf die Kirche so frei wie heute. Früher umgaben sie viele Bäume und Sträucher. Das Kriegerdenkmal hatte einen grünen Hintergrund, vor sich eine mal mehr, mal weniger gepflegte Parkanlage mit Sandweg.

 

SH Bornhoeved alt web

SH Bornhoeved www.amt bornhoeved 1927 web

 

     SH Bornhoeved 1940 web

 

SH Bornhoeved Karte 4er web

 

SH Bornhoeved Karte bunt web


Auf dem Foto oben sehen wir das Weltkriegsdenkmal und im Vordergrund das »Schwedendenkmal«. Hier wird der letzten aktiven kriegerischen Auseinandersetzung der Schweden bei Bornhöved gedacht.

 

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Das »Schwedendenkmal«

14 Schwadronen schwedischer Husaren aus Malmö und zwei der preußischen Schillhusaren haben sich am 7. Dezember 1813 in Bornhöved ein Gefecht mit einer auf Seiten Napoleons kämpfenden dänischen Einheit geliefert. Sie gilt als die letzte Schlacht mit schwedischer Beteiligung. Seither herrscht »Schwedischer Friede«.

Am 7. Dezember 1913 wurde das »Schwedendenkmal« am Rand des alten Friedhofs eingeweiht. Der Entwurf stammt vom Kieler Architekten Prinz, Vorstandsmitglied im Verein für Heimatschutz. Steinhauermeister Johannes Suhr realisierte den Entwurf, er hat dann später auch das Weltkriegsdenkmal an der Kirche gebaut.

SH Bornhoeved 1814 weit web


Das Denkmal kann man über zwei gegenüberliegende Treppen von der Kirchstraße aus betreten. Die kleine Anlage ist aus Bruchsteinen gemauert, eine gepflasterte Zwischenebene wird hinten von einer Mauer begrenzt, an den Seiten stehen Pfeiler mit einer je 900 Pfund schweren aufgesetzten Steinkugel.

     SH Bornhoeved 1814 ganz web


Ein hoher 3.500 kg schwerer Granitfindling steht auf einem zweistufigen Sockel in der Mitte des kleinen Denkmalsplatzes. Im August 1912 war Rittmeister C. R. Graf von Essen aus Schweden nach Bornhöved gekommen und hatte den Findling zusammen mit Gemeindevorsteher Hauschildt auf dem früheren Gefechtsfeld ausgesucht. Neben einer Geldspende haben sich die Schweden auch mit der Erstellung der Kupferplatte mit Inschrift am Findling beteiligt.

Am 25. Mai 1913 schrieb Baron Bror von Cederström, Oberst und Kommandeur des Königl. Schwedischen Husaren-Regiments »Kronprinz« (Nr.7), einen Brief »in gemeinsamer historischer Erinnerung« mit einer Geldsendung von 701 Mark, auch der schwedische Kronprinz hatte dazu beigetragen.

 

SH Bornhoeved 1814 Widmung web


Das ist die schwedische Platte: umgeben von einem kunstvollen, offenen Eichenlaubkranz mit verschränktem Schlussband steht dort in erhabenen Buchstaben:

DEN
AM BORNHÖVED
7. DEC. 1213 [die »2« ist spiegelverkehrt gesetzt]
GEFALLENEN
KAMERADEN
ZUM
GEDÄCHTNISS
7.DEC.1913

 

SH Bornhoeved 1814 Front web


An der Straßenseite ist vor dem Findling ein zweiteiliges Monument halb in die Wand eingelassen. Auf der überstehenden Decke liegen drei Metallkugeln – eine größere in der Mitte. Vielleicht echte Kanonenkugeln? Wir wissen es nicht.

 

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Darunter das Profil von Oberst von Cederström in Husarenuniform auf einer kreisrunden Kupferplakette.

 

SH Bornhoeved 1814 Schlacht web


Es folgt eine viereckige Gussplatte mit der Darstellung einer Schlachtszene – die Soldaten zu Pferde.

 

SH Bornhoeved 1814 Inschrift web


Im unteren Teil steht die Inschrift in fünf ausgeblockten Zeilen:

Zur Erinnerung an den Sieg des
schwedischen Husarenregiments
Kronprinz über dänische Truppen
am 7.Dezember 1813 im Gefecht bei
Bornhöved Errichtet am 7.Dez.1913

 

SH Bornhoeved 1814 seitlich web


Hier sieht man den gestalteten Sockel des Findlings: unten viereckige behauende Steine, darüber eine Reihe aufrechter Feldsteine.


Seit 200 Jahren herrscht »Schwedischer Friede«. In Malmö wird an jedem 7. Dezember der »Bornhöft-Tag« gefeiert. Zum 200. Jahrestag aber wird am namensgebenden Ort [Bornhöved] gefeiert. Dafür reisen die Schweden sogar mit Pferden an.

Bericht in Lübecker Nachrichten online (Bezahlschranke)

 

Die Einweihung wird am 7. Dezember 1913 mit großem Aufwand begangen: die Straßen sind festlich geschmückt, am Denkmal ist eine Holztribüne aufgebaut für die geladenen Gäste, die Kadetten aus Plön, der Jungdeutschlandbund etc. Um 13 Uhr trifft der Sonderzug mit den nicht berittenen schwedischen Offizieren und Mannschaften ein. Die berittenen schwedischen Husarenoffiziere, begleitet von den Wandsbeker Husaren (siehe Link am Ende dieses Kapitels), kommen um 14.45 Uhr an. Sie waren am 30. November mit dem Schiff in Lübeck angekommen und folgten dann dem Weg von 1813 bis Bornhöved. Dort reiten sie über eine Koppel Attacke und reihen sich danach in den Festzug ein, Oberst Baron von Cederström auf einem Apfelschimmel an der Spitze.

Nach dessen Rede, spricht Pastor Voß, der kurz vorher noch als Kriegsteilnehmer von 1870/71 nach Leipzig zur 100-Jahrfeier der Völkerschlacht gereist war. Es folgen der schwedische Regimentspfarrer und noch viele andere.


SH Bornhoeved Schwedendenkmal web


Ein frühes Foto: vom Monument zum 1. Weltkrieg ist noch nichts zu sehen. Die Girlande über dem »Schwedendenkmal« und die blendend weißen Steine könnten auf eine zeitliche Nähe zur Einweihung hinweisen.

 

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Postkarte aus späteren Jahren: Buschwerk ist gewachsen, der Fußweg ist gepflastert.

 
Unsere Dokumentation zu den Wandsbeker Husaren

Viele Informationen haben wir Norbert von der Steins Buch: »Kleiner Streifzug durch das alte Bornhöved« entnommen. Vielen Dank!


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E. M. Arndt: »Der Gott der Eisen wachsen ließ...«

»So lautet die erste Zeile eines Liedes, das im Verlaufe des 19. Jahrhunderts und bis ins 20. hinein ganze Generationen von Schulkindern auswendig gelernt und auch gesungen haben. In seinen ›Liedern für Teutsche‹ (1813) veröffentlichte Ernst Moritz Arndt (1769–1860) dieses ›Vaterlandslied‹ neben anderen patriotischen und kämpferischen Gesängen. Es war die Zeit der Erhebung progressiver und vaterländischer Kräfte gegen die napoleonische Fremdherrschaft.

Dieses Lied des umtriebigen Publizisten, Historikers und Lyrikers mit einem Hang zum Romantisieren ist aus der Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit zu verstehen, da sich durch die vernichtende Niederlage des korsischen Diktators vor Moskau 1812 auch völlig neue Perspektiven für die anderen geknechteten Völker abzeichneten. Es verbindet plebejischen Zorn und Erbitterung gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung mit einem todesverachtenden Glauben und geradezu religiös-verzückten Vertrauen in den Erfolg von Waffengewalt, die sich gegen die Tyrannei der französischen Besatzungsmacht richtet.

So verständlich die Attitüde des Aufbegehrens gegen eine ungerechte Fremdherrschaft in dieser Situation war, so gefährlich waren bestimmte Konsequenzen, die sich in Arndts Lebensgang, vor allem aber in der weiteren Wirkungsgeschichte dieses Liedes ablesen ließen. Auch er selber ist der Gefahr nicht entgangen, die darin lag, den Hass auf den Diktator gleitend in eine Verachtung ›des Franzosen‹ an sich übergehen zu lassen. Daraus konnte ein sich später weiter verfestigender anti-französischer Chauvinismus seinen Honig saugen und die westliche Nachbarnation schließlich zum ›Erbfeind‹ erklären. [...]

Nun konnte der Gott, der Eisen wachsen ließ, eine neue Todessaat in den Fabriken an Rhein und Ruhr heranwachsen sehen, die unvergleichlich größer war als das relativ bescheidene Waffenarsenal einhundert Jahre zuvor. [...]

... das Entstehen unzähliger Kriegerdenkmäler an die umgekommenen Soldaten des ›großen Krieges‹, auf denen das falsche Etikett vom ›Heldentod‹ angebracht wurde. Einer der Sprüche, die sich dafür eigneten, war – wie könnte es anders sein – Ernst Moritz Arndts erste Zeile seines Vaterlandsliedes.

Dass die Arndtsche Tradition auch später in der Nazizeit dankbar aufgegriffen wurde, zeigt eine Kriegerehrung, die sich der Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation AG im Jahre 1934 hat einfallen lassen: ein zwölf Meter hohes Schwert aus Stahl trägt eben diese stolze Inschrift, mit der Ernst Moritz Arndt sein berühmtes Lied beginnen ließ.«

Peter Franz auf www.rotfuchs.net

Den ganzen Beitrag können Sie hier lesen

 

Auch das Banner des »Thüringer Heimatschutz« zitiert Arndt
»Einflussreiche Führungspersonen, heute zumeist mit NPD-Zugehörigkeit, entstammen in Thüringen der freien Kameradschaftsszene und somit zumindest mittelbar dem ›Thüringer Heimatschutz‹. Das NSU-Mörder-Trio und die öffentlich und legal agierenden Personen der thüringischen extrem rechten Szene haben dieselbe neonazistische Sozialisation der 1990er Jahre, gehörten denselben Strukturen an.

Die extrem rechte Szene drückt bis heute gelegentlich ihre Verbundenheit zum ›Thüringer Heimatschutz‹ aus. So wurde das bekannte Banner des THS beispielsweise 2006 anlässlich einer Rudolf-Heß-Gedenkdemonstration mitgeführt. Im Jahr 2012, beim 10. sogenannten ›Rock für Deutschland‹ (RfD), einem seit 2003 in Gera stattfindenden RechtsRock-Open-Air wurde sogar ein neu hergestelltes Transparent als Bühnenhintergrund verwendet.«

Mehr Informationen von studlib

 

SH Bornhoeved Kahla Thueringentag web

SH Bornhoeved Kahla Thueringentag Detail web
Foto: Mobit e.V.

• Hier beim 12. »Thüringentag der nationalen Jugend« 2013 in Kahla

 

»Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte« oder wer liest heute Arndt?

Die Universität Greifswald, die von 1933 - 2018 Ernst Moritz Arndt-Universität hieß, hat nach langem Streit ihren Namen abgelegt. Auf ihrer Website können Sie einen Beitrag des Literaturwissenschaftlers Michael Gratz lesen. Seine These: Wo »Arndt« draufsteht, ist heute in den allermeisten Fällen schlimmstes neonazistisches »Gedankengut« drin.

Der komplette Beitrag und andere Fakten zum Namenstreit

Hier die Fakten zum Namensstreit als Broschüre

 

... und das Original: »Freiheit«

Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut, den Zorn der freien Rede,
daß er bestände bis aufs Blut, bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt, mit rechten Treuen halten
und nimmer im Tyrannensold die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Tand und Schande ficht, den hauen wir zu Scherben.
der soll im deutschen Lande nicht mit deutschen Männern erben.

O Deutschland, heilges Vaterland. O deutsche Lieb und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land; dir schwören wir aufs neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht! Der speise Krähn und Raben!
So ziehn wir aus zur Hermannsschlacht und wollen Rache haben.

Laßt brausen, was nur brausen kann, in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle, Mann für Mann, zum heil’gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan, und himmelan die Hände,
und rufet alle, Mann für Mann: »Die Knechtschaft hat ein Ende!«

Laßt wehen, was nur wehen kann, Standarten wehn und Fahnen!
Wir wollen heut uns, Mann für Mann, zum Heldentode mahnen.
Auf, fliege, stolzes Siegspanier, voran dem kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier den süßen Tod der Freien.

Ernst Moritz Arndt, 1812


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Massenhaft Propagandamaterial: Postkarte zum 1.Weltkrieg

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II. dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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     • Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche«, Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle

 

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Adler

»Der Adler ist als ›der mächtigste König im Luftrevier‹ (Anfang des ›Seeräuberlied‹, das zum Marschliederkanon der Wehrmacht gehörte), der König der Lüfte und wehrhafter Beschützer seines Horstes. In der griechischen Mythologie ist er ein Attribut des Gottes Zeus. Als heraldisches Symbol diente er von 1433 bis 1806 den Kaisern des heiligen römischen Reiches deutscher Nationen sowie deutschen Königen, Herzögen und Markgrafen als Wappenbild.«

• Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 137

»Als Hoheitszeichen des Deutschen Reiches und als Symbol für deutsche Macht und Stärke galt der Seeadler. Der Raubvogel konnte nach 1871 wachsam nach Westen spähen, oft aufreizend mit den Flügeln schlagen und/oder den geöffneten Schnabel drohend dem französischen Feind entgegenstrecken. [...]
Unmittelbar vor der Unterzeichnung des Versailler Vertrages stieß die ›Deutsche Tageszeitung‹ vom 26. Juni 1919 den Stoßseufzer aus, es möge ›vielleicht doch in nicht so ferner Zeit [...] – der Tag komm[en], an welchem das Deutsche Volk sich aus seinem tiefen Fall wieder erheben kann und der deutsche Adler von neuem den Flug zur Sonne unternimmt.‹ Dieser sehnsüchtige Wunsch wurde in die Gedenkwelt hineingetragen [Hamburg-Gross Borstel, Oktober 1922: ›Mit kräftigen Krallen steht er trotzig und lauernd auf seinem eisernen Grund, den scharfen Blick nach Westen gerichtet‹. Wasserkuppe/Rhön, 1923, Weiherede des Oberstleutnants a.D. Walter von Eberhardt: ›Und eigene Kraft wird es sein, die alle Fesseln, die Schmach und Schande, die Not und Elend uns angelegt haben, wieder sprengen wird. Nach Westen blickt der Adler. Er weist uns den Weg, den wir gehen müssen.‹ Auch dort die Kranzschleife des ›Bundes der Jagdflieger‹ am Tag der Einweihung: ›Adler, Du, halte die Wacht! Um uns ist Schande und Nacht. / Siehe, dort hinter dem Rhein / Schlummert der Brüder Gebein / Bis einst der Morgen erwacht. Adler, Du, halte die Wacht!‹]«

Loretana de Libero, Rache und Triumph, Krieg Gefühle und Gedenken in der Moderne, De Gruyter Oldenbourg, S.95f

 

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Schlachten & Gefechte

Bei Bornhöved fanden entscheidende Schlachten statt:

798 schlugen die mit Karl dem Großen verbündeten Abodriten die Sachsen auf einem Feld an dem Fluss Schwentine (slawisch: Sventana)

Schlacht auf dem Sventanafeld bei Wikipedia

1227 siegte eine Koalition aus Holsteinern, Lübeckern und Dithmarschern über König Waldemar von Dänemark

Schlacht bei Bornhöved (1227) bei Wikipedia

 

SH Bornhoeved Rehbein Chronik web2

Illustration aus Heinrich Rehbeins Handschrift »Lübecker Chronik«: Die Schlacht bei Bornhöved, 1227

 

1813 Gefecht bei Bornhöved: Kronprinz Bernadotte von Schweden strebte nach der Völkerschlacht danach, die dänischen Besitzungen in Schleswig-Holstein zu erobern. Die Truppen Bernadottes wurden durch russische Soldaten verstärkt. Es bildete sich eine Armee aus Alliierten, welche über Hamburg nach Oldesloe marschierte, wo es zum ersten Gefecht zwischen Alliierten und Dänen kam. Die Dänen zogen sich weiter zurück und es kam am 6. Dezember 1813 zu einem zweiten Gefecht bei Bornhöved, bei welchem beide Parteien herbe Verluste erlitten.

Vorgeschichte zur Schlacht bei Sehestedt

Zusammenfassung bei Wikipedia

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Der Adolfplatz

Von den fünf Denkmälern auf dem Adolfplatz stellen wir zwei vor.


SH Bornhoeved APlatz Schild web


Der Granitfindling mit der Marmorplatte trägt die Widmung:

Zur Erinnerung
an die
ERHEBUNG
SCHLESWIG-HOLSTEINS
am 24. März 1848
Errichtet
am 24. März 1898.

SH Bornhoeved APlatz 1898 web


Ganz oben im geschwungenen Schriftfeld hängt der militärische Orden dieser Zeit: ein Königlicher Kronen-Orden.

     SH Bornhoeved APlatz Doppeleiche web

Der Stein steht vor einer Doppeleiche, sie wurde 1898 als Symbol für die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins gepflanzt.

SH Doppeleichen Anzeige web

Anzeige des Gärtners Beck: »Zur Verherrlichung des Nationalgesanges«

An die Schleswig-Holsteinische Erhebung von 1848 erinnern die so genannten Doppeleichen, die in vielen Dörfern anlässlich des 50. Jahrestages am 24. März 1898 unter besonderen Feierlichkeiten gepflanzt wurden. Sie galten den schleswig-holsteinisch Gesinnten als Sinnbild für Freiheit und Unabhängigkeit von Dänemark sowie für die Einheit von Schleswig und Holstein. Deshalb findet man diese Art von Gedenkbäumen auch nur im nördlichsten Bundesland. Das Privileg von Ripen von 1460 und das Schlagwort »Up ewig ungedeelt« diente dabei den Schleswig-Holsteinern als Grundlage ihres Anspruchs. Die Idee der Doppeleiche kam erstmalig auf dem schleswig-holsteinischen Sängerfest 1844 in Schleswig auf, als das Schleswig-Holstein-Lied erstmalig gesungen wurde; hier heißt es in der 7. Strophe: »Teures Land, du Doppeleiche, unter einer Krone Dach, stehe fest und nimmer weiche, wie der Feind auch dräuen mag! Schleswig-Holstein, stammverwandt, wanke nicht, mein Vaterland!«.

Als Standort dieser Bäume wählte man besonders exponierte Plätze in der Dorfmitte oder in der Nähe von Schulen und Gaststätten. Es gab zwei Möglichkeiten, eine Doppeleiche zu schaffen: Entweder pflanzte man zwei Eichen in einem Pflanzloch so eng zusammen, dass aus einer Wurzel die Stämme wuchsen, oder man ordnete die beiden Eichen so an, dass diese aus zwei Pflanzstellen herauswuchsen und im Stammbereich zusammengeführt wurde.

Telse Stoy, Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V., 2014. »Doppeleichen in Schleswig-Holstein«, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-261830, abgerufen: 18. Februar 2019



Das zweite Denkmal ist wieder ein Gedenkstein vor einer Eiche: Diesmal ist es eine »Friedenseiche«, gepflanzt 1895, um an das Ende des Deutsch-Französischen Krieges zu erinnern. Der kleine gestaltete Granitstein auf einem gemauerten Bruchsteinsockel trägt die Inschrift:

FRIEDENS=
EICHE
Kampfgenossen
1870 = 71.
1. Sept. 1895

Nach dem Sieg forderte die Regierung im Deutschen Kaiserreich dazu auf, Friedenseichen zu pflanzen und zu pflegen, damit »dieses Sinnbild deutscher Kraft und deutscher Treue sich in aller Herrlichkeit entwickeln könne und künftigen Geschlechtern Gelegenheit geben würde, sich in seinem Schatten dankbar der Helden von 1870 und 1871 zu erinnern.«

Um noch eins draufzusetzen, stifteten die »Kampfgenossen« den Stein zum Sedantag 1895, der jedes Jahr am 2. September gefeiert wurde, um an die Kapitulation der französischen Armee nach der Schlacht bei Sedan zu erinnern. Frieden schaffen sieht anders aus.


SH Bornhoeved APlatz 70 71 web


»Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Trotzdem fand sich die französische Regierung erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt, der hohe Reparationen sowie die Abtretung Elsaß-Lothringens durch Frankreich vorsah.

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel ›Deutscher Kaiser‹ an, Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.«

Nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017


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I N H A L T
Das Denkmal
Heimat
Die Mauer
Aus der Geschichte
Die ev.-luth. Kirche im Nationalsozialismus
2020: Die bisher letzte Neugestaltung
»Wir für Euch«
Das Eiserne Kreuz
Findlinge

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Bosau, Kreis Ostholstein

Am Rand des Pastoratsgartens der St.-Petri-Kirche

Auf dem Weg zur Kirche kommt man unweigerlich an der kleinen, gepflegten Anlage vorbei.

SH Bosau 3Steine web

Drei Findlinge stehen parallel zum Weg: zwei zum Gedenken an die toten Soldaten beider Weltkriege, der Stein dazwischen gilt den Heimatvertriebenen der Gemeinde Bosau.
 

SH Bosau Stein Wir web

Der älteste Stein trägt, umgeben von eingemeißelten Girlanden und Mustern, die Inschrift:

1914 • 1918
(Eisernes Kreuz)
WIR FÜR EUCH

Der Entwurf stammt von Zimmermeister Ernst Struve.

 

SH Bosau rechts web2       

Die Inschrift des Steins für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs lautet:

1939 • 1945
(Eisernes Kreuz)
JESUS FÜR UNS

Die Inschriften auf den beiden Steinen sind im Aufbau gleich gestaltet, die Formulierungen entsprechen sich. Das ist kein Zufall. Der Kriegstod der Soldaten (Wir für Euch) wird gleichgesetzt mit dem Kreuzestod Christi (Jesus für uns), als Opfertod für die Menschheit. Die Soldaten haben sich ebenfalls »für uns« geopfert, ihr Tod wird mit dieser Analogie gerechtfertigt.

Diesen Gedanken findet man oft auf Kriegerdenkmälern, meistens sind sie von Kirchengemeinden auf Kirchenland oder auf Friedhöfen aufgestellt worden. Dem Kriegstod soll ein Sinn gegeben werden.
Die Gleichsetzung ist als Trost für die Angehörigen der getöteten Soldaten gedacht, ist aber nie mit einer kriegskritischen Haltung verbunden.

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Heimat

Damit sind hier offenbar die Gebiete gemeint, aus denen Deutsche 1945 fliehen mussten.

