TRADITIONEN WERDEN GEPFLEGT

Kriegerdenkmäler in Schleswig-Holstein

»Die Auseinandersetzung mit den Denkmälern gehört zu unserer Erinnerungskultur. Dabei wird sichtbar, dass wir auch als Kirche lernen, die eigenen Verstrickungen in die Geschichte von Krieg und Gewalt kritisch zu beleuchten. Die Erinnerung ist notwendig, um in der Gegenwart Versöhnung zu leben und auch in Zukunft dem Frieden zu dienen.

Unter dem Motto: ›Erinnern – Erkennen – Gestalten‹ greift die Evangelische Akademie Hamburg einen Appell der Synode der Nordkirche auf, sich kritisch mit den vielen hundert Ehrenmalen im Lande auseinanderzusetzen.

Gerade die vielen öffentlichen Ehrenmäler zum ersten Weltkrieg zeigen den damals prägenden Einfluss nationalistischer und auch nationalsozialistischer Ideologie. Ehrenmale zum Zweiten Weltkrieg stehen nicht selten noch unter dem Einfluss der Formensprache jener Zeit.«

Gothard Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein


Die in den Dörfern und Städten Schleswig-Holsteins zahlreichen Kriegerdenkmäler sind oft im Zentrum des Ortes aufgebaut oder in eigene Grünanlagen integriert. Die häufig zu findenden Namenstafeln getöteter Soldaten, die der persönlichen Erinnerung dienen sollen, sind gleichwohl mit den verbreiteten Deutungen versehen: Verehrung der Soldaten als Helden, Verklärung ihres Todes als Opfer für König und Vaterland und Legitimation des Krieges bestimmen diese Denkmäler. Aufrufe zum Frieden und gegen Krieg finden sich eher selten. Soweit bekannt, werden diese Kriegerdenkmäler fast überall am Volkstrauertag für die traditionellen Rituale des Gedenkens genutzt. Einige sind weitgehend unbeachtet, zum Beispiel der überlebensgroße »Held« in Eckernförde und selbst Einheimischen nicht immer bekannt.

Ein Klick auf das Bild öffnet die Spalte mit Texten und Fotos zum Denkmal. Haben Sie weitere interessante Informationen oder historische Bilder zu den vorgestellten Kriegerdenkmälern? Dann würden wir sie gerne auf dieser Seite veröffentlichen.

Ein Klick auf den schwarzen Balken am Anfang der Denkmaldokumentation von

Ahrensburg   Bünningstedt   Hoisbüttel

öffnet die Berichte über die temporäre Kunstaktion der Evangelischen Akademie in Zusammenarbeit mit dem KunstHaus am Schüberg im Sommer 2014: »Kriegerdenkmäler – Stumme Zeugen ins Gespräch bringen«.

Fotos: Marlise Appel, Evangelische Akademie der Nordkirche, wenn nicht anders angegeben.

 


I N H A L T
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Das Denkmal
Die Geschichte
Eine historische Postkarte
Die KZ-Gedenkstätte
• AKTUELL: Veranstaltungen 2021

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Ladelund, Kreis Nordfriesland

Große Anlage an der Dorfstraße

Durch ein breites Tor, verziert mit einem großen Eisernen Kreuz betritt man die gepflegte Denkmalsanlage. In der Mitte erhebt sich auf einer Rasenfläche ein Blumenbeet in Weißrot. Ein mit Klinkersteinen im Eingangsbereich und mit rötlichen Natursteinfliesen im Rund gepflasterter Weg führt drumherum. Am äußeren Rand liegen in einem Kiesbett zwischen Zierbüschen kleine Findlingssteine mit den Namen der toten Soldaten aus dem 2. Weltkrieg. Im hinteren Bereich steht eine halbrunde Mauer aus bunten behauenen Feldsteinen.

SH Ladelund gesamt web


Im erhöhten Mittelteil befindet sich die größte Tafel mit der Widmung. Auf hellgrauem Grund sind im goldähnlichen Farbton Eisernes Kreuz und Eichenlaub im Relief herausgearbeitet. In einer Querspange darunter steht die Inschrift:

Zum Gedenken unserer Gefallenen
1914-1918 + 1939-1945
Boverstedt Ladelund Bramstedt

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In die seitlichen Mauerteile sind je drei gleiche Namenstafeln eingelassen. Jeweils unter einem Eisernen Kreuz in Kontur stehen dort die Namen der getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs und ihr Sterbetag in schwarzer Schrift.

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Die kleinen Findlinge für die getöteten Soldaten des 2. Weltkriegs im Kiesbett am Rand: Je nach Größe sind die Namen, wo vorhanden der Sterbetag, der Sterbeort und die Todesumstände (vermißt, in Kriegsgefangenschaft ...) für einen oder zwei Soldaten in die Steine graviert. Es wird ein Unterschied gemacht zwischen gef. (gefallen) und gest. (gestorben). Es ist zu vermuten, dass »gef.« der ehrenvollere Zusatz war.

SH Ladelund Steine web

 

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Das Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs stand ursprünglich auf dem Kirchhof von St. Petri in Ladelund, siehe Bild unten. Wahrscheinlich ist es nach dem 2. Weltkrieg abgetragen worden und die Namenstafeln sind in die neue Denkmalsanlage an der Dorfstraße für beide Weltkriege integriert worden.

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Die geschichte

1919 Amtsbezirk Ladelund
Der Kriegerverein Ladelund und Umgebung hat beschlossen, die Errichtung eines Denkmals für unsere gefallenen Helden in die Wege zu leiten. Geplant ist ein Denkmal mit einer Gedenktafel mit den Namen sämtlicher Gefallener des Amtsbezirks Ladelund. Ein solches Denkmal erfordert, wenn etwas wirklich Hübsches geschaffen werden soll, bei den heutigen Preisen natürlich erhebliche Kosten. Aber sind wir unseren Tapferen, die für uns ihr Bestes, ihr Leben, dahingaben, nicht zu größtem Dank verpflichtet? Ist nicht das größte Opfer, das wir ihnen bringen, ein nichts gegen das, was sie gaben?

Darum: Ihr alle, die Ihr zu Hause gewesen seid, euern Geschäften nachgehen konntet, nichts von den Schrecken des Krieges merktet, und Ihr, die Ihr Eure lieben Angehörigen wieder gesund bei Euch habt, und Ihr, liebe Kameraden, die Ihr in den Gefallenen einen treuen Freund verloren, mit dem Ihr Mühen und Strapazen des Weltzuges geteilt habt, aber selbst gesund in die Heimat zurückgekehrt seid, Ihr alle, denkt an die lieben Gefallenen, tragt einen Teil Eurer ungeheuren Schuld dadurch ab, daß Ihr reichlich gebt bei der stattfindenden Sammlung für ihren Gedenkstein! Ehrt das Andenken dieser Helden dadurch, daß Ihr helft, ihnen ein würdiges Wahrzeichen zu errichten! Keiner stehe zurück!
Der Vorstand. Kriegerverein Ladelund und Umgegend


Ladelund. den 22. Januar 1920
Ein Architekt aus Flensburg war hier anwesend, um einen geeigneten Platz für den Gedenkstein für die Gefallenen des Kirchspiels auszusuchen. Es wurde hierfür der Platz vor dem Eingang zum Kirchhof vorgeschlagen. Falls der Gedenkstein dort zu stehen kommt, [soll] ein treppenförmiger Aufbau zu beiden Seiten des Kirchhofs geschaffen werden.


Kirchspiel Ladelund 1920
Da das Denkmal für unsere Gefallenen in Auftrag gegeben ist, bitte ich sämtliche Gemeindemitglieder des Kirchspiels Ladelund, – mit Ausnahme von Westre – die Angehörige im Kriege verloren haben, deren genauen Namen und Todestag mir mündlich oder schriftlich bis zum 10. Februar d. Js. mitzuteilen, da sie sonst nicht berücksichtigt werden können.
Lehrer Nissen, Ladelund


»Lecker Anzeiger«, den 1. März 1920
Der Entwurf für das Denkmal für die Gefallenen der Gemeinde Ladelund wurde den Ausschußmitgliedern von Architekt Andresen=Flensburg [vgl. Hattstedt] vorgelegt und fand allgemeine Zustimmung. Mit den Vertretern der Kirchengemeinde einigte man sich auf ein großes Steindenkmal, das auf sechs Tafeln die Namen der Gefallenen aufweist, vor dem Eingang zum Kirchhof. Dieses geplante Denkmal wird nicht nur eine würdige Ehrung der fürs Vaterland gefallenen, teuren Toten, sondern auch eine dauernde Zierde des Dorfes, sowie eine erhebliche Verbesserung und Verschönerung des Aufgangs zur Kirche sein. Allerdings werden, entsprechend der heutigen teuren Zeit, die Kosten recht erheblich sein, so daß an den Herstellungskosten noch ungefähr 5 – 6.000 M fehlen werden, für jetzige Verhältnisse ja eine verhältnismäßig geringe Summe. So hofft man denn bestimmt, daß die alte Opferfreudigkeit der Gemeinde Ladelund sich auch bei dieser guten Sache wieder beweist, und durch eine 2. Sammlung die fehlenden Mittel leicht aufgebracht werden. Mit den Vorarbeiten wird bereits in den nächsten Tagen begonnen.


30. April 1920
Zu Ehren der 1914 – 18 fürs Vaterland gefallenen und vermißten Söhne der Gemeinde Ladelund und des Gutsbezirks Boverstedt wird man am Eingang zum Kirchhof ein hübsches Denkmal errichten. Der Sockel von Feldsteinen ist fertig gestellt und die Steinplatte mit den 30 Namen der Gefallenen und Vermißten, den Gebr. Kirchhof in Flensburg in Auftrag gegeben, sind auch in etwa 14 Tagen fertig, sodaß hoffentlich die Einweihung des Denkmals um die Pfingstzeit erfolgen kann.


»Lecker Anzeiger«, den 20. Mai 1920
Die Einweihungsfeier des Denkmals für die Gefallenen wird hier in einfacher, sinniger Weise am 6. Juni begangen. Der frühere Abgeordnete Dr. Schifferer wird die Weiherede halten. Der Feier am Denkmalsplatz geht ein Kirchgang voran und folgt eine gemeinsame Kaffeetafel. Die benachbarten Kriegervereine werden gebeten, Fahnendeputationen zu entsenden. Das Denkmal wird aus einer großen Widmungstafel und fünf kleineren Tafeln bestehen. Auf der letzteren stehen 30 Namen verzeichnet, 27 sind gefallen, einer ist später an den Wunden gestorben und zwei werden vermißt.

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»Lecker Anzeiger«, den 13. Juni 1920
In der vollbesetzten Kirche hielt Herr Pastor Matthiesen heute nachmittag eine Predigt zu Ehren der im Kriege gefallenen Gemeindeangehörigen. Daran schloß sich die eigentliche Denkmalsweihe, die mit dem Liede »Harre meine Seele« begann. Auf Wunsch der Gemeinde hatte Dr. Schifferer, der frühere Landtagsabgeordnete des Kreises Tondern, die Weiherede übernommen. In zu Herzen gehender Weise erinnerte der Redner noch einmal an die Zeit, wo die deutschen Brüder in der Siegesgewißheit hinauszogen, um für das Vaterland zu kämpfen, an die Sieges- und die Trauerbotschaften für die Angehörigen der vielen Gefallenen und stellte sich die Frage, ob wohl alles umsonst gewesen. Er erinnerte daran, daß unsere Kämpfer die Schrecken und Verwüstungen des Krieges aus dem Lande fernhielten, daß durch den gemeinschaftlichen Kampf der deutschen Stämme die Einheit des Reiches gerettet und die Grundlage für die Wiedergeburt und die Wiederaufrichtung gegeben wurde, daß ferner die Taten der Gefallenen und das Andenken an die toten Helden den Männern und Frauen voranleuchten.


Eilt sehr  –  Bekanntmachung  –  Von Haus zu Haus
An alle Einwohner der Gemeinde Ladelund
Betrifft: Errichtung eines Ehrenmals für die Gefallenen und Vermißten des letzten Weltkrieges.
Am Donnerstag, dem 31. Juli 1952 um 19,00 Uhr findet in der Gastwirtschaft von Carl Nissen, Ladelund eine Ortsversammlung statt, zu der alle Einwohner der Gemeinde Ladelund und Beverstedt hiermit eingeladen werden.
In dieser Versammlung soll für jeden Einwohner die Gelegenheit gegeben werden, sich zu der obigen Angelegenheit frei zu äußern, um zunächst feststellen zu können ob ein allgemeines Interesse für die Errichtung eines Ehrenmals besteht.
Ferner soll die Lage und auch die Finanzierung desselben eingehend besprochen werden.
Wegen der Aufstellung einer Liste von allen Gefallenen und Vermißten beider Weltkriege, werden die Angehörigen gleichzeitig gebeten, die noch vorhandenen Unterlagen zu der Versammlung mitzubringen. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten.
Die Gemeindeverwaltung, gez. Johannsen


Eilt sehr  –  Bekanntmachung  –  Von Haus zu Haus
An alle Einwohner der Gemeinde Ladelund
Betrifft: Errichtung eines Ehrenmals für die Gefallenen.
Um den Plan zur Errichtung eines Ehrenmals für die Gefallenen in der Gemeinde Ladelund verwirklichen zu können, tritt die Gemeindeverwaltung mit der Bitte an alle Einwohner heran, sich so viel wie möglich durch freiwillige Mitarbeit, zunächst an der Planierung und Herrichtung des vorgesehenen Platzes, zu beteiligen um dadurch die Kosten des Gesamtplanes wesentlich herabzusetzen.
Es kommen für diese Arbeiten hauptsächlich junge und kräftige Personen in Frage. Wir bitten alle Arbeitgeber ihre angestellten Arbeitskräfte einschl. der erwachsenen Söhne für einige Stunden freizugeben.
Anmeldungen zwecks Eintragung in die Liste mit Angabe der Zeit ihres Erscheinens nimmt die Gemeindeverwaltung Ladelund entgegen.
Ladelund, den 12. 11. 52         
Gemeindeverwaltung Ladelund, gez. Johannsen


All diese Nachrichten stammen aus dem Dorfmuseum Ladelund. Die verstorbene Frau Vollertsen hat sie gesammelt und Frau Friedrichsen hat sie für uns herausgesucht. Herzlichen Dank!

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Eine historische Postkarte

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Die KZ-Gedenkstätte

Hundert Meter entfernt liegt ein anderer Gedenkort Ladelunds, die älteste KZ-Gedenkstätte Schleswig-Holsteins am authentischen Ort und eine der ältesten in Deutschland. Sie ist seit ihren Anfängen eine Einrichtung in der der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Petri
 Ladelund, fest verankert in der regionalen Bevölkerung und im örtlichen Gemeindeleben. Seit 1950 leistet KZ Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund einen wichtigen Beitrag für das historische und politisch-gesellschaftliche Bewusstsein im Lande Schleswig-Holstein. Seit 1995 wird ihre Arbeit vom Kirchenkreis Nordfriesland und
 der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland mitgetragen und begleitet.

Bereits im August 1946 fand an den Gräbern der Ladelunder KZ-Opfer die erste öffentliche Gedenkfeier statt, an der auch ehemalige Häftlinge beteiligt waren. Es war die Entscheidung der Angehörigen der Opfer, die Toten auf dem Ladelunder Friedhof zu belassen. Die Gräber wurden der Ausgangs- und Mittelpunkt einer langjährigen Erinnerungs- und Versöhnungsarbeit, die von einigen Überlebenden sowie vielen Angehörigen und Nachkommen der Opfer, Einheimischen und einem engagierten Freundeskreis bis heute mitgetragen wird.

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• 1950: Gedenken an den KZ-Gräbern mit 130 Angehörigen aus den Niederlanden. Bis heute finden diese jährlichen Begegnungen statt.

Das Lager Ladelund war eines von 87 Aussenlagern des Konzentrationslagers Hamburg-Neuengamme. Es existierte vom 1. November bis zum 16. Dezember 1944. In Ladelund wurden die Baracken des 1938 errichteten Reichsarbeitsdienstlagers verwendet. Wo der Platz in den Baracken für 200 bis 250 junge Männer im Reichsarbeitsdienst ausgelegt war, wurde nun die zehnfache Menge Menschen eingepfercht. Über 2000 Männer wurden als KZ-Häftlinge aus Neuengamme und Husum-Schwesing nach Ladelund geschafft, um Panzergräben in Zwangsarbeit und mit einfachsten Mitteln auszuheben. Die Lebensbedingungen der Häftlinge waren verheerend. Bis zur Auflösung des Lagers am 16.12.1944 starben über 300 Häftlinge an Unterernährung, Kälte, Erschöpfung, Krankheiten, Misshandlungen …

Seit 1990 erinnert eine wissenschaftliche Dauerausstellung an das Schicksal der Häftlinge und zeigt, wie es nach 1945 zu einer Annäherung zwischen Ladelundern und den Angehörigen der Opfer gekommen ist.

www.kz-gedenkstaette-ladelund.de


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Veranstaltungen 2021

Im Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur im Bereich der Nordkirche schreibt Katja Happe, die Leiterin der KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund über zwei Veranstaltungen: das Gedenken am Volkstrauertag 2021 in Ladelund und die Filmvorführung im Kino in Leck »Stumpfe Sense, Scharfer Stahl« als erste Veranstaltung der Reihe »Rechte Tendenzen im ländlichen Raum«. Nach der bäuerlichen Protestaktion im Juni 2020, auf der mit Hunderten von Treckern das Symbol der Landvolkbewegung der 20er Jahre nachgestellt wurde, folgte eine bewegte Diskussion, die die Nöte der Bauern, ihre berechtigten Proteste, aber auch ihren naiven Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit der Landvolkbewegung und deren Symbolen thematisierte. Verschiedenste Organisationen von der Westküste Schleswig-Holsteins und in Nordfriesland setzen sich seitdem in Veranstaltungen mit dem Thema »Rechte Tendenzen im ländlichen Raum« auseinander.

Berichte von Katja Happe

Kompletter Jahresbericht 2021 des Netzwerk Erinnerungskultur


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I N H A L T
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Das Denkmal
Denkmal für die deutschen Kriegsgefangenen
Zwischen ...
Die erste Fassung
Historische Postkarten
Der Verband der Heimkehrer

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Langstedt, Kreis Schleswig-Flensburg

In der Dorfmitte zwischen Ulmenallee und An de Brüng

Die parkähnliche Anlage ist sehr gepflegt, große Rasenflächen wechseln sich ab mit Buchenhecken, Rosenbeeten, Sandwegen, mit Granit- und Katzenkopfsteinen gepflasterten Wegen. Im zentralen Rund sind Sitzbänke aufgestellt.

SH Langstedt gesamt web


Das Rund am Ende der Anlage ist den Denkmalsteinen der getöteten Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs aus Langstedt vorbehalten. Auf dem runden Rosenbeet in der Mitte steht eine hohe Säuleneiche.

SH Langstedt Denkmal web

 
Das Hauptdenkmal in der Mitte steht auf einem Sockel aus zwei Reihen gemauerter Natursteinen. Der Widmungsstein hat einen Fuß und ein geformtes Dach mit einem Stahlhelm im Relief. Das Denkmal wurde nach dem 1. Weltkrieg von der Dorfschaft Langstedt gestiftet. Die Inschrift in schwarz lautet:

Unseren tapferen Söhnen
in Ehrfurcht und Dankbarkeit

Sie stritten und litten
für deutsche Ehr

Zwischen den Jahreszahlen der beiden Weltkriege ein Eisernes Kreuz. In dieser Inschrift steht nicht die Trauer im Vordergrund, vielmehr wird der Tod im Krieg in einen Zusammenhang gestellt, der ihn zu einem nicht zu hinterfragenden Opfer macht. Das Denkmal ehrt die getöteten deutschen Soldaten als tapfere Söhne, die ihr Leben gaben für einen höheren Zweck: »für deutsche Ehr«. Dadurch soll das Töten und das Getötetwerden auf den Schlachtfeldern in den vom Deutschen Reich angegriffenen Ländern einen höheren und gerechtfertigten Sinn bekommen.

     SH Langstedt links web

An den Schmalseiten sind jeweils neun Namen mit Todesdatum und Sterbeort angegeben.

     SH Langstedt rechts web

Auch aus der Dorfchronik erfahren wir, dass von den 84 Soldaten, die in den 1. Weltkrieg gezogen sind, 18 getötet wurden.

 

SH Langstedt linke Seite web

 

SH Langstedt rechte Reihe web

Links und rechts vom Hauptstein wurden im Halbbogen verschieden große Findlinge gesetzt, in die die Namen der 35 im 2. Weltkrieg getöteten Soldaten aus Langstedt graviert sind.

     SH Langstedt Stein 2WK web

Angegeben sind Geburts- und Sterbedatum, der Sterbeort bzw. die Kriegsfront und gef. für gefallen, ein Kreuz für gestorben, verm. für vermisst. Auf den größeren Steinen scheinen Familienangehörige zusammengefasst worden zu sein.

 

SH Langstedt Blick vom Denkmal web

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Denkmal für die Deutschen Kriegsgefangenen

Der Weg vom Denkmal führt über das Buchenheckenrund bis zu einer Stele aus Metall am anderen Ende der Anlage.

SH Langstedt Saeule web

An den Seiten und oben ist sie leicht gebogen, sie hat einen grün lackierten Fuß.

     SH Langstedt Saeule Text web

Im Text wird ein Wunsch formuliert. In großen, expressiven Lettern rechtsbündig gesetzt, lautet er:

Das Leid der Gefangenen
sei ein Baustein für die Zukunft

Welches Haus mit dem Baustein errichtet werden soll, wird nicht gesagt, erschließt sich aber zum Teil aus den Intentionen des Verbandes der Heimkehrer.

SH Langstedt Heimkehrer Sign web

Errichtet vom Verband der Heimkehrer
im Juni 1959

Lesen Sie weiter unten mehr über diesen Verband und hier noch einen von vielen, im Wesentlichen gleichlautenden, Beiträgen aus dem Jahrbuch des VdH von 1952 »Wir mahnen die Welt«:

Jahrbuch 1952

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Zwischen ...

... Kriegerdenkmal und Kriegsgefangenenstele noch ein Parforceritt durch die deutsche Geschichte:

SH Langstedt 1848 web

Zur Erinnerung a. d. Erhebung
Schleswig=Holstein 1848

SH Langstedt 1990 web

... und mit schwarz-rot-goldenem Fähnchen:

3. Oktober 1990

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Die erste Fassung

 

SH Langstedt Chronik web

In der Chronik von Langstedt im Eggebeker Heimatbuch von Wilhelm Clausen findet man dieses Bild: hier sind die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs noch recht und links vom Stahlhelm graviert und die Widmung heißt:

Die Gemeinde Langstedt
ihren tapferen Söhnen

Die kleine Unterzeile ist nicht lesbar.

Zum Vergleich noch einmal die Widmung aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg:

Unseren tapferen Söhnen
in Ehrfurcht und Dankbarkeit

Sie stritten und litten
für deutsche Ehr

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Historische Postkarten

SH Langstedt Karte1920 web

• aus dem Jahr 1920: hinter dem einzeln stehenden Denkmal scheint damals noch ein Wald zu sein.

SH Langstedt Karte3 web

 

SH Langstedt Karte1972 web

Aus dem Jahr 1972: die kleinen Findlinge sind dazu gekommen, die Eiche ist gepflanzt.

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Der Verband der Heimkehrer, ...

... Kriegsgefangenen und Vermißtenangehörigen Deutschlands e. V. (VDH) besteht seit 1950. Über die auch revanchistischen Intentionen dieses Verbandes erfahren Sie mehr in einer Rezension von Elke Kimmel für den Deutschlandfunk. Birgit Schwelling: Heimkehr – Erinnerung – Integration. Der Verband der Heimkehrer, die ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft, erschienen im Ferdinand Schöningh Verlag.

Zitat: »Dem VdH indes ging es stets um mehr als einen herzlichen Empfang für die Heimkehrer. Besonders in den ersten Jahren seines Bestehens setzte er sich massiv für die finanzielle Entschädigung der Veteranen ein. Dabei nutzte er nicht nur die emotionale Anteilnahme, die die Bevölkerung den Heimkehrern entgegen brachte, sondern er drohte auch implizit damit, dass im Falle einer ausbleibenden Wiedergutmachung eine dauerhafte Entfremdung der Kriegsgefangenen von der Gesellschaft eintreten könne, mit ähnlichen Folgen wie in der Weimarer Republik. Schwelling charakterisiert diese Mitglieder:

›Es waren ehemalige Soldaten der Wehrmacht – also einer Armee, die an einem verbrecherischen Krieg beteiligt waren – und es waren ehemalige Kriegsgefangene. Das heißt, der Krieg hat sich für diesen Personenkreis zum Teil noch bis in die Jahre 1955/56 hingezogen. Jemand, der 1940 zur Wehrmacht einzog und 1955 aus einem sowjetischen Lager zurückkehrte, hatte 15 Jahre in diesem Ausnahmezustand verbracht.‹

Die Verbandsführung wurde nie müde zu betonen, dass sie die angeblich staatsgefährdenden Veteranen im demokratischen Sinne bändige. Ein Erfolg der VdH-Politik war, dass am 30. Januar 1954 ein Entschädigungsgesetz für Kriegsgefangene in Kraft trat.«

Rezension im Dlf

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I N H A L T
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Das Denkmal kommentiert von Ulf Evers
Die Namenssteine
»Für uns«
Das Eiserne Kreuz

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Langwedel, Kreis Rendsburg-Eckernförde

Gegenüber der Grundschule

Das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege, kommentiert von unserem ehrenamtlichen Mitarbeiter Ulf Evers:

Das Soldaten-Denkmal:
»Ji sund för uns in den Dod gahn.

dat wüllt wi Ju nümmer vergeten!«

Ein Faustschlag aus Stein

(Wer sich an Kurt Tucholskys »Denkmal am deutschen Eck« erinnert fühlt, liegt richtig)

In Langwedel an der Hörn liegt dieses Denkmal, das den Atem raubt wie ein Hieb in die Magengrube.


