I N H A L T
• Das Denkmal
• Die Findlinge 1956
• Die Erweiterung 1986
• Volkstrauertag 2016
• Volkstrauertag 2017
• Die Einweihung
• Die Geschichte
• Postkarte aus Wahlstedt
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Wahlstedt, Kreis Segeberg
Auf dem Waldfriedhof hinter der Christuskirche
Die Gedenkstätte für die Toten beider Weltkriege ist auf und um einen frühgeschichtlichen Grabhügel nach der Idee und dem Entwurf des Landschaftsarchitekten Hans Kidery aus Plön 1956 errichtet worden. Ein spiralförmiger Weg führt zum fünf Meter hohen Kreuz aus einem einzigen grau-weißem Granitstein aus dem Fichtelgebirge, das der Bildhauer Friedrich Eichstaedt aus Munster entworfen und gefertigt hat. Auch die um den Hügel herum liegenden Granitfindlinge mit den symbolträchtigen Ortsnamen mit Bezug zu beiden Weltkriegen und den Jahreszahlen des 2. Weltkriegs sind sein Werk. Letzteres und die Tafel des alten Kriegerdenkmals zum 1. Weltkrieg liegen flach neben Bänken aus Findlingen und halbierten Eichenstämmen auf dem Weg hoch zum Kreuz. Die Bänke wurden 2004 nach altem Vorbild erneuert. Am 18. November 1956 wurde die Gedenkstätte eingeweiht. Pastor Wolf tat dies mit den Worten: »So sei denn dieses Werk geweiht als ein Ehrenmal unauslöschlichen Dankes den Gefallenen, ein Gedächtnis schwerster Zeit unseres Volkes, ein Mahnen zu ganzer Treue den kommenden Geschlechtern.«
Der Blick vom Friedhof auf die Gedenkstätte am Rand des weiträumigen, bewaldeten Geländes.
Die Anlage mit viel Heidekraut und niedrigen Sträuchern wird von der Stadt instand gehalten.
Das Hochkreuz aus einem Granitstein, grob bossiert, das in der Anmutung einem keltischen Kreuz ähnelt.
Ein Keltenkreuz, Hochkreuz oder irisches Kreuz ist ein Element der frühmittelalterlichen und mittelalterlichen sakralen Kunst im keltischen Kulturraum der britischen Inseln und Irlands. Es ist ein Balkenkreuz mit verlängertem Stützbalken meist aus Stein gehauen, bei dem um den Schnittpunkt der Balken ein Ring liegt. Die ursprünglichen irischen Hochkreuze fanden sich nicht auf Grabstätten, sondern markierten dekorativ ein besonderes Gebiet oder heiliges Land. Sie waren auch regionale gesellschaftliche Treffpunkte, um die herum Feiern abgehalten wurden.
• Nach Wikipedia, abgerufen am 29.3.2018
Die in zwei Zeilen umlaufende Inschrift am Fuß des Kreuzes lautet:
Alles Leid der Welt ist klein vor Gottes Zukunft
Auf den Findlingen der Denkmalsanlage wird an viel Leid erinnert. Das Leid von heldenhaften Wehrmachtssoldaten, von in Konzentrationslagern Ermordeten, von Heimatvertriebenen, von zivilen Bombenopfern in Deutschland – nicht in anderen Ländern, von politischen Gefangenen wird hier ohne Unterscheidung nebeneinander gestellt. Nicht jedes Leid auf dieser Liste ist klein vor Gottes Zukunft!
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Die Findlinge 1956
Am Fuß des Hügels sind 1956 im großen Kreis 12 unterschiedlich geformte Findlinge bzw. behauene Stelen, die an »Kampfstätten aus beiden Weltkriegen« (Chronik Wahlstedt 1958) erinnern, deren Symbolik nicht immer eindeutig ist.
Monte Cassino: Die Schlacht um Monte Cassino vom 17. Januar bis zum 18. Mai 1944 war eine der längsten und blutigsten Schlachten des 2. Weltkriegs. Der verlustreiche Kampf hielt den Vormarsch der Alliierten für eine Weile auf. Erst am 25. Mai konnten die allierten Truppen den Weg nach Nazi-Deutschland über Rom fortsetzen.
In der Schlacht um die Stadt und den Berg von Cassino, bei der 105 000 alliierte und 80 000 deutsche Soldaten kämpften, starben rund 20 000 deutsche und bis zu 55 000 alliierte Soldaten. Das 1300 Jahre alte Benediktinerkloster in 516 Meter Höhe wurde zerstört.
Nach der Schlacht wurde die Kampfmoral der beteiligten deutschen Fallschirmjäger in der NS-Propaganda glorifiziert; der deutsche Abzug wurde nicht erwähnt.
Dresden: Vom 13. bis 15. Februar 1945 griffen Bomberverbände der britischen und US-amerikanischen Luftwaffe mehrfach Dresden an, das bis dahin vom Krieg weitgehend unversehrt geblieben war. Etwa 600.000 Menschen lebten zu diesem Zeitpunkt in der Stadt, außerdem hielten sich mehrere Hunderttausend Flüchtlinge in ihr auf. [...] Rund 75.000 Wohnungen wurden zerstört, 25.000 Menschen kamen ums Leben. [...] Über nahezu jede Frage, die sich an die Bombardierung Dresdens stellt, ist gestritten worden. Eine von ihnen ist die nach der militärischen Notwendigkeit des Angriffs. Eine andere ist die nach der Zahl der Toten, die von Nazi-Propagandisten auf bis zu 200.000 geschätzt worden war.
Die Nazis, aber später auch die SED, kultivierten das Bild von der unschuldigen Stadt, die alliiertem Terror zum Opfer gefallen sei. [...] Und immer noch faseln Neonazis an den Gedenktagen vom alliierten »Bombenholocaust«.