SH Bosau Heimat web2       

Der große, hohe Stein der Heimatvertriebenen steht zwischen den Findlingen zu den beiden Weltkriegen. Die Inschrift lautet:

Heimat
Niemals vergessen
Niemals verzichten
du bleibst deutsch
Die Heimatvertriebenen der Gem. Bosau
1952

Es geht hier nicht nur um das Gedenken der Vertriebenen und Flüchtlinge an ihre verlorene Heimat, sondern auch um den Anspruch, diese Gebiete wieder zu erhalten.

Doch je mehr sich die »Vertriebenen« über die Jahre in die westdeutsche Gesellschaft integrierten, umso fragwürdiger wurde dieser formelhaft wiederholte Anspruch auf die verlorene Heimat jenseits von Oder und Neiße. »Wir wollen ein Volk der guten Nachbarn sein und werden; im Innern und nach außen«, sagte Willy Brandt in seiner Regierungserklärung vom Oktober 1969. Ein gutes Jahr später, im Dezember 1970, besuchte der Kanzler Polen, um den Warschauer Vertrag zu unterzeichnen, mit dem die Bundesrepublik die Oder-Neiße-Linie als Westgrenze Polens anerkannte.


Die Bundeszentrale für politische Bildung hat einen ausführlichen Vortrag von Dr. Bernd Faulenbach über die Problematik des »Verlorene-Heimat-Gedenkens« online gestellt: »In welches Verhältnis werden die NS-Politik und die NS-Verbrechen auf der einen Seite sowie die Vertreibung und die Vertreibungsverbrechen auf der anderen Seite im deutschen kollektiven Bewusstsein - in seiner öffentlichen wie in seiner geschichtswissenschaftlichen Dimension - gebracht?«

Vortrag von Prof. Dr. Bernd Faulenbach


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Die Mauer

Links neben den drei Findlingen steht eine Mauer aus kleineren runden Granitfeldsteinen. Fünf Schrifttafeln sind dort eingelassen: drei dunklere mit Inschriften und zwei helle Namenstafeln.

SH Bosau St Mauer web

Die drei dunklen Tafeln für die toten Soldaten beider Weltkriege haben von links nach rechts die Inschriften:

1914 - 1918

Unseren lieben
Gefallenen

1939 - 1945


SH Bosau Unseren lieben Gefallenen web

»Das sind natürlich Erinnerungen an Menschen, die man lieb hat. [...] Da fällt es schwer zuzugestehen, dass jemand, um den man trauert, einerseits Opfer war – auf jeden Fall Opfer – und auf der anderen Seite auch Teil eines verbrecherischen Regimes war, ob er nun wollte oder nicht. Aber es ist eine Frage der historischen Ehrlichkeit, dass wir uns solchen Fragen stellen.«

Wolfgang Froese, Stadtarchivar von Gernsbach, Badische Neueste Nachrichten 4.10.2019

»Auch wenn sie an einem Kriegsverbrechen beteiligt waren, halte ich die meisten Soldaten nicht für Verbrecher. Der Vater meiner Frau wurde als einfacher Soldat am 25. Dezember 1942 in der ›Schlacht um Stalingrad‹ getötet. Er war nie stolz darauf gewesen, in der Wehrmacht zu dienen. Und er wollte gewiss kein Held sein. Ob er, wie leider viel zu wenig andere, nach Kriegsende zu der Erkenntnis gekommen wäre, dass er einem verbrecherischen deutschen Größenwahn gedient und dafür auch sein eigenes Leben eingesetzt hatte, weiß ich nicht. Für diesen Mann gibt es keine Grabstätte, nicht einmal auf einem Soldatenfriedhof. Es gab nur die Mitteilung des Vorgesetzten: ›Möge die Gewissheit, dass ihr Gatte sein Leben für die Größe und den Bestand von Volk, Führer und Reich hingegeben hat, Ihnen ein Trost sein‹. Eine trostlose Verhöhnung.«

Pastor i.R. Ulrich Hentschel, ehemaliger Studienleiter für Erinnerungskultur der Ev. Akademie der Nordkirche zum Volkstrauertag 2019

Die zwei hellen Tafeln tragen Namen und Sterbetage von 19 toten Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Sie gehörten zusammen mit dem Findling zum 1. Weltkrieg zu einer früheren Version der Denkmalsanlage. Die damals drei Tafeln hatte der Bildhauer Martin Walter aus Segeberg gefertigt. Die dritte, wahrscheinlich die Widmungstafel, ist verschollen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei dieser Denkmalsanlage am Pastoratsgarten in Bosau ausschließlich um die Toten der Heimat geht. Ausschließlich geht es um die eigenen toten Soldaten, es gibt keine kritische Reflektion über die Kriegsursachen und die deutsche Schuld, die Opfer des Nationalsozialismus werden nicht benannt.

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Aus der Geschichte

Die Vaterstädtischen Blätter aus Lübeck berichten am 23. April 1922:

»Ostern 1921 stürzte der Felsturm der Bosauer Kirche ein; Vizelin baute 1152 einen runden Turm aus unbehauenden Findlingen. Die Wände waren 2,10 Meter dick und verjüngten sich nach oben wie der ganze Turm, so daß die ungeheure Last trotz des rollenden Materials der rundlichen Findlinge sich selber hielt und trug. Im 30jährigen Krieg zerschossen die Wallensteiner die Kirche und den Turm. Aus irgend einem Grunde baute man nun über den runden Turmresten einen viereckigen aus demselben Material. Nun fehlte der konzentrische Druck des runden, sich verjüngenden Gemäuers und der Turm mußte über kurz oder lang nach außen fallen, besonders an den freistehenden Ecken. Das drohte schon vor dem Krieg zu kommen. Vorbeugend vergab der Kirchenrat 1914 die Reparatur des Turmes für 5000 M. Da kam der Krieg und die Arbeit unterblieb. Nun hoffte die Gemeinde, das alte Gemäuer sollte noch diese teure Nachkriegszeit überstehen. Es fiel jedoch. In den Wochen nach Ostern soll nun der fast ganz neue Turm eingeweiht werden. Die Gemeinde ist froh, die Arbeit für 145.000 M im letzten Jahr getan zu haben, denn in diesem Jahre wäre ihre Kraft noch mehr in Anspruch genommen worden. Die Form des Turmes ist die alte viereckige geblieben. Doch sind statt der unbehauenen Findlinge behauene genommen. Auch der alte bisher vermauerte Rest der Vizelinschen Wendeltreppe ist freigelegt und das ursprüngliche, halb außer der Mauer stehende Treppenhaus zur Wendeltreppe wieder aufgeführt worden.

Die ganze Arbeit ist vom Gemeindekirchenrat unter dem Gesichtspunkt angefaßt worden: ›Wir können und wollen wahren, was die Alten bauten.‹ So hat er großzügig 120.000 M der Bausumme in einer Extraumlage gehoben und ohne Schwierigkeiten hat die Gemeinde bereitwilligst diese Last auf sich genommen. Der Rest von 25.000 M ist gedeckt worden durch die Einnahme aus verkauftem Notgeld der Kirchengemeinde.«

SH Bosau Notgeld web2

 

Notgeld ist ein aus einer Mangelsituation entstandener Geldersatz, der fehlende gesetzliche Zahlungsmittel ersetzt und von Staaten, Gemeinden oder privaten Unternehmen herausgegeben wird. Bei Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 wurde z. B. das Kleingeld knapp, weil Münzen als kriegswichtiges Material eingezogen wurde. Dieses Notgeld hatte keine Rechtsgrundlage, wurde aber geduldet.

Mehr über Notgeld im Historischen Lexikon Bayerns

 

SH Bosau Ehrenmal Kirche SW web


Der Gedenkstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs mit der Inschrift: WIR FÜR EUCH, stand ursprünglich am Fuß des Turms der St.-Petri-Kirche. Wie wir auf dem historischen Foto sehen, steht er vor einer Wand aus behauenen Steinen. Er ist also vermutlich nach dem Wiederausbau des Turms dort aufgestellt worden.


Die Bosauer Walter Lohse und Helmuth Heinrich haben ihre Erinnerung an die Zeit zwischen 1924 und 1933 aufgeschrieben:

»Nach Beendigung der Inflationszeit, im Jahre 1924, regte sich auch in Bosau der Wunsch, unseren in Feindesland gefallenen Kameraden ein bleibendes Ehrenmal zu setzen. Wohl wurde schon zum Gedenken der Gefallenen der Gemeinde ein mächtiger Felsblock am Turm der Kirche aufgestellt, auch wurde im Inneren der Kirche nach Entfernung der kleinen Empore eine große Tafel mit sämtlichen Namen der Gefallenen der Bosauer Kirchengemeinde eingeweiht.

Nun sollte auch im Dorfe selbst noch ein Mahnmal erbaut werden. Einige Jahre vergingen, es fehlte an Mitteln und an einem passenden Platz. Als 1928 wiederum eine Dorfschaftsversammlung einberufen wurde, legte der Bauernvogt Meier eine Skizze vor, auf der die kleine vorstehende Südecke des Pastoratsgartens als Platz für das Ehrenmal vorgeschlagen wurde. Dieser Vorschlag fand allgemeine Zustimmung.

Der fragliche Platz wurde von der Kirche auf 99 Jahre gepachtet und nun begannen die Arbeiten, die von einem Ausschuss geleitet wurden.

Dem Maurer Petersen wurden die Ausführungsarbeiten übertragen. Im ersten Bauabschnitt 1932 wurde die Umfassungsmauer nebst Pfeiler und Holzstaket errichtet.

Im zweiten Sommer 1933 begann der Bau des Ehrenmals. Die Bauern fuhren mächtige Findlinge heran, die von dem Arbeiter Ruge gespalten wurden.

Der Entwurf des Ehrenmals stammt von Zimmermeister Ernst Struve. Der Platz wurde von Rentner Heinrich Lohse vorgeschlagen. Die 3 Sandsteintafeln mit Namen lieferte Martin Walter, Bildhauer in Segeberg. Das Holzstaket lieferte E. Struve, gestrichen wurde es von Malermeister Paul Sievert, die Kassenverwaltung hatte Lehrer a.D. Heinrich Lohse.

Die Bepflanzung nahm Gärtner Heinrich Tardel vor. Viele Arbeiten wurden ehrenamtlich ausgeführt.«


Von diesem »Ehrenmal« haben wir kein Foto, wir vermuten aber, dass die beiden hellen Namenstafeln an der heutigen Mauer dazu gehörten.


Anfang der 50er Jahre sollte ein Stein für die toten Soldaten des 2. Weltkriegs das Gedenken ergänzen. Die alte Gedenkstätte wurde umgestaltet: zusammen mit dem älteren Stein und einem hohen Kreuz in der Mitte. Der halbrunde, höher gelegte Platz konnte über zwei Stufen erreicht werden. Mit Plattenweg und Mäuerchen aus Feldsteinen sah die Anlage dann so aus:

SH Bosau 50er Jahre web

 

1952 wurde ein dritter Gedenkstein aufgestellt. Wo er bis 1967 stand, wissen wir nicht. Die Inschrift lautet: »Heimat / Niemals vergessen / Niemals verzichten / du bleibst deutsch / Die Heimatvertriebenen der Gem. Bosau / 1952«.

1952 war Otto Obereigner Pastor in Bosau, insgesamt war er es von 1944 bis 1957. Er war ab 1. Juli 1933 bis 1944 Generalsuperintendent (=Bischof) für das Memelland gewesen. Die Eutiner Landeskirche hatte ab 1944 die höchste Zahl an Flüchtlingen, darum schuf man hier schon 1946 zwölf neue Pastorenstellen, die auch mit Flüchtlingspastoren besetzt wurden. Mit Otto Obereigner ist der ranghöchste Pastor übernommen worden. Er behielt seinen Titel »Generalsuperintendent«, war Mitglied der Landessynode und des Entnazifizierungsausschusses. In letzgenannter Funktion hatte er auch mit seinem Vorgesetzten Landespropst Wilhelm Kieckbusch zu tun. Der hatte wahrheitswidrig gegenüber den Briten behauptet, es habe in Eutin keine Deutschen Christen gegeben (mehr zu den DC im nächsten Kapitel). Kieckbusch bemühte sich daraufhin Einfluss auf den 1946 gebildeten Entnazifizierungsausschuss des Kreises zu nehmen. So schrieb Kieckbusch am 11.5.1948 an Otto Obereigner: »[...] möchte ich mich Ihnen, wenn es nötig sein wird, zur Beratung über die infrage kommenden Persönlichkeiten zur Verfügung stellen. Vielleicht kann man dann doch hier und da mal helfen.« 

Was müssen wir über die Heimat von Generalsuperintendent Obereigner wissen?

Das Memelland wurde nach dem verlorenen 1. Weltkrieg im Versailler Vertrag von 1919 ohne Volksabstimmung an die alliierten Mächte abgetreten. 1923 zog sich die französische Besatzungstruppe zurück. Die anschließende Annexion des Memellands durch Litauen erkannte der Völkerbund 1924 in der Memelkonvention an.

Mehr dazu auf LeMO

Am 22. März 1939, eine Woche nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Prag, schloss die litauische Regierung nach einem deutschen Ultimatum einen Übergabevertrag (Deutsch-litauischer Staatsvertrag). Im Oktober 1944 evakuierte Deutschland die gesamte Bevölkerung über die Memel. Kurz darauf marschierte die Rote Armee ein. Das Memelland wurde Teil der Litauischen Sozialistischen Sowjetrepublik.

Mehr dazu auf Wikipedia

Es bleibt festzustellen, dass das Memelland nach der Völkerbundkonvention 1924 zu Litauen gehörte und nur während des Krieges von Nazideutschland besetzt worden war. Die Inschrift auf dem neuen Stein »Heimat / Niemals vergessen / Niemals verzichten / du bleibst deutsch« dürfte sich eigentlich nicht auf das Memelland beziehen und ist vielleicht deshalb in Bosau unkonkret formuliert worden. Oft wird auf »Vertriebenendenkmälern« mit Namen, Wappen und Landkarten auf verlorene Gebiete hingewiesen, hier nicht.


Weiter mit der Denkmalssituation in Bosau: Im März 1967
fertigt das Gartenarchitekturbüro Maasz-Fenne Pläne und Skizzen an für eine Neuinszenierung der Denkmalsteine. Zu dieser Zeit führen Liddy Maasz, die Witwe des bekannten Gartenbauarchitekten Harry Maasz, der allein in Schleswig-Holstein über 40 Ehrenhaine und Gedenkstätten gestaltet hat und Wilhelm Fenne, Harry Maasz’ langjähriger Mitarbeiter und Liddys zweiter Ehemann, das Gartenarchitekturbüro.

Diverse Vorschläge für eine neue Gedenkanlage


SH Bosau Ehrenmal Skizze web


Diese Skizze kommt der später realisierten Anlage am nächsten. Der Stein der Heimatvertriebenen und die neu aufgebaute Mauer mit Steinplatten zu beiden Weltkriegen ergänzten die beiden vorhandenen Findlinge. Das alte Holzkreuz wurde nicht hier aufgestellt, sondern im Turmraum der Kirche aufgehängt.


Pastor Hans Gerber, von 1958 bis 1974 Pastor in Bosau, rief daraufhin die Gemeindemitglieder auf, Namenstafeln für den Turmraum zu stiften: »Wir vermissen noch die Namentafeln für die Gefallenen unserer Gemeinde aus dem letzten Krieg. Sie haben wie die anderen ihr Leben tapfer für das Vaterland hingegeben und ›der Tod fürs Vaterland ist ewiger Verehrung wert‹. Sie sind darum genauso würdig, eine Erinnerungstafel an sie zu erhalten. Dort, wo das Kreuz vom alten Denkmal auf dem Friedhof jetzt im Turmraum hängt, wollen wir rechts und links eine Bronzetafel mit ihren Namen und den Todestag aufhängen.

Die Kosten betragen für den einzelnen c. 50 DM. Alle Angehörigen der Gefallenen werden gebeten, diesen Betrag zu stiften. Da von manchen Gefallenen keine Angehörigen mehr leben, wird darüber hinaus die Gesamtgemeinde zu Spenden aufgerufen.

In diesem Sinn hat schon der Herr Bischof [Kieckbusch] am Totensonntag die Gemeinde gebeten.«

Brief von Pastor Gerber an die Gemeindeglieder

 
Bischof Wilhelm Kieckbusch hatte neben den NS-belasteten Pastoren Rönck für Eutin und Hossenfelder für Ratekau auch Pastor Gerber für Bosau in seine Eutiner Landeskirche aufgenommen. Pastor Hans Gerber war wie Rönck Mitglied der Nationalkirchlichen Deutschen Christen (NDC). Das war eine rassistische, antisemitische und am Führerprinzip orientierte Strömung im deutschen Protestantismus, die diesen im »III. Reich« an die Ideologie des Nationalsozialismus  anpassen wollte. Mehr dazu im nächsten Kapitel.

Biografie W. Kieckbusch in »Neue Anfänge nach 1945?«


Am 6. Juli 1967 bekam der Gemeindekirchenrat in Bosau einen strengen Brief vom Landeskirchenrat mit dem Betreff »Ehrenmal«:

»Herr Kirchenältester Rübcke hat dem Unterzeichner einen Kostenanschlag des Gartenarchitekten Fenne über einen Betrag von 8.968.-- DM übergeben. Die Arbeiten sind, soweit ersichtlich, inzwischen ausgeführt. Im landeskirchlichen Haushalt stehen für diesen Zweck Mittel nicht zur Verfügung. Der Landeskirchenrat muß daher die Angelegenheit dem Synodalausschuß zur Beschlußfassung vorlegen. Dabei wird die Frage gestellt werden, aus welchen zwingenden Gründen die Arbeiten ohne vorherige Prüfung der Kostenfrage in die Wege geleitet worden sind. Es wird um Bericht gebeten.«

Brief vom Landeskirchenrat

Ein Brief ohne Anrede und Grußformel – der Ärger über das Vorgehen um die Erweiterung des Ehrenmals scheint beträchtlich zu sein. Wie das Problem gelöst wurde, wissen wir nicht.


Wir danken herzlich Helmut Schröder aus Hutzfeld für seine Unterstützung: die Fotos und den Text der beiden Bosauer und Andreas Schmütz vom Kirchenkreisarchiv Ostholstein in Gleschendorf für die Dokumente und die Pläne und Skizzen des Gartenarchitekturbüros Maasz-Fenne.

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Die ev.-luth. Kirche im Nationalsozialismus

»Glockengeläut und Dankgottesdienste« – das war die Reaktion in zahlreichen Kirchen Schleswig-Holsteins, als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 an die Macht gelangte. Die übergroße Mehrheit der evangelisch-lutherischen Kirche – zu der mehr als 90 Prozent der Schleswig-Holsteiner gehörten – hieß den Nationalsozialismus willkommen. Angesichts des gebrochenen Verhältnisses der Kirche zur Weimarer Republik überraschte das nicht. Immerhin hatte die Weimarer Verfassung die seit der Reformation gültige Verbindung von Staat und Kirche in der Person des Landesherrn beendet. Durch die Novemberrevolution (Matrosenaufstand) und die folgende Demokratie sah die Kirche vorrangig die lutherische Obrigkeit als weitgehend zerstört an. Bereits Mitte der 1920er Jahre begrüßte die schleswig-holsteinische Landeskirche offen den völkischen Antisemitismus. Nach 1933 wurden die wenigen Christen jüdischer Herkunft zunehmend ausgegrenzt.

Die Kirche schaltet sich gleich. Die erste Hälfte des Jahres 1933 wurde in der evangelischen Kirche als eine Zeit des Aufbruchs empfunden. Der Terror gegen die Linke und die antisemitische Hetze wurden überwiegend begrüßt. Bei den Kirchenvorstandswahlen im Juli 1933 bekam die von der NSDAP initiierte »Glaubensbewegung Deutsche Christen« (DC) eine überwältigende Mehrheit. Die braunen NS-Uniformen prägten schon das Bild der Landessynode in Rendsburg am 12. September 1933. Die Synodalen beschlossen unter anderem, den sogenannten »Arierparagraphen« des Berufsbeamtengesetzes zu übernehmen und die beiden Bischöfe für Schleswig und Holstein durch einen Landesbischof zu ersetzen. Erster Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche der preußischen Provinz Schleswig-Holstein wurde der Kieler Pastor Adalbert Paulsen. In der Folgezeit wurden zahlreiche Pröpste ihres Amtes enthoben und durch DC-Pastoren ersetzt.

Die Gründung der Glaubensbewegung der Deutschen Christen, DC, wurde 1932 durch die nationalsozialistische Partei veranlaßt. Die Deutschen Christen sollten die Ziele der Partei innerhalb der evangelischen Kirche durchsetzen. Die DC vertraten eine »von Gott befohlene völkische Sendung«. Unterstützt von der NSDAP, entwickelten sich die DC innerhalb weniger Monate zur führenden Kraft des deutschen Protestantismus. Kirchenpolitisch traten ihre Mitglieder dafür ein, eine nach dem Führerprinzip aufgebaute evangelische Reichskirche zu schaffen. Auf der Nationalsynode in Wittenberg im September 1933 wurde mit Ludwig Müller ein Deutscher Christ zum Reichsbischof gewählt. Die Auflösung der DC begann jedoch bereits Ende 1933, da ihr innerer Gegensatz zwischen Radikalen und Gemäßigten nicht mehr zu überbrücken war.

Die Nationalkirchliche Bewegung, Nationalkirche, entstand durch den Zerfall der Glaubensbewegung der Deutschen Christen. Sie wurde auch als Thüringer DC bezeichnet und hieß ab 1938 Nationalkirchliche Einigung. Sie vertrat ein »völkisches Christentum« und gründete 1939 das Eisenacher »Institut zur Erforschung und Bekämpfung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben«. Nach Ansicht der Nationalkirchler galt es, die Reformation Luthers durch die vollständige Beseitigung aller »Judaismen« in der Bibel zu vollenden. Eine Hochburg der Nationalkirche war die Lübecker Landeskirche.

Die Eutiner Landeskirche blieb von dem innerkirchlichen Streit weitgehend unberührt. Der 1930 von der »Evangelisch-lutherischen Kirche des Landesteiles Lübeck im Freistaat Oldenburg« zum Landespropst gewählte Wilhelm Kieckbusch sympathisierte bereits vor 1933 mit dem Nationalsozialismus. Sein eher gemäßigter Kurs sicherte ihm seine Position über das Kriegsende hinaus, ohne daß nach dem Weltkrieg an ihm Kritik geübt wurde. Berühmt wurde er nach 1945, weil er führende Vertreter der Nationalkirche einstellte, die keine andere Landeskirche mehr beschäftigen wollte. Kieckbusch amtierte bis 1976.