SH Langwedel weit web

SH Langwedel Denkmal web

Von einer niedrigen Feldsteinmauer und einer eisernen Kette wird diese Anlage zur Hörn hin abgegrenzt (Hörn = Eck/Winkel [1]).


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Aufgestellt wurde das Denkmal Aug' in Aug' mit der Schule.

»Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät« (zitiert aus »Jugend ohne Gott« von Ödön von Horvath).


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Wer die Anlage betreten möchte, muss durch eine schmiedeeiserne kleine Tür, die von zwei großen Eisernen Kreuzen dominiert wird, die der Stiftungsurkunde vom 10. März 1813 entsprungen sein könnten: in »Silber« gefaßt, schwarzes »Gußeisen« ohne Aufschrift [2].


SH Langwedel nah web

Auch auf der von einer Kuppel überwölbten Rotunde befindet sich ein weithin sichtbares, stilisiertes Eisernes Kreuz.

An diesen Eisernen Kreuzen ist schlecht vorbeizusehen, ja sie sagen schon etwas bevor das Denkmal selbst in seinen Einzelheiten wahrgenommen werden kann. Sie sagen zunächst einmal: dies ist ein Ort für Ausgezeichnete.

Auszuzeichnen war, wer sich um das Vaterland verdient gemacht hatte. Und auch wer »den Tod für das Vaterland in Ausübung einer Heldenthat« fand »soll nach seinem Tode geehrt werden« [3].

Dieser ursprünglich preußische und zunächst nur für die Dauer der »Befreiungskriege« gestiftete Orden ist im deutschen Bewusstsein so fest verankert, weil er auch 1870, 1914 und 1939 wieder gestiftet wurde.

Und dadurch, dass 1956 das Eiserne Kreuz als Hoheitszeichen für die Bundeswehr ausgewählt wurde und ihm immer noch eine »besondere Bedeutung in der Traditionspflege der Bundeswehr« zugemessen wird, es gar »als Sinnbild für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit« angesehen wird (so Donald Abenheim und Uwe Hartmann, ohne jede erkennbare Ironie [4]), ist es nicht nur Auszeichnung, sondern breitet gleichsam einen Mantel des Vergessens über diesem Denkmal aus.

Und »vergessen« scheint auch das heimliche Thema dieses Mals zu sein.


SH Langwedel Ji suend web

Ji sünd för uns
in den Dod gahn.
dat wüllt wi Ju
nümmer vergeten!
1914 – 1918

(Ihr seid für uns
in den Tod gegangen,
das wollen wir Euch
nie vergessen!
1914 – 1918)  

lautet die sinnstiftensollende Inschrift. Da ist das Versprechen, diejenigen nicht vergessen zu wollen, die »für uns« in den Krieg gezogen sind.

Auf Betonplatten folgen umlaufend die Namen derjenigen, die in den Tod »gegangen« sind.

Das »für uns« ist zum Zeitpunkt der Errichtung des Denkmals eine leicht aufzulösende Anlehnung an das Gedicht »Fern im Osten gähnt ein Grab« von Reinhold Samuelsohn gewesen; wurde es doch unter anderem in »Alte und neue Kriegslieder für den Schulgebrauch, 1917«  abgedruckt.

Die letzten beiden Strophen des Gedichts von Samuelsohn stellen klar, welche Aufgabe »uns« zukommt:

Und wir? Wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns

Gar zu gern war bei Aufstellung des Denkmals bereits vergessen worden, dass die deutsche Kriegsführung so gar nichts Ritterliches hatte. Im Gegenteil, der Reichskanzler von Bethmann Hollweg erklärte am 4. August 1914 (!) vor dem Reichstag:

»Meine Herren, wir sind jetzt in der Notwehr (lebhafte Zustimmung) und Not kennt kein Gebot! (Stürmischer Beifall.) Unsere Truppen haben Luxemburg besetzt, (Bravo!) vielleicht schon belgisches Gebiet betreten. (Erneutes Bravo.) Meine Herren, das widerspricht den Geboten des Völkerrechts. Die französische Regierung hat zwar in Brüssel erklärt, die Neutralität Belgiens respektieren zu wollen, solange der Gegner sie respektiere. Wir wußten aber, daß Frankreich zum Einfall bereit stand. (Hört! Hört! rechts.) Frankreich konnte warten, wir aber nicht! Ein französischer Einfall in unsere Flanke am unteren Rhein hätte verhängnisvoll werden können. (Lebhafte Zustimmung.) So waren wir gezwungen, uns über den berechtigten Protest der luxemburgischen und belgischen Regierung hinwegzusetzen. (Sehr richtig!) Das Unrecht -ich spreche offen-, das Unrecht, das wir damit tun, werden wir wieder gutzumachen suchen, sobald unser militärisches Ziel erreicht ist. (Bravo!) Wer so bedroht ist wie wir und um sein Höchstes kämpft, der darf nur daran denken, wie er sich durchhaut! (Anhaltender brausender Beifall und Händeklatschen im ganzen Hause und auf den Tribünen).«

www.geschichtslehrerforum.de

 

Ab hier reihte das Deutsche Kaiserreich Verbrechen an Verbrechen: über 5000 Zivilisten wurden im August 1914 ermordet, es gab Massenexekutionen, Orte wurden nach der Eroberung in Schutt und Asche gelegt, Giftgas wurde eingesetzt, im »uneingeschränkten« U-Boot-Krieg wurden über 6000 zivile Schiffe versenkt.

Und nach dem 2. Weltkrieg setzte sich das Vergessenwollen fort. Eine zusätzliche Steintafel (1939 – 1945) wird angebracht und auf weiteren Steinplatten folgt eine Auflistung der wahrgewordenen »Träume ihrer Pubertät«. Alles unter dem Schweigemantel des Sinnbildes für Tapferkeit, Freiheitsliebe und Ritterlichkeit.

Dieses Denkmal lässt keinen Raum für Reue und Trauer, es repräsentiert ein »Volk des Zorns«, das unfähig ist, »den Tatsachen ehrlich Rechnung zu tragen« [5].

SH Langwedel Ostvertriebene web

Abseits vom Denkmal, aber noch innerhalb der auch als »Ehrenhain« bezeichneten Anlage, wird der Kreis der zu Ehrenden erweitert.

Selbst wenn am Volkstrauertag innerhalb dieser Anlage an Not und Elend des Krieges erinnert werden sollte, zum Frieden gemahnt und auch das Blasorchester Langwedel statt »Ich hatt einen Kameraden« Udo Lindenbergs »Wozu sind Kriege da?« spielen sollte, so steht dieser »Ehrenhain« die restliche Zeit des Jahres unkommentiert da und spricht von Tapferkeit, kriegerischen Heldenleistungen und gerechtfertigtem Krieg.

Was macht dies mit Kindern, die in der Gegenwart und mit Blick auf dieses Mal heranwachsen und erzogen werden? Wird der eigene Name auf einem Kriegerdenkmal zum feuchten Traum ihrer Pubertät?

Die Homepage der Grundschule Langwedel zeigt, dass dieses Problem gegenwärtig ist. Auf den Fotos vom Außenbereich der Schule bleibt immer das schwärende Mal ausgespart. Das macht Hoffnung.

www.grundschule-langwedelsh.de


Verwendete Literatur
[1] Otto Mensing, Schleswig-Holsteinisches Wörterbuch, Bd 2, S. 918
[2] J.D.F. Rumpf, Der preußische Sekretär – Ein Handbuch zur Kenntnis der Preußischen Staatsverfassung und Staatsverwaltung, Berlin 1823, S.48.
[3] Ebd. S.50
[4] Einführung in die Tradition der Bundeswehr – Das soldatische Erbe in dem besten Deutschland, das es je gab, Miles Verlag, 2019
[5] Gerhard Hirschfeld, Gerd Krumeich, Deutschland im Ersten Weltkrieg, S. Fischer, 2013

• Wir danken Ulf Evers sehr herzlich für seine ganz persönliche Kommentierung. Er hat die Denkmalsanlage auch fotografiert und uns alle Bilder zur Verfügung gestellt.

Sicher haben schon einige Denkmalsinteressierte das Storchennest auf den Fotos oben entdeckt. Auch darüber hat sich Ulf Evers Gedanken gemacht. In einer Glosse bringt er uns die Zusammenhänge näher:

Ringe auf dem Wasser

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Die Namenssteine

Auf der Höhe der Platte mit der plattdeutschen Inschrift sind ringsherum noch fünf gleich große Namenplatten verteilt. So ist das trutzige Denkmal nach dem 1. Weltkrieg gebaut worden.


SH Langwedel Tafeln web


Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs auf den Stein unter der Frontplatte gemeißelt und zusätzlich ringsherum insgesamt sechs quadratische Namensplatten jeweils auf Lücke zu den oberen Platten eingemauert. Sie stehen leicht schräg, weil sie eine Stufe im Sockel ausgleichen müssen.


SH Langwedel Namen 1WK Ehms web


Die Namen von 38 Soldaten werden zum 1. Weltkrieg aufgezählt. Vor- und Nachnamen, darunter in kleinerer Schrift Geburts- und Sterbetag, dahinter der Sterbeort. Die meisten sind an der Westfront umgekommen. Bei der Aufzählung ist kein Ordnungsprinzip zu erkennen.


SH Langwedel Namen 1WK Hilbert web


Die eh schon schwer zu lesende Frakturschrift, die auf allen Steinen verwendet wurde, ist mittlerweile verwittert. Die kleineren Buchstaben sind oft schlecht zu entziffern.


SH Langwedel Namen 2WK Brockstedt web


Auf den Tafeln zum 2. Weltkrieg werden 34 tote Soldaten in gleicher Weise aufgeführt. Vier werden als vermißt (verm.) bezeichnet, einer ist »auf See geblieben«.


SH Langwedel Namen 2WK 45 web


Es fällt auf, dass bei vier Soldaten als Todestag der 31.12.1945 angegeben ist, also mehr als sieben Monate nach Kriegsende, auch bei zwei weiteren ist ein Todestag nach Kriegsende angegeben. Wir hatten die Vermutung, dass diese Soldaten im Lazarett oder im Kriegsgefangenenlager gestorben sind. Allerdings entdeckten wir dann in einer Liste des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge bei Claus Ehlers, dem Zweiten auf der Tafel oben, den Vermerk: »Todesdatum: 31.12.1945, vermißt seit dem 16.2.1945«. Es kann also auch sein, dass bei vermißten Soldaten als Todesdatum der 31.12.1945 eingetragen wurde. Vielleicht mussten die Witwen auch ihre vermissten Männer zu einem konkreten Datum für tot erklären lassen, um die Witwenrente zu erhalten?


SH Langwedel Kranzhalter web


Unter allen Namensplatten zum 1. Weltkrieg sind alte, rührend schlichte Kranzhalter eingemauert. Die Prachtkränze aus unserer Zeit fänden dort keinen Halt. Auf alten Fotos kann man aber sehen, dass die Kränze nach dem 1. Weltkrieg sehr viel bescheidener waren.


SH Langwedel zurueck web


Wir passieren auf dem Weg zur EK-Pforte die riesigen immergrünen Wächter und verlassen die Anlage – Fahnen sind heute nicht gehisst.

 

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Für uns

»Fern im Osten gähnt ein Grab

Fern, fern im Osten, da gähnt ein Grab
da senkt man zu tausend die Toten hinab
für uns!

Im Westen, da ragt manch Kreuz schlicht und klein
da liegen sie stumm in langen Reih’n
für uns

Und wo im Winde rauschet das Meer
da gaben sie freudig ihr Leben her
für uns

Sie opferten Zukunft und Jugendglück
sie kehren nie wieder zur Heimat zurück
für uns

Sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut
sie gaben es hin mit heiligem Mut
für uns

Und wir? wir können nur weinen und beten
für sie, die da liegen bleich, blutig, zertreten
für uns

Denn es gibt kein Wort, für das Opfer zu danken
und es gibt keinen Dank für sie, die da sanken
für uns«

Neue Kriegslieder für den Schulgebrauch, Breslau 1916 , herausgegeben von Kreisschulinspektor Dr. J. Radtke. Bei einer Schulfeier für den im Osten gefallenen Lehrer eines Charlottenburger Gymnasiums wurde dieses Gedicht 1915 erstmals vorgetragen. Der Obertertianer Reinhold Samuelsohn hat es verfasst.


www.volksliederarchiv.de

 

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

     Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


SH Wulfsdorf Hitler EK web

• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

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I N H A L T
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Das Denkmal
Die Inschrift
Ansichtskarten
Der Krieg 1870/71
Die Doppeleiche
Das Eiserne Kreuz
Findlinge

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Lasbek, Kreis Stormarn

Auf einem zentralen Platz an der Dorfstraße

Das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten beider Weltkriege steht auf einem Rasenstück in einer eingezäunten kleinen Anlage.

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Es ist ein großer Findling, etwa 12 Tonnen schwer, der aus 2,3 Kilometer Entfernung herbeigeschafft wurde. Am 18. September 1921 wurde das Denkmal von Pastor Wulf feierlich eingeweiht. Der Findling steht vor einer Doppeleiche, die 1898 zur 50-Jahrfeier der ›Erhebung‹ von Schleswig-Holstein gegen Dänemark als Symbol für die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins gepflanzt worden war.

 

SH Lasbek Denkmal web


Die Anlage mit drei Gedenksteinen zu verschiedenen Anlässen ist umgeben von einem siebeneckigen Mäuerchen und neun Pfosten aus bunten Bruchsteinen. Im Jahr 2020 verbindet sie ein verzinkter Zaun und eine geschwungene Pforte.

 

SH Lasbek Denkmal naeher web


Der vordere Teil ist mit Waschbetonplatten ausgelegt, der hintere Teil ist ein Sandplatz.

 

SH Lasbek Pforte web


Am Denkmal liegt noch der Kranz mit schlichter, weißer Schleife der Gemeinde Lasbek zum Volkstrauertag 2019.

 

     SH Lasbek 1WK Tafel web


In den Findling eingelassen ist eine oben abgerundete Bronzetafel, auf der die zehn toten Soldaten des 1. Weltkriegs in Lasbek-Dorf aufgezählt werden. Es werden Vor- und Familiennamen, Geburts- und Todestag und der Todesort genannt. Die Liste ist geordnet nach den Todestagen, fünf von zehn Soldaten sind im Kriegsjahr 1915 gestorben.

 

SH Lasbek 1WK Tafel Detail web


Die Tafel ist oben zwischen den Jahreszahlen des 1. Weltkriegs mit einem Eisernen Kreuz in der Mitte und üppigen Zweigen geschmückt: links Lorbeer, rechts Eichenlaub. Das Eiserne Kreuz trägt oben die preussische Königskrone, in der Mitte das »W« für Wilhelm II., der im Jahr 1914 das Eiserne Kreuz in dritter Stiftung zu dem deutschen Orden machte. Dieses militärische Ehrenzeichen wird den toten Soldaten auf den Kriegerdenkmälern postum und kollektiv verliehen, egal wie der Einzelne sich tatsächlich verhalten hat.

Darunter steht der Spruch:

Wanderer neige in Ehrfurcht dein Haupt
vor dem Tode [und] der Tapferkeit!

Leider haben die Lasbeker ein »und« vergessen.

Hier wird Ehrfurcht vor Tod und Tapferkeit gefordert. Es wird angenommen, dass die Soldaten mit Tapferkeit, also im Kampf, gestorben sind. Kein Gedanke an zerfetzte Gliedmaßen, verpestete Lungen und Todesangst im Schlamm der Schützengräben.

All diese Hinweise: das militärische Ehrenzeichen, Lorbeer als Siegeszeichen, Eichenlaub für Treue und Heimatliebe und die eingeforderte Ehrfurcht vor der Tapferkeit haben wahrscheinlich wenig mit der Wirklichkeit zu tun, sie sollen die Hinterbliebenen trösten und bei einem 1.Weltkriegs-Denkmal wie diesem soll in der Regel auch die nachfolgende Generation schon auf den nächsten ehrenvollen Kriegsdienst vorbereitet werden.

 

SH Lasbek 1WK Tafel Detail unten web


Die Namensliste wird oben und unten eingerahmt von mittig gesetzten Schmucklinien. Ganz unten folgt die Zeile:

Lasbek-Dorf, 2.September 1921.

 

SH Lasbek 2WK VTT2019

 

Hier nun die Tafel zum 2. Weltkrieg aus rötlich-braunem Granit. Unter der Widmung:

Den Opfern des zweiten Weltkrieges 1939 - 1945

werden in zwei Spalten die Namen von 17 Männern aufgezählt. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass es sich bei den Opfern überwiegend um tote Soldaten handelt. Der letzte in der 2. Spalte ist Werner Wrangel, der am 8. Februar 1943 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet worden ist.

Mehr zu Werner Wrangel bei Wikipedia

»Die NS-Propaganda wurde nicht müde, den Ritterkreuzträgern als Vorbild für deutsche Tapferkeit und selbstlosen Kampfeinsatz zu huldigen. Im NS-Regime genossen sie ein Höchstmaß an Ansehen und Popularität mit eigenen Autogrammkarten« schreibt Arnulf Scriba auf LeMO für das Deutsche Historische Museum, Berlin

Mehr dazu auf LeMo (Lebendiges Museum Online)


»Das sind natürlich Erinnerungen an Menschen, die man lieb hat. [...] Da fällt es schwer zuzugestehen, dass jemand, um den man trauert, einerseits Opfer war – auf jeden Fall Opfer – und auf der anderen Seite auch Teil eines verbrecherischen Regimes war, ob er nun wollte oder nicht. Aber es ist eine Frage der historischen Ehrlichkeit, dass wir uns solchen Fragen stellen.«

Wolfgang Froese, Stadtarchivar von Gernsbach, Badische Neueste Nachrichten 4.10.2019

»Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.«

Ralph Giordano, Die zweite Schuld

»Wer ist mit den ›Opfern‹ gemeint? Die Opfer des Vernichtungskriegs der Deutschen Wehrmacht oder die toten Wehrmachtssoldaten auch? Waren eben alle Opfer der ›Bestie Krieg‹, die ausgebrochen ist, von niemandem verschuldet und von niemandem gewollt? Nicht erfasst werden hierbei auch die Opfer des Deutschen Faschismus vor dem Krieg: Jüdinnen und Juden, die Menschen im Widerstand, Sinti und Roma, sogenannte Behinderte ...

[...] Nun war aber der Krieg, nun war die Wehrmacht, die ihn führte, zugleich ein Bestandteil dieser Gewaltherrschaft – sind die Angehörigen der Wehrmacht also Opfer ihrer selbst? Und war Roland Freisler, der 1945 in Berlin durch einen alliierten Luftangriff starb, ebenso ein Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wie die Widerstandskämpfer, die er zuvor als Präsident des Volksgerichtshofs an den Galgen geschickt hatte?«

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 101

 

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Von der Seite sieht man, dass für die 2.Weltkriegstafel vor dem Findling die zweite Sockelstufe gekappt wurde. Die Tafel steht auf der untersten Stufe und lehnt an der oberen.

 

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Hier sieht man noch einmal den dreistufig gemauerten Sockel, der den gewaltigen Findling erhöht und stützt.

 

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Die Spitze der Umzäunung auf der Rückseite. Rechts sehen wir den Gedenkstein zum Deutsch-Französischen Krieg. Er ist lediglich mit den Jahreszahlen des Kriegs 1870 - 71 versehen. Links steht wahrscheinlich der Gedenkstein zur Doppeleiche, also zur »Erhebung Schleswig-Holsteins« am 24. März 1848. Die Inschrift ist nicht mehr zu entziffern.

Die Schleswig-Holsteinische Erhebung entstand im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

 

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Ein letzter Blick auf die Denkmalsanlage an der Dorfstraße.

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Die Inschrift

Wanderer neige in
Ehrfurcht Dein Haupt
vor dem Tod und
der Tapferkeit

»Dort, wo klassische Zitate verwendet werden, wird versucht, dem Kriegstod eine Überzeitlichkeit zu verleihen, ihn also zu einem Geschehen zu machen, das naturgemäß immer wiederkehren muss. Auf einem Findlingsdenkmal in Wandsbek findet sich die Inschrift ›Wanderer neige in Ehrfurcht dein Haupt vor dem Tod und der Tapferkeit.‹ Dieses Zitat ist angelehnt an eine Inschrift von Simonides von Keos auf einem Gedenkstein im antiken Sparta, die von Friedrich Schiller folgendermaßen aus dem Griechischen übersetzt wurde: ›Wanderer, kommst du nach Sparta, so verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.‹ Der Gedenkstein wurde nach der Ersten Schlacht bei den Thermopylen 480 v. Chr. während der Perserkriege errichtet. Die Schlacht ging aus Sicht der Griechen verloren, viele Spartaner starben, aber die Kämpfer sollen sich bis zum Letzten gewehrt haben und damit rücksichtslos ihrem Befehl gefolgt sein. Diese militärische Leistung wurde als Beispiel für den heldenhaften Opfertod im Laufe der Geschichte immer wieder herangezogen.«

Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 2006, S. 96

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ansichtskarten


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Eine historische Ansichtskarte aus Lasbek-Dorf, die das Denkmal vor der Erweiterung zum 2. Weltkrieg zeigt.


SH Lasbek alte Karte web


Etwas später, aber immer noch vor der Erweiterung: Wir sehen auf der Vorderseite den dreistufig gemauerten Sockel, der damals noch rundherum den Findling stützte.

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Der Krieg 1870/71

»Der Deutsch-Französische Krieg von 1870 bis 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Auslöser war der Streit zwischen Frankreich und Preußen um die Frage der spanischen Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen. Der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck ließ die Emser Depesche, mit der er darüber informiert worden war, dass König Wilhelm I. die französischen Forderungen abgelehnt hatte, in provokant verkürzter Form veröffentlichen. Dies erregte auf beiden Seiten nationalistische Empörung und veranlasste den französischen Kaiser Napoléon III. am 19. Juli 1870 zur Kriegserklärung an Preußen.

Von den großen Schlachten gingen im gesamten Kriegsverlauf alle für Frankreich verloren oder endeten im Patt. Trotzdem fand sich die französische Regierung erst im Februar 1871, nach dem Fall von Paris, zum Vorfrieden von Versailles bereit. Offiziell endete der Krieg am 10. Mai 1871 mit dem Frieden von Frankfurt, der hohe Reparationen sowie die Abtretung Elsaß-Lothringens durch Frankreich vorsah.

Nach dem Deutsch-Dänischen und dem Deutschen Krieg von 1864 und 1866 gilt der Konflikt mit Frankreich als dritter und letzter der deutschen Einigungskriege. Noch während seines Verlaufs traten Baden, Bayern, Württemberg und Hessen-Darmstadt dem Norddeutschen Bund bei, der sich mit Wirkung vom 1. Januar 1871 Deutsches Reich nannte. Der preußische König Wilhelm I. nahm den Titel ›Deutscher Kaiser‹ an, Otto von Bismarck wurde erster Reichskanzler. In Frankreich hatte der Krieg nicht nur die endgültige Abschaffung der Monarchie zur Folge. Vor allem der Verlust Elsaß-Lothringens erzeugte einen dauerhaften, gegen Deutschland gerichteten Revanchismus. In Deutschland wiederum verfestigte sich die Vorstellung von der so genannten Erbfeindschaft gegenüber Frankreich. Beides belastete die deutsch-französischen Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.«

nach Wikipedia, abgerufen am 9. 12. 2017

 

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Der Gedenkstein zum Deutsch-Französischen Krieg in Lasbek

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Die DoppelEiche

Das Findlingsdenkmal in Lasbek steht vor einer Doppeleiche, sie wurde 1898 als Symbol für die Unteilbarkeit Schleswig-Holsteins gepflanzt.