»Der Weg unseres Gedenkens«, sagte hingegen die christdemokratische Dresdner Oberbürgermeisterin Helma Orosz im vergangenen Jahr, »führt uns zu den Opfern der Nazis nach deren Machtergreifung, zu den brennenden Synagogen und zu den Toten des Krieges, den Deutschland mit dem Angriff auf Polen begann. Dieser Weg lässt uns an Coventry, St. Petersburg und die vielen Städte denken, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Dieser Weg des Erinnerns erspart uns nicht den Blick in die Gaskammern von Auschwitz.« [...]
Seitdem hat sich die Anzahl ziviler Opfer in den weltweiten Konflikten ständig erhöht. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag das Verhältnis von getöteten Soldaten zu zivilen Opfern noch bei 8 zu 1. Im Jahr 2000 hatte sich das Verhältnis genau umgekehrt.
• Zitiert nach Zeit Online Wissen
Europas Schreckensnächte: Dresden
Stalingrad: Die Vernichtung der deutschen 6. Armee und verbündeter Truppen 1942/1943 in der Schlacht von Stalingrad gilt als psychologischer Wendepunkt des im Juni 1941 von Nazi-Deutschland begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges.
Der Industriestandort Stalingrad war ein operatives Ziel der deutschen Kriegführung und sollte als Ausgangspunkt für den eigentlichen Vorstoß in den Kaukasus dienen. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt im Spätsommer 1942 wurden in Folge einer sowjetischen Gegenoffensive im November 1942 über 230 000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten von der Roten Armee eingekesselt. Obwohl die Lage der nur unzureichend versorgten Soldaten aussichtslos war, bestanden Hitler und die militärische Führung auf einer Fortführung der Kämpfe. Die meisten Soldaten stellten Anfang 1943, zum Teil auf Befehl, zum Teil aus Material- und Nahrungsmangel die Kampfhandlungen ein und gingen in Kriegsgefangenschaft, ohne dass es zu einer offiziellen Kapitulation kam. Rund 10 000 versprengte Soldaten, die sich in Kellern und der Kanalisation versteckt hielten, setzten ihren Widerstand noch bis Anfang März 1943 fort. In den Kämpfen von Stalingrad kamen über 700 000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee.
Die Schlacht wurde sowohl von der NS- als auch von der Sowjetpropaganda noch während des Krieges instrumentalisiert und ist mehr als jede andere Schlacht des 2. Weltkriegs noch heute im kollektiven Gedächtnis verankert.
Kurland: Kurland war und ist ein Teil von Lettland. Nach Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges 1941 war das lettische Territorium bis zur schrittweisen Rückeroberung durch die Rote Armee ab Sommer 1944 von deutschen Truppen besetzt. In der Kesselschlacht von Kurland wurden die deutsche Heeresgruppe sowie Luftwaffen- und Marineeinheiten ab Oktober 1944 eingeschlossen.
In den sechs verlustreichen »Kurlandschlachten« von Oktober 1944 bis März 1945 wehrten die eingeschlossenen Wehrmachtverbände, unterstützt von lettischen SS-Einheiten, alle sowjetischen Offensiven ab.
Als am 8. Mai 1945 die Heeresgruppe Kurland im Rahmen der Gesamtkapitulation der deutschen Streitkräfte die Waffen niederlegte, wurden über die Häfen Windau und Libau bis zum 9. Mai 1945 Flüchtlinge, Verwundete und Heereseinheiten evakuiert.
42 Generäle, 8038 Offiziere, 181 032 Unteroffiziere und Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft, die etwa 14 000 lettischen SS-Angehörigen, die zu der Zeit schon zwangsrekrutiert worden waren, wurden als »Verräter« bestraft. Einige von ihnen setzten als »Waldbrüder« den bewaffneten Kampf bis 1953 fort.
• nach Wikipedia, abgerufen am 28.3.2018
Am 9. Mai 1945 war auch für die deutsche Heeresgruppe Kurland der Krieg endlich zu Ende. Hitler hatte ihren Rückzug verboten. Für einen irrsinnigen Plan, sagt der Historiker und Oberst a.D. Karl-Heinz Frieser in einem Interview mit Welt.de vom 9.5.2015
In Kurland verschliss Hitler seine beste Truppe
Am 5.2.1945 teilte Kommandeur Janischkeit der Ehefrau von Leutnant Christophe seinen Tod bei den Abwehrkämpfen in Kurland mit: »Von dem großen Idealismus der Zeit erfüllt, fand er in treuer Pflichterfüllung für Führer und Volk den Heldentod, damit Deutschland lebe.«
Brief dokumentiert auf www.kurland-kessel.de
Narvik: Narvik ist eine norwegische Stadt nördlich des Polarkreises. Im Zuge der nationalsozialistischen Unternehmung »Weserübung« Anfang April 1940 besetzte Wehrmachtskommandeur Eduard Dietl, beauftragt durch persönliche Intervention von Hitler, mit seinen Gebirgsjägern die Stadt. Für die deutsche Kriegsindustrie war das Eisenerz der schwedischen Grube Kiruna von strategischer Bedeutung. Von Narvik aus wurde es ins Deutsche Reich verschifft – meistens in den Emder Hafen, der fast während des gesamten 20. Jahrhunderts (!) der Hauptumschlagplatz von Erz für die Eisenhütten u.a. der Waffenindustrie im Ruhrgebiet war.
Im Juni 1940 standen nach erbitterten Kämpfen in der »Schlacht um Narvik« 2 000 Gebirgsjäger und 2 500 Marinesoldaten rund 25 000 alliierten Soldaten gegenüber, bis der Westfeldzug die Alliierten veranlasste, ihre Truppen abzuziehen. Die bevorstehende Niederlage der Deutschen war abgewendet und sie besetzten Narvik erneut. Diesen vermeintlichen Sieg feierte die NS-Propaganda als Beweis des deutschen Kampfeswillens.