Stephan Linck, Studienleiter der Ev. Akademie


Wilhelm Kieckbusch zwischen 1929 und 1933

Nach dem überraschenden Tod von Landespropst Rathgens im Jahr 1929 wurde Wilhelm Kieckbusch (1891-1987) im darauffolgenden Jahr mit knapper Mehrheit zu dessen Nachfolger gewählt. Mit ihm begann die Öffnung der Landeskirche zum Nationalsozialismus. In Ostholstein war die NSDAP bereits 1930 mit fast 40 Prozent die stärkste Partei geworden. Bei seiner Einführung als Landespropst 1930 nahmen NSDAP-Mitglieder in Parteiuniform und mit Hakenkreuzfahnen teil.

Zeitlich fiel Kieckbuschs Aufstieg an die Spitze der Landeskirche mit dem politischen Durchbruch der Nationalsozialisten auf Reichsebene zusammen.

Mit der aktiven Beteiligung an Feierlichkeiten der NSDAP und deren Gliedorganisationen, vor allem aber mit der Zusammenarbeit im Freiwilligen Arbeitsdienst, setzte sich 1931 die von Kieckbusch eingeleitete kirchliche Öffnung gegenüber den Nationalsozialisten fort.

Wie in den meisten protestantischen Landeskirchen des Deutschen Reiches führte die nationalsozialistische Machtübernahme auch in Eutin zu einer Neuordnung der landeskirchlichen Verhältnisse, die Ende Juni 1933 mit der Einführung des Führerprinzips, der Auflösung der Kirchengemeinderäte und der Übertragung von deren Befugnissen und Pflichten auf den Landeskirchenrat eingeleitet wurde.

Von der neugewählten, mehrheitlich mit Mitgliedern der Deutschen Christen besetzten Synode wurden diese Regelungen im Kern am 11. September 1933 bestätigt, sodass schließlich ein achtköpfiges Gremium mit Kieckbusch an der Spitze die gesamte kirchenleitende Gewalt ausübte.

Einen Abschluss fand dieser Konzentrationsprozess am 20. März 1936, als die Rechte und Pflichten des Landeskirchenrates vollständig auf den Landespropst übertragen wurden.

https://www.forumgeschichte-nordkirche.de/eutin


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2020: Die bisher letzte Neugestaltung

Ein Teil der Waschbetonplatten wurde entfernt, um Platz zu schaffen ...

SH Bosau 2020 2 web


SH Bosau 2020 1 web


... für einen barrierefreien Aufgang zu den Findlingen und der Gedenkmauer.

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»wir Für Euch«

... verbreitet die Botschaft, die Toten hätten mit ihrem Leben für die Gemeinschaft eingestanden. Sie hätten ihr Leben für »uns«, für die »Heimat«, für das »Vaterland« gegeben. Keine Tafel erläutert hier, dass die Soldaten nicht »für uns«, sondern für Macht, Einflusssphären, Kolonien, Absatzmärkte oder Rohstoffe gestorben sind.

Kerstin Klingel beschreibt es in ihrem Buch ›Eichenkranz und Dornenkrone‹ so: »Wenn in den Inschriften explizit erwähnt wird, für was die Soldaten gestorben sind, ist es in den häufigsten Fällen das ›Vaterland‹. Die Verwendung dieses Begriffes war nach dem Ersten Weltkrieg meist mit einer nationalistischen Haltung verbunden: das deutsche Vaterland, mit dem die eigene Identität untrennbar verknüpft ist, und nur das deutsche Vaterland stellt höchsten Wert dar. Dass dieses ›Vaterland‹ aus dem Streben nach europäischer Vormachtstellung mit im wahrsten Sinne Feuereifer in den Ersten Weltkrieg eingetreten ist, die Soldaten also in Wahrheit für einen Staat starben, der mittels ihrer Hilfe und ohne Rücksicht die eigenen Machtinteressen verfolgte, wird ausgeblendet.«


»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« schreibt Ralph Giordano in ›Die zweite Schuld‹.

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurück gekommen ist, erhält ihn nicht.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle und als Schmuck am Auto:

HH Uhlenhorst EK auf Auto web2

 

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

SH Haffkrug Veteranenabzeichen der Bundeswehr 2019 DocHeintz Wikimedia Commons web
Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll. Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die uns alle verbinden: Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft ...«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia


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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Widmung
Historisches Foto
Volkstrauertag 2019
Das Eiserne Kreuz
Deutsche Eichen
Findlinge

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Braak, Kreis Stormarn

Auf einem kleinen Platz mit drei Eichen in der Dorfmitte

Eine niedrige achteckige Bruchsteinmauer umgibt das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege. Trutzige Pfeiler markieren die Ecken und den Eingang. Die Pfeiler sind mit einer Eisenkette verbunden. 

 

SH Braak Anlage von hinten web


Ausserhalb der Mauer ist ein großer Platz mit kleinen eckigen Granitsteinen gepflastert.

SH Braak Denkmal web


Der hohe Findling auf flachem Sockel ist von einigen mittelgroßen, unterschiedlich geformten Findlingen als Stützen umgeben. Die Fläche drumherum ist mit dunkler Erde ausgefüllt.

 

SH Braak Denkmal EK web


Über der Tafel wurde ein Eisernes Kreuz, das militärische Ehrenzeichen, im kreisrunden Medaillon eingemeißelt.

 

     SH Braak Tafel web


Die hohe Metallplatte mit Widmung und Namenslisten ist nach dem 2. Weltkrieg neu angefertigt worden. Wie sie davor aussah, ist uns nicht bekannt.

 

SH Braak Tafel oben web


Buchstaben und Symbole sind erhaben. Die Widmung lautet:

ZUM GEDENKEN
AN UNSERE GEFALLENEN
1914 – 1918

Es folgen die 16 Namen der toten Soldaten mit dem Initial ihres Vornamens in zwei Spalten. Die Soldaten sind nach Sterbedatum geordnet. Nicht alle sind im Kampf ›gefallen (gef.)‹, zwei sind ›gestorben (gest.)‹ und einer ist vermisst (verm.).

Es folgt zwischen den Spalten ein Eichenblatt im Relief. Dann beginnt die Namensliste der toten Soldaten im 2. Weltkrieg.

1939 – 1945

28 Namen, jetzt auch mit durch 1-3 Buchstaben abgekürzte Vornamen, werden aufgezählt. Die Reihenfolge nach Sterbedatum ist jeweils am Ende der Spalte durcheinander geraten. 20 Soldaten sind ›gef.‹, vier sind ›gest.‹ (zwei davon nach Kriegsende) und vier sind ›verm.‹.

 

SH Braak Tafel unten web


2003 sind zwei Zeilen durch fehlende Buchstaben als nicht mehr lesbar gekennzeichnet worden. Ende 2019 kann man drei erneuerte Zeilen entdecken.

Wo wir vielleicht wieder ein ehrendes Eichenblatt vermuten würden, unterhalb des Spaltenabstands, sieht man nur noch einige Bohrlöcher.

 

SH Braak Rand web


Der Rahmen der Tafel ist kunstvoll mit kleinen Eichenblättern und Eicheln belegt.

 

SH Braak Tafel seitlich web


Die große Tafel ist aufgesetzt und hat, bedingt durch die nicht ganz ebene Frontfläche des Findlings, verschieden weite Abstände vom Stein.

 

SH Braak Kette web


Ein letzter Blick von hinten.

 

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Die Widmung

Zum Gedenken an unsere Gefallenen:

»... verweist auf das Wort ›fallen‹, dem Wörter wie ›hinfallen‹ aber auch ›fällen‹ zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort ›fallen‹ seines Schreckens, im Wort ›fällen‹ verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...]

An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 22 und 61


»Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: ›der Gefallenen‹. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung ›Gefallene‹ eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort ›fallen‹ verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der ›fiel‹, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort ›fallen‹, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100

 

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Historisches Foto

Das Denkmal 1966: der Platz um die Denkmalsanlage ist mit Granitsteinen gepflastert worden, ansonsten in gut 50 Jahren keine besonderen Veränderungen.

 

SH Braak 1966 Raimund Marfels StA web
Quelle: Kreisarchiv Stormarn (Ausschnitt), lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht-kommerziell – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 >internationale Lizenz


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Volkstrauertag 2019

»Unseren toten Kameraden in stillem Gedenken« schreibt die Freiwillige Feuerwehr Braak, »Unseren Toten in stillem Gedenken« die Gemeinde Braak.

 

SH Braak Kranz FF web

 

SH Braak Kranz Gem web


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

 

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

     EK 1940 Die Woche 360px web

Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Neben dem Thorshammer ist das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle

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deutsche Eichen

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Das Eichenlaub ist ein politisches und militärisches Symbol sowie eine Figur in der Heraldik, das den gelappten Laubblättern von in Mittel- und Südeuropa heimischen Eichenarten nachempfunden ist. Die Blätter können getrennt oder an einem Zweig angeordnet dargestellt sein.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Aus diesem Grund findet man Eichenlaub oft auf Orden, Symbolen und Münzen, so beispielsweise als Erweiterung des Ordens Pour le Mérite sowie auf dem Eisernen Kreuz. Während des Zweiten Weltkrieges gab es zudem das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Seit 1957 ist es Vorschrift, dass Orden aus der Zeit des Nationalsozialismus nur noch ohne das damals – bis auf wenige Ausnahmen – obligatorische Hakenkreuz getragen werden dürfen. Dieses wurde daher beim Eisernen Kreuz sowie dessen Erweiterungsstufen – wie bei den ersten Eisernen Kreuzen aus der Zeit der Befreiungskriege – durch drei Eichenblätter ersetzt.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 

MP Sagard Eisernes Kreuz web2


Das Eiserne Kreuz auf dem Denkmal zur Völkerschlacht bei Leipzig in Sagard auf Rügen.

Den Anlass der Ordensstiftung gaben die beginnenden Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft des napoleonischen Frankreich in Mitteleuropa, zu denen Friedrich Wilhelm III. kurz zuvor mit seiner am 17. März 1813 gleichfalls in Breslau erlassenen Proklamation »An mein Volk« aufgerufen hatte. Auf Grundlage einer Zeichnung des Königs wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung beauftragt. Wörtlich heißt es dazu:

»Se. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz aus Gußeisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.«

 

MP Zehlendorf LeipzigOperDDR Wikimedia Commons Concord web
Foto: Wikimedia Commons / Concord

Das Emblem der DDR mit Eichenlaub über dem Eingang zum Opernhaus in Leipzig.

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen»?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203


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Das Denkmal
Das Eiserne Kreuz
Hinterm Schilderwald ...

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Brackrade, Kreis Ostholstein

An der T-Kreuzung des Dorfes

Durch ein mit Eisernen Kreuzen verziertes Tor betritt man eine Anlage, die mit behauenden Feldsteinen erbaut wurde. Von vorne und den Seiten führen vier Stufen auf den Denkmalsplatz.

SH Brackrade seitlich web

In eine vierstufige Pyramide mit oben aufgesetztem Eisernen Kreuz sind in der Mitte zwei Steinplatten eingefügt. Die größere trägt über den 18 Namen der im 1. Weltkrieg getöteten Soldaten die Inschrift:
1914   starben   1918
für ihr Vaterland

SH Brackrade gesamt web

Auf der nächsten Stufe darunter steht:
Ehrenvoll für eine gute Sache ist der Tod

 

             SH Brackrade Inschrift web

Vor der Pyramide liegt ein Feldstein mit der sehr verwitterten Aufschrift:
Unseren Toten 1939 – 1945

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Das Eiserne Kreuz

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten.

Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet. Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.

Heute ist das Eiserne Kreuz das »nationale Erkennungszeichen der Bundeswehr‹.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

EK 1940 Die Woche 360px web7    
Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Manchmal wird es dort auch als Ersatz für das verbotene Hakenkreuz verwendet. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z.B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

Spiegeltitel 50 2022 EK Reichsbuerger web

... und ganz aktuell: Die Redaktion des Spiegel illustriert den Titel Nr.50 / 10.12.2022 zur Razzia bei »Reichsbürgern« und »Querdenkern«, denen vorgeworfen wird, einen Staatsstreich geplant zu haben, mit einem Eisernen Kreuz.

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

SH Haffkrug Veteranenabzeichen der Bundeswehr 2019 DocHeintz Wikimedia Commons web
Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll. Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die uns alle verbinden: Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft ...«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia

 

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Hinterm Schilderwald ...

... liegt das Kriegerdenkmal.

SH Brackrade Schilder web

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I N H A L T
Das Denkmal
Ehrung der SS
Die Inschrift
Die Geschichte in Bildern
Erhebung Schleswig-Holsteins
Deutsch-Französischer Krieg
Der Soldat im Wald

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Breiholz, Kreis Rendsburg- Eckernförde

An der Hauptstraße

Die große gepflegte Denkmalsanlage ist hauptsächlich den getöteten Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs gewidmet.

SH Breiholz weiter web

Eine kunstvolle Mauer aus bunten Feldsteinen mit schmiedeeisernem Schmuck grenzt die Anlage von der Durchgangsstraße ab. Durch eine verzierte Pforte gelangt man auf das großzügige Gelände.

SH Breiholz Anlage web

Auf einem Sandweg geht man auf das Hauptdenkmal zu, vorbei an zwei gemauerten Feldsteinbottichen für Blumen. Der mittlere Teil des Denkmals besteht aus einem zweistufigen Feldsteinsockel mit aufgestelltem Findling. Die Seitenflügel tragen die Namenstafeln, wie wir später sehen werden, sind die Flügel nachträglich angesetzt worden.

SH Breiholz Denkmal web

Die Inschrift auf dem Findling unter einem Eisernen Kreuz in Kontur:

1914 - 18
1939 - 45

SH Breiholz Inschrift web

Auf der eingelassenen schwarzen Steintafel darunter die Inschrift:

Sie kämpften
Sie starben
Sie leben

 

SH Breiholz links 1WK web

Auf dem linken Flügel sind die drei Namenstafeln der 44 getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs eingelassen. Sie werden mit Dienstgrad (abgekürzt), Vor- und Nachnamen und Sterbedatum genannt. Dafür wurden die alten Tafeln des ursprünglichen (siehe weiter unten) Denkmals verwendet. Weil im 2. Weltkrieg doppelt so viele Soldaten getötet oder vermißt wurden und die Tafeln auf beiden Flügeln gleich hoch sein sollten, fügte man kurzerhand je eine Ergänzungstafel mit zwei Namen von Soldaten aus dem 2. Weltkrieg unten an.

SH Breiholz rechts web

Auf den drei Tafeln des rechten Flügels nun also die restlichen 82 getöteten Soldaten des 2. Weltkriegs wieder mit Dienstgrad (abgekürzt), Vor- und Nachnamen und Sterbedatum. Von den 88 Soldaten gelten 31 als vermißt.

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Ehrung der SS

Für die Dienstgradbezeichnung der Mitglieder der SS aus Breiholz wird auf den Tafeln des Denkmals die Siegrune benutzt.

SH Breiholz rechts SS1

SH Breiholz rechts SS2

SH Breiholz links 1WK SS

Ursprünglich ist die Siegrune die Bezeichnung für ein Zeichen der völkischen Bewegung des 19. und 20. Jahrhunderts.

In der Zeit des Nationalsozialismus war die einfache Siegrune das Emblem des Deutschen Jungvolks in der Hitler-Jugend. Die aus der Sturmabteilung ausgegliederte Schutzstaffel (SS) der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei wurde zunächst mit den Anfangsbuchstaben SS bezeichnet, später schrieb und druckte man diese zwei Buchstaben stets in Runenform. Manche Schreibmaschinen jener Zeit hatten eine Sondertype für das gezackte SS. Durch ihre geschickte Proportionierung sollten sie offenbar einen Ausdruck von Dynamik sowie Bedrohlichkeit erwecken. Von der SS wurde die doppelte Siegrune als Symbol auf ihrer so genannten »Hausfahne« sowie auf Kraftwagen-Standern verwendet. Ferner fand man sie auf Kragenspiegeln und Stahlhelmen der Waffen-SS.

Neben dem Hakenkreuz ist die Siegrune das Symbol, das am deutlichsten auf nationalsozialistische Vorstellungen oder Absichten hinweist. Nach § 86a StGB ist die Verwendung dieses Zeichens strafbar. Mit geringfügigen Änderungen der graphischen Ausformung versuchen Gestalter einschlägiger rechtsextremer CD-Cover und Aufnäher das Verbot zu unterlaufen. Außerhalb der Bundesrepublik Deutschland benutzen aktive Neonazis das Zeichen weiterhin sehr offen.

Nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017

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Die Inschrift

So wird sie 1921 auf einem Gutschein interpretiert, der den Kriegswitwen und Kriegswaisen Spendengeld einbringen sollte:

Hambuger Warte 1a web

Rückseite:

Hambuger Warte 1b web

Diese Gutscheine wurden vom Verlag der Wochenzeitung »Hamburger Warte« verkauft. Am 14. Dezember 1918 erschien die erste Ausgabe der »Hamburger Warte«, eine »politische Kampfschrift« gegen Marxismus und Judentum. Herausgeber war Friedrich Carl Holtz (1882 - 1939), ein deutscher, nationalistischer und antisemitischer politischer Schriftsteller und Verleger.

Holtz war zunächst als Beamter im hamburgischen Staatsdienst tätig, schied aber per 31. Dezember 1913 wegen des Vorwurfs der Unterschlagung aus. Nachdem er als Freiwilliger bereits 1900/1901 in Tientsin am Chinafeldzug teilgenommen hatte und kriegsuntauglich zurückgekehrt war, meldete er sich zu Beginn des 1. Weltkrieges erneut freiwillig an die Front. Ende 1918 kehrte er in seine Heimatstadt Hamburg zurück. In seiner Zeitung »Hamburger Warte« wandte er sich u.a. im März 1919 in einer Sonderausgabe mit einer Anklageschrift gegen den »Diktator Heinrich Laufenberg« als Vorsitzenden des Arbeiter- und Soldatenrates. 1922 erfolgte auf der Grundlage des Republikschutzgesetzes wegen eines Hetzartikels zum Rathenau-Mord das Verbot der Hamburger Warte. Holtz wich daraufhin nach München aus und gab dort den »Fridericus« als neue zentrumsfeindliche, antipazifistische und antisemitische Wochenzeitung heraus. Daneben gründete er in Berlin »Die Fackel« als zweite »vaterländische Wochenschrift«. 1929 war er in Hamburg beteiligt an der Gründung der Gewerkschaft Deutsche Hilfe, »damit den Gewerkschaften der Roten die Spitze geboten werde«. Holtz blieb seiner deutschvölkischen und antisemitischen Tradition verbunden und begrüßte mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten das »neue Deutschland«.

nach Wikipedia, abgerufen am 15. 12. 2017

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Die Geschichte in Bildern

Wie so oft, kann man auch in Breiholz von historischen Bildern die Geschichte des Denkmals ablesen. Hier sieht man also das ursprüngliche Denkmal für die getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs. Es besteht aus dem zweistufigen Sockel und dem Findling, wie wir es als Mittelteil des heutigen Denkmals kennen.

SH Breiholz Bild1 web

Die Inschrift unter dem Eisernen Kreuz auf dem Findling ist eine andere, leider hier nicht zu entziffern. Die drei Namenstafeln sind vorne und an den Seiten in den Sockel eingelassen. Das Denkmal stand auf einem kleinen gepflasterten Platz und hatte die damals beliebte Abgrenzung aus Pfeilern und Ketten.

 

SH Breiholz Ruckseite web

Auf dem Foto kann man auch heute erkennen, dass die Flügel nachträglich angesetzt worden sind.

 

SH Breiholz Karte web

Damals zierte die Pforte auch ein Eisernes Kreuz, das hat man später entfernt. Vor dem Denkmal standen noch weiße Bänke zum Verweilen.

SH Breiholz 1960er Jahre web

Die beiden letzten Postkarten sind aus den 60er Jahren.

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Erhebung Schleswig-Holsteins

Auf dem Denkmalsgelände sind zwei weitere Steine aufgestellt. Ein kleiner Findling zur »Erhebung Schleswig-Holsteins« am 24. März 1848 mit den Jahreszahlen:

1848 – 51
1898

SH Breiholz 1848 web

Das Emblem darüber wurde herausgebrochen, Der Form nach könnte es das damalige Wappen Schleswig-Holsteins gewesen sein:

SH Breiholz Wappen web

Unter der Krone die Hände zum »Up ewig ungedeelt« verschlungen. Darunter die Zeichen: Zwei Löwen für Schleswig-Flensburg, das Nesselblatt für Holstein, der Reiter für Dithmarschen und der Schwan für Stormarn.

Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entstand im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

Dem britischen Premier Lord Palmerston (1784 bis 1865) zufolge war die Schleswig-Holstein-Frage so kompliziert, dass nur drei Menschen sich darin auskennen würden: Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl von Queen Victoria, der schon tot sei, ein Professor, der verrückt geworden sei, und er selbst, doch habe er alles wieder vergessen, sonst wäre er auch verrückt geworden.

1849 errichteten die »Schleswig-Holsteinischen Kampfgenossen« einen Gedenkstein auf dem Alten Friedhof in Flensburg, er sollte die ewige Verbindung zwischen Schleswig und Holstein symbolisieren. 1851 entfernten ihn die dänischen Behörden. 1898, zur Feier des 50. Jahrestages der Eroberung der dänischen Festungsanlagen, wurde dieser Findling aufgestellt.

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Deutsch-Französischer Krieg

Ein weiterer Findling trägt eine verzierte eiserne Tafel zum Gedenken an die 13 Kriegsteilnehmer von 1870/71, die aufgesetzten Buchstaben sind allerdings weitgehend abhanden gekommen.

Über den Namen mit Dienstgrad die Inschrift:

Zum steten Gedenken
für Diejenigen
aus der Dorfschaft Breiholz,
welche den deutsch-französischen Krieg
im Jahre 1870 und 71 in Frankreich
mit gemacht haben

Der frühere Standort der Tafel war an der Hauptstraße 99.

 

     SH Breiholz 1870 71 web

»Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Trotzdem fand sich die französische Regierung erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt, der hohe Reparationen sowie die Abtretung Elsaß-Lothringens durch Frankreich vorsah.

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs traten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei, der sich mit Wirkung vom 1. Januar 1871 Deutsches Reich nannte. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel ›Deutscher Kaiser‹ an, Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.«

nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017

 

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Der Soldat im Wald

Wenige Kilometer hinter Breiholz beginnt ein Wäldchen in dem in einem privaten Garten aufgebahrt ein steinerner Soldat liegt.

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Wie kann man sich das erklären?