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Anzeige des Gärtners Beck: »Zur Verherrlichung des Nationalgesanges«

An die Schleswig-Holsteinische Erhebung von 1848 erinnern die so genannten Doppeleichen, die in vielen Dörfern anlässlich des 50. Jahrestages am 24. März 1898 unter besonderen Feierlichkeiten gepflanzt wurden. Sie galten den schleswig-holsteinisch Gesinnten als Sinnbild für Freiheit und Unabhängigkeit von Dänemark sowie für die Einheit von Schleswig und Holstein. Deshalb findet man diese Art von Gedenkbäumen auch nur im nördlichsten Bundesland. Das Privileg von Ripen von 1460 und das Schlagwort »Up ewig ungedeelt« diente dabei den Schleswig-Holsteinern als Grundlage ihres Anspruchs. Die Idee der Doppeleiche kam erstmalig auf dem schleswig-holsteinischen Sängerfest 1844 in Schleswig auf, als das Schleswig-Holstein-Lied erstmalig gesungen wurde; hier heißt es in der 7. Strophe: »Teures Land, du Doppeleiche, unter einer Krone Dach, stehe fest und nimmer weiche, wie der Feind auch dräuen mag! Schleswig-Holstein, stammverwandt, wanke nicht, mein Vaterland!«.

Als Standort dieser Bäume wählte man besonders exponierte Plätze in der Dorfmitte oder in der Nähe von Schulen und Gaststätten. Es gab zwei Möglichkeiten, eine Doppeleiche zu schaffen: Entweder pflanzte man zwei Eichen in einem Pflanzloch so eng zusammen, dass aus einer Wurzel die Stämme wuchsen, oder man ordnete die beiden Eichen so an, dass diese aus zwei Pflanzstellen herauswuchsen und im Stammbereich zusammengeführt wurde.

Telse Stoy, Heimatgemeinschaft Eckernförde e. V., 2014. »Doppeleichen in Schleswig-Holstein«, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-261830, abgerufen: 18. Februar 2019

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939, am Tag des deutschen Überfalls auf Polen, auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017


Das Eiserne Kreuz ist das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.


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2018: ein Schaufenster auf der Reeperbahn in Hamburg

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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I N H A L T
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Das Denkmal
Die Findlinge
Historische Fotos
Volkstrauertag 2019
Volkstrauertag 2020
Das Eiserne Kreuz
Der Stahlhelm
Die Kirche St. Katharinen
Kaiser Wilhelm der Große
Lensahn
Der Großherzog von Oldenburg

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Lensahn, Kreis Ostholstein

Am breiten Aufgang zur Kirche St. Katharinen

Neben dem Haupteingang steht das zweistufige Monument – das Kriegerdenkmal der Dörfer im Kirchenspiel Lensahn für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Es ist 1923 eingeweiht worden.

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Das Denkmal ist ein Pylon, ein massives turmartiges Bauwerk mit quadratischem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden. Es ist mit wuchtigen grob behauenen Steinen als kunstvolles Quadermauerwerk ausgeführt. Als oberer Abschluss wurde ein flacher abgerundeter Stein in Pyramidenforn aufgesetzt.

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Der Zugang und der Vorplatz sind mit Feldsteinen gepflastert. Eine dreistufige Treppe führt zum Vorplatz.


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Im Zentrum des Monuments ist die siebeneckige Widmungstafel aus Granit eingelassen.

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Oben sehen wir das Relief eines Stahlhelms auf gekreuzten Bajonetten, darunter die Inschrift:

1914–18.
Unsern gefallenen
Helden.

In Dankbarkeit das Kirchspiel
Lensahn.

Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg vom Deutschen Reich begonnen und verloren wurde, rechtfertigten die Stifter in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler den Kriegstod. Das sinnlose Massensterben wurde ignoriert, stattdessen heroisierte man die Soldaten.

Der 1. Weltkrieg wurde vom Deutschen Reich im Streben nach einer Vormachtstellung in Europa begonnen. Dem entgegen suggeriert die Formulierung »In Dankbarkeit«, dass die Soldaten zur Verteidigung der Menschen in Deutschland in den Krieg gezogen sind.

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Die gekreuzten Bajonette stechen von unten durch den Stahlhelm.

Als Bajonett oder auch Seitengewehr wird eine am Lauf von Schusswaffen zu befestigende Stichwaffe in Form eines langen Dorns oder einer Stahlklinge bezeichnet. Die Bajonette können auch als eigenständige Waffen geführt werden. Damit hat man eine zweite Angriffs- beziehungsweise Verteidigungswaffe. Im Nahkampf ist es damit möglich, das Gewehr als Stich- oder Stoßwaffe zu verwenden.

Die Herkunft und Entstehung des Bajonetts ist nicht eindeutig geklärt. Es kann als Jagdwaffe entstanden sein, um angreifende Tiere nach einem Fehlschuss abzuwehren oder es, nachdem es weidwund angeschossen wurde, durch Abfangen zu töten.

Noch im Falklandkrieg 1982 und im frühen 21. Jahrhundert beim Krieg in Afghanistan seit 2001 und bei der Besetzung des Irak 2003–2011 kamen vereinzelt Bajonette zum Einsatz.

Nach Wikipedia, abgerufen am 20. Juli 2020

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Davor liegt eine Gedenkplatte für die Toten des 2. Weltkriegs:

UNSEREN TOTEN
1939
1945

Das militärische Ehrenzeichen Eisernes Kreuz kommt hier nicht zum Einsatz, darum vermuten wir, dass hier auch zivile Kriegsopfer eingeschlossen sind. Durch das Wort »UNSEREN« ist klar, dass ausschließlich der deutschen Toten des 2. Weltkriegs gedacht wird.

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Nichts für High-Heels!

 

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Die Findlinge

An den Seiten des zentralen Denkmals sind jeweils drei große Findlinge aufgestellt worden. Einige sind von hinten mit kleineren Steinen abgestützt.

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Die Inschriften und Namen waren 2015 bei unserem ersten Besuch nur noch schwer zu lesen, ein Eisernes Kreuz war auf allen Findlingen oben zu erahnen.

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2020 besuchten wir Lensahn ein zweites Mal: die Inschriften und die Eisernen Kreuze auf den Findlingen waren nun schwarz ausgemalt und gut zu lesen. Auf allen Steinen werden die toten Soldaten mit Vor- und Familiennamen unter ihrem Heimatort aufgezählt, Geburts- oder Sterbetage werden nicht genannt, ein Ordnungsprinzip ist nicht zu erkennen. Ganz links beginnt die Reihe mit dem Stein für Wahrendorf (5 Soldaten) und Petersdorf (11).

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Rechts daneben der 2. Findling: Beschendorf (17) und Nienrade (4).

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Es folgen bündig geordnet die 20 Namen aus Damlos.

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Rechts vom Denkmal geht’s weiter: Lensahn (40) und Lensahnerhof (4).

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Danach folgen Koselau (4), Kabelhorst (5) und Schwienkuhl (9).

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Der letzte Findling bedenkt Manhagen (6), Manhagenerfeld (6) und Sievershagen (4).


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Historische Fotos

1923: Die Einweihung des »Ehrenmals« für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs. Wir sehen auf dem Foto ausschließlich Uniformträger, von trauernden Angehörigen oder Kirchenleuten keine Spur.

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Das Denkmal sollte auf gleicher Höhe mit dem Kirchenportal stehen. Zur Aufschüttung des Geländes wurde viel Erde gebraucht und dafür mußte der Kirchplatz um einen halben Meter abgesenkt werden.


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Ein Foto aus dem Jahr 1928, fünf Jahre nach der Einweihung: Die Findlinge wirkten damals mächtiger als heute inmitten der hochgewachsenen Bäume.

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Die Bäume wachsen, ein Sandweg führt um ein Rondeel zum Denkmal.

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Denkmal und Kirche: Postkarte ohne Datierung.


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Die Denkmalsanlage auf einer Postkarte der 50er Jahre.


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Volkstrauertag 2019

Aufmarsch der Freiwilligen Feuerwehr mit Vereinsfahnen.

SH Lensahn VTT 2019 webFoto: https://kameradschaft-aufklaerer-eutin.de

Soldaten aus Eutin halten die Ehrenwache mit Sturmgewehr.


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Volkstrauertag 2020

Die Gemeinde Lensahn verwendet die Widmung auf der Gedenkplatte zum 2. Weltkrieg auch auf ihrer Schleswig-Holsteinfarbenen Kranzschleife: »Unseren Toten«.

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

Auf Kriegerdenkmälern wird das Eiserne Kreuz den toten Soldaten posthum verliehen. Der Tod im Krieg wird als Beweis für die »Vaterlandstreue« und die Tapferkeit der Soldaten gewertet, darum wird der militärische Orden hier kollektiv verliehen. Ein Soldat, der lebend oder lebend invalide zurückgekommen ist, erhält ihn nicht.

Eisernes Kreuz 1WK Kaiser web4
    

• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

Das Eiserne Kreuz das am häufigsten gezeigte Symbol in der rechten Szene. Es wird in allen erdenklichen Formen angeboten, z. B. als Ohrstecker, Anhänger oder Gürtelschnalle.

Am 26. November 2018 hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem Tagesbefehl ein Veteranenabzeichen eingeführt. Am 15. Juni 2019 sind die ersten Abzeichen ausgehändigt worden. Das Verteidigungsministerium erklärt dazu: »Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die alle Bundeswehrangehörigen verbinden: ›Gemeinschaft, Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft‹.« Am 10. Januar 2020 meldet das ›Bundeswehrjournal‹, dass bisher rund 35.700 Anträge auf ein Veteranenabzeichen eingegangen sind.

SH Haffkrug Veteranenabzeichen der Bundeswehr 2019 DocHeintz Wikimedia Commons web
Foto: Doc.Heintz/Wikimedia Commons


Überreicht wird das Abzeichen mit einem Dankesschreiben des Bundesamts für das Personalmanagement der Bundeswehr:

»... Dieser Dienst in der Bundeswehr verdient hohen Respekt und große Dankbarkeit, welche auch in der Gesellschaft spürbar und sichtbar werden soll. Das Veteranenabzeichen stellt die Werte in den Vordergrund, die uns alle verbinden: Kameradschaft und Pflichterfüllung im treuen Dienst an der Gesellschaft ...«


Ein anonymisiertes Anschreiben bei Wikipedia


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Der Stahlhelm

Die neuen Methoden der Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der neue Helm aus Stahl wurde entwickelt, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30.000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


SH Sprenge Karte web


Die Einführung eines Stahlhelms für die Bundeswehr im Juni 1956 war ein Politikum. Den Forderungen des Militärs nach einem wirksamen Kopfschutz für die Soldaten wurde nur sehr zögerlich entsprochen. Unter keinen Umständen sollte der Helm für die Bundeswehr auf Konstruktionen beruhen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnerten.

Für den aktuellen »Gefechtshelm, allgemein«, der am 15. Januar 1992 eingeführt wurde, galten diese politischen Bedenken nicht mehr. Der Helm sollte unter Wahrung der modernsten militärischen Gesichtspunkte auch alle Vorteile des Stahlhelms M35 in sich vereinigen.

Die Stahlhelme der alten Form blieben weiterhin im Gebrauch beim Bundesgrenzschutz und der Polizei.

Im Internet bieten eine Menge Militaria-Händler »Original-Stahlhelme der Deutschen Wehrmacht« zum Kauf an. Auch ein »Kinderhelm wie Stahlhelm M35 Wehrmacht Luftwaffe« für 190 Euro ist im Angebot. Ein T-Shirt, das Amazon anpries mit dem Aufdruck »SS-Stiefel, die besten Wanderschuhe aller Zeiten« wurde erst nach scharfen Protesten aus dem Sortiment genommen.

»Früher musste der Wehrmachtsfan noch in schmuddelige Militaria-Läden schleichen oder dreimal nachdenken, ob er seine Adresse bei einschlägigen rechtsextremen Versandhäusern hinterlassen will. Dank Amazon genügt jetzt ein Klick und der Wehrmachtsstahlhelm liegt auf dem Gabentisch«, empört sich die Linken-Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke auf www.stimme.de. SPD-Vorstandsmitglied Kevin Kühnert sagt dazu: »Ein angemessener Schritt wäre, die bisherigen Gewinne aus diesen Produkten an Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus zu spenden.«

Mehr dazu auf www.stimme.de: Stahlhelm unterm Christbaum


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Die Kirche St. Katharinen

Der Baubeginn als Gründung der Schauenburger Landesherren war um das Jahr 1245. Der frühgotische Backsteinbau war ursprünglich eine flach gedeckte Kastensaalkirche, ohne Strebepfeiler und Gewölbe, ohne Chor und Turm. Der alte Eingang mit den noch erhaltenen grün-glasierten Steinen befindet sich an der Südseite.

Um 1300 erhält die Kirche ein Gewölbe, erst 1464 wird der 23 Meter hohe Turm, mit seinen massiven Mauern wirkt neben dem 36 Meter langen Kirchenschiff recht gedrungen.

1933/34 wird die Kirche umfassend saniert. Unter anderem gestaltet die Flensburger Künstlerin lna Hoßfeld die fünf Glasfenster für den Altarraum und die beiden kleinen Sakristeifenster. Dem Wunsch des damaligen Kirchenvorstandes, die Konterfeis von Adolf Hitler und Paul von Hindenburg in den Fenstern abzubilden, wurde – Gott sei Dank – nicht stattgegeben.

• Quelle: www.kirche-lensahn.de

SH Lensahn Blick aus der Kirchentuer web2


Der Blick aus der Tür: der Weg zur Kirche und zurück führt unmittelbar am Kriegerdenkmal vorbei.


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Kaiser Wilhelm der Grosse

Ein Gedenkstein für Kaiser Wilhelm I. wurde 1897 zu seinem 100. Geburtstag in die Stützmauer des Kirchhofs eingefügt. Dahinter steht eine große Eiche, vermutlich eine Friedenseiche, gepflanzt nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Der preußische Wilhelm I. hatte das Kommando über die deutschen Truppen in der entscheidenden Schlacht von Sedan inne gehabt. Bei Kriegsende wurde Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Kaiser des neu gegründeten Deutschen Reichs ausgerufen.

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Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler Bismarck haben ihr Jahrhundert geprägt. Um beide entstand nach ihrem Tod eine kultische Verehrung. Kaiser Wilhelm II. förderte den Kult um seinen Großvater, für den zu dessen 100. Geburtstag das riesige Nationaldenkmal in Berlin, etwa 350 Denkmälerin deutschen Städten, meist Reiterstandbilder, und zahlreiche Gedenksteine eingeweiht wurden.

SH Lensahn Wilhelmstein web


Auf einer schwarzen eingelassenen Steintafel steht die Inschrift:

Kaiser Wilhelm
dem Grossen.

Links unten sein Geburtsjahr: 1797, in der Mitte sein Geburtstag: 22. März und rechts daneben das Jahr seines 100. Geburtstages. Aus diesem Anlass wurde der Gedenkstein im Jahr 1897 gestiftet und aufgestellt. Am 22. März 1897 feiert man überall im Deutschen Reich den 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., der zu diesem Anlass wegen seiner Verdienste zur Reichseinigung von Kaiser Wilhelm II. nun zum »Kaiser Wilhelm der Große« erklärt wurde.

»Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. 1814 Hauptmann geworden, begleitete er seinen Vater auf dem Feldzug nach Frankreich gegen Napoleon I., erwarb sich das Eiserne Kreuz und zog am 31. März mit in Paris ein. Seit 1. Januar 1816 führte er das Stettiner Gardelandwehrbataillon, erhielt 1818 als Generalmajor eine Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 die 1. Gardedivision und 1825 als Generalleutnant das Gardekorps. In der langen Friedenszeit, half er den militärischen Geist in der Truppe zu erhalten. Nach dem Tod seines Bruders bestieg Wilhelm den preußischen Thron. 1862 berief Wilhelm Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen und ließ sich im Wesentlichen von ihm lenken.«

• nach www.deutsche-Schutzgebiete.de, aufgerufen am 28.11.2017


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Lensahn

Lensahn war bis an die Schwelle dieses Jahrhunderts landwirtschaftlich geprägt, seit 1650 gehörte es mit dem jetzigen Gut Lensahner Hof zum Privatbesitz des Adelshauses Holstein-Gottorf, dem späteren großherzoglichen Haus Oldenburg. Weitere Güter, aus denen sich die heutigen amtsangehörigen Gemeinden des Amtes Lensahn entwickelten, kamen zum Familienbesitz hinzu. Die Hoheitsgewalt übte der Grundherr noch bis in dieses Jahrhundert hinein aus. Erst im Jahre 1928 wurden Lensahn und gleichzeitig alle anderen amtsangehörigen Gemeinden freie Gemeinden mit dem Recht auf Selbstverwaltung.

• www.lensahn.de

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Der Grossherzog von Oldenburg

Am Aufgang zur Kirche, gleich hinter dem Parkplatz, am historischen Ortskern Lensahns haben die Lensahner 1903 ihrem Landesherrn Nikolaus Friedrich Peter Großherzog von Oldenburg ein Denkmal gesetzt. Das war drei Jahre nach seinem Tod.

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Ein Findling mit eingelassenem Bronzemedaillon krönt einen vermauerten Haufen unterschiedlichster Feldsteine.

 

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Das Portraitrelief hat Harro Magnussen gestaltet. Es zeigt das Profilbildnis des Großherzogs in späteren Jahren.

SH Lensahn Stein Nikolaus Inschrift Signatur web


Auf einer roten Marmorplatte steht in weißer Schrift die Widmung. Die Initiale der Vornamen sind reich verziert.

Dem unvergesslichen Landesherrn
Nikolaus Friedrich Peter
Grossherzog von Oldenburg
1853 – 1900

Auf den Findlingen des Pyramidensockels sind die Namen der großherzoglichen Güter eingraviert: »Lensahn, Mönchneversdorf, Steindorf, Bollbrügge, Güldenstein, Kayhof, Kremsdorf, Sebent, Sieversdorf und Wahrendorf«.


Das Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein stellt in seiner Datenbank Beschreibungen der geschützten Denkmäler zur Verfügung. Hier ein Auszug zum Denkmal des Großherzogs in Lensahn: »Das Denkmal ist in seiner Formgebung und Grundkonzeption symbolhaft anschaulich und mit dem Bronzerelief des bekannten Berliner Bildhauers Harro Magnussen von künstlerischem Denkmalwert, auch ist es ein ortsbildprägendes Zeugnis der ostholsteinischen Geschichte und Erinnerungskultur.«

Die Beschreibung des Landesamtes  Lizenz CC BY-SA 4.0


Wie ist Nikolaus Friedrich Peter zu einem »unvergesslichen Landesherrn« geworden?

Nikolaus Friedrich Peter, geboren 1827, war von 1853 bis zu seinem Tod 1900 als Peter II. Großherzog von Oldenburg. Lensahn gehörte zu seinem Großherzogtum. Er war der älteste Sohn des Großherzogs Paul Friedrich August von Oldenburg und somit sein Nachfolger. Nachdem er sein Studium an der Universität Leipzig abgeschlossen hatte, wurde er im März 1848, dem Jahr der bürgerlich-demokratischen Revolution in Berlin, nach Oldenburg zurückgerufen, um den Vater zu unterstützen. Das Erleben der Revolution hat Peter geprägt. Die Forderungen der Bürgerschaft nach Aufhebung aller feudaler Vorrechte, nach einem allgemeinen und freien Wahlrechts und einer freiheitlichen Verfassung festigten seine lebenslange konservative, rückwärts gewandte Grundhaltung.

Mehr zur Revolution in Berlin – März 1848 auf LeMO


Am 27. Februar 1853 folgte er dem Vater in der Regierung. In politischer und personeller Hinsicht bemühte er sich, Kontinuität zu wahren.

Innerhalb des Norddeutschen Bundes wandte sich Peter gegen die dominierende Stellung Preußens und lehnte entschieden die Einführung des demokratischen Wahlrechts für den Reichstag ab.

In der Innenpolitik ab 1850 war Peters Vorgehen bestimmt durch das Festhalten am dynastischen und historischen Recht und einen ausgeprägten Konservativismus. Peter geriet hierdurch häufig in Gegensatz zu den herrschenden Strömungen der Zeit. Laut seines Biographen Hans Friedl war er »zutiefst durchdrungen von seiner auf dynastischem Recht und monarchischem Prinzip beruhenden landesherrlichen Stellung« im Sinne eines »dezidierten Gottesgnadentums«. Das Staatsgrundgesetz von Oldenburg ließ er 1852 im konservativen Sinne revidieren, womit er seine eigene Position, sowie die seiner Regierung stärkte und den Einfluss des Parlaments beschnitt.

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Foto aus dem Jahrbuch der Berliner Morgenzeitung, 1901, Seite 211

 

Die ungewöhnlich lange Regierungszeit Peters und die personelle Stabilität in der Führung des Großherzogtums leiteten zwar eine lange Phase der Kontinuität in der Landespolitik ein, waren aber letztlich starr und unbeweglich.

Nach Wikipedia, abgerufen am 26. 2. 2021


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I N H A L T
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Das Denkmal
»Unseren Gefallenen«
Volkstrauertag 2019
Postkarte von 1978
Das Eiserne Kreuz
Findlinge
Eichenlaub
Das Wappen

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Linau, Kreis Herzogtum Lauenburg

An der Gabelung der Hauptstraße in die Straßen Bollweg und Feilberg

Viel Asphalt umgibt die gepflegte kleine Anlage für die toten Soldaten beider Weltkriege.

SH Linau weit web


Der noch relativ junge Baum, vermutlich eine Linde, hat einen ungewöhnlichen Standort: mitten auf dem Weg zum Denkmalsstein.

 

SH Linau seitlich vorne web


An drei seiten ist die Anlage umgeben von kräftigen dunklen Holzpflöcken, die durch eine Eisenkette verbunden sind. Man betritt die Anlage durch eine zweiflügelige verzinkte Pforte.

 

SH Linau mit Weg web


Der Weg ist mit »Katzenkopf«-Steinen gepflastert, er teilt sich vor dem Baum und wird um ihn herumgeführt. Die Wurzeln des Baums heben die Steine unregelmäßig an.

Die geschwungene Stützmauer des höhergelegten, dicht bepflanzten Areals zieht sich über die gesamte Breite des Grundstücks-

 

SH Linau ganz web


Die Wegpflasterung verbreitert sich bis zur Stützmauer, die aus unterschiedlich großen Findlingen und Feldsteinen zusammengesetzt und mit Mörtel verbunden wurde.

 

SH Linau Denkmal web


Der zentrale Denkmalsstein ist ein wohlgeformter heller Findling, er ist annähernd dreieckig.

 

SH Linau EK web


In der Spitze wurde ein großes Eisernes Kreuz in Kontur eingemeißelt und schwarz ausgemalt. Das militärische Ehrenzeichen wird hier in Linau den Soldaten posthum kollektiv verliehen.

SH Linau Tafel web


Darunter wurde eine gusseiserne Platte in den Stein eingelassen. Die Inschrift im breiten Rahmen lautet:

Unseren Gefallenen
1914 – 1918
1939 – 1945

Die Jahreszahlen der Weltkriege werden von gekreuzten Eichenzweigen mit Eicheln dekoriert.

Die Tafel wird nach 1945 hergestellt worden sein, die Jahreszahlen des 2. Weltkriegs sind keine Ergänzung auf der alten Platte für den 1. Weltkrieg. Die Namen der toten Soldaten sind auf dem Kriegerdenkmal in Sandesneben verzeichnet. Die Gemeinde Linau gehört zum Amt Sandesneben-Nusse.

 

SH Linau Beleuchtung web


Im Dunkeln wird das Kriegerdenkmal beleuchtet.

 

SH Linau Pforte web


Die Pforte ist reich verziert. Die Streben sind mit unterschiedlichen Mustern und mit geschwungenen Doppelherzen versehen. Auf dem breiteren Flügel wurde das Wappen von Linau angebracht.

 

SH Linau von rechts web


Ein Blick in die dichte und abwechslungsreiche Bepflanzung hinter der Stützmauer.

 

SH Linau von links web


Die geschwungene Linie der Stützmauer von der anderen Seite.

 

SH Linau seitlich nah web


Zwei Kränze sind zum Volkstrauertag 2019 niedergelegt worden. Der SoVD (Sozialverband Deutschland e.V.) Ortsverband Linau »In stillem Gedenken«, die Gemeinde Linau »In ehrendem Gedenken«.

 

SH Linau seitlich web


Noch ein letzter Blick auf die gesamte Anlage.

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»Unseren Gefallenen«

»Gefallenendenkmal« verweist auf das Wort »fallen«, dem Wörter wie »hinfallen« aber auch »fällen« zuzuordnen sind. Der Tod im Krieg versinnbildlicht sich in diesen Wörtern. Er entkleidet sich im Wort »fallen« seines Schreckens, im Wort »fällen« verkleidet er sich in einen starken Baum, der von einem Naturereignis (Blitzschlag) oder einem übermächtigen technischen Mittel (Axt, Säge) umgelegt wurde. Es ist ein aseptischer Tod, der nichts mit den apokalyptischen Bildern gemein hat, die beispielsweise Erich Maria Remarque und Wolfgang Borchert in der Literatur oder Otto Dix in der bildenden Kunst hervorrufen: zerfetzte Gedärme, verpestete Lunge [...] Für das Fallen ist niemand so recht haftbar zu machen: der Schnee fällt, die Aktienkurse fallen – das Schicksal waltet hier wie dort. [...] Die deutsche Sprache bevorzugt auch dafür einen schönfärbenden Ausdruck: »im Felde gefallen« oder »auf dem Felde der Ehre gefallen«. Nicht auf ein »Gefallenendenkmal« gehörten demnach alle, die beim Beschuss der Unterkunft, im Lazarett, auf dem Transport oder in Gefangenschaft ums Leben kamen.