Im Juli 1940 beförderte Hitler Dietl, den »Helden von Narvik«, zum General der Gebirgstruppen und verlieh ihm als erstem Offizier der Wehrmacht das Eichenlaub zum Ritterkreuz. In der deutschen Öffentlichkeit erwarb sich Dietl einen nahezu legendären Ruf.
Dietl 1942 nach der Beförderung zum Generaloberst: »Wir müssen aus innerster Überzeugung an unseren obersten Befehlshaber glauben und mit heiliger Begeisterung die Aufgabe, die der Führer der Wehrmacht gestellt hat – die Erringung des Endsieges – erfüllen.«
Anlässlich des 20. Jahrestages des Hitler-Putsches ließ Dietl am 9. November 1943 verlautbaren: »Der Frontsoldat weiß, daß es sich um den Schicksalskampf des deutschen Volkes handelt, daß sich die Juden der ganzen Welt zusammengeschlossen haben zur Vernichtung Deutschlands und Europas. […] Der Krieg ist der unerbittliche Läuterer der Vorsehung. Ich erkläre feierlich: Ich glaube an den Führer!«
Auf dem Weg zu einer Besprechung mit Hitler auf dem Berghof im Juni 1944 zerschellte sein Flugzeug. Die Trauerfeier mit Hitlers Rede zum »Typ des nationalsozialistischen Offiziers« am Beispiel Dietls wurde im Radio übertragen.
Im Mai 1964 wurde eine Kaserne der Bundeswehr in Füssen nach Dietl benannt. Ein Jahr später wurde sein militärischer Rang »Generaloberst« der Namensgebung hinzugefügt. Pax Christi forderte im Februar 1988 die Umbenennung. Wütende Reaktionen folgten. Der Petitionsausschuss des Bundestages hingegen empfahl, durch Aufklärung der Truppe Verständnis für die Umbenennung der Kaserne zu wecken. Eine Umbenennung wäre zugleich ein Beitrag zur »Aufarbeitung der jüngsten deutschen Vergangenheit«. Der örtliche CSU-Abgeordnete Kurt Rossmanith hielt dagegen: »Generaloberst Dietl war und ist für mich auch heute noch Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln.« Erst im November 1995 erhielt die Kaserne den Namen »Allgäu-Kaserne«.
• nach Wikipedia, abgerufen am 29. März 2018
Dietls Biografie auf der Website Lemo »Lebendiges Museum online« des Deutschen Museums:
Eduard Dietl
Berlin: Woran soll erinnert werden: An Berlin, die »Welthauptstadt Germania«, die laut Hitlervertrautem Henry Picker zum Mittelpunkt des großgermanischen Weltreichs gemacht werden sollte? An den Selbstmord Hitlers im Führerbunker unter der Reichskanzlei? An die durch den »Eisernen Vorhang« geteilte Stadt im Kalten Krieg ab Juni 1948? An Berlin als Kaiserresidenz der Hohenzollern?
Somme: Die Schlacht an der Somme war mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten die verlustreichste Schlacht an der Westfront während des 1. Weltkriegs. Durch die vom deutschen Heer im Februar 1916 begonnene Schlacht um Verdun wurde die französische Armee stark geschwächt, so dass die britischen Streitkräfte mit der Offensive an der Somme ihre Verbündeten entlasten sollten. Sie begann am 1. Juli 1916 und wurde am 18. November desselben Jahres ohne eine militärische Entscheidung abgebrochen.
Von den etwa 120 000 britischen Soldaten wurden am ersten Tag über 19 000 getötet, davon alleine 8 000 in der ersten halben Stunde, und fast 36 000 verwundet. Zusätzlich wurden etwa 2 100 Mann als vermisst gemeldet. Einzelne Regimenter verloren weit über die Hälfte ihrer Soldaten, ganze Divisionen galten als nicht mehr existent. Der erste Tag der Schlacht an der Somme wurde wegen der hohen Verluste »schwärzester Tag der britischen Militärgeschichte« genannt. Charakteristisch für die Schlacht war vor allem der äußerst bedenkenlose Umgang mit Menschenleben.
Die in der Folge groß angelegten Materialschlachten führten nicht zu der vom britischen General Haig erhofften völligen Zermürbung des deutschen Heeres. Trotz Stolz auf Tapferkeit und Kriegstaktik kamen auf Seiten der deutschen Führung und Truppe nun aber erstmals Zweifel am siegreichen Ausgang des Krieges auf. Zu groß war die Überanstrengung der Truppen und der mittlerweile deutliche Mangel an erfahrenen Offizieren und Unteroffizieren.
Skagerak: Ist der Name eines Teils der Nordsee zwischen der dänischen Nordküste Jütlands, der Südküste Norwegens und der Südwestküste Schwedens. Ende Mai 1916 fand im Westen dieses Meeresgebietes die größte und verlustreichste Seeschlacht des 1. Weltkrieges zwischen der deutschen Hochseeflotte und der britischen großen Flotte der Royal Navy statt. Die Briten hatten deutlich höhere Verluste an Menschenleben und Schiffen zu beklagen, obwohl sie stärkere Kräfte in die Schlacht führten. Der Erfolg der deutschen Seite bestand darin, ein Unentschieden erreicht zu haben, das war jedoch nicht kriegsentscheidend.
Trotzdem wurde die Skagerrak-Schlacht in den Jahren der Weimarer Republik von den rechten Parteien regelmäßig als großer Sieg über die Übermacht der Briten gefeiert. Nach ihr wurden in der NS-Zeit zahlreiche Straßen, Brücken und Plätze benannt. In Wilhelmshaven fanden zum Beispiel bis Ende der 1960er Jahre Skagerrakfeiern mit Umzügen, Paraden und Kranzniederlegungen statt.
Gedenkstein für die toten Soldaten der Schlacht am Skagerrak auf dem Ehrenfriedhof in Wilhelmshaven.