SH Breiholz Soldat4 web

Er lag bis 1967 in der »Ehrenhalle« von St. Marien in Flensburg, der ehemaligen Garnisons- und ältesten Stadtkirche Flensburgs. Das 1920 geschaffene Werk ist typisch für die martialischen Kriegerdenkmäler des 1. Weltkriegs.

SH Breiholz Soldat1 web
Foto: PicturePress / Stern 1967 / Ulrich Mack

Im Frühjahr 1967 forderten die drei Pastoren von St. Marien, Gerhard Jastram, Dr. Oswald Krause und Wolfgang Friedrichs die Entfernung des Kriegerdenkmals aus der Kirche. Sie stellten damit das nationalprotestantische Verständnis der lutherischen Kirchen in Frage und die Landeskirche vor eine Zerreißprobe. Die knappe Mehrheit der Pastorenschaft und der Propst standen auf ihrer Seite. Traditionsverbände und Bundeswehr, vertreten durch den Prinzen zu Schleswig-Holstein und die Admiralität der Bundesmarine hielten dagegen.

Der damalige Bundesjustizminister Gustav Heinemann freute sich drei Jahre vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten über die drei Flensburger Pastorenen und schickte ihnen ein Glückwunschschreiben, in dem er sie ermunterte, fest zu bleiben. Er zeigte so erneut seine demonstrativ strikte Haltung gegen das Militär.

SH Breiholz Soldat2 web
Foto: Archiv Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag (shz)

Nach seiner Entfernung war das Kriegerdenkmal zunächst in der Nähe der Marienkirche vergraben worden. 1972 verschenkte es die Gemeinde an die »Arbeitsgemeinschaft der Kriegsopfer- und Kriegsteilnehmerverbände« (VdK). Darum lag der Soldat jetzt im Wald bei Nord-Tackesdorf auf dem Gelände der VdK-Einrichtung »Karl Kappert«, Erholungsheim Heidkate in der Waldstraße 4. Als das Heim geschlossen wurde, kam er samt Grundstück in Privatbesitz.

Lesen Sie mehr auf dieser Website unter »Veränderung«

Der Flensburger Denkmalstreit


Oder bestellen Sie das Buch »Bruchlinien« von Stephan Linck. Es erschien zum 50. Jahrestag des Flensburger Kirchenstreits, herausgegeben von Broder Schwensen, Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte e.V., Band 83. Für 19,90 Euro.

www.stadtgeschichte-flensburg.de


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I N H A L T
Das Denkmal
Präsentation beim Denkmal 2019
Aus der Geschichte
Der Hindenburgstein
Die Dolchstoßlegende
Reichskriegerbund »Kyffhäuser«

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Breitenfelde,
Kreis Herzogtum Lauenburg

Vor der Kirche

Das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege ist ein mächtiger, ca. 6 Meter hoher stumpfer Obelisk aus Natursteinen.

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Auf der Spitze steht ein Kreuz, einem schlichten Grabkreuz aus Baumstämmen mit übergehängtem Eichenlaub-Kranz nachempfunden.

SH Breitenfelde Kreuz web


Der eingelassene Findling mit glatter Frontseite trägt unter einem konturierten Eisernen Kreuz die Widmung:

Unseren Gefallenen und Vermissten
1914 – 1918   1939 – 1945

Darunter ein Zitat aus der Bibel:

Ich lebe und ihr sollt auch leben
Johannes 14, 19

Zitate aus der Bibel sollen auf vielen Kriegerdenkmälern dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben.

SH Breitenfelde Widmung web


An allen vier Seiten sind schwarze Namenstafeln eingelassen. Geordnet nach den Orten des Kirchspiels sind die Namen und Sterbe- bzw. Vermisstendaten der Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs hintereinander aufgeführt.

SH Breitenfelde Namenstafel web

Vom Hauptweg auf dem Kirchhof geht ein gepflasterter Weg zum Kriegerdenkmal, gegenüber führt der Weg zu einem Findling, der sich im Vergleich zum Kriegerdenkmal sehr klein ausnimmt.

SH Breitenfelde beide web


Unter einem zarten Kreuz steht dort:

Wir gedenken der Opfer des Nationalsozialismus

SH Breitenfelde Stein web

Auch wenn die Intention der Ergänzung vermutlich darauf abzielte, die Botschaft des Kriegerdenkmals zu relativieren, bewirkt sie doch das Gegenteil.

Die Millionen Opfer des Nationalsozialismus werden in Zusammenhang gebracht mit den Soldaten, die am Verbrechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt waren.

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Präsentation beim Denkmal 2019

Das Foto der Kirchensanierungs-Projektgruppe mit dem symbolischen Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz am 17. Dezember erlaubt uns einen Blick auf die »Ehrenkränze« am Denkmal.

 

SH Breitenfelde 2019 web
Foto: Steffi Niemann

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Aus der Geschichte

Aus der Ortschronik von Hermann Harms, erschienen 1994 (Seite 156):


32 Breitenfelder starben für Kaiser und Reich. Für die 85 Kriegsgefallenen des Kirchspiels wurde 1921 auf dem alten Kirchhof ein Denkmal errichtet. Am Volkstrauertag gedachte alljährlich im Anschluß an den Gottesdienst die Kirchengemeinde vor dem Kriegerdenkmal ihrer Gefallenen – unter Beteiligung des örtlichen Reichskriegerbundes »Kyffhäuser«. Bei der traditionellen Gedenkfeier erfuhren die stolzen Worte Hindenburgs, die er 1918 sprach, verbal oder in Gedanken eine tröstende und erhebende Neubelebung: »Aufrecht gehen wir aus dem Kampf, den wir über vier Jahre gegen eine Welt von Feinden geführt haben.«


SH Breitenfelde alt web


Eine historische Postkarte ohne Datum: das Denkmal ist von ziemlich großen Büschen gleicher Art umgeben, der Hindenburgstein steht schon unter einer noch zarten Eiche.


Im Jahr 2008 muss das »Ehrenmal« repariert werden. Die Gemeindevertretung beschließt einstimmig, dass bei den Gesamtkosten von 9.738 Euro, ein Gemeindeanteil von 687 Euro an die Kirchengemeinde zu entrichten ist.

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Der Hindenburgstein

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Der Stein zu Ehren von Hindenburgs 70. Geburtstag neben dem Kriegerdenkmal in Breitenfelde.

SH Breitenfelde Paul von Hindenburg 1914 web

• Foto aus dem Jahr 1914

Paul von Hindenburg (2.10.1847 - 2.8.1934) war ein deutscher Generalfeldmarschall und Politiker. Im 1. Weltkrieg übte die von ihm geführte Oberste Heeresleitung von 1916 bis 1918 quasi diktatorisch die Regierungsgewalt aus. Hindenburg wurde 1925 zum zweiten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt. Hindenburg bekam zunächst im Zusammenhang mit seinen Verdiensten im 1. Weltkrieg Ehrenbürgerschaften verliehen. Insbesondere anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahr 1917 sprachen mehrere Städte diese Ehrung aus, an vielen Orten wurden »Hindenburgsteine« aufgestellt.

Mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 (»Machtergreifung«) gingen erneut zahlreiche Städte des Deutschen Reichs dazu über, ihn, neben führenden Politikern der NSDAP, trotz fehlenden Ortsbezugs zu ihrem Ehrenbürger zu ernennen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese Ehrungen von einzelnen Städten wieder aberkannt.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 28. Februar 2017

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Die Dolchstoßlegende

»Nach der Niederlage [im 1. Weltkrieg], die im Nachhinein durch die so genannte ›Dolchstoßlegende‹ von vielen Deutschen bereitwillig uminterpretiert wurde, und dem Versailler Vertrag entwickelte sich zu Beginn der 1920er Jahre in vielen Köpfen eine Trotz-Haltung, ein ›Jetzt erst recht‹-Gedanke, der Kritik an der deutschen Kriegspolitik nicht zuließ.

Die ›Dolchstoßlegende‹ ist eine Verschwörungstheorie der damaligen politisch Rechten, die 1919 von Feldmarschall Paul von Hindenburg, der unfähig war, sich das eigene Versagen bei der Kriegsführung im Ersten Weltkrieg einzugestehen, zusätzlich genährt wurde. Sie besagt, dass das deutsche Heer ›im Felde unbesiegt‹ war, aber die Heimat ihm durch die Agitationen der politischen Linken und die Revolution 1918 in den Rücken gefallen sei. Diese Theorie entbehrt jeder berechtigten historischen Grundlage, sie stieß jedoch bei vielen Deutschen auf offene Ohren und trug, von den Nationalsozialisten bereitwillig aufgegriffen, schließlich auch zum Scheitern der Weimarer Republik bei. (Vgl. Helmut M. Müller, Schlaglichter der deutschen Geschichte. Bonn 2002.)«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, 2006, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg


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Reichskriegerbund »Kyffhäuser«

Der »Kyffhäuser-Bund der Deutschen Landes-Krieger-Verbände« führte diesen Namen seit dem 2. Mai 1900. Die Gesamtzahl der Stimmen im »Kyffhäuser-Bund« betrug 61, welche sich auf 27 deutsche Landesverbände mit 30 651 Vereinen und 2 703 772 Mitgliedern verteilten (1913).
Die Zeit des neuen Kyffhäuserbundes bis zum 1. Weltkrieg war, neben der Pflege der Kameradschaft und Wahrung alter Traditionen, geprägt von ideologischen Auseinandersetzungen mit der erstarkenden Sozialdemokratie. »Für Gott, König und Vaterland – Gegen die Sozialisten«. Nach dieser Devise handelten die deutschen Kriegervereine, der Sozialismus wurde als innerer nationaler Feind angesehen. Eine vom Vorstand des Deutschen Kriegerbundes bereits im Jahre 1888 herausgegebene Schrift bezeichnete ehemalige Soldaten, die sich zur Sozialdemokratie bekannten, als ihrem Fahneneid untreu und daher als unwürdig zu betrachten seien, den Kriegervereinen anzugehören. Dieser Kampf, besonders nach den Ergebnissen der Reichstagswahl 1903, rückte immer mehr in den Vordergrund und wurde schließlich von den Kriegervereinen selber als ihre wichtigste Pflicht betrachtet. Erst mit Beginn des 1. Weltkrieges hob der Kyffhäuserbund unter Zustimmung aller Landesverbände im Mai 1915 diese Satzungsbestimmung auf. Ein Zugeständnis auf die parteilose Kameradschaft auf den Schlachtfeldern.
Mit Ende des Krieges, der gleichzeitigen Auflösung der Monarchie und dem Chaos der Nachkriegszeit lebten die ideologischen Differenzen verstärkt wieder auf. Wenn auch viele ehemaligen Soldaten das Ende der Monarchie als Verrat ansahen und darüber enttäuscht und wütend waren, viel schlimmer wurde der »Schandvertrag« von Versailles angesehen.
Am 13./14. September 1919 fand die erste Vertreterversammlung nach dem Krieg statt. Es galt, neue Ziele und Wege zu finden, die dem verlorenen Krieg und der aufgelösten Monarchie Rechnung trugen. Der Präsident des Kyffhäuserbundes, Excellenz von Heeringen, bekräftigte nochmals in seiner Eröffnungsrede die Kyffhäuser-Idee. Es sei die Aufgabe des Kyffhäuserbundes, dem Kaiser und den Fürsten treue Erinnerung zu bewahren und nationales Pflichtbewusstsein zu leben. Deutsch leben und Deutsch denken hieß die Devise. Als äußeres Zeichen diesen Gedankens übertrug der Kyffhäuserbund dem Generalfeldmarschall von Hindenburg die Ehrenpräsidentschaft.

Ab 1922 – Deutscher Reichskriegerbund »Kyffhäuser«

1925 war ein besonderes Jahr für den Kyffhäuserbund. Erstmals fand ein gesamtdeutscher Kriegertag statt. Der Anklang bei den Veteranen war so groß, dass dieser Tag in den darauf folgenden Jahren wiederholt stattfand.
Auf der Kyffhäusertagung vom 7. Mai 1933 in Berlin bekannte sich der damalige Präsident mit dem ganzen Kyffhäuserbund zu Adolf Hitler und besiegelte damit das Ende der bis dato selbständigen Landesverbände. Die parlamentarische Vereinsführung wurde abgeschafft. An die Stelle des Mehrheitsbeschlusses trat die Führeranordnung. Eine Bundestracht mit Kyffhäusermütze und Kyffhäuserarmbinde wurde eingeführt, dazu musste die Hakenkreuz-Armbinde getragen werden.
Der Abschluss der inneren Organisation erfolgte am 1. April 1937 mit der Neugliederung des Kyffhäuserbundes, der in 13 Landesgebiete (nicht mehr Landesverbände) eingeteilt wurde. Diese entsprachen jetzt den Oberabschnitten der SS.

Ab 1938 – NS-Reichskriegerbund (»Kyffhäuserbund«) e.V.

Mit der Verordnung vom 4. März 1938 wurden alle anderen Soldatenbünde in den NS-Reichskriegerbund eingegliedert. Am 3. März 1943 löste Adolf Hitler den Kyffhäuserbund auf Reichsebene auf. Anlass war die verlorene Schlacht von Stalingrad. Das Vermögen wurde der NSDAP übertragen und die weiter bestehenden lokalen Vereine, die in der Endphase des 2. Weltkriegs den Grundstock für die Volkssturm-Einheiten bildeten, der Partei unterstellt.

Nach 1945

Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 2 (Auflösung und Liquidierung der Naziorganisationen) vom 10. Oktober 1945 werden alle Organisationen und Einrichtungen, die der nationalsozialistischen Herrschaft gedient haben, »abgeschafft und für ungesetzlich erklärt«, so unter anderem auch der NS-Reichskriegerbund.
1952 begann die Wiedergründung des Verbandes mit allen Landesverbänden. Heute betont er seine Rolle als Reservisten- und Schießsportverband. Dass er sich dabei eher am rechten Rand des politischen Spektrums bewegt, macht ein Spiegel-Artikel von 1990 ansatzweise deutlich.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 28. Februar 2017


DER SPIEGEL, Nr. 44, 1990, S. 85 - 89


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I N H A L T

Das Denkmal
Begriffsklärung
Das Steinfeld
Der Bau
Die Geschichte

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Brekendorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde

Auf dem kirchlichen Friedhof, Alter Bahndamm

Das monumentale Denkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege steht auf einem Sandplatz, umgeben von einer gebogenen gestutzten Hecke. Es ist eine ca. 7 Meter hoher Turm mit stumpfer Spitze, die auf einer Grundfläche von 4 Meter x 4 Meter steht. Eingeweiht wurde das Denkmal am 11. September 1932, 14 Jahre nach dem 1., 7 Jahre vor dem 2. Weltkrieg.

SH Brekendorf weit web

Es wurde von der Gemeinde in Auftrag gegeben, gemeinsam mit dem »Ehrenfriedhof« befindet es sich auf gemeindeeigenem Grund, umgeben vom kirchlichen Friedhof, der 1930 eingeweiht worden war und in Nachbarschaft zu der Friedhofskapelle von 1949.

SH Brekendorf gesamt web

Die Firma Obitz hat das Monument aufgebaut, es wurden ausschließlich einheimische, bräunliche Steine verwendet. Die Steine sind einseitig behauen, nur an den Ecken zweiseitig, sie haben völlig unterschiedliche Formen.

SH Brekendorf Stumpf web

Auf der Frontseite ist die Widmungstafel eingesetzt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde in der Mitte der Fläche eine neue graue Granittafel eingepasst. Am 29. März 1950 wurde sie eingeweiht. 

SH Brekendorf Tafel vorne web

Alte und neue Buchstaben und Zahlen sind aus dem Stein herausgearbeitet, auf Mittelachse gesetzt. Der Text lautet zum 1. Weltkrieg, über und unter der neuen Tafel:

Wanderer verweile in Andacht
und künde zu Hause
wie wir als Männer gefallen
in Treue zur Heimat

Auf der gerahmten Tafel zum 2. Weltkrieg steht unter einem Eisernen Kreuz:

Unseren Gefallenen
und Vermissten
zum ehrenden Gedenken
1914-1918    1939-1945

Das Geld für die Tafel war 1950 in der Einwohnerschaft von Brekendorf gesammelt worden.

SH Brekendorf links web

Auf der linken Seite des Monuments ist ein abgeflachter Stein eingelassen. Unter einem Eisernen Kreuz steht:

Es starben fürs Vaterland
27 Kriegsteilnehmer der Gemeinde

 

SH Brekendorf rechts web


Auf der rechten Seite steht unter einem Stahlhelm im Relief:

Wir gedenken Eurer in Dankbarkeit
Spender der Gemeinde Brekendorf

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Begriffsklärung

Treue: »Trauer, Trost, Treue – das sei die deutsche Totenfeier!« So fasste Pastor Maulhardt seine Predigt zum Volkstrauertag 1926 zusammen. Die Treue der Gefallenen wird auf Denkmälern oft beschworen. [...] Sie verspricht den Toten damit »ewiges Gedenken«, ein Gedenken, das – wie die Liebe – den Tod transzendiert. Der Mythos der Treue, der Führer und Gefolgschaft zusammenschweißt und deshalb oft mit dem Attribut »heilig« in Verbindung gebracht wird, verpflichtet nun die Mit- und Nachwelt. Die Treue sei das Maß, an dem wir gemessen werden, meinte der Präsident des Deutschen Jagdbundes anlässlich der Gedenkveranstaltung des 8. Bundestreffens auf dem Hildesheimer Ehrenfriedhof. Treue sei aber nicht denkbar ohne Disziplin und ohne den Glauben an Gott. Kaum ein Begriff ist so anfällig gegen Missbrauch wie dieser.

zitiert aus Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 53. Herausgegeben von Herbert Reyer, Stadtarchiv Hildesheim, Band 17, Gerstenberg, 2006

Gefallene: »Gefallenendenkmal« verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. Ralph Giordano rät deshalb, »gefallen« durch »umgebracht« zu ersetzen.
Neben diesem offenkundigen Euphemismus schränkt der Begriff »Gefallener« den Inhalt auf den Bedeutungsbereich ein, der im Englischen mit »killed in action« bezeichnet wird. Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: »im Felde gefallen« oder »auf dem Felde der Ehre gefallen«. Nicht auf ein »Gefallenendenkmal« gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.

Ebd. S.22

Vaterland: Kriegerdenkmäler für den »gemeinen Mann« stehen in einer eigenen Tradition, die begann, als im 18. Jahrhundert das stehende Heer das Söldnerheer verdrängte und das stehende Heer sich durch die allgemeine Wehrpflicht – in Preußen 1814 eingeführt – zum Volksheer wandelte. Das Söldnerheer verrichtete ein riskantes aber Profit versprechendes Handwerk. Das Freiwilligen- oder Volksheer griff nicht des Geldes wegen zu den Waffen. Die Vorstellung, das Vaterland von feindlicher Besetzung zu befreien oder vor feindlichem Zugriff zu schützen, wurde auch in den Kriegen aufrechterhalten und propagiert, wo die Führung den Angriff befahl. Denkmäler tradieren seit ihrem ersten Auftreten die Überzeugung, im Krieg für drei traditionsreiche Werte gekämpft zu haben: »für das Vaterland als höchstem Gut, dem der Einzelne unter Aufbietung aller Kräfte diente, zweitens der Monarchie, der er sich bereitwillig unterordnete und drittens seinem überzeugtem Christentum.« (zitiert nach Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, Band 1, S. 260) Ein solches Bewusstsein lässt nicht daran zweifeln, auf der richtigen Seite und für die gute Sache gekämpft zu haben.

Ebd. S.78

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Das Steinfeld

Gegenüber dem Denkmal liegt der »Ehrenfriedhof«. Dort sind unter einer Blutbuche in symetrischer Form die Gedenksteine für die toten Soldaten beider Weltkriege aufgestellt.

SH Brekendorf Blutbuche web

Jeweils die beiden äusseren Reihen und die drei in der Mitte sind die größeren, oft kantigen Findlingssteine für die Soldaten des 1. Weltkriegs.

     SH Brekendorf Steinfeld1 web


Es werden Vor- und Zunamen genannt, wenn bekannt: Dienstgrad und Truppenzugehörigkeit, Geburts- und Todesdatum und Sterbeort.

     SH Brekendorf Steinfeld2 web


Eher abgerundete, kleinere Steine sind für die Soldaten des 2. Weltkriegs aufgestellt worden, in jeweils zwei inneren Reihen und im Bogen am hinteren Ende.

     SH Brekendorf Steinfeld3 web


Auf ihnen werden Vor- und Nachnamen, Geburts- und Todesdatum und Sterbeort genannt. Den Dienstgrad hat man hier weggelassen.

      SH Brekendorf Steinfeld4 web

Der rechte äußere Rand ist wieder den Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet.

SH Brekendorf Kapelle Steinfeld web

Die Friedhofskapelle St. Michaelis steht direkt neben dem Steinfeld. Sie wurde am 25. September 1949 – dem Michaelis-Tag – von Bischof Wester eingeweiht.

SH Brekendorf Kapelle web


Das Mauerwerk aus ungleichmäßigen, behauenen Feldsteinen ist zwar glatter als das des Kriegerdenkmals, aber das Gebäude scheint doch dem Kriegerdenkmal angeglichen worden zu sein, schon wegen der ungewöhnlichen schrägen Seitenwände hat man diesen Eindruck.

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Der Bau

Die Arbeiter der Firma Obitz mit einfachem Gerät am Werk. Die Tafeln vorne und an den Seiten sind schon eingesetzt.

SH Brekendorf Chronik Bau web

 

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Die Geschichte

Zwei Jahre nach Gründung des kirchlichen Friedhofs wurde das Kriegerdenkmal 1932 eingeweiht.

SH Brekendorf Chronik 1933 web

1933: Das »Ehrenmal« in der neu angepflanzten Anlage. Das ca. 7 Meter hohe Monument überragt noch die kleinen Bäumchen.

SH Brekendorf Chronik Weihe 1950 web

29. März 1950: Die Einweihung der ergänzenden Tafel am Denkmal zum 2. Weltkrieg. Pastor Lucht aus Hütten und Bürgermeister Hensen hielten Ansprachen. Die neuen Namenssteine der toten Soldaten des 2. Weltkriegs auf dem Steinfeld sind frisch gesetzt und von Pflanzen umgeben, die Blutbuche ist noch nicht gepflanzt.


SH Brekendorf 1950 web


Auf der rechten Seite des Denkmals: Vertreter der Feuerwehr, des Brekendorfer Turn- und Sportvereins von 1947 e.V. und der Schulchor mit Lehrer Hinze während der Einweihungsfeier. Ausserdem nahmen der Gemeinderat, Abgeordnete weiterer Vereine und viele Dorfbewohner teil.

Auf seiner Website hat der Brekendorfer TSV die Geschichte der Vereinsgründung 1947 dokumentiert.