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 22, Gerstenberg, 2006


Die Entscheidung für Metaphern deutet darauf hin, dass das Grauen des Kriegstodes vom Denkmal verbannt werden sollte. An den geliebten Menschen möchte man sich nicht im Zustand seiner Hinfälligkeit erinnern, sondern ihn als kraftvollen Menschen im Gedächtnis bewahren. Das am häufigsten verwendete Wort »Gefallener« (oder »gefallen«) schließt die Dimension des Kraftvollen in seine Definition ein. Die Vorstellung eines ritterlichen Turniers leuchtet auf. Nur ein Aufrechter kann zum Gefallenen werden.

Ebd. S. 60/61


Die Überhöhung des soldatischen Opfers lässt sich nicht nur an den Kriegerdenkmälern ablesen, sondern auch am Siegeszug einer Metapher: »der Gefallenen«. [...] Ihre Stunde schlug im ersten Weltkrieg, als die unterschiedslose und massenhafte Vernichtung der Soldaten nach sprachlicher Bewältigung verlangte. Die Bezeichnung »Gefallene« eroberte jetzt Inschriften und Ansprachen, Briefe und Statistiken.
Im Wort »fallen« verschmolzen Abschiedsschmerz und Opfermythos, und mit jeder Verwendung wurde diese Verbindung abgerufen und bestätigt. Zugleich ließ sich der Ausdruck wie eine Abkürzung verwenden. Je selbstverständlicher wurde, dass ein Soldat der »fiel«, dies für das Vaterland, das Volk oder wofür auch immer tat, umso eher ließ sich auf die immer neue Benennung dieser Opferziele verzichten. Deren Gefühlswert übertrug sich auf das Wort »fallen«, das zur Chiffre all dieser Sinnstiftungen aufstieg. Wer gefallen war, der war jetzt stets schon für die vermeintlich gute Sache gestorben, der hatte seine Opferbereitschaft bewiesen.

Klaus Latzel, ZEITGeschichte 4/2018, S. 100

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Volkstrauertag 2019

»In ehrendem Gedenken« steht auf der Kranzschleife der Gemeinde Linau.

 

SH Linau VTT 2019 web


»Doch nur scheinbar stellt sich das Kriegerdenkmal dem Vergessen in den Weg. Tatsächlich befördert es das Vergessen, indem es nur ausgewählte Aspekte des Geschehenen repräsentiert: Wirkungen ohne Ursachen, Geschehnisse ohne Geschichte, Ergebnisse ohne Prozesse, Namen ohne Persönlichkeit, Opfer ohne Täter. ›Auf welchem dieser steinernen oder metallenen ›Ehrenmale‹ wurde beim Namen genannt, für wen oder was gestorben worden ist? Kein Wort von nationaler Machtpolitik, von Hegemonialstreben, nackten Besitzinteressen, Beutegier, Eroberungsgelüsten und Weltherrschaftsphantasien, für die Millionen von deutschen und fremden Soldaten umgekommen sind. Diese Motive werden ebenso wenig genannt wie die Namen derer, die in den beiden Weltkriegen aus dem Massensterben Profit geschlagen, Blut in Gold verwandelt und zu ihrem eigenen militärischen Ruhm gewissenlos ganze Armeen geopfert haben.‹ [Giordano, Die zweite Schuld, S. 324]«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, S. 29, Gerstenberg, 2006

»Ehren kann mehr bedeuten als nur jemanden in guter Erinnerung zu bewahren. Es kann die Absicht beinhalten, jemanden auszuzeichnen, also eine besondere Leistung, ein besonderes Verhalten, eine besondere Haltung hervorzuheben. Eine solche Form der Ehrung ist im zivilen Bereich mit der Verleihung von Ehrenbezeichnungen, Urkunden, Ehrenringen oder -plaketten oder auch Orden verbunden, im militärischen Bereich vor allem mit Orden [meist dem Eisernen Kreuz]. Das Kriegerdenkmal wird diesen Ordens- und Ehrenzeichen gleichsam zur Seite gestellt und posthum kollektiv verliehen. Grund der Auszeichnung ist die durch den Tod besiegelte besondere Treue oder Tapferkeit, Haltungen, die auch heute noch der Soldateneid einfordert. [...]
Das verehrungswürdige Sujet verträgt keine Beschädigung, keine Beschmutzung. [...] Der deutsche Soldat hat sich sui generis heldenhaft verhalten, so wenig wie er dürfen die Reichswehr oder die Wehrmacht in Zweifel gezogen werden. Die von Hindenburg am 18. November 1919 im parlamentarischen Untersuchungsausschuss des Reichstags als Erklärung für die Niederlage des Ersten Weltkriegs vorgetragene ›Dolchstoßlegende‹ oder die Proteste gegen die »Wehrmachtsausstellung« über von ihr begangene Verbrechen im Zweiten Weltkrieg sind Ausdruck der Bemühungen, sowohl die militärischen Institutionen wie auch die ihnen angehörenden Personen der geschichtlichen Realität und damit auch der Verantwortung zu entziehen.«

Ebd. S. 33

»Als wir etwas sehen konnten und Zeit zum Nachdenken hatten, wurde mir langsam klar, was für ein schreckliches Szenario sich hier abgespielt hatte. Wir dachten an Begriffe wie ›Ehre‹ und ›Ruhm‹, die so viele Menschen in ihrer Unwissenheit mit dem Krieg in Verbindung bringen. Sie hätten die Decks der SMS ›Broke‹ am 1. Juni 1916 um 4 Uhr morgens sehen sollen. Da hätten sie gesehen, wie der ›Ruhm‹ und die ›Ehre‹ tatsächlich aussahen. Achtundvierzig unserer Männer waren gefallen und die meisten waren so zugerichtet, dass sie nicht mehr wiederzuerkennen waren. Weitere vierzig waren sehr schwer verwundet. Ungefähr fünf Stunden lang versuchten wir, alle unsere toten Kameraden zu finden, sie von dem halbzerstörten Mannschaftsdeck zu schleifen und ihre Leichen über Bord zu werfen, damit sie in der tiefen See ihre letzte Ruhe finden konnten. Das waren die ›Ehre‹ und der ›Ruhm‹, die uns zuteil wurden. Es kommt einem vor wie ein Massenmord. Man fragt sich, wie die Menschen diese Kühnheit aufbringen konnten. Hätten wir nur einmal kurz überlegt, auf was wir uns da einlassen, wären wir niemals in den Krieg gezogen.«

Telegraphist J. Croad, SMS »Broke« in Seeschlacht ohne Sieger, Skagerrak – Jutland 1916. Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven, HG. Stephan Huck

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Postkarte von 1978

In dieser Zeit gab es einen Rundweg aus Sand zu den Denkmalssteinen, die bis heute unverändert zu sein scheinen. In der Mitte war damals ein gerundetes Blumenbeet angelegt.

 

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Das Eiserne Kreuz

Nach einer Skizze des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III wurde der berühmte Baumeister Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer Reinzeichnung für das erste Eiserne Kreuz beauftragt.

Am 8. August 1914 hatte Wilhelm II dann in seiner Eigenschaft als preußischer König die Stiftung seiner beiden Vorgänger erneuert und machte das Eiserne Kreuz durch seine breit angelegte Verleihungspraxis zu einem quasi deutschen Orden.

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• »Fake News« anno 1914: Das Deutsche Reich hatte gerade das neutrale Belgien überfallen, damit die Truppen sich auf dem schnellsten Weg zum Erzfeind Frankreich begeben konnten.

Mit der vierten Stiftung zu Beginn des 2. Weltkriegs durch Adolf Hitler wurde es am 1. September 1939 auch offiziell zu einer deutschen Auszeichnung. Hitler verzichtete auf seine Initialen als Führer und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, die auf ihn persönlich vereidigt war. Stattdessen wurde das Hakenkreuz, das Symbol des NS-Staates, in die Mitte des traditionsreichen Ordens eingefügt und von der Rückseite wurden das Monogramm König Friedrich Wilhelms III. und das Eichenlaub entfernt.


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• Auch Hitler trug das Ehrenkreuz an der Brust

»Vor allem die nahe der Front operierenden Sonderkommandos, die sowohl Juden ermordeten als auch an der Partisanenbekämpfung beteiligt waren, wurden von den Armeegenerälen reichlich mit Eisernen Kreuzen bedacht. Um nur die größten Verbrecher unter ihnen zu nennen, sei auf Rudolf Lange verwiesen, der für den Mord an den Juden Lettlands verantwortlich war, und auf Friedrich Jeckeln, der Massaker um Massaker organisierte, in der Westukraine, in Kiew (Babij Jar) und in Riga. Beide bekamen schließlich das Eiserne Kreuz II. und I. Klasse.«

Zitiert aus einem Artikel »Orden für Massenmord« von Dieter Pohl 

DIE ZEIT, 5.6.2008

 

Als Kriegsauszeichnung oder Verdienstorden wird das Eiserne Kreuz seit 1945 nicht mehr verliehen. Aufgrund seiner identitätsstiftenden Tradition bestimmte am 1. Oktober 1956 Bundespräsident Theodor Heuss das Eiserne Kreuz zum Erkennungszeichen für die Luftfahrzeuge und Kampffahrzeuge der Bundeswehr. So stellt es in allen drei Teilstreitkräften das Hoheitszeichen dar (z. B. an gepanzerten Fahrzeugen und an Luftfahrzeugen). Die Truppenfahnen der Bundeswehr tragen in ihrer Spitze ein durch goldenes Eichenlaub umfasstes Eisernes Kreuz. Auch das Ehrenzeichen der Bundeswehr (Ehrenmedaille, Ehrenkreuz in Bronze, Silber oder Gold) trägt das Eiserne Kreuz als Symbol für Freiheitsliebe, Ritterlichkeit und Tapferkeit auf der Vorderseite. Ebenso wird es auf Briefen, Visitenkarten und im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit als »Dachmarke« der Bundeswehr verwendet. Das Eiserne Kreuz als Symbol findet sich noch heute in verschiedenen Verbandsabzeichen der Bundeswehr.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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Eichenlaub

Die Eiche zählt schon lange als »deutscher« Baum. Ihr hartes Holz und das charakteristische, spät fallende Laub machten sie seit der Zeit der Germanen zum Symbol für Unsterblichkeit und Standhaftigkeit. In jüngerer Zeit, besonders seit der Romantik, gilt die Eiche zudem als Symbol der Treue.

Das Eichenlaub ist ein politisches und militärisches Symbol sowie eine Figur in der Heraldik, das den gelappten Laubblättern von in Mittel- und Südeuropa heimischen Eichenarten nachempfunden ist. Die Blätter können getrennt oder an einem Zweig angeordnet dargestellt sein.

Mit der Nationalromantik des 19. Jahrhunderts, mit der Deutschen Revolution 1848/1849 und der Reichsgründung 1871, die das Gefühl nationaler Einheit bestärkten, zog das Eichenlaub in die deutsche Symbolsprache ein. Auf deutschen Ehrenmalen, Kränzen, Hoheitszeichen und dergleichen dient Eichenlaub in ähnlicher Form wie Zweige des Lorbeerstrauches bzw. der Lorbeerkranz.

Aus diesem Grund findet man Eichenlaub oft auf Orden, Symbolen und Münzen, so beispielsweise als Erweiterung des Ordens Pour le Mérite sowie auf dem Eisernen Kreuz. Während des Zweiten Weltkrieges gab es zudem das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub. Seit 1957 ist es Vorschrift, dass Orden aus der Zeit des Nationalsozialismus nur noch ohne das damals – bis auf wenige Ausnahmen – obligatorische Hakenkreuz getragen werden dürfen. Dieses wurde daher beim Eisernen Kreuz sowie dessen Erweiterungsstufen – wie bei den ersten Eisernen Kreuzen aus der Zeit der Befreiungskriege – durch drei Eichenblätter ersetzt.

Nach Wikipedia, abgerufen am 12. November 2019

 

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Das Eiserne Kreuz auf dem Denkmal zur Völkerschlacht bei Leipzig in Sagard auf Rügen.

Den Anlass der Ordensstiftung gaben die beginnenden Befreiungskriege gegen die Vorherrschaft des napoleonischen Frankreich in Mitteleuropa, zu denen Friedrich Wilhelm III. kurz zuvor mit seiner am 17. März 1813 gleichfalls in Breslau erlassenen Proklamation »An mein Volk« aufgerufen hatte. Auf Grundlage einer Zeichnung des Königs wurde Karl Friedrich Schinkel am 13. März 1813 mit der Erstellung einer entsprechenden Reinzeichnung beauftragt. Wörtlich heißt es dazu:

»Se. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz aus Gußeisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.«

 

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Foto: Wikimedia Commons / Concord

Das Emblem der DDR mit Eichenlaub über dem Eingang zum Opernhaus in Leipzig.

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Das Wappen von Linau

Es zeigt zwei übereinander gestellte Schleien auf einer Wellenlinie. In der unteren Hälfte ist eine schräg gestellte Pfeilspitze abgebildet.

Ein Strahl oder Stral, hier als Pfeilspitze dargestellt, ist in der Heraldik eine Wappenfigur, die eine »wahrnehmbare Erscheinung« in der realen Welt wiedergibt.

 

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1230 wurde die slawische Ortsgründung im Ratzeburger Zehntregister erstmals als Linowe erwähnt. Der Ortsname geht zurück auf altpolabisch »Linov« und ist eine Bildung aus »lin« (Schleie) und dem Possessivsuffix (Wortendung zur Kennzeichnung des Besitzers/der Besitzerin einer Sache) »ov« und bedeutet Siedlung bei den Schleien. Demnach ist Linau ein altes Fischerdorf. 1291 und 1349 wurde die einst bedeutende Burg Linau der Raubritter Scarpenbergh zerstört, Reste sind heute noch zu erkennen.

Nach Wikipedia, abgerufen am 28. 12. 2019


Linau liegt nahe des Flußlaufs »Alte Bille«, viele Fischteiche prägen die Gegend.

 

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I N H A L T
Das Denkmal
Die neue Gedenkkultur
Volkstrauertag 2017
1921: Aus der Geschichte
2017: Reflektionen der Gemeinde
Der Bildhauer Fritz Behn
Der Landsturmmann in Ivenack und Gera
Die Opfer auf See

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Lübeck

In der St. Jakobi Kirche

Das Kriegerdenkmal »Trauernder Landsturmmann«, das bis heute in der Kirche St. Jakobi in Lübeck steht, ist 1919 vom Bildhauer Fritz Behn geschaffen worden, der zur Gemeinde St. Jokobi gehörte. Das Denkmal ist aus mehreren Blöcken von geschliffenem Muschelkalk übereinander zusammengesetzt. Es ist den toten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet.

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Die Figur wurde im abgeschlossenen, spitz zulaufenden Ende des Seitenschiffs aufgestellt und dominiert den Raum. Im September 2017 ist der steinerne Landsturmmann durch eine 8 Meter lange Stoffbahn verdeckt worden, ohne dass er dahinter komplett verschwindet. Siehe weiter unten.

SH Luebeck Landsturmmann web2            


Der 4 1/2 Meter große Landsturmmann hat ein Gewehr mit aufgestecktem Bajonett in der rechten Hand. Er ist mit Uniformmantel, Koppel mit Patronentasche und Stiefeln bekleidet.

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Der schnauzbärtige Landsturmmann trägt seinen Stahlhelm vor der Brust, der Kopf ist gesenkt. Er ist ein älterer Mann, kein junger Soldat. Details sind trotz des sperrigen Materials fein herausgearbeitet.

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In die Ziegelsteine rechts und links vom Landsturmmann sind die Namen der getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs graviert. Es werden die Vornamen als Initial und die Familiennamen aufgeführt. Manchmal sind Symbole wie ein Eisernes Kreuz oder die Kontur eines Stahlhelms und Ergänzungen wie die Jahreszahlen des 1. Weltkriegs oder »später verstorben« hinzugefügt. Die schräg gestellten Namenswände waren ursprünglich der Figur entsprechend aus Muschelkalk geplant, wurden dann aber nach 1921 aus finanziellen Gründen als Ziegelsteinmauer realisiert.

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Viele Kerzen brennen an einem sonnigen Julitag im Jahr 2016 für den Landsturmmann.

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Die Neue Gedenkkultur

Die Kirchengemeinde hatte die renommierte österreichische Künstlerin Maria Moser beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, der toten Soldaten auch als Opfer und nicht als Helden zu gedenken.

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»In ihrem Werk hat Maria Moser die Skulptur von Fritz Behn durch eine 8 Meter hohe translozierende Stoffbahn in der Form eines angedeuteten Kreuzes verdeckt, ohne dass diese dahinter komplett verschwindet. Die ›Alte Gedenkkultur‹ tritt in den Schatten des neuen Denkens. Die Farbigkeit des mit durchsichtigen Glasfarben bemalten Stoffes, orientiert sich bewusst an der Farbigkeit der Lutherrose und soll zur Diskussion anregen, d.h. die schwarzen, roten, weißen – in Mischung von Schwarz und Weiß – auch grauen Farbtöne der Lutherrose finden sich auf der Stoffbahn wieder. Blau und Gold spiegelt sich im Wasser des quadratischen Beckens. Das Gedenken der Toten findet im Angesicht des Kreuzes statt. Der Soldat als Zeichen für die Absurdität von Krieg und Gewalt steht hinter dem lichtdurchfluteten Kreuz. Die Papierwand soll zum Beschriften von Gebeten und Wünschen einladen.«

Aus dem Informationen auf den Wänden rechts neben der Installation

 

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Die Ziegelsteine mit den Namen der toten Soldaten sind jetzt mit weißen Stoffbahnen verdeckt, damit die leuchtenden Farben der Stoffbahn besser zur Geltung kommen.

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Von den Seiten kann man immer noch einen Blick auf den Landsturmmann werfen. Die Geschichte ist nicht ausgelöscht.

 

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Das Wasserbecken soll die Farben Blau, das Wasser und Gold, das Kerzenlicht, symbolisieren.

Am 9. September 2017 lud die Kirchengemeinde zur Vernissage ein.

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Volkstrauertag 2017

Während des Gottesdienstes zum Volkstrauertag gingen die Besucher für eine Gedenkminute ins nördliche Seitenschiff und stellten Kerzen auf die Glasplatte des Wasserbeckens.

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Pastor Lutz Jedeck ließ in seiner Predigt mit vielen Zitaten den kriegsverherrlichenden Geist, der in der Entstehungszeit des Denkmals wirkte, lebendig werden.

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1921: Aus der Geschichte

Die Vaterstädtischen Blätter aus Lübeck berichten in der Ausgabe vom 23. Oktober 1921 über den Landsturmmann:

»Vor einiger Zeit ist das Denkmal der St. Jakobigemeinde in der St. Jakobikirche aufgestellt worden. Die 4 1/2 Meter hohe Steinfigur eines betenden Kriegers ist ein Werk von Prof. Fritz Behn, der ein Sohn der Jacobigemeinde ist.

Das Standbild ist in mehreren aufeinandergesetzten Blöcken in geschliffenem Muschelkalk ausgeführt, dessen poröse Oberfläche dem Bilde bei aller Monumentalität Lebendigkeit verleiht. Die Gestalt, die das Haupt geneigt hält und den Stahlhelm in der Hand trägt, atmet tiefen Ernst in den Zügen und in der Haltung. Bei aller Größe und Wucht der Auffassung ist die Gestalt in den Einzelheiten, so den Gliedmaßen, plastisch mit Feinheit durchgeführt. Überaus glücklich ist die Figur aufgestellt, sie wächst aus einem Wandpfeiler des Seitenschiffes heraus und ist in dem in sich abgeschlossenen Raum des Seitenschiffs weit sichtbar.


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Die aufgestellte Figur ist als der Mittelpunkt einer größeren Anlage gedacht, da zu ihren beiden Seiten auf den schräg aufeinander zulaufenden Wänden zwei Architekturflügel mit je einer Tafel mit Namen der Gefallenen geplant sind, die aus demselben Material wie die Figur beabsichtigt sind. Die Ausführung der Architektur mußte leider einstweilen verschoben werden, da die gesammelten Mittel, die zur Verfügung standen, erschöpft sind. Hoffentlich regt die Aufstellung der Figur zur Spendung weiterer Beträge an, damit das schöne Werk vollendet wird.«


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2017: Reflektionen der Gemeinde

Auch Gedenkkultur muss sich weiterentwickeln. Die Wurzeln der Gedenkkultur In Deutschland gehen auf die Weimarer Republik zurück. Der Versailler Vertrag wurde als tiefste Demütigung des Deutschen Volkes empfunden. So heißt es im damaligen Evangelischen Gemeindeblatt der Lübecker Kirche, dass die politische Aufgabe der christlichen Führer sei, (Zitat):

»das christliche Weltgewissen mobil zu machen gegen die Anschläge einer gottlosen Weltplutokratie. Gegen den Versuch, aufgrund einer Schuldlüge Generationen in die Schuldknechtschaft zu schlagen.«

Am 5. Dezember 1920 erinnert schließlich Pastor Denker in der mit Fahnen des früheren Infanterie-Regiments Lübecks geschmückten Marienkirche an den heldenhaften, aber vergeblichen Kampf unserer Soldaten gegen die Übermacht der Feinde. (Zitat):

»Auf Befehl unserer Feinde haben wir unser unvergleichliches Heer bis auf wenige Überreste auflösen müssen, damit wir wehrlos ihrem Hass und ihrer Raubgier ausgeliefert sind. Dieser Schmach und Ohnmacht halten jene Fahnen uns eindrücklich vor Augen.«

Kritische Stimmen, wie sie im Lübecker Volksboten zu lesen waren: (Zitat)

»Im Sand der Nordsee aber vermodern Tausende junger Menschen, in Stadt und Land trauern Tausende von Müttern und Kindern um Vater oder Sohn. Die Seeschlacht bei Skagerrak hat ihnen alles genommen«, derartig kritische Stimmen sind zu der damaligen Zeit schlicht außerhalb des kirchlichen Deutungshorizontes.

Vielmehr wird von den tollkühnen Fliegern, der herrlichen Flotte, den tapferen Kriegern gesprochen und in ehrenvoller Weise ihrer gedacht. Ehrenmäler, Gedenk- und Erinnerungssteine werden aufgestellt. Der damalige Baudirektor Baltzer stellt auf der Synode seine Leitsätze dazu vor: (Zitat)

»Die Erinnerungszeichen und Denkmäler für die Ehrung unserer gefallenen Helden sollen unter der warmen Anteilnahme des ganzen Volkes geschaffen werden, und zwar an Stätten seines Lebens, die ihnen auch für kommende Zeiten eine Einwirkung auf das Volk sichern.« [...] 

An der Ostwand des südlichen Seitenschiffes der St. Jakobikirche wurde 1921 die etwa vier Meter hohe Granitskulptur von Fritz Behn „der Landsturmmann“ installiert. Da die Gemeinde nicht genug Geld hatte, wurden die  Namen der „gefallenen Helden“ später links und rechts der Skulptur in Backstein geschrieben.

Warum sich der Kirchenvorstand damals für Fritz Behn entschied, ist aus heutiger Sicht zumindest fragwürdig, hatte sich Behn doch schon sehr früh im Sinne des damals vorherrschenden Zeitgeists zu kolonialpolitischen Fragen geäußert. So vertrat er 1911/12 in einem Zeitschriftenbeitrag die Auffassung, man sei in den Kolonien entweder »Herr« oder gar nicht. Die Kolonialfrage sei keine der Menschenrechte, der Gleichheit, der Freiheit oder der Moral. Das deutsche Kaiserreich (»wir«) würde nicht deshalb Kolonien haben wollen, damit die Augen der Schwarzen leuchteten, »sondern weil wir uns ausdehnen müssen.«

Auch nach Entstehen der demokratischen Republik blieb Behn bei seiner nationalistischen und antidemokratischen Haltung. Aus seinen Schriften wird sein Kampf gegen das Weimarer demokratische System deutlich. Gute Kontakte zu Adolf Hitler den Behn offenbar früh wertschätzte, sind mindestens seit 1921 nachgewiesen. Der NSDAP schloss er sich bereits in deren früher »Kampfzeit« an. Diese innere Einstellung hat aus unserer Sicht Wirkmacht in den unumstritten künstlerisch wertvollen Skulpturen Behns.