Inschrift auf der Kranzschleife – bis heute unkommentiert:
Den in der Schlacht am Skagerrak am 31. Mai 1916 nach heldenhaftem siegreichem Kampfe gefallen und mit SMS Lützow auf dem Meeresgrunde ruhenden Kameraden zum dauernden Gedächtnis
Die Seeschlacht inspirierte damals bekannte Künstler und Schriftsteller zu Werken mit heroischem Grundgefühl.
Verdun: Der Ort Verdun steht für eines der blutigsten Kapitel des 1. Weltkriegs. Ganze Armeen fielen im Kampf um wenige hundert Meter Boden. Bis heute ist das sinnlose Massensterben an den Fronten des Städtchens Verdun, 240 Kilometer vor Paris, ein Symbol für das menschenverachtende Antlitz des 1. Weltkrieges. [...]
1914 versuchten die deutschen Streitkräfte, in einem schnellen Aufmarsch im Westen die französischen Armeen einzukesseln und vernichtend zu schlagen. Der Versuch scheiterte, die alliierten und die deutschen Heere standen sich auf einer Frontlänge von rund 700 Kilometern von der belgischen Küste bis zur Schweiz gegenüber. [...]
Nachdem im Jahr 1915 die alliierten Streitkräfte wiederholt vergeblich versucht hatten, an einem begrenzten Frontabschnitt die deutsche Linie niederzuwalzen, ging die Oberste Heeresleitung im Frühjahr 1916 zur groß angelegten Offensive bei der französischen Maasfestung Verdun über. Verdun, herausragender Eckpfeiler der französischen Frontlinie, lag strategisch wichtig auf den Höhen über der Maas am östlichen Ende der französischen Grabenlinie. Verdun war darüber hinaus ein Symbol der französischen Widerstandskraft. [...]
Trotz des in seinem Ausmaß bis dahin einmaligen Einsatzes von Menschen und Waffen führte das mörderische Ringen auf keiner der beiden Seiten zu irgendeinem strategischen oder taktischen Vorteil. [...] Abertausende der eigenen Männer fielen in diesem sinnlosen Kampf für eine Handvoll unbedeutender Geländegewinne – ein Kampf, der längst irrationalen Charakter angenommen hatte und bald darauf vielfach heroisiert und mythisch verklärt wurde.
• zitiert nach www.planet-wissen.de
Entscheidungssuche an der Westfront
Wie die meisten Schlachten wurde auch der Kampf vor Verdun nach dem verlorenen 1.Weltkrieg nicht als wirkliche Niederlage der deutschen Armee gedeutet. Dies wurde vor allem gestützt durch die von den nationalen Kräften in Deutschland verbreitete Dolchstoßlegende.
Aus der Chronik Wahlstedt von 1958: »Das gesamte Steinmaterial wurde von Bildhauer Friedr. Eichstaedt mit großer Liebe und Sachkenntnis ausgesucht und bearbeitet. [...] Jede einzelne Stele aber möchte, ebenso wie das Kreuz selbst, etwas aussagen: so sollten z.B. der schwere zerklüftete Findling Verdun das durch Trommelfeuer immer wieder umgepflügte Kampfgelände um Verdun, der aufrechte Stein für Langemark die aufrecht in den Tod gegangenen Freiwilligen von 1914/15, der ähnlich einer Woge auslaufende Stein für Skagerrak den Tod zu Wasser symbolisieren.«
Langemark: Mit dem Deutschlandlied auf den Lippen opferten sich vor 100 Jahren heldenhaft deutsche Studenten und Schüler bei der Schlacht um ein Dorf in Flandern – dieser Mythos lebt bis heute. [...]
Am frühen Morgen des 10. November 1914 sprangen auf ein Pfeifensignal hin 2000 deutsche Soldaten aus ihren Gräben auf. Nahe dem flämischen Langemark stürmten sie mit aufgepflanzten Bajonetten gegen den Feind – sie liefen geradewegs ins Verderben. An den Hügeln vor ihnen hatten sich erfahrene französische und belgische Soldaten zusammen mit englischen Berufssoldaten eingegraben. Ihr Maschinengewehrfeuer mähte die Angreifer einfach nieder.
Die Meldung, die die Oberste Heeresleitung des Deutschen Reichs am Tag darauf veröffentlichte, liest sich ganz anders. Sie legte den Grundstein für einen bis heute verbreiteten fatalen Mythos: »Westlich Langemark brachen junge Regimenter unter dem Gesang ›Deutschland, Deutschland über alles‹ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2000 Mann französischer Linieninfanterie wurden gefangen und sechs Maschinengewehre erbeutet.« [...]
Die Wahrheit stirbt im Krieg häufig zuerst. Der Bericht der Heeresleitung vom 11. November zeugt davon. Denn nicht einmal der angegebene Ort der Schlacht ist korrekt. Tatsächlich hatten die Soldaten sechs Kilometer enfernt von Langemark gekämpft, bei Bixschote in der belgischen Provinz Westflandern. Historiker vermuten, dass die Generäle den Ort wegen des deutsch klingenden Namens ausgewählt haben und weil er dem als typisch deutsch empfundenen und verehrten Namen »Bismarck« des ehemaligen Reichskanzlers ähnelte. [...]
Viele deutsche Tageszeitungen druckten die Meldung der Obersten Heeresleitung am nächsten Tag auf ihrer Titelseite. So auch die Frankfurter Zeitung. Sie schufen damit das Bild eines blind gehorchenden, patriotischen Soldaten, der das Deutschlandlied singend, gegen den Feind stürmt und sein Leben bereitwillig für das Vaterland opfert. Die Generäle hatten das tatsächliche Gemetzel von Langemark erfolgreich zu einem »Opfergang der deutschen Jugend« stilisiert und damit ihr Versagen bei der Schlacht verschleiert. Der Mythos von Langemark war geboren. Eine Legende, die in der Weimarer Republik Auftrieb erhielt, während der nationalsozialistischen Herrschaft ihren Höhepunkt erlebte [...]