Chronik des Brekendorfer TSV

 

SH Brekendorf Chronik VTT web


»Ehrenwache« am Volkstrauertag in einem späteren Jahr: es gibt ein Blumenbeet vor dem Denkmal, aber noch keine hohe Hecke drumherum.


• Die historischen Fotos und Informationen haben wir dem Buch »Hüttener Chroniken«, 1996 herausgegeben von der Gemeinde Brekendorf, bearbeitet von Claus Voigt entnommen. Wir durften das Buch in der Präsenzbibliothek der Heimatgemeinschaft Eckernförde e.V. einsehen. Herzlichen Dank!

Hier können Sie die »Hüttener Chroniken« bestellen: Amt Hüttener Berge, Telefon 043 56 / 99 49 0


Am 8. April 2014 wird dann auf der Sitzung der Gemeindevertretung die fällige Sanierung des gemeindlichen »Ehrenmals« behandelt:

»BGM Guthardt informiert, dass das Ehrenmal dringend saniert werden müsste. Das Regenwasser hat den oberen Teil stark angegriffen und den Mörtel teils zersetzt. Es liegt hierzu ein Kostenvoranschlag i.H.v. 3.560,48 Euro brutto vor. [...] GV Kraft schlägt vor, auf dem Ehrenmal evt. eine Haube anzubringen oder eine Dichtungsmasse aufzutragen.«

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I N H A L T
Das Denkmal
Aus der Geschichte
»Für Uns«
Die Ballade »John Maynard«
Das Eiserne Kreuz
Die preußische Krone
Zum Gedenken
Die »Breklumer Mission«
• AKTUELL: »Nordkirche dekolonial« Fachtagung in Breklum 2022
Das Christian Jensen Kolleg

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Breklum, Kreis Nordfriesland

Am Rand des Neuen Friedhofs der Ev. Kirchengemeinde

Die gepflegte Anlage ist den toten Soldaten beider Weltkriege und mit einer Tafel dem »verlorenen Osten« gewidmet.

SH Breklum weit web


Die Anlage besteht aus zwei Quadersteinmauern im Hintergrund, die optisch dem zentralen Findlingsdenkmal zur Seite stehen.

SH Breklum Anlage web


Der ovale Findlingsplatz in der Mitte ist symetrisch gestaltet mit Rhododendren und im Sommer 2020 mit roten Eisbegonien. Rechts und links vom Findlingsdenkmal – dort wo man weiße Fahnenmasten vermutet – haben die Breklumer Birken gepflanzt. Vor dem Denkmal ist der Platz gepflastert – vermutlich werden dort zum Volkstrauertag die Kränze abgelegt.

SH Breklum Denkmal web


Der Findling steht auf einem bunten Bruchsteinsockel, an dessen oberen Ende ein Granitsteinband mit einer zusätzlichen Inschrift für den 2. Weltkrieg eingemauert ist:

1939   ZUM GEDENKEN   1945

Darüber das Zement-Granitsteinbett, das den Findling stützt.

SH Breklum Stein web


Nun kommen wir zur zentralen Inschrift, die in den Findling gemeißelt ist:

Die Schulgemeinde Breklum
weihte diese Stätte
ihren Gefallenen aus den Weltkriegen
1914-1918
und 1939-1945 (mitte der 50er-Jahre nachträglich eingemeißelt)

Etwas abgesetzt folgt in kleinerer Schrift der Sinnspruch:

Sie starben für uns
unsere Liebe ihr Lohn

Dieser Spruch ist angelehnt an eine Zeile aus der Ballade »John Maynard« von Theodor Fontane.


Rechts daneben sehen wir ein großes Eisernes Kreuz in der Version des Kaiserreichs.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Kriegstod wird von den Denkmalsstiftern als Beweis für die Vaterlandstreue und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht ohne »Leistungsnachweis«.

SH Breklum Mauer links web


In die Mauern im Hintergrund sind jeweils fünf dunkelgraue Granitsteintafeln eingelassen. Die schwarze Schrift darauf ist naturgemäß schwer zu lesen.

SH Breklum Namen 1WK web

Ganz links beginnt die Namensaufzählung mit der Überschrift:

Es fielen im Kriege 1914  1918

Die Namen sind auf allen Tafeln in zwei Spalten mittig gesetzt. Es werden Vor- und Familiennamen, das Geburts- und das Todesjahr und der Todesort (der Schlacht, des Fronteinsatzes oder des Lazaretts) genannt. Die Namen sind nach Todesjahr geordnet.

SH Breklum Lazarett web

Ein Beispiel für die Todesorte im 1. Weltkrieg am Ende der ersten Tafel: 1915: Laz. Bevern [Lazarett Schloß Bevern], Warschau, 1916: Verdun, Laz. Göttingen, Verdun.

SH Breklum Namen 1u2WK web


Auf der dritten Tafel endet die Liste der 46 Namen zum 1. Weltkrieg. Es beginnt die neue Liste der 123 Namen zum 2. Weltkrieg mit der Überschrift:

Es fielen im Kriege 1939-1945

SH Breklum Mauer rechts web


Die lange Liste zum 2. Weltkrieg reicht bis zur neunten Tafel in der rechten Mauer.

SH Breklum Namen 2WK web


Die Namen werden in gleicher Art und Weise dokumentiert, hier werden meistens die Länder (Rußland, Rumänien, Italien etc.), nur die Himmelsrichtung der Front (Osten) oder spezielle Schlachtorte genannt:

Krim, Mai 1944

Die Schlacht um die Krim bei Wikipedia

Libau, ab Oktober 1944

Die Kesselschlacht von Kurland bei Wikipedia


In der Tafelmitte der achten Tafel beginnt dann die Aufzählung der Vermißten:

In dem Kriege 1939-1945 wurden vermißt

 

SH Breklum Verlorene Heimat web


Die letzte Tafel ist dem Verlust der deutschen Ostgebiete gewidmet. Die Inschrift lautet:

Zum Gedenken an den verlorenen Osten und
seinen namenlosen Toten und Vermißten

(Eichenlaub)

Er
gibt dem Müden Kraft und Stärke und Stärke genug dem
Unvermögenden
Jes.40.V.29

(Eichenlaub)

Darunter sind zwei Flächen für Namen vorgesehen, nur einer wurde herausgearbeitet:

Auguste Dethlefsen
1879-1945 Bredstedt

 
Zusammenfassend kann man sagen, dass es bei dieser Denkmalsanlage in Breklum ausschließlich um die Toten der Heimat geht. Es geht um die eigenen Toten, eine zivile Tote und 169 militärische, es gibt keine kritische Reflektion über die Kriegsursachen und die deutsche Schuld, die Opfer des Nationalsozialismus werden nicht benannt.

Eine sehr ähnliche Anlage – auch erbaut in den 50er Jahren – steht in Witzwort, nicht weit von Breklum entfernt.

Dokumentation Witzwort


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Aus der Geschichte

Am 22. Juli 1953 schreibt der Bürgermeister der Gemeinde Breklum Johs. Knoop an Pastor Thedens. Er bittet darum, für die »Erweiterung u. Neugestaltung der Kriegerehrung für die Schulgemeinde Breklum«, der Entscheidung des Gemeinderates entsprechend, den Platz des alten Denkmals auf dem Kirchhof dafür zu genehmigen. 

SH Breklum Gemeinde 22 07 1953 web


Dann wurde die Anlage eines neuen Friedhofs vom Kirchenvorstand beschlossen und geplant. Am 30. Juli 1953 schreibt der Langenhorner Stein- und Bildhauer Ernst Volquardsen einen »Erläuterungsbericht für den Ausbau einer Kriegerehrung in Breklum«, der am 1. August 1953 im Kirchenamt in Kiel eingeht:

»Der Bau der Kriegerehrung, der beiden Weltkriege 1914-18 und 1939-45 ist geplant auf dem Gelände des neuen Friedhofs, wie aus dem Lageplan ersichtlich. Das Mauerwerk der beiden 9.30 m langen Wände wird aus roh behauenen Felsen ausgeführt. Ebenso der Sockel für den großen Findling. Die erforderlichen 8 Granittafeln, mit geschliffener Vorderfläche, werden in Füllungen, im Mauerwerk eingesetzt und die Inschrift wird erhaben. Nach Fertigstellung des Felsenmauerwerks, wird dieses sauber gereinigt und verfugt und zwar werden die Fugen voll ausgestrichen, vorstehende Zementfugen [sogenannte Krampfaderfugen] kommen wegen des Aussehens und der Haltbarkeit nicht in Frage.«

Am 12. August bewilligt Dr. Freytag vom Kirchenamt das Vorhaben:

SH Breklum Bewilligung 12 08 1953 web

Der Findling für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs soll also umziehen in die erweiterte Anlage auf dem neuen Friedhof.

Der Kirchenvorstand macht sich Gedanken um die Gestaltung des neuen Geländes. Zunächst wird der Hauptgang angelegt, an dessen Ende ein Holzkreuz stehen soll, als Hintergrung für die neue Kriegerdenkmalsanlage. Am 19. September 1953 schreibt der Kirchenvorstand an einen Herrn Kragh, der wohl schon einmal einen früheren Plan entworfen hatte, und bittet um seine Expertise:

»Das große Kreuz am Ende des Hauptweges macht uns zu schaffen. Es scheint uns zu hoch für unsere Windverhältnisse zu sein. Würden Sie uns raten, ein kleineres zu nehmen oder Holz und Stein auszuwechseln und ein nicht so hohes Kreuz aus Granit zu verwenden?

Weiter stehen wir vor der Frage des Eingangstores und der Umfriedung. Nach Ihrem Plan soll das Tor gemauert sein und mit 2 Seitenausläufern in eine lebende Hecke einmünden. Haben wir so Schutz genug gegen Kinder und Vieh? Wir wären dankbar, von Ihnen auch darüber zu hören. Die Einfriedung wird uns am Anfang gewiß das meiste kosten.«


Am 27. Oktober wird der Vetrag zwischen dem Kirchenvorstand, Pastor Otto Thedens und der Schulgemeinde, Bürgermeister Johs. Knoop, unterzeichnet. Die Fläche zur Errichtung des Ehrenmals wird der Schulgemeinde kostenlos zur Verfügung gestellt, bleibt aber Eigentum der Kirche. Bepflanzung und Erhalt eines »würdigen« Zustands ist Sache der Schulgemeinde.


Damals scheint das Holzkreuz hinter der Anlage verwirklicht worden zu sein, denn am 30. Mai 1969 flammt die Diskussion um ein wie auch immer geartetes Kreuz wieder auf:

»In der Hauptachse von der Kirche her sieht man etwa das obere Drittel eines Holzkreuzes. Dieses Kreuz soll den christlichen Friedhof symbolisieren. Etwa 10 m vor dem Kreuz steht in Form eines Findlings das Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Der Findling ist auf einen etwa 50 cm hohen, aus Findlingen gemauerten Sockel gestellt.

Hier ringen der Findling und das Kreuz um die herrschende Kraft. Ich meine unsere Kriegstoten ruhen alle unter dem Kreuz. Daher kann auch nur das Kreuz das Wesentliche und der Findling das Dienende dieser Anlage sein. Von daher gesehen sollte man den völlig bedeutungslosen Sockel entfernen und den Findling frei aus dem Boden herauswachsen lassen. ...«
[unleserliche Unterschrift]


Wie wir auf der unten abgebildeten Postkarte sehen, konnte sich diese Ansicht nicht durchsetzen: das christliche Kreuz ist verschwunden, die Kriegerehrung hat eine beherrschende Stellung erhalten:

SH Breklum Postkarte o Datum web


Wir danken sehr herzlich Albert Panten vom Kirchenkreisarchiv für seine Hilfe.

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»Für uns«

Den Sinnspruch suchen immer die Denkmalsstifter aus. In Breklum entschied sich die Schulgemeinde für:

Sie starben für uns
unsere Liebe ihr Lohn

Mit diesen beiden Zeilen nehmen sie die nächsten Generationen gleich zweimal in die Pflicht: Dankbarkeit und Liebe für die toten Soldaten werden gefordert.

 

SH Breklum Sinnspruch web


Das folgende Gedicht behandelten die Schulkinder ab dem Kriegsjahr 1916 im Unterricht. Zitiert aus »Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch«, Breslau 1916, herausgegeben von Kreisschulinspektor Dr. J. Radtke.

»Fern im Osten gähnt ein Grab

Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab
da senkt man zu tausend die Toten hinab
für uns!

Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein
da liegen sie stumm in langen Reih’n
für uns

Und wo im Winde rauschet das Meer
da gaben sie freudig ihr Leben her
für uns

Sie opferten Zukunft und Jugendglück
sie kehren nie wieder zur Heimat zurück
für uns

Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut
sie gaben es hin mit heiligem Mut
für uns

Und wir? wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns«

Bei einer Schulfeier für den im Osten gefallenen Lehrer eines Charlottenburger Gymnasiums wurde dieses Gedicht 1915 erstmals vorgetragen. Der Obertertianer Reinhold Samuelsohn hat es verfasst.


»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« schreibt Ralph Giordano in ›Die zweite Schuld‹.

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Die Ballade »John Maynard«

Für die Denkmalsstifter war das Zitat aus der Ballade Theodor Fontanes aus dem Jahr 1886 wahrscheinlich ein perfekter Sinnspruch. Dass es einen Unterschied macht, ob man als Schiffssteuermann unter Lebensgefahr Zivilisten vorm Ertrinken rettet oder ob man als Soldat bewaffnet in den Krieg gegen ein Nachbarland zieht, scheint den Mitgliedern der Schulgemeinde in Breklum nicht aufgefallen zu sein.

Vorlage für die Ballade Fontanes war eine themengleiche des Amerikaners Horatio Alger über ein reales Schiffsunglück 1841 auf dem Eriesee in Nordamerika. Auf dem Raddampfer ›Erie‹ brach damals fernab vom Ufer ein Feuer aus, der Steuermann blieb bis zuletzt auf seinem Posten und versuchte den Dampfer ans Ufer zu bringen. Die Ballade – die nicht dem realen Fortgang der Geschichte entspricht – beschreibt den Steuermann, der seine Dienst- und Fürsorgepflicht über das eigene Leben stellt, um das Leben der ihm anvertrauten Menschen zu retten.

Hier nun die Ballade im Wortlaut:

John Maynard!

»Wer ist John Maynard?«
»John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron’,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.«

Die »Schwalbe« fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo –
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: »Wie weit noch, Steuermann?«
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
»Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund.«

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei –
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
»Feuer!« war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich’s dicht,
und ein Jammern wird laut: »Wo sind wir? wo?«
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. –

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
»Noch da, John Maynard?«
»Ja, Herr. Ich bin.«

»Auf den Strand! In die Brandung!«
»Ich halte drauf hin.«
Und das Schiffsvolk jubelt: »Halt aus! Hallo!«
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. ––

»Noch da, John Maynard?« Und Antwort schallt's
mit ersterbender Stimme: »Ja, Herr, ich halt’s!«
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die »Schwalbe« mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell’n
himmelan aus Kirchen und Kapell’n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug’ im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

»Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard.«


Nun bleibt nur noch das reale Ende des Schiffsunglücks auf dem Eriesee zu erzählen: Von den etwa 200 Menschen an Bord wurden nur 29 gerettet. Der Steuermann Lothar Fuller, das Vorbild für John Maynard, überlebte das Unglück schwerverletzt, er zerbrach am Geschehenen. Nach Uta Plisch vom Bertuch Verlag Weimar verfiel er dem Alkohol und starb im Armenhaus.


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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu  d e m  deutschen Orden.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008


Soldaten der Wehrmacht kämpfen nicht nur pflichtschuldig  und gehorsam. Ohne die Gefühlswelt aus Stolz, Ehre und Männlichkeit ist nicht zu erklären, warum so viele an die Front streben – und dem Krieg bis zum Untergang verhaftet bleiben. (Frank Werner in ZEITGeschichte 4/2018)

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Geschickte Propaganda: Begehrenswerte Ordensbrust in »Die Woche« Januar 1940.

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle. Sogar als Dekoration für Autos wird es verwendet.


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Die preußische Krone

Auf dem Friedhof in Breklum ist das Eiserne Kreuz in der Variante der zweiten Stiftung angebracht: oben die preußische Königskrone, in der Mitte das »W.« für Wilhelm II. und unten »1914« für das Stiftungsjahr des Ordens.

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Auf dem Findling sehen wir im Eisernen Kreuz klein, aber deutlich ein christliches Kreuz auf der Krone, denn in Preußen war der König gleichzeitig oberster Kirchenherr. Der deutsche National-Protestantismus war schon seit jeher eng mit Staat und Obrigkeit verbunden. So wurde eine Stimmung erzeugt, die von Vaterlandsliebe und religiöser Inbrunst erfüllt war.

Bei der Einstimmung zum 1. Weltkrieg kam dann noch die Kriegslust dazu. Hofprediger Bruno Doehring am 5. August 1914 bei einem Gottesdienst vor dem Berliner Dom:

»Wir müssen zurück zum lebendigen Gott, um von ihm aus unseren Feldzug zu unternehmen! ... Der deutsche Trost von 1813 soll auch der Trost von 1914 werden. Deutsche Freiheit, deutscher Gott, deutscher Glaube ohne Spott, deutsches Herz und deutscher Stahl sind vier Helden allzumal. Diese stehn wie Felsenburg, diese fechten alles durch, diese halten tapfer aus in Gefahr und Todesbraus.«

 

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Foto: David Liuzzo / Wikimedia Commons

Dies ist ein Foto des Holzmodells der Krone des Preußisch-Deutschen Kaisers. Von 1872 bis 1940 war es im Schloss Monbijou in Berlin ausgestellt. Der Verbleib des Modells ist unbekannt.

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Zum Gedenken

»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter« schreibt Hartmut Häger in Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006 auf Seite 29.

 

SH Breklum Zum Gedenken web

 

Dazu noch einige Zeilen aus einem Gedicht von Georg Schwikart:

... Ein Mahnmal mahnt so wenig wie

ein Denkmal denkt und ein Grabmal gräbt

man wollte sie nicht vergessen, die Burschen

man wollte allerdings vergessen die Tränen

der Frauen, Geliebten, der Eltern, Geschwister
verdrängen das Ende: zerschossen, zerfetzt
verhungert, erfroren, von Krankheiten dahin-
gerafft. Neue Kriege, neue Tote, neue

Ehrenmale. Bis heute geht es weiter. Bis heute
erinnert man sich an Johann, Harm und Cornelius,
ihre Namen bleiben, in Stein konserviert.

Sie sollen bleiben. Nicht aber der Satz,

der niemals stimmte: Nicht vor hundert oder
tausend Jahren, nicht in Reich und Republik.

Erklär mir diese Ehre mal!

Der Satz, er prangt am Ehrenmal

wo der Soldaten Tod verbrämt wird

zur Großtat. Gefallen, heißt es verhüllend,
doch wer fällt, kann wieder aufstehn.

Sie bleiben liegen. Es ist noch nicht vorbei.
Opfer für Mars, Indra und den Gott Kapital.
Meißelt ihn weg, er verdummt das Volk,

er bedroht unsere Jugend, der Satz:

Sie starben fürs Vaterland.

Vaterland stirbt, Muttersprache verstummt.
Sie starben ohne Sinn. ....

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Die »Breklumer Mission«

Im Jahr 1876 kaufte Christian Jensen, ein gebürtiger Nordfriese und Hauptpastor in der Kirchengemeinde Breklum, ein Bauernhaus im Dorf. Nachdem er sich zunächst mit dem von ihm herausgegebenen »Sonntagsblatt« den Leuten in der Umgebung zugewandt hatte, gründete er 1876 in pietistischer Tradition mit einem Kreis Gleichgesinnter die »Schleswig Holsteinische Missionsgesellschaft zu Breklum« (Breklumer Mission) zur Ausbildung und Aussendung von Missionaren nach Übersee. Daraus wurde ein verzweigtes und vielfältiges Arbeitsfeld, aus dem Beziehungen zu Partnerkirchen rund um die Welt entstanden sind, die bis heute gepflegt werden. Zu den Missionsgründungen gehörte ein christliches Gymnasium, das sogenannte Martineum, die Brüderanstalt und das Predigerseminar, in dem jahrzehntelang Pastoren ausgebildet wurden, die den Aussiedlerwellen nach Amerika folgten. Als letztes entstand 1900 ein Sanatorium, das als Teil der Fachkliniken Nordfriesland noch heute besteht.

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Bereits 1881 sandte die Missionsgesellschaft Missionare nach Indien, wenig später nach China. Vom »Breklumer Predigerseminar für Amerika« wurden über 200 Pastoren in die jungen deutschen Einwanderergemeinden nach Amerika und Kanada entsandt. Später folgten Entsendungen nach Tansania, Papua-Neuguinea, Kongo, Kenia sowie Mittelamerika.

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• Das Missionshaus im Jahr 1910

Den ersten Band seiner Studie zur Geschichte der Mission und Ökumene im Bereich der Nordkirche hat Joachim Wietzke vorgelegt: »Die Weite des Evangeliums. Eine theologiegeschichtliche Regionalstudie zur Missionsbewegung in Schleswig-Holstein. Band 1: Von der Reformation bis zum Ende des Ersten Weltkrieges«, Matthiesen Verlag, Husum 2017. Dr. Joachim Wietzke war von 1995 bis 2005 Direktor des Nordelbischen Missionszentrums mit Sitz in Hamburg und Breklum.


Zu Pastor Christian Jensen schreibt Wietzke auf Seite 281: »Für Jensen ist der monarchische und hierarchisch gegliederte Staat eine göttliche ›Schöpfungsanordnung‹. Wer diese Ordnung selbstherrlich verändern will, gefährdet seines Erachtens die Grundlagen des Gemeinwesens und vergeht sich an Gottes Schöpfungswillen. Daher, so folgert er, ist der Kampf gegen die ›widergöttlichen Zeitströmungen‹ eine unbedingte Christenpflicht, denn das Christentum gehöre nicht hinter ›Klostermauern‹ oder in den ›stillen Winkel‹ sondern ›mitten unter das Volk‹.«

Abschließend zitieren wir den letzten Absatz des Kapitels »Rückblick und Bilanz: Zwischen Tradition und Moderne«:

»Das Christentum geht deutlich geschwächt aus dem Ersten Weltkrieg hevor. In den Ländern, die den Krieg verloren haben, büßen die Kirchen viel von ihrer Autorität ein, die ökumenischen Beziehungen zwischen den westlichen Kirchen sind nachhaltig gestört, und in der sogenannten ›farbigen Welt‹ erleidet das westliche Christentum einen dramatischen Verlust an Glaubwürdigkeit und Ansehen. Der Krieg unter den christlichen Nationen, in dem jede denselben Gott für sich reklamiert, hat den Nimbus des christlichen Europa entzaubert und seinen Anspruch, anderen Kulturen und Religionen an Humanität und Zivilisiertheit überlegen zu sein, endgültig als unbegründet entlarvt. Die Völker Asiens und Afrikas besinnen sich auf ihre eigenen kulturellen und religiösen Traditionen und beschuldigen die christliche Mission, ein Teil des westlichen Imperialismus zu sein. Es ist ein hoher Preis, den die Mission für ihre vielfältigen kolonialen Verflechtungen zu zahlen hat. Manche Missionsgesellschaften wie die Breklumer haben all ihre Missionsgebiete verloren und stehen mit leeren Händen da. Darüber hinaus hinterlassen das ›große Missionsjahrhundert‹ und der Erste Weltkrieg ein schweres Erbe, mit dem es weit schwieriger als in früheren Zeiten ist, die universale Weite des Evangeliums zur Geltung zu bringen.«

Eine Rezension und eine öffentliche Debatte über Joachim Wietzkes Untersuchung steht noch aus.