Inhalt und Zitate aus: Hannsjörg Buss »Entjudete« Kirche, Die Lübecker Landeskirche zwischen christlichem Antijudaismus und völkischem Antisemitismus (1918-1950)«


Der komplette Text und die Statements der Künstlerin und des Kurators Björn Engholm sind neben dem Denkmal ausgestellt:


Ecclesia semper reformanda

 
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Der Bildhauer Fritz Behn

Der Münchner Bildhauer Fritz Behn (16. Juni 1878 Klein Grabow – 26. Januar 1970 München) ist ein Enkel des Lübecker Bürgermeisters Heinrich Theodor Behn. Schon früh erringt er Berühmtheit mit seinen Tierplastiken, die nach seinen Reisen durch die Kolonie »Deutsch-Ostafrika« (heute Tansania, Ruanda und Burundi) entstehen. Er ist ein entschiedener Befürworter der deutschen Kolonialherrschaft und Vertreter eines rigiden Herrenstandpunktes gegenüber den Kolonialvölkern. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldet Behn sich als Freiwilliger und kommt an der Westfront und im Ägäischen Meer zum Einsatz.

Nach dem Krieg bewegt er sich sowohl in konservativen wie in rechtsradikalen Kreisen und vertritt nationalistische und antidemokratische Positionen. Eine Zeit lang ist er Präsident des 1920 von ihm mitbegründeten Bayerischen Ordnungsblockes, eines Verbandes völkisch-nationalistischer Organisationen. Auch in seinen zahlreichen Zeitschriftenartikeln positioniert er sich auf Seiten der extremen Rechten. Um 1920 engagiert sich Behn im Umkreis der Nationalsozialisten und soll 1923 auch der SA beigetreten sein. Bis in die 1930er Jahre hinein tritt er als Schöpfer zahlreiche Kriegerdenkmäler in Erscheinung. Außerdem ist er ein gefragter Porträtist. Im Verlauf seines Lebens entstehen über 100 Büsten, u.a. von Bach, Beethoven, Bismarck, Mussolini, Hitler, Hindenburg, Furtwängler, Schweitzer, Callas und Adenauer.

Im Jahr 1927 bekleidet er für kurze Zeit das Amt des Präsidenten der Münchner Künstlergenossenschaft. Im Mai 1928 ist Behn Mitunterzeichner des von dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg erlassenen Aufrufs zur Gründung des »Kampfbundes für deutsche Kultur«. Er ist »Gelegenheitsberichterstatter« im Feuilleton des NS-Kampfblattes ›Völkischer Beobachter‹. Als erklärter Gegner avantgardistischer Kunst polemisiert er gegen den »Kunstbolschewismus« und das »Chaos der Kulturzersetzung«.

Noch im Monat von Hitlers Machtübernahme votiert Behn für die Wiedereinsetzung der bayerischen Monarchie. In der Folgezeit lässt er eine gewisse Reserviertheit gegenüber dem NS-Regime erkennen, wohl auch deshalb, da er keine großen Staatsaufträge erhält. Es entstehen weitere – von privaten Auftraggebern aus der Industrie finanzierte – Kriegerdenkmäler, so in Oberhausen, Hannover, Nürnberg und Osnabrück. Für die Wehrmacht entwirft er Hoheitszeichen in den Kasernenanlagen. Außerdem erhält er den Auftrag für ein Martin-Luther-Denkmal in Lübeck und das Heinrich-von-Buz-Denkmal in Augsburg.

Von 1937 bis 1940 ist Behn auf der Großen Deutschen Kunstausstellung im Münchner Haus der Deutschen Kunst vertreten.

1939 erhält er den Ruf an die Akademie der Bildenden Künste in Wien. Behn ist bei Eintritt in die Akademie nicht Mitglied der NSDAP. Von Gauleiter und Reichstatthalter der Ostmark Baldur von Schirach erhält er Aufträge für einige Porträtbüsten. Entwürfe für größere Werke, darunter ein Orpheus-Brunnen, bleiben unausgeführt, da man ihm nach Ausbruch des Krieges die Zuteilung von Bronze verweigert. 1943 erhält er den Emanuel-Geibel-Preis der Stadt Lübeck.

Im Juni 1945 wird Behn seines Amtes an der Wiener Kunstakademie enthoben. Die Spruchkammer München stuft ihn in die Gruppe 5 der Entlasteten ein. Behn lebt mittellos in seinem Landhaus in Ehrwald/Tirol.

In Günsbach im Elsass wird im Jahr 1969 das schon einige Jahre zuvor von Behn fertiggestellte Albert-Schweitzer-Denkmal eingeweiht.

Zu seinem 90. Geburtstag wird Fritz Behn mit der Lübecker Senatsplakette ausgezeichnet.

Zwischen 1973 und 2006 gibt es in Bad Dürrheim im Schwarzwald ein privates Fritz-Behn-Museum. Der Werkbestand des aufgelösten Fritz-Behn-Museums kommt im November 2007 beim Münchner Auktionshaus Neumeister zur Versteigerung. Der allergrößte Teil der Arbeiten gelangt in die private Kunstsammlung von Karl H. Knauf nach Berlin.

• Text: Joachim Zeller

In der 2016 erschienen Behn-Biographie von Joachim Zeller wird die schillernde Persönlichkeit des Künstlers folgendermaßen charakterisiert:

»(…) der politisierende Bildhauer Behn hat seine Person und Lebensleistung durch seine schon lange vor 1933 begonnene Mitarbeit auf Seiten der extremen Rechten – von seinem kolonialistischen Herrenmenschentum der frühen Jahre ganz zu schweigen – diskreditiert und sich selbst ins Abseits gestellt. Er mischte in den völkischen und nationalsozialistischen Kreisen Münchens mit und bekämpfte die Republik von Weimar. (…) Politisch ein Erzkonservativer, mehr noch ein Reaktionär, ließ er die Distanz zu den totalitären Bewegungen des 20. Jahrhunderts vermissen und machte sich sogar, wie sein Mussolini-Buch zeigt, zu deren Propagandisten (…) Überblickt man das Œuvre von Fritz Behn, wird deutlich, dass er im Großen und Ganzen keine ›Nazi-Kunst‹ lieferte, jedenfalls keine Werke im Stile von NS-Staatskünstlern wie Arno Breker oder Josef Thorak. Nicht zu übersehen ist gleichwohl, dass mancher seiner Arbeiten der braune Hauch des Nazismus entströmt. Dieser Verrat Behns an seiner Kunst ist nicht zu leugnen. Und doch, ein Protagonist der NS-Staatskunst war Behn nicht. Er erhielt keinen einzigen großen repräsentativen Auftrag von Seiten des NS-Regimes. Die damaligen Machthaber bekundeten ein nur mäßiges Interesse an seiner Kunst, obwohl sie ihm zur Professur in Wien verhalfen. Das Hauptwerk seiner Wiener Jahre, der nicht zur Ausführung gelangte Orpheus-Brunnen, kann weder ikonographisch, noch stilistisch der NS-Kunst zugeschrieben werden. Davon abgesehen ist mit dem dichotomischen Bild der ›Nazi-Kunst‹ auf der einen und der als ›entartet‹ verfemten Avantgardekunst auf der anderen Seite der Kunst in Deutschland zwischen 1933 und 1945 nicht beizukommen. Fritz Behn ist dem breiten Mittelfeld zuzurechnen, das aus einer eher traditionell, mitunter moderat-modern arbeitenden Künstlerschaft bestand. Bei alledem kann Fritz Behn, dessen bildhauerisches Werk der Wiederentdeckung harrt, zu den wichtigen Animaliers des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Mit seinen besten Werken ist er in eine Reihe mit Tierbildhauern vom Range eines August Gaul, Rembrandt Bugatti, François Pompon, Ewald Mataré, Gerhard Marcks, Philipp Harth oder einer Renée Sintenis zu stellen. Mit ihnen zusammen trug er dazu bei, der autonomen Tierplastik zum Durchbruch zu verhelfen.«

Joachim Zeller: Wilde Moderne. Der Bildhauer Fritz Behn (1878-1970), Berlin 2016, S. 141 f

In Lübeck sind noch mehr Werke von Fritz Behn zu sehen, z.B. auf dem »Ehrenfriedhof« das Denkmal »Sterbender Krieger«:

Der Ehrenfriedhof in Lübeck


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Der Landsturmmann in Ivenack

Fritz Behn hat das Motiv des trauernden Landsturmmanns dreimal, leicht verändert, für eine Kirche verwendet. In Marmor steht er als Denkmal für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs am Altar der Schlosskirche in Ivenack in Mecklenburg. Die Schlange, als Symbol für den Feind, liegt unter seinen Stiefeln und versinnbildlicht die damalige Vorstellung vom deutsches Heer, das »im Felde unbesiegt« gewesen sei und nur durch den Feind an der Heimatfront den Krieg verloren hätte.rächen.

Die Dolchstoßlegende erklärt vom Deutschen Historischen Museum


SH Luebeck Ivenack Schlosskirche WC Peter Schmelzle cc by sa 4.0 webFoto:Wikimedia Commons / Peter Schmelzle / cc-by-sa-3.0


»Gestiftet von dem Grafenpaar Plessen schuf Fritz Behn vor 1929 [1925] einen deutschen Frontsoldaten im Hochrelief, der betend auf einem ›besiegten Feindtier‹ (Gehrig, Von Gefallenenmälern in Mecklenburg, 1929, S. 416) steht. Mochten nach 1918 die militärische Lage, die Situation in den besetzten Gebieten ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass aggressive Motive dieser Art auf Kriegerdenkmälern weitgehend fehlten, wurde der konservierte Hass auf die belgischen, französischen oder britischen Besatzer selbst nach deren Abzug selten offen über gegnerische Landes-Allegorien kommuniziert. Die Schlange scheint im kaiserlichen wie republikanischen Deutschland nahezu das einzige emotionsfördernde Feind-Attribut, das Denkmalsstifter aus dem abendländischen Erinnerungsreservoir schöpften.«

Loretana de Libero, Rache und Triumph – Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne, De Gruyter, S. 236

 

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Der dritte Landsturmmann steht in der St. Marienkirche in Gera. Der »betende Krieger« wurde 1929 von der Familie des Textilfabrikanten Louis Hirsch für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs gestiftet. Er ist aus braunem Marmor gearbeitet. Ursprünglich stand er im Altarraum gegenüber der Kanzel. 1957 wurde er an die Südostecke des Kirchenschiffes umgesetzt, dort steht er bis heute.


Wir danken Sabine Kärsch vom Gemeindebüro der St. Marienkirche für die Informationen und das Foto.

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Die Opfer auf See

In der Seefahrerkirche St. Jakobi liegt, dem Landsturmmann gegenüber, das zerbrochene Rettungsboot PAMIR 2 des deutschen Segelschulschiffs PAMIR.

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Die Viermastbark sank am 21.September 1957 im Atlantik. Etwa 600 Seemeilen westsüdwestlich der Azoren war sie in den Hurrikan »Carrie« geraten und funkte SOS. 

78 Schiffe nahmen Kurs auf die angegebene Position, die größte Suchaktion in der Geschichte der christlichen Seefahrt begann. Zwei Tage später wurde ein leckgeschlagenes Rettungsboot gesichtet, in ihm fünf Überlebende. Weitere 18 Stunden später ein weiteres Boot mit einem Schiffbrüchigen.

80 der 86 Mann Besatzung, darunter 51 junge Kadetten, sind ertrunken. Die Unglücksursache ist bis heute umstritten. Die Tragödie der PAMIR leitete das Ende frachttragender Großsegler in Deutschland ein.

Mehr dazu auf Wikipedia

 

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An der Kirchenmauer werden die Schleifen der Kränze aufbewahrt, die über die Jahre am Gedenkort niedergelegt worden sind.

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2017 ist ein weiterer Kranz dazugekommen. »In Gedenken an die Opfer auf See« steht auf der Schleife. Die Gemeinde von St. Jakobi erinnert an die Menschen, die auf der Flucht vor Hunger und Krieg in Schlauchboote und überfüllte Kähne gestiegen und dann im Mittelmeer ertrunken sind.

 
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I N H A L T

Die Tafel
Die Geschichte
Der 1. Weltkrieg
Das Schwert

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Lübeck

Im Katharineum zu Lübeck, städtisches Gymnasium in der Königstraße

Auf dem linken Flur im Erdgeschoss des Schulgebäudes hängt auf der Stirnseite eine hölzerne Tafel für die im 1. Weltkrieg als Soldaten getöteten Primaner des Katharineums.

SH Luebeck Katharineum Tafel web


Im oberen Teil der dort abgerundeten Tafel steht das Motto:

Für ihr Vaterland starben die Primaner

In zwei Spalten werden die 33 Namen der jungen Männer aufgezählt, alphabetisch geordnet und jeweils mit dem Todesdatum versehen. Ein großes Schwert, fast über die ganze Länge der Tafel, trennt die Namensspalten. Der Dreiunddreißigte steht unter der Spitze. Auf dem detailreich gearbeiteten Schwerts liegt über Heft und Parierstange ein Kranz aus Eichenlaub mit wehendem Band als Ehrenzeichen. Links und rechts davon die Jahreszahlen:

1914            1919

Ein Primaner ist also noch nach Ende des Krieges 1918 gestorben.

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Die Geschichte

»1882 wird der erste Primanerfünfkampf veranstaltet. Zu Beginn im Rahmen des Schulfestes ausgetragen, ist der Primanerfünfkampf heute der Höhepunkt des Leichathletischen Sportfestes und zählt zu unseren besonderen Traditionen«, so steht es auf der Website des Katharineums.

Einige hölzerne Tafeln nennen auf dem linken Schulflur im Erdgeschoss die Namen der Sieger über die Jahre bis in die Gegenwart. Im Anschluss daran hängt auf der Kopfseite des Flurs die große Gedenktafel für die toten Primaner, die gleich nach der Schule in den 1. Weltkrieg gezogen sind und für »ihr Vaterland starben«.

Trotz dieser Präsenz im Schulgebäude kommt der 1. Weltkrieg, die Tafel und der Bericht über die Gedenkfeier für die »gefallenen Helden« am 13. März 1920 auf der Website der Schule unter dem Menüpunkt: »aus der Schulgeschichte«, nicht vor.


SH Luebeck Katharineum 1920 web

Vielleicht ist es schwierig zu erklären, warum der so verehrte Direktor des Katharineums Professor Dr. Georg Rosenthal in seiner Rede damals »den deutschen Geist« beschwor: »Der nationale Gedanke aber war nicht etwa nur ein Erzeugnis der Bismarckzeit, er wurzelt vielmehr schon in der ganzen deutschen Kultur und Vergangenheit. Wollen wir daher die Größe des Opfers unserer Helden wahrhaft begreifen, so müssen wir die Eigenheit des deutschen Geistes vor unsere Seele hinstellen. Wir dürfen es kühnlich behaupten: der deutsche Geist steht in einem ganz bestimmten Gegensatz zum Geist aller andern Völker. Ja, wir und die andern Völker sehen mit verschiedenen Organen die Welt an.«

Weiter geht es: »Wenn wir uns so die nationalen und reindeutschen Bestrebungen und Ideale unserer Toten klar gemacht haben, werden wir auch ihr Sterben begreifen und daraus allein Trost gewinnen, der unsere bange Klage mildern und sänftigen könnte. Wer diese Ideale im Herzen trägt, für den ist der Tod für diese Ideale ein heiliges Opfer gewesen, das seine Seele, ganz erfüllt von der Größe des Gedankens und dem Ewigen zugewandt, gebracht hat.«

Später folgt die Aufforderung: »Wollen wir es unseren Toten niemals vergessen, daß ihnen etwas mehr galt als Leben und irdischer Ruhm! Darum war ihr Sterben rein wie ihre Seele, und mit Abscheu erheben wir Einspruch gegen fremdländische Verleumdungen, als seien unsere Soldaten Barbaren gewesen. Heilige sind es gewesen, die mit dem größten Gedanken ihr ganzes Wesen durchtränkt haben und den wahren Heroismus bekundeten, der das Leben gibt für Güter, die höher sind als das Leben selber.«

Und er schließt seine Ansprache mit: »Wer durch diese Zeit gegangen ist, dem sind ihre Runen dauernd im Angesicht und im Herzen eingegraben. Die Jugend ist aus dem Volke genommen, wie wenn der Frühling aus dem Jahre genommen wäre. Aber es kommen neue Geschlechter. Wenn sie hier in unseren Schulklassen deutschen Geist und deutsche Gesinnung gelernt haben, sollen all diese Erinnerungszeichen ihnen dauernd in die Seele rufen, welche Helden der Tat auch das Katharineum ausgesandt hat, auf das die deutschen Ideale ewig lebendig bleiben, daß Kraft aus dem Tode unserer Helden stark emporquelle und einstmals der Tag komme, wo der Glaube unserer Helden sich doch verwirklicht. Deutschland, Deutschland über alles!!«

Bericht von der Gedenkfeier, 13. März 1920 im Original

 

Die Zeit des Nationalsozialismus, die nur 13 Jahre später beginnt, wird ausführlich auf der Schulwebsite behandelt. Direktor Dr. Georg Rosenthal wird 1933 seines Amtes enthoben. War er Jude, wie es sein Nachname suggeriert? Auf der Website erfährt man dieses:

Von 1933 bis 1945 steht das Katharineum unter dem Regime der Nationalsozialisten

Wie auch an anderen Schulen beeilten sich die Nationalsozialisten, dem Katharineum gleich nach der Machtübernahme organisatorisch und in puncto Gesinnung ihren Stempel aufzuprägen. Ohne Formalien, geschweige einen offiziellen Abschied, wurde der langjährige und hochgeachtete Schulleiter Dr. Georg Rosenthal seines Amtes enthoben. Ein frisch zum Landesschulrat bestimmter Parteigenosse erschien, brachte einen neuen Direktor mit und erklärte Dr. Rosenthal, er könne nun gehen. Was dieser klaglos tat. Hans Blumenberg, der 1939 noch sein Abitur ablegen, aber als »Halbjude« nicht mehr an der Verabschiedungsfeier seines Jahrgang teilnehmen durfte, erinnert sich: »Als nach den Osterferien 1933 die Gestalt des Direktors Rosenthal aus dem Leben der Schule verschwunden war – zunächst konnte oder mochte niemand auf die Frage antworten, aus welchem Recht und Grund – , gab es für den Quartaner die unbestimmte Wahrnehmung eines bedrohlichen Gewaltaktes, der an den Nerv der Schule gehen mußte. Man wird naiv finden, was ich als bewegende Frage des Schülers zu formulieren suche: Konnte es Derartiges an diesem Ort, in diesen Mauern, im Kraftfeld von Georg Rosenthal geben? ... Doch nicht schon die Wendung, sondern erst das Gefälle macht die Spürbarkeit des ›Verfalls‹. Die Erinnerung an Rosenthal, der stolz der Schmach den Rücken gekehrt hatte, wuchs im Maße dessen, was nach ihm kam, mit der Kümmerlichkeit der großen Worte und leeren Gesten, den hilflosen Machtansprüchen, dem wilden Herumfuhrwerken. Dieser ›Verfall‹ kam von oben, und es gehört zu den lebenslang zu verarbeitenden Erfahrungen dessen, der gerade noch vergleichen konnte, daß es auch die wirklich gab, die sich nicht mitziehen ließen, die etwas zu bewahren hatten. Rosenthals Schule überlebte den ›Verfall‹, weil es ihn gegeben hatte, weil die Zeit nicht ausreichte, seinen Standard vergessen zu machen.« (An Georg Rosenthal erinnernd. Festschrift 1981). Ehemalige Schüler stifteten dem Andenken an Dr. Rosenthal eine Skulptur eine Nachbildung der antiken Plastik »Betender Knabe«, die heute im mittleren Treppenhaus angebracht ist. Im Klosterhof erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Nationalsozialismus. Zu diesen gehört die jüdische Schulsekretärin Minna Grünfeldt, die 1933 entlassen und 1941 zur Vernichtung in ein Konzentrationslager bei Riga deportiert wurde. Auch der ehemalige Schüler des Katharineums und Anarchist Erich Mühsam wurde im Konzentrationslager ermordet.

Website des Katharineums: Aus der Schulgeschichte

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Der 1. Weltkrieg

Der 1. Weltkrieg, der historische Schlüssel zum Verständnis der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus, wurde in Deutschland durch die Erinnerung an den 2. Weltkrieg bisher völlig überlagert. Erst die 100. Wiederkehr des Kriegsausbruchs im August 1914 lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf dieses »große Völkerringen«, auf die »Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts«.

Mit dem Ziel seine Herrschaftsgebiete auszuweiten, trat Deutschland im August 1914 in den 1. Weltkrieg ein. In den folgenden vier Jahren kam es zu Materialschlachten mit dem erstmaligen Einsatz von Massenvernichtungswaffen. Aus dem Deutschen Reich kamen fast zwei Millionen Soldaten ums Leben, weltweit etwa 17 Millionen, das übertraf alles bisher Dagewesene bei weitem.

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• Foto eines Massengrabes, 1916 als Postkarte veröffentlicht

Unter den Verwundeten befanden sich zahlreiche mitunter bis zur Unkenntlichkeit entstellte Invaliden, die mit vorher unbekannten (Gesichts-)Entstellungen und Amputationen in ein Zivilleben entlassen wurden, das noch keine moderne Prothetik, berufliche und medizinische Rehabilitation kannte. Unzählige ehemalige Weltkriegssoldaten starben nach dem Kriegsende noch an den Folgen von Kriegsverletzungen und mitgebrachten Krankheiten in relativ niedrigem Lebensalter. Zu den Verwundeten müssen auch zahlreiche Kriegsdienstverweigerer hinzugezählt werden, die psychisch unfähig zum Militärdienst waren; sie wurden – zur »Aufrechterhaltung der Moral der Truppe« – zu Gefängnisstrafen verurteilt und inhaftiert oder in Anstalten psychiatrisiert. Zu den militärischen kamen die zivilen Opfer: Die Blockade gegen die Mittelmächte führte alleine in Deutschland nach einer vom Völkerbund beauftragten Untersuchung aus dem Jahre 1928 zu 424 000 Hungertoten, andere Schätzungen vermuten bis zu 733 000. 1918 raffte die Spanische Grippe in Europa Millionen von oft bereits zuvor durch den Krieg geschwächten Zivilisten und Soldaten hinweg, weltweit starben 25 bis 40 Millionen Menschen.

Letzter Absatz nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Das Schwert

Für die Militärsymbolik bevorzugten Stifter und Bildhauer nach dem 1.Weltkrieg auch oft die antiken, weniger bedrohlichen Waffen. Der Eindruck eines heldenhaften Zweikampfs und eines mutigen Einsatzes der Kombattanten manifestiert sich, der Blick auf die grausame Wirklichkeit eines Kriegs mit modernen Waffen wird verstellt. Völlig ungeachtet, nachgerade in bewusster Ignoranz der Realität der Schlachten des 1.Weltkriegs mit Panzern, Maschinengewehren und Giftgas wird eine zeitlose Form von Heldentum propagiert, bei der der Einzelne im Kampf Mann gegen Mann höchste Mannestugend verwirklichen kann. Das Erinnern an die Schwerter der edlen Ritter in zahlreichen Legenden suggeriert einen per se gerechten Kampf. Nach dem »Schmachfrieden« von Versailles galt es den Kampf wieder aufzunehmen – gegen die inneren und äußeren Feinde.

Auf Kriegerdenkmälern fordern Schwerter, selbst wenn sie als Zeichen der Niederlage gesenkt oder abgebrochen dargestellt werden, die nachfolgenden Generationen zu »Wehrwillen und Mannhaftigkeit« auf.

Das Schwert ist in der Menschheitsgeschichte die erste ausschließlich zum Töten anderer Menschen geschaffene Waffe. Ein Symbol der Macht: Wer auf dem Schlachtfeld unterlag, übergab dem Sieger seine Waffe. Das Schwert verleiht den Status eines Herrschers. Die englische Königin führt den Ritterschlag bis heute mit dem Schwert aus.

Nach dem Mittelalter verlor das Schwert seine Bedeutung als Waffe – und wurde in der Symbolsprache der Propaganda umso wichtiger. Im 1. Weltkrieg, dem ersten industriellen Krieg in der Geschichte, hatte das Schwert als Bild-Symbol auf Orden und Medaillen Hochkonjunktur. Auch im Nationalsozialismus galt das Schwert als Zeichen für heldenhaften Kampf.

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I N H A L T
Der »Ehrenfriedhof«
»Helm ab zum Gebet«
Volkstrauertag
Die Entstehungsgeschichte
Die Einweihung
Der Bildhauer Richard Kuöhl
Der Bildhauer Fritz Behn
Weitere Gedenksteine
Die Idee des »Ehrenfriedhofs«
Historische Fotos

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Lübeck

»Ehrenfriedhof« beim Burgtor

Auf dem »Ehrenfriedhof« werden als einzigem der fünf städtischen Friedhöfe keine Bestattungen mehr vorgenommen. Er dient als reine Gedenkstätte an die Opfer beider Weltkriege aus Lübeck und Hamburg und ist komplett mit Soldatengräbern, zivilen Kriegsopfern und Kriegerdenkmälern belegt. Da es sich bei diesen Gräbern ausschließlich um Kriegsgräber im Sinne des Gräbergesetzes handelt, laufen die Nutzungsrechte nie ab, und die Gräber werden unbegrenzt vom Bereich Stadtgrün und Verkehr der Hansestadt Lübeck gepflegt.