Sie setzten den Mythos ein, um der Jugend jenes Bild vom selbstlosen, sich bedingungslos für das Vaterland opfernden Soldaten einzuimpfen, das die Oberste Heeresleitung mit ihrer Falschmeldung 1914 entworfen hatte. Die Schlacht von Langemark sollte zu einem Symbol für die Volksgemeinschaft werden. So übernahm 1934 die Hitlerjugend von der Deutschen Studentenschaft die Patenschaft für das Ehrenmal in Flandern. Und Hermann Göring ordnete an, deutschlandweit Straßen, Plätze und Schulen nach Langemark zu benennen. Viele Straßen und Plätze tragen den Namen bis heute.
• Zitiert nach www.faz.net vom 10.11.2014
Langemarck, der verschleierte Irrsinn
Tannenberg: Anders als der 2. Weltkrieg, so liest man oft, habe der 1. Weltkrieg das Deutsche Reich im Osten kaum berührt. Doch das ist falsch: 1914/15 wurde Ostpreußen schrecklich verwüstet. [...]
Dem Schlieffen-Plan gemäß blieb Ostpreußen im Zweifrontenkrieg nur schwach verteidigt; erst sollte Frankreich rasch niedergeworfen werden, dann wollte man sich nach Osten wenden. [...]
Zum Schutz ist allein die 8. Armee unter Generaloberst Maximilian von Prittwitz vorgesehen. Damit stehen insgesamt 173 000 Deutsche einer Übermacht von 485 000 Russen gegenüber. Am 17. August kommt es zum ersten größeren Gefecht bei Stallupönen. Drei Tage später überlässt Prittwitz den Russen bei Gumbinnen voreilig das Feld und ordnet den Rückzug an. Schon kursiert das Gerücht, er habe die gesamte Provinz preisgegeben. Rasch entbindet Generalstabschef Helmuth von Moltke den glücklosen Prittwitz von seinen Aufgaben und schlägt dem Kaiser als Nachfolger den 67-jährigen Paul von Hindenburg und den ehrgeizigen, 49-jährigen Erich Ludendorff vor. [...]
Bis zum 30. August gelingt es Hindenburgs Truppen, die Armee Samsonows im Raum von Tannenberg zu umzingeln. Binnen weniger Tage zwingt er die Russen zur Aufgabe – das westliche Masuren ist wieder frei. [...]
Hindenburg weiß den Sieg gut zu nutzen – vor allem für sich selbst. Nach der ersten großen Niederlage im Westen, dem Desaster an der Marne, nur wenige Tage nach Tannenberg, braucht die deutsche Seele dringend einen Helden. Er bietet sich an. [...]
Mit dem Hindenburg-Kult gelingt es den rechten Feinden der Demokratie, die Abneigung gegen die deutsche Republik dauerhaft zu verfestigen. Zum zehnten Jahrestag der Schlacht wird in Tannenberg eine monumentale, Stonehenge-ähnliche Denkmalanlage eröffnet. Die Nationalsozialisten inszenieren hier bald große Auftritte. [...]
Durch diese fatale Überhöhung wurde Ostpreußen zu einem germanischen Bollwerk stilisiert, unbezwingbar im weiten slawischen Osten. Es war ein folgenschwerer Mythos, der dann im 2. Weltkrieg noch einmal beschworen wurde. So hofften im Winter 1944/45 viele Ostpreußen auf ein neues Tannenberg: Doch diesmal blieb die Rettung aus. Deutschlands östlichste Provinz versank in den Trümmern des »Dritten Reiches«.
• Zitiert nach www.zeit.de vom 13.2.2014
Der Mythos von Tannenberg
El Alamein: Durch Verlegung deutscher Luft- und Seestreitkräfte von Südeuropa nach Nordafrika gelang es Erwin Rommel im Januar 1942, die zwei Monate zuvor begonnene britische Offensive Crusader mit einem überraschenden Gegenangriff zu stoppen. Massive Luftangriffe deutscher Sturzkampfbomber (Stukas) begünstigten den deutsch-italienischen Vormarsch nach Tobruk. Die britische Festung kapitulierte nach heftigen Kämpfen am 21. Juni. Unter Ausnutzung des psychologischen Vorteils nach dem Sieg befahl der inzwischen zum Generalfeldmarschall beförderte Rommel die Verfolgung des Gegners. [...]
Obwohl die in der Panzergruppe Afrika formierten deutsch-italienischen Verbände mit 60 zu 160 Panzern in Unterzahl waren, stießen sie am 30. Juni 1942 bei El Alamein an die letzte britische Verteidigungsstellung vor Alexandria. Ihrer beweglichen Kampfführung waren die schwerfälligen britischen Panzer unterlegen, die zudem durch die im Panzerabwehrkampf wirkungsvoll eingesetzten 8,8 cm-Flakgeschütze erhebliche Verluste erlitten. [Sie] scheiterten jedoch an einem Vorstoß durch die Verteidigungslinie aufgrund britischer Überlegenheit. [...]
Als die 8. Armee unter Bernard L. Montgomery am 23. Oktober zum Angriff überging, standen knapp 100.000 deutsche und italienische Soldaten mit 550 Panzern etwa 230.000 britischen, südafrikanischen, indischen und neuseeländischen Soldaten mit über 1.200 Panzern gegenüber. [...] Als die Briten am 2. November 1942 die deutschen Stellungen durchbrachen, verfügte Rommel gegen den Befehl Hitlers den Rückzug seiner fast völlig aufgeriebenen und erschöpften Truppen nach Libyen.
Lesen sie weiter bei »Lebendiges Museum online« des Deutschen Museums
»Die letzte Schlacht«, Artikel aus dem »Spiegel« 1967
Der Stein mit den Jahreszahlen des 2. Weltkriegs am Ende des Wegs zum Hochkreuz.