Stellungnahme zur Aufarbeitung der Kolonialgeschichte


Breklum war ein Ort des Widerstands der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus und blieb mit dem Predigerseminar und dem Katechetisches Seminar ein Zentrum kirchlicher Bildungsarbeit und Ausbildung auch nach dem 2. Weltkrieg. Diese Zeit wird Gegenstand des 2. Bandes von Joachim Wietzkes Untersuchung sein. Das Erscheinungsdatum steht noch nicht fest.


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»Nordkirche dekolonial« Fachtagung in Breklum 2022

Nachdem in anderen Bundesländern die Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialvergangenheit schon seit einigen Jahren intensiv geführt wird, hat auch in Schleswig-Holstein eine Aufarbeitung begonnen. Eine Tagung 3. - 4. Mai 2022 soll der offizielle Start für verschiedene Projekte und Veranstaltungen innerhalb der Nordkirche sein, sich mit möglichen eigenen kolonialen Strukturen kritisch und konstruktiv auseinanderzusetzen. Die Tagung ist offen für alle Interessierten.

Referieren werden u.a. Dr. Joachim Wietzke und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

Ankündigung im Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche

Der komplette Jahresbericht


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Das Christian Jensen Kolleg

Mit dem Christian Jensen Kolleg ist am 30. September 2005 an traditionsreichem Ort ein ökumenisches Begegnungs- und Tagungszentrum eingeweiht worden, das Gruppen und Veranstaltungen für Fortbildung, Erholung und auch als internationales Konferenzzentrum zur Verfügung steht. Es befindet sich im zusammenhängenden Siedlungsbereich des Ortes Breklum zu beiden Seiten der Kirchenstraße. Westlich an das Gelände angrenzend verläuft der Bahndamm der Marschbahn.

2009 zerstörte ein Brand das Missionshaus, zahlreiche Archivalien wurden vernichtet. Das Haus wurde bis 2010 wieder aufgebaut. Hier finden nun wieder Seminarveranstaltungen statt. Der Festsaal in einem benachbarten Gebäude kann für größere Veranstaltungen und Vorträge genutzt werden. Die Breklumer Bücherstube, eine Buchhandlung, ist im Anbau mit einem separaten Eingang untergebracht.

SH Breklum Christian Jensen Kolleg Breklum 2009 webFoto: Wikimedia Commons / Goegeo

Das Martineum im Jahr 2009, hier sind u.a. Rezeption, Speisesaal, Seminarräume und Gästezimmer des Christian Jensen Kollegs zu finden. Die vier Gästehäuser auf dem Gelände sind benannt nach den Erdteilen, in denen die Breklumer Missionare gearbeitet haben: Ostasien, Indien, Afrika und Lateinamerika.

Website Christian Jensen Kolleg

 
Pastorin Nora Steen, die theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs, beantwortet drei Fragen zur Situation des Tagungshauses in Corona-Zeiten.

Video auf YouTube


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I N H A L T
Das Denkmal
Bericht zum Denkmal
Aus der Geschichte
Eine historische Postkarte
Antikisierte Kämpfer
Die Zwangsarbeiter
Der »Ehrenhain« in Fockbek

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Büdelsdorf,
Kreis Rendsburg-Eckernförde

Vier kniende Krieger tragen eine Opferschale an der Hollerstraße

Das Denkmal ist 1930 errichtet worden. Auf einem runden Natursteinsockel heben vier knienden, halbnackten Kriegern mit Stahlhelm und Schwert eine riesige Opferschale in die Höhe. Auf die Unterseite der Schale sind in acht Spalten die 206 Namen der getöteten Soldaten des 1.Weltkriegs graviert. Der Berliner Bildhauer Alfred Ehlers (31. Juli 1885 Wechselburg - 1956 Neweton Abbey/Devon GB) hat das Denkmal nach den Vorstellungen von Julius Ahlmann, dem Direktor der Eisengießerei Ahlmann-Carlshütte, entworfen. 

Das Denkmal ist am 10. Dezember 1930 nach der Weiherede von Prof. Baumgarten aus Kiel enthüllt worden.

SH Budelsdorf Ganz

Inschriften
Außen umlaufend:
Unseren gefallenen Brüdern aus dem Weltkrieg 1914 – 1918 zum treuen Gedenken

Zwischen den Namen:
Die Treue steht zuerst, zuletzt im Himmel und auf Erden. Wer ganz die Seele dreingesetzt, dem muss die Krone werden
(E. M. Arndt)

Siehe zu E. M. Arndt z.B. unsere Dokumentation in Bornhöved

Ein Held ist, wer sein Leben Grossem opfert (Grillparzer)

Wir sanken hin für Deutschlands Glanz, blüh, Deutschland, uns als Totenkranz! Blüh, Deutschland überm Grabe mein, jung, stark und schön als Heldenhain (Walter Flex)

Siehe unsere Dokumentation eines Denkmals in Eutin

Lasst uns Vertrauen zueinander fassen und unsere Pflicht tun (Hindenburg)

Seele, vergiss sie nicht, Seele, vergiss nicht die Toten
(Fr. Hebbel)


Nur in der eigenen Kraft ruht das Schicksal jeder Nation (Moltke)

Nun seid Ihr längst versunken in Schlaf und tiefen Traum und schwingt Euch ahnungstrunken hoch über Zeit und Raum (Fr.Hebbel)

Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen
(Heinr. Lersch)

Siehe unsere Dokumentation eines Denkmals in HH-Blankenese


Unter der Schale ein umlaufendes Band mit eingravierten Zeichnungen.

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In der Grünanlage befinden sich ausserdem eine liegende Gedenktafel mit den Namen von 72 getöteten Soldaten des 1.Weltkriegs.

Inschrift:
1914 (Eisernes Kreuz) 1918 
Unseren Gefallenen zum Gedächtnis


Acht Gedenktafeln mit 309 Namen von getöteten Soldaten des 2.Weltkriegs.

Inschriften:
In Trauer und Ehrfurcht gedenken die Einwohner der Gemeinde Büdelsdorf ihrer in den Kampfhandlungen und bei der Vertreibung Gefallenen und Verschollenen

Allen Ungenannten zum Gedenken

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Bericht zum Denkmal

»Wir sanken hin für Deutschlands Glanz,
Blüh Deutschland uns als Totenkranz. [...]
Blüh, Deutschland, überm Grabe mein

Jung, stark und schön als Heldenhain!

Ganz im Sinne dieses Spruches, der neben anderen das Ehrenmal in Büdelsdorf schmückt, gestaltete ein Professor Baumgarten seine »Weiherede« anläßlich der Übergabe des Denkmals an die Gemeinde durch den Direktor Ahlmann- »Alle Denkmäler für unsere Gefallenen sollen uns Ansporn sein zum Glauben an das ganze, an das deutsche Wesen.«

Wenn auch der Friede, »dem ihr Tod gedient hat, sich als ein Schmach- und Erdrosselungsfriede gezeigt« hat, so ist das Denkmal ein Zeichen »der Treue und des Fortlebens, das aufruft zu einem besseren Glauben an die nationale Zukunft ... Als ein Erfolg des gewaltigen Krieges darf gebucht werden ein neuer, ein wahrer Begriff der Nation«. Es soll die Kinder und Erben »der heiligen Blutopfer« aufrufen, wie diese für Volk und Vaterland zu leben.

Diese politische Einstellung entsprach dem Denken weiter Teile der Büdelsdorfer Bevölkerung, die in den Prozeß des Erstellens des Ehrenmals durch einen Ausschuß mit Vertretern der verschiedenen Vereine und Verbände miteinbezogen worden war.

Formell wurde der Beschluß zu einer Errichtung am 17. Juni 1920 durch die Gemeindevertretung gefaßt. In einer Zeit, in der in fast allen Gemeinden und Städten Ähnliches beschlossen wurde und von Seiten der Regierung Beratungsstellen für die Kriegerehrung gebildet wurden, um eine gewisse ästhetische Gewähr für die Denkmäler zu garantieren. Auf dieses Angebot griff die Gemeinde jedoch nicht zurück.

In der Zeit zwischen 1920 und 1930 gab es verschiedene Initiativen zur Verwirklichung eines Ehrenmals. Nach der Durchführung einer Wohltätigkeitsveranstaltung und einer anonymen Spende von 400.000 Mark im Februar 1923 schien die Finanzierung gesichert, die Inflation zerstörte diesen Wunsch.

Im September 1924 ergriff die Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Bund Rep. Kriegsteilnehmer, die ruhenden Planungen auf und forderte für die vielen, »die hinauszogen und die während des vierjährigen Völkermordens für Deutschlands Einheit und Freiheit gekämpft« und die »Heimat nicht wieder erreicht« haben, endlich ein Erinnerungsmal. »Ein Wahrzeichen, dafür zu sorgen, daß derartige völkervernichtende Kriege zu verhindern und die Verständigung der Völker anzustreben sind.« Die Gemeindevertretung rief daraufhin den Ausschuß auf, die Arbeit wieder aufzunehmen. Im November lag ein Entwurf des Gemeindebauamtes vor, der aber nicht verwirklicht wurde. Lange geschah nichts.

Als im März 1927 Direktor Ahlmann erklärte: »daß von ihm beabsichtigt sei, ein Ehrenmal für die Gefallenen des Weltkrieges zu errichten«, traf sich der Ausschuß, um kurzfristig wieder zu arbeiten. Die weiteren Entscheidungen trug jedoch die Direktion der Carlshütte.

Während die bürgerlichen Vereine und Verbände und später die Nationalsozialisten keine Probleme mit der Ausgestaltung des Denkmals spürten – zahlreiche Kranzniederlegungen fanden statt – , gab es in den Organisationen der Arbeiterbewegung eine gewisse Skepsis. Eindeutiges Identifikationsmodell blieb das Friedrich Ebert Denkmal.

Ein gewisses Unbehagen befiel die Gemeindeverwaltung nach 1945. Nur so läßt sich erklären, daß bei der Erfassung »deutscher militaristischer und nazistischer Denkmäler und Ehrenmäler« durch die Militärregierung andere Gemeinden ihre Gefallenendenkmäler benannten, während Büdelsdorf lediglich das Grabmal Richard Menzels auf dem Friedhof angab.


SH Buedelsdorf 1946 SA Mann Richard Menzel webQuelle: LA Gottorf


»Deutschland muß leben und wenn wir sterben müssen« schien um den Fortbestand fürchten zu lassen.


Nach dem II. Weltkrieg diskutierte die Gemeindevertretung, ob für die Gefallenen des Krieges ein Ehrenhain angelegt werden sollte. Diese Überlegung kommentierte die Volkszeitung im August 1950:

»Wer gedenkt der Toten in den Luftschutzkellern, wo ist die Grabstätte der unschuldigen Kinder, der Alten, der erfrorenen Frauen, die auf der Flucht aus dem Osten gestorben sind? Wer denkt an die Verschleppten, an die auf der Flucht Erschossenen? Auch für diese wehrlosen und unschuldigen Opfer trauern Kinder, Mütter und Väter, Männer und Frauen.«

Auch wenn Büdelsdorf keine Toten in Luftschutzkellern beklagte, weist der Artikel auf ein Problem im Umgang mit der Geschichte hin.

Das Gefallenendenkmal wurde im November 1953 ergänzt. »In Trauer und Ehrfurcht gedenken die Einwohner der Gemeinde Büdelsdorf ihrer in den Kampfhandlungen und bei der Vertreibung Gefallenen und Verschollenen«. Es folgen die entsprechenden Namen.

Im November 1945 forderte Landrat Steltzer (CDU) anläßlich einer Gedächtnisfeier für die Opfer des Faschismus eine ehrende Erinnerung an diese. Er nannte als Beispiele u.a. Hans Krähenbring, Hinrich Schlegel [Hinrich Ernst Schlegel war Mitglied der KPD und im Widerstand tätig. Im Jahr 1936 wurde er wegen »Vorbereitung zum Hochverrat« verhaftet und im Polizeigefängnis Kiel inhaftiert. Er wurde ins KZ Sachsenhausen deportiert und dort am 2. Dezember 1938 ermordet. 2013 erhielt er den bisher einzigen Stolperstein in Büdelsdorf], beide aus Büdelsdorf, die in Konzentrationslagern ihr Leben ließen.

Im neuen Ortszentrum erinnert heute die Carl v. Ossietzky Straße an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft. Gleichzeitig besitzt der Ort eine Straße nach dem wegen seiner antisemitischen Äußerungen umstrittene, Gustav Frenssen [seit Februar 2022 steht fest: die Gustav-Frenssen-Straße in Büdelsdorf wird umbenannt].

Im Zuge des Umbaus der Hollerstraße wurde das Denkmal restauriert und etwas versetzt.

Ein Platz für ehrendes Gedenken an die vielen Büdelsdorfer, die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden, existiert im Ort nicht.

Wir danken dem Autor Rolf Schwarz


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Aus der Geschichte

... Eisenguss der Carlshütte nach Entwurf von Alfred Ehlers, Berlin, für die Gefallenen der Fabrik im Ersten Weltkrieg, in einer Einweihungszeremonie am 10.12.1930 der Gemeinde Büdelsdorf übergeben. Das Werk geprägt vom Motiv der antiken Opferschale, das auf den damaligen Firmenchef Julius Ahlmann zurückgeht. Auf rundem Sockel aus Feldsteinen vier kniende nackte Soldaten, jeweils mit nach unten zeigendem Schwert vor dem Unterleib, die eine flache Schale mit Inschriften (Zitaten), Namen der Kriegstoten sowie astrologische bzw. astronomische Zeichen tragen.

Auf deren unterem Rand umlaufend flach reliefierte Figuren tanzender Mädchen, in den Krieg ziehender Soldaten und Abschied nehmender Zivilisten. Vier Gedenkplatten für Gefallene des Zweiten Weltkrieges, auf leicht geneigten Sockeln aus Granitquadern zu beiden Seiten des umlaufenden Weges nachträglich aufgestellt. ...

• Zitiert aus »Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein / Kreis Rendburg-Eckernförde, Band 4.1, Seite 348/350

Der Wunsch, ein Gefallenendenkmal in Büdelsdorf zu schaffen, wird von Julius Ahlmann nach manchen Beratungen mit dem Bildhauer Ehlers, Berlin, in die Tat umgesetzt. Die Arbeitskameraden der 72 Gefallenen der Carlshütte gießen nach der von Ahlmann gewählten antiken Opferschale, die von vier knienden Kriegern getragen wird, das Denkmal. Die Namen aller Kriegsopfer der Gemeinde Büdelsdorf sind auf der Schale von dem Künstler für die Nachfahren angebracht. Am 10.12.1930 wird das Denkmal nach der Weiherede Professor Baumgartens, Kiel, unter großer Anteilnahme der Gemeinde enthüllt und von Julius Ahlmann dem Schutz der Gemeinde übergeben.

SH Buedelsdorf Chronik 1952 web

• Aus »125 Jahre Carlshütte«, 1952, herausgegeben von der Ahlmann-Carlshütte K.G., Rendsburg

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Eine historische Postkarte

SH Buedelsdorf Hollersche Carlshutte 1930 web

Die Carlshütte ließ die Karte zur Einweihung des Denkmals im Jahr 1930 drucken.

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Antikisierte Kämpfer

Für die Militärsymbolik bevorzugten Stifter und Bildhauer für Kriegerdenkmäler nach dem 1. Weltkrieg oft das Bild des nackten Helden der Antike mit altertümlichen, weniger bedrohlichen Waffen. Der Eindruck eines heldenhaften Zweikampfs und eines mutigen Einsatzes der Kombattanten manifestiert sich, der Blick auf die grausame Wirklichkeit eines Kriegs mit modernen Waffen wird verstellt. Das Erinnern an die Schwerter der edlen Ritter in zahlreichen Legenden suggeriert einen per se gerechten Kampf. Nach dem »Schmachfrieden« von Versailles galt es den Kampf wieder aufzunehmen – gegen die inneren und äußeren Feinde.

Mit dem Motiv des nackten Kämpfers demonstrierten die Denkmalsstifter ihre revanchistischen und kriegsverherrlichenden Ansichten. Völlig ungeachtet, nachgerade in bewusster Ignoranz der Realität der Schlachten des Ersten Weltkriegs mit Panzern, Maschinengewehren und Giftgas wurde mit dem antiken Kämpfer eine zeitlose Form von Heldentum propagiert, bei der der Einzelne im Kampf Mann gegen Mann höchste Mannestugend verwirklichen kann. Dieses Bild des starken jungen Mannes sollte zum neuen Kampf anspornen und war, gerade wenn die nackten Krieger mit Waffen dargestellt wurden, ebenso gegen den Versailler Vertrag gerichtet. Trägt der nackte Krieger einen Stahlhelm, wurde hier bildlich die Brücke zur damaligen Gegenwart geschlagen.

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Hamburg 2006, S. 64

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Die Zwangsarbeiter

In Büdelsdorf waren während des 2. Weltkriegs etwa 2 200 Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten untergebracht, darunter über 1 200 sowjetische Staatsbürger. Die meisten von ihnen arbeiteten in der Ahlmann-Carlshütte, in der Munition, Teile für Panzerwagen und Kriegsschiffe sowie anderes Kriegsmaterial hergestellt wurden.
Auf dem Gemeindefriedhof sind 27 polnische, 29 sowjetische, zwei tschechische und zwei Tote unbekannter Nationalität bestattet – Opfer von Kriegsgefangenschaft bzw. Zwangsarbeit, darunter 13 Kinder und Säuglinge. Ein Gedenkstein für die sowjetischen Toten teilt in russischer Sprache mit:

Hier ruhen Sowjetbürger, umgekommen unter dem faschistischen Regime 1941-1945

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Der Ehrenhain in Fockbek

Wenige Kilometer entfernt weist in Fockbek an einem Wäldchen ein Schild an der Straße auf den »Ehrenhain der Vertriebenen« hin.

SH Fockbek Schild 3 web


     SH Fockbek Schild 1 web

Davor noch ein hoher Stein, an dem eine Metallplatte angebracht worden ist.


SH Fockbek Schild 2 web


Darauf ist der Gedenk- und Versammlungsplatz im Wald schon mal als Miniausgabe zu sehen.

 

SH Fockbek Platz web


Mitten im Wald öffnet sich dann eine Lichtung mit folgendem Szenario: eine Erhöhung zu der fünf Stufen führen, am unteren Rand sind kleine Findlinge mit den Wappen der ehemaligen deutschen Ostgebiete aufgestellt, oben steht der große Hauptstein.

 

SH Fockbek Tafel web


Auf der großen Metallplatte ist eine Landkarte mit den Grenzen von Deutschland abgebildet, wie sie vor den beiden vom Deutschen Reich begonnenen Weltkriegen bestanden.

Darunter eine kleinere Platte mit der Aufschrift:  

Das ganze Deutschland unvergessen.
Das gesamte deutsche Volk bleibt aufgefordert,
in freier Selbstbestimmung
die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden.

SH Fockbek Fahnenstangen web


Am Rand der Lichtung stehen Fahnenmasten.

SH Fockbek Baenke web


Viele Bänke weisen auf größere Versammlungen hin.

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> Weiße Wäsche – Kunstaktion 2014

 

Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

Aktuell produzieren wir kurze Videos und stellen diese in der kommenden Zeit jeweils donnerstags online. Den Film über die Denkmalsanlage in Bünningstedt können Sie hier sehen: YouTube>Einführung zur Filmreihe bei YouTube> und Bünningstedt bei Facebook>


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Steine zum 2. Weltkrieg
Volkstrauertag 2012
Die plattdeutsche Inschrift
Die Eiche im Sturmwind
Das Schwert
Findlinge

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Bünningstedt, Ortsteil von Ammersbek im Kreis Stormarn

Gepflegte Anlage neben dem Feuerwehrhaus

Dreiteiliges Denkmal mit einem kantigen Findling im Zentrum. Der Findling und rechts und links von ihm je eine gleichartige Steinplatte stehen vereint auf einer niedrigen Granitsteinmauer.

SH Buenningstedt gesamt


Der Findling in der Mitte ist der Gedenkstein für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs.

SH Buenningstedt Anlage web


Unser zweiter Besuch im Frühjahr 2020: ein Kurzfilm für unsere neue Filmserie zu Kriegerdenkmälern wird aufgenommen – verändert hat sich nichts in vier Jahren.

 

SH Buenningstedt Stein

Die plattdeutsche Inschrift lautet:

1914 / 1918
As in a Stormwind
de Eekboom,
stebig un stark,
so hebt se wehrt sick –
tru bit int Mark

Auf Hochdeutsch: Wie die Eiche im Sturmwind, standhaft und stark, so haben sie sich gewehrt – treu bis ins Mark

SH Buenningstedt Schwert web

Neben der plattdeutschen Inschrift ist ein gesenktes Schwert aus Metall befestigt. Es ist detailreich gearbeitet, die Klinge ist mit einem Band umwickelt. 

Für die Militärsymbolik bevorzugten Stifter und Bildhauer nach dem 1.Weltkrieg oft die antiken, weniger bedrohlichen Waffen. Der Eindruck eines heldenhaften Zweikampfs und eines mutigen Einsatzes der Kombattanten manifestiert sich, der Blick auf die grausame Wirklichkeit eines Kriegs mit modernen Waffen wird verstellt. Das Erinnern an die Schwerter der edlen Ritter in zahlreichen Legenden suggeriert einen per se gerechten Kampf. Nach dem »Schmachfrieden« von Versailles galt es den Kampf wieder aufzunehmen – gegen die inneren und äußeren Feinde.

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Die Steine zum 2. Weltkrieg

Zwei sich nach unten verjüngende Steinplatten, Grabsteinen ähnlich, flankieren den Findling. Sie sind den Toten des 2. Weltkriegs gewidmet.