Der »Ehrenfriedhof« ist etwa fünf Hektar (50.000 m2) groß, umfasst 1882 Grabstätten und ca. 500 Gedenksteine. Er liegt an der Travemünder Allee in Höhe der Kreuzung Sandberg/Heiliger-Geist-Kamp und gegenüber dem Burgtorfriedhof.

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»Helm ab zum Gebet«

Das Denkmal für die toten Soldaten des 3. Hanseatischen Infanterie Regiments Lübeck Nr. 162 im 1. Weltkrieg liegt im Zentrum einer halbkreisförmigen Anlage in der Hauptachse des Ehrenfriedhofs.

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1924 entwarf der Bildhauer Richard Kuöhl im Auftrag des Städtischen Friedhofamtes Lübeck die vier Meter hohe Statue »Helm ab zum Gebet« aus Muschelkalk. Die vier Meter hohe Statue steht im Vorhof des Ehrenfriedhofs – dahinter eine Mauer im Halbkreis, an der für jedes Kriegsjahr eine Tafel eingelassen ist. Sie dokumentieren die Namen der getöteten Soldaten und ihre Einsatzorte. Die Statue steht auf einem runden Sockel. Sie soll einen an den Gräbern von getöteteten Kameraden verharrenden Soldaten darstellen. Er hält seinen Helm vor der Brust, steht breitbeinig da, in Uniformmantel, mit Patronengürtel und Stiefeln, sein kantiges Gesicht ist leicht gesenkt. An der Seite trägt er ein Langmesser und eine Feldflasche. Eine Tafel zwischen seinen Stiefeln zeigt das Wappen des Regiments, den Lübecker Doppeladler.

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Auf dem Sockel befindet sich die Inschrift:
1914 - 1918 den gefallenen Helden des Inf. Regts. Lübeck
3. Hanseatisches Nr. 162
85 Offiziere 1755 Unteroffiziere und Mannschaften

Eingerahmt wird die Inschrift von einer Zeile aus Ludwig Uhlands Gedicht »Der Gute Kamerad«:
Ich hatt’ einen Kameraden, einen bessren findst Du nicht


SH Luebeck Helm ab Inschrift web


Ebenfalls dokumentiert sind auf dieser Website Kuöhls Denkmäler in:

Hamburg Dammtor
Hamburg Langenhorn
Schleswig-Holstein Rendsburg
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Volkstrauertag


SH Lubeck Volkstrauertag web

Foto: Andreas Braeger

SH Lubeck November2009 web

Foto: 1970gemini@GermanWikipedia

Alljährlich am Volkstrauertag gedenken am Kriegerdenkmal »Helm ab zum Gebet« Vertreter des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge sowie Abgesandte der Hansestadt Lübeck und der politischen Parteien der getöteten Soldaten. In der Mitte des Bildes liegt der Kranz des Bundesministers der Verteidigung. Das Foto ist 2009 aufgenommen worden.

SH Lubeck Ehrenfriedhof NPD web

Aber auch die NPD und andere Neonazis fühlen sich aufgerufen, der »Helden« zu gedenken.

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Die EntstehungsGeschichte

Am 29. Juli 1919 genehmigte der Senat der Freien und Hansestadt Lübeck der Abwicklungsstelle des Infanterie-Regiments Lübeck unter Verwendung der Mittel aus der regimentseigenen Loigny-Stiftung die Errichtung des Kriegerdenkmals. Es wurde zum zentralen Gedenkort des Friedhofs.

In der Jahresversammlung des Offiziervereins 162 des Jahres 1921 wurde die Errichtung eines »dem Platze würdigen Ehrenmals« beschlossen. Der Lübecker Architekt Karl von Ladiges (1878 - 1952) stand dem Projekt seit dem Frühjahr 1922 beratend zur Seite.

Es wurde ein Denkmals-Ausschuss unter dem Vorsitz des Generals von Heynitz und den Ehrenvorsitzenden Bürgermeister Neumann und General der Infanterie von Morgen gebildet.

Der Ausschuss stand mehrmals vor der Frage, angesichts der zerrinnenden Geldmittel, den Plan der Errichtung vorläufig aufzugeben.

Die Architekten Lübecks erboten sich dann aber auf Anregung von Karl von Ladiges einen Wettbewerb durchzuführen, der für den Ausschuss kostenlos sein sollte. Von Ladiges nahm daran allerdings nicht teil. Die Entscheidung fiel dann auf den Entwurf »Morituri« von Oberbaurat Virck, Architekt Meyer und dem Hamburger Bildhauer Kuöhl mit der Maßgabe, dass die kniende Figur des am Grabe seiner Kameraden betenden Kriegers aus dem Entwurf in eine aufrechte, nicht allein Trauer, sondern auch Kraft, Trotz und Vertrauen in die Zukunft dokumentierende Kriegergestalt umzuwandeln sei. Dies entspräche dem Geist ihrer 162er.

Von der Realisierung dieser Maßgabe überzeugten sich die Ausschussmitglieder in den verschiedenen Stadien der Entwicklung durch persönliche Besichtigung in der Werkstatt des Bildhauers.

Der Ausschuss erwog das Für und Wider der zur Wahl stehenden Aufstellungsorte. Sie wurden besichtigt und unter Aufstellung von Stangengerüsten verglichen. Das Regimentsdenkmal steht nun nicht irgendwo, sondern an zentraler Stelle der Hauptachse des »Ehrenfriedhofs«. Diese Stellung behielt es auch nach der Erweiterung des »Ehrenfriedhofs« durch die Opfer des 2. Weltkriegs.

Die für den 27. Juli 1924 festgesetzte feierliche Enthüllung des Denkmals musste in aller Stille erfolgen. Am 2. Regimentstag der 162er, dem 10. Mai 1925, wurde dann aber die Einweihung im festlichen Rahmen nachgeholt. Der Weihegottesdienst wurde in der überfüllten Marienkirche abgehalten, danach zog man zum »Ehrenfriedhof«, wo die Weihe von Pastor Balcke durchgeführt wurde.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 15. 4. 2015

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Die Einweihung

Am Sonntag, den 10. Mai 1925 kamen über 2000 ehemalige 162er in Lübeck zusammen, um beim Regimentstag »ihr Ehrenmal« für die über 1800 toten Soldaten des Regiments einzuweihen.

SH Luebeck VSB Fahnen1 web


Morgens um 8 Uhr wurden die Regimentsfahnen, die in der Marienkirche aufbewahrt wurden, mit »allen militärischen Ehren« abgeholt. Dafür musste vorher beim Reichswehrministerium die Genehmigung eingeholt werden.


SH Luebeck VSB Fahnen2 web


Die Fahnenabordnung des Reichswehr-Infanterie Regiments 6 marschierte mit zwei Kompagnien, dem Regiments- und Bataillonsstab, den ehemaligen 162ern und den Vaterländischen Verbänden an der Spitze des langen Zuges zum Ehrenfriedhof.

SH Luebeck Vaterstaedtische Blaetter Luebeck 1925 web


Pastor Zinzow aus Eutin, ehemaliger Feldgeistlicher, weihte nach einer Ansprache das Denkmal. Diese Angabe aus den Vaterstädtischen Blättern von 1925 widerspricht Wikipedia, die den Pastorennamen mit Balcke angibt.

SH Luebeck Kuoehl Vaterstaedtische Blaetter Luebeck 1925 web

»Vor dem Lettner in St. Marien hängen die alten ruhmreichen Fahnen des Regiments, das vor Jahr und Tag mit klingendem Spiel durch unsere Straßen zog. Das junge Regiment Lübeck ist gewesen und gewesen ist auch die stahlklirrende Zeit des großen Kampfes, den dies Regiment unter schweren blutigen Verlusten bestanden hat, um uns vor dem zu bewahren, was heute an Rhein und Ruhr von statten geht. Über den Gräbern unserer für Kaiser und Reich gefallenen siebenzehnhundertund fünfundfünfzig deutschen Soldaten und fünfundachzig Offiziere weht langes dürres Gras und wuchert fahles gelbes Unkraut, denn dem Feind, der uns mit kannibalischem Haß verfolgt, dünkt es besser, mit diesen Wüsten zu prahlen und mit dem alten Lied von den ›viehischen Boches‹ immer von neuem um Mitleid zu betteln. [...]

Die anfänglich gefaßte Idee, den Krieger in knieender Haltung darzustellen, hat der Künstler auf Anraten der Herren des Offiziersvereins fallen gelassen. Es kam darauf an, aus rauhem Muschelkalk einen Lebendigen zu meißeln, der auch noch den kommenden Zeiten ein naturgetreues Bild des Frontsoldaten der Jahre 17/18 vermitteln kann.

Viele Hände haben sich mit Meißel und Feder geregt und viele gute deutsche Arbeiterkraft ist geleistet worden, ehedem es gelang, dieses teure Monument, das in seiner Art ein einzigartiges Kunstwerk ist, zur Vollendung zu bringen.

Niemand wird leugnen können, daß der Künstler mit seinen Mitarbeitern ein Denkmal geschaffen hat, das als ›wahrhaft‹ deutsche Kunst einer starken Notwendigkeit für unsere Stadt entsprach. Unser neues Denkmal ist auch über den Rahmen seines Zweckes hinaus ein wetterfestes Stück der ›heil’gen deutschen Kunst‹ geworden, die immer bleibt. Und dennoch ist es das strenge Gepräge eines ausgesprochenen soldatischen Geistes, das ihm den bewußt originellen Typ seiner niedersächsischen Kunst verleiht.

Breitbeinig steht ein ganzer Mann, in langem grauen Mantel auf der hohen Warte seines harten Unterbaues. Die beiden waffengewohnten Fäuste sind zu kurzem Gebet über den stählernen Helm geglättet. Und auf dem Stiernacken des Friesen reckt sich der eckige Schädel mit den breitgerissenen Lippen und dem störrig gereckten Kinn über das Ganze hinweg. Das ist der Werwolfsbauer, der Pflug und Scholle gelassen hat, um für Frau und Kind mit gewaffneter Hand vor dem Feind zu stehen.

Ohne zu zucken, spricht er am Grabe seines guten Kameraden ein kurzes, knappes Gebet, um dann von neuem hinein zu müssen in die Hölle von Meesen oder Wytschaete.

Unverkennbar ist die rücksichtslose Entschlossenheit des Mannes mit dem ›Lever dood as Slav‹ hinter der knochigen Stirn zur gewaltigen Regung geworden, wenn er den Blick zu kurzem ›Helm ab zum Gebet‹ auf den Boden zwingt. –

Dieser betende Riese ist nie und nimmer ein Werk für die süßlichen ›Kunst‹mären einer entarteten Zeit.

Er ist geschaffen, den trauernden Freund und den Sohn eines Toten wieder zu straffen und uns einen ewig siegreichen Glauben zu lehren. Auf daß es gelinge, läuten die Glocken zum Zeichen tiefer gläubiger Trauer. Gedenktag ist heute. Gedenktag an die Toten da draußen auf leeren Feldern und verlorenen Stätten. Und wie könnten wir heute den Riesen vergessen, der vor nunmehr sechsundzwanzig Jahren die großen hellen Augen schloß? Und der ein Menschenalter vor seinem Tode die Worte unter den Landtag warf: ›Glauben Sie wirklich, daß die Millionen deutscher Krieger, die gekämpft und geblutet haben, sich mit einer Ehrungsresolution ad acta schreiben lassen. – Dann stehen Sie nicht auf der Höhe der Situation.‹

G e d e n k t a g   i s t   h e u t e  . . .«


Alle Fotos und der Bericht sind den Vaterstädtischen Blättern, Lübeck 1925, entnommen.


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Der Bildhauer Richard Kuöhl

Richard Emil Kuöhl wurde am 31. Mai 1880 in Meißen geboren. Seine handwerkliche Ausbildung als Kunsttöpfer erhielt er in einer der Modellfabriken dieses Zentrums keramischer Kunst. Nach dreijährigem Studium an der Dresdner Kunstgewerbeschule, wurde er als leitender Modelleur einer bauchemischen Versuchsanstalt mit den modernsten Techniken der Tonbearbeitung vertraut. 1912 folgte er seinem Dresdener Architekturprofessor Fritz Schumacher nach Hamburg. Dort arbeitete er in den 1920er und 1930er Jahren mit fast industriellem Ausstoß. Es entstanden Skulpturen in Stein, Keramik und Reliefs in Terrakotta. Er starb am 19. Mai 1961 in Rohlfshagen bei Bad Oldesloe.

Kriegerdenkmäler gehörten während der Weimarer Republik zu den häufigsten und begehrtesten Auftragswerken deutscher Bildhauer. Auch Kuöhl hatte bereits zahlreiche Kriegerdenkmäler ausgeführt, dabei war es ihm stets gelungen, die von nationalistisch und militärisch gesinnten Kreisen mit einem »Ehrenmal« beabsichtigte politische Aussage künstlerisch zu formulieren. »Nicht Jammer und Not, sondern Mannestat und Einsatzbereitschaft, das Heldische, Kraftvolle, das ein Mahnmal verkörpern muß, zeigen die »Ehrenmäler«, die er geschaffen hat ... immer wieder spricht ein trotziges ›Dennoch!‹ aus diesen Denkmälern.

»Neben idealisierten nackten Kriegern ... hatte er in kontinuierlicher Folge eine Darstellungsform des grobschlächtigen uniformierten deutschen Soldaten entwickelt, die den Vorstellungen der neuen Auftraggeber offenbar besonders entsprach: Im Mittelpunkt des Lübecker Ehrenfriedhofs, 1924, steht breitbeinig ein Infanterist, der den Helm zum Gebet abgenommen hat. Auf dem Klinkersockel des Regimentsdenkmals in Rendsburg, 1927, lagert ein sterbender Soldat, dem der Helm herabgesunken ist. Auf dem Klinkersockel des Kriegerdenkmals in Langenhorn, 1930, beugt ein Soldat mit abgenommenem Helm das Knie vor dem toten Kameraden.

Kuöhl war mit seiner Praxis als Bauplastiker und Mitarbeiter von Architekten, mit seiner praktischen Erfahrung als einsatzbereiter Gestalter von Soldatengrabmälern und Ehrenfriedhöfen an der Front, vor allen Dingen aber mit dieser Reihe von Soldatendarstellungen, die instinktsicher das trafen, was Kriegervereine und Rechtsparteien sich unter neuer deutscher Plastik vorstellen mochten, prädestiniert für weitere und größere Aufgaben dieser Art.«

Zitat aus Volker Plagemanns Buch »Vaterstadt, Vaterland, schütz Dich Gott mit starker Hand«, Hans Christians Verlag, 1986

Eine Autorengruppe um Roland Jäger veröffentlichte 1979 ein Buch über den »Kriegsklotz« hinterm Dammtorbahnhof in Hamburg, das wohl umstrittenste Denkmal Kuöhls. Hier können Sie zwei Seiten daraus lesen:

Jäger u.a. Kuöhl, S. 28 - 31


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Der Bildhauer Fritz Behn

Die aus ursprünglich weißem Muschelkalk gefertigte Skulptur von Fritz Behn steht auf einer halbrunden Rasenfläche des Lübecker »Ehrenfriedhofs«. Behn, geboren am 16. Juni 1878 in Klein Grabow, gestorben am 26. Januar 1970 in München, widmete die Plastik »Der sterbende Krieger« seinem Schwager, dem Hauptmann und Rechtsanwalt Dr. Küstermann. Er hatte die Skulptur schon 1916, während des Krieges, fertiggestellt (siehe auch die Postkarte weiter unten). Die Ergänzungen, Sockel und Inschriften, zum Kriegerdenkmal waren dann eine Stiftung der Witwe.

SH Luebeck FritzBehn weit web


Einem antiken griechischen Helden nachempfunden ist der Akt eines muskulösen sterbenden Kriegers, der in unnatürlicher Haltung auf dem Boden sitzt. Der Kopf mit Stahlhelm ist gesenkt, er fasst sich mit der linken Hand ans Herz und hält mit dem ausgestreckten rechten Arm sein zerbrochenes Schwert.

SH Luebeck FritzBehn vorne web

Die Inschrift vorn auf dem Sockel lautet nach einem Vers des Lübecker Schriftstellers Otto Anthes:

Der mir der Liebste war, ihm sei es ein Grüßen der Liebe
Allen, die fielen wie er, schmerzlichen Dankes ein Mal

Auf der Rückseite die Widmung:

Dem Gedenken Dr. jur. Hans Hermann Küstermann
Gefallen im Priesterwald 1915

Die Buchstaben von »Gedenk« sind zerstört worden.

             SH Luebeck FritzBehn seitlich web

Die einzelnen Felder bzw. Plätze des »Ehrenfriedhofs« liegen wegen des Gefälles der Sandbergkoppel auf unterschiedlichem Niveau. Dadurch entsteht eine natürliche Abtreppung, mit dem sterbenden Krieger im Vordergrund und der Treppe zum zentralen ovalen Feld im Hintergrund.

SH Luebeck FritzBehn hinten web

Der Münchner Bildhauer Fritz Behn (1878 – 1970) ist ein Enkel des Lübecker Bürgermeisters Heinrich Theodor Behn. Schon früh erringt er Berühmtheit mit seinen Tierplastiken, die nach seinen Reisen durch die Kolonie »Deutsch-Ostafrika« (heute Tansania, Ruanda und Burundi) entstehen. Er ist ein entschiedener Befürworter der deutschen Kolonialherrschaft und Vertreter eines rigiden Herrenstandpunktes gegenüber den Kolonialvölkern. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges meldet Behn sich als Freiwilliger und kommt an der Westfront und im Ägäischen Meer zum Einsatz.

Nach dem Krieg bewegt er sich sowohl in konservativen wie in rechtsradikalen Kreisen und vertritt nationalistische und antidemokratische Positionen. Eine Zeit lang ist er Präsident des 1920 von ihm mitbegründeten Bayerischen Ordnungsblockes, eines Verbandes völkisch-nationalistischer Organisationen. Auch in seinen zahlreichen Zeitschriftenartikeln positioniert er sich auf Seiten der extremen Rechten. Um 1920 engagiert sich Behn im Umkreis der Nationalsozialisten und soll 1923 auch der SA beigetreten sein. Bis in die 1930er Jahre hinein tritt er als Schöpfer zahlreiche Kriegerdenkmäler in Erscheinung. Außerdem ist er ein gefragter Porträtist. Im Verlauf seines Lebens entstehen über 100 Büsten, u.a. von Bach, Beethoven, Bismarck, Mussolini, Hitler, Hindenburg, Furtwängler, Schweitzer, Callas und Adenauer.

Im Jahr 1927 bekleidet er für kurze Zeit das Amt des Präsidenten der Münchner Künstlergenossenschaft. Im Mai 1928 ist Behn Mitunterzeichner des von dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg erlassenen Aufrufs zur Gründung des »Kampfbundes für deutsche Kultur«. Er ist »Gelegenheitsberichterstatter« im Feuilleton des NS-Kampfblattes ›Völkischer Beobachter‹. Als erklärter Gegner avantgardistischer Kunst polemisiert er gegen den »Kunstbolschewismus« und das »Chaos der Kulturzersetzung«.

Noch im Monat von Hitlers Machtübernahme votiert Behn für die Wiedereinsetzung der bayerischen Monarchie. In der Folgezeit lässt er eine gewisse Reserviertheit gegenüber dem NS-Regime erkennen, wohl auch deshalb, da er keine großen Staatsaufträge erhält. Es entstehen weitere – von privaten Auftraggebern aus der Industrie finanzierte – Kriegerdenkmäler, so in Oberhausen, Hannover, Nürnberg und Osnabrück. Für die Wehrmacht entwirft er Hoheitszeichen in den Kasernenanlagen. Außerdem erhält er den Auftrag für ein Martin-Luther-Denkmal in Lübeck und das Heinrich-von-Buz-Denkmal in Augsburg.

• Text: Joachim Zeller

 

In Lübeck sind noch mehr Werke von Fritz Behn zu sehen, z.B. in der Jacobikirche.

»Trauernder Landsturmmann«


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Weitere Gedenksteine

              SH Lubeck Ehrenfriedhof4 web

 

             SH Lubeck Ehrenfriedhof2 web

 

             SH Lubeck Ehrenfriedhof1 web

 

             SH Lubeck Ehrenfriedhof3 web

                    Alle vier Fotos: Concord / Wikimedia Commons

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Die Idee des »Ehrenfriedhofs«


SH Lubeck Ehrenfriedhof web

Foto: Peter Oldekop/Wikimedia Commons

Die Grundidee des städtischen Ehrenfriedhofs am Sandberg stammt von Harry Maasz, geboren am 5. Januar 1880 in Cloppenburg, gestorben am 24. August 1946 in Lübeck. Er war von 1912 bis 1922 Leiter des Lübecker Gartenbauamts und bezeichnete sich selbst gerne als Gartenbaukünstler. An der Anlage des Ehrenfriedhofs lässt sich erkennen, wie Harry Maasz die Topografie der Landschaft in seine Gestaltungen einbezog. Eingebettet in das Gefälle des Sandbergs verteilen sich 1.884 Gräber, davon 1.817 Kriegsgräber, sowie mehrere Skulpturen auf einzelne Felder und Plätze. Es sind mal ovale, mal runde Waldlichtungen, die verschiedenen Opfergruppen gewidmet sind. Zentrum und Ursprung der fünf Hektar großen Anlage ist seit 1915 das »ovale Feld« – ein weites Rasenfeld mit Gedenktafeln. Der Ehrenfriedhof ist die größte öffentliche Anlage, die Harry Maasz in Lübeck erschaffen hat. Er ist auch einer der Wenigen, der dort ein Nichtkriegsgrab erhalten hat.

• Nach einem Text der Stadtentwicklungsbehörde Lübeck

                 

SH Harry Maasz web
Archiv für Architektur und Ingenieurbaukunst Schleswig-Holstein, Bestand Harry Maasz, Sign. 233 Fo

                  

»Sein früher Tod und Defizite in der Aufbereitung der Landschaftsarchitektur in der NS-Zeit mögen dazu beigetragen haben, dass seine nationalsozialistische Vergangenheit, die scheinbar im Gegensatz zu seinen künstlerischen Hauptwerken steht, bis heute nicht aufgearbeitet ist.«

www.historischegaerten.de


»Der Ehrenhain als besondere Form des Gedenkens und der Würdigung der im Krieg gefallenen Soldaten gewann erstmals zu Beginn des Ersten Weltkrieges an Bedeutung. Jedem Kriegstoten wurde das Recht auf ein eigenes Gedächtnismal zugesprochen. Das Preußische Innenministerium sah es als eine nationale Aufgabe an und veröffentlichte einen Erlass zur Förderung der Ehrenhaine. Dem Berufsstand des Landschaftsarchitekten kam die besondere Aufgabe zu, die Planung und Umsetzung von Gedächtnisstätten auszuführen. Harry Maasz (1880-1946) gehörte zu den wichtigsten norddeutschen Vertretern, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandergesetzt haben. Insgesamt plante er fast 40 Anlagen zur Kriegerehrung. Neben Ehrenfriedhöfen und Ehrengrabstätten waren dies auch Kriegergedächtnisstätten und Ehrenmale, zum Teil ohne Gräber, da die Gefallenen und Vermissten in fremdem Boden fern der Heimat lagen.«

Gartendenkmalpflegerisches Gutachten der Landschaftsarchitektin Gudrun Lang, 2010 - 2011, Projekt »Ehrenhain« Bad Schwartau

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Historische Fotos


SH Lubeck Postkarte1a web

Der Hauptplatz des »Ehrenfriedhofs« noch ohne den »sterbenden Krieger« von Fritz Behn, aufgenommen im Spätherbst 1916.

SH Ehrenfriedhof Luebeck Pfingsten 1916 web

Pfingsten 1916: Gedächtnisfeier für die auf dem »Ehrenfriedhof ruhenden Helden« am 4. Juni. Pastor Ziesenitz hält die Rede.

SH Luebeck Alte KarteBehn web


Schon 1916, während des Krieges, hatte Fritz Behn den »sterbenden Krieger« fertiggestellt. Hier auf der Postkarte sehen wir ihn noch ohne den Sockel, den er auf dem »Ehrenfriedhof« erhielt.

SH Lubeck Postkarte1 web


Ca. 1919 ist der »sterbende Krieger« aufgestellt worden und dazu noch viele Namenstafeln für tote Soldaten des 1. Weltkriegs. Die Tafeln mit der dazugehörenden Bepflanzung wirken wie Gräber.


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Vorgeschichte
Die Einweihung
Der Bildhauer Pagels
Die Possehl-Stiftung

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Lübeck

Auf dem Marienkirchhof

Seit 1929 steht das Denkmal dicht an der Mauer der Kirche St. Marien auf einem dreistufigen Podest. Der Bildhauer Hermann Joachim Pagels aus Berlin hat es für die Kirchengemeinde aus schwedischem Granit geschaffen. Am Totensonntag 1929 wurde das Kriegerdenkmal für die toten Soldaten der Gemeinde eingeweiht.