Die Tafel des alten Denkmals, das den getöteten Soldaten des 1. Weltkriegs gewidmet war, liegt flach neben einer von zwei Bänken, die auf dem Weg zum Kreuz nach altem Vorbild 2004 erneuert worden sind.
Im Medaillon ein Stahlhelm auf einem Lorbeerzweig im Relief.
Die Inschrift lautet:
Den Tapferen, die für uns gefallen gewidmet
Die dankbare Gemeinde
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Die Erweiterung 1986
In diesem Jahr wurde der Denkmalsstätte ein innerer Steinkreis bestehend aus vier Findlingen – keine Stelen – hinzugefügt. Sie tragen wieder Ortsnamen. Man wollte jetzt jedoch nicht nur der Schlachten gedenken – Schlachten, die oft durch Legendenbildung den Mythos des tapferen, sich in bedingungsloser Treue für das Vaterland opfernden, deutschen Soldaten nährten. Horst Meyer-Jungclaussen, damals der Vorsitzende der Volkshochschule Wahlstedt, beantragte beim Kirchenvorstand das Aufstellen eines Steines für Auschwitz. Pastor Meyns war das Gedenken an die Ermordung der Juden zu einseitig, er wollte auch an anderes Leid erinnern und hat den Stein »Frisches Haff« und die beiden anderen »Plötzensee« und »Workuta« gefordert. Der Kirchenvorstand hat die Erweiterung dann in der Sitzung am 10. September 1986 einstimmig bei drei Enthaltungen beschlossen. Zur Finanzierung wurde im Protokoll festgehalten: »1 Stein finanziert die Friedensgruppe [vermutlich Auschwitz], 2 die Stadt Wahlstedt und 1 die Kirchengemeinde [vermutlich Frisches Haff]. Die Kosten in Höhe von DM 1.600,- [für den Stein der Kirchengemeinde] werden finanziert aus der Rücklage.« Der heutige Propst des Kirchenkreises Plön-Segeberg Erich Faehling nahm damals als Vikar der Kirchengemeinde an der Sitzung teil.
Wir danken Angelika Remmers, Vorsitzende der Volkshochschule Wahlstedt und Cathrin Christensen vom Kirchenkreisarchiv für die Informationen.
Frisches Haff: Januar 1945: Auf breiter Front überschreitet die sowjetische Armee die deutschen Grenzen im Osten. Die abgekämpften deutschen Truppen, unter ihnen Jugendliche und alte Männer, haben dem Ansturm nichts entgegenzusetzen. Aus Angst vor Vergeltung für den Vernichtungskrieg der Wehrmacht begeben sich Hunderttausende Menschen in Ostpreußen, aber auch in Pommern und Schlesien auf die Flucht. Manche reisen sofort mit dem noch planmäßig verkehrenden Schnellzug ab, andere warten bis zum letzten Augenblick, auch, weil die NS-Behörden eine Flucht anfangs verbieten. [...] Schon nach zehn Tagen haben sowjetischen Panzer, die überraschend aus dem südliche Ostpreußen vorgestoßen sind, bei Elbing die Küste erreicht – wenige Kilometer vor Danzig. Dadurch ist der Fluchtweg nach Westen abgeschnitten. Der einzige Ausweg ist nun die weiter nördlich gelegene Strecke Richtung Ostsee, nach Königsberg, der Provinzhauptstadt, und weiter nach Pillau (heute Baltjisk). Der kleine Ort verfügt über zahlreiche Hafenbecken und liegt 50 Kilometer westlich an der Einfahrt ins Frische Haff. [...] Bis Mitte Februar werden über den Pillauer Hafen mehr als 200.000 Menschen abtransportiert, 50.000 Flüchtlinge setzen hier zur Frischen Nehrung über. Oft bleibt der Schiffsraum aber auch dem Abtransport von Soldaten, Waffen und Militärfahrzeugen vorbehalten. [...] An der Rettungsaktion über die Ostsee waren mehrere Hundert Schiffe beteiligt. Wie viele Menschen über den Seeweg gerettet wurden, ist bis heute ungeklärt. Die Zahlen schwanken zwischen 800.000 und 2,5 Millionen. Mehr als 20.000 Menschen starben bei Schiffsuntergängen. [...]
Ein Großteil der Ostdeutschen bleibt in Schleswig-Holstein, das in der späteren Bundesrepublik mit einer Million aufgenommener Menschen zum Land mit den meisten Flüchtlingen wird. In manchen Städten und Dörfern verdoppelt sich die Einwohnerzahl. 1948 sind 40 Prozent der Lübecker Bevölkerung Flüchtlinge. Sie leben oft in Notunterkünften und Sammellagern, von denen es Anfang der 50er-Jahre noch mehr als 700 im ganzen Land gibt. Erst mit den Jahren gelingt den regierenden Politikern die Integration, nicht selten gegen Widerstände der Einheimischen, die sich noch lange vor Überfremdung und Verdrängung fürchten.
• Zitiert nach einem Beitrag von NDR Kultur vom 22.1.2015
Winter 1945: Hunderttausende flüchten über die Ostsee
Die Landsmannschaft Westpreußen e.V. hat eine Dokumentation von Gedenkstätten mit westpreußischen Attributen in Deutschland erstellt. Auch für Wahlstedt wurde eine Seite angelegt:
Westpreußische Gedenkstätte Wahlstedt / Schleswig-Holstein
Plötzensee: Zwischen 1933 und 1945 wurden hier fast 3000 Menschen aus dem In- und Ausland nach Unrechtsurteilen der NS-Justiz hingerichtet. Der Raum, in dem die Hinrichtungen stattfanden, ist heute ein Gedenkraum. Im Raum daneben wird die Praxis der nationalsozialistischen Justiz dokumentiert.