SH Buenningstedt 2WK Stein links web

Die Widmung auf dem linken Stein:
DEM GEDENKEN
UNSERER TOTEN
1939=1945


Wer ist mit den »Toten« gemeint? Die Opfer des Vernichtungskriegs der Deutschen Wehrmacht oder die toten Wehrmachtssoldaten auch? Werden hierbei auch die Opfer des Naziterrors erfasst, Jüdinnen und Juden, die Menschen im Widerstand, sogenannte Behinderte ... wir erfahren es nicht.


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben‹ (Ralph Giordano, Die zweite Schuld).«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 29

SH Buenningstedt Stein rechts neu web


Die Zuschreibung auf dem rechten Stein:
SIE OPFERTEN IHR
LEBEN FÜR VOLK
UND HEIMAT

Die Formulierung »Volk und Heimat« läßt vermuten, dass sich die Denkmalsstifter auch nach dem 2. Weltkrieg noch anhaltend mit dem Begriff der »Volksgemeinschaft« identifiziert haben.

»Das Ziel nationalsozialistischer Politik lag in der Herstellung der ›Volksgemeinschaft‹, einer Gesellschaftsordnung, der nur die ›erbbiologisch wertvollen‹ und ›rassereinen‹ Deutschen angehören und aus der die ›Fremdvölkischen‹ und ›Gemeinschaftsfremden‹, allen voran die Juden, ausgeschlossen werden sollten.«

Michael Wildt, Bundeszentrale für politische Bildung, 2012

Mehr dazu auf www.bpb.de

Heute ist die »Deutsche Liga für Volk und Heimat« (DLVH) eine rechtsextreme politische Organisation, die vom Verfassungsschutz beobachtet wird.

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Volkstrauertag 2012


SH Buenningstedt Ajepbah Wikimedia Commons

Foto: Ajepbah/wikimedia commons

● Viele ehrende Kränze an den drei Denkmalssteinen in Bünningstedt

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Die plattdeutsche Inschrift

»Wie die Eiche im Sturmwind, standhaft und stark, so haben sie sich gewehrt – treu bis ins Mark« – auf plattdeutsch klingt es dann noch erdverbundener und heimattreuer.

Die Soldaten des deutschen Heeres hätten sich gewehrt und in großer Standhaftigkeit und Treue ihre Heimat verteidigt will uns diese Gedicht sagen. Wie war es wirklich?

Das deutsche Heer überfiel das neutrale Belgien, um auf schnellstem Weg zum Erzfeind Frankreich zu gelangen, verübte unterwegs einige Massaker an der Zivilbevölkerung und marschierte dann gen Frankreich, mit dem sich das Deutsche Reich im Kriegszustand befand. Die Verdrehung der Tatsachen war gang und gäbe, wie auch die folgende Postkarte zeigt, die damals in großer Zahl gedruckt und verschickt wurde.

     Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web

Arnulf Sriba schreibt dazu auf LeMO, Deutsches Historisches Museum, Berlin:

»Der Erste Weltkrieg war eine Materialschlacht – auch in der Propaganda. Für alle kriegerischen Auseinandersetzungen gilt, dass Objektivität und Ausgewogenheit den eigenen Interessen zumeist entgegenlaufen. Wenn das vermeintliche Wohl und die Zukunft des Staates auf dem Spiel stehen, ist es das Ziel einer jeden Regierung, den Fluss unabhängiger Informationen so weit es geht zu unterbinden und eine geschlossene Meinungsfront aufzubauen, um einen möglichst großen Teil der Bevölkerung hinter sich zu vereinen und Zustimmung für das eigene Handeln zu erhalten. Gleichzeitig gilt es, die Bevölkerung zu mobilisieren und keinen Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidungen und am glücklichen Ausgang des Konfliktes aufkommen zu lassen. In der national aufgeladenen, zum Teil hysterische Züge tragenden Atmosphäre sich überbietender Vaterlandsliebe bedurfte es keiner staatlichen Einflussnahme, um im Sommer 1914 Millionen Deutsche geistig für den Kampf zu mobilisieren.«

Mehr dazu bei »Lebendiges Museum online« (LeMO)


Erstaunlich, dass wir diese »Fake News« vom standhaften Wehren des deutschen Heeres bis heute unkommentiert in Bünningstedt lesen können.


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Die Eiche im Sturmwind

»Die Eiche ist knorrig. So kann man sich auch die alten Germanen vorstellen, weniger die feinsinnigen Römer. Die Eiche ist überdauernd. Das wollten auch die Deutschen im Heiligen Römischen Reich. Die Eiche ist standfest. Treue, unerschütterliche Souveränität schrieben die deutschen Fürsten und Könige auf ihr Panier – und nach ihnen Adolf Hitler. Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹ und manchmal auch Linden. Es müssen Zigtausende gewesen sein, die teils noch stehen und bekannt sind, meistens inzwischen vergessen, wenn sie nicht schon 1945 umgehauen wurden.«

• Wolf Stegemann, 20. Januar 2014 auf der Website >www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de

 

Pastor Marxen wagt zur Einweihung des Kriegerdenkmals auf dem Blankeneser Friedhof am 3. Oktober 1920 einen mit religiösen Zitaten durchwirkten Blick in die Zukunft. Die erstarkenden Eichen dienen ihm als Symbol: »Hier stehen die Eichen und strecken ihre Zweige über das Denkmal und diese heilige Stätte. Sie sind noch jung, sie werden wachsen, auch wenn der Sturmwind braust, sie werden stark und immer stärker, daß kein Sturm sie fällen kann; der deutsche Eichbaum steht! Tief und fest hat er seine Wurzeln in das Erdreich gesenkt. So wurzele du wieder, mein deutsches Volk, in deines wahren Wesens Tiefen, so wurzele in deinem Gott! Dann laß den Sturmwind brausen, es hat nicht not. – Ich sehe hinaus in die Zukunft: einen Jahresring nach dem anderen haben die Eichbäume getrieben, stark und knorrig, machtvoll und trutzig stehen sie da. Und neu erstanden wird Deutschland sein, frei und mächtig in der Welt. Und wieder werden hier unter den Eichbäumen die Fahnen flattern, und wo wir heute aus der Tiefe singen: »Herr, mach uns frei!« da singt dann wieder eine Gemeinde: »Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen der große Dinge tut an uns und allen Enden!« Ja, ja so soll es gescheh’n! Und wenn die Welt voll Teufel wär’, es soll uns doch gelingen! Ein feste Burg ist unser Gott! Mit Gott wollen wir Taten tun. Deutschland muß leben! Amen«

Die Weiherede


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Das Schwert

Das Schwert verweist auf die Helden der Antike und damit auf  eine »edle Gesinnung der Kämpfenden«. Artus, Parzival, Roland, Siegfried & Co. – tragen ihre Schwerter als Recken der Tapferkeit und Treue. Auf den Kriegerdenkmälern fordern Schwerter, selbst wenn sie als Zeichen der Niederlage gesenkt oder abgebrochen dargestellt werden, die nachfolgenden Generationen zu »Wehrwillen und Mannhaftigkeit« auf.

Das Schwert ist in der Menschheitsgeschichte die erste ausschließlich zum Töten anderer Menschen geschaffene Waffe. Ein Symbol der Macht: Wer auf dem Schlachtfeld unterlag, übergab dem Sieger seine Waffe. Das Schwert verleiht den Status eines Herrschers. Die englische Königin führt den Ritterschlag bis heute mit dem Schwert aus.

Nach dem Mittelalter verlor das Schwert seine Bedeutung als Waffe – und wurde in der Symbolsprache der Propaganda umso wichtiger. Im 1. Weltkrieg, dem ersten industriellen Krieg in der Geschichte, hatte das Schwert als Bild-Symbol auf Orden und Medaillen Hochkonjunktur. Auch im Nationalsozialismus galt das Schwert als Zeichen für heldenhaften Kampf, obwohl es natürlich nicht mehr benutzt wurde.

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134

»Germanisierende Motive finden sich in Gestalt zahlreicher Findlingsdenkmäler. In den Hünengräbern sah man ›Vorbilder für Erinnerungsmale, würdig der Größe des Opfers, das die Söhne unseres Volkes gebracht haben‹.«

• Gerhard Schneider, »... nicht umsonst gefallen«?, Hannoversche Geschichtsblätter 1991, S. 203

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»... tru bit int Mark«

Die Gemeinde Ammersbek wünscht sich eine Kommentierung

In der Gemeinde Ammersbek gibt es gleich zwei Denkmäler zum Gedenken an die getöteten Soldaten. Der Bürgermeister und das KunstHaus am Schüberg haben schon viele gemeinsame Projekte durchgeführt. So sollte es auch diesmal sein.

Die Intention der Kunstaktion

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Echo in den Medien

Das Hamburger Abendblatt berichtet am 11. September 2014

Hmb Abendblatt 11 web


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Kunstaktion

Ab Freitag, 29. August 2014 ab 15:00 Uhr war die Kunstinstallation am alten Dorfplatz in Hoisbüttel und anschließend an der Dorfstraße in Bünningstedt für 10 Tage zu sehen. Eine öffentliche Diskussion fand statt am Donnerstag, 4. September um 19:00 Uhr im Gemeindezentrum »An der Lottbek« in Ammersbek.

Eine kleine, aber feine Runde diskutierte im Gemeindezentrum. Es wurde von der Aktion »Gedankenloses Gedenken« der Nachbargemeinde Bergstedt und von mulmigen Gefühlen beim bisherigen Ritual am Volkstrauertag in Ammersbek berichtet. Am Ende eines lebhaften Gesprächs stand wieder die Frage: Muss alles so bleiben wie es ist? Wie ist Ihre Meinung dazu, liebe Ammersbeker?

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Einladung

auf der Website der ev.-luth. Kirchengemeinde Hoisbüttel

SH Hoisbuettel Diskussion web


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Am Freitag, 29. August 2014
um 15:00 Uhr in Hoisbüttel


SH Hoisbuttel Aktion7

SH Hoisbuttel Aktion4

● Pastor Ulrich Hentschel spricht über die künstlerische Intervention.

SH Hoisbuttel Aktion5

● Bürgermeister Horst Ansén und Bürgervorsteherin Ingeborg Reckling im Gespräch mit interessierten Ammersbekern.

SH Hoisbuttel Aktion1

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Am Freitag, 29. August 2014
um 16:00 Uhr in Bünningstedt

SH Buenningstedt Aktion1

SH Buenningstedt Aktion2

● Alle sind gespannt auf die Reaktionen der Ammersbeker und auf die Diskussion am Donnerstag, 4. September um 19:00 Uhr im Gemeindezentrum »An der Lottbek«.


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Im »Markt« wird die Kunstaktion am 27. August 2014 angekündigt:

SH Amm Markt 27 August web

 

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Am 26. August 2014 konnte man den Artikel »Weiße Wäsche als provokantes Gegenbild zu Kriegerdenkmälern« lesen.

Hamburger Abendblatt, Ausgabe Stormarn

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Wappen
Die Einweihung
Historische Bilder
Volkstrauertag 2017
Die St. Clemens-Kirche mit der »Ehrenhalle«
Das Eiserne Kreuz

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Aktuell

Januar 2023: Die Dokumentation des Projekts:

1. Teil: Projektbeschreibung und Eröffnungsreden

2. Teil: Ideen & Konzepte der Schüler:innen

3. Teil: Ideen & Konzepte der Schüler:innen, Beiträge im Gästebuch


6.Oktober 2022:
Die Ausstellung »Gedenken neu denken« läuft weiterhin und wird rege besucht. Mancher Eintrag im Gästebuch zeigt, dass sich die Besucherinnen und Besucher zum Teil sehr intensiv mit der Thematik auseinandersetzen. Manch schöne Rückmeldung drückt die Begeisterung aus, dass es sich um ein Projekt von Schülerinnen und Schülern handelt. Nach den Herbstferien soll eine Jury zusammengestellt werden, die sich mit den Entwürfen und mit den Rückmeldungen aus der Bevölkerung auseinandersetzt und dem Kirchengemeinderat von St. Clemens schließlich einen Vorschlag unterbreitet, den Innenraum der Turmkapelle im Laufe des kommenden Jahres umzugestalten. Außerdem sind in der ersten Novemberhälfte zwei abendliche Andachten / Friedensgebete geplant (am Mittwoch, dem 9. und 16. November, jeweils um 18.15 Uhr, also vor Beginn und zum Abschluss der diesjährigen Friedensdekade), die noch einmal bewusst mit der Ausstellungsthematik in Verbindung gebracht werden sollen.

Ab 29. Juni 2022 ist die Ausstellung »Gedenken neu denken« eröffnet. In Kooperation mit der Schule am Meer werden in der »Ehren- bzw. Gedächtnishalle« am Fuße des Glockenturmes der St. Clemens-Kirche Arbeiten von Schüler:innen gezeigt, die sich mit der Frage des zeitgenössischen Gedenkens an Kriege und ihre Opfer auseinandersetzen. Ziel der Ausstellung, die über die Sommermonate geöffnet sein soll, ist die Kür eines Entwurfes zur mittelfristigen Umsetzung an Ort und Stelle. Ein Projekt der St. Clemens Gemeinde mit Pastor am Meer Christian Verwold.

SH Buesum Gedenken neu denken Plakat web


Link zur Projektbeschreibung der Schule am Meer


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Büsum, Kreis Dithmarschen

Im Park vor dem Rathaus

Das Kriegerdenkmal aus Keramik steht im denkmalgeschützten Park zwischen Rathaus und Wasserspiel, es ist von drei Fahnenmasten umgeben. 1926 ist es errichtet worden. Den Entwurf fertigte der Architekt Johann Hebbel aus Itzehoe, bei ihm lag auch die Bauleitung. Die Bildhauerarbeiten wurden von Emil Ernst Becker (1877 - 1966) in Hamburg ausgeführt und von den keramischen Werkstätten von W. Memerstorf in Wandsbek vollendet. Sie alle sind im Wappen auf der Rückseite des Denkmals aufgeführt. Name, Fertigungsjahr und Heimatort des Bildhauers sind ausserdem in den Stahlhelm eingeritzt: E.E. Becker 1926, darunter: Bildh. Hbg.; Emil Ernst Becker hatte 1930 auch einen Entwurf für das zentrale Kriegerdenkmal in Hamburg am Rathausmarkt eingereicht, der Entwurf des Architekten Klaus Hoffmann und des Bildhauers Ernst Barlach wurde damals realisiert.

Kriegerdenkmal Hamburg Mitte


SH Buesum Rathaus Radler59 Wikimedia Commons web
Foto: Radler59 / Wikimedia Commons


Ein mit Keramikfliesen ummantelter Sarkophag steht auf einem abgeschrägten Sockel, der an der Frontseite so breit ist, dass die Skulptur eines niedergesunkenen Soldaten dort Platz hat. Unter der streng gemusterten Abschlusskante des Sarkophags sind rechts und links Fliesen mit den Jahreszahlen des 1. Weltkriegs eingefügt. Nachträglich sind leicht nach aussen versetzt die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs ergänzt worden. Die Widmung auf dem Sockel lautet:

Den im Weltkriege gefallenen Helden
Die Ortsgemeinde Büsum

Die zweite Zeile ist links mit einem Eichen-, rechts mit einem Lorbeerzweig verziert. Ziffern und Buchstaben sind erhaben gearbeitet.

SH Buesum Rathaus Assenmacher Wikimedia Commons web
Foto: Assenmacher / Wikimedia Commons

Der niedergesunkene Soldat – ebenfalls kunstvoll aus Keramikteilen zusammengesetzt – presst den rechten Arm in die Seite, sein kantiges Gesicht ist zu seinem Stahlhelm gewandt, der vor ihm am Boden liegt. Unter dem Helm guckt sein Kurzschwert hervor. Er trägt einen Uniformmantel und Stiefel. Nur seine Haltung lässt uns vermuten, dass er verletzt worden ist.

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Die Wappen

Auf der Rückseite sind drei Keramikwappen mit interessanten Reliefs eingefügt.

SH Buesum Rathaus Rueckseite Assenmacher Wikimedia Commons web
Foto: Assenmacher / Wikimedia Commons


Das linke Relief zeigt Clemens I. Er war als Bischof von Rom zweiter oder dritter Nachfolger des Apostels Petrus. Er ist der Verfasser des ersten Clemensbriefes und die erste bedeutende Gestalt des Christentums nach Paulus von Taurus. Der Legende nach starb der heilige Clemens den Märtyrertod, indem er an einem Anker im Meer versenkt wurde. Darum wird Clemens oft als Papst mit einem Anker gekennzeichnet. Papst Clemens I. gilt unter anderem auch als Schutzpatron der Seeleute. Darum ist es nicht verwunderlich, ihn im Wappen eines Küstenortes zu finden. Die Bewohner der früheren Insel Büsum waren von jeher der Seefahrt eng verbunden. Das alte Kirchspielssiegel aus dem Jahre 1281 zeigte die Figur des heiligen Clemens mit Anker und zum Segen erhobener Linken, ganz so wie auf dieser Keramikfliese. Bis zum Jahre 1934 zierte das Bildnis die amtlichen Schreiben. Nach der Wiederbelebung der Kirchspielsgemeinde in Form eines Amtes im Jahre 1950 fand das Bildsiegel Eingang in das 1991 genehmigte Wappen. Der heilige Clemens ist Namensgeber der Kirche hinter dem Rathaus (siehe historische Postkarten weiter unten).

 

SH Buesum Rathaus Rueck Detail Assenmacher Wikimedia Commons web

Das rechte Relief ist das Kreiswappen von Dithmarschen: Auf galoppierenden Pferd mit Sattel, Zaumzeug und Satteldecke der gerüstete, ein Schwert über dem Kopf schwingende Reiter mit Helmbusch. Das Wappen, der Dithmarscher Reiter, wurde nach der Eroberung des Landes durch den dänischen König Friedrich II. eingeführt, tauchte aber ursprünglich nur im Siegel des Fürsten auf. Da es einen Ritter zeigt, war es im auf seine Zeit als Bauernrepublik stolzen Dithmarschen bis nach 1945 heftig umstritten. Ob der Reiter den Heiligen Georg darstellen soll oder wie in der älteren Forschung angenommen die Kavallerie des dänischen Königs symbolisiert, ist unklar.

 SH Buesum Rathaus Rueck Signet Assenmacher Wikimedia Commons web


Auf dem Wappenrelief in der Mitte befindet sich ein Eisernes Kreuz (Kaiserkrone, »W« für Wilhelm II. und 1914) umgeben von Buchstaben und von allerlei gestrichelten Mustern. 

Text oben:
Errichtet im Jahre 1926 durch Arch Joh Hebbel Itzehoe

Text unten:
Bildh Becker HBG-Keramik Memerstorf

 

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Die Einweihung

Am 10. August 1926 erschien in den »Büsumer Nachrichten« ein Artikel über die Einweihung des Kriegerdenkmals im dem Zeitgeist zwischen den Weltkriegen entsprechenden heroisierenden Ton:

SH Buesum Einweihung web

 

Nun hat auch die Ortsgemeinde Büsum ihren gefallenen Söhnen ein Ehrenmal errichtet ... Die Wirkung ist stark, das Denkmal hat einstimmig volle Anerkennung gefunden. So wird es den Angehörigen in der Gemeinde eine Stätte stillen Gedenkens sein, der Mitwelt soll es ein Mahnruf sein, nicht zu vergessen, daß diese treuen Toten für uns gestorben sind und der Nachwelt ein Vorbild höchster Pflichterfüllung.

... Nach dem Trutzlied unseres Dr. Martin Luther: »Ein feste Burg ist unser Gott« bestieg Herr Konsistorialrat Propst Heesch die neben dem Denkmal errichtete Kanzel um einen Feldgottesdienst abzuhalten. In tief zu Herzen gehenden Worten legte er seiner Predigt das Bibelwort zu Grunde: »Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben!« Sie, deren Andenken wir heute ehren wollen, haben mit dem Heldentod auf dem Felde der Ehre uns, der Heimat und dem Vaterlande die Treue gehalten. Lasset uns auch die Treue halten, unserm Gott, uns selbst und dem Vaterland, ein Jeder an seiner Stelle, mag er sein Arbeiter oder Beamter, Bauer oder Handwerker. Das ist der beste Dank des deutschen Volkes und es wird der Weg zum Aufstieg des Vaterlandes sein. Dann sind die großen Opfer nicht umsonst gebracht. – Feierlich erklingt das Niederländische Dankgebet über den weiten Raum und wie ein Aufschrei braust es: »Herr, mach uns frei!« ...

Lesen Sie unten den vollständigen Artikel im PDF. Wir danken herzlich Silke Herbst vom Amtsarchiv Büsum Wesselburen für das Faksimile.

Büsumer Nachrichten 1926


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Historische Bilder

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Das Denkmal in der frühen Fassung: Nur die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs sind angegeben.

 

SH Buesum Historisch 2 web

Die Fahnenstangen sind noch nicht aufgestellt. Im Hintergrund sehen wir die Kirche St. Clemens.

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Volkstrauertag 2017

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Ehrende Kränze und eine lange Tannengirlande schmücken den »Helden«.

• Wir danken Familie Meissner für das Foto!

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Die St. Clemens-Kirche mit der »Ehrenhalle«

Hinter dem Rathaus befindet sich die St. Clemens-Kirche. An der Wand neben der Kanzel ist eine Gedenktafel in Fensterform eingelassen.

Buesum St. Clemens Assenmacher Wikimedia Commons web

Der Text lautet:

1914  (Eisernes Kreuz)  1918
Für das Vaterland starben getreu bis in den Tod:

Es folgen die Namen von 114 getöteten Soldaten

Ehre ihrem Andenken


SH Buesum Getreu bis in den Tod web


Getreu bis in den Tod: Christlicher Postkartenkitsch im 1. Weltkrieg.

Busum Glockenturm mit Ehrenhalle Assenmacher Wikimedia Commons web


Am Fuß des Glockenturms ist eine kleine »Ehrenhalle« eingerichtet. Im runden Fenster zeigt sich ein Eisernes Kreuz, das militärische Ehrenzeichen. Am »Altar« lehnt das Buch, in dem die Namen und Daten der toten Soldaten festgehalten sind, gemeinhin werden diese handgeschriebenen Werke »Ehrenbuch« genannt.

SH Buesum Ehrenhalle1 webBeide Fotos: Assenmacher / Wikimedia Commons


Schön geschmückt mit Kranz vom Volksbund Deutsche Kriegsgräbersorge ...

SH Buesum Ehrenhalle2 webFoto: Heiko Seidel

... aber Putzzeug und Müll müssen ja auch irgendwo hin!