SH Luebeck St Marien web

 

Auf der Vorderseite des Hauptblocks steht die Widmung:
Die sanct Marien-Gemeinde ihren Toten
1914   1918

Später hinzugefügt wurde:

und 1939    1945

Oben läuft ein Schriftband mit dem Bibelspruch (1 Kor 13,13):
Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe

Auf der Rückseite erscheint das Werkzeichen der Marienkirche.

Auf dem Granitblock sitzt eine dornenkranzumzogene Weltkugel, die für die Trauer der ganzen Welt stehen soll. Darüber ein Kreuz aus Bronze

Der Hauptblock des Denkmals aus Granit wiegt 23 000 Kilo, er wurde mit einem Schiff aus Schweden in den Lübecker Hafen gebracht.


SH Luebeck St Marien Michael web

Auf der Ostseite steht im Schriftband die Zeile aus einem Altniederländischen Dankgebet:

Herr mach uns frei

Darunter das Relief des Drachentöters St. Michael. Siehe dazu auch die Dokumentation des Kriegerdenkmals in Heiligenhafen.

Der Erzengel Michael in Heiligenhafen

 

SH Luebeck St Marien Georg web
 
Auf der Westseite steht im Schriftband der Titel einer Kantate von Johann Sebastian Bach (BMV 197):

Gott ist unsere Zuversicht

Darunter das Relief des Drachentöters St. Jürgen.

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Die VorGeschichte

Der Plan für ein Kriegerdenkmal in St. Marien wurde schon in den Kriegsjahren gefasst. Man dachte an den Ausbau einer der größeren Seitenkapellen zu einer Ehrenhalle. Auch andere Vorschläge, die mit dem »Ehrenfriedhof« in Lübeck in Verbindung standen, wurden gemacht.

»Ehrenfriedhof«

Die anderen Hauptkirchen Lübecks stellten im Laufe der Jahre Gedenktafeln auf oder errichteten Kapellen für die im 1.Weltkrieg getöteten Soldaten ihrer Gemeinde.

Im Jahre 1920 begann auch die Marien-Gemeinde mit der Vorbereitung eines Denkmals. Auf die öffentliche Ausschreibung unter den in Lübeck geborenen oder hier wirkenden Künstlern und Kunstgewerblern wurden 48 Entwürfe von 38 Bewerbern eingereicht, die in der Bürgermeisterkapelle der Kirche öffentlich ausgestellt wurden.

Von der aus Mitgliedern des Kirchenvorstandes und Kunstsachverständigen gebildeten Jury wurden drei Entwürfe zur Ausführung vorgeschlagen: von Regierungsbaumeister a. D. Blohm und Bildhauer Oskar Ulmer (1888–1963) aus Hamburg; von den Architekten Runge & Lenschow aus Lübeck und vom Architekten Meyer ebenfalls aus Lübeck. Von den Entwürfen kam jedoch keiner zur Ausführung, alle Verhandlungen zerschlugen sich.

Nach einer langen Unterbrechung wurde 1927 die Frage durch eine Projektierung des Bildhauers Richard Kuöhl wieder aufgenommen. In einem beschränkten Wettbewerb entschied sich der Kirchenvorstand dann aber für ein vor der Kirche aufzustellendes Denkmal nach dem Entwurf des aus Lübeck stammenden Bildhauers Hermann Joachim Pagels aus Berlin und im Innern der Kirche für eine Tafel mit den Namen der toten Soldaten, für die der ebenfalls aus Lübeck stammende Bildhauer Hans Schwegerle aus München einen Entwurf in Form eines Kreuzes geliefert hatte.

Vaterstaedtische Blaetter 1929 Nr1 Bild1 web


Nachdem alle Steinbrüche in Deutschland wegen der Transportschwierigkeiten auf dem Landwege abgesagt hatten, erhielten die schwedischen Karlshällawerke den Auftrag.

Der Hauptblock des Denkmals vor der Mauer von St. Marien erreichte am 25. Juni nach dreitägiger Fahrt auf dem Schiff den Lübecker Hafen. Dort wurde er von der Steinhauerfirma Ludwig Bruhn bearbeitet. Das Gestein entspricht etwa dem aus dem 13. Jahrhundert stammenden Grundstein der Kirche selbst. Am Sonnabend, dem 5. Oktober 1929, legte der Kirchenvorstand von St. Marien die Urkunde, in der die Vorgeschichte des »Ehrenmals« für die 318 toten Soldaten der St. Mariengemeinde zu Lübeck erzählt wird, in den Grundstein des Denkmals und am Dienstag, den 8. Oktober, erfolgte der Transport des Hauptblocks vom Hafen zu St. Marien. Der Granitstein, der 23 000 kg wiegt, hat mit den Seitenlängen von 1,80 m x 2,70 m x 1,57 m ein Volumen von ca. 7,6 Kubikmetern. Der Wagen der Firma Joachim Parbs wurde von 16 starken Pferden gezogen.

Vaterstaedtische Blaetter 1929 Nr1 Bild2 web


In den folgenden Wochen wurden die Reliefs durch den Berliner Bildhauer Moserker auf beiden Seiten eingehauen und die Schrift durch die Steinmetze der Firma Bruhn fertiggestellt. Auf der Rückseite erscheint jetzt das Werkzeichen der Marienkirche.

Hier können Sie sich den vollständigen Artikel über die Errichtung des Kriegerdenkmals in den »Vaterstädtischen Blättern« 1929, Nr.1 lesen:

Vaterstädtische Blätter 1, 1929


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Die Einweihung

Die Einweihung des Kriegerdenkmals und der Namenstafel im Innern der Marienkirche erfolgte in einem Trauergottesdienst am Totensonntag, den 24. November 1929.

Die Gemeinde stimmte folgendes Lied an: »Ruhm und Preis sei euch gesungen, die ihr mit aller Welt gerungen und Helden bliebt im harten Streit. Eure Leiber, euer Leben habt ihr als Schutzwall hergegeben für deutscher Heimat Sicherheit. Der Freiheit golden Licht schien euch ins Angesicht noch im Sterben. Die Freiheit brach in bitt’rer Schmach! Doch eure Saat reift neuem Tag!«

Die Predigt, in der unter anderem die Namen der 318 toten Soldaten der Gemeinde verlesen wurden, hielt Hauptpastor Denker. Nach Beendigung des Gottesdienstes folgte die Gemeinde dem Kirchenvorstand, den zahlreiche Abordnungen und Fahnenträgern auf den Kirchplatz. Unter Glockengeläut und dem von der Regimentskapelle gespielten Lied »Ich hab mich ergeben« wurde der Zug am Denkmal empfangen. Nach einer stillen Andacht enthüllte der Vorsitzende des Kirchenvorstandes, Herr Dahms, das Denkmal mit den Worten: »Möge es für alle Zeit Zeugnis darüber ablegen, dass unser Geschlecht der teuren Toten unauslöschlich gedenkt«.

Den Kranzniederlegungen folgte die Weiherede von Pastor Pautke. Mit dem Lied »Ich hatt’ einen Kameraden« schloss die Feier.

Während der in Lübeck geborene Schwegerle der Veranstaltung beiwohnte, war Pagels durch eine Verpflichtung in der Villa Hügel in Essen verhindert.

Vaterstaedtische Blaetter 1929 Nr5 web 

Hier können Sie sich den vollständigen Artikel über die Einweihung des Kriegerdenkmals in den »Vaterstädtischen Blättern« 1929, Nr.5 ansehen

Vaterstädtische Blätter 5, Einweihung 1929


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Der Bildhauer Pagels

Hermann Joachim Heinrich Pagels (1876 - 1959) war ein Sohn von Heinrich Pagels, dem Seniorchef der seinerzeit deutschlandweit bedeutenden Firma Heinr. Pagels in der Breiten Straße zu Lübeck, einem Porzellan- und Haushaltswarengeschäft. Er war Mitschüler von Thomas Mann auf dem Katharineum. Mit Fritz Behn (1878 - 1970) und Hans Schwegerle (1882 - 1950) bildet er eine Gruppe von fast gleichaltrigen Lübeckern, die erfolgreiche Bildhauer wurden und deren Arbeiten dem Zeitgeschmack entsprachen.

Auf dem Burgtorfriedhof schuf Pagels 1921 das Mausoleum für Emil Possehl.

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde Pagels durch seine Adolf-Hitler-Büsten bekannt. Hitler erwarb von Pagels das Werk »Schwimmerin«  für 8000 Reichsmark. Pagels Werke wurden zur NS-Zeit auch 1936 auf der »Großen Münchner Kunstausstellung« gezeigt, wo er mit Marmor- und Bronzebüsten von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel, Generalfeldmarschall Gerd von Rundstedt und Generaloberst Walther von Brauchitsch vertreten war. Im Haus der Deutschen Kunst in München waren 1940 unter anderem seine Bronzebüsten von Rudolf Heß, Joseph Goebbels und Benito Mussolini ausgestellt.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 24. November 2015


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Die Possehl-Stiftung

Die Possehl-Gruppe mit der Holding L. Possehl & Co. mbh wurde am 1. Mai 1847 von Ludwig Possehl mit Sitz in Lübeck gegründet. Sie betrieb einen Handel mit Kohlen und Eisen. Das Erbe des Gründers ging durch seinen Sohn, Emil Possehl, in eine Stiftung über. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in der Beckergrube der Lübecker Altstadt. Heute ist die in Anteilseignerschaft der gemeinnützigen Possehl-Stiftung befindliche Possehl-Gruppe ein weltweit tätiges Unternehmen. Es werden in 62 inländischen und 97 ausländischen Unternehmen mehr als 12 000 Menschen beschäftigt. Dabei arbeiten die Unternehmen weitgehend selbstständig. Der Mischkonzern erwirtschaftete zuletzt 3,283 Milliarden Euro Umsatz im Jahr.

• Nach Wikipedia, abgerufen am 24. November 2015

Die Lübecker Nachrichten schrieben am 11. April 2015 in ihrer Onlineausgabe:

»So viele Millionen: Wie die Possehl-Stiftung zu Geld kommt«

Sie gehört zu den größten wohltätigen Einrichtungen in Lübeck. Das Geld, das die Stiftung ausgibt, verdienen aber andere. Und die machen ihren Job richtig gut.

Alle Welt blickt auf Lübeck – und aufs Hansemuseum. Zwei Tage lang tagen die sieben Außenminister der wichtigsten Industrienationen dort – sechs Wochen vor der Eröffnung. 45 Millionen Euro kostet das Hansemuseum. Die Possehl-Stiftung hat 35,6 Millionen Euro hineingesteckt, die EU 9,42 Millionen Euro, die Stadt keinen einzigen Cent.

Woher kommt das viele Geld, das die Possehl-Stiftung anscheinend mühelos in Lübeck verteilt? Nicht nur ans Hansemuseum, sondern auch die jährlichen Millionen Euro die Kitas, Jugendprojekte, Schulen, Museen und lübsche Altstadthäuser erhalten. Diese Leichtigkeit im Umgang mit Finanzen hat nichts mit Glück zu tun, sondern mit geschicktem Management. Und das sitzt im sechsten Stock im Possehl-Haus in der Beckergrube 38-52. Dort hat der Vorstand L. Possehl & Co. mhH seine Chefetage. Vorsitzender ist Uwe Lüders. Er ist der Mann, der das Geld verdient, das die Stiftung wieder ausgibt. »Er ist mehr wert als ein Sechser im Lotto«, lobt Renate Menken, Vorsitzende der Possehl-Stiftung. Sie sitzt bezeichnenderweise noch einen Stock höher – in der siebten Etage des Hauses.

Die Stiftung ist alleinige Gesellschafterin dieses riesigen Konzerns L. Possehl. Er ist weltweit tätig, besteht mittlerweile aus 140 Gesellschaften, beschäftigt mehr als 11 500 Mitarbeiter, mehr als die Hälfte davon arbeitet in Deutschland. L. Possehl ist ein Gemischtwarenladen: Die Palette der Unternehmen reicht von Edelmetallverarbeitungs-Firmen über Hersteller von Druckmaschinen, Halbleitern und Reinigungsmaschinen. Im vergangenen Jahr hat L. Possehl einen Rekordumsatz von 3,3 Milliarden Euro gemacht. Der Gewinn vor Steuern beträgt 125 Millionen Euro. Als Lüders seinen Job 2004 anfing, lag der Umsatz bei 695 Millionen Euro – und der Gewinn vor Steuern bei 22 Millionen Euro. Lüders hat den Gewinn des Konzerns fast versechsfacht.

Die Formel für die Possehl-Stiftung als Gesellschafter ist dabei ganz einfach. Je mehr Lüders verdient, desto mehr Geld kann Menken ausgeben. Denn ein Fünftel bis ein Viertel des Gewinns fließt an die Stiftung. Der Rest der Millionen bleibt im Unternehmen – und wird dort auch gebraucht. Der Konzern wird hanseatisch, konservativ, zurückhaltend geführt – und erweitert sich dabei stetig im Stillen. Lüders hat seit 2006 immerhin 19 Firmen gekauft – die haben den Konzern in der Wirtschaftskrise 2008 so gestärkt, dass er 2009 immer noch 21 Millionen Euro Gewinn verbucht hat.

Davon profitiert die Stiftung – und somit auch Lübeck. Denn das Budget der Stiftung ist mit dem Erfolg des Konzerns gestiegen. In den 90er Jahren und um die Jahrtausendwende betrug es zwischen 3,5 und fünf Millionen Euro pro Jahr. 2012 waren es schon elf Millionen Euro — in diesem Jahr sind es satte 15 Millionen Euro. So viel wie nie. »Das Budget der Stiftung wächst jedes Jahr um eine Million Euro«, sagt Menken...«

Josephine von Zastrow

SH Luebeck St Marien Schild web

• Schild neben dem Kriegerdenkmal an der Mauer von St. Marien


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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschriften
Ein historisches Foto
Der Reichsarbeitsdienst
Findlinge

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Lütjenholm, Kreis Nordfriesland

Direkt am Dorfeingang

Die kleine gepflegte Anlage befindet sich neben dem Ortsausgangsschild, auf das die Dorfgemeinschaft freundlich »Tschüß« geschrieben hat. Sie ist den getöteten Soldaten des 1. und 2. Weltkriegs gewidmet. 1931 ist sie eingeweiht worden, 1953 wurde sie um die getöteten und vermißten Soldaten des 2. Weltkriegs erweitert.

SH Luetjenholm Strasse web

Eine bunte Feldsteinmauer schließt die Anlage zur Durchgangsstraße. Man betritt die Anlage durch eine schmiedeeiserne Pforte, die an zwei Pfosten aufgehängt ist.

 

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Der Platz ist mit Kies ausgelegt. Zwischen einer Steinkante und der Rhododendronbepflanzung rundherum, sind am Ende des Platzes im Halbrund die Gedenksteine aufgestellt.

 

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Das Hauptdenkmal ist ein vorne gerader Findlingstein auf einem bunten Feldsteinsockel mit eckigem Grundriß und wulstigen Fugen.

 

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Oben ist ein Eisernes Kreuz in Kontur graviert. Kontur und Innenfläche mit ausgesparter Kaiserkrone sind schwarz ausgemalt, ebeso wie die Inschrift:

Wanderer der Du hier verweilst
falte still die Hände
denke eh du weiter gehst
einmal an dein Ende.
Suchst du irdischen Gewinn,
wirst du rastlos wandern,
diese gaben alles hin,
für das Wohl der anderen.

Darunter:

Zum Gedächtnis der im Weltkriegen
1914 - 18 u. 1939 - 45
gefallenen Söhne unseres Dorfes errichtet
1931 / 1953

 

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Davor ein dunklerer kleiner Findling auf einem Bruchsteinsockel in einem abgegrenzten Viereck mit Blumenbepflanzung.

 

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Die Widmungsinschrift lautet:

Den ungezählten Gefallenen
und Vermißten des deutschen Ostens

 

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Rechts und links der Hauptsteine liegen kleine Findlinge mit den Namen der getöteten Soldaten mit Einsatzort und Todesjahr.

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Die Inschriften

Obwohl der 1. Weltkrieg so viele Menschenleben forderte und der Krieg verloren wurde, interpretierten die Stifter in den Inschriften fast aller Kriegerdenkmäler den Kriegstod als sinnvoll. Das anonyme Massensterben wurde ignoriert, stattdessen heroisierte man die Soldaten und stilisierte ihr Schicksal. In der Inschrift des Denkmals von Lütjenholm wird das Schicksal der getöteten Soldaten sogar als das sinnvollere beschrieben, denn wir, die Lebenden, sind in Gefahr nach irdischen Gewinnen zu streben und rastlos zu wandern, während die toten Soldaten ihr Leben für das Wohl der anderen hingaben und »ehrenvoll« gestorben sind. Es steht hier nicht die Trauer im Vordergrund vielmehr wird der Tod im Krieg in einen Zusammenhang gestellt, der ihn zu einem nicht zu hinterfragenden Opfer macht. Dass Soldaten auch Täter waren, wird auf allen Kriegerdenkmälern in Deutschland ausgeblendet.

Wenn getötete Soldaten als »gefallen« bezeichnet werden, suggeriert man, dass der Soldat im Kampf stehend oder vorwärts stürmend von einer Kugel getroffen wurde und dann tot zu Boden fiel. Dass der Kriegstod tatsächlich meistens brutaler ist, wird verschleiert, über die Realität des Sterbens in den Materialschlachten wird so hinweg getäuscht.

Die häufig verwendete Bezeichnung »Söhne« stellt eine Vertrautheit her, die getöteten Soldaten werden familiär vereinnahmt, denn familiäre Bindung verpflichtet.

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Ein historisches Foto

Dieses Foto ist wohl vor dem 2. Weltkrieg aufgenommen worden: der Findling für die »Gefallenen und Vermißten des deutschen Ostens« ist noch nicht gesetzt.

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Statt der heutigen Rhododendron-Büsche am Rand, wuchs damals Efeu am Denkmal hoch.

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Der Reichsarbeitsdienst

Wie überall in Deutschland wurden auch in Lütjenholm nach 1935 junge Menschen zum Arbeitsdienst verpflichtet.

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Die Funktion des Reichsarbeitsdienstes (RAD):

Seit 1935 war im NS-Regime der halbjährige Arbeitsdienst für männliche Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren obligatorisch, für weibliche freiwillig. Unter dem Motto »Mit Spaten und Ähre« zogen diese Arbeitskolonnen durch Deutschland, die – meist tatsächlich nur mit Spaten ausgerüstet – Moore trockenlegten, neues Ackerland kultivierten oder beim Bau der Reichsautobahnen und des Westwalls mitwirkten. [...] Wenige Tage nach Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 wurde die Arbeitsdienstpflicht auch für weibliche Jugendliche eingeführt, die als »Arbeitsmaiden« karitative Aufgaben übernahmen, Mütter im Haushalt entlasteten oder zu Einsätzen in der Landwirtschaft herangezogen wurden. Männliche Arbeitsgruppen unterstützten im Krieg zumeist als Bau- und Instandsetzungstrupps die Wehrmacht und standen an Flugabwehrgeschützen. 1943 wurde der RAD Oberste Reichsbehörde, die Adolf Hitler direkt unterstand.

Zitiert aus: Arnulf Scriba, Deutsches Historisches Museum, Berlin, 7. August 2014

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• Die Hausflagge des Reichsarbeitsdienstes

 

Innerhalb des nationalsozialistischen Systems erfüllte der Reichsarbeitsdienst mehrere Aufgaben. Den offiziellen Zweck nannte § 1 des Gesetzes über den Reichsarbeitsdienst:

»Der Reichsarbeitsdienst ist Ehrendienst am deutschen Volke. Alle jungen Deutschen beiderlei Geschlechts sind verpflichtet, ihrem Volke im Reichsarbeitsdienst zu dienen. Der Reichsarbeitsdienst soll die deutsche Jugend im Geiste des Nationalsozialismus zur Volksgemeinschaft und zur wahren Arbeitsauffassung, vor allem zur gebührenden Achtung der Handarbeit erziehen. Der Reichsarbeitsdienst ist zur Durchführung gemeinnütziger Arbeiten bestimmt.« Reichsarbeitsdienstgesetz vom 26. Juni 1935.

Der RAD verfolgte mehrere Ziele:

1. Ein Hauptziel war die Disziplinierung der jungen Generation, deren Angehörige während der Weltwirtschaftskrise oft jahrelang arbeitslos gewesen waren. Dem entsprach die paramilitärische Struktur des RAD. Konstantin Hierl prägte schon 1934 den sehr bezeichnenden Begriff »Soldat der Arbeit« für die Arbeitsdienstleistenden.

2. Der RAD war ein Versuch, die nationalsozialistische Ideologie der Volksgemeinschaft in die Praxis umzusetzen. Konstantin Hierl hob diesen Aspekt in seinen Reden besonders hervor: »Es gibt kein besseres Mittel, die soziale Zerklüftung, den Klassenhass und den Klassenhochmut zu überwinden, als wenn der Sohn des Fabrikdirektors und der junge Fabrikarbeiter, der junge Akademiker und der Bauernknecht im gleichen Rock, bei gleicher Kost den gleichen Dienst tun als Ehrendienst für das ihnen allen gemeinsame Volk und Vaterland.«

3. Die wirtschaftliche Bedeutung des Arbeitsdienstes war demgegenüber wegen mangelnder Arbeitsproduktivität gering.

4. Der Rad übernahm schließlich seit 1938 zunehmend Hilfsdienste für die Wehrmacht.

Danach war der RAD in seinen Anfängen ein Teil des nationalsozialistischen Erziehungssystems. Die Ableistung der Arbeitsdienstpflicht war Voraussetzung für die Zulassung zum Hochschulstudium.

Der RAD überhöhte Arbeit zum »Ehrendienst« an der »Volksgemeinschaft«. Besonders brisant und ideologisch paradox wurde dieser Anspruch dann, wenn an Projekten und Baustellen, an denen der RAD arbeitete, auch Zwangsarbeiter, Strafgefangene oder Häftlinge aus Arbeitserziehungslagern, mithin »Gemeinschaftsfremde«, eingesetzt wurden.

Nach Wikipedia, abgerufen am 7. 12. 2017

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Findlinge

»Der Findling kann als ›Klassiker‹ unter den Denkmalsformen bezeichnet werden. Denkmalsfindlinge stehen meist unter einer Eiche auf einem größeren Platz. Die große Beliebtheit von Findlingsdenkmälern ist zunächst einmal in rein äußerlichen Faktoren begründet. Granitfindlinge standen in Norddeutschland allerorts zur Verfügung, die Eiszeit hatte sie aus Skandinavien mitgebracht. Das heißt, nach einem Findling musste nicht lange gesucht werden, der Transportaufwand war bei kleinen bis mittelgroßen Findlingen gering und meistens waren die Transportwege kurz. Zudem war es leicht möglich, die Findlinge mit nur wenig Bearbeitung in Denkmäler zu ›verwandeln‹: Bei den meisten Denkmälern wurde sich lediglich darauf beschränkt, die Vorderseite leicht zu glätten und eine Inschrift einzuhauen. Häufig umringte man den Findling mit kleineren Feldsteinen, die, real oder auch nur optisch, seinen Sockel bildeten. Alles in allem war die Errichtung eines Findlingsdenkmals finanziell gesehen eine sehr günstige Angelegenheit [...]

Neben den pragmatischen ›Vorzügen‹ bei der Entscheidung für ein Findlingsdenkmal gab es aber auch ideologische Gründe. Nach völkischer Lehre im 19. Jahrhundert wurden Findlinge als urgermanische Zeugnisse angesehen. Die so genannten ›Hünengräber‹ aus prähistorischer Zeit wurden als germanische ›Heldenhügel‹ gedeutet und ihnen wurde eine spezifische nationale Aura zugesprochen. Aus diesem Grund wurden sie gegen Ende des 19. Jahrhunderts von den Stiftern als besonders geeignet angesehen, identitätsstiftend zu wirken: eine geeinte deutsche Nation, die sich auf ihre germanischen Wurzeln besinnt [...]

Auch in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg wurden [...] neue Findlingsdenkmäler errichtet. Sie folgten in ihrer Bedeutung weiterhin der germanischen Tradition und zeugten von der nationalistischen Haltung der Stifter, für die der deutsche Geist im ersten Weltkrieg unzerstörbar war.«

• Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, S. 45-47, S. 65-66

»Findlinge wecken Assoziationen zu germanischen und keltischen Hünengräbern und Dolmen. Die Romantik entdeckte sie wieder, nach den Befreiungskriegen verbreiteten sie sich als Denkmalstyp und setzten sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts vorwiegend in Norddeutschland gegen den Obelisk durch. [...] Als Monolith steht der Findling für die Einheit des Landes, fast unbearbeitet, strahlt er Naturwüchsigkeit aus, selbst ein Teil der uralten Überlieferung mahnt er zu ewigem Gedenken.«

Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.134


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Kurzfilme zu den Denkmälern

Seit ein paar Jahren existiert die Website www.denk-mal-gegen-krieg.de, auf der die Evangelische Akademie sich kritisch mit der bestehenden Erinnerungskultur auseinandersetzt. Die häufigsten Erinnerungsmale an die vergangenen Kriege sind Kriegerdenkmäler, auf denen der Soldatentod verklärt und die zivilen Opfer verschwiegen werden.