• Zitiert nach der Website der Gedenkstätte Plötzensee
14 Dokumentationstafeln
Workuta: Das Arbeitslager Workuta war eines der größten und härtesten Zwangsarbeiterlager des Gulag-Systems für politisch Verfolgte und Kriegsgefangene im Norden der Sowjetunion. Gulag ist die Abkürzung für Glavnoe Upravlenie Lagerej = Hauptverwaltung der Konzentrations- und Arbeitslager.
In Workuta waren gleichzeitig bis zu 73 000 Personen inhaftiert. Insgesamt waren es weit über eine Million Männer und Frauen verschiedener Nationalitäten, die als Häftlinge beziehungsweise Kriegsgefangene nach Workuta zur Zwangsarbeit verschickt wurden. Davon kamen etwa 250 000 auf unterschiedlichste Art und Weise ums Leben. Die genaue Anzahl deutscher Gefangener ist unklar. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass etwa 40 000 bis 50 000 Deutsche aus der SBZ/DDR, d.h. auch Nazi-Kriegsverbrecher, von 1945 bis 1955 durch sowjetische Militärtribunale verurteilt und davon 20 000 bis 25 000 in die Sowjetunion verschleppt wurden. Andere Zahlen sprechen von nur 5 000 Verschleppten, wovon etwa ein Drittel nach Workuta gekommen sein soll. Hinzu kommen noch Tausende Russlanddeutsche, die vor dem 2. Weltkrieg in der Sowjetunion lebten und nach dem deutschen Angriff 1941 inhaftiert wurden, sowie die in der Sowjetunion inhaftierten Kriegsgefangenen.
Während des Zusammenbruchs der Sowjetunion wurde Zwangsarbeit durch das im Oktober 1991 in Kraft getretene Gesetz »Über die Rehabilitierung von Opfern politischer Repressalien« geregelt. Insbesondere die Anerkennung des erlittenen Unrechts war den Zwangsarbeitern von Workuta wichtig, da sie, was zum Beispiel Renten- und Pensionsansprüche angeht, anders behandelt wurden als etwa ehemalige Häftlinge in deutschen Arbeitslagern während der nationalsozialistischen Diktatur. Die Internetseite workuta.de erinnert an das Arbeitslager Workuta und an die Schicksale dutzender Häftlinge anhand von Lebensläufen.
Im Sommer 1953 fand der Aufstand von Workuta statt, der rund 10 Tage dauerte. Anders als andere Unruhen in sowjetischen Straflagern sind die Vorfälle von Workuta recht gut dokumentiert – auch weil dort besonders viele Deutsche interniert waren, die nach ihrer Freilassung 1955 im Westen davon berichteten. Einer von Ihnen ist Horst Schüler aus Hamburg. »Der Spiegel« hat seine Geschichte erzählt.
Wir waren naiv – Aufstand im Gulag
Auschwitz: Der Name »Auschwitz« ist Symbol geworden für die bis heute unfassbare fabrikmäßige Ermordung von Menschen. [...] Seit dem Kriegsbeginn gegen die Sowjetunion im Sommer 1941 treiben die Nationalsozialisten die »Endlösung der Judenfrage« voran. Auschwitz wird ausgebaut: Ein zweites Lager entsteht im drei Kilometer entfernten Birkenau. Auschwitz soll das Zentrum der Vernichtung werden. Insgesamt besteht Auschwitz aus drei Haupt- und über 40 Nebenlagern.
Die ersten Gaskammern werden 1942 gebaut. Etwa 80 Prozent der aus ganz Europa nach Auschwitz deportierten Menschen werden direkt in die Gaskammern geschickt. Nur diejenigen, die noch »verwertet« werden können, werden aussortiert: Wer noch arbeiten kann, wird zur Arbeit gezwungen. [...]
Viele Häftlinge wurden für Experimente missbraucht: Ärzte, die in Auschwitz arbeiteten, führten Frauen chemische Mittel ein, um neue Methoden der Sterilisation zu testen. Die meisten starben daran. Die Überlebenden wurden getötet, um ihre Leichen zu untersuchen. Zwillingspaare und Menschen mit angeborenen Anomalien wurden vermessen, Experimenten ausgesetzt und ebenfalls getötet, um die toten Körperteile weiter zu untersuchen oder für Demonstrationszwecke zu konservieren.
Ungeachtet dieser Grausamkeiten führten die Täter in Auschwitz ein geradezu gespenstisch normales Leben: Das Personal, die Ärzte, die Kommandanten und SS-Bewacher gingen nach ihrer Schicht nach Hause zu ihren Familien, um Abendbrot zu essen und mit den Kindern zu spielen. [...]
Als im Juli 1944 sowjetische Truppen das weiter im Osten gelegene Lager Majdanek befreiten, löste die SS das Lager Auschwitz auf. Damals lebten dort etwa 155.000 Menschen. Die Hälfte von ihnen wurde in andere Lager weiter im Westen gebracht. Auf den »Todesmärschen« nach Mauthausen, Sachsenhausen, Bergen-Belsen oder in andere Lager starben die meisten von ihnen.
• zitiert nach der Website www.planet-wissen.de: Geschichte
Drittes Reich – Auschwitz
Die offizielle Bezeichnung der Anlage ist »Ehren- und Mahnmal«. Die Besucher werden mit der breit gefächerten Bedeutung der Orte auf den Namenssteinen alleine gelassen: weder gibt es bei der Anlage eine Informationstafel oder einen Flyer mit Erklärungen, noch in der Kirche bei den anderen Informationsschriften. Auch auf der Website der Kirchengemeinde bleibt es bei der Erwähnung des »Mahnmals« als Erinnerung an das Leid von Krieg und Gewaltherrschaft.