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Heute sehen wir auf fast jedem Kriegerdenkmal ein Eisernes Kreuz. Es wird hier den toten Soldaten posthum und kollektiv verliehen. Nach Meinung der Denkmalsstifter hat der Kriegstod die Treue und Tapferkeit der Toten bewiesen, egal wie sich der Einzelne tatsächlich verhalten hat.

     Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg – nachdem sie noch Massaker an der Zivilbevölkerung Belgiens begangen hatten – zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
»Wir für Euch!«
Zwei Postkarten zur Geschichte
Eichenlaub und Lorbeer
»Lerne vom Militär!«
Besuch zum Volkstrauertag
Die Alte Schule

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Bujendorf, Kreis Ostholstein

Neben der Alten Schule

Zwischen der Kindertagesstätte im alten Schulgebäude und einer Weide liegt die kleine schmale Gedenkanlage für die toten Soldaten beider Weltkriege. In Bujendorf haben wir den seltenen Fall, dass sich eine Dorfschaft nach dem 2. Weltkrieg dafür entschieden hat, ein neues Denkmal zu errichten und die alte Tafel zum 1. Weltkrieg zu integrieren. Meist ist es auf den Dörfern umgekehrt: die alten Denkmäler, oft mit steinernen Stahlhelmen, Schwertdarstellungen etc., bleiben und es werden lediglich die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs hinzugefügt.

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Vor dem Zaun zur Anlage steht rechts eine große Kastanie, links ein Bushaltestellenschild.

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Die Anlage sieht sehr, sehr ordentlich aus: Am Boden Kies, an den Seiten und hinter dem Monument hohe Wände aus Lebensbaum.

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Das Monument ist teils aus Bruchsteinen und teils aus Quadersteinen aufgemauert worden. Die Seiten sind leicht gebogen und die abschliessende Steinreihe ist geschwungen – insgesamt ein sehr harmonischer Anblick.

Vor der Mauer steht noch das Gestell für die schon abgeräumten Volkstrauertagskränze. Anfang April sind die Schale und das mit Kantsteinen abgeteilte Beet vor dem Denkmal noch nicht bepflanzt.

SH Bujendorf 3Tafeln


In die Wandfläche sind drei polierte Tafeln aus schwarzem Granit eingelassen.

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Die Inschrift sagt uns, dass die mittlere den toten Soldaten des 1. Weltkriegs gilt. Der Sinnspruch lautet:

Es starben für’s Vaterland

Die Zeile nimmt den Schwung der Abschlusskante auf.

Darunter stehen die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs, eingerahmt von einem Eichen- und einem Lorbeerzweig den Toten zur Ehre. Es folgt die Liste der Namen von 21 Soldaten.

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Jeder Soldat hat eine Zeile: es werden die abgekürzten Dienstgrade genannt, die Vornamen als Initial, die Familiennamen und die Todestage. Die Namen sind nach Todestagen geordnet. Vor dem Todestag steht bei allen ein »gef.« bzw. ab der vierten Zeile das Unterführungszeichen ".


»An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort ›Gefallener‹ (oder ›gefallen‹) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S. 60/61

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In großen Buchstaben folgt eine Ansage aus dem Jenseits. Die toten Soldaten rufen uns zu:

Wir für Euch !

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Die beiden Tafeln zum 2. Weltkrieg beginnen identisch:

1939  (Eisernes Kreuz)  1945

»Das Eiserne Kreuz wurde erstmalig 1813 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gestiftet. Es war der erste militärische Orden, der nicht nur an Offiziere, sondern auch an einfache Soldaten für ihre militärischen Verdienste verliehen werden konnte. Kurz darauf führte der König die allgemeine Wehrpflicht ein. Das bisherige Söldnerheer wandelte sich zum Bürgerheer und für die Bürger mussten Anreize geschaffen werden, das eigene Leben im Krieg aufs Spiel zu setzen. Damit begann eine neue Zeit beim preußischen Militär: Soldaten waren nicht mehr nur Befehlsempfänger ohne Stimme und ohne Namen, sondern seit dieser Zeit wurden sie zu Vorbildern gemacht, denen nachgeeifert werden sollte. Der König versprach in der Stiftungsurkunde jedem Soldaten für den eventuellen Kriegstod ein Denkmal, das heißt, die Erwähnung auf einem Denkmal. Zumeist wurde das damals als Tafel in einer Kirche realisiert: Zeugnis der engen Verbindung von Monarchie und Kirche.

Das Eiserne Kreuz wurde sehr häufig als Relief auf Kriegerdenkmälern verwendet. Es steht hierbei als solches symbolisch für die Anerkennung der besonderen ›Vaterlandstreue‹ der gefallenen Soldaten. Ihr Tod im Krieg wurde dafür als Beweis gedeutet. Durch die Verwendung des Eisernen Kreuzes auf einem Denkmal sollten die Soldaten posthum für ihr Verhalten ausgezeichnet werden und damit als Vorbilder für die Nachwelt gelten.

Nach 1813 wurde es 1870 von Kaiser Wilhelm I. und 1914 von Kaiser Wilhelm II. neu gestiftet. Auch Adolf Hitler führte 1939 das Eiserne Kreuz als militärische Auszeichnung wieder ein, mit einem Hakenkreuz im Zentrum.

Heute ist das Eiserne Kreuz das »nationale Erkennungszeichen der Bundeswehr‹.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone 2006, S. 44f


Es folgen dann jeweils die Namenslisten der toten Soldaten aus Bujendorf. Auf der linken Tafel werden unter dem Titel:

Gefallen

21 Namen mit Sterbetag aufgezählt – erstaunlicherweise wieder mit den Dienstgradbezeichnungen – diesmal die der Deutschen Wehrmacht. Das haben sich die meisten Denkmalsstifter nach dem 2. Weltkrieg verkniffen, womöglich schien die Gefahr zu groß, dass ein SS-Mann dabei sein könnte.

Fast die Hälfte der hier genannten Soldaten sind 1944 gestorben.

SH Bujendorf 2WK 2 web


Auf der rechten Tafel werden unter dem Titel

Vermißt

16 Soldaten aufgezählt, davon ist einer nach Kriegsende gestorben. Unter dem Titel

In Gefangenschaft gestorben

werden vier Soldaten genannt, alle sind nach Kriegsende gestorben – »gestorben« und nicht im Kampf »gefallen«, wie die anderen auf der ersten Tafel.

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Auch der einfache Lattenzaun nimmt den Schwung des Denkmals auf.

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Die Inschrift

Es starben für’s Vaterland

»Wenn in den Inschriften explizit erwähnt wird, für was die Soldaten gestorben sind, ist es in den häufigsten Fällen das ›Vaterland‹. Die Verwendung dieses Begriffes war nach dem Ersten Weltkrieg meist mit einer nationalistischen Haltung verbunden: das deutsche Vaterland, mit dem die eigene Identität untrennbar verknüpft ist, und nur das deutsche Vaterland stellt höchsten Wert dar. Dass dieses ›Vaterland‹ aus dem Streben nach europäischer Vormachtstellung mit im wahrsten Sinne Feuereifer in den Ersten Weltkrieg eingetreten ist, die Soldaten also in Wahrheit für einen Staat starben, der mittels ihrer Hilfe und ohne Rücksicht die eigenen Machtinteressen verfolgte, wird ausgeblendet.«

Klingel, S.94


»Der Erste Weltkrieg war eine Materialschlacht – auch in der Propaganda. Für alle kriegerischen Auseinandersetzungen gilt, dass Objektivität und Ausgewogenheit den eigenen Interessen zumeist entgegenlaufen. Wenn das vermeintliche Wohl und die Zukunft des Staates auf dem Spiel stehen, ist es das Ziel einer jeden Regierung, den Fluss unabhängiger Informationen so weit es geht zu unterbinden und eine geschlossene Meinungsfront aufzubauen, um einen möglichst großen Teil der Bevölkerung hinter sich zu vereinen und Zustimmung für das eigene Handeln zu erhalten. Gleichzeitig gilt es, die Bevölkerung zu mobilisieren und keinen Zweifel an der Richtigkeit der Entscheidungen und am glücklichen Ausgang des Konfliktes aufkommen zu lassen. In der national aufgeladenen, zum Teil hysterische Züge tragenden Atmosphäre sich überbietender Vaterlandsliebe bedurfte es keiner staatlichen Einflussnahme, um im Sommer 1914 Millionen Deutsche geistig für den Kampf zu mobilisieren.«

• Arnulf Sriba, LeMO, Lizenz: 4.0 international


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»Wir für Euch!«

... verbreitet die Botschaft, die Toten hätten mit ihrem Leben für die Gemeinschaft eingestanden. Sie hätten ihr Leben für »uns«, für die »Heimat«, für das »Vaterland« gegeben. Keine Tafel erläutert hier, dass die Soldaten nicht »für uns«, sondern für Macht, Einflusssphären, Kolonien, Absatzmärkte oder Rohstoffe gestorben sind.


Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.


»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.« schreibt Ralph Giordano in ›Die zweite Schuld‹.

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Zwei Postkarten zur Geschichte

1919: Diese Postkarte zeigt die Tafel zum 1. Weltkrieg am Vorgänger-Denkmal.


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Es war ein turmartiges Monument auf zwei Sockelstufen und mit einem spitzen Dach. Als nach dem Ende des 2. Weltkriegs noch einmal doppelt so viele tote Soldaten zu beklagen waren, wurde ein neues breiteres Denkmal für nun drei Tafeln gebaut. Das militärische Ehrenzeichen Eisernes Kreuz, das auf dem alten Denkmal im schwarzen Kreis zu sehen ist, wurde auf dem neuen weggelassen.

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1985 »So schön ist es in Bujendorf/Holstein«: Das Kriegerdenkmal in neuer Form mit anderem Hintergrund und vielen Kränzen.

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Eichenlaub und Lorbeer

Eichenlaub ist in der militärischen Symbolsprache ein Zeichen hoher Ehre.


Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 
»Die Eiche beziehungsweise das Eichenlaub setzen im Denkmal einen deutsch-nationalen Akzent. Die Eiche galt seit dem 18. Jahrhundert als heldisch-deutsches Symbol und assoziiert als ›deutsche Eiche‹ darüber hinaus urwüchsige Stärke und mythologische Vergangenheit.«

Reinhard Alings, Monument und Nation, Berlin 1996, S. 525


»Mit der Reichsgründung 1871 und dem Gefühl nationaler Einheit zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen, Orden und dergleichen diente es in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches. Das Parteiabzeichen bzw. Parteisymbol der NSDAP hatte von 1920 bis 1945 einen Adler als Zeichen, der einen Eichenkranz in seinen Fängen hielt. Unerschütterlich ›wie die deutsche Eiche‹ und ähnliche Sprüche ließ die NS-Propaganda ab 1933 in Zeitungen veröffentlichen und über Lautsprecher verkünden. Da griff dann auch der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler zum Spaten und pflanzte Eichen. [...] Im deutschen Volk wurde Hitler nach seiner Ernennung zum Reichskanzler fast schlagartig mit der deutschen Eiche gleichgesetzt. Denn für ihn pflanzten fast alle Städte und Dörfer, Stadt- und Ortsteile ihre ›Hitler-Eichen‹.«

Wolf Stegemann, www.rothenburg-unterm-hakenkreuz.de


SH Oldesloe Bundesarchiv Bild 146 1974 160 13A Theodor Eicke web
Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1974-160-13A / CC-BY-SA 3.0


Eichenlaub als höchste Zier: SS-Obergruppenführer und General der Waffen SS Theodor Eicke im Jahr 1942.


»Eichenlaub« war ab 1999 ein rechtsextremes Liedermacher-Duo aus dem Umfeld des Thüringer Heimatschutzes.


Lorbeerzweige: Im alten Rom wurden siegreiche Waffen mit Lorbeerzweigen umwunden, später wurden den »Helden« von der Siegesgöttin Viktoria Lorbeerkränze gereicht oder auf’s Haupt gesetzt. Hartmut Häger schreibt in seinem Buch ›Kriegstotengedenken in Hildesheim‹ auf Seite 133: »Während des Ersten Weltkriegs sah sich der Lorbeer nationalistischer Verdächtigungen ausgesetzt. Er werde aus ›welschem Feindesland‹ eingeführt und sei deshalb ungeeignet für den Siegeskranz der Gefallenen. Eichen- und Tannenkränze seien dem italienischen Importartikel vorzuziehen. Verdrängen konnte das Eichenlaub den Lorbeer nicht, bedrängen offenbar schon.«

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»Lerne vom Militär!«

Die toten Soldaten beider Weltkriege aus Bujendorf werden mit ihrem militärischen Rang genannt.

SH Bujendorf 1WK Dienstgrade web

Untff., Musk., Wehrm., Tamb. – die Dienstgradbezeichnungen der Soldaten und ihre Abkürzungen sind uns heute fremd, damals kannte sie jedes Kind. Schon im Kaiserreich blühte der Militarismus: so schneidig wie die preußischen Soldaten sollte die gesamte Gesellschaft sein: vom Greis bis zum Knirps. Unbedingter Gehorsam war das Ziel.


»Bereits die Kinder wuchsen in einer militarisierten Umgebung auf. Kriegsspiele waren äußerst beliebt. In kaum einem Kinderzimmer fehlte ein Satz Bleisoldaten, ebenso gehörte der Matrosenanzug zur Grundausstattung. Zu Weihnachten sangen die Kleinen: ›Morgen kommt der Weihnachtsmann, kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeifen und Gewehr, Fahn’ und Säbel und noch mehr, ja ein ganzes Kriegerheer möcht ich gerne haben.‹ In der Schule setzte sich die Einübung militärischer Denk- und Verhaltensmuster fort. Vielerorts glich das Schulleben einem zackigen Paukbetrieb, der wenig Raum ließ für Spontanität und Kreativität. [...]

MP Zehlendorf Kinderkarte web

›Lerne vom Militär!‹ – so lautete das Mantra der pädagogischen Fachliteratur. Das Aufstehen der Schüler beim Eintreten des Lehrers ins Klassenzimmer habe ›mit einem einzigen Ruck zu geschehen‹ und müsse ›klappen wie ein Bataillonstritt bei der Parade‹, hieß es in einem Lexikon der Pädagogik. Im ›Gänsemarsch mit regelrechtem Soldatenschritt‹ müssten die Schüler in den Pausen das Klassenzimmer verlassen und ›zwei und zwei im Schulhof ordnungsgemäß auf und ab marschieren‹.«

Volker Ullrich, ZEITGeschichte 4/2018, S. 45

... und noch eine revanchistische Postkarte »Deutsche Jugend« nach dem 1. Weltkrieg:

SH Marienwarder Deutsche Jugend 1WK web


Heil Dir Deutschland, deine Zukunft
             Schimmert vor dir hell und klar
Denn der Heldensinn der Väter
             Schlummert in der Jugend Schaar.

Aber auch 1956 billigt ein Leser der Frankfurter Illustrierten dem Militär, damals der gerade neu gegründeten Bundeswehr, in einem Leserbrief erzieherische Expertise zu:

Frankfurter Illustrierte 1956 leserbrief web

 

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Besuch zum Volkstrauertag

Auch zum Volkstrauertag 2021 kam eine Abordnung der Kameradschaft Aufklärungsbataillon 6 Holstein nach Bujendorf, um ihren Kranz niederzulegen.


SH Bujendorf VTT Kameradschaft Aufklarungsbataillon 6 Holstein Kranz web2

SH Bujendorf VTT Kameradschaft Aufklarungsbataillon 6 Holstein 2 webFotos: Kameradschaft Aufklärungsbataillon 6 Holstein

... und noch ein militärischer Gruß zum Abschied!

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Die Alte Schule

Im Gebäude der früheren Schule ist heute eine Kindertagesstätte.

SH Bujendorf Alte Schule web


Nach dem 1. Weltkrieg und der »Schmach« des Versailler Friedensvertrags wurden »Kriegerehrenmäler« gerne neben Schulgebäuden oder gegenüber errichtet. Eine Botschaft an die Schüler im Sinne des oft verwendeten Spruchs:

Wir Toten fordern als unser Recht
die alte Treue vom neuen Geschlecht

»Die Zeilen ›Wir Toten fordern als unser Recht die alte Treue vom neuen Geschlecht‹ wollen nicht Trauer und Erschütterung unterstützen, sie nehmen die nächsten Generationen in die Pflicht, in ›alter Treue‹ auch ihr Leben einzusetzen. Die Haltung, die hier weitergegeben wird, ist unangefochten von Zweifeln an Recht und Notwendigkeit von Krieg.«

• Zitiert aus »Rache und Triumph: Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne« von Loretana de Libero, 2013, Oldenbourg. Frau de Libero ist Historikerin und Politikerin, von Mai 2012 bis 2015 war sie für die SPD Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, seit 2013 lehrt und forscht sie an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg-Blankenese.


Siehe dazu z.B. das Marinedenkmal auf dem Kieler Nordfriedhof


Es gibt auch Kriegerdenkmäler direkt an Schulgebäuden. In Eutin steht unter einer Soldatenfigur neben der Eingangstür zur Johann-Heinrich-Voß-Schule:

Wir sanken hin für Deutschlands Glanz
blüh Deutschland uns als Totenkranz


Unsere Dokumentation zu diesem Denkmal


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I N H A L T
Die Denkmalsanlage
Historische Fotos
Findlinge
Das Danewerk

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Busdorf, Kreis Schleswig-Flensburg

Am Ortseingang neben der Bundesstraße 77

Direkt an einem Kreisverkehr, zwischen Schulstraße und Bundesstraße 77, zwischen Grundschule und Gewerbe liegt das Gelände für unterschiedlichste Kriegerdenkmäler der Gemeinde.

SH Busdorf von weit web


Auf einer großen Rasenfläche mit Fahnenmasten und verschiedenen gerade angelegten Fußwegen sind an der Spitze fünf Findlingssteine und Namenstafeln aus polierten Stein aufgestellt. Dazwischen ist mittig ein Pflanzenbeet angelegt worden.

 

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Der alte Hauptstein (siehe die historischen Fotos weiter unten) und seine religiös angehauchte Aussage wird heute flankiert von rotbraunen Namenstafeln mit geschwungenem Rand. In der Mitte herausragend ein eingesetzter anthrazitfarbener Steinstreifen mit den Jahreszahlen der Weltkriege des 20. Jahrhunderts. Dieses Ensemble steht auf mit kleinen Granitsteinen gepflastertem Untergrund.

SH Busdorf 1WK web


Für den 1. Weltkrieg werden 30 Namen von getöteten Soldaten aufgeführt, geordnet erst nach Jahren, dann noch nach Monaten. Im Tabellensatz an dritter Stelle wird angegeben, ob die Soldaten »GEFALLEN« oder »VERMIßT« sind. Es gibt fünf vermisste Soldaten mit unbekanntem Sterbemonat.

 

SH Busdorf 2WK web


Die Namenstafeln für den 2. Weltkrieg sind genauso gestaltet, hier werden 59 Namen aufgeführt. Elf Soldaten werden vermisst, allerdings ist bei sechsen der Sterbemonat bekannt. Wohingegen bei zwei »Gefallenen« der Sterbemonat unbekannt ist. Hier werden auch Soldaten genannt, die »GESTORB.« sind: Einer 1940, Einer 1944 und drei 1945.

SH Busdorf EinigVolk ohne Kr web


Der teilweise im gepflasterten Boden versenkte Findling trägt die gravierte, schwarz ausgemalte Inschrift:

Ein einig Volk
ein heilig Band
Gott, Freiheit,
Vaterland

Darüber im Relief Eichenlaub, flächig konturiert mit schwarzer Farbe bemalt.

SH Busdorf Deutschland web


An beiden Seiten des Hauptensembles sind verschieden große und geformte Findlinge aufgestellt. Rechts davon dieser stark geäderte Findling mit der schwarz ausgemalten Inschrift:

Du Deutschland wirst bleiben
wenn wir auch vergehn
du wirst dich entfalten
wir werden verweb’n
doch was wir geschaffen
wir schufen’s für dich
was wir geopfert
war Opfer für dich

Deutschland!

SH Busdorf den Toten mit Kranz web.SH Busdorf den Toten ohne Kranz web

Hier unter einem Kreuz die gravierte, schwarz ausgemalte Inschrift:

den Toten der Heimat im Osten
1939 – 1945

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Ein Stahlhelm, herausgearbeitet im Relief.

 

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Auf einem groben rötlichen Granitstein ein Eisernes Kreuz mit Krone, großem »W« für Kaiser Wilhelm II und der Jahreszahl 1914. Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden. Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung.

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Historische Fotos

SH Busdorf Selker Allee web


Hier steht der Hauptstein in seiner vollen Höhe, angelehnt an ein rundes Erdplateau. Viele kleinere Steine – womöglich einzelne Namenssteine – sind ringsherum aufgestellt. Rechts davor kann man noch den Stein mit dem damals weiß umrandeten Eisernen Kreuz erkennen. Links könnte der Stein mit dem Stahlhelm liegen. Ein breiter Sandweg führt auf die Anlage zu und umrundet sie. Am äußeren Wegrand sind Bäume angepflanzt worden.

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Auf diesem späteren Foto aus den 50er Jahren hat man ein großes Holzkreuz auf das Plateau gesetzt. Wo diese frühere Anlage stand, ist uns leider nicht bekannt.

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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Das Danewerk

An der Seite der Denkmalsanlage zur tiefer liegenden Bundesstraße hin, ist eine Informationstafel zum Danewerk aufgestellt, das hier verläuft.

SH Busdorf Danewerk web

»Vor über 1 000 Jahren, in der Wikingerzeit, trafen hier in der Grenzregion zwischen Skandinavien und Mitteleuropa Dänen, Friesen, Sachsen und Slawen aufeinander. Dänische Könige begannen das Danewerk als Grenzbefestigung auszubauen.

So sicherten sie die Südgrenze ihres Reiches und den Handelsweg zwischen Nord- und Ostsee. Das Danewerk bestand aus Erdwällen, Mauern, Gräben und einem Sperrwerk an der Schlei. Wichtigster Handelsort und Verkehrsknotenpunkt war Haithabu.

Sie stehen hier auf dem Verbindungswall. ... Der Verbindungswall füllte die Lücke zwischen Haithabus Halbkreiswall und dem Hauptwall. Er verläuft von der Wikingersiedlung bis an die feuchte Niederung des Dannewerker Sees. Dabei quert er auch ein sumpfiges Tal. So bezogen die Erbauer die natürlichen Hindernisse geschickt in ihren ›Bauplan‹ ein.

Die Bundesstraße schneidet heute eine Kerbe in den Verbindungswall.«

• Die Wikingersiedlung Haithabu und das heutige Museum sind ca. 600 Meter von der Denkmalsanlage entfernt.

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