An einigen Orten produzieren wir kurze Videos und stellen sie online. Den Film über die Denkmalsanlage in Lütjensee können Sie hier sehen: YouTube> und die Einführung zur Filmreihe bei YouTube>

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I N H A L T
Das Denkmal
Die Inschrift
Die Geschichte
Das neue Denkmal auf dem Friedhof
Der Stahlhelm
Der Kaiser-Wilhelm-Gedenkstein
»Up ewig ungedeelt«

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Lütjensee, Kreis Stormarn

Auf einer Grünfläche an der Hamburger Straße

Die Reste des Kriegerdenkmals für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs liegen auf einem Platz an der Hauptverkehrsstraße, Ecke »Alte Dorfstraße«. Vorhanden sind noch ein Teil der Krone und der Querstein unter der früheren Namenstafel aus Granit. Wie das Denkmal komplett aussah, kann man weiter unten sehen – so wurde es 1919 eingeweiht.

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Quer zur Hauptstraße ist neben den Denkmalsfragmenten links ein Kaiser-Wilhelm-Gedenkstein aufgestellt und rechts ein »Up ewig ungedeelt«-Stein, der an die Schleswig-Holsteinische Erhebung 1848 erinnert.

 

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Durch die fehlenden Teile des vormals hohen Kriegerdenkmals sind die Erinnerungssteine nun auf einer Höhe aufgereiht. Dazwischen ist je ein Buchsbaum gepflanzt, davor blühen an diesem 13. April 2019 Stiefmütterchen.

 

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Das Kronenteil des Kriegerdenkmals steht nun direkt auf dem Sockel. Es wurde mit nach innen gerundeten Ecken gearbeitet.

 

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Die Inschrift auf dem Kronenteil lautet:

Es starben den Heldentod für das Vaterland
[im] Weltkriege 1914 1918 aus der Gemeinde Lütjensee

Das »im« fehlt.

Auf dem Sockel steht die Widmung, in deren Mitte in einfachen Linien ein Stahlhelm eingemeißelt ist:

Den Tapferen (Stahlhelm) aus Dankbarkeit

 

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Hier sieht man die geringe Tiefe der Granitplatten, die, wie man auf den historischen Fotos sehen kann, nur Teile der Frontseite am großen früheren Bruchsteinmonument waren. Man sieht auch das Schild des Nachbarn auf dem angrenzenden Gelände: Blutspendedienst des Deutschen Roten Kreuzes. 1959 hat er seine Tätigkeit an diesem Ort begonnen. Das große Grundstück am See hatte im Lauf der Jahrzehnte viele unterschiedliche Besitzer und Verwendungszwecke. 1905 baute Gustav Peemöller hier ein Hotel, 1939 wurde das Gebäude zur Landesführerschule umgebaut, 1944-47 war dort ein Lazarett für deutsche, später für englische Soldaten eingerichtet.

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Die Inschrift

Es starben den Heldentod für das Vaterland
Den Tapferen aus Dankbarkeit

Vier Jahre waren die Soldaten bei zunehmender Technisierung des Krieges vor allem für das maschinelle Töten zuständig. Soldaten beider Seiten harrten im Schlamm in den Schützengräben aus und mussten den Tod als etwas jederzeit Mögliches, Alltägliches hinnehmen. Diese Abstumpfung des Einzelnen thematisiert die Inschrift nicht – im Gegenteil: sie glorifiziert den heldenhaften Kampf.

»Sie starben den Heldentod« steht dann auf den Denkmälern. So, als ob das Sterben die Erfüllung ihres Lebens, die Bestimmung des soldatischen Auftrags ist. Der Tod eines Soldaten muss erklärt und gerechtfertigt werden und er begründet eine spezifische Erinnerungspflicht. Wobei es nicht die Toten sind, die die Lebenden dazu verpflichten könnten, es sind immer die Überlebenden, die als Denkmalstifter die Getöteten für ihre Zwecke benutzen, sie als Helden, als Retter des Vaterlands, als Vorbild für Treue und Pflichterfüllung benennen, deren Tod nicht sinnlos gewesen sein darf. Bis 1945 benutzen die Nationalsozialisten die toten Soldaten für eine Verpflichtung an die nachfolgende Generation, ihnen an Kampfesmut und Opferbereitschaft nicht nachzustehen.


»Mit der Bezeichnung ›Held‹ sollte die besondere militärische Leistung des Gefallenen, die letztendlich vor allem in seinem Tod bestand, verbal ausgezeichnet werden. Der Tod der Soldaten belegt nicht ihr militärisches Versagen, sondern zeugt von besonderem Mut und Einsatz. Das soll die Hinterbliebenen stolz machen. [...] Die Soldaten, die lebend aus dem Krieg wieder heimgekehrt sind, werden in den Inschriften nicht als Helden bezeichnet.«

 • Kerstin Klingel, Eichenkranz und Dornenkrone, Landeszentrale für politische Bildung Hamburg 2006, S. 89


»3701 Solinger fielen ›auf dem Felde der Ehre‹, wie es damals hieß. Zusammen mit fast zehn Millionen anderen jungen Männern sinnlos geopfert von einer Clique machtverwöhnter Aristokraten und Politiker, denen es – so weiß man heute – völlig egal war, wer da für sie starb.«

• Uli Preuss im Solinger Tageblatt, 9. November 2018


»Ende der 60er, Anfang der 70er gibt es in Deutschland einen grundlegenden Paradigmenwechsel. Es kommen jüngere Historiker und jüngere Offiziere in verantwortliche Positionen, die vieles von dem was vor 1914 bis 1918 war hinterfragen, die auch ganz andere Fragen an die Vergangenheit stellen und an die entsprechenden Repräsentationen der Vergangenheit. Die sich fragen: Ist es noch zeitgemäß Erinnerungen zu pflegen, die Ausdruck von Aggression, Imperialismus und Hybris ist?«

Michael Epkenhans, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam

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Die Geschichte

Das Denkmal so wie es 1919 eingeweiht wurde:

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Auf der alten Postkarte ist zu sehen, dass das Monument aus Bruchsteinen mit hellen Fugen in drei Stufen als Pylon gemauert worden war. Ein Pylon ist ein massiver turmartiger Bau mit rechteckigem Grundriss und abgeschrägten Seitenwänden. Auf der untersten Stufe sehen wir nun den uns schon bekannten Granitsockel mit dem Stahlhelm zur Widmung »Den Tapferen aus Dankbarkeit«. Darüber die helle zweiteilige Tafel, auf der in drei Spalten die Namen der toten Soldaten aufgeführt sind. Nun folgt die Krone. Zu unterst erkennen wir das noch vorhandene Teil mit der Inschrift und siehe da: darauf ist noch eine Spitze gesetzt, auf der ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen thront. Auf der Naht zwischen den Kronenteilen ist ein Eisernes Kreuz angebracht, das militärische Ehrenzeichen.


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Ostern 1932: die Freiwillige Feuerwehr Lütjensee hat sich vor dem »Ehrenmal« aufgestellt – mit Mann und Gerät.

• Die beiden Fotos stammen aus der »Chronik Lütjensee« von 1986.
Herzlichen Dank, dass wir sie hier zeigen dürfen.


Wie ist es nun zu der Dekonstruktion des Monuments gekommen? Über die Denkmalssituation in Lütjensee steht in den Lübecker Nachrichten

am 15. November 1953: »Ein Ausschuß, der die Ausgestaltung des Ehrenmals in der Dorfmitte am Kreiskurheim vorbereiten soll, wurde jetzt von der Gemeindevertretung gebildet. [...] Das Ehrenmal soll zusätzlich noch Tafeln mit den Namen der Gefallenen des zweiten Weltkrieges erhalten. Der Ausschuß soll dem Gemeinderat Vorschläge unterbreiten und Kostenvoranschläge vorlegen.«

Am 20. Oktober 1954: »Allgemein wird die Anlage einer neuen würdigen Heldengedenkstätte für die Gefallenen beider Weltkriege gedacht. Eine Erweiterung des bereits vorhandenen Ehrenmals für die Opfer von 1914/18 unter der Friedenseiche wird für unzweckmäßig gehalten, da diese Gedenkstätte unmittelbar an der Dorfstraße liegt und bei dem geplanten Ausbau der Straße direkt an der Fahrbahn steht. Vielmehr sollte eine wirkliche Weihestätte an ruhigerer Stelle – vielleicht im Hainholz am Platz des ›Opfersteins‹ genannten Findlings – geschaffen werden.«

Am 18. November 1956: »Auf dem Schulhof findet heute die Gedenkstunde für die Gefallenen der beiden Weltkriege statt, an der alle Organisationen, die Gemeinde und die Schule teilnehmen werden. Die Gedenkrede hält Pastor Steffen. Die Feier mußte auf den Schulhof verlegt werden, weil das Ehrenmal an der Dorfstraße dem Neubau der Betonstraße zu weichen hatte. Die Planungen für eine neue Gedenkstätte sind bereits im Gang.«

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Das neue Denkmal auf dem Friedhof

Wieder begleiten die Lübecker Nachrichten die Entwicklung.

Am 27. November 1954: »In einem Lichtbildervortrag erläuterten der Sachbearbeiter für die Planung von Kriegerdenkmälern bei der Landesregierung, Rose, und Kreisoberbaurat Schulz dem Lütjenseer Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung die verschiedenen Möglichkeiten für den Bau einer neuen Heldengedenkstätte. [...] An Hand von Lichtbildern zeigte der Fachmann der Regierung den Gemeinderäten Beispiele, wie gute und schlechte Anlagen geschaffen werden können. Er empfahl, einen würdigen Platz nicht direkt an der Straße auszuwählen und mit der Ausführung nur einen ›wirklichen Könner‹ zu beauftragen. [...] Bei der anschließenden Diskussion vertrat die Mehrheit des Rates die Auffassung, daß das vorhandene Ehrenmal für die Opfer von 1914/18 wohl abgerissen und an anderer Stelle eine neue Gedenkstätte für beide Weltkriege aufgebaut werden müßte.«

Am 27. Februar 1957: »Die Pläne für ein neues Ehrenmal für die Gefallenen der beiden letzten Kriege nehmen in Lüthjensee feste Formen an. [...] Nach dem Entwurf eines Hamburger Gartenarchitekten will man die idealen natürlichen Voraussetzungen am Rande des künftigen Friedhofes ausnutzen. An Stelle eines vielfach üblichen Findlings oder Gedenksteins soll ein Kreuz auf der Anhöhe die Krönung bilden, während Steinplatten am Hang auf die Kriegsopfer hinweisen.«

Am 10. Oktober 1957: »Mit den Arbeiten zum Bau des neuen Ehrenmales, für das gegenwärtig noch in der Bevölkerung Spenden gesammelt werden, ist im Auftrag der Gemeinde bereits begonnen worden. Nachdem der Weg abgesteckt wurde, beginnen jetzt die Erdbewegungen. Das rund zehn Meter hohe Kreuz aus Eiche, das die Anlage krönen soll, wurde in Auftrag gegeben.
In einer Feierstunde am Volkstrauertag, dem 17. November, soll das neue Mal eingeweiht werden. [...] Die Kosten für das neue Ehrenmal sind auf insgesamt 25.000 Mark veranschlagt worden.«

Am 9. November 1958: »Weitere rund 3500 Mark hat die Gemeinde in diesem Herbst in den Ausbau des Ehrenmals für die Gefallenen gesteckt. Nachdem im Vorjahr das Holzkreuz auf einem kleinen Hügel errichtet wurde, ist in diesem Jahr das Ehrenplateau hergerichtet worden.
Außerdem wurden weitere Anpflanzungen vorgenommen. [...] Im nächsten Jahr schließlich sollen die Gedenktafeln angebracht werden. Wegen der hohen Kosten für das neue Ehrenmal wurden die Arbeiten auf mehrere Bauabschnitte verteilt.«

Am 20. Oktober 1960: »Das Ehrenmal für die Gefallenen beider Weltkriege, das in den letzten Jahren bereits abschnittsweise auf einem Hügel in der Nähe des Pastorats errichtet wurde, wird jetzt vervollständigt. Zwölf Gedenkplatten, die am Rande des gewundenen Weges zur Spitze, auf der das Holzkreuz steht, aufgestellt werden sollen, sind eingetroffen. Sie erhalten je eine der Jahreszahlen von 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945.
Die Platten sollen den Leidensweg des deutschen Volkes durch die bitteren Kriegsjahre versinnbildlichen und zugleich eine Mahnung für die Überlebenden sein.«

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1987: die Denkmalsanlage auf dem Friedhof der Tymmo-Kirche 

Foto (Ausschnitt): Kreisarchiv Stormarn, >internationale Lizenz 4.0


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Auf jeder der zwölf Platten ist oben eine der Jahreszahlen der beiden Weltkriege in einer geschwungenen Schrift eingemeisselt, darunter ein Eisernes Kreuz. Das militärische Ehrenzeichen zeigt uns, dass hier der toten Soldaten gedacht werden soll.

Das Holzkreuz steht auf einer erhöhten Stelle, unweigerlich muss man an den Hügel Golgatha denken, auf dem den neutestamentlichen Evangelien zufolge Jesus von Nazaret gekreuzigt wurde. Das Kreuz steht heute für den christlichen Glauben, dass im Opfertod Jesu Gott den Menschen heilend nahegekommen ist.

Die Bedeutung von Leiden und Sterben Jesu Christ, EKD, 2015


Christliche Analogien sollen dem Soldatentod eine religiöse Weihe geben und ihn als »Opfertod« verklären. »Kriege, in denen planvoll getötet und grausam gestorben wird, fordern die Sinnstiftungsleistung des Kollektivs der Überlebenden auf ganz besondere Weise heraus.« (Alexandra Kaiser, Von Helden und Opfern, Frankfurt/Main 2010, S.12)


»Frei stehende Kreuze stellen eine Beziehung zwischen dem Tod im Krieg und dem Erlösertod Jesu her.« (Hartmut Häger, Kriegstotengedenken in Hildesheim, Gerstenberg 2006, S.135)


Dr. Karen Meyer-Rebentisch zitiert den ersten Pastor der Lutherkirche Lübeck: »Im Februar 1929 schrieb Pastor Mildenstein für den Lübecker Generalanzeiger einen Artikel, der angesichts der wirtschaftlichen Depression in Deutschland ermutigen sollte. Darin prophezeit er ›das Wunder einer neuen Zukunft unseres Volkes, wenn wir Jesu Kreuz sich erneuern sehen im tausendfachen Opfertod unserer Brüder. Ihr Opferblut ist Brunnenquell neuen Lebens! Ihre Glaubenskraft an ihre welterlösende vaterlandsbefreiende Großtat der Treue bis zum Tode ist wie Lebenswasser!‹«

Vortrag am 28.1.2017 in der Akademie Sankelmark


Bei der Planung 1954 wurde die künftige Denkmalsanlage »Heldengedenkstätte« genannt. Als sie 1960 fertig war, hieß es: »Die Platten sollen den Leidensweg des deutschen Volkes durch die bitteren Kriegsjahre versinnbildlichen« ohne darauf hinzuweisen, dass beide Weltkriege Angriffskriege Deutschlands und dass die toten Soldaten Beteiligte dieser verbrecherischen Kriege waren.

Heute, sagt Pastor Denecke, sei das Denkmal in Lütjensee ein Friedensmal.

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Der Stahlhelm

Die schlichte Darstellung des Stahlhelms auf dem Sockel des Kriegerdenkmals in Lütjensee:

 

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Neben dem militärischen Ehrenzeichen Eisernes Kreuz ist die Darstellung des Stahlhelms das meist gezeigte Symbol auf Kriegerdenkmälern. Wie kam es zu dieser Wirkmacht?

Die neuen Methoden der Artilleriekampfes im 1. Weltkrieg erforderten einen verbesserten Kopfschutz für die Soldaten. Der Lazarettarzt Professor August Bier (nach ihm ist z.B. eine Klinik in Malente benannt) beobachtete höchst gefährliche Granatsplitterverletzungen des Gehirns in erschreckender Häufigkeit und entwickelte darum zusammen mit dem Ingenieur Dr. Friedrich Schwerd den neuen Helm aus Stahl, der die bis dahin getragenen ledernen Pickelhauben ablöste. Die ersten 30 000 Helme wurden im Dezember 1915 an die Truppen an der Westfront ausgeliefert.

Die Vorstellung von der stählernen Schutzwirkung wurde fortan auf Postkarten, Kriegsanleiheplakaten, Schmuckblättern usw. propagandistisch ausgeschlachtet und symbolisch überhöht. Bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde dieser Symbolwert noch gesteigert.


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Plakat von Ludwig Hohlwein zum 10. Reichsfrontsoldatentag 1929

»Der Historiker Jürgen Kraus macht drei vorherrschende semantische Felder aus, die dem Stahlhelm in diesem propagandistischen Zusammenhang schon für die Zeit des Krieges zugeordnet werden können. Zum einen hoben die Kriegsanleiheplakate den einzelnen Soldaten aus dem ›massenhaften Elend der Materialschlachten‹ heraus, der nun ›gleichermaßen geschützt wie heroisiert durch den neuen Stahlhelm siegessicher als Heldenfigur auf den Plakaten erschien.‹ In seiner Funktion als Schutzhelm verwies er auf die Gefahren und den Tod auf dem Schlachtfeld und wurde von daher zum Symbol für die Front schlechthin. Viel stärker als die Pickelhaube, die nun endgültig als Symbol für das Militär abgelöst war, vermochte der Stahlhelm den veränderten Bedingungen des Krieges kurz vor dessen Ende auch symbolisch Rechnung zu tragen.

Ein zweites semantisches Feld ergab sich besonders in der zweiten Kriegshälfte aus »der Vorstellung der ›stählernen‹ Schutzwirkung des Stahlhelms«, die nahe legte, daß der so behelmte Soldat an der Front imstande war, dem permanenten Beschuß durch den übermächtigen Feind, dem ›Stahlgewitter‹, standzuhalten und damit ein Vorbild für den Durchhaltewillen an der Front und auch in der Heimat zu sein.

Das dritte semantische Feld folgt laut Kraus schließlich aus der großen formalen Ähnlichkeit des neuen Stahlhelms mit typischen Helmformen des Mittelalters. [...] Indem der Träger des Stahlhelms so in die Nähe der historischen Gestalt des Ritters ›als Repräsentant des deutschen Heeres‹ gerückt wurde, was auf zahlreichen Plakaten der Zeit in vielfältiger Weise geschah, konnte er als überzeitlicher ›Kämpfer für Deutschland‹ stilisiert werden, der ›ganz wie seine Vorkämpfer über die Jahrhunderte hinweg Unheil von Deutschland abzuwehren bestimmt war.‹«

Aus Kriegsvolkskunde, Gottfried Korff (Hg.), Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V. 2005, S.130

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Der Kaiser-Wilhelm-Gedenkstein

Auf dem hellen, rundlichen Findling wurde auf der Frontseite eine Fläche geglättet. Darauf ist oben die schlichte Darstellung der deutschen Kaiserkrone zu sehen, darunter groß das »W« für Kaiser Wilhelm I., links daneben sein Geburtsjahr: 1797 und rechts daneben das Jahr seines 100. Geburtstages. Aus diesem Anlass wurde der Gedenkstein im Jahr 1897 gestiftet und aufgestellt. Am 22. März 1897 feiert man überall im Deutschen Reich den 100. Geburtstag des Kaisers Wilhelm I., der wegen seiner Verdienste zur Reichseinigung von Kaiser Wilhelm II. nun zum »Kaiser Wilhelm der Große« erklärt wurde. Überall im Land wurden ihm zu Ehren Denkmäler enthüllt ...

 

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... auch im Nachbarort Trittau. Dort hat die Stiftung Geschichtskultur ein erläuterndes Schild aufgestellt:

»Wilhelm I.
• Geboren am 22.3.1797 als Sohn von König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen und Königin Luise
• Niederschlagung der Revolution 1848 (›Kartätschenprinz‹)
• König von Preußen 1861 - 1888
• Deutscher Kaiser 1871 - 1888
• Gestorben 1888. Ihm folgt Friedrich III. (99-Tage-Kaiser) und im gleichen Jahr Wilhelm II. (1888 - 1918)

Kaiser Wilhelm I. und sein Kanzler Bismarck haben ihr Jahrhundert geprägt. Um beide entstand nach ihrem Tod eine kultische Verehrung. Kaiser Wilhelm II. förderte den Kult um seinen Großvater, für den zu dessen 100. Geburtstag das riesige Nationaldenkmal in Berlin, etwa 350 Denkmäler in deutschen Städten und zahlreiche Gedenksteine, wie hier in Trittau, eingeweiht wurden.«

»Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen wurde am 22. März 1797 in Berlin geboren. 1814 Hauptmann geworden, begleitete er seinen Vater auf dem Feldzug nach Frankreich gegen Napoleon I., erwarb sich das Eiserne Kreuz und zog am 31. März mit in Paris ein. Seit 1. Januar 1816 führte er das Stettiner Gardelandwehrbataillon, erhielt 1818 als Generalmajor eine Gardeinfanteriebrigade, am 1. Mai 1820 die 1. Gardedivision und 1825 als Generalleutnant das Gardekorps. In der langen Friedenszeit, half er den militärischen Geist in der Truppe zu erhalten. Nach dem Tod seines Bruders bestieg Wilhelm den preußischen Thron. 1862 berief Wilhelm Bismarck zum Ministerpräsidenten von Preußen und ließ sich im Wesentlichen von ihm lenken. Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg wurde König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser ausgerufen.«

• nach www.deutsche-Schutzgebiete.de, aufgerufen am 28.11.2017
 

Zum Vertiefen: Dorlis Blume für das Deutsche Historische Museum

    

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»Up ewig ungedeelt«

Up ewig ungedeelt (Auf ewig ungeteilt) ist eine Passage des Vertrages von Ripen, in dem die Herrschaft in den Herzogtümern Schleswig und Holstein im Jahr 1460 geregelt wurde. Nachdem der Arzt, Dichter und Übersetzer August Wilhelm Neuber 1841 diesen Spruch in eins seiner Gedichte eingebaut hatte, wurde er zum Kampfbegriff der deutschen Schleswig-Holsteiner. 1844 forderte die Holsteinische Ständeversammlung: »Die Herzogtümer Schleswig und Holstein sind fest miteinander verbundene Staaten«.

Das Schleilied von August Wilhelm Neuber, das 1841 in einer Haderslebener Zeitung erschien und bald darauf von Carl Gottlieb Bellmann vertont wurde:

Sie sollen es nicht haben
Das heil’ge Land der Schlei!
Sie sollen es nicht haben
Das Land so stolz und frei.
Der Herzog hat’s geschrieben,
Den sich das Volk erwählt:
»Se schölln tosammen blieben
Op ewig ungedeelt!«

 

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• Der Gedenkstein in Lütjensee ist annähernd ein halber Würfel aus weißem Gestein. Die Frontseite ist an der Oberfläche ockerfarben. Im ausgemeißelten, oben abgerundeten Schriftfeld sieht man wieder den weißen Stein. Die zarte Schrift ist graviert und mit schwarzer Farbe ausgefüllt.


Die Schleswig-Holsteinische Erhebung, an die der Stein erinnert, entstand einige Jahre später im Zusammenhang mit den revolutionären Bewegungen 1848 als Konflikt zwischen den nationalistischen Strömungen in Dänemark und Deutschland. Die Schleswig-Holsteiner strebten die gemeinsame Loslösung der beiden Herzogtümer aus dem deutsch-dänischen Gesamtstaat und die Eingliederung beider in den Deutschen Bund an. Die dänischen Nationalisten wiederum strebten einen Nationalstaat an, zu dem nur das Herzogtum Schleswig gehören sollte.

Über diesem Konflikt kam es zu einem – mit Unterbrechungen – dreijährigen Krieg (1848 – 1851), bei dem die Schleswig-Holsteiner von den Staaten des Deutschen Bundes unterstützt und nach anfänglichen Erfolgen schlussendlich von der dänischen Seite besiegt wurden.

Dem britischen Premier Lord Palmerston (1784 bis 1865) zufolge war die Schleswig-Holstein-Frage so kompliziert, dass nur drei Menschen sich darin auskennen würden: Albert von Sachsen-Coburg-Gotha, Prinzgemahl von Queen Victoria, der schon tot sei, ein Professor, der verrückt geworden sei, und er selbst, doch habe er alles wieder vergessen, sonst wäre er auch verrückt geworden.

 

Genaueres bei Wikipedia, abgerufen am 3.12.2019

 

»Up ewig ungedeelt« ist auch heute noch der Wahlspruch des Landes Schleswig-Holstein.


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