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Volkstrauertag 2016
Gedenkstunde um 11.15 Uhr am Ehren- und Mahnmal mit Ansprache und Kranzniederlegung durch Vereine und Verbände:
Foto: Lübecker Nachrichten / hil
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Volkstrauertag 2017
Ein Kranz zum »ehrenden Gedenken« von der Freiwilligen Feuerwehr.
Auch der Sozialverband Deutschland (SoVD) Ortsverband Wahlstedt beteiligt sich mit einem prächtigen Kranz.
So geht es auch: ein selbstgebasteltes Kränzchen für die »Toten der Kriege« mit dem geschriebenen Wunsch auf dem Schleifenband:
Nie wieder Krieg
Nie wieder Faschismus
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Die Einweihung
Am 18. November 1956 wurde die Anlage unter großer Anteilnahme der Wahlstedter Bevölkerung eingeweiht. Landschaftsarchitekt Kidery übergab sie nach dem Choral »die Himmel rühmen des Ewigen Ehre« an Bürgervorsteher Peters und Bürgermeister Tietz. Dann folgte die Weihepredigt von Pastor Wolf. Wir zitieren aus der Wahlstedter Chronik von 1958: »Er ließ dann die Gedanken hinausgehen zu den stillen Gräbern in Ost und West, in die afrikanische Wüste, in die Tiefe der Meere, in das Grauen der Bombennächte und der Flüchtlingsstraßen. ›Wie sind die Helden im Streit – wie sind die Edlen umgekommen?‹ Sodann weihte Pastor Wolf unser Ehren- und Mahnmal mit den Worten: ›So sei denn dieses Werk geweiht als ein Ehrenmal unauslöschlichen Dankes den Gefallenen, ein Gedächtnis schwerster Zeit unseres Volkes, ein Mahnen zu ganzer Treue den kommenden Geschlechtern.‹«
Landrat Dr. Alnor dankte allen Beteiligten und Spendern: »Wenn eine junge und doch schon große Gemeinde ein Ehrenmal solch monumentaler Größe und Geschlossenheit aus dem Empfinden einer unteilbaren Verpflichtung für ihre Gefallenen und deren Erbe schaffe, dann sei mit tiefer Befriedigung festzustellen, daß dieses Werk von dem Geist jener zeuge, zu deren ehrendem Gedächtnis wir versammelt seien ...« Die Feier endete mit dem Deutschlandlied.
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Die Geschichte
Die heutige Gedenkstätte hinter der Wahlstedter Kirche ist zwar umgeben von kirchlichen Grundstücken, die Anlage selbst ist aber städtisch. Am Volkstrauertag im November und dem Schützenfest im August finden dort Kranzniederlegungen statt, darum pflegt die Stadtverwaltung kurz vorher das Gelände. Eine größere Renovierung wurde 2004 durchgeführt: Wege wurden repariert, groß gewachsene Gehölze entfernt um die Sicht auf das Kreuz zu verbessern und Sandflächen wurden mit Gras bepflanzt. Weiterhin sollten die Sitzbänke in der ursprünglichen Form als aufgesägte Baumstämme wieder hergestellt werden.
Die Steinplatte mit Stahlhelmrelief zum 1. Weltkrieg ist ein Teil des Kriegerdenkmals, das vorher in der Dorfmitte von Wahlstedt stand. Damals wurde der alte Dorfkern wegsaniert und durch das moderne Rathaus ersetzt. Die Denkmalsplatte für die toten Soldaten des 1. Weltkriegs wurde dann in die neue Anlage am Waldfriedhof integriert.
• Wir danken Cathrin Christensen vom KK-Archiv und Pastor Kristoffersen für die Auskünfte
Aus der Wahlstedter Chronik von 1958:
Am 22. Juli 1955 nahm der Kulturausschuss der Gemeindevertreter seine Arbeit auf, um »für die im zweiten Weltkrieg im Felde Gefallenen und durch sonstige Kriegseinwirkungen um ihr Leben gekommenen ein würdiges Ehren- und Mahnmal zu schaffen.«
Am 18. August 1955 fiel die Entscheidung, dass für beide Weltkriege eine großzügige Lösung gefunden und dafür die Gedenktafel des Denkmals für den 1. Weltkrieg am Dorfplatz zwischen Eiche und der Gastwirtschaft »Zur Eiche« mitverwendet werden sollte. Als Termin für die Fertigstellung wurde der 18. November 1956 festgesetzt. Gartenarchitekt Hans Kidery aus Plön und Bildhauer Friedrich Eichstaedt aus Munster legten ihre Entwürfe vor. Nachdem auch der Kirchenvorstand in Bad Segeberg unter Vorsitz von Propst Jaeger zugestimmt hatte, wurden sie ausgeführt. Dafür wurden zu den von der Gemeinde bereitgestellten 8 000 DM noch in wenigen Tagen 12 000 DM aus Spenden der Bevölkerung einschließlich der Industriebetriebe eingesammelt.
Beim ersten Spatenstich auf dem für das Denkmalskreuz ausgewählten Hügel, stellte sich heraus, dass dort ein frühgeschichtliches Grab, ein »Hünengrab« liegt. Dr. Hingst als Beauftragter des Amts für Vor- und Frühgeschichte von Schleswig-Holstein gab den Hügel frei, weil Gräber gleicher Art und Epoche bereits hinreichen erforscht worden seien. Zitat: »Gleichzeitig wurde es als glückliche Fügung angesehen, mit der Schaffung der neuen Kultstätte eine alte zu erhalten.«
Chronik Wahlstedt, 1958, S. 467-471
Dieses Foto zeigt die Fahnenweihe der Schützengilde 1965. Es ist in der Publikation »Wahlstedt vom Dorf zur Stadt« erschienen.
Wir danken Frederik Kögebehn von der Bauverwaltung der Stadt Wahlstedt für die Recherche.
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Postkarte aus Wahlstedt
Aus den 1970er Jahren: der Denkmalshügel ist mittlerweile bepflanzt worden.